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Fußnoten

Aristoteles, Nikomachische Ethik, in: A., Hauptwerke, ausgew., übers. und eingel. von Wilhelm Nestle, Stuttgart 1953, S. 209.

Martin Esslin, Was ist ein Drama? Eine Einführung, München 1976, S. 82.

Ebenda, S. 83.

Friedrich Nicolai, Schriften, Bd. 17, S. 133. Zitiert nach: Erläuterungen und Dokumente, Gotthold Ephraim Lessing, »Emilia Galotti«, hrsg. von Jan-Dirk Müller, Stuttgart 1971, S. 45.

Karl S. Guthke, Das deutsche bürgerliche Trauerspiel, Stuttgart 41972, S. 1.

Friedrich Schlegel, Über Lessing. Zitiert nach: Erläuterungen und Dokumente, Gotthold Ephraim Lessing, »Emilia Galotti« (Anm. 4), S. 73.

Gustav Freytag, Die Technik des Dramas, Leipzig 1863, S. 2.

Freytag (Anm. 7), S. 105.

Bernhard Asmuth, Einführung in die Dramenanalyse, Stuttgart 1980, S. 124.

Lexikon der Alten Welt, Redaktion: Klaus Bartels und Ludwig Huber, Zürich/München 1990, Spalte 2260.

Ebenda, Spalte 148.

Freytag (Anm. 7), S. 116.

Gotthold Ephraim Lessing, Werke und Briefe in zwölf Bänden, hrsg. von Wilfried Barner, Bd. 11.1: Briefe von und an Lessing 1743–1770, hrsg. von Helmuth Kiesel, Berlin 1987. S. 267.

Titus Livius, Ab urbe condita, Liber III / Römische Geschichte, 3. Buch, übers. und hrsg. von Ludwig Fladerer, Stuttgart 1988, S. 126 ff.

Ebenda, S. 137.

Zitiert nach: Erläuterungen und Dokumente, Gotthold Ephraim Lessing, »Emilia Galotti« (Anm. 4), S. 44.

Christian Rochow, Das bürgerliche Trauerspiel, Stuttgart 1999, S. 49.

Aristoteles, Poetik, in: A., Hauptwerke (Anm. 1), S. 345.

Zitiert nach: Rochow (Anm. 17), S. 56.

Zitiert nach: Erläuterungen und Dokumente (Anm. 4), S. 44.

Ebenda, S. 46.

Zitiert nach: Rochow (Anm. 17), S. 120.

Monika Fick, Lessing-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/Weimar 2000, S. 318.

Zitiert nach: Erläuterungen und Dokumente (Anm. 4), S. 45.

Ebenda, S. 50.

Ebenda, S. 64.

Ebenda.

Fick (Anm. 23), S. 322.

Lessing. Epoche, Werk, Wirkung. Ein Arbeitsbuch für den literaturgeschichtlichen Unterricht, hrsg. von Wilfried Barner, Gunter Grimm, Helmuth Kiesel, Martin Kramer, München 1975, S. 178.

Zitiert nach: Wolfgang Drews, Gotthold Ephraim Lessing in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1962, S. 110.

Ebenda, S. 137.

Aufklärung. Erläuterungen zur deutschen Literatur, hrsg. vom Kollektiv für Literaturgeschichte, Berlin 1974, S. 482.

Gotthold Ephraim Lessing, Werke in acht Bänden, hrsg. von Herbert G. Göpfert, München 1973, Bd. 4, S. 233.

Fick (Anm. 23), S. 339.

Lessing, Werke (Anm. 33), Bd. 2, S. 707.

Dieter Hildebrandt, Lessing. Biographie einer Emanzipation, Frankfurt a. M. [u. a.] 1982, S. 356.

Aufklärung (Anm. 32), S. 521.

Guthke (Anm. 5), S. 1.

Zitiert nach: Erläuterungen und Dokumente (Anm. 4), S. 30.

Horst Joachim Frank, Geschichte des Deutschunterrichts. Von den Anfängen bis 1945, München 1973, S. 263.

Rudolf Lippert, Methodisches Handbuch der deutschen Literatur, Leipzig 1910, S. 149.

Peter Jentzsch, Gotthold Ephraim Lessing, Emilia Galotti, Stuttgart 1984 (Reclams Lehrpraktische Analysen, 6), S. 2.

Damit steht die Grundfrage der Ethik – »Was sollen wir tun?« – der Form nach und auch inhaltlich im Mittelpunkt von Lessings Drama. Sie wird zugleich aufgenommen, zugespitzt und mit deutlichem Zweifel versehen, ob sie zufriedenstellend beantwortet werden könne. Emilia ahnt, dass sie in eine kritische, wenn nicht aussichtslose Lage geraten ist. Sie ist getrennt von den Instanzen, die ihr bisher beigestanden und geraten haben – so ihr Vater und ihre Mutter –, und sie muss nun aus eigener Kraft handeln und weiß nicht, wie.

Die Ethik leitet an, von der Grundfrage »Was soll ich tun?« ausgehend, die jeweilige Situation, in der ein Mensch handeln muss, genau einzuschätzen und dann nach moralisch vertretbaren Lösungen zu suchen, die zu einem erstrebten Ziele menschlichen HandelnsZiel hinführen. Dabei zeigt sich, dass weder die Ziele noch die Wege der einzelnen Menschen eindeutig zu bestimmen sind. Aristoteles (384322 v. Chr.) schreibt zu Beginn seiner Nikomachischen Ethik: »[…] jede Handlung und jeder

Emilia ist nicht die einzige Figur in Lessings Drama, die sich vor die Frage nach dem angemessenen Handeln gestellt sieht. Der Prinz, ihr Gegenspieler, fragt seinen Kammerdiener: »Was würden Sie tun, wenn Sie an meiner Stelle wären?« (I,6). Und am Ende des Trauerspiels ruft Odoardo, der Vater, der seine Tochter erdolcht hat, aus: »Gott, was hab ich getan?« (V,7). Nicht auf alle Fragen werden Antworten gegeben. Und wo Antworten gegeben werden, müssen sie nicht einmal angemessen und akzeptabel sein.

Eng verknüpft mit der Frage »Was soll ich tun?« sind zwei weitere Fragen: »Was will ich tun?« und »Was darf ich tun?«. Dass Wollen und Dürfen häufig in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen, erfährt jeder Mensch an sich selbst. Dabei steht der nach- und vordenkende, also der gewissenhafte Mensch vor einer weiteren Frage, nämlich: »Wer bestimmt und entscheidet, was ich darf?« Auch diese Frage stellen und beantworten einzelne Figuren des Dramas für sich.

Was will, darf und soll ein junger Prinz, der ein Fürstentum regiert? Das ist nicht nur eine Frage der Ethik und PolitikEthik, sondern auch der Politik. Ist es wirklich so, wie

Das Drama gilt als »die konkreteste Form der Darstellung menschlichen Verhaltens und zwischenmenschlicher Beziehungen«2. Es ist des Weiteren die »konkreteste Art, in welcher wir über die Lage des Menschen in der Welt denken können«.3 Lessings Drama wurde 17 Jahre vor dem Ausbruch der Französischen Revolution uraufgeführt. Es wurde vom Autor, dem großen Repräsentanten der Aufklärung, als »Trauerspiel« angekündigt. Die Literaturwissenschaft etikettiert es genauer als »Ein »bürgerliches Trauerspiel«bürgerliches Trauerspiel«. Damit ist nicht nur etwas über die Bauart und den Ausgang des Stückes gesagt; vielmehr wird deutlich, dass es darin auch um die Werte und die Perspektive des bürgerlichen Standes geht, der sich zur Entstehungszeit des Dramas neu positionierte. Die gestellten Fragen sind jedoch nicht an eine bestimmte Zeit und nicht an eine bestimmte Staats- und Regierungsform gebunden. Sie stellen sich überall, wo Menschen als soziale Wesen nach einem Lebensziel suchen und nach Wegen, dorthin zu gelangen.

Das Drama Emilia Galotti ist in Prosa verfasst und wurde 1772 im Hoftheater in Braunschweig zum ersten Mal aufgeführt. Es ist in fünf Aufzüge eingeteilt und besteht aus insgesamt 43 Szenen oder Auftritten. Die Ort und Zeit der HandlungHandlung spielt in der Mitte des 18. Jahrhunderts in einem absolutistisch regierten italienischen Kleinstaat in der Po-Ebene. Dort regierte das Fürstengeschlecht Gonzaga vom 14. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Ein Hettore Gonzaga ist jedoch historisch nicht nachweisbar. Die Tragödie der Emilia Galotti hat ihre Der Stoffstoffliche Grundlage in der römischen Sage vom Tod der Virginia, über den der römische Historiker Titus Livius (59 v. – 17 n. Chr.) berichtet. Dieser Stoff war schon vor Lessing in Frankreich, England, Spanien und Deutschland dramatisiert worden.

Erster Aufzug

1. Auftritt: Am frühen Morgen geht der Fürst Hettore Gonzaga, für heutige Leser missverständlich als »Die AusgangssituationPrinz« angekündigt, in seinem Arbeitszimmer lustlos seinen Amtsgeschäften nach. Klage- und Bittschriften werden abgewiesen, bis eine Bittstellerin Emilia heißt. Der Name genügt, den Fürsten geneigt zu machen und ihn gleichzeitig in solche Unruhe zu versetzen, dass er alles liegen lassen und ausfahren will. Der gerade hereingegebene Brief einer Gräfin

2.–4. Auftritt: Der Maler Conti hat im Auftrag des Fürsten mit großem Aufwand ein Der Maler ContiGemälde der Gräfin Orsina, der Geliebten des Fürsten, angefertigt, das er nun übergeben möchte. Da die Liebe des Fürsten jedoch inzwischen erkaltet ist, kann dieser auch für das Porträt nichts empfinden. Dagegen ist er ganz begeistert von einem Bild, das Emilia Galotti, eine der »vorzüglichsten Schönheiten unserer Stadt«, zeigt, mit dem der Maler Conti aber »noch sehr unzufrieden« ist. Ohne über einen Preis zu verhandeln, kauft der Fürst beide Bilder, bestimmt das Gemälde Orsinas für die fürstliche Galerie und behält das andere bei sich in seinem Kabinett.

5. Auftritt: Vor sich selbst gesteht der Prinz ein, dass er mehr noch als das Kunstwerk die dargestellte Person selbst besitzen möchte.

6. Auftritt: Die Die Konfliktlage des PrinzenKonfliktlage, in der sich der Prinz befindet, wird deutlicher, wenn man erfährt, dass er sich in Kürze im Interesse des Staates und aus politischen Erwägungen mit der Prinzessin von Massa verheiraten wird, dass er – auch deshalb – die Gräfin Orsina verabschiedet hat, dass er aber gleichzeitig wie von Sinnen ist, wenn er an jene Emilia Galotti denkt, die er bei einer Abendgesellschaft kurz zuvor kennengelernt hat und in die er sich verliebt hat. Marinelli,

7. Auftritt: Um Emilia noch einmal zu sehen, beschließt der Prinz, in jene Kirche zu gehen, in der Emilia jeden Tag die Morgenmesse hört.

8. Auftritt: Camillo Rota, einer der Räte, erscheint zum Vortrag, trifft aber auf einen geistesabwesenden Herrn und vermeidet es, diesen zu Entscheidungen zu bewegen.

Zweiter Aufzug

1.–2. Auftritt: Odoardo, Emilia Familie GalottiGalottis Vater, kommt überraschend von seinem Landgut in die Residenzstadt Guastalla, wo Claudia, seine Frau, mit Emilia, der gemeinsamen Tochter, eine Wohnung bezogen hat, um das Leben in der Stadt kennenlernen zu können. Der Vater ist beunruhigt, als er seine Tochter zu Hause nicht antrifft.

3. Auftritt: Pirro, ein Bediensteter Odoardos, wird

4. Auftritt: Odoardo und Claudia vergleichen die Möglichkeiten und Gefahren, die das Leben in der Stadt mit sich bringt. Odoardos Der Argwohn OdoardosBesorgnis wird größer, als er hört, dass sich der Prinz auf einer Abendgesellschaft angeregt mit Emilia unterhalten hat.

5. Auftritt: Claudia hält Odoardos Sorge für übertrieben.

6. Auftritt: Odoardo hat sich gerade entfernt, als Emilia verwirrt und atemlos in die Wohnung stürzt: Sie ist während der Messe von einem Nachstellung durch den PrinzenMann angesprochen worden, in dem sie nachträglich den Prinzen erkannte. Mit Mühe hat sie sich einer weiteren Unterredung entziehen können. Die Mutter empfiehlt, von dem Vorfall weder dem Vater noch dem Bräutigam zu berichten.

7. Auftritt: Graf Emilias BräutigamAppiani, Emilias Bräutigam, kommt, um einige Kleinigkeiten für die nachmittägliche Feier zu besprechen.

8. Auftritt: Graf Appiani ist von unbestimmten Sorgen besetzt. Er fühlt sich bedrängt, den Fürsten über seine bevorstehende Vermählung zu informieren, obwohl er dazu nicht verpflichtet ist.

9. Auftritt: Marinelli ist Graf Appiani in die Wohnung der Galottis gefolgt, um sich angeblich eines Auftrags des Prinzen zu entledigen.

10. Auftritt: Marinelli und Appiani, die in einem

11. Auftritt: Claudia gegenüber spielt Appiani die Bedeutung der Begegnung herunter und erklärt, man könne jetzt »ganz ruhig« zur Hochzeitsfeier fahren.

Dritter Aufzug

1. Auftritt: Während Marinelli auf dem Lustschloss des Prinzen in Dosalo von seiner Unterredung mit Appiani berichtet und den Prinzen ausfragt, was er mit Emilia in der Kirche geredet habe, fällt draußen ein Schuss. Marinelli hatte Leute zu einem vorgetäuschten räuberischen Der Überfall auf die HochzeitskutscheÜberfall auf die Hochzeitskutsche angeheuert, aus der dann Emilia ›gerettet‹ werden sollte. Der Schuss signalisiert, dass der erste Teil des Plans gelungen ist.

2. Auftritt: Angelo informiert Marinelli, dass bei dem Überfall Graf Appiani Der Tod Appianisgetötet wurde und dass auch Nicolo, der Komplize Angelos, ums Leben kam.

3. Auftritt: