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Table of Contents

Titel

Impressum

Wer kämpft...

Ey, du ...

Am nächsten Tag

Wieder in meinem Zuhause angekommen

Ich beschloss...

Es war wie eine Befreiung...

Adiposiman‘s Fremdwörterhilfe

Adiposiman‘s Goldene Regeln

Bin ich latent adipös?

Merchandise

Publikation

Rezensionen

 

 

 

David Schaak

 

 

 

 

Adiposiman

 

Der fettsüchtige Superheld

 

 

Verlag DeBehr

 

adiposiman@online.de


Copyright: © 2012 David Schaak

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Grafiken: Copyright by Jeanne Cruse, Copyright by Fotolia by julien tromeur, andrewgenn, mekcar, entwurfsmaschine, Frank Waßerführer

ISBN: 9783957530981

 

„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

*Berthold Brecht*

(10.02.1898 -14.08.1956 )

 

Ey, du mehrfach ungesättigte Fettsau, verschwinde von der Schlemmertheke“, hörte ich es nur aus der Ferne brüllen, als ich mich wieder meinen unersättlichen Gelüsten hingab und sämtliche Fleisch- und Wurstwaren begutachten musste. Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich nur an eines denken konnte, nämlich meine unbeschreiblich große Leere im Magen zu füllen. Dieses war meine tägliche Mission Impossible, nur dass ich nicht ansatzweise Tom Cruise war und ich keine unsagbar schweren Fälle zu lösen hatte, die zur Rettung der Welt beisteuerten, und meine Mission kein Happy End besaß. Als ich also nach der Fleischbeschau (die bei mir auch den wortwörtlichen Sinn hatte) meinen Rundgang fortsetzte, stellte ich fest, dass ich noch irgendetwas Essentielles vergessen haben musste. Mein Blick schweifte über den Drahtkorb meines Einkaufswagens. In meinem Portfolio befand sich ein Kasten Bier (Premium Pils), eine Tafel vollmundiger Vollmilchschokolade ohne Nüsse, ein 2kg-Eimerchen Fruchtjoghurt, eine Tüte Chips, eine reichhaltige Variation tierischer Produkte sowie ein Apfel, der in meinem Hause immer latent ist, das heißt, er ist vorhanden, aber wird nie wirksam (in meinem Dünndarm).

Es war mir einigermaßen offensichtlich, dass noch etwas fehlte. Dann fiel es mir wie eine Schuppenflechte von den Augen: mein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk, auch bekannt als Cola. Dieses steht natürlich ganz oben auf der Agenda, aber nicht jährlich oder im Quartal, sondern täglich. Nachdem ich nun meine Akkumulation von Produkten besaß und ich schon völlig dehydriert und ausgezehrt von dem permanenten 15-minütigem Gelaufe und dem Geschiebe des Wagens war, beschloss ich, mich auf direktem Wege an den Kassenbereich zu begeben, um meinen Warenzoll zu entrichten. Bedauerlicherweise gab es nur eine offene Kasse, mit einem für mich persönlichen Horrorszenario, das so aussah: An der Kasse war eine achtzehnjährige, vor Akne strotzende Auszubildende, die den Elan einer Wachkomapatientin zeigte. Als erstes Glied der Schlange befand sich eine optisch 100-jährige Frau, die ich auch gerne Silberlocke nenne, nur von ihrem mit Bügelbremsen versehenen Rollator gestützt und mit ihrer Geldbörse voller gutbehüteter Reichspfennige in den zittrigen Händen. Meiner Ansicht nach ist diese Minderheitengruppe sowieso das Malignom der Gesellschaft, da sie mit ihrem zahnlosen Gebiss an der Brust des Steuerzahlers saugt.

An zweiter Stelle des Glieds folgte dann eine Mitte Dreißiger Frau mit ihrer vor Rotz triefenden, 1,30m großen Ausgeburt, auch Kind genannt. Nun gut, dachte ich mir, so schlimm wird das schon nicht. Aber ich sollte mich täuschen. Als besagte Silberlocke ihre Rechnung mit ihrer 1940er Reichspfennigsammlung zahlen wollte, fiel besagter achtzehnjähriger Wachkomapatientin auf, dass diese Währung in unserer heutigen Zeit gar nicht mehr akzeptiert wird. Da die Kommunikation den beiden schwer fiel, weil Omichen ihr Hörgerät nicht feinjustiert hatte, musste Hilfe geordert werden. Also ließ die Kassiererin über Lautsprecher verlauten: „….Frau Imbiss, Kasse eins bitte,….Frau Imbiss bitte….“

Was? Imbiss? Oh mein Gott, sofort meldete sich mein Magen. Es fühlte sich an wie Dekubitus in der Magengegend. Nun wurde ich doch etwas ungeduldiger und legte meine Hoffnung in Frau Imbiss, die glücklicherweise zeitnah erschien und sich meinem Anschein nach vom Krankheitsbild der Auszubildenden anstecken ließ und selbst eine Arbeitsintoleranz entwickelte. Nachdem endlich alle Barrieren überbrückt waren und sich Frau Imbiss und Co. auf ein einheitliches Zahlungsmittel einigen konnten, bedankte sich Omi artig und verschwand mit ihren zwei Tüten Milch. Nun war Frauchen mit ihrem verrotzten Pygmäen an der Reihe. Da „es“ lauthals quengelte, wurde unverzüglich ein Karamellriegel zur Ruhigstellung geordert. Aber als sei „es“ nicht genug beschäftigt mit besagtem Snack, musste „es“ auch noch Witze auf meine Kosten machen.

„Guck mal, Mami, der fette Mann dort.“

Instinktiv wollte ich dem kleinem Homunkulus seinen mit Karamell überzogenen Riegel fest in den Atmungsapparat schieben, sodass „es“ daran erstickt. Um nun aber diese ganze Posse zu beenden, entschied ich, das lieber zu unterlassen. Mit Erfolg. Denn nachdem auch die Geldtransaktion bei Frauchen erfolgreich war, verstummte ihr kleinwüchsiger Anhang. Die beiden verschwanden. Nun war endlich der Weg für mich frei. Leicht verschwitzt und mit finsterer Miene schaute ich die Kassiererin an. Nach mehrmaligen monotonen Pieptongeräuschen von den Kassenscannern hatte ich es ebenfalls geschafft. Auch ich bedankte mich artig, wünschte einen ergötzlichen Tag und verschwand.

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Als ich so durch das Kaufhaus mit meinem voll beladenem Wagen fuhr, dachte ich mir, es gibt eigentlich drei Fettsacktypen im Leben. Typ eins: der Imbiss-Fettsack. Diese Art von Mensch ernährt sich gelegentlich von Speisen, die man nur in Imbissbuden, speziell in türkischstämmigen Lokalen, käuflich erwerben kann. Er trinkt dazu gern einige Flaschen Bier oder wahlweise Cola. Die adipösen Kollegen kommen häufig in Großstädten vor, weil es dort eine Vielzahl an eklatanten Buden und Imbissen gibt.

Typ zwei ist der „Meine-Frau-kocht-nicht-mehr“-Adipöse. Diese Sorte ernährt sich zu 95% von Fertigprodukten und Tiefkühlkost. Typ drei ist der amerikanische Restaurantfeinschmecker. Dieser schwergewichtige Freund ernährt sich ausschließlich von 1€-Burgern und literweisen Softdrinks. Die Frage ist nun, zu welchem dieser Typen gehöre ich? Auf meine Person trifft alles mehr oder weniger zu, eigentlich sehr erbarmungswürdig. Ich lud also meine Nahrungsprodukte in meinen olivgrünen Kleinwagen, fuhr meinen jetzt inhaltlosen Einkaufswagen in den dafür vorgesehenen Platz zurück, ging zum Automobil, setzte mich hinter das Steuerungsmodul und startete den unzähmbaren 40-PS-Motor meines Kraftfahrzeuges. Ich schaute mich umsichtig in alle mir möglichen Richtungen um und versuchte auszuparken, was sich als schwierig erweisen sollte, denn die Parklücken waren sehr schmal und ich war auf der Hut, das Bestmögliche aus der Situation zu machen, als, ja, als einer dieser Radfahrer von der rechten hinteren Flanke an meinem Auto vorbeigeschossen kam. Glücklicherweise sah ich ihn noch in letzter Sekunde, um eine Kollision zu vermeiden. Immer diese zweirädrigen Terroristen. Radfahrer sind ihrer Meinung nach die Krone der Schöpfung. Behelmt und in Kampfanzügen müssen sie beweisen, dass sie ökologischer, gesünder und mobiler sind als alle anderen Lebewesen. Das Fahrrad an sich ist nur ein stählender Teil ihrer Extremitäten. Es darf den CW-Wert (Koeffizient für den Strömungswiederstand) einer Rasierklinge nicht überschreiten. Sie (die Kamikaze-Radler) weichen auf Fußgängerwege aus, überfahren konsequent rote Ampeln, verkehren entgegen der Fahrtrichtung, ignorieren Abbiegeverbote und töten heckenschützenartig mit einem Spurt aus Toreinfahrten. Bildlich stelle ich mir das also so vor, dass jeder Radfahrer für jeden getöteten bzw. schwer verwundeten Zivilbürger in der Hierarchie der Terrorradorganisation aufsteigt. In ihren Worten also: §1: Die Radfahrermacht wird über Lynchjustiz erhalten.

Nun ja, als ich den Schock überwunden hatte und ich reibungslos die Fahrt fortsetzen konnte, entspannte sich meine Fontanelle wieder etwas, und ich freute mich bereits darauf, eine herzhafte Mahlzeit zu mir zu nehmen. Ich verspürte nämlich einen riesigen Hunger. Nun lso angekommen, parkte ich mein kolossales Gefährt