Inhalt

Vorwort

Die OPC-Story

Die Rettung des Jacques Cartier

Der OPC-Entdecker Jack Masquelier

OPC im Porträt

Ein OPC-Crashkurs

Die Bodyguards der Pflanzen

Sind OPC ein Wegwerfstoff?

Hier stecken natürliche OPC drin

OPC-Lieferant Rotwein

OPC aus Pinienrinde …

… und aus Traubenkernen

Wie bestimmt man den OPC-Gehalt?

Die Bioverfügbarkeit der OPC

OPC und ihre antioxidative Wirkung

OPC und der ORAC-Wert

Die antioxidative Kapazität

OPC entdecken

Die Heilwirkung

Der Jungbrunnen

Das OPC-Workbook

Der Kauf von OPC

OPC aus dem Internet

Die Angaben auf dem Produkt

Fünf Anbieter im Vergleich

Die Einnahme von OPC

Die OPC-Dosierung

Mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen

OPC-Kur für Daheim

Literatur

Weiterführende Quellen im Internet

Vorwort

Der Traubenkern hat sie. Die Pinienrinde hat sie. Preiselbeere und Haselnuss haben sie auch: Oligomere Proanthocyanidine, kurz genannt OPC. Sie sind ganz besondere Wirkstoffe. In der Natur helfen sie als sekundäre Pflanzenstoffe, Fressfeinde abzuhalten oder dienen als natürlicher Witterungs- und UV-Schutz. Verarbeitet zu Nahrungsmittelergänzungen können sie für den Menschen eine unterstützende Maßnahme gegen Verschleiß und Abbau sein, zur Verlangsamung von Alterungsprozessen beitragen, Lebensqualität und Wohlbefinden erhalten.

Auf den folgenden Seiten möchte ich Ihnen zu einem kurzen Überblick über dieses spannende Produkt verhelfen. Im Vergleich zu Aspirin oder Botox, den Kollegen von OPC im Kampf um den Alterungsprozess, werden OPC durch die Vielfalt von Anpreisungen und Superlativen in der Google-Welt in die Nähe mittelalterlicher Wundermittel gerückt. Sie lenken davon ab, dass dieser Stoff seit Jahrzehnten wissenschaftlich untersucht und medizinisch angewandt wird.

OPC können ebenso wenig wie andere Nährstoffe Krankheiten oder eine schlechte Verfassung »heilen«, wenn sie singulär angewendet werden. Sie sollten eingebettet sein in etwas, das Hildegard von Bingen als Heilkraft des Genießens bei stetem Umgang mit Licht und Luft, sinnvoller Ernährung ohne Übermaß und Sucht sowie der Ausgewogenheit von Bewegung und Ruhe bezeichnete. In diesem Sinne auf Vitalität bis ins hohe Alter!

Die OPC-Story

In diesem historisch ausgerichteten Kapitel geht es um die zwei Forscher zur See und in der Chemie, Jacques Cartier und Jack Masquelier, und darum welchen unerhört großen Einfluss die OPC auf deren Leben und Karrieren nahmen.

Die Rettung des Jacques Cartier

Die Geschichte beginnt im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts, zu einer Zeit, die den französischen König sehr beunruhigte. Auf den Spuren Magellans und dessen Weltumsegelung schienen Spanien und Portugal nun die Neue Welt unter sich aufteilen zu wollen. Doch Frankreich sollte auf dieser auch eine wichtige Rolle spielen und so sann der König auf eigene Expeditionen. Den richtigen Mann dafür hatte er schon: den Bretonen Jaques Cartier. Dieser brach 1534 zu seiner ersten Reise auf, mit dem Auftrag, eine kürzere Route nach Asien zu finden und gleichzeitig die Länder, von denen man sich erhoffte, »dort große Quantität von Gold und anderen wertvollen Dingen«1 zu finden. Der Winteranbruch zwang ihn unverrichteter Dinge zur Rückkehr nach Frankreich. Schon im nächsten Jahr war der gut ausgebildete und fähige Schiffsführer der erste Europäer, der den Sankt-Lorenz-Strom hinauffuhr, tief ins Innere des nordamerikanischen Kontinents hinein. Von Mitte November 1535 bis Mitte April 1536 lag seine Expedition im Rivière Saint-Charles, einem Nebenstrom des Sankt-Lorenz-Strom, fest. Dieses Mal hatte der Winter ihn und seine drei Schiffe überrascht. Die Schiffe froren ein, ebenso das Trinkwasser während die Vorräte wie Gepökeltes und der Schiffszwieback zur Neige gingen.

Von einem Tag auf den nächsten breitete sich eine Krankheit aus, von der Cartier annahm, dass es sich um eine Seuche der eingeborenen Indianer handelte, mit der sich die Mannschaft angesteckt hatte. In dieser verhängnisvollen Situation ereigneten sich mysteriöse Todesfälle mit grausamen Symptomen. Von den 110 Mann starben 25 Crew-Mitglieder, nachdem sie zuvor ihre Zähne verloren hatten und ihnen die Beine angeschwollen waren, die Übrigen waren bis auf drei, vier Seeleute so schwach und krank, dass »man kein Überleben mehr erwartete.«2 Erst als Cartier auf den Indianer Domagaya vom Stamm der Huronen und Sohn des Häuptlings Donnacona stieß, der zwei Wochen zuvor noch dieselben schrecklichen Krankheitsanzeichen zeigte und nun gesund und davon befreit war, rückte Hilfe in greifbare Nähe. Domagaya konnte berichten, dass der Saft und das Mark von Blättern eines Baumes ihn geheilt hätten. Dieser Baum wurde in der Ojibwe-Sprache der Indianer Anneda genannt. Anscheinend kochten die Indianer auch Piniennadeln in dieser traditionellen Medizin mit und behandelten damit Krankheiten wie Diabetes. Sofort ließ Cartier Rinde und Blätter in Wasser erhitzen und daraus die Medizin bereiten. Zunächst weigerte sich die Crew, das Gebräu zu trinken, wer wusste denn schon, ob man den Indianern trauen konnte und der Tee nicht etwa giftig war? Nur die Todkranken wagten den Versuch, denn sie hatten nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Und etwas Wunderbares passierte: Nachdem die Männer zwei oder drei Tage von »dem besten Heilmittel, das man je auf der Erde gesehen und gefunden hat«3 getrunken hatten, wurden sie gesund. Selbst alte Krankheiten verschwanden – Cartier berichtet von einer langjährigen Syphiliserkrankung bei einem der Männer, die mit dem Trunk ebenfalls geheilt wurde. Cartier dankte Gott und Baum, der in nur sechs Tagen seine Mannschaft vor dem sicheren Tod rettete.

Heute weiß man, dass es sich bei Anneda vermutlich um die Picea glauca handelte, eine Weißfichte, die in Kanada, Alaska und den nördlichen USA heimisch ist. Und dass die vermeintliche Seuche Skorbut war. Die frühen Seefahrer fürchteten nicht Piraten und Krieg. Die größte Angst hatten sie vor dieser seltsamen Krankheit, die ihre Zähne faulen ließ, ihnen ihre Kraft und letztlich ihr Leben nahm. Meist nach etwa drei Monaten auf See fing es an: Die Männer wurden müde, klagten über Muskelschmerzen, hatten plötzlich große purpurfarbene Flecken, ihre Haut war blutunterlaufen, ihre Zähne faulten und schließlich starben sie. Die Bezeichnung Skorbut stammt von scorbutus, dem lateinischen Wort für Mundfäule. Da es der Schiffsbesatzung Cartiers an Obst und Gemüse fehlte, brach aufgrund des Vitamin-C-Mangels diese als »Seefahrerleiden« bekannte Krankheit aus. Heute weiß man, dass es der Anteil an Vitamin C in den Nadeln des Kiefernbaumes und die OPC in seiner Rinde waren, die sich als erfolgreiche Skorbut-Killer erwiesen hatten. Die Ureinwohner der »Neuen Welt« hatten die Seefahrer gerettet. In den nachfolgenden Jahrhunderten gab es weitere Erkenntnisse hierzu. 1747 testete Dr. James Lind, ein Arzt der britischen Marine, erfolgreich die Wirkung von Zitrusfrüchten. James Cook trat 1768 seine erste Weltumsegelung an, nicht ohne Sauerkraut an Bord zu nehmen. Vitamin C, die entscheidende Wirkkomponente, wurde erstmals 1928 als Substanz isoliert und bekannt.

Der OPC-Entdecker Jack Masquelier

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg forschte 1945 der junge Jack Masquelier (1922–2009) an der Universität Bordeaux über Erdnüsse. Er befasste sich in seiner Dissertation damit, was aus den Resten der Erdnüsse, die nach der Extraktion des Öls übrigblieben, werden könnte. Damals wurden tonnenweise Erdnüsse aus dem Senegal nach Bordeaux geschifft, um sie als Viehfutter zu verwenden. Die während des Schälprozesses abfallenden roten Häute blieben übrig und standen für eine Weiterverarbeitung zur Verfügung. Sollten diese Reste etwa nützliche Aminosäuren enthalten und könnte man damit der damaligen Mangelernährung der Franzosen entgegenwirken? Waren die Erdnussrückstände giftig und schadeten sie als Futter dem Vieh? Masquelier konnte damals nicht ahnen, dass er als Professor und Forscher das nächste halbe Jahrhundert der farblosen, wasserlöslichen Substanz widmen würde, die er dann anstelle toxischer Stoffe entdeckte: den Oligomeren Procyanidinen, kurz OPC. Denn tatsächlich fand er heraus, dass die Erdnusshäutchen wirksame Substanzen enthalten, die in der Lage sind, Venenerkrankungen vorzubeugen oder bereits bestehende Venenerkrankungen zu lindern.

Die erste Anwendung

Die schwangere Frau von Masqueliers Doktorvater litt an schmerzhaften Ödemen (das sind Ansammlungen von Gewebsflüssigkeit zwischen den Zellen wegen erhöhter Durchlässigkeit der Lymph- und Blutgefäße). Sie wurde zur ersten Versuchsperson, an der OPC aus der Erdnusshaut getestet wurde. Bereits nach 48 Stunden war sie ihre Ödeme los. Das gab Anstoß zu intensiver weiterer Erforschung und Masquelier machte die OPC zu seinem Lebenswerk.

1948 ließ sich der Forscher sein Verfahren zur Produktion von OPC aus Erdnusshaut patentieren. Zwei Jahre später kam das erste gefäßschützende Präparat auf der Basis von OPC unter dem Namen »Resivit« auf den Markt. Es wurde überwiegend von Anwenderinnen genutzt, die berufsbedingt viel stehen mussten. Es folgten die weiteren Gefäßschutzmedikamente Flavan und Endotélon, Letzteres wird noch heute in Frankreich von Ärzten verschrieben.

Ab 1950 wurden nur noch geschälte Erdnusskerne aus dem Senegal exportiert und Masquelier suchte nach weiteren Quellen zur OPC-Gewinnung. Eines Tages hob er ein Stück Pinienrinde auf und sah zu seinem Erstaunen, dass diese außen zwar ein dunkles Rötlich-Braun zeigte, innen aber ein helles Gelb-Braun aufwies – diese Farbkombination erinnerte ihn an die Erdnuss. Er nahm an, dass die Rinde, ähnlich der Haut bei der Erdnuss, dazu diente, die empfindlichen Öle im Inneren der Pflanze vor Sauerstoff und damit vor dem Ranzigwerden zu schützen. Ein geeigneter Rohstoff schien gefunden zu sein und es gelang Masquelier, die OPC aus der Rinde der französischen Seekiefer zu extrahieren. Sein Extraktionsverfahren wurde 1951 patentiert. Er prägte einst den Begriff Pycnogenole, der die aktiven Komponenten in der Pinienrinde bezeichnet und aus den griechischen Begriffen puknos für kondensiert und genos für Klasse, Familie abgeleitet wurde. Heute ist Pycnogenol® der Handelsname eines standardisierten Extraktes aus der Rinde der Meereskiefer, der von dem Schweizer Hersteller Horphag Research als Rohstoff an Unternehmen geliefert wird, die eine Vielzahl Pycnogenol® enthaltender Präparate produzieren.

1970 analysierte der angesehene Pharmakologe Masquelier in seinem Labor einen weiteren interessanten Rohstoff: Traubenkerne. Diese waren als Abfallprodukt der Herstellung von Bordeauxwein reichlich und billig vorhanden. Nach weiteren Jahrzehnten der Forschung hatte Masquelier also nicht nur entdeckt, dass die OPC praktisch in jeder Pflanze vorkommen, sondern er hatte auch Extraktionsverfahren entwickelt, mit deren Hilfe man die OPC aus jeder Pflanze und aus jedem Pflanzenteil gewinnen konnte. 1987 erhielt er das Patent für den Einsatz seiner OPC als Antioxidans – das bis heute stärkste bekannte pflanzliche Antioxidans.


1 Sautter, Udo, Hrsg. (2015): Jacques Cartier. Die Entdeckung Kanadas 1434–1542. Wiesbaden, S. 17.

2 Sautter, S. 143.

3 Sautter, S. 17.