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Lieblingsplätze

zum Entdecken

Leipzig

Marlis Heinz / Volkmar Heinz

Inhalt

Impressum

Karte 1

Karte 2

In der City

1  Köstliches zum Steuernsparen

Gasthaus Barthels Hof

2  Ganz oben

City-Hochhaus

3  Ganz unten

Moritzbastei

4  Schauen vor dem Hören

Gewandhaus zu Leipzig

5  Eine pikante Zeitungsente

Mendebrunnen auf dem Augustusplatz

6  Eine Pusteblumengeschichte

Opernhaus

7  Geschichte kehrt zurück

Paulinum

8  Als Leipzig den Atem anhielt

Nikolaikirche

9  Fachwerk und Stahlträger

Alte Nikolaischule

10  Kopf hoch!

Specks Hof

11  »Mein Leipzig lob’ ich mir!«

Goethedenkmal auf dem Naschmarkt

12  Literarisches Schuheputzen

Auerbachs Keller

13  Hinab in die Hochburg

Academixer-Keller

14  Licht ins Dunkel

Altes Rathaus

15  Als Tourist im Porzellanladen

Meissener Porzellan unter den Rathausarkaden

16  Aufatmen zwischen Cranach und Rauch

Museum der Bildenden Künste

17  »Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfn«

Restaurant und Museum Zum Arabischen Coffe Baum

18  Vom hohen Sockel

Bachdenkmal auf dem Thomaskirchhof

19  »Jauchzet, frohlocket«

Bach-Museum im Bosehaus

20  Marzipan statt Vögelchen

Café Kandler an der Thomaskirche

21  Vaterunser im Dienst

Neues Rathaus

22  Flanieren um die City

Lenné-Anlagen im Promenadenring

23  Noten bis zum Himmel

Musikalienhandlung M. Oelsner

24  Aromatische Zeitreise

Kaffee Richter

Im Norden

25  Expedition auf den Urkontinent

Tropenhalle Gondwanaland im Zoo

26  Drachen-Besieger und Tier-Freunde

Bärenburg im Zoo

27  Trockenschwimmen

Leipziger Stadtbad

28  Und der Superlativ blieb doch

Hauptbahnhof

29  Kellner Schmidt hatte recht

Gosenschenke Ohne Bedenken

30  Eine Prise Royales in der Bürgerstadt

Gohliser Schlösschen

31  Gerangel um den Götterfunken

Schillerhaus

32  Auf Schnuppertour

Leipziger Käsehaus

33  Eine Runde rum

Parkeisenbahn Auensee

34  Tümpel und Tempel

Schlosspark Lützschena

35  Lieber doch nur Boxenluder

Porsche-Werk Leipzig

36  Mit Mieder und Zylinder

Biedermeierstrand in Hayna

37  Zeit verstöbern

Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf

38  Renaissance der Renaissance

Torgau

Im Osten

39  Gehwege zu Musikgenies

Schumann-Haus

40  Ziemlich zackig

Grassimuseum

41  Geflüster zwischen verwitterten Steinen

Alter Johannisfriedhof

42  Ein Dirigat für jedermann

Mendelssohn-Haus

43  Dornen für die Schwiegermutter

Botanischer Garten

44  Philosophie – gemauert und gepflanzt

Park zu Machern

45  Sprung ins Heringsfass

Kloster Nimbschen bei Grimma

46  Das Versailles Sachsens

Schloss Hubertusburg in Wermsdorf

Im Süden

47  Der verrückte Portikus

Bayerischer Bahnhof

48  Wieder treppauf

Bibliotheca Albertina

49  Den Löffel nie abgegeben

Leuchtreklame Löffelfamilie

50  Das zweite Leben eines Pissoirs

Burgermeister der Grill

51  Ein Hügel aus Vergessenem

Fockeberg

52  Schwatzen, Schlürfen, Schmökern

Café Grundmann

53  Ja, wo fließen sie denn?

Mahlmannbrücke am Pleißemühlgraben

54  Aber bitte mit Salsa

Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park

55  Der intensive Duft

Nonne im Leipziger Auwald

56  Ein Hauch Noblesse

Galopprennbahn Scheibenholz

57  Eine runde Sache

Panometer

58  Entdeckungen mit Gießkanne

Südfriedhof

59  Leben mit dem Koloss

Völkerschlachtdenkmal

60  Lipa oder Liba oder wie?

Lindenallee Stötteritz

61  Beerdigte Kirchen

Etzoldsche Sandgrube

62  Weltgeschichte im Draufblick

Torhaus Dölitz, Zinnfigurenmuseum

63  Ins Wasser gefallen

Kanupark Markkleeberg

64  Lichtblicke

Deutsches Fotomuseum in Markkleeberg

65  Land der Seensucht

Pier 1 am Cospudener See in Markkleeberg

66  Eingeschlafene Kolosse

Bergbau-Technik-Park in Großpösna

67  Segen aus dem Maul des Schweins

Brühl von Altenburg

Im Westen

68  Schlechtes Gewissen – in Grün

Johannapark

69  Gondeln und Genießen

Bootstouren ab Stadthafen

70  Ehrgeiz verleiht Flügel

Red-Bull-Arena

71  Ackern für ein kleines Paradies

Gartenanlage Dr. Schreber

72  Mein lieber Schwan

Richard-Wagner-Hain

73  Genuss auf Rädern

Café ZierlichManierlich

74  Das Klicken des Auslösers

Capa-Haus

75  Die Letzten ihrer Branche

Museum für Druckkunst

76  Niedergang und Höhenflüge

Leipziger Baumwollspinnerei

77  Eine Metropole als Leipzigs Nachbarin

Dom zu Merseburg

Lesen Sie weiter …

Karte 1

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Karte 2

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In der City

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Barfußgässchen – die einen sagen Drallewatsch,

die anderen nur Kneipenmeile.

1  Köstliches zum Steuernsparen

Gasthaus Barthels Hof

Vergessen Sie alles, was Ihnen einfällt, wenn Sie Leipziger Allerlei hören. Nein, es ist nicht der verkochte Möhren-Erbsen-Spargelreste-Mischmasch aus der Dose. Es ist eine kunstvoll angerichtete Speise, bei der einzeln zubereitete Gemüse – junge Erbsen, Morcheln, Karotten, Spargel, oft auch grüne Bohnen, Blumenkohl oder Kohlrabi – durch Krebse, Krebsbutter oder Krebsklößchen gekrönt werden. Und natürlich erzählt man sich zu dieser Kreation eine Geschichte: Nach den Napoleonischen Kriegen soll Stadtschreiber Malthus Hempel den Ratsherren vorgeschlagen haben, den Speck lieber zu verstecken und nur noch Gemüse auf den Tisch zu bringen, sonntags vielleicht ein Stückchen Mettwurst oder ein Krebslein aus der Pleiße dazu. Dann, so spekulierte er, werden sich all die Bettler und Steuereintreiber nach Halle oder Dresden orientieren.

Wenn das Allerlei außerhalb der Spargelzeit auf einer Karte steht, sollte man skeptisch sein. Am sichersten ist es, die aufwendige Speise vorzubestellen. Da empfehlen sich vor allem die traditionellen Häuser wie Barthels Hof. Es ist eines der ältesten noch bestehenden Gasthäuser der Stadt und versteckt sich im gleichnamigen Hof am Markt. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude für den Kaufmann und Stadthauptmann Gottfried Barthel gebaut. Als 120 Jahre später die repräsentative Renaissancefassade unmodern geworden war, wurde sie samt Erker kurzerhand zum Hof hin gedreht und die Marktfront barock modernisiert.

Dieses Stück gewendete Architektur übersehen die meisten Gäste, solange sie nicht an den Tischen in Barthels Hof Platz nehmen. Dann braucht es auch nicht viel Fantasie, um sich den Trubel des einstigen Messe-Durchgangshofes vorzustellen: an Kranhaken schwebende Waren, Hufgetrappel, fluchende Kutscher, feilschende Händler … Bettler und Steuereintreiber auf der Durchreise nach Halle oder Dresden.

Tipp: Andere Gasthäuser, die während der Spargelzeit das Allerlei auftischen, sind beispielsweise der Ratskeller, Apels Garten und das Restaurant Weinstock.

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Gasthaus Barthels Hof /// Hainstraße 1 /// 04109 Leipzig ///

03 41 / 14 13 10 /// www.barthels-hof.de ///

2  Ganz oben

City-Hochhaus

Der Schaulustige muss sich über die breite Brüstung lehnen, wenn er die Innenstadt komplett sehen will. Sobald er an einem der Tische Platz nimmt, verschwindet die City fast gänzlich im toten Winkel. Es bleiben allerdings: der Blick bis zum Horizont, frischer Wind um die Nase und ein Glas in der Hand. Alles Lieblingsplatzqualitäten. Und eine Bühne für Sekt und Selfies.

Die Liste der Leipziger Hochhäuser ist kurz, und nur eines schafft es in dreistellige Regionen: das Hochhaus am Augustusplatz misst 142,5 Meter, was es nach seiner Fertigstellung 1972 für einige Monate zum höchsten Deutschlands machte. Weil es damals ein Universitätsgebäude war, hieß es – die Leipziger gehen gern erbarmungslos spöttisch mit Wahrzeichen um – auch »Uni-Riese«, »Weisheitszahn« oder »Professoren-Abschussrampe«. Jetzt nennt sich das Bürogebäude neutral City-Hochhaus. Weil die Hauptmieter ihre Logos an die Fassade montieren dürfen, passiert es auch, dass einem von ihnen, dem MDR zum Beispiel, die Hausherrenschaft zugeschrieben wird.

In der 29. Etage residiert ein Restaurant, aktuell Panorama Tower – Plate of Art geheißen und mit 120 Metern über dem Pflaster der Stadt das höchst gelegene Mitteldeutschlands. Wem es dort zu gemütlich zugeht, der zahlt drei Euro, passiert ein Drehkreuz, steigt noch ein paar Stufen und hat – denn die Spitze des Hochhauses ist im Weg – einen fast kompletten Rundblick über Leipzig und Umgebung. Der belegt, dass die Leipziger Tieflandsbucht, die nordwestlichste Ecke von Sachsen, wirklich einfallslos flach und monoton ist. Wären da nicht die Seen am Horizont, mit denen der Mensch der Schöpfungsgeschichte ein PS verpasst hat. Noch etwas fällt ins Auge: Leipzig ist grüner als sein Ruf und durchzogen von Parks, Wäldern und Alleen. Und dann gibt es da noch all die sehenswerten Gebäude – Vorsicht an der Brüstung!

Tipp: Für Leute, die gern hinabschauen, hat Leipzig weitere Höhepunkte: den Turm auf der Bistumshöhe, den Aussichtsturm Rosental, besteigbare Kirchtürme …

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Ausblick vom City-Hochhaus 

Panorama Tower – Plate of Art, City-Hochhaus ///

Augustusplatz 9 /// 04109 Leipzig /// 03 41 / 7 10 05 90 ///

www.panorama-leipzig.de ///

3  Ganz unten

Moritzbastei

Abends in der Leipziger Moritzbastei. Kerzenlicht. Gläserklirren. Stimmengewirr. Eigentlich duzt der Kellner seine Gäste. Nur bei denen, die dem Studentendasein sichtbar entwachsen sind, umgeht er die Anrede. Zum Sie greift er jedoch auch nicht, wohl ahnend, dass wer hier sitzt gern an seine Studienzeit und die staubigen Arbeitsstunden in der Moritzbastei denkt. Auch ich habe mit meinen Kommilitonen Schutt aus den Gewölben gekarrt, und wenn wir uns heute in Leipzig treffen, dann natürlich hier.

Diese Mauern gehören zum Ältesten, das Leipzig zu bieten hat. Rund 450 Jahre haben sie auf dem Buckel. Bastei – das heißt ein Stück Stadtbefestigung, errichtet unter Moritz von Sachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die auf der Bastei stehende Schule zerstört war, füllte man Trümmer in die Kellergewölbe. Was blieb, waren ein paar grüne Hügel.

Das zweite Leben der Moritzbastei ist von mehr Legenden umwoben als das erste. Jeder glaubt, andere Gründe für ihre Wiederbelebung zu kennen: trotz oder anlässlich der Weltfestspiele, des internationalen Jugendtreffens 1973 in Ostberlin; gegen oder für das Wohlwollen der Parteioberen. Es weiß auch keiner genau, wie viel das Ganze gekostet hat, und auch nicht, ob jeder verbaute Sack Zement ursprünglich für den Studentenklub gedacht war. Es gab Materialengpässe, aber es gab auch Nachbarbaustellen und hübsche, wortgewandte Studentinnen. Fest steht: 1982 war die gesamte Anlage fertig. Rund 50.000 Uni-Angehörige hatten zugepackt, auch wegen der Erbauerkarte, die bis heute freien oder ermäßigten Einlass zu Veranstaltungen gewährt. Jedes freigelegte Gewölbe wurde gründlich eingeweiht. Dann wühlte man sich in das nächste. Heute steht die Moritzbastei jedem offen. Und Student muss man auch nicht mehr sein, um in Leipzigs Unterwelt ein Bier zu Studentenpreisen zu genießen.

Tipp: Für Sportfans: Im Café Barbakane der Moritzbastei sind am Bildschirm wichtige Wettkämpfe mitzuerleben – vor allem natürlich die Spiele von RB Leipzig.

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Moritzbastei /// Universitätsstraße 9 /// 04109 Leipzig ///

03 41 / 70 25 90 /// www.moritzbastei.de ///

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Gewandhaus zu Leipzig

4  Schauen vor dem Hören

Gewandhaus zu Leipzig

Es ist nicht nur Konzerthaus und Orchester, es ist Institution, das Gewandhaus zu Leipzig. Geheimtipp? Keinesfalls. Lieblingsplatz? Unbedingt!

Anno 1743 gründeten Kaufleute den Verein Großes Concert. Für die Aufführungen nutzten sie ab 1781 das umgebaute Obergeschoss des Messehauses der Tuch- und Wollwarenhändler, also des Gewandhauses. Die Spielstätte gab dem Orchester seinen Namen. 1884 wurde südwestlich des Stadtzentrums das Neue Concerthaus gebaut, das in einer Bombennacht zur Ruine und 1968 abgerissen wurde. Das weltberühmte Orchester musste sich mit Provisorien bescheiden, bis 1981 Gewandhauskapellmeister Kurt Masur wieder in einem eigenen Haus, jetzt direkt in der City, ans Dirigentenpult treten konnte. Nach wie vor zollen Architekturexperten diesem einzigen Konzerthallen-Neubau der DDR Respekt, von Umbau oder gar Abbruch – wie bei anderen Kulturhäusern – war nie die Rede.

Es ist sehenswert, das Gewandhaus. Besonders abends, wenn es durch die riesige, zum Augustusplatz leicht geneigte Glasfassade Einblick in sein Inneres gewährt. Das Monumentalbild Gesang vom Leben von Sighard Gille, seinerzeit das größte Deckengemälde Europas, dehnt sich über drei Etagen. Nicht einmal von der Straße aus ist es zu überblicken. Drinnen in den Foyers muss man es sozusagen erlaufen. Wie all die anderen Werke, die fast schon eine Gemäldegalerie ergeben. Es lohnt allerdings auch, in einem der oberen Foyers einfach nur zu sitzen und hinaus auf den Platz zu schauen, zum Mendebrunnen, der Oper, den Glockenmännern oben auf dem Krochhochhaus … Lieblingsplatz Nummer zwei läge natürlich dort, wo die Musik spielt. Im Großen Saal, am besten auf der Empore. Wer sich zu einem spontanen Konzertbesuch im Gewandhaus entscheidet, muss übrigens keine Sorge wegen seiner Garderobe haben. Von strassbestickt bis selbstgestrickt findet sich im Publikum alles.

Tipp: Nicht allein den großen abendlichen Konzerten sollte der Blick in den Veranstaltungskalender gelten, auch Matineen und Nachmittagsveranstaltungen.

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Großer Saal, Heimstätte des Gewandhausorchesters

Gewandhaus zu Leipzig /// Augustusplatz 8 /// 04109 Leipzig ///

03 41 / 1 27 02 80 /// www.gewandhausorchester.de ///

5  Eine pikante Zeitungsente

Mendebrunnen auf dem Augustusplatz

Aus Pferdemäulern, Löwenmasken, Delfinköpfen und Hörnern sprudelt und sprüht das Wasser des Mendebrunnens auf dem Augustusplatz. Kunsthistoriker deuten all die Bassins, Muscheln, Fabelwesen und Figuren als Sinnbilder für das Meer, die Flussmündungen, den regenspendenden Himmel oder das Licht.

Die Leipziger hingegen erzählen gern eine andere Geschichte, eine, die 1927 der Journalist Egon Erwin Kisch in die Welt gesetzt hat. Er verpasste dem Kunstwerk (möglicherweise wider besseres Wissen) schlichtweg die falsche Stifterin. Statt der ehrbaren Witwe des wohlhabenden Posamenten-Händlers Mende rückte er eine gleichnamige Bordell-Prinzipalin ins Licht besonderer Wohltätigkeit. Der Reporter berichtete von ihr, dass in ihrem offenen Hause die feinsten Herren der Stadt verkehrten und die bei ihr angestellten Damen die Kunst der vollendeten Unterhaltung beherrschten. Was auch immer er dazu zählte. Wer mag, kann dem Schreiber zugutehalten, dass in Leipzig die Straßen in jenen Jahren öfter umbenannt worden waren und die beiden Frauen auch mal unter derselben Adresse auftauchten.

Ob es mit dieser pikanten Fabuliererei zusammenhängt, dass das hinter vorgehaltener Hand »Nuttenbrunnen« genannte Prachtstück bei Umbauten des Platzes außergewöhnlich lange in Einzelteile zerlegt irgendwo aufgebahrt lag? Keiner weiß es genau, aber jeder meint, etwas zu ahnen. Wie auch immer der Platz gerade hieß, was auch immer auf ihm gebaut oder zerstört wurde – dieser Brunnen war präsent, zumindest in den Erinnerungen der Leipziger. Und seine Einzelteile wurden wenigstens irgendwo geborgen, um fast am gleichen Ort wieder errichtet zu werden. Jetzt also steht er vor dem Gewandhaus, etwas bedrängt von den »Milchtöpfen«, wie die gläsernen runden Eingänge zur darunterliegenden Tiefgarage genannt werden.

Tipp: Am Rande des Augustusplatzes plätschert der Mägdebrunnen, dessen Figur an das lästernde Lieschen in der Brunnenszene von Goethes Faust erinnern soll.

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Mendebrunnen /// Augustusplatz /// 04109 Leipzig ///

6  Eine Pusteblumengeschichte

Opernhaus

Etwa 50 mal 50 Zentimeter misst dieser Lieblingsplatz. Er ist gepolstert, klappbar und steht in gebührendem Abstand zum Möbel davor. Es gibt ihn in 1.261-facher Ausführung: 826-mal im Parkett, 423-mal im Rang und 12-mal in den Logen. In der Oper Leipzig. Auch wer – wie ich – kein Opernexperte ist, sollte sich das Ticket für solch einen Platz besorgen. Des Hauses wegen, das 1960 seinen zerbombten Vorgänger an gleicher Stelle ersetzte und als ein gelungenes Beispiel für die Architektur der ausgehenden 50er gilt. Besonders originell: Die Leuchten erzählen eine Pusteblumengeschichte. In der Garderobenhalle noch Knospen, sind sie in den Foyers bereits erblüht und segeln den großen Kronleuchtern als Schirmchen davon.

ipp: Musicals und Operetten werden in der Musikalischen Komödie im Haus Dreilinden aufgeführt, das vor rund 100 Jahren als Ballhaus und Varieté öffnete.