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Johannes Wilkes

 

Das kleine

WESTFALEN

BUCH

 

Facetten einer Region

 

 

 

ars vivendi

 

Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (Erste Auflage Mai 2016)

 

© 2016 by ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Bauhof 1, 90556 Cadolzburg

Alle Rechte vorbehalten

www.arsvivendi.com

 

Lektorat: Eva Elisabeth Wagner

Umschlaggestaltung: ars vivendi verlag

 

Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag

 

eISBN 978-3-86913-708-7

 

Inhalt

Eine kurze Geschichte Westfalens

Wo beginnt, wo endet Westfalen?

Ich back mir einen Stutenkerl!

Google und Amazon? Alte Hüte in Westfalen!

Wie groß ist das Erdbebenrisiko in Westfalen?

Das Westfalenlied

Das westfälische Wappen

Rote Erde?

Eine Reise mit Kindern

Haben die Westfalen Sprachprobleme?

Linda, die Wunderkuh

Westfälischer Totleger

Über die Fruchtbarkeitsriten der Westfalen

Das westfälische Wetter

Die westfälische Windskala

Die ursprüngliche Tierwelt Westfalens

Wenn Sie eine Sauerländerin heiraten wollen

Meine kleine Schnecke

Kennen Sie die waldreichste Stadt Deutschlands?

Heinrich Heine über die sentimentalen Eichen

Westfälische Superhirne

Über den Charakter der Westfalen – eine Literaturrecherche

Westfälische Helden

Über die Schönheit der Westfalen

Zehn westfälische Politiker

Was ist die Hauptstadt Westfalens?

Was schwebt da im westfälischen Himmel?

Bis auf weiters

Wie das fetzt, wie das swingt, wenn der Sauerländer singt – Westfalen und der Gesang

Voltaire probiert Pumpernickel

Salz

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe – Westfalens heimliche Regierung

Wie finde ich heraus, ob mein Name typisch westfälisch ist?

Wie religiös ist der Westfale?

Das Täuferreich von Münster

Das Revierderby

Weltkulturerbe in Westfalen

Schelte für Herrn Michelin

Spitzengastronomie in Westfalen

Ein westfälisches Dreigängemenü

Wie schlachte ich eine westfälische Sau?

Sind Westfalen zugleich auch Preußen?

Spökenkieker

Weltmeister im Hallenbau

Bielefeld? Gibt’s doch gar nicht!

Ein Bier, bitte!

Einfach Platt

Ruhrdeutsch oder: Wenn Sie sich als Arzt im Ruhrpott niederlassen wollen

Die Westfalen und die Rheinländer – eine (un)heimliche Liebe

Die besten Nachbarn der Welt

Westfalens berühmteste historische Straße: der Hellweg

Die Westfalenhalle

Westfalen und die Dichtkunst

Annette von Droste-Hülshoff – eine Liebesgeschichte

Elf große Kunstwerke und ihre Geschichte

Pizza westfalica

Hochkultur in Westfalen

Ein Quiz für Westfalenkenner

Auflösung

Über den Autor

Danksagung

 

Eine kurze Geschichte Westfalens

Über die lange und bedeutende Geschichte Westfalens sind dicke Bücher geschrieben worden. Wir wollen uns auf wichtige Meilensteine beschränken. Zur Entstehung Westfalens gibt es eine hübsche Anekdote. Als der liebe Gott einst durch das einsame grüne Land streifte, dachte er sich: »Ist doch schade, dass sich an dieser herrlichen Gegend keine Menschen erfreuen!« Also griff er nach einer prächtigen Eiche, und siehe, aus den Ästen wurden kräftige Arme, aus dem Stamm Körper und Beine und aus der Krone ein mächtiger Schädel. Der Westfale war geschaffen. Wie er aber die Augen öffnet und den lieben Gott erblickt, verfinstert sich sogleich sein Blick: »Was machst du hier auf meiner Scholle?«

Der erste Westfale könnte ein hübscher Neandertaler gewesen sein. Nicht nur der Rheinländer, der stolz auf das Tal an der Düssel verweist, kann sich dieser Verwandtschaft rühmen, auch in Westfalen hat es dem Neandertaler gefallen, bei Warendorf jedenfalls fand man eine mächtige Platte seines etwa 80 000 Jahre alten Schädels. Der älteste westfälische Homo sapiens, von dem wir wissen, hat sein Leben in der Blätterhöhle von Hagen ausgehaucht, gut 10 000 Jahre ist das jetzt her. Möglicherweise, ja durchaus wahrscheinlich, hat der moderne Westfale manche seiner prächtigen Gene beiden Urvätern zu verdanken, die Dicke seines Schädels jedenfalls ist verdächtig.

Sesshaft wurden die ersten Westfalen erst um 4500 vor Christus. Warum sie so lange gezögert haben? Die Frage kann nur jemand stellen, der noch nicht in Westfalen gewesen ist: Weil es halt überall so schön ist! Hatte die Westfälin beschlossen, sich ein Haus mit Aussicht auf einen Sauerländer Hügel stellen zu lassen, bat sie ihren Mann kurz darauf, doch lieber hinunter ins fruchtbare Land an der Lippe zu ziehen. Kaum hatte man dort einen Bauplatz ausgeguckt, gefiel es ihr plötzlich im Teutoburger Wald noch viel besser, anschließend jedoch wollte sie sich lieber am weiten Horizont des Münsterlandes ergötzen, dann wiederum im Siegerland, wo man so hübsches Silber aus dem Berg schürfen konnte. So mäanderte man unentschlossen durchs westfälische Paradies, bis es der Ehemann schließlich leid war und er ein Machtwort sprach. Er rollte die alten Zelte endgültig zusammen und stellte ein Haus in Zeltform auf den Lössboden am Hellweg. Und wenn sich der Westfale entschließt, ein Haus zu bauen, dann auch gleich ein richtiges: Sechs Meter maß es in der Breite und satte 40 Meter in der Länge! Damit man nicht jedes Jahr wieder anbauen musste.

Wenig gefallen hat es den Westfalen, als die Römer begehrlich vom Rhein herüberschielten. Sollten sie nur hübsch im Rheinland bleiben! Als sich die römischen Legionen nicht mit der Sommerfrische in Haltern begnügen wollten, wo die Westfalen ihnen gnädig ein Plätzchen überlassen hatten, sondern sich in Marsch setzten, um ganz Westfalen zur Perle ihrer Provinzen zu machen, gab ihnen Hermann der Cherusker kräftig eins auf die Mütze. Simserim simsim simsim!

Wo genau die Varusschlacht stattgefunden hat, darüber wird weiter fleißig gestritten. Man vermutet, im südlichen Teil des nördlichen Ostwestfalens. Oder im nördlichen Teil des südlichen Ostwestfalens, die Wissenschaftler sind sich noch nicht einig. Möglicherweise soll für die Römer auch in Kalkriese bei Bramsche Schluss mit lustig gewesen sein. Manche Westfälin dürfte den verbeulten Römern traurig hinterhergeschmachtet haben, hatte sie sich doch ein römisches Bad gewünscht, so ein schickes mit Heißwasseranschluss. Jetzt hieß es weiter in der kalten Lippe baden. Auch den hübschen Fibeln und dem Halsschmuck jammerte sie nach. Der Wunsch seiner Frau aber ist dem Westfalen immer schon heilig gewesen, und so begann er, mit den Römern Handel zu treiben.

Die Römer warfen ihre nordwestlichen Nachbarn alle in einen Topf und nannten sie Sachsen. Vorsicht: Verwechslungsgefahr! Was heute in Leipzig oder Dresden sächselt, ist ein gänzlich anderer Menschenschlag. Die Altsachsen waren ein lockerer Zusammenschluss verschiedener germanischer Stämme, die bis hinauf zur Nordsee siedelten. Für einen Teil derselben, den westlichsten, tauchte plötzlich der schönste aller Namen auf: Westfalia. Auch das aber war nur eine Sammelbezeichnung, denn die stolzen und freien Sachsenstämme dachten nicht daran, sich einem König zu unterwerfen. Sie waren schon früh demokratisch organisiert und regelten ihre Angelegenheiten auf dem Thing. Ostfalen (nicht zu verwechseln mit den Ostwestfalen) gab es auch, von denen redet aber keiner mehr.

Als die Römer von den Franken besiegt wurden, bekamen die westfälischen Lande einen neuen Verehrer, gegen dessen Avancen man sich zur Wehr setzen musste. Die Franken fanden, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, an die Vielgötterei zu glauben, und wollten die Westfalen zum Christentum bekehren. Wenn der Westfale sich aber mal entschlossen hat, an etwas zu glauben, dann auch richtig, und so folgten die nächsten Schlachten. Kaum ein anderes Volk machte den fränkischen Missionaren so viele Schwierigkeiten. Schließlich war es Karl der Große leid. Er zog ins Sauerland und ließ auf dem Marsberg die Irminsul schleifen, die Säule, die den westfälisch-sächsischen Himmel trug. Als der Himmelsbau darauf nicht einstürzen wollte, kamen die Westfalen ins Grübeln und begannen die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sich im Himmel ein Regierungswechsel vollzogen haben könnte. Sie ließen sich bekehren und hielten fortan dem Christentum die gleiche Treue wie Wodan und Co., wenngleich sie insgeheim – Gewohnheitsmenschen, die sie sind – noch manch alten Brauch praktizierten, argwöhnisch beäugt von den Bischöfen, die ihre Sitze in Münster, Paderborn, Osnabrück und Minden prächtig ausbauen ließen.

Weil Westfalen so schön zentral liegt und sich hier viele Handelswege kreuzten, wuchsen viele Siedlungen bald zu stolzen Städten heran, allen voran Soest und Dortmund. Um ihre Interessen zu schützen, schlossen sich einige von ihnen zur Hanse zusammen. Bald herrschte in Westfalen ein Kuddelmuddel an verschiedenen Herrschaftsgebieten. Reichsstädte, kleine Grafschaften und Fürstbistümer rivalisierten miteinander, was sich noch verstärkte, nachdem Luther in Wittenberg seine Thesen an die Kirchentür geschlagen hatte. Die kleinen westfälischen Grafen und so manche Stadt witterten die Chance, ihre Eigenständigkeit zu zementieren, und traten zum evangelischen Glauben über, sehr zum Verdruss der Fürstbischöfe. Der Dreißigjährige Krieg, der darauf folgte, wütete auch in Westfalen, wenngleich nicht ganz so übel wie anderswo. Als man nach einem Ort für Friedensverhandlungen suchte, fiel deshalb die Wahl auf Münster und Osnabrück. Die noch intakte Landwirtschaft sorgte für ein gutes Catering bei den sich hinziehenden Verhandlungen. Politisch und religiös änderte sich in Westfalen nichts Großes, den Krieg hätte man sich, wie die meisten, sparen können.

Nach kurzer Friedenszeit ging es mit den Kriegen weiter. Zuerst kamen die Franzosen. Napoleon schuf sogar ein Königreich Westfalen und setzte gleich einen Bruder als Regenten ein. Weil ihm aber klar war, dass die Westfalen keinen König dulden, verlegte er die Hauptstadt lieber gleich ins hessische Kassel. Nachdem Bonaparte sein Waterloo erleben musste, war auch mit dem Königreich Westfalen Schluss. Man traf sich in Wien zum Kongress und vereinbarte beim Tanztee, dass Westfalen künftig nach Preußens Pfeife zu tanzen hatte. Seitdem sind die politischen Grenzen Westfalens definiert und haben bis heute Bestand, wenngleich viele Westfalen damit nicht einverstanden waren, denn Westfalen ist ja bedeutend größer. Die Preußen aber wollten keinen Ärger mit dem Königreich Hannover, dem man die nördlichen Teile Westfalens überließ. Der einzige Teil Westfalens, der seine Selbstständigkeit behalten durfte, war das kleine Fürstentum Lippe-Detmold. An seiner Rose durfte lange kein Preuße schnuppern.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts verlegte sich das Leben in Westfalen zunehmend in den Untergrund. Die gewaltigsten deutschen Kohlevorkommen führten zu einer lebhaften Wühltätigkeit und zu unglaublichem Bevölkerungswachstum, der Pott entstand, das neue Zentrum Westfalens. Industrie und Menschen mussten versorgt werden. Die drei Flüsse beschlossen, sich die Arbeit zu teilen: Die Ruhr sorgte für das Trinkwasser, die Emscher für das Abwasser und die Lippe mit ihren Kanälen für den Transport. Aus Sauer- und Siegerland schuf man das Erz herbei, gelegentlich im Tausch gegen Kohle. Öfen und Fördertürme wuchsen in die Höhe, Arbeitersiedlungen in die Breite. Aus vielen Gegenden Europas eilten die Menschen herbei, Westfalen wurde multikulturell. Bald begann es eng zu werden, und die Städte stießen aneinander, Wanne an Eickel, Castrop an Rauxel. Aus Gladbeck, Bottrop und Kirchhellen wollte man gar eine Dreifachstadt machen, Glabotki war den Menschen jedoch nicht zu vermitteln. Im Münsterland wuchsen die Schweineställe, um die Imbissbuden des Reviers mit frischen Currywürsten zu versorgen. Auch der Anbau von Gerste florierte; wenn der Bergmann aus dem heißen Bauch der Erde kletterte, musste der Durst gestillt werden. Wer wollte, konnte mit der Straßenbahn quer durchs Revier fahren, vorbei an dampfenden Schloten, Brauereien, rotierenden Förderrädern, an Kaninchenställen und Taubenschlägen.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg besetzten die Franzosen das Ruhrgebiet und forderten Kohle und Stahl als Entschädigung. Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde es noch schlimmer. Bomber legten das ganze Ruhrgebiet in Schutt und Asche, dazu viele andere westfälische Städte wie Münster, Paderborn und Soest. Nach dem Krieg verlor als Letztes Lippe-Detmold seine Selbstständigkeit. Zwischen Rheinland und Westfalen quetschte man die Lippische Rose ins Wappen und nannte das neu entstandene Bundesland NRW. Um keinen Streit aufkommen zu lassen, schuf man zwei Landschaftsverbände: Rheinland und Westfalen-Lippe. Zur Hauptstadt machte man ein Dorf an der Düssel, das aus einem langen Laufsteg besteht – dort kaufen sich Frauen mit Geld, das sie nicht haben, Kleider, die sie nicht brauchen, um Menschen zu imponieren, die sie nicht leiden können. Seitdem wird ganz Westfalen vom Rheinland aus regiert.

Westfalen aber wurde zum Motor des deutschen Wirtschaftswunders; über den Länderfinanzausgleich finanzierte man Armenhäuser wie Bayern. Man baute wieder auf, was sich aufzubauen lohnte, aus den Ruinen entstanden die lebendigsten Städte. Hundertausende von Flüchtlingen kamen aus den Ostgebieten und entwickelten sich schnell zu echten Westfalen. Weil es in den Wirtschaftswunderjahren dennoch an Arbeitskräften fehlte, bat man Spanier, Portugiesen, Italiener, Griechen und Türken um Hilfe. Im Bemühen, die letzte Kohle aus dem Boden zu holen, grub man sich tief unter das Münsterland. Bald jedoch ist endgültig Schluss mit der Graberei. Aus den ehemaligen Industrieanlagen schuf man hübsche Denkmäler und Museen, aus dem Dortmunder Hoeschgelände den Phoenix-See mit Villen für die Fußballstars, Brauereien machte man zu, Universitäten auf. Die arme Emscher grub man wieder aus und versprach ihr, sie nie wieder in einen Abwasserkanal zu verwandeln. Irgendwann sollen wieder Lachse in ihr springen. Die Zukunft Westfalens ist grün.

 

Wo beginnt, wo endet Westfalen?

Keine einfache Frage. Politisch ist sie zwar leicht zu beantworten, aber bildet man damit die Wirklichkeit ab? Das westfälische Selbstverständnis? Wird sich ein Siegener als Westfale bezeichnen? Oder eine alteingesessene Familie aus Bad Laasphe? Diese südlichen Regionen von NRW haben eine gänzlich andere Geschichte, gehören nicht zu den sächsischen Stämmen, sondern zu den Franken. Sie sprechen einen anderen Dialekt, fühlen sich kulturell eher dem Rheinland oder Hessen zugehörig. Andererseits gibt es viele Gegenden im heutigen Niedersachsen, in denen sich die Menschen seit unzähligen Generationen als Westfalen fühlen. Sie sprechen die gleiche Sprache, bauten jahrhundertelang die gleichen Bauernhäuser, haben den gleichen Bischof, die gleichen Plattfüße. Und was ist mit dem Bergischen Land, was mit Wuppertal? Ist Wuppertal Rheinland oder die wahrscheinlich längste westfälische Stadt der Welt?

Wir können und wollen diese Entscheidungen nicht treffen. Westfalen soll für uns überall dort sein, wo sich die Menschen als Westfalen fühlen. Wenn Sie herausfinden wollen, ob Sie westfälischen Boden unter den Füßen haben, machen Sie den Westfalentest. Betreten Sie im Herbst die alte Dorfbäckerei und deuten auf einen der putzigen Brotmänner, die Sie in der Auslage anlachen. Sagen Sie dann zur Bäckereifachverkäuferin: »So einen hätte ich gerne!« Fragt sie nach: »Einen Stutenkerl?«, können Sie sicher sein: Sie sind in Westfalen!

 

(Warum das so ist? Das erfahren Sie im nächsten Kapitel!)

 

Ich back mir einen Stutenkerl!

Als echter Westfale sollte man einmal im Leben einen Stutenkerl gebacken haben. Das ist selbst für ungeübte Bäcker keine unüberwindliche Herausforderung. Und während Sie sich Ihren ganz persönlichen Stutenkerl zaubern, erzählen wir Ihnen, welche besondere Beziehung das leckere Männchen zu Westfalen hat. Doch zunächst stellen Sie bitte die Zutaten zusammen:

 

500 g westfälisches Weizenmehl (nicht Typ 04; auch nicht 09! Typ 405 bitte!)

250 ml Milch von glücklichen Münsterländer Kühen

1 Päckchen Trockenhefe von Herrn Doktor Oetker aus Bielefeld

2 Eier von Hennen (Nachbardorf von Schwerte)

75 g butterweiche Sauerländer Butter

75 g Zucker von Rüben aus der Soester Börde (notfalls auch aus rheinischer Produktion)

1 Prise Salz (nur noch schwer aus westfälischen Quellen zu erhalten, vergleiche das Kapitel »Salz«)

6 Rosinen (Herkunft gleichgültig, in Westfalen wachsen keine Trauben. Noch nicht.)

1 Tonpfeife (Vermutlich gibt es nur noch chinesische Exemplare.)

 

Während wir darauf warten, dass die Kühlschrankmilch lauwarm wird, dürfen wir Ihnen eine schöne Geschichte zum Stutenkerl erzählen.

Nicht lange ist es her, da waberten verführerische Düfte durch die Universität Augsburg. Die dort tätigen Sprachforscher zogen unzählige Stutenkerle aus dem Ofen, nicht zu Feierzwecken, sondern für den Dienst an der Wissenschaft. Die Wissenschaft war auch schuld daran, dass man die strammen Jungs nicht Stutenkerle, sondern neutral Hefegebäckmännchen nannte. Kaum abgekühlt, wurden die Männchen mit engagierten Doktoranden auf Reisen geschickt. Überall in Deutschland, an Hunderten von Orten, holten die Jungwissenschaftler den Hefegebäckmann aus der Tasche und fragten die Menschen, wie sie das süße Männchen nennen. So entstand eine ganz spezielle Deutschlandkarte. Das Ergebnis: Den Hefegebäckmann gibt es keineswegs ausschließlich in Westfalen, man kann ihn in ganz Deutschland verputzen, er heißt aber überall anders. Seine regionalen Eigennamen sind schöne Indikatoren für die Siedlungsgebiete der unterschiedlichen deutschen Stämme, denn im Gegensatz zu flüchtigen neudeutschen Begriffen sind Bezeichnungen für traditionelle Speisen sehr beständig. Der Stutenkerl ist sozusagen der Lackmustest für deutsche Volksstämme, ein schmackhafter Fingerabdruck zur Bestimmung von regionalen Identitäten.

Später mehr.

Die Milch ist inzwischen lau, nur mutig Zucker und Hefe hinein und das Ganze zum Mehl in die Rührschüssel geben. Mit Butter, Salz und den Eiern verrühren und dann beherzt durchkneten. Ist der Teig zu fest, noch einen Schuss Milch dazu. Geschirrtuch darüber und an einen warmen Ort stellen. Der Teig muss nun 20 Minuten gehen, Zeit genug, das Ergebnis der Augsburger Germanisten vorzustellen.

Ganze zwölf verschiedene Namen haben die Deutschen dem Hefegebäckmann verliehen, mit interessanter regionaler Verteilung. In Österreich und weiten Teilen Bayerns ist es der Krampus, der dunkle Begleiter des Nikolaus, als Pfefferkuchenmann oder Lebkuchenmann wird er in Ostdeutschland bezeichnet (die Befragten durften wohl nicht hineinbeißen, sonst hätten sie sich wegen des merkwürdig anderen Geschmacks beschwert), als Grittibänz oder Grättimann kommt er in der Schweiz dahergewatschelt (wohl wegen der gegrätschten Beine). In Teilen Badens ist es der Dambedei, jemand, den man zu heiß gebadet hat.

Doch Achtung! Auf die Uhr geschaut! Den Stutenkerlteig nicht zu lange gehen lassen! Kneten Sie ihn noch einmal kurz durch, bevor wir zum künstlerisch anspruchsvollsten Teil kommen: zur Menschwerdung oder Kerlogenese. Teilen Sie den Teig in zwei Hälften und formen Sie eine davon zu Ihrem persönlichen Stutenkerl. Keine Angst, es kann gar nichts schiefgehen. Je individueller Ihr Stutenkerl ausfällt, desto westfälischer. Denn das macht ja gerade den Westfalen aus, keiner ist wie der andere. Ihnen kommt der Kopf zu groß geraten vor? Dann ist er gerade richtig! Zwei Rosinen als Augen und eine als Mund. Nun noch das Tonpfeifchen hineingedrückt, wunderbar! Ein Stutenkerl kommt selten allein, die Westfalen sind gesellige Wesen. Formen Sie ihm noch einen Kameraden. Dann bedecken Sie das Backblech liebevoll mit Backpapier und legen Ihre Kerle auf das dünne Laken. Die beiden brauchen nun ein Viertelstündchen, um sich innerlich auf den Ofen vorzubereiten. Währenddessen dürfen wir Ihnen noch ein paar interessante Details der Stutenkerlstudie verraten.

Für uns, die wir uns mit Westfalen beschäftigen, ist interessant, dass es eine gestochen scharfe Sprachgrenze zwischen dem Rheinland und Westfalen gibt, einen echten Stutenkerl-Äquator. Die Rheinländer nennen den Stutenkerl Weckmann oder Weckenmann, manchmal auch ein Weckmännchen oder Weckenmännchen. Solche verniedlichenden Ausdrücke kommen für den Westfalen nicht infrage. Für ihn ist ein Kerl immer ein Kerl. Schaut man sich die Landkarte des Hefegebäckmannes an, so erstaunt zudem, wie sehr das Stutenkerlland sich mit den alten westfälischen Stammesgebieten deckt. Vom Sauerland im Süden bis hinauf zur Nordsee, überall nichts als Stutenkerle! Ein echter Stutenkerl kümmert sich eben nicht um willkürlich gezogene politische Grenzen; solange er westfälische Erde unter seinen strammen Füßen spürt, ist er ein Stutenkerl, immer und überall.

Aber nun ab in den Ofen mit den Lausebengeln! Keine Sorge, 200 Grad halten sie locker aus. Wieder dürfen wir uns 20 Minuten Pause gönnen. Die Zeit wollen wir nutzen, etwas zu dem Pfeifchen zu erzählen. Die Tonpfeife ist kein Spielzeug. Es hat Zeiten gegeben, da hatte jeder westfälische Bauer solche Tonpfeifen in seiner Schublade vorrätig. Kam ein Gast, so stopfte man sich ein Pfeifchen und schmauchte zusammen. Meist stammten die Tonpfeifchen aus dem Westerwald. Dort findet sich ein spezieller Pfeifenton, der nach dem Brennen blendend weiß leuchtet. Pfeifenbäcker war ein eigener Beruf. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts aber kamen die Tonpfeifen aus der Mode. Zwar konnte man sie durch Ausbrennen säubern, war man aber unvorsichtig, so zerbrachen sie leicht. Holzpfeifen wurden modern, dem Westfalen aber gefiel besonders die schöne Meerschaumpfeife. Meerschaum, allein der Name! Poesie pur. Aus der Türkei stammt das Tonmineral Sepiolith, das sich zu den schönsten Pfeifenköpfen schnitzen lässt. Zunächst ist die Meerschaumpfeife weiß wie die Tonpfeife, mit der Zeit aber dunkelt sie nach und gewinnt ihr individuelles Profil. Wie verbreitet die Meerschaumpfeife in Westfalen gewesen ist, davon zeugen nicht zuletzt die Denkmäler für den Kiepenkerl. Doch das ist ein eigenes Kapitel.

Jetzt geht es um einen anderen Kerl, den Stutenkerl: »Ach, zieh mich raus, ach, zieh mich raus! Ich bin schon ganz durchgebacken!« Fertig ist er, braun gebrannt wie ein Sauerländer am Strand von Malle. Ist er nicht zum Anbeißen? Puristen genießen ihn pur. Gut schmeckt er auch mit Butter. So oder so: Guten Appetit!

 

Tipp: Wenn Ihr Stutenkerl noch westfälischer schmecken soll, dann fragen Sie nach dem Westfälischen Totleger (vergleiche Seite 51).

 

Google und Amazon? Alte Hüte in Westfalen!

Google? Eine westfälische Erfindung! Schon lange bevor Herr Nixdorf in Paderborn seinen ersten Computer zusammenschraubte, gab es in weiten Teilen Westfalens die perfekte Suchmaschine. Sie kam ganz ohne Akku und Internetempfang aus, lief auf zwei Beinen und trug einen großen Korb auf dem Rücken: der Kiepenkerl. Manche sagen, er sei ein Händler gewesen, der nützliche Dinge wie Knöpfe, Zwirn und Tuch oder Salz in die Dörfer brachte; den entstandenen Leerraum füllte er mit Speck, Butter und Eiern, mit denen er dann die Städter beglückte, ein vormoderner Versandhandel also, die westfälische Variante von Amazon. Was nicht in die Kiepe passte, hing baumelnd herab: Bürsten zum Scheuern der Töpfe und Milchkannen, Holzlöffel und Haarbesen.

Die eigentliche Aufgabe des Kiepenkerls aber schien eine andere gewesen zu sein: Er versorgte die Menschen mit den neuesten Neuigkeiten. Weil er überall herumkam, war er stets gut informiert und teilte sein Wissen gerne mit. Und das nicht ganz uneigennützig. Die Neugier der Menschen war sein Geschäft, so wie heute das von Google, hierdurch brachte er seine Waren viel leichter an den Mann. Oder besser an die Frau. Was trägt man dieses Frühjahr denn so in Münster? Wie entwickelt sich der Weizenpreis? Welcher Schurke stand letzte Woche vor Gericht?

Der Kiepenkerl war nicht nur Google und Amazon in einem, er war zugleich ein gut funktionierendes Partnerschaftsportal. War einem Bauern die Frau weggestorben, erfuhr der Kiepenkerl als einer der Ersten davon und wusste in einem der Nachbardörfer garantiert eine Familie, in der eine passende Heiratskandidatin zu finden war. Dabei arbeitete er ausschließlich auf Provisionsbasis, das heißt, nur im Erfolgsfall musste gezahlt werden. Da sollten sich die modernen Partnervermittler im Internet mal eine Scheibe von abschneiden!

Provision erhielt der Kiepenkerl auch, wenn er eine Magd oder einen Knecht erfolgreich vermittelte, denn er war außerdem eine mobile Jobagentur. Zu Ostern oder zum Michaelistag liefen die Arbeitsverträge aus. Das Geld, das der Kiepenkerl für eine Vermittlung erhielt, nannte sich Mehegeld. »He hett sick op een’n annern Hof vermehet«, sagte man, wenn ein Knecht eine neue Stellung angenommen hatte.

Man sieht, der Kiepenkerl lief, was er konnte, ohne ihn aber lief nichts. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war er unterwegs, manche Strecke legte er mit dem Zug zurück, im Waggon 4. Klasse, der für Reisende mit Traglasten bestimmt war. Nicht nur durch seine Kiepe, die aus Weidenruten geflochtene Rückenkraxe, war der Kiepenkerl unverwechselbar. Wie Google, Amazon und andere bekannte Firmen legte auch der Kiepenkerl Wert auf ein charakteristisches Markendesign, das später, als man ihn touristisch zu nutzen begann, noch charakteristischer wurde. Immer trug er ein rotes Halstuch zu seinem blauen Hemd und einen Gehstock, der ihm zugleich als Maßstab diente, wenn es galt, die Länge des Tuchs zu vermessen. In der anderen Hand trug er oft die typische Meerschaumpfeife, Nichtraucher unter den Kiepenkerlen scheinen nicht vorgekommen zu sein. Seine Kleidung war dem Wetter und der Qualität der Pädkes angepasst: Lange Stiefel, ein Regenumhang und eine Schirmmütze waren Pflicht. Tat ihm der Rücken weh oder wurden die Aufträge zu zahlreich, schaffte er sich einen Hund an und ließ ihn einen hölzernen Wagen ziehen.

Auch die Kinder liebten den fliegenden Händler. Sahen sie eine Spur von Federn auf dem Weg, liefen sie jubelnd hinterher. Mancher Kiepenkerl handelte nämlich auch mit Geflügel. Für das Federvieh hatte er ein eigenes, käfigartiges Fach an seiner Kiepe, manches Huhn rupfte er gleich unterwegs. Holten die Kinder ihn ein, fiel oft ein Stück Kandiszucker ab. Wann hat es das bei Google jemals gegeben?

 

Wie groß ist das Erdbebenrisiko in Westfalen?

Um Sie gleich zu beruhigen: Das Risiko, dass in Westfalen die Erde bebt, ist verschwindend gering. Wie der Westfale ein ruhiger Vertreter ist, den nichts so leicht erschüttern kann, so verhält sich auch sein Land. Wir können jedoch verstehen, wenn Sie nach den schrecklichen Bildern verunsichert sind, die uns immer wieder, selbst aus nahen europäischen Regionen, erreichen. Aus diesem Grunde scheint es uns wichtig, Ihnen durch eine sachliche Analyse der hiesigen Verhältnisse Beruhigung zu verschaffen.

Für die Registrierung von Beben sind die regionalen Erdbebendienste zuständig. Jährlich treten auch in Deutschland einige Hundert Erdbeben auf, von denen manche stark genug sind, von der Bevölkerung wahrgenommen zu werden. Deutschland durchziehen zum Glück nur schwache Erdbebenzonen. Ein unsicherer Kandidat ist der Oberrheingraben, der in den Schwarzwaldstuben schon mal die Kuckucksuhren zum Wackeln bringen kann. Auch ein Keil, der sich von der Schwäbischen Alb in östlicher Richtung die Donau entlang erstreckt und fast bis nach Regensburg reicht, macht manchmal Probleme. In seinem Kerngebiet, dem Hohenzollerngraben, herrscht ein durchaus nicht geringes Erdbebenrisiko. Schuld daran ist die afrikanische Platte, die vor circa 15 Millionen Jahren so heftig gegen Europa rumpelte, dass sich die Alpen auffalteten und Schluss war mit der freien Sicht aufs Mittelmeer. Bebt es jedoch in Westfalen, ist das dem nahen Rheinland zu verdanken. Alle westfälischen Beben nehmen vom Niederrhein ihren Ausgang, abgesehen von der ein oder anderen lokalen Erschütterung durch einen einstürzenden Stollen zwischen Wanne und Eickel.

Ein schweres Beben mit verheerenden Folgen ereignete sich 1640. Besorgt legten die Dortmunder den Kopf in den Nacken und schauten hinauf zum Turm von St. Reinoldi. Das »Wunder von Westfalen« hatte eine stattliche Höhe von 112 Metern, von dort genoss man einen herrlichen Rundblick weit übers Land. An jenem Tag aber war dem Türmer nicht nach Sightseeing. Ihm muss ziemlich schlecht geworden sein, so sehr brachte das Erdbeben das westfälische Wahrzeichen zum Schwanken. Zu seinem Glück allerdings stürzte der hohe Turm erst mit leichter Verzögerung ein, nämlich 21 Jahre später. Als man ihn 1701 wieder aufbaute, beließ man es bei erdbebensicheren 80 Metern, in der Nachkriegszeit stockte man ihn dann auf 105 Meter auf, damit man ihn zwischen den Hochhäusern noch erkennen kann.

Ein aktuelles Beben fiel deutlich gnädiger aus. Anfang September 2011 riefen zahlreiche besorgte Westfalen ihre Feuerwehr an. In Dortmund stellte man zwei Schäden fest, in einem Fall war es zu Rissen in einer Kellerwand gekommen, im zweiten Fall hatte eine Hauswand in Lütgendortmund Putz abgeworfen. Selbst im ostwestfälischen Bielefeld hatten die Biergläser noch in den Schränken gesungen. Die Erdbebenstation Bensberg maß eine Stärke von 4,4 auf der Richterskala und lokalisierte den Herd bei Goch am Niederrhein.

Selbstverständlich sind auch in Westfalen Seismografen installiert. An der Ennepetalsperre und der Talsperre der Sorpe sind die kombinierten Mikrobeben- und Starkbebenstationen stets wachsam. Nur für alle Fälle natürlich. Für den Menschen sind Beben von 2 oder darunter auf der nach oben stets offenen Richterskala nicht spürbar. Wahrnehmbar werden Erdbeben gewöhnlich erst ab einer Stärke von 3. Und damit kommen wir zu einer wichtigen Bitte des neu geschaffenen Erdbebenalarmsystems NRW, die wir hiermit gerne weitergeben: Alle sich in Westfalen aufhaltenden Personen werden dringend darum gebeten, gefühlte Erschütterungen unmittelbar und detailliert mitzuteilen!

Damit Sie die Einschätzung auch korrekt vornehmen, hier ein kleiner Überblick: Erdbeben der Stärke 3 verursachen in aller Regel lediglich eine leichte, nicht unangenehme Vibration. Ab der Stärke 4 können sich dann Zimmergegenstände bewegen, etwa die hübschen Schmuckvasen auf Ihrem Wohnzimmerregal oder die TV-Fern­bedienung neben Ihrem Pilsglas. Stärke 5 sollten Sie dann ankreuzen, wenn die Fernbedienung zu wandern beginnt beziehungsweise die Schmuckvasen abstürzen. Läuft plötzlich ein Sprung Ihre Wohnzimmerwand entlang, können Sie sicher sein, dass Stärke 5 erreicht ist, außer, Ihr Haus wurde durch die falsche Baufirma errichtet, denn dann springen die Wände bereits bei Stärke 4 auf. Schwieriger zu ermitteln ist Stärke 6. Hierzu begeben Sie sich bitte zunächst wegen der nun auf Sie einprasselnden Zimmerdecke unter einen robusten Eichentisch und rufen von dort jemanden an, der exakt 70 Kilometer entfernt wohnt – zum Beispiel, wenn Sie in Lüdenscheid wohnen, ihre Tante in Werne. Hat auch Ihre Tante das Beben vernommen, klicken Sie bitte Stärke 6 bis 7 an. Ab Stärke 8 wird das Ausfüllen des Formulars unpraktisch und von den Erdbebendiensten auch nicht mehr ausdrücklich verlangt. Technisch wird es jetzt ebenfalls schwierig, da in der entstandenen Trümmerwüste kaum mehr eine Leitung funktionieren dürfte. Außer natürlich, Sie sind in der glücklichen Lage, über ein internetfähiges Handy zu verfügen! Zwischen 8 und 9 liegt die Erdbebenstärke, wenn in einem Umkreis von einigen Hundert Kilometern alles in Schutt und Asche liegt. Zur Ermittlung dieses Umstands rufen Sie am besten gleich – sollten Sie sich außerhalb Westfalens aufhalten – die Münchner Zentrale des Erdbebendienstes an. Wenn dort noch jemand abhebt, ist es eher Stärke 7 gewesen, ertönt jedoch nicht einmal mehr das Besetztzeichen, könnte es sogar Stärke 10 sein, was allerdings weltweit nur alle 20 Jahre vorkommt.

Wir hoffen, Ihnen mit der Vermittlung dieser Fakten die Angst vor einem Erdbeben ein wenig genommen zu haben. Was wirkt beruhigender als verlässliche Informationen? Auch den Turm von St. Rei­noldi können Sie beruhigt wieder betreten, man hat ihm ein Betonfutter spendiert. Westfalen ist wirklich ein ziemlich sicheres Land. Wenn es das wackelige Rheinland nicht gäbe, wäre es noch sicherer. Sollten Sie allerdings an Samstagnachmittagen in Dortmund oder Gelsenkirchen ein Beben verspüren, melden Sie das bitte nicht der Erdbebenzentrale! Dann nämlich handelt es sich um Erschütterungen, die durch kollektives rhythmisches Springen auf den Rängen der Fußballstadien ausgelöst werden, und davon brauchen die sensiblen Erdbebenexperten nichts zu erfahren, woll?

 

(Wenn Sie sichergehen wollen, ob es nicht doch ein Beben war: ­
www.gd.nrw.de gibt Auskunft.)