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Nr. 50

 

Baikular – Welt des Terrors

 

Ein Fall für die kosmische Bedrängtenhilfe – ein Planet wird von Terroristen bedroht

 

von Ernst Vlcek

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Anfang November des Jahres 2840 Standardzeit. Somit sind seit den im vorangegangenen Band geschilderten Ereignissen fast auf den Tag genau 431 Jahre vergangen.

Ronald Tekener, jetzt Oberst, und Sinclair M. Kennon, jetzt im Range eines Oberstleutnants, die beiden Asse der USO, sind noch immer am Leben – und nehmen nach wie vor an gefährlichen Einsätzen teil.

Tekener, der sich einen lebenserhaltenden Zellaktivator aneignete, und Kennon, dessen organisches Gehirn aufgrund der weit fortgeschrittenen Biochemie eine Lebenserwartung von vielen Jahrhunderten besitzt, operieren jetzt unter einer neuen Tarnung oder Deckadresse.

Seit 19 Jahren besitzen sie ein autonomes Planetoidensystem, auf dessen größtem Himmelskörper sie die Zentrale der »Unabhängigen Hilfsinstitution für Bedrängte« etabliert haben.

Tekener und Kennon sind Chefs der UHB, und sie greifen – selbstverständlich gegen angemessenes Honorar! – überall dort in der Galaxis ein, wo das Eingreifen von Großmächten aus politischen Gründen nicht möglich oder opportun ist.

Ein typischer Fall für die UHB ist BAIKULAR – WELT DES TERRORS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Leiter der »Unabhängigen Hilfsinstitution für Bedrängte«.

Ottac, der Calurier – Ein galaktischer Tramp.

Lady Chamäly – Eine Riesensiganesin.

Roger Chapman – Ein Ezialist, der aus dem Tiefschlaf geweckt wird.

Khan Elko-Nhor – Chef des Abwehrdienstes von Baikular.

1.

 

Es war beschlossen. Samos Ridgolar sollte einen Mord begehen.

Er zeigte keine Nervosität. Er war bar jeglicher Emotionen. Der geplante Mord ließ ihn völlig kalt.

Von einem Fenster der terranischen Administration aus beobachtete er den Prachtgarten. Er brauchte nicht lange auf das Eintreffen der vier Konferenzteilnehmer zu warten.

Zuerst landete Gualapa Runda in seinem Luxusschweber. Zwei als Diener verkleidete Leibwächter verließen mit ihm den Schweber und begleiteten ihn bis zum Eingang des Gebäudes. Obwohl Gualapa Runda als der größte Reeder und Raumschiffbauer von Baikular jedem Einheimischen ein Begriff war, musste er sich bei den Torposten ausweisen. Dann erst durfte er das Gebäude der terranischen Administration betreten. Seine beiden Leibwächter mussten draußen bleiben.

Kurz darauf landete ein Schweber der Ordnungssondertruppe, wie der baikularische Abwehrdienst hieß. Ihm entstiegen der Chef der Ordnungssondertruppe, Khan Elko-Nhor, und der Führer der Antiterranischen Befürwortungsliga, Mancin-Hong. Die beiden wurden von einem halben Dutzend schwerbewaffneter OS-Agenten flankiert. Am Eingang der Administration mussten die sechs Agenten jedoch trotz heftigen Protestes von Khan Elko-Nhor zurückbleiben.

Zuletzt traf Wangur Dosenid in einem Luftkissenfahrzeug ein. Er, der Sprecher der Planetaren Räte, gehörte auf Baikular zu den beliebtesten politischen Persönlichkeiten. Deshalb konnte er es sich leisten, auf einen Begleitschutz zu verzichten.

Nachdem auch er in der terranischen Administration verschwunden war, wandte sich Samos Ridgolar vom Fenster ab und setzte sich auf einen der körpergerechten Polstersessel des Wartezimmers.

Sein Gesicht war immer noch ausdruckslos. Er ließ sich durch nichts anmerken, dass er eben die Ankunft seines Opfers beobachtet hatte ...

 

*

 

Administrator Ronor Utheske wartete, bis die vier Männer am Tisch Platz genommen hatten, dann sah er sie einen nach dem anderen lange an. Sie erwiderten seine Blicke kühl, keiner zeigte Wohlwollen oder gar Sympathie.

Der Afroterraner, der die schwere Aufgabe eines Administrators von Baikular zu bewältigen hatte, neigte den Kopf leicht nach vorne und eröffnete die Geheimkonferenz mit den Worten:

»Meine Herren, wir haben uns hier in der terranischen Administration zusammengefunden, um einen Ausweg aus dem politischen Dilemma zu finden. Die Politik auf Baikular macht im Augenblick eine schwere Krise durch, und es bedarf viel guten Willens aller Beteiligten, um die drohende Gefahr zu beseitigen. Dieser Raum ist abhörsicher, es wird kein Protokoll von unserem Gespräch gemacht. Sie können also frei Ihre Meinung sagen und Ihre Vorschläge unterbreiten.«

Khan Elko-Nhor lachte laut und höhnisch auf. Der Chef der OS war ein stämmiger Mongolide, mit völlig kahlem Schädel und einem kantigen Gesicht, dessen Züge von Härte und Unnachgiebigkeit geprägt waren.

»Ich brauche mich wohl für meinen Heiterkeitsausbruch nicht zu entschuldigen«, sagte er mit seiner rauen, bellenden Stimme. »Sie sprechen von gutem Willen, Administrator Utheske, obwohl Terra sich in dieser Beziehung noch nicht bemerkbar gemacht hat. Wir haben die politischen Wirren auf Baikular ausschließlich der sturen Haltung des Solaren Imperiums zu verdanken.«

»Baikular kann nicht unmögliche Forderungen stellen und nach deren Ablehnung der Solaren Regierung Sturheit und gar Willkür vorwerfen«, entgegnete Administrator Utheske. Er beugte sich noch weiter vor und sah dem Chef der OS fest in die Augen. »Wenn sich jemand der Willkür schuldig macht, dann ist es Ihre Abwehrorganisation, Elko-Nhor. Ich muss schärfsten Protest dagegen einlegen, wie die terranischen Diplomaten und Geschäftsleute von Ihren Agenten behandelt werden. Wir haben eine ganze positronische Speicherbank voll mit Daten von Übergriffen ihrer Leute gegen unsere Beamten. Und diese Vorkommnisse beschränken sich alle auf den Zeitraum des letzten halben Jahres!«

Elko-Nhor verzog seinen schmalen Mund zu einem spöttischen Lächeln.

»Sie können meinen Leuten nichts vorwerfen, Administrator, denn sie haben nur im Interesse der planetaren Sicherheit gehandelt. Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie die angeblichen Übergriffe des letzten halben Jahres zur Sprache bringen. Denn gerade in den vergangenen sechs Monaten haben die Sabotageakte der terranischen Terroristen zugenommen. Deshalb, und nur deshalb, unterziehen wir ankommende und abreisende Terraner verschärften Kontrollen.«

»Sie wissen, dass Terra nichts mit diesen Sabotageakten zu tun hat«, entgegnete Ronor Utheske.

»Ich weiß nur, dass sie von Terranern durchgeführt wurden!«, rief Elko-Nhor heftig. »Wir haben Terraner auf frischer Tat ertappt, wir haben Geständnisse noch und noch. Terraner haben die Führer von Unabhängigkeitsorganisationen ermordet, sie haben Militärdepots und Industrieanlagen gesprengt, haben die Bevölkerung von Baikular terrorisiert. Und dann wagen Sie es, die lächerliche Behauptung abzugeben, dass das Solare Imperium mit all dem nichts zu tun hat. Ihr Wort genügt uns nicht mehr, Herr Administrator, bringen Sie uns Beweise!«

Khan Elko-Nhor lehnte sich mit einem siegessicheren Lächeln in seinem Sessel zurück.

»Sie haben noch nie verhehlt, ein fanatischer Terra-Hasser zu sein«, meinte Utheske bitter. »Ich meine aber, dass Sie Ihrer Heimat mit dieser Haltung mehr schaden als nützen.«

Wangur Dosenid räusperte sich und sagte mit leiser Stimme: »Ich finde, die Tatsache, dass von dieser Konferenz kein Protokoll angefertigt wird, sollte uns nicht dazu verleiten, uns in Gehässigkeiten zu verlieren.«

Aller Augen wandten sich dem Sprecher der Planetaren Räte zu, der als Vertreter der baikularischen Regierung erschienen war.

Er konnte nicht verheimlichen, dass seine Vorfahren aus dem ehemaligen Indien Terras stammten. Er besaß dunkles, leicht welliges Haar, dunkle Augen, volle Lippen und einen bräunlichen Teint.

Er setzte sich für eine gemäßigte Politik ein, stellte sich jedoch voll und ganz hinter die Autarkiebestrebungen der Baikularen.

»Diese Konferenz wird wie alle anderen zu einer Farce, wenn wir uns nicht auf die Vorbringung von Fakten beschränken, die unserer Sache dienen«, erklärte er.

»Ganz meiner Meinung«, stimmte Gualapa Runda zu, der wie Dosenid indische Vorfahren hatte. Niemand beachtete ihn.

Der Sprecher der Planetaren Räte fuhr fort: »Deshalb schlage ich vor, dass wir sogleich den wichtigsten Punkt behandeln. Ich meine unseren Antrag zur Erlangung der Autarkie. Wenn Baikular von Terra als souveräner Planet anerkannt werden würde, dann gäbe es keine Probleme mehr. Die Baikularen wollen nicht mehr und nicht weniger als ihre Unabhängigkeit. Ich habe Ihnen in diesem Zusammenhang schon viele Petitionen meiner Regierung übergeben, Herr Administrator. Alle wurden in scharfer Form von der Solaren Regierung zurückgewiesen. Da Sie vorhin den guten Willen Terras erwähnt haben, hoffe ich, dass unsere letzte Eingabe positiver aufgenommen wurde.«

Dosenid blickte den Administrator herausfordernd an.

Ronor Utheske machte eine Geste des Bedauerns.

»Leider wurde auch diese Petition zurückgewiesen. Obwohl ich mich für die Wünsche der Baikularen persönlich engagiert habe, blieb Terra abweisend. Man ist in der Solaren Regierung der Auffassung, dass die Baikularen nicht die nötige Reife besitzen, um ihre Welt selbst regieren zu können. Darüber hinaus sind es selbstverständlich auch wirtschaftliche Erwägungen, die Terra zu dieser ablehnenden Haltung veranlassen. Aber sie sind nur von zweitrangiger Bedeutung.«

»Das ist ein klares Nein«, sagte Wangur Dosenid. »Damit betrachte ich diese Konferenz als beendet.«

Mit diesen Worten machte er Anstalten, den Raum zu verlassen. Administrator Utheske konnte ihn nicht zum Bleiben bewegen.

Nachdem Dosenid gegangen war, wechselten Khan Elko-Nhor und Mancin-Hong einen kurzen Blick und erhoben sich ebenfalls.

Administrator Utheske warf dem Führer der Antiterranischen Befürwortungsliga einen vorwurfsvollen Blick zu und sagte:

»Sie haben während der ganzen Konferenz nicht ein einziges Mal Ihre Meinung geäußert, Mancin-Hong.«

Der Angesprochene hatte die Arme über der Brust verschränkt. Wie die meisten Baikularen war auch er mongolischer Abstammung. Sein sonst so ausdrucksstarkes Gesicht zeigte keine Regung.

Als er sprach, waren seine Augen in unbestimmbare Fernen gerichtet, seine Stimme klang desinteressiert.

»Was ich zu sagen habe, können Sie in weniger als vier Stunden über alle Fernseh- und Rundfunkstationen hören. Ich werde zu fünfhundert Millionen Baikularen sprechen, die mit mir einer Meinung sind. Das ist die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Sie täten gut daran, und mit Ihnen meine ich Terra, meiner Stimme mehr Gewicht beizumessen, denn ich vertrete die wahre Volksmeinung.«

Der Administrator von Baikular blieb unbeeindruckt.

»Sie sind keineswegs die Stimme des Volkes, Mancin-Hong, sondern der typische charismatische Führer. Sie sind nur beliebt, solange Sie die Massen blenden können. Aber wenn Sie nur einen einzigen Fehler begehen, wenn Sie einmal versagen, dann kann sich die Stimmung der Massen leicht in Hass gegen Sie wandeln. Gehen Sie also nicht zu weit, Mancin-Hong.«

Khan Elko-Nhors Arm schnellte hoch und deutete anklagend auf den Administrator.

»Diese Drohung wird Ihnen noch teuer zu stehen kommen«, rief er erregt.

Ronor Utheske schüttelte den Kopf. »Es war keine Drohung, sondern ein gutgemeinter Ratschlag.«

»Sie sollten diesen Ratschlag beherzigen«, riet Gualapa Runda, der bei dieser Konferenz die Interessen der baikularischen Großunternehmer und Konzerngewaltigen vertrat. »Ich bin ein Baikulare wie Sie, Mancin-Hong: Ich liebe meine Heimat zumindest ebenso wie Sie. Und ich würde es nicht minder begrüßen, wenn wir die Autarkie erhielten. Aber wir sollten sie nicht erzwingen. Es geht hier um mehr, als um die Befriedigung des persönlichen Ehrgeizes.«

»Ich weiß«, erwiderte Mancin-Hong ruhig. »Es geht Ihnen und Ihren Konsorten nur um den Profit. Ich erinnere mich an eine Zeit, da unterstützten Sie die Antiterranische Befürwortungsliga finanziell und durch persönlichen Einsatz, Runda. Aber dann zogen Sie sich plötzlich zurück und mimten den Neutralen. Seit damals munkelt man, Terra hätte Sie unter Androhung eines Boykotts gegen Ihre Werft ausgeschaltet. Daran ist bestimmt etwas Wahres.«

»Ich zog mich aus der ABL zurück, als Sie damit begannen, diese Organisation mit Ihren Hassparolen zu vergiften«, erklärte Gualapa Runda.

»Ich habe die ABL zu einem unübersehbaren Machtfaktor gemacht«, hielt Mancin-Hong dagegen. »Und ich werde es auch erreichen, dass Terra unsere Förderungen erfüllt.«

Damit wandte er sich ab. Nach zwei Schritten blieb er jedoch stehen und drehte sich noch einmal um.

»Ich habe nur noch eine Frage an Sie, Runda«, sagte er. »Wieso sind Sie und der Clan der Milliardäre dem Solaren Imperium noch hörig, obwohl terranische Terroristen eure Werften, Depots und Fabriken zerstören und euch Millionenverluste zufügen?«

Gualapa Runda antwortete: »Es sind Terraner, die die Sabotageakte ausführen, aber das ist für mich kein Beweis, dass sie im Auftrag des Solaren Imperiums handeln.«

2.

 

Samos Ridgolar sah vom Fenster des Wartezimmers den Schweber der Ordnungssondertruppe starten. Als er hinter sich ein Geräusch hörte, drehte er sich ohne Hast um. Es war der Sekretär des Administrators, der ihn bat, ihm zu folgen.

Samos Ridgolar nahm seinen Diplomatenkoffer auf und verließ mit dem Sekretär das Wartezimmer. Kurz darauf saß er Ronor Utheske gegenüber.

Der Administrator befand sich in gedrückter Stimmung. Daraus schloss Samos Ridgolar, dass die Geheimkonferenz negativ verlaufen war. Er hielt sich nicht lange mit Vorreden auf, sondern kam sofort auf den Grund seines Besuches zu sprechen.

»In zehn Tagen, also am 11. November, werden sieben Schiffe der GCC mit wichtigen Halbfertigteilen auf Baikular eintreffen«, führte er aus. »Es handelt sich dabei um terranische Fabrikate, die vom Dieu-Konzern dringend für die Erzeugung von Kleinst-Hyperkomgeräten benötigt werden. Wang Dieu ist nun an unsere Handelsmission mit der Bitte herangetreten, die sieben Raumschiffe entgegen unserer ursprünglichen Abmachung nicht auf dem Raumhafen von Baikular-City landen zu lassen, sondern direkt auf den Landeplätzen der Produktionsstätten.«

Administrator Utheske nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. »Die General Cosmic Company möchte nun, dass die terranische Administration die Erlaubnis für eine gesonderte Landung der sieben Raumschiffe besorgt. Habe ich recht?«

Samos Ridgolar bestätigte dies. Er holte einige Dokumente aus seinem Diplomatenkoffer und überreichte sie dem Administrator.

»Wir haben bereits alle Unterlagen vorbereitet. Die Landung der Raumschiffe bei den Produktionsstätten bedeutet nicht nur eine Kostenersparnis für den Dieu-Konzern, sondern auch einen Zeitgewinn für die GCC. Können wir damit rechnen, dass uns die Administration diese kleine Gefälligkeit erweist?«

»Warum nicht«, sagte Utheske. »Ich wundere mich jedoch ein wenig, dass Wang Dieu die Sache nicht persönlich in die Hand nimmt. Soviel ich gehört habe, hat er gute Beziehungen zur baikularischen Regierung.«

»Ich habe mich erboten, den Papierkram zu erledigen«, antwortete Ridgolar. Mit einem schwachen Lächeln fügte er hinzu: »Sozusagen als Kundendienstleistung der GCC.«

Nachdem sich Samos Ridgolar dieser Aufgabe entledigt hatte, verließ er das Administrationsgebäude. Die Torposten überprüften seine Papiere nur oberflächlich. Als Mitglied der terranischen Handelsmission war er ein ständiger Besucher der Administration und konnte ungehindert ein und ausgehen.

Das brachte viele Vorteile mit sich.

Samos Ridgolar mietete ein Schwebertaxi, ließ den Robotpiloten einige Zeit im Luftraum von Baikular-City kreuzen und landete erst auf dem Dach eines Gebäudes in der Dalai-Lama-Avenue, als er sicher war, nicht verfolgt zu werden.

Vom Parkdach fuhr er im Antigravlift in das zehnte Stockwerk hinunter und betrat dort ein Büro, das die Aufschrift WELL ITANO IMPORT-EXPORT trug.

Well Itano war, wie abgemacht, allein in seinem Büro. Bei Ridgolars Erscheinen zeigte er sich nervös und unsicher. Er war ein kleiner, rundlicher Mann, der vor zwanzig Jahren vom südamerikanischen Kontinent Terras nach Baikular ausgewandert war. Anfangs hatte er mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, da auf Baikular fast nur Nachkommen von asiatischen Terranern lebten. Aber schließlich hatte er sich durchgesetzt. Allerdings war ihm das nur mittels anrüchiger Geschäftsmethoden gelungen.

»Haben Sie die Waffe vorbereitet?«, fragte Samos Ridgolar.

Itano nickte eifrig.

»Ja, natürlich«, versicherte er, zögerte aber, bevor er unsicher fortfuhr: »Da ist noch etwas, das mir zu denken gibt. Ich glaube zu wissen, wofür Sie die Waffe brauchen. Wenn ich recht habe ...«

»Geben Sie mir die Waffe«, unterbrach Ridgolar ihn.

Itanos Hände zitterten, als er einen Wandschrank öffnete und einen Diplomatenkoffer herausholte, der dem Ridgolars bis ins letzte Detail glich.

Bevor er den kleinen Koffer aushändigte, sagte er:

»Bisher war es mir egal, für welchen Zweck ich Ihnen die Waffen aushändigte. Ich kümmerte mich nie darum, wen Sie umlegen wollten. Ihre Organisation hat mich immer anständig bezahlt, und das war ausschlaggebend. Aber das letzte Mal, als ich Ihnen die Pyrophorit-Phiole gab, verbrannte kurz darauf ein Mann jener politischen Fraktion, der auch ich angehöre.«

Ridgolar entriss ihm den Koffer. Dabei sagte er: »Keine Sentimentalitäten, Well, das passt nicht zu Ihnen.«

Ridgolar ließ den Koffer aufschnappen. Darin befand sich ein schwerer, zerlegbarer Toxi-Nadler neuester Bauart.

Itano fuhr unbeirrbar fort: »Als Sie mich vor zehn Tagen anriefen und den Toxi-Nadler anforderten, habe ich mich ein wenig umgehört.«

»Das war ein Fehler«, sagte Ridgolar, während er die Einzelteile des Toxi-Nadlers zusammenbaute und zufrieden feststellte, dass die Waffennummer herausgeschmolzen war.

»Wissen Sie, was ich herausfand?«, sagte Itano angriffslustig.

»Keine Namen!«, herrschte Ridgolar ihn an.

Itano atmete schwer aus.

»Ich mache nicht mehr mit!«

Ridgolar montierte den als Kamera getarnten Toxi-Nadler auf das Dreibein und trug ihn auf die Terrasse hinaus.

»Verdammt, was machen Sie da!«, rief Itano erschrocken.

»Es soll nur ein kleiner Test werden. Sie haben doch ein reines Gewissen, oder?«

Itano folgte Ridgolar auf die Terrasse. Er zitterte am ganzen Körper. »Der Toxi-Nadler muss erst eingestellt werden. Die Parallaxe stimmt nicht, der Sucher gibt ein verzerrtes Bild, dadurch ist die Zielgenauigkeit beeinträchtigt.«

Ridgolar packte Itano am Hals. »Warum haben Sie mir das verschwiegen?«

»Ich hätte es Ihnen gesagt. Ehrenwort, Rid...«

»Keine Namen!« Ridgolar ließ den anderen los und sagte mit gefährlich leiser Stimme: »Nehmen Sie jetzt die Feinjustierung vor, aber schnell. Ich gebe Ihnen drei Minuten. Und dann holen Sie die Maskenbildnerin aus dem Schönheitssalon. Ich muss in spätestens dreißig Minuten aufbrechen.«