Die alte Wanduhr an der grünen Wand hängend, von der die grüne Farbe an verschiedenen Stellen abgeblättert ist, und weiße Flecken dort in diesem dumpfen Licht sichtbar sind, tick-tack-pendelt vor sich hin. So dass der Zeitbegriff unaufhörlich keine besondere Hast in Schnelligkeit des dahinlebenden Lebens in mir erzeugt. Schnelligkeit, die sich bis zum Leben-Wollen steigern könnte.

Nur noch wollen. Aber was will ich eigentlich hier in diesem Zimmer, in dem ich jetzt stärker als üblich konzentriert vor diesem Tisch sitze, über dem eine Lampe mit elfenbeinfarbigem Stofflampenschirm kurz vor meinem Kopf von der gekalkten, welligen und mit dünnen Rissen versehenen Zimmerdecke sachte bewegend baumelt. Fliegenkot ist auch als kleine schwarze Pünktchen für mich durch die Seh- und Erklärungsschärfe sichtlich erkennbar.

Der Tisch ist aus zwei Tischen aus Eichenholz zusammengestellt. Steht in der Ecke dieses 8 x 8 Meter langen Zimmers, in der zwei kleine Holzbänke, ehemals blau bemalt, ziemlich abgenutzt dastehen.

In mir merke ich, wie ein ungezügeltes Schreibdenken zum Vorschein kommen will, jedoch habe ich vor, dieses Büchlein ohne zuviel Wirrwarr durchzuschreiben. Mir sind noch zehn Tage übrig, in denen ich dieses Buch schreiben kann und auch will. Zehn Tage. Warum. Warum schreibe ich jetzt? Damit ich eventuell dadurch meinen Lebensunterhalt verdiene. Damit ich nicht zum Verbrecher werde. Damit ich etwas leiste. Aber vor allem, damit ich eigenständiger mich auf das vorbereite, welches, ja welches denn nun?

Ich bin noch zu jung, um darüber jegliche Auskunft zugeben, die bedeutungsvoll wäre, weil zu viele Möglichkeiten hier in der Welt vor mir liegen.

Unter der Wanduhr, kurz davor, steht das alte Holzsofa aus dünnen Fichten zusammengezimmert. Es sieht zwar schön aus, aber dennoch lebt ein solches Sofa oftmals länger als ein Menschenleben, obwohl der einzige Genuss für das Sofa der ist, nicht zu wissen, dass es nicht weiß, dass es ein Sofa ist - also das weiß es nun wirklich nicht.

Vor dem Sofa der wacklige Tisch, der runde mit der wackligen Tischplatte, auch aus Fichtenholz, auf dem eine weiße Haushalts-Plattkerze, als Haushaltskerze, in weißem

Porzellanständer stehend. Ihr Licht leuchtet, welches auf das Gesicht der Frau, die ihr Gesicht mit Vaseline einvaseliert hat, scheint, die auf dem Sofa liegt und im Stern, davon liest, wie es an der Zeit ist, dem Winter zu entkommen...

Die Kerzenflamme wird länger, und ich fange durch diese Konzentration schon wieder in den Achselhöhlen zu schwitzen an...

Das bedeutet für mich, dass dieses Schreiben momentan nicht das Rechte ist. Ich muss mich dazu zwingen. Ich könnte am Leiden sein. Dieser Druck in der oberen Schädelhälfte.

Vielleicht ist es aber der Druck dessen, was nach draussen will.

Die schöne blöde Uhr tick-tackt immer noch.

Gleich werfe ich galant gezielt das Buch Lyrik des Ostens in ihre metallenen Eingeweide. Nur zum Spaß. Nur, damit ihr Schönheit ganz blöde blöde erscheint.

Jetzt fängt auch noch der Kühlschrank in der Küche, die einen burgunderroten Fliesenboden hat, der nicht so schön, wie eine heisere Haubenlerche singen kann, still sein kann, zu Elektrosummen an.

In mir steigt die Gefährlichkeit auf ihre Leiter, putzt die Sonne, lässt den Zorn in seiner Festung warten, fragt mich, ob ich sie betrügen will, ohne dass eine Antwort hörbar ist, fragt dann die Sonne, ob ich wohl verblendet sei, bis es mir zu absurd wird, und ich ihr die Angst zum Spielen gebe.

Die Frau steht auf, dabei legt sie den Stern auf den runden Tisch, ohne allzu viel Geschwätz von sich zu geben, damit sie das eigene Geschwätz auch nicht zu hören braucht, um in Miáuvergnügen mit sich selbst zu fallen, weil sie ja sich so anthropozentrisch ihr Idealbild einer nichtschwätzenden Frau nicht fördert.

Diese Frau irritiert mich manchmal sehr stark.

DieseWechselhaftigkeit der Launen, diese bewusste Egozentrik, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dieses Nasenpopeln. Sie ist eine Bezaubernde, die geliebt werden will. Sie ist keine Bezaubernde, die lieben will.

Wenn sie dieses lesen wird, besteht die Möglichkeit, dass ich danach nicht mehr leben werde. Sie wird ihre Kälte durchbrechen, mich mit einem Blick töten, so tun, als liebte sie mich noch, und dann wird sie mir langsam das Leben schwerer machen. Sie wird mich aus- und benutzen, bis ich blind aus Liebe zu ihr, ihr die Kehle durchschneide, wirklich denkend, dass ich es mit einem anderen Wesen zu tun habe und nicht mehr weiß, ob ich nun von ihr verzaubert wurde, oder ob ich mit der Magie der Phantasie mich in ein dämonisches Wesen hineingesteigert habe, das sich wie ein Chamäleon ändert, und wieder ein Raubmensch wurde.

Im Vorbeigehen fragt sie: „Na, kommst du flott mit dem Kritzeln?“.

„Langsam“ antworte ich langsam.

Sie geht dann nach oben, in ihr kleines gemütliches Zimmer, das voller Aktskizzen, Kollagen, Büchern, Blumen, Satinstoffen, Pinseln, einer Nähmaschine, einem Kohleofen, schmalem Bett, einem Schreibpult, einem Holzfussboden, zwei kleinen Fenstern, warmer Luft, Licht und ihr da oben existiert.

Hier im Zimmer, neben dem Ofen, unterm Fußboden, nagt jetzt die Maus herum.

Draußen ist es inzwischen dunkel geworden.

Das Bauernhaus, dieses halbzerfallene, wird von der Nacht ganz ohne Trauer, keineswegs schonend vor Erschöpfung, doch immer noch voller Hoffnung auf Restauration, umnächtigt.

Das Haus lebt auch länger als ich.

Das Haus soll nur so lange leben wie ich.

Ich brauche nicht seine Totenwache.

Wie unheimlich schnell verändert sich die Stimmung in mir.

Trotzdem bin ich nicht deswegen einsam bis auf den Grund meines Herzens. Sondern nutze die Veränderung, der Stimmung nachzufolgen.

Das Bauernhaus ist von Fichten und Tannenwäldern umgeben. Wohl ganz nahe liegen jetzt die Rehe und haben ihren Kopf in die Seitenflanke geschnuggelt. Die liegen einfach da draußen auf dem duftenden Nadelboden unterm Sternenhimmel.

Ich stand dann auf und ging im Pelzmantel, der mir zu schwer ist, und den ich bald wieder verkaufe, im Dunkeln bei Neumond spazieren.

Der schmale, gefrorene Lehmweg führte mich rechts an den Stellen vorbei, aus denen dumpfes Kuhstöhnen und Schnauben mit Kettenrasseln zu hören war. Der Sternenhimmel war klar. Einige Sterne glitzerten, ohne mit der Wimper zu zucken, und ich spazierte da im Dunkeln auf der Asphaltstraße herum.

Der Himmel, endlich sichtbarer, faszinierte mich, vielleicht würde von ihm ein Omen kommen, einige mehr Funken Licht in diesem zu gezügelten leben der Vernunft, die mir keine Eilzusendung zukommen ließ, die in mir aber diese große Sehnsucht ins Gedächtnis brachte.

Ich blieb stehen und horchte.

Zwischen all dem vor mir knackte und knisterte es, bog und verbog sich‘s, ein Zwiegespräch der Materie, die immer von Dauer ist, auch wenn sie sich dauernd verändert, neue Formen schafft.

Außergewöhnliche Ruhe.

Dann, da, ganz hinten ein Eulenruf, der aus nächster Nähe beantwortet wurde.

Die Eule hatte mich also beobachtet, diese Eule.

Kurz darauf das Geräusch eines durch die Nacht fliegenden Vogels. Vielleicht die Eule, die Eule.

Keine Sternschnuppe fiel. Keine Möglichkeit, ihr Fallen mit meinem Wunsch zu verbinden. Die Möglichkeit versteckt sich wohl im Fichtenwald oder so.

Ich hörte dann auf zu denken, hörte auf, die leise Stimme in mir brennen zu lassen, hörte auf, irgendwas in mir bewusst zu tun, ging dann weiter am Wald entlang, bog links ab, ging dort am Wald entlang. Vor mir war jetzt eine größere freie Ebene und mehr Licht sichtbar. Der Körper schien sich selbst zu wollen, bis ich dann anfing, über Zauberei und die Verbindung zur unsichtbaren Welt, und wie ich in Kontakt mir ihr kommen könnte, nachzuforschen, welches sich in den letzten Monaten durch Lesen und Beobachten in mir, dieser zarte Wunsch, mehr erkenntlich machte.

Vielleicht war ein Wunsch, mein Wunsch, genauso wie die Schneeglöckchen, so zart und doch aus dieser Kälte kommend, also ganz schön zäh.

Ich ging zurück zum Haus, in mich vergessend, nicht wissend, wer ich bin oder woher ich komme oder was ich tun würde...

Das mein Name nur mein Name ist, ansonsten nur Bedeutung für Registrierung hatte, war mir schon lange erkenntlich geworden.

Aber immer nur kam ich bis zum schwarzen Licht.

Ein erregendes mysteriöses Licht, schwarzes Licht in mir.

Vielleicht ist Schwarz auch deshalb die Farbe der Künstler.

Sie kämpfen sich im Licht zur Dunkelheit, um zum anderen Licht zu kommen.

Einige, viele, steigen schon vorher aus.

Bewusst.

Andere werden im Rausch verbrannt und können das Licht nicht ertragen. Wie die Motte in ihrem kulturellen Bereich sich auf den fremden Lichtbringer fliegt u.s.w...

Die kalte Luft war erfrischend, ich stand ihr aus mir heraus offen und wollend gegenüber. In mir brannte Wärme.Des öfteren hatte ich schon bemerkt, wie die Kälte an meinem Körper nagte, sie verkrampfte mich und den Körper dann

derartig, das ich feststellte, wenn das so weitergeht, bringt sie diesen Körper um, und sobald ich das dann erkannte, wehrte ich mich dagegen so, das, obwohl es genauso kalt war, ich dann die Kälte einige Zentimeter von mir hielt und mein Körper wieder warm, locker und das ganze Lebensgefühl geschmeidig war.

Der magische innere Zustand konnte vieles.

Als ich dann wieder ins Zimmer trat, erregte mich keiner der Gegenstände oder irgendwelche anderen körperlichen Verlangen.

Ich zog mir den Mantel aus, ahhh, Erleichterung, die Stiefel, strich mir die Haare aus der Stirne nach hinten, schaute in den Spiegel, nahm Schopenhauers ersten Band Die Welt als Wille und Vorstellung und legte mich dann auf den Rücken auf das Sofa.

Ich lese schon seit Monaten mit Unterbrechung in diesem Buch.

Ich fing an, die Kritik der kantischen Philosophie zu lesen.

Während ich so anfing zu lesen, wurde mein Körper ganz ruhig, der Atem reduzierte sich, als ob ich kaum atmete. Ich konnte ihn nicht mehr hören. Bis mir auf einmal bewusst wurde, das ich ja nicht atme und dann sofort wieder nach Luft schnappte.

Dann geschah etwas, was meine Aufmerksamkeit aufhören ließ.

Während ich so lag und las, fing der aus Weidenästen geflochtene Sessel sachte zu knistern an. Ganz sachte. Ich lauerte, vielleicht war es auch die Maus, außerdem,

Weidenäste, wenn noch so trocken, dehnen und recken sich mit den atmosphärischen Unterschieden.

Dieser Weidensessel hatte schon mal vorher ganz sachte geknistert. Irgendwann mal, ohne dass ich dem besondere Bedeutung gegeben hätte.

Ich las weiter. Das Gelesene faszinierte mich. Ich spürte, wie ich irgendeinem gesteigerten inneren Zustand überkam, aber so, wie sich mein Interesse am gelesenen steigerte, so steigerte sich auch die Intensität des Knisterns des Weidensessels, die sich jetzt, als ich dieses schreibe, auch schon wieder bemerkbar macht und mir schon wieder kalte Gänsehaut auf der Haut fühlbar macht. Naja, abwarte und sehen, was noch so passiert. Jedenfalls als ich las: Kant aber hatte die Welt umsegelt und gezeigt, das, weil sie rund ist, man durch horizontale Bewegung nicht hinaus kam, das es jedoch durch perpendikulare vielleicht nicht unmöglich sei - in dem Augenblick knisterte und knackte der Sessel so laut und stark, das ich dachte und wusste, das der Geist Schopenhauers oder Kants sich da bemerkbar machte.

Ich wurde sofort ganz ruhig und ehrfürchtig.Konnte mich auchkaumbewegen.Daswar wohl dieAngst der Ichhaftigkeit dieser Mickrigen. Nun, ich weiß, dass durch die Bücher eine Kraft in mich strömt, die sich in mir niederlässt und mich stärkt oder schwächt. Doch höchstwahrscheinlich gehe ich zu unbewusst mit diesen Bücherkräften um, spiele mit ihnen, nehme sie nicht so ernst, nehme mein Dasein gar nicht so ernst, ja verdammt, was ist bloß los mit mir. Irgendwo ist da ein Bremsklotz.

Jedenfalls sagte ich zu mir, dass ich nur Gutes wollte und dass ich mit dem Neuerlernten keinen Humbug machen wollte...

Ich las dann weiter. Und noch zweimal, bei für mich wichtigen Stellen im Buch, knisterte es viel lauter als üblich. Und immer noch konnte es meine gesteigerte Wahrnehmung mit der Ruhe des Körpers sein, die sich dann in innere Phantasierereien wegen des Knackens ausarteten, dass, weil ich so und so lese, es möglich wäre. Ich bemerkte, dass ich einen bitteren Geschmack im Mund hatte, der ganz trocken war, der Mund.

Ich setzte mich dann hin und fing ohne zu sprechen zu reden an. Ich sprach zu Schopenhauer. Das Knistern war noch da. Dann fing ich an, auch Kant zu erwähnen, und sofort fing der Sessel zu knistern an.

Nunwusste ich nicht, obKantzuerstdawarundSchopenhauer als letzter - oder was!

Da aber Kant ein wohl mächtigerer Geist war, ist, war‘s wohl von der Lautstärke her Kant, der da zuerst knisterte.

Im Stillen redete ich zu den Sesseln, ohne eine Antwort zu bekommen. Aber warum auch noch von Geistern, die durch den Tod gegangen sind, noch Antworten verlangen. Aber gerade doch! Doch von den unsichtbaren Mächten. Sich mit ihnen in Verbindung setzen. Höchstwahrscheinlich bin ich andauernd mit denen in Verbindung, nehme dieses bloß nicht auf, wahr, um mich bewusster mit ihnen in Verbindung zu setzen.

Ich täusche mich so weit, dass ich glaube, ich bin so, wie ich bin.

Dann ging ich rüber zum ersten Sessel und machte eine Armbewegung, mit der ich erfassen wollte, was immer es auch sei, jedoch knisterte es, ohne dass ich etwas mit dem Arm bemerkte...

Danach legte ich das Buch beiseite und beschäftigte mich mit der Mizi-Katze, die um Futter miaut hatte und was von mir aus der Dose bekommen hatte.

Das Knistern war beendet.

Vielleicht arbeitet nun im Unbewussten das oder die Kraft über die Wirklichkeit und den Wissenden nach, damit eines Tages Erklärungen aus dem dann Verdauten folgen können.

Ich schlief an dem Abend alleine.

Gegen Morgen wurde es mir auch unter dem Federbett zu kühl, das seine Federn nur auf einer Seite hatte und nur mit dem Bettbezug einen Teil des Körpers bedeckte. Ich wälzte mich eine Zeitlang umher, Gedanken jagten durch mich, Gedanken, die sich mit der Analyse der Frau befassen, ihren so wechselhaften Eigenschaften, Gedanken, die mich erzürnen ließen, Gedanken des Zurückschlagens, Gedanken der Wirrnis voller Erkenntnis, dass in mir noch nicht der rechte Zeitpunkt war, um entscheidend durchzugreifen, was ich mir unter solchen seelischen Zuständen immer vornehme...

Die Frau redet von Öde, von Langeweile...

Ich bin nicht daran interessiert, mir ihre innere Öde und Langweile als für mich auch wirklich anzuhören...

Dabei ist diese Frau aber bis zum Magister in Soziologie und Theaterwissenschaft ausgebildet worden... Jedoch vielleicht liegt im Aus-Bilden der Fehler, denn da kannste ja kaum noch einbilden.

Gebildet, also vom Bild her programmiert.

Also das Bild von jemand anderem.

Jedenfalls nahm ich mir vor, mal in ihren geheimnisvollen Raum von wer weiß was für Denk-Sein zu schauen. Nochmal. Noch intensiver.

Ihre Art und Weise erkennen. Aber mit einem geduldigen Sehen, damit ich ihre Situation mit liebevollem Blick sehe. Was für mich wichtig erscheint.!

Das Zimmer war kalt.

Die Uhr tickte, tick klack.

Die Katze kam und fing an zu schnuggeln. Sie saugte an der wollenen Decke, als ob sie an den Zitzen ihrer Katzenmutter saugte, wobei auch die gleichen Vorderpfoten-Bewegungen gemacht wurden.

Schnell zog ich mich an. Legte Kohle in den Ofen. Wusch, kämmte und sah mich im Spiegel. Glänzende Augen und Bartstoppeln. Im Bad stank‘s nach Abfluss.

Ohne zu frühstücken ging ich nach draußen, trat auf den gefrorenen Boden, stieg in den alten VW-Bus, den ich am Hang stehengelassen hatte, weil der Starter kaputt war, versuchte zu starten, ging nicht. Wie so‘n Bettler mitten im Sand mit dem Himmel in der Hand stand ich nun da, und die Wissenschaftler schafften. Dann schob ich den Bus an. Er rollte den Hang neben den Ställen hinunter. Ich ließ die Kupplung kuppeln, der Motor fing an zu tuckern, doch dann war der Hang zu ende, so auch das Tuckern, so stand das Auto da auf dem gefrorenen Boden.

Ich ging zurück ins Haus. Machte mir eine Käseschnitte, eine dicke, kochte Wasser für den Tee, dann hörte ich den Tre-cker vom Nachbar-Bauern, ahhh. Sofort schaltete ich das Gas aus, nahm die Käseschnitte, zog die Jacke an, dachte daran, der Frau noch eine Nachricht zu hinterlassen und winkte dem Bauern zu, auf das Auto zeigend, deutete an, dass das Drahtseil nicht am Trecker sei. Ich lief in seine Garage, lief zurück, er stand schon mit dem Trecker vorm Auto, das Seil wurde befestigt, dann zog der Trecker das Auto und mich den anderen Hang hoch. Der Bauer schaute zu seiner

Schwester, die den Schneehaufen zerhackte und rote Wangen hatte. Lächelte ihr zu. Im Lächeln lächelte er wieder über mich, der schon wieder auf ihn angewiesen war. Dabei hatte ich mir beim Brotbelegen vorgenommen, zu Fuß nach Landshut zu gehen, mit Trampversuchen. Mir auf dem Schrottplatz einen gebrauchten Starter zu besorgen und ihn dann ans Auto zu nageln. Auf der Asphaltstraße startete der Wagen sofort, aber beim Lösen des Drahtseils hackte sich ein Draht ins Fleisch des linken Mittelfingers. Ich verzog das Gesicht, denn der Draht wollte nicht sofort raus, und der Bauer meinte mit der tiefen Stimme: „Es ist nicht so gut, so zarte Haut zu haben.“

Ich wollte keine weiteren Gedanken dazu äußern, wieso ja, wieso nein, was ist besser oder wer weiß was für

Möglichkeiten, na klar, es war besser, wenn ich in dem Falle Rhinozeros-Panzerung gehabt hätte, aber ich bin feinfühlig und rauhfühlig und so weiter.

Ich bedankte mich bei ihm mit Kopfnicken und Augenblicke, als er an mir vorbei zurück zum Bauernhof fuhr. Dann fuhr ich nach Landshut und aß dabei die Käseschnitte...

Während des Fahrens die schneebedeckten Felder überschauend, komme ich mir langsam wieder freier vor.

Der Begriff Vernunft war zwar erkenntlich, klar erkenntlich.

Doch wollte ich nicht verstehen. Hier als Mensch auf der Erde lagen so viele Wege, die abwesend von Vernunft und Verstand immer noch blieben, oder auch ich wurde ein Werkzeug der willenlosen Schnelligkeit jeder äußeren Reize, bis zur Raserei sich hingebend.

Die Phantasie lag schon tiefer.

Das Denken fesselte ich jedoch allzu oft an das Verstehen.

Irgendwie muss hier doch eine andere Quelle des Seins zum Vorschein kommen.

Als ich dann durch Landshut gefahren war, wusste ich, dass ich zu weit gefahren war, bog rechts ein, tankte für 10 DM, fragte Kassiererin, wo Schrottplatz sei, sie mit ihren schwarz-gefärbten Dauerwellen, Lächeln antwortete mir. Mir. Dass Ich, Ich, Zurückfahren müsssssse. Während ihres Sprechens bekam sie ein Sprechfunkzeichen. Sie hörte auf, mit mir zu sprechen und sprach ins Sprechfunkgerät, Augenblick Kanada, sprach dann, dann vervollständigte sie die Erklärung zu mir, die klar und leicht erkenntlich ausgesprochen wurde, sie kannte sich aus.

Draußen vor der Tür lauerte dann ein großer, aber alter Schäferhund, wegen dessen ich ein unbehagliches Gefühl bekam, denn ich wollte nicht von ihm angebellt werden, ich wollte mich aber auch nicht ihm verteidigend zeigen...

Draußen vor mir das Plastikbild der atomzeitalterlichen leuchtenden Blechbüchsen, die Tankschule in gelben Flecken auf Asphalt, Geruch von Gasolin und Düfte von Motoren, Lastwagen rasen dröhnend vorbei, im Hintergrund das tatütahtah einer Polizeisirene, und dann fliegt eine Drossel auf die Abfalltonne, macht einige Knickse und fliegt wieder weg.

Ich wollte weg von dieser Kunst, von dieser Schönheit, dieser melodischen Dröhnheit, bloß weg. Wollust für die Schönheit der Natur zu finden, um wieder auf schöne Gedanken zu kommen. Aber zurück zur Frau konnte ich auch nicht. Zu oft schwankte sie zwischen nicht wissen, was sie will, Wollen, Phantasieunbefriedigtheit, Wut, Erhabenheit und schwachem Selbstbewusstsein, unfähig, was zu leisten, an dem sie auch Gefallen fand. Ich wusste schon oft nicht mehr, ob das, was sie sagte, langläufig wahr war oder launenhaftig, so dass ich ihrem Sprechen oft keine Bedeutung mehr zulegte. Ich dadurch erkannte, dass ich trotz allem Gesagten aber immer noch mit ihr sein wollte, ja, sie jetzt sogar anfing viel gerner zu haben. Ich sah sie, ihr Wesen, ihre entzückte Chaotik, und sie sah nicht meine, sondern nur meine souveräne Art und Weise. Diese souveräne Seite, die 4 km Abstand zu allem hatte und irgendwie fast willenlos zu ihr stand, wobei immer klarer wurde, dass die Frau manchmal von mir vergewaltigt werden wollte, sie wollte es, es erregte ihre Phantasie, und ich konnte gar nicht solch einen Vergewaltigungs-Bemächtigungstrieb entwickeln, noch nicht einmal in der Phantasie.