Cover_klein.jpg

© Querverlag GmbH, Berlin 2003

Erste Auflage September 2003

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag und grafische Realisierung von Sergio Vitale unter Verwendung einer Fotografie von gettyimages

ISBN 978-3-89656-601-0

Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis an:

Querverlag GmbH, Akazienstraße 25, D-10823 Berlin

www.querverlag.de

Die Sendung mit der Maus oder: Alltag tötet

„Vergessen? Du hast es einfach vergessen?“

Ich war entsetzt. Ich konnte es nicht fassen. Sie musste doch wissen, was sie mir damit antat. Entweder steckte eine niederträchtige Absicht dahinter – doch das wollte ich ihr nicht unterstellen – oder schlichtweg Gedankenlosigkeit. Aber zog Gedankenlosigkeit nicht letztlich genauso verheerende Auswirkungen nach sich wie böse Absicht?

„Ja, ich habe es vergessen“, sagte sie nur. Weiter nichts. Keine Entschuldigung. Kein Bedauern. Nur: Ich habe es vergessen. Kein Zeichen von Reue. Im Gegenteil – in ihrer Stimme glaubte ich sogar den leisen Anflug von Zorn zu hören.

Was für eine Unverschämtheit! Was nahm sie sich heraus? Sie und Zorn? Sie? Ich war diejenige, die Grund hatte, zornig zu sein.

„Mein Gott, Cordula, ich habe es einmal vergessen“, sagte sie. „Nur ein einziges Mal. Stell dich nicht so an!“

Stell dich nicht so an. Das hätte sie nicht sagen sollen. Außerdem hatte ich es schon immer gehasst, wenn jemand im Streit meinen Vornamen sagte, wie eine Beschwörung, oder so, als wäre ich ein unmündiges, unartiges Kind oder als wüsste ich selbst nicht, wie ich heiße.

In meinen Augen standen Tränen. Ich konnte gar nichts gegen sie tun, sie kamen von selbst, immer mehr, und sie machten mich zusätzlich wütend, da sie meine Hilflosigkeit noch unterstrichen. Gabi demütigte mich, indem sie mit diesem angriffslustigen Blick vor mir stand und mir ohne ein Lächeln ins Gesicht sagte, sie habe es vergessen. Das sei doch wohl kein Drama. Damit tat sie meinen innigen Wunsch als unwichtig, ja sogar lächerlich ab.

Schon seit vielen Wochen lief in meinem Leben alles schief. Und nun auch noch das. Dieses Wochenende schien dazu auserkoren zu sein, den vorläufigen Höhepunkt meines Scheiterns zu markieren. Ich hatte den Gipfel – oder besser: die Talsohle – erreicht. Weiter bergab ging es nicht mehr. Gerade jetzt an diesem Sonntag, als mein Leben aus dem Ruder lief, hätte mir Geborgenheit alles bedeutet. Doch stattdessen fühlte ich mich verletzt, nicht geliebt, von allen verlassen.

Es sah so aus, als wäre ich meinen Job los. Ich arbeitete als Tippse in der Rechtsanwaltskanzlei Krom und Glans. Nicht, dass mir diese Arbeit Spaß machte – ich hasste sie vielmehr –, aber dennoch, sie ernährte mich. Brigitte Glans, die Chefin, hatte eine Andeutung gemacht, dass die Kanzlei daran denke, sich demnächst von mir zu trennen.

Darüber hinaus hatte ich Krach mit meinen alten Eltern, die jedoch noch rüstig genug waren, um sich mit mir zu streiten. Ich solle sie öfter besuchen, hieß es alle zwei Tage am Telefon, und außerdem warfen sie mir vor, wenn auch nur indirekt, dass ich ihnen durch meinen Lebenswandel ein Enkelkind verwehre, und so lange würden sie, jetzt, da sie allmählich im Rentenalter seien, schließlich nicht mehr leben. Mit dem Lebenswandel war natürlich Gabi, meine Partnerin, gemeint. Bereits früher hatten meine Eltern mich geplagt; zuerst waren es die Schulnoten, später das nie abgeschlossene Studium. Sie sollten mich in Ruhe lassen. Ich war dreißig Jahre alt, und mit dreißig führte man keine Auseinandersetzungen mehr mit den Eltern. Sie hatten mir bei meiner Geburt den Namen Cordula gegeben, das reichte.

Ich hatte nie verstanden, durch welche unglückliche Fügung ihnen damals ausgerechnet dieser Name eingefallen war; es gab keine Großmutter, keine Tante, keine Bekannte, keine Prominente – es gab niemanden namens Cordula. Nur mich. Mich selbst erinnerte mein Name zwanghaft stets an Cordhosen. Weiche, schlabberige Cordhosen. Leider entging auch meinen gehässigen Klassenkameraden diese Assoziation nicht. Vielleicht waren sie es auch, die mich erst darauf gebracht hatten. Ich wuchs in einer Zeit heran, in der Cordhosen allmählich aus der Mode kamen, und so stand Cordula alias Cordhose für etwas wirklich Langweiliges und Plumpes.

Meine Freundinnen und meine gesamten Sozialkontakte hatten sich im Lauf der letzten Monate unmerklich von mir zurückgezogen. Ich spürte es. Sie riefen nicht mehr an. Ich wurde immer seltener eingeladen, weder zu Geburtstagen noch zu sonstigen Gelegenheiten. Doch richtig misstrauisch machte mich, dass ich noch nicht einmal mehr dazu eingeladen wurde, bei Umzügen zu helfen. Von einem Umzug erfuhr ich oft erst, wenn er längst über die Bühne gegangen und die neue Wohnung bereits renoviert worden war. Das gab mir zu denken.

Gabi und ich hatten uns in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgezogen. Wir gingen selten aus. Wir mochten keine Störungen von außen. Wir lebten für uns, und wir waren glücklich in unserem kleinen Refugium. Wir sahen uns häufig, eigentlich täglich. Dennoch wohnten wir nach wie vor in getrennten Wohnungen, und diese Tatsache reichte in meinen Augen aus, um unsere Unabhängigkeit zu beweisen.

In jedem Fall zog ich einen ruhigen, gemütlichen Abend mit Gabi fast immer allen Alternativen vor. Ich wusste, was mich bei ihr erwartete, ich kannte sie, ich konnte mich darauf einstellen, es drohte keinerlei Gefahr. Nichts Fremdes störte. Bei Gabi fühlte ich mich unendlich geborgen.

An diesem Sonntag, der alles verändern sollte, war ich sehr niedergeschlagen. Ich fürchtete mich vor dem kommenden Arbeitstag in der Kanzlei; mit dem Gedanken daran war ich morgens aufgewacht. Alles ging schief. Nichts klappte. Mein Leben bekümmerte mich zutiefst, und deshalb ersehnte ich Trost. Ich wusste auch, wo er zu finden war – bei Gabi, natürlich bei Gabi.

Wir waren am späten Nachmittag verabredet. Gabi hatte die schönere Wohnung – eine mit Badewanne und Balkon. Und sie besaß einen Videorekorder, vor allem das war von zentraler Bedeutung. Ich gebe zu, ich hätte mir selbst einen Videorekorder anschaffen können. Aber es war bequemer, dass Gabi einen besaß. Ich brauchte keinen eigenen. Und es war billiger. Oh, ich beteiligte mich durchaus an den Kosten für unser gemeinsames Freizeitvergnügen, nicht, dass ich jetzt als Geizhals dastehe. Manchmal kaufte ich einen Schwung Videokassetten, wenn es bei Aldi oder Plus welche im Angebot gab. Unser Bedarf an Videokassetten war groß.

Aber sollte ich mir etwa einen altmodischen Videorekorder zulegen, wenn es in absehbarer Zeit ohnehin neue Speichermedien geben würde? Das wäre sehr unvernünftig gewesen. Ich wollte lieber abwarten; ich habe ein eher zögerliches und vorsichtiges Naturell. Zwar wurden gleichzeitig altmodische Videorekorder immer billiger – doch mein Verdienst bei Krom und Glans erlaubte keine Luxusanschaffungen. Gabi und ich waren Lebensgefährtinnen – also reichte ein einziger Videorekorder vollkommen aus. Wir taten schließlich auch sonst das meiste gemeinsam. Gabi und ich waren ein Liebespaar. Ein sehr glückliches. Und das schon seit sechs Jahren.

An diesem Sonntag, der alles verändern sollte, fuhr ich nachmittags den vertrauten Weg zu Gabis Wohnung. Seit sechs Jahren verbrachten wir fast jedes Wochenende miteinander. Normalerweise gehörte auch der Samstag dazu, doch an diesem Samstag war Gabi abends zu einer Geburtstagsfeier bei Kollegen gegangen, die ich alle nicht mochte. Ich hatte mich den ganzen, langen Samstagabend nach ihr gesehnt. Am Sonntag traf ich mit der Erwartung bei ihr ein, in ihrer schönen Wohnung mit Badewanne und Balkon, dass wir uns mit dem Kuchen, den ich mitgebracht hatte, auf ihr Sofa setzen und die Video-Aufzeichnung ansehen würden, um die ich sie gebeten hatte. Ich freute mich auf diesen heiligen Moment des Friedens und des Glücks. Ich hatte es mir den ganzen Samstag über ausgemalt und Gabi extra deswegen angerufen, um sie zu erinnern. Schon seit Jahren vergaß ich niemals, Gabi zu erinnern – obwohl es inzwischen vielleicht selbstverständlich war. Aber man soll ja nichts für selbstverständlich halten – erst recht nicht in der Liebe. Selbstverständlichkeit tötet die Liebe. Das war meine Devise.

Ich hatte ihr am Samstag auf den Anrufbeantworter gesprochen: „Denkst du bitte daran, morgen die Sendung mit der Maus aufzunehmen?“ Ja, ich war äußerst respektvoll, auch nach sechs Jahren, und ich sagte ausdrücklich „bitte“. Ich bat sie höflich darum und befahl es ihr nicht. Ich wusste, was sich gehörte.

Ich liebte die Sendung mit der Maus. Sie machte mich glücklich wie kaum etwas anderes. Die Behauptung, es handle sich hierbei lediglich um eine Sendung für Kinder, ist ganz und gar falsch.

Die Sendung mit der Maus stellte für mich immer einen kleinen Höhepunkt in einer ansonsten oft ereignislosen Woche dar. Jedes Mal litt ich darunter, dass sie nur dreißig Minuten dauerte, statt sich großzügig auf epische Spielfilmlänge zu erstrecken. Die Maus und der kleine blaue Elefant stritten sich manchmal, was die Harmonie kurzzeitig trübte, aber dennoch, ich fühlte mich geborgen, wenn ich diese Sendung sah. Meistens ergriff ich Partei für den Elefanten, der mir wie eine geknechtete, unterdrückte Seele erschien.

Gabi hingegen interessierte sich mehr für die Wissensvermittlung. „Wusstest du das?“, fragte sie manchmal erstaunt, „hättest du gedacht, dass so die Mandarinen in die Dose kommen?“ Genauso verblüfft nahm sie die aufwändige Herstellung von Schraubenschlüsseln, Knöpfen oder Pinseln zur Kenntnis oder ließ sich gerne darüber belehren, warum Bockwürste an einem Ende einen blassen Knick aufwiesen.

Gabi vergaß niemals, die Sendung aufzuzeichnen, wenn wir uns nicht sahen oder am Sonntag länger schliefen. Nie. Ich konnte auf sie bauen. Alles war gut.

Gabi vergaß nie etwas. Niemals. Sie war auf eine sehr fürsorgliche Art darum bemüht, dass es mir gut ging. Dass es uns gut ging. Dass wir es schön hatten. Dass wir uns behaglich in unserem kleinen Kuschelparadies einrichteten. Und dazu gehörte auch, als lieb gewonnenes Ritual, das gemeinsame Genießen der Sendung mit der Maus am Sonntag. Daran war ich gewöhnt. Die Gewohnheit ist die stärkste Macht, stärker noch, viel stärker als die Leidenschaft.

Umso größer war mein Entsetzen an diesem Sonntag, als Gabi plötzlich sagte: „Ich habe es vergessen. Stell dich nicht so an.“

Ich war außer mir. Vergessen? Sie hatte es einfach vergessen? Ich weiß noch, dass ich im ersten Moment naiv dachte, Gabi mache einen Scherz. Ich suchte in ihrem Gesicht fieberhaft nach Zeichen, die es belegten. Doch ich entdeckte keine. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Ich presste noch ein ersticktes „Was? Wie?“ hervor – in der Hoffnung, nun würde sich endlich herausstellen, dass es sich lediglich um einen Scherz handelte, und zwar um einen sehr schlechten. Doch Gabi lachte nicht. Es kam kein: Ätsch, reingelegt, wie könnte ich denn die Sendung mit der Maus vergessen? Jetzt habe ich dich aber erschreckt!

Ich dachte kurz an unseren Streit vor einigen Jahren. Gabi hatte vergessen, für mich die vierzehnte Folge der Krankenhausserie aufzuzeichnen, die ich damals liebte. Ausgerechnet diese vierzehnte Folge war von eminenter Bedeutung, da sich in ihr gleich zwei Konflikte privater Natur aufklären sollten. Gabi vergaß, den Videorekorder zu programmieren, und ich habe die Folge nie gesehen. Damals stritten wir uns erbittert fast zwei Wochen lang deswegen, und ich hatte angenommen, sie hätte aus dieser Erfahrung gelernt. Ein anderes Mal hatte sie die Zeit am Videorekorder falsch programmiert, so dass das vorauszusehende, überglückliche Ende eines Doris-Day-Films leider fehlte. Die stets in Pastelltöne gekleidete Doris Day liebte ich auch. In diesem Fall währte der Streit mit Gabi nur kurz, da ich das Ende des Films bereits kannte. Der Abend war trotzdem verdorben.

Als mir an diesem Sonntag allmählich klar wurde, dass es sich um die bittere, grausame Realität handelte und nicht um Spaß, wusste ich mir nicht mehr zu helfen. Ich schrie: „Du hast es vergessen? Du hast es einfach vergessen? Warum tust du mir das an?“

Und dann versetzte ich ihr diesen an und für sich harmlosen Stoß.

Eigentlich war es nur ein kleiner Schubser. Ich war so entsetzt. So erniedrigt. Alle Felle schwammen mir weg. Der Job bei Krom und Glans. Die Freundinnen. Und nun auch noch die Liebe. Ich fühlte mich verlassen. Zwischen den Zeilen hatte Gabi deutlich gesagt, es sei doch wohl keine Tragödie, ein einziges Mal die Aufzeichnung der Sendung mit der Maus vergessen zu haben. Doch genau das war es, eine Tragödie. Für mich kam dieses Versäumnis einer Verschwörung gleich. Nun auch noch Gabi, mein Fels in der Brandung. Gabi nahm meine Wünsche nicht ernst, schlimmer noch – sie zog sie ins Lächerliche. Gabi, verstehst du das immer noch nicht?

Ich war so verzweifelt und wusste mir nicht anders zu helfen. Meine Worte erreichten Gabi ganz offensichtlich nicht. Und da sie es nicht vermochten, packte ich sie bei den Schultern und schubste sie, nur ganz leicht. Gabi rechnete nicht mit einer Attacke, verlor das Gleichgewicht und stürzte rücklings gegen die Schreibtischkante.

Sie stürzte sehr unglücklich. Es war alles ein großes, schreckliches Versehen. Ich hatte sie doch nur geschubst, ganz sanft. Nach ihrem Sturz lag Gabi einfach so da. Einen Moment lang, eine kurze Sekunde. Dann eine Minute. Mehrere Minuten. Gabi blieb liegen und rührte sich nicht. Sie wirkte nicht so, als schliefe sie. Sie sah anders aus, als ich es jemals an ihr gesehen hatte und kannte. Ohnmächtige waren mir in meinem Leben noch nie untergekommen; das war gut, denn es beruhigte mich, und ich dachte: Gabi ist ohnmächtig. Das muss es sein.

Gabi lag auf dem roten Teppich, einen Arm weit von sich gestreckt quer über den Holzdielen.

Was sollte ich tun?

Wenn ich ehrlich bin, dann war ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich froh darüber, dass Gabi ausnahmsweise ganz still war. Zwar wäre ich gerne mit meinen Vorwürfen, die nur allzu berechtigt waren, fortgefahren, doch bei Streitigkeiten ließ Gabi mich oft nicht ausreden, eine hässliche Charaktereigenschaft. Sie fiel mir ins Wort und drehte und verfälschte den Sachverhalt nach ihrem Gutdünken.

Jetzt aber schwieg sie.

Ich weiß nicht, was mich an diesem Sonntag trieb. Ich beschloss, dass es erst einmal das Beste sei, den Ort des Geschehens, Gabis Wohnung, zu verlassen. Ich wollte weg, ich wollte sie nicht sehen müssen. Außerdem kämpfte ich noch immer mit meiner Enttäuschung: Heute gab es für mich keine Sendung mit der Maus, keinen Lichtblick in einer tristen, grauen Woche. Ich hatte es am Vormittag bei mir zu Hause bewusst vermieden, sie alleine zu sehen, um mich noch mehr darauf freuen zu können, dies am Nachmittag gemeinsam mit Gabi und dem mitgebrachten Kuchen zu tun. Ich liebte unsere gemeinsamen Rituale, und ihretwegen versagte ich mir manches Mal ein einsames Vergnügen.

Inzwischen war es früher Abend. Der Frühling war gekommen, der schöne Mai, und draußen blieb es länger hell. Gabi wohnte in der Nähe des Landwehrkanals. An dessen Ufer ging ich entlang und wich dabei, wie immer, Radfahrern, Joggern und Hunden aus. Ein Ausflugsschiff namens Friederike II schipperte an mir vorüber; die Leute an Deck saßen wie in einem fahrenden Biergarten vor ihren Getränken, sie sahen alle so aus wie meine Eltern und starrten zu mir herüber. Eine Lautsprecherstimme verkündete, dass sie soeben die Hobrechtbrücke passiert hätten. Wie oft war ich hier mit Gabi spazieren gegangen. Manchmal hatten wir es mit Joggen versucht, aber nur selten. Ich erwies mich zu Gabis Leidwesen als unsportlich, und diese Tatsache bestrafte sie regelmäßig mit langen Vorträgen darüber, dass ich meine Kondition und meinen verweichlichten, schlaffen Körper auf Vordermann bringen müsse. Nach solchen Bemerkungen hatten wir uns oft gestritten.

Ich ging ruhelos und forschen, schnellen Schritts. Ich ging nicht spazieren, sondern marschierte stramm, bis ich ins Schwitzen geriet. Dabei sprach ich in Gedanken mit Gabi. Gabi, verstehst du nicht, was es mir bedeutet?, sagte ich zu ihr. Ich will mich nicht mit dir streiten. Ich will, dass alles wieder gut ist, aber du musst doch verstehen, wie sehr du mich damit verletzt. Die Sendung mit der Maus, sie wäre heute meine einzige Freude gewesen. Außer dir, natürlich. Komm, Gabi, lass uns den Streit vergessen. Ich bin bereit, dir zu verzeihen.

Vielleicht hätte ich doch nicht so einfach verschwinden, die Wohnung verlassen sollen? Wenn ich gleich zurückkomme, dachte ich bei meinem Spaziergang am Kanal, als Friederike II schon längst außer Sichtweite war, und auch ich selbst war so weit und so lange marschiert, dass vermutlich bereits eine Stunde verstrichen war, wenn ich zurückkomme, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Gabi ist wütend, weil ich ohne ein Wort gegangen war, oder, das wäre die schönere Möglichkeit, die beziehungsfreundliche und der Liebe zuträgliche, Gabi wird sich nun endlich für ihr Versäumnis entschuldigen und hoch und heilig versprechen, nie, niemals wieder die Aufzeichnung der Sendung mit der Maus zu vergessen.

Mit einer anderen Möglichkeit rechnete ich nicht. Schon gar nicht mit der, die mich erwartete.

Am Kiosk kaufte ich ein Eis, Cornetto Erdbeer, denn ich wusste, dass Gabi diese Sorte mochte. Meldete sich da mein schlechtes Gewissen? Hatte ich vielleicht übertrieben reagiert? Ich weiß es nicht. Inzwischen war es ganz überraschend Abend geworden. Wie lange war ich am Kanal spazieren gegangen? Eine halbe Stunde? Eine Stunde? Länger? Ich beeilte mich, um das Eis noch in gefrorenem Zustand Gabi überreichen zu können, als eine Art kleine Friedensgabe, begegnete in ihrem Hausflur dem Neandertaler namens Sulz, der über ihr wohnte und wie immer kein „Guten Tag“ über die Lippen brachte – Unhöflichkeit und schlechte Manieren sind mir ein Gräuel, ich verabscheue sie –, schloss mit meinem Schlüssel, den ich selbstverständlich von Gabis Wohnung besaß, die Tür auf, erfreute mich bereits an ihrer zu erwartenden Begeisterung über das mitgebrachte Eis, und dann hatten wir ja auch noch den Kuchen, dachte, dass wir es sicher rechtzeitig schafften und den Tatort um 20.15 Uhr sehen konnten, wenn wir uns nur schnell genug wieder vertrugen, und betrat ihre Wohnung.

Dort war es ganz still. Unheimlich still. Die Wohnung klang nach nichts, nach gar nichts, seltsamerweise roch sie auch nach nichts, nur nach Abwesenheit und Leere – so, als wäre die Inhaberin im Urlaub, so wie eine Wohnung klang und roch, wenn man nachts von einer Reise zurückkehrte und dann eine dunkle, stille, verwaiste Wohnung betrat, in der es keine Geräusche gab, kein einziges, nur das beständige Brummen des alten, stromfressenden Kühlschranks und die Schritte auf dem Holzfußboden in der Wohnung darüber.

Der Fernseher lief nicht, keine Musik, weder Geräusche aus der Küche, noch aus dem Badezimmer. Keine Schritte, keine Begrüßung.

Vielleicht ist Gabi ebenfalls spazieren gegangen, dachte ich. Vielleicht kam sie auf dieselbe Idee. Wie bedauerlich, dass wir uns draußen nicht getroffen haben. Wir hätten zusammen Friederike II hinterherblicken und planen können, auch einmal solch eine Schiffsfahrt zu unternehmen, sonntags nach der Sendung mit der Maus.

Vielleicht liegt Gabi schon im Bett, dachte ich.

Es war so still in ihrer Wohnung.

Vielleicht liegt Gabi schon im Bett und schmollt, dachte ich.

Bestimmt ist es so. Sie schmollt. Es wäre nicht das erste Mal gewesen und würde zu ihr passen. Gabi war eine äußerst nachtragende Person, die selbst Kleinigkeiten lange nicht verzieh.

Die Dämmerung brach langsam herein, und da Gabis Wohnung im ersten Stock lag, wäre jetzt Licht erforderlich gewesen. In ihrer Wohnung jedoch war es dunkel. Nicht stockdunkel – es herrschte ein Dämmerlicht, eines, bei dem man von melancholischen Gefühlen heimgesucht wurde. Plötzlich raste mein Herz und bummerte gegen meinen Brustkorb, als wollte es dringend aus diesem befreit werden. Ich ging zuerst in Gabis Küche und schaltete das Licht an. Ich trug noch meine Jacke. 20.15 Uhr, sagte der Wecker, der in der Küche im Regal stand. Eine gute Zeit, um sich schnell zu versöhnen und danach den Tatort zu sehen – hatte ich doch schon die Sendung mit der Maus verpasst. Frieden und ein geruhsamer Tatort standen mir eindeutig zu. Ich war eine Stunde spazieren gegangen, schätzte ich. Eine Stunde, das war eine gute Zeit, genau die richtige, um die Wut verrauchen zu lassen und zu sagen: Schwamm drüber! Nach einer Stunde hatte sich meistens alles von selbst geklärt, und die Sehnsucht meldete sich wieder. Die Sehnsucht nach der Freundin oder die nach der Gewohnheit.

Ich legte das Cornetto Erdbeer in das Gefrierfach des Kühlschranks und schlug ihn so fest zu, dass die Flaschen darin gegeneinander stießen und klirrten. Warum kam Gabi nicht in die Küche, um mich zu begrüßen? Warum rief sie nicht wenigstens nach mir?

Ich verließ die Küche, trug noch immer meine Jacke, schaltete das Licht im Flur an und betrat Gabis Wohnzimmer, in dem auch der Schreibtisch stand. Dort entdeckte ich sie.

Sie lag unverändert auf dem kleinen roten Teppich. Einen Arm hatte sie weit von sich gestreckt, quer über den Holzdielen. Ich sah die Sommersprossen auf ihrem Arm. Gabi hatte sich seit meinem Verlassen der Wohnung keinen Millimeter bewegt. Ihr Kopf lag vor dem Schreibtisch, exakt so wie vor einer Stunde. Oder waren es zwei Stunden gewesen?

Es war 20.20 Uhr. Der Tatort hatte begonnen. Mir war heute doch bereits die Sendung mit der Maus verwehrt worden – und nun auch noch der Anfang des Tatorts. Den Anfang eines Krimis zu verpassen, nahm mir die halbe Freude daran. Morgen früh musste ich acht Stunden bei Krom und Glans schuften, langweilige Akten ordnen und ebenso langweilige Korrespondenz tippen, in ständiger Furcht, meine Chefin Brigitte Glans könnte das Ende meines Arbeitsverhältnisses im Laufe des Tages nicht nur andeuten wie letzte Woche, sondern zur unumstößlichen und grausamen Gewissheit werden lassen.

Die Stimme der Vernunft sagte mir: Es ist nicht normal, dass Gabi immer noch auf dem Fußboden liegt. Es ist ausgesprochen merkwürdig. Mehr als das. Und soweit ich wusste, dauerte eine Ohnmacht gewöhnlich doch nicht so lange.

Nachdem ich die Schreibtischlampe eingeschaltet hatte, glänzten Gabis Haare in einem schönen, honiggelben Ton. Gabi war seit sechs Jahren meine Lebensgefährtin, ich kannte ihren Körper in- und auswendig – aber jetzt wagte ich nicht, sie zu berühren. Ich wagte nicht einmal, mich ihr bis auf zwei Schritte zu nähern.

Ich war ratlos. Ihre Haare glänzten frisch gewaschen, in diesem wunderschönen Ton, doch ich wusste, dass sie es nicht waren. Vor unserem Streit über die Sendung mit der Maus, als alles noch gut war, hatte ich meine Nase in ihren Haaren vergraben, und sie hatten diesen leicht ungewaschenen Geruch verströmt, den ich besonders an ihnen liebte. Mein Herz begann wieder, wie wild zu pochen, so, als hätte ich mit meinem untrainierten, verweichlichten Körper mehrere Hundert-Meter-Spurts hintereinander absolviert; mein Herz gebärdete sich, als wollte es gleich aus meiner Brust springen, wie die sabbernden kleinen Biester in den Alien-Filmen, wenn sie bösartig zischend aus dem Brustkorb ihrer Wirte platzten.

Ich trug noch immer meine Jacke, eigentlich eine Winterjacke, und zusätzlich zum Herzrasen, begann ich nun zu schwitzen. Ich ging in die Küche, setzte mich auf einen Stuhl, um ruhelos sofort wieder aufzustehen. Ich öffnete den Kühlschrank und entnahm ihm das mitgebrachte Cornetto Erdbeer. Ich hob den Pappdeckel von der Eiswaffel, riss die Verpackung herunter und warf beides ordentlich in den Müll.

Ich konnte doch jetzt nicht einfach Gabis Eis essen? Schließlich hatte ich es ihr zur Versöhnung mitgebracht. Doch ich tat es – und ich muss sagen, mein Fall war es nicht. Ich bevorzugte eher Cornetto Nuss oder Vanille-Eis am Stiel, von einer fruchtigen Schicht umrahmt, die nach Orange und Maracuja schmeckte.

Ich aß das Eis nur zur Hälfte, den Rest übergab ich dem Müll. Er wurde von einem kleinen Schwarm aufgescheuchter Fruchtfliegen umkreist.

Dann rief ich den Notarzt an.

Ich lebe nun seit einem knappen Jahr in dieser Anstalt.

Ich könnte nicht behaupten, dass es mir allzu viel ausmacht, und ich habe auch keinen Grund zur Klage. Es gibt Schlimmeres, als hier zu sitzen. Ich habe meinen geregelten Tagesablauf – ich liebte schon immer die Gewohnheit –, und mit den Gegebenheiten arrangierte ich mich nach wenigen Wochen. Unter den Gefangenen wurde ich schnell zur Streberin, denn ich benahm mich stets artig. Meine Zelle ist klein und übersichtlich. Ich habe mich an die Anstalt gewöhnt und betrachte sie inzwischen fast als mein Zuhause. Die anderen Insassinnen lassen mich weitgehend in Ruhe, und so lebe ich abgeschottet vor mich hin.

Als ich an jenem Sonntag vor inzwischen gut eineinhalb Jahren endlich den Notarzt gerufen hatte, war es bereits zu spät. Danach ging alles sehr schnell.

Meine Eltern fielen aus allen Wolken. Meine Mutter weinte am Telefon, mein Vater schrie, dass so etwas Perverses ja eines Tages passieren musste. Inzwischen hat sich das gelegt. Sie besuchen mich regelmäßig – sonst niemand –, und meine Mutter bringt mir selbst gebackenen Kuchen mit, Kirschkuchen mit Streuseln, den mag ich am liebsten.

Brigitte Glans, meine Chefin – oder ich sollte besser sagen: meine ehemalige Chefin – aus der Kanzlei Krom und Glans übernahm meine Verteidigung. Das Urteil lautete: Zwei Jahre ohne Bewährung. Grob fahrlässige Tötung lastete man mir an. Gabi war infolge des Sturzes an einer Hirnblutung gestorben.

Neben vielen anderen Personen hatte mich damals auch Brigitte Glans mehrfach gefragt: „Cordula, warum haben Sie das getan?“ (War es dabei unbedingt erforderlich, meinen Vornamen zu sagen?) „Warum um Himmels willen sind Sie spazieren gegangen? Warum riefen Sie nicht sofort den Notarzt?“

Warum nicht? Ich weiß es nicht mehr. Ich war der festen Überzeugung, mit Gabi könnte nichts wirklich Schlimmes geschehen sein. Schließlich hatte ich sie nur geschubst. Außerdem genoss ich diesen Moment wohltuender Ruhe sehr, als sie dort auf dem Fußboden lag und schwieg. Es war ganz still gewesen. Der ständige Streit der Nachbarn und das Geplärre von gegenüber in Gabis Hinterhof waren in diesem Augenblick plötzlich verstummt. Sogar die Vögel, die sich normalerweise gerne lautstark auf den Bäumen im Hof versammelten, schwiegen ausnahmsweise. Es war keine Feuerwehrsirene von ferne zu hören – nichts. Ich hörte nur meinen eigenen Herzschlag und aus der Küche den altersschwachen Kühlschrank, als er sich wieder einschaltete. Für einen Moment herrschte diese himmlische Ruhe. Keine Musik. Kein Fernseher. Kein Gezwitscher. Kein einziges Geräusch. Stille. Es war ein bisschen so, als wäre die Welt stehen geblieben.

Natürlich vermisse ich Gabi. Ich vermisse sie sehr. Und ich muss büßen, das sehe ich ein – doch andererseits, ich habe Gabi geliebt. Mehr als alles andere. Ich weiß das. Ich tröste mich über all das hinweg, indem ich mich meinem geordneten Tagesablauf widme und ganz darin aufgehe. Ich lebe hier vor mich hin, fast wie in einem Kloster.

Neuerdings habe ich mir sogar angewöhnt, am Sonntag den hiesigen Gottesdienst zu besuchen, auch wenn mich das selbst am meisten überrascht. Vorher war ich das letzte Mal mit vierzehn Jahren in einer Kirche gewesen, anlässlich meiner Konfirmation. Aber an jedem Sonntagvormittag spüre ich diese schreckliche Lücke, die in mein Leben gerissen wurde, deutlich und schmerzhaft, und ich muss sie mit irgendetwas füllen. Der Gefängnispfarrer macht seine Sache nicht schlecht, obwohl er keine gute Quote hat, fünf, sechs Insassinnen sind am Sonntag anwesend, hin und wieder sogar zehn – mehr aber nie. Sein Gottesdienst findet von zehn bis elf statt, manchmal dauert es auch etwas länger. Er beruhigt und entspannt mich, ich kann dabei vor mich hinträumen und an Gabi denken und daran, wie schön unsere gemeinsame Zeit war. Sie hätte noch ewig so weitergehen können. Wir hätten uns niemals getrennt. Ganz sicher nicht. Was ist wohl mit all ihren Videokassetten geschehen?

Auf dem Weg von der kleinen Kapelle zu meiner Zelle komme ich jedes Mal am Gemeinschafts-Fernsehraum vorbei. Immer wieder habe ich auf die Klinke gedrückt, doch vergebens, die Tür war stets verschlossen. Mein Versuch, von den anderen den Schlüssel zu organisieren, schlug ebenfalls fehl – sie mögen mich nicht.

Heute ist Sonntag. Der Gottesdienst ist gerade beendet. Der Pfarrer, von seiner eigenen Predigt selbst ganz berauscht, hat überzogen und gibt uns sieben Insassinnen nun zum Abschied die Hand.

„Bis zum nächsten Sonntag“, sagt er und sieht mir in die Augen. „Und Sie wissen ja, wenn irgendein dunkler, qualvoller Kummer Ihre Seele belastet, können Sie sich jederzeit an mich wenden.“

Dunkler, qualvoller Kummer. Was für ein schöner Ausdruck. Ich muss plötzlich an Gabis nackten Arm denken, dort auf den kalten Holzdielen, an die Sommersprossen auf ihrer Haut. Gabi trug damals, als es passierte, ein ärmelloses T-Shirt und war gerade im Begriff, sich umzuziehen, doch dazu kam es nicht mehr, und der nackte Arm auf dem kalten Fußboden tut mir bis heute unendlich Leid und rührt mich zu Tränen. Sie wirkte so schutzlos und verletzlich.

Die Tür zum Gemeinschafts-Fernsehraum ist heute nur angelehnt. Ich bleibe davor stehen und strecke meine Hand aus, um sie aufzuziehen, doch dann zögere ich. Vielleicht sollte ich lieber, wie an jedem Sonntag, bis zum Mittagessen in meine kleine, übersichtliche Zelle gehen.

Schließlich aber betrachte ich die angelehnte Tür als Einladung und öffne sie einen Spalt – groß genug, um in den Raum hineinzublicken. Er ist leer, bis auf die neue Wärterin Frau Pusch, die dort ganz alleine direkt vor dem Fernseher sitzt. Vorsichtig schiebe ich mich in den Raum.

„Ah, Sie sind es“, sagt sie, als sie mich bemerkt und sich kurz umdreht. „Kommen Sie her und setzen Sie sich zu mir. Beeilen Sie sich, schnell.“

Ich setze mich folgsam neben die Wärterin Frau Pusch, die einen völlig entspannten Eindruck macht.

„Wussten Sie, wie Stangen-Ei gemacht wird?“, fragt Frau Pusch mit großem Ernst, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. „Das gibt es hier bei uns doch immer zu essen. Brrr.“ Frau Pusch schüttelt sich. „Ich habe mich schon immer darüber gewundert, wie es aussieht. So gleichmäßig. Irgendwie nicht natürlich. Da! Sehen Sie?“ Sie zeigt mit dem Finger auf den Bildschirm.

Dort werden gerade Eier automatisch aufgeschlagen, Eiweiß und Eigelb voneinander getrennt. Die empfindlichen Eidotter rollen in ihrer dünnen Hülle auf einem Fließband davon und bleiben erstaunlicherweise völlig unversehrt. Gebannt blicke ich zum Bildschirm. Ich bange um die zarten, gelben Dotter, und Frau Pusch neben mir bangt mit, das spüre ich. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sie näher zum Fernseher gerückt ist, noch näher, als wollte sie die Dotter persönlich beschützen. Das glibberige Eiweiß und die Dotter werden dann gesondert in verschiedene Richtungen geleitet und gequirlt. Das Eigelb fließt in eine Röhre, und zwar in eine, die wiederum in einer anderen Röhre steckt, wie ein Mückenstachel. Über die Konstruktion eines Mückenstachels weiß ich Bescheid, da ich im Fernsehen auch informative Tiersendungen aufmerksam verfolge. In der äußeren Röhre befindet sich das Eiweiß, das nun durch Erwärmung langsam erstarrt; das Gleiche geschieht in der inneren mit dem Eigelb. Am Schluss wird die innere Röhre herausgezogen – fertig ist das Ei! Ein stangenförmiges Kunst-Ei, dessen Eiweiß ebenso gleichförmig rund ist wie sein Eigelb. Von außen sieht das Ergebnis wie eine blasse, weiße Wurst aus. Ich denke an mit Eierscheiben belegte Brote, und mir wird einiges klar.

Frau Pusch gibt noch einmal ihrem Erstaunen Ausdruck. „Wie lehrreich diese Sendung ist“, murmelt sie.

Dann erscheint der kleine blaue Elefant, der sich diesmal als besonders listig erweist und sich nicht von der Maus unterbuttern lässt.

Endlich! Endlich habe ich gefunden, wonach ich suchte. Ich weiß, wo ich nächste Woche um die gleiche Zeit wieder sitzen werde, neben Frau Pusch, einer verwandten Seele.

Aber Eierbrote, das schwöre ich, werde ich nie wieder essen.