Abstimmung

Liste der Hauptdarsteller

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Epilog

Verweis auf andere Bücher der Autorin

 

 

 

 

Gabi Schmid

 

 

Touché

 

Roman

 

 

Band 3 aus der Reihe

 

 

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spiritbooks

 

 

Die Autorin

Gabi Schmid, geboren und aufgewachsen in Stuttgart, lebt seit Jahren in einer Strohgäu-Gemeinde in Baden-Württemberg. Sie arbeitete als Datenbank-Ingenieurin bei einer der führenden Anwaltskanzleien Stuttgarts, bis sie sich entschloss, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

 

© 2015 spiritbooks, 70178 Stuttgart

Verlag: spiritbooks, www.spiritbooks.de

Autorin: Gabi Schmid, www.pcs-books.de

Korrektorat/Lektorat: Susanne Feiner, Ulrike Schmied, Bettina Zipperle und Lea Roser

Covergestaltung: Corina Witte-Pflanz, www.ooografik.de

Coverfotos/Kapitelgrafiken: Blütenmeer aus Blauregen © Fotoschlick – Fotolia.com; Jasmin,Herz © photocrew – Fotolia.com; Hintergrund - Schild © PhotoSG – Fotolia.com; old papers held together with paperclip © fotorro – Fotolia.com; wisteria isolated on white © luisapuccini – Fotolia.com; Red Heart Beats Cardiogram on White background © sdmix – Fotolia.com

Autorenfotos: Nicole Geck, www.geck-fotografie.de

Druck und Verlagsdienstleister: www.tredition.de

Printed in Germany

ISBN: 978-3-944587-97-4

Vers. 1.1

 

 

 

Wie immer:
Für meine drei Männer.

 

Und für meine Eltern, ohne die ich nicht so wäre, wie ich bin!

 


Anmerkung der Autorin:

Die Personen, die Handlung und Gebäude/Örtlichkeiten rund um die Oberauklinik sind meiner Phantasie entsprungen. Alle weiteren Details in und um Freiburg herum sind so realistisch wie möglich beschrieben, allerdings sind mit meiner blühenden Phantasie auch hier immer mal wieder die „Gäule“ durchgegangen.

 

Noch etwas anderes …

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Warum Band 3 als erste Veröffentlichung?

Geplant sind 6 Bände von dieser Serie. Die Geschichte um Katja und Stefan ist jedoch das erste Buch, das ich jemals komplett geschrieben habe, auch wenn die damalige Fassung nur wenige Gemeinsamkeiten mit der heutigen hat. Katja und Stefan leben seit über 20 Jahren mit und in mir — sie haben sich entwickelt, wie auch ich mich verändert habe. War Katja anfangs noch Physiotherapeutin, die heimlich ein Studium absolviert, war sie später von Beginn an Ärztin.

Es war mir ein SEHR großes Anliegen, dass von dieser Serie diese Geschichte "Touché" (den Titel gab es dafür schon immer) als erste veröffentlicht wird und ich danke spiritbooks und meiner Verlegerin Ulrike Dietmann ganz herzlich für dieses Entgegenkommen!

Nichtsdestotrotz möchte ich Euch liebe LeserInnen einbeziehen und starte bis zum 31.07.2015 eine Befragung, welchen Band der Serie Ihr als nächstes Lesen wollt.

 

Zur Abstimmung geht es hier: www.pcs-books.de

 

Liste der Hauptdarsteller

 

Katja Thalbach, 30 Jahre, Fachärztin für Orthopädie und Unfall-Chirurgie

Stefan Marquardt, 38 Jahre, Facharzt für Orthopädie und Unfall-Chirurgie

Viktoria Karl, Fachärztin für Gynäkologie

Gerd Werner, Chef der Oberauklinik

Birgit Werner, Stationsleitung Chirurgie, Gerd Werners Frau

Susanne Volk, Fachärztin für Gynäkologie, Viktorias Partnerin, Tochter von Gerd Werner aus erster Ehe

Markus Volk, Narkosearzt und Susannes Mann

Maximiliane Werner, Tochter von Birgit und Gerd Werner

Valerie Behrendt, Patientin in der Oberauklinik

Florian Bergmann, Birgit Werners Sohn aus erster Ehe

Carola Thalbach, Katjas Mutter, Tierärztin

Thomas Thalbach, Katjas Vater, Lehrer

Karin Ady, OP-Schwester

Tara Jafari, Hebammenschülerin, Maxis beste Freundin

Janis Wohlfahrt, Maxis Kumpel

 

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März 2009

 

Irgendwo fiel eine Tür lautstark ins Schloss.

„Macht bitte alleine fertig. Ich muss in die Notaufnahme.“

Energische Worte hallten durch den in warmes Sonnenlicht getauchten Flur der Freiburger Oberauklinik. Kurz darauf näherten sich eilige Schritte, dann wurde die Gestalt einer jungen Frau sichtbar, die um die Ecke schlitterte.

Der Mann, der allein in der Patientenecke saß und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen an diesem Montagmorgen genoss, lächelte. Die junge Ärztin, um deren Hals ein auffällig regenbogenfarbenes Stethoskop baumelte, sah er heute zum ersten Mal. Seine Augen ließen leider nicht zu, dass er den Namen der Ärztin entziffern konnte, der oberhalb einer üppigen Brust in das orangefarbene Poloshirt eingestickt war – diese Tatsache war ihm nämlich trotz seiner Kurzsichtigkeit nicht entgangen.

Die Ärztin stieß einen derben Fluch aus, denn aus den Lautsprechern mahnte es zum wiederholten Mal: „Doktor Marquardt und Doktor Thalbach, bitte in die Notaufnahme!“ Er ließ sie nicht aus den Augen. Beobachtete, wie sie beim Näherkommen auf ihren Piepser schaute und ihn mit einem Lächeln knapp grüßte, die letzten Schritte zum Aufzug eilte und dort stehenblieb, um ungeduldig mehrmals hintereinander auf den Knopf zu drücken.

Was für ein Augenschmaus. Diese attraktive Ärztin hätte ihm mit Sicherheit seinen wochenlangen Krankenhausaufenthalt versüßt, wenn er sie vorher schon entdeckt hätte. Während sie ungeduldig wartete, unterzog er sie von seinem Sonnenplatz aus einer eingehenden Musterung: Sie war höchstens Anfang dreißig, er schätzte sie auf knappe eins sechzig und ihre wohlgeformte, sportliche Figur war gut zu erkennen. Eine Figur mit genau den idealen Rundungen an den richtigen Stellen und einem seidig blonden Pferdeschwanz, der bei jeder ihrer ungeduldigen Bewegungen auf- und niederwippte.

„Komm schon, du blödes Ding.“ Erneut malträtierte sie den unschuldigen Knopf und schien ihren Beobachter erst jetzt richtig wahrzunehmen. Auf dem herzförmigen Gesicht erschien ein Lächeln, ihre Augen funkelten und die Art, wie sie nun schicksalsergeben mit den Schultern zuckte, amüsierte ihn. Ihr sah man das Schalkhafte schon von weitem an, auch wenn ihre gute Laune gerade am Nullpunkt anzukommen schien.

Wie gerne wäre er jetzt aufgesprungen und hätte sie in ein Gespräch verwickelt. Stattdessen umklammerte er seinen Stock, lehnte sein Kinn darauf und ignorierte die schmerzenden Glieder. Leise seufzte er und wünschte sich, er wäre noch einmal fünfzig Jahre jünger – so wie der Mann, der jetzt um die Ecke bog, die Ärztin entdeckte, kurzzeitig ins Straucheln geriet und dann erkennbar gemächlicher in Richtung Aufzug weiterging. Interessiert beobachtete er das weitere Geschehen, denn dieser Halbgott in Weiß war, wie er aus eigener Erfahrung wusste, alles andere als ein freundlicher Zeitgenosse.

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Katja Thalbach wartete auf den Aufzug und steckte den Piepser wieder ein, nachdem sie dem unüberhörbaren Warnton, der die nervigen Lautsprecheransagen ersetzte, ein Ende bereitet hatte.

„Herrgott, ich bin ja schon unterwegs.“ Während sie mit sich selbst sprach, drückte sie erneut ungeduldig auf den Aufzugsknopf und fixierte die Stockwerksanzeige über der Aufzugstür.

„Ich sehe schon, es hat sich nichts geändert! Selbst wenn es Ihnen doch irgendwann gelingen sollte, den Knopf durch die Wand zu drücken, der Aufzug kommt dadurch auch nicht schneller.“

Katjas gute Laune war wie weggeblasen. Diese tiefe Stimme kannte sie allzu gut. Sie zählte bis fünf, dann erst drehte sie sich zum leitenden Oberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie um, der sich ihr näherte und sie mit arrogantem Lächeln musterte.

„Morgen, Herr Kollege. Wie immer ein Scherz auf Lager. Auch das ändert sich wohl nie.“

Er ignorierte ihre Spitze. „Frau Doktor Thalbach ist also nach sieben langen Monaten wieder im Haus. Was für eine Freude.“

Katja drehte sich weg und hypnotisierte die Anzeige des Aufzugs.

„Und? Wie war die Arbeit in der Münchner Uniklinik?“, erkundigte er sich – Sekunden, bevor das Schweigen unangenehm wurde.

„Wesentlich hektischer als bei uns hier.“ Sie blickte nicht zu ihm auf. „Aber es hat sich gelohnt, Professor Werners Rat anzunehmen und auf dem Endspurt zum Facharzt auch noch die Neurochirurgie abzudecken.“

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Doktor Stefan Marquardt sie von oben bis unten musterte. Dann wandte er den Blick ab und schien nun seinerseits die Anzeige über dem Aufzug interessanter zu finden.

Auch das würde sich nie ändern! Katja verzog unbemerkt den Mund. Er hatte ihr gegenüber von jeher die Angewohnheit an den Tag gelegt, sie immer nur mit seinem Blick zu streifen, niemals direkt anzusehen. Das empfand sie als herablassend und unhöflich. Wieder verstrichen die Sekunden, während sie warteten und sich anschwiegen. Das fing ja schon wieder gut an!

Endlich waren Stimmen zu hören, die als undeutliches Echo durch den Aufzugsschacht wehten, doch der Aufzug schien im vierten Stock blockiert zu werden. Gelächter war zu hören. Da kam plötzlich Leben in Stefan Marquardt. „Was ist denn heute wieder los? Der Aufzug steht und steht. Die quatschen doch bestimmt nur. Es wird Zeit, dass wir einen separaten Aufzug zu den Schockräumen bekommen.“

Er hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Sofort hörte man hektische Schritte und die bekannten Geräusche, wenn sich die Aufzugstüren schlossen.

„Geht doch.“ Stefan Marquardt grinste sie ungefähr null Komma fünf Sekunden an, bevor er den Blick wieder abwandte.

„Ist der Umbau genehmigt?“, fragte Katja, die seine Andeutung registriert hatte.

„Fast. Aber interessiert Sie das überhaupt noch? Bestimmt wollte man Sie in München gleich behalten.“ Sein tiefer Bass, der einen donnernden Tonfall annehmen konnte, klang nicht ganz so fest wie gewohnt.

„Können Sie hellsehen? Ich habe schon ein Vertragsangebot.“ Katja lächelte zufrieden. Ihre Zukunftsplanung nahm Formen an, denn demnächst hieß es für sie den nächsten Schritt zu machen, der sie ihrem großen Traum ein weiteres Stück näherbrachte: Als Chefärztin zu arbeiten! Vermutlich würde sie auch dies in Rekordzeit schaffen. Schließlich nahm sie dafür auch einige Entbehrungen in Kauf.

„War ja eigentlich klar“, murmelte er. Wenn sie es nicht besser wüsste, dann hätte sie seinen Blick als Enttäuschung interpretiert. Irritiert wandte sie sich ab und beschloss, seine Bemerkung zu ignorieren. Doch dann spürte sie eine Berührung in ihrem Nacken und drehte sich blitzartig wieder zu ihm um.

Stefan Marquardt hielt ihr einen durchsichtigen Hautfetzen unter die Nase, den er offenbar in ihrem Nacken abgezogen hatte. „Und wie ich sehe, hatten sie anschließend auch noch Zeit für einen ausgiebigen Urlaub. Wohin ging’s dieses Jahr? Wieder in die Südsee?“ Er wartete ihre Antwort erst gar nicht ab. „Wie können Sie nur wochenlang in der Sonne liegen. Das muss doch auf die Dauer langweilig werden. Außerdem ist es nicht gesund.“

Hast du eine Ahnung!Von in der Sonne liegen kann keine Rede sein. Trotz seiner ständigen Seitenhiebe hatte sie ihn bis heute nicht darüber aufgeklärt, was sie eigentlich Jahr für Jahr während ihres Urlaubs wirklich tat.

„Falsch, dieses Jahr war es die Karibik. Sind Sie etwa neidisch?“ Kaum wieder im Lande, schon rasselte sie mit Stefan Marquardt zusammen. Sie zupfte ihm den Fetzen aus der Hand, wickelte diesen in ein Taschentuch und sah ihn angriffslustig an. „Haben Sie mich etwa vermisst?“

Er wurde einer Antwort enthoben, denn endlich hielt der Aufzug. Wenn Katja nicht auf die Uhr geschaut hätte, hätte sie gedacht, es wäre seit dem Notruf eine halbe Stunde vergangen und nicht erst ein paar Minuten. Als sich die Aufzugstüren öffneten, ließ ihr Stefan Marquardt galant den Vortritt. Das war aber schon alles, was er ihr gegenüber an Höflichkeit normalerweise an den Tag legte – was er ihr mit den nächsten Worten auch schon bewies: „Und wie ich Sie vermisst habe! Die Monate ohne Ihr ständiges Genörgel waren ganz schön langweilig.“

Katja verkniff sich einen weiteren Kommentar. Sie hatte es aufgegeben, von einem normalen Verhältnis zu Stefan Marquardt zu träumen. Wenn sie in den fünf Jahren, in denen sie nun mit ihm zusammenarbeitete, eines gelernt hatte, war es die Tatsache, dass es Menschen gab, mit denen sie nie auskommen würde – selbst wenn sie es noch so sehr versuchte. Aber mit Stefan Marquardt kam man sowieso nur klar, wenn man einen großen Bogen um ihn machte und es so wenig wie möglich Berührungspunkte gab.

Mit größtmöglichem Abstand lehnte sie sich an die gegenüberliegende Wand und musterte ihn unverhohlen. Wenn er sie schon nicht ansehen konnte – sie konnte es!

Doktor Stefan Marquardt war sehr groß, von kräftiger Statur, hatte dunkle Haare, ein kantiges, männliches Gesicht mit einem sehr gepflegten Bart an Oberlippe und Kinn, der sie unweigerlich an die Figur des d’Artagnan erinnerte. Wenn er nicht immer eine solch unnahbare, fast schon verkniffene Miene zur Schau getragen hätte, dann könnte man ihn sogar tatsächlich als überaus gutaussehend bezeichnen. Ihre Freundin Viktoria Karl, die als Gynäkologin ebenfalls hier an der Oberauklinik arbeitete, hatte ihm bereits am ersten Tag den Titel Doktor Sauertopf verliehen. Und dieser Name drückte sein ganzes Erscheinungsbild aus: Steif – humorlos – distanziert.

Nur seine Augen waren faszinierend – dunkelgrün, wie irische Seen und genauso tief und unergründlich. Doch sie konnten einen stechenden Blick aussenden, der einem durch Mark und Bein fuhr und jeden sofort einschüchterte - immer wieder auch sie selbst. Sie ging daher, fast von der ersten Minute an, auf Distanz. Nicht, dass sie sich grundsätzlich viel zu sagen hätten – ganz im Gegenteil. Sie wusste nach all den Jahren nichts über ihn und ahnte, er würde schweigen, bis sie sich in der Notaufnahme gegenüberstanden. Und selbst dort würden sie nur wenige Worte miteinander wechseln, was daran lag, dass sie sich im Operationssaal blind verstanden und genauso blind aufeinander verlassen konnten. Die Jahre an seiner Seite hatten aus Doktor Stefan Marquardt und ihr ein Team geformt, das seinesgleichen suchte – allerdings nur an einem Platz: Im OP. Dort waren alle Kämpfe vergessen, da harmonierten sie und ergänzten sich blendend.

Als Medizinstudentin im Praxisjahr war sie an die Privatklinik gekommen, die am Ortsrand von Freiburg nahe der Dreisam, in einem uralten Gutshof untergebracht war, der mitten in einem parkähnlichen Gelände lag.

Hier hatte sie als Assistenzärztin in den letzten Jahren ihre Facharztausbildung durchlaufen, war vom Oberarzt Doktor Stefan Marquardt und dem Chefarzt Professor Gerd Werner ausgebildet worden. Jetzt stand sie kurz vor der Prüfung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.

„Ich nehme an, die Leitung in München offeriert Ihnen eine Oberarztstelle. Ich greife Professor Werner nicht vor, wenn ich Ihnen sage, dass er Ihnen momentan leider nur eine Facharztstelle und meine Stellvertretung anbieten kann.“

Die Worte von Stefan Marquardt rissen sie unvermittelt aus ihren Gedanken und im ersten Moment dachte sie, sie hätte sich verhört.

„Ist das jetzt eine Frage oder wollen Sie mir nahelegen, nach München zu wechseln?“, erkundigte sie sich vorsichtig.

„Selbstverständlich nicht!“ Stefan Marquardt sah sie irritiert an.

„Also interpretiere ich es als Frage, ob ich hier an der Klinik bleiben will.“

„Tun Sie das.“

„Und das fragen Sie mich im Aufzug?“, wunderte sie sich.

„Wo sonst? Im OP oder im Waschraum vielleicht?“ Er sah sie jetzt völlig verständnislos an.

Katja gab einen lautlosen Stoßseufzer von sich. Er war ja so ein brillanter Arzt und Chirurg, aber als Mensch und Vorgesetzter fehlte ihm jegliches Feingefühl und das Wissen, wie seine Mitarbeiter tickten.

„Ein Vier-Augen-Gespräch in Ihrem Büro hätte es vielleicht auch getan“, murmelte sie pikiert.

Er zuckte lediglich mit den Schultern. „Was wäre daran anders? Wollen Sie nun? Ja oder nein?“

„Das muss ich mir erst in Ruhe überlegen.“ Sie gehörte nicht zu denen, die spontan eine solche Entscheidung trafen. „Aber eines kann ich heute schon sagen: Meine Zustimmung wäre an eine Bedingung geknüpft.“ Sie sah ihn streitlustig an.

„Welche?“

„Ich rede in Zukunft bei der Visite mit den Patienten, sonst rennt doch noch irgendwann einer schreiend davon.“

Er schnappte nach Luft und sah für einen Moment aus, als wolle er ihr den Hals umdrehen. Doch bevor er zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hielt der Aufzug im Erdgeschoss, wo sich die Notaufnahme mit den Schockräumen befand.

„Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, meinte er und wandte ihr den Rücken zu. Die Aufzugstüren öffneten sich. Stefan Marquardt trat vor ihr hinaus und bahnte sich und ihr einen Weg durch die vor dem Fahrstuhl wartenden Personen. Katja starrte auf seinen breiten Rücken und schluckte den Ärger hinunter. Jetzt musste ihre ganze Konzentration dem Unfallopfer gelten, das sie gleich vorfinden würde und nicht ihrer akribisch durchgeplanten Zukunft, bei der der nächste Schritt nicht, wie von Stefan Marquardt vorgeschlagen, Fachärztin, sondern Oberärztin hieß – egal wie. Kurz nach Stefan Marquardt betrat sie die Notaufnahme.

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Viktoria Karl befand sich auf dem Weg zur Gynäkologie und schaute dem ungleichen Paar hinterher, das aus dem Aufzug stürmte. Amüsiert schüttelte sie den Kopf. Katja bemerkte sie nicht einmal, so sehr war ihre Freundin wieder in eine hitzige Diskussion mit ihrem Chef verstrickt. Viktoria sah buchstäblich die Dampfwolken, die aus Katjas Ohren aufgestiegen. Kichernd bog sie auf den Steg ein, der das Hauptgebäude, in dem sich die chirurgische Abteilung mit Operationssälen, den beiden Schockräumen und der Notaufnahme befand, von der Gynäkologie trennte. Sie freute sich auf ihren ersten Arbeitstag nach dem Urlaub, dennoch hätte sie jetzt zu gern in der Notaufnahme Mäuschen gespielt.

Einen kurzen Moment verharrte sie; vom gläsernen Steg konnte man auf die weitläufige Parkanlage und den angrenzenden Wald blicken, der zum Klinikgelände gehörte und in dem, trotz der frühen Morgenstunde, schon Patienten wie Besucher unterwegs waren. Dieser Steg trennte den altehrwürdigen Gutshof vom ultramodernen Anbau, in dem sich ihr Arbeitsplatz befand. Hier hatte sie in den letzten Jahren ihre Facharztausbildung absolviert und trat heute, nach drei Wochen Urlaub, ihren Dienst als Oberärztin an. Als Urlaub konnte man die Wochen, die sie gemeinsam mit Katja für eine weltweit agierende medizinische Hilfsorganisation auf Haiti verbracht hatte, eigentlich nicht nennen.

Wer hätte das gedacht? Wohl kaum die Menschen, die sie früher heftig dafür kritisiert hatten, dass sie ohne Plan und Ziel einfach nur in den Tag hineingelebt hatte und als junge Abiturientin ausschließlich von Hochzeit und dem ungeborenen Kind geträumt hatte.

Diese Träume gab es schon längst nicht mehr. Zurückgeblieben war ein vertrauter Stich im Herzen, sobald sie an damals dachte und ein Ehrgeiz, von dem sie nicht gewusst hatte, dass er in ihr schlummerte. Ehrgeiz und so viel unbändige Freude an ihrem Beruf, dass sie freiwillig seit Jahren auf ihren Sommerurlaub verzichtete und stattdessen in die Länder reiste, in denen Hilfe am nötigsten war.

Die Glastür öffnete sich und der vertraute Geruch, ein Gemisch von Desinfektions-, Scheuermitteln und frischer Wäsche zog ihre Atemwege empor. Augenblicklich wurde die Stille, die sie im Steg noch begleitet hatte, von Gesprächsfetzen und Türenschlagen abgelöst. Automatisch filterte sie die energische Stimme von Tara Jafari heraus, die hier auf der Gynäkologie ihre Ausbildung zur Hebamme absolvierte und von der man heute schon ahnte, dass sie es später bis zur Stationsleiterin bringen würde. Tara hatte genau das Quäntchen Einfühlungsvermögen und fand instinktiv immer den richtigen Ton, den man brauchte, um Frauen, die kurz vor ihrer Niederkunft standen und mit heftigsten Schmerzen kämpften, davon zu überzeugen, was das Beste für sie war.

„Morgen, Tara“, Viktoria hob grüßend den Arm, als Tara mit einer hochschwangeren Patientin untergehakt, ihren Weg kreuzte.

„Hey, Vicki“, grüßte die zurück und wandte sich gleich wieder an ihre Patientin. „Tief ein- und ausatmen, wir sind gleich im Kreißsaal. Die bunte Tür mit dem Storch ist es auch schon.“

Viktoria war wenige Schritte später vor dem Büro angekommen, das sie sich mit ihrer Chefin, Susanne Volk, teilte. Ohne anzuklopfen trat sie ein, fand es jedoch verlassen vor. Schon auf dem Weg zum Schreibtisch ließ sie ihren Lederrucksack von der Schulter gleiten und zog sich die gefütterte Jeansjacke aus. Auf dem Tisch lagen ein hellgrünes Poloshirt und ein weißer Umschlag. Ein Notizzettel, auf dem die Handschrift ihrer Chefin zu erkennen war, klebte darauf: „Hallo, Vicki. Herzlich willkommen zurück. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit einer tollen Kollegin und Freundin. Die Kopie deines Vertrages ist im Umschlag. Alles Liebe, Susanne.“ Dahinter stand offenbar noch hastig gekritzelt: „Einen guten Start als Oberärztin. Bin im Kreißsaal. Lass’ uns gemeinsam Mittagessen.“

Viktoria strich sich ihre roten Locken aus den Augen, grinste und verstaute den Umschlag in ihrem Rucksack. Dann hob sie ehrfürchtig das Poloshirt hoch und bestaunte das eingestickte Logo: „Oberauklinik, Gynäkologie – Doktor Viktoria Karl, Oberärztin“.

„Wow!“ Viktoria drückte sich das Shirt an ihre Brust. „Katja wird vor Neid platzen.“

Ihr stiegen vor Freude die Tränen in die Augen und nicht zum ersten Mal an diesem Tage fragte sie sich, wo eigentlich die letzten Jahre geblieben waren. Mit dem heutigen Tag war sie Susanne Volks Partnerin hier in der gynäkologischen Abteilung und alle Entbehrungen hatten ein Ende.

„Na, Überraschung gelungen?“, fragte in diesem Moment eine leise Stimme in ihrem Rücken, und sie drehte sich freudestrahlend um.

„Hey, hallo. Ja. Danke, Susanne.“ Viktoria klemmte das Poloshirt unter ihre Achsel und zog Susanne Volk in den Arm oder versuchte es zumindest. Dass sie bereits vor ihrer abschließenden Facharztprüfung zur Oberärztin ernannt worden war, lag nämlich unter anderem daran, dass Susanne Volk im sechsten Monat mit Zwillingen schwanger war und heute schon aussah, wie andere kurz vor der Niederkunft.

„Ehre, wem Ehre gebührt!“ Susanne lächelte und erwiderte etwas ungelenk die Umarmung. „Das war so abgemacht und nicht zuletzt hast du das meiner Mutter zu verdanken. Sie meint, ich muss mich mehr schonen. Gut schaust du aus.“ Susanne hob den Kopf und Viktoria sah sich einer eingehenden Musterung unterzogen.

„Dieses Mal habe ich keinen Sonnenbrand“, erklärte Viktoria stolz und stellte insgeheim Vergleiche an: Susanne klein und zierlich, seidig glänzend schwarze Haare und hochschwanger, mit dem seligen Ausdruck im Gesicht, den nur werdende Mütter zur Schau trugen. Als würde sie in einen Spiegel blicken, wusste sie genau, was Susanne sah: Viktoria war viel zu dünn für ihre knapp eins achtzig Länge. Ausgestattet war sie mit einer wallenden, nie zu bändigenden orangeroten Mähne, die eine drahtartige Konsistenz hatte und sie jeden Morgen zur Verzweiflung trieb. Sie hatte selbst nach dem Karibik-Urlaub noch ihre helle Haut und glücklicherweise nur ein rotes Näschen, während man Susanne schon Anfang März am dunklen Teint ansah, dass sie sich in jeder freien Minute eine Sonnenpause gönnte.

Diese trat jetzt einen Schritt zurück und schwankte kurzzeitig, dann hatte sie sich gefangen. Viktoria grinste. Wenn man Susannes zierliche Gestalt sah und dann den überdimensionalen Bauch betrachtete, fragte man sich, warum Susanne eigentlich nicht ständig nach vornüberkippte. Geschweige denn, wie sie es schaffte, die ganzen Untersuchungen durchzuführen oder Babys auf die Welt zu holen.

„Uff, wenn ich ehrlich bin, bin ich selbst sehr froh, dass du wieder da bist und dass wir mit Jörg Schreier rechtzeitig einen neuen Assistenzarzt eingestellt haben.“

„Trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit, mich vor der Facharztprüfung zur Oberärztin zu befördern, selbst wenn es ausgemacht war. Susanne, wenn ich dich so ansehe, dann sollten wir wirklich dringend den Dienstplan überdenken. Du wirkst doppelt so dick wie vor meinem Urlaub. Wir machen nachher einen Ultraschall.“

„Selbstverständlich, Frau Doktor Karl!“ Susanne verdrehte die Augen. „Aber wir müssen warten, bis der werdende Papa Zeit hat. Er will schließlich nichts verpassen und unten haben sie eben einen Notfall reinbekommen. Kurz und knapp, Markus ist bestimmt noch ewig im OP.“

„Das weiß ich schon. Ich habe Katja und Stefan von weitem auf dem Weg dorthin gesehen.“ Viktoria grinste. „Sie hatten keinen Blick für mich und wenn mich nicht alles täuscht, dann waren sie schon wieder heftig am Streiten.“

„Ich fürchte, das wird sich nie ändern. Schade eigentlich.“ Susanne watschelte um den Schreibtisch und ließ sich auf der gegenüberliegenden Seite auf ihren Drehstuhl sinken, der unter ihrem Gewicht ächzte. „Ich bin echt froh, dass dein Urlaub rum ist. Los, ein paar Minuten haben wir noch, erzähl mir, wie es war.“

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Grelles Licht zwang Katja, ihre Augen zu schließen, sobald sie den Schockraum betreten hatte. Sie blinzelte und sah ein junges Mädchen intubiert auf einer Trage mit Vakuummatratze liegen, mit der sie vom Hubschrauber zum Schockraum transportiert worden war. Karin Ady, die leitende Ambulanz-Schwester, war damit beschäftigt, die Patientin vorsichtig zu entkleiden und leitete dabei eine Schülerin an. Katja hörte deren routinierten Erklärungen nur mit einem Ohr zu. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die Patientin gerichtet. Mit dem ersten Blick erkannte Katja das Ausmaß: Ihre Patientin hatte einen hässlichen Riss im Gesicht und der rechte Oberarm war geschient. Der Hals war mit einer Orthese stabilisiert. Während sie sich Handschuhe überzog, ließ sie ihre Patientin nicht mehr aus den Augen. Markus Volk, der Chef des Narkoseteams, nickte kurz zur Begrüßung, dann kümmerte er sich um die intubierte Patientin, während der Notarzt die Versorgung am Unfallort schilderte.

„Fahrrad gegen Pkw. Die Leitstelle hat uns zu Ihnen geleitet. In der Uniklinik sind sämtliche Schockräume belegt. Patientin intubiert. Sie ist jetzt stabil. Blutdruck systolisch, kleiner 110, Sauerstoffsättigung 98 %.“

Die üblichen medizinischen Begriffe flogen hin und her: „GCS?“

„GCS bei 8, Schädel-Hirn-Trauma, Beckenfraktur, Humerusfraktur rechts und die Weichteilverletzungen im Gesicht.“ Der Notarzt rasselte die vermuteten Diagnosen herunter. Die Patientin war mehrfach verletzt, im ersten Schritt ging es jetzt darum, sie zu stabilisieren. Der GCS-Wert, mit dem man die Bewusstseins- und Hirnfunktionsstörungen bei einem Schädel-Hirn-Trauma eingliederte, verhieß für Katja, dass der Notarzt die Patientin am Unfallort unter anderem desorientiert und mit eingeschränkter Motorik vorgefunden hatte.

Alles lief nach einem Muster ab, das Katja schon in Fleisch und Blut übergegangen war. Ihre Rollen waren klar definiert. Stefan Marquardt hatte das Sagen hier im Schockraum, sie und das weitere Ambulanz-Team waren jedoch so eingespielt, dass er kaum Anweisungen geben musste. „Achtung, wir lagern um, dann sofort zum CT, wenn Markus mit den Narkosegeräten so weit ist.“

Der hob lediglich fünf Finger und arbeitete konzentriert weiter. Alle packten mit an und betteten schließlich die Patienten vorsichtig auf den mobilen OP-Tisch um. Der Notarzt legte das Notfallprotokoll auf einen Schrank und der Rettungssanitäter schob die Trage aus dem Schockraum.

„So, das war es. Wir übergeben also an Sie, schönen Tag noch. Ach übrigens, die Polizei wird auch noch vorbeikommen, es gab weder eine Adresse noch einen Ausweis in ihren Sachen.“

Katja nahm diese Worte kommentarlos zur Kenntnis und hörte Sekunden später das Zischen der Hydraulik, die die Tür hinter dem Arzt wieder schloss. Hektische Betriebsamkeit setzte ein, Mitgefühl war hier fehl am Platz und wurde durch Wissen und Routine ersetzt.

Stefan Marquardt rasselte seine Instruktionen runter: „Wir brauchen umgehend ein komplettes Blutbild, inklusive Drogenscreening.“

Katja begann währenddessen mit dem Bodycheck. „Pupillen lichtreagibel, normal weit.“ Die Verletzung im Gesicht war tief, jedoch nicht besorgniserregend. Der Oberarm jedoch war instabil.

„Das wird eine Fraktur sein, das sehen wir besser auf dem CT“, murmelte Katja. „Karin, den Sonographen.“

Sie untersuchte per Ultraschall das Abdomen und den Thorax, während Stefan Marquardt einen Zugang an der unverletzten linken Hand legte.

„Keine freie Flüssigkeit, Leber, Milz, Niere ohne Befunde“, stellte sie fest und druckte die Daten aus.

Stefan Marquardt nickte und untersuchte seinerseits das Becken. „Becken stabil. Na ja, das CT wird uns Aufschluss geben. Markus?“, fragte er Richtung Anästhesist.

„Alles klar. Wir können.“ Markus schob das Sauerstoffgerät auf eine Halterung.

Stefan Marquardt wandte sich an Katja. „Und, Frau Kollegin, wie gehen wir vor?“

Wenn er sie das nach ihrer bestandenen Facharztprüfung immer noch so überheblich fragen würde, dann würde sie ihm vor versammelter Mannschaft eine Ohrfeige verpassen, das schwor sie sich hiermit. Heute jedoch biss sie die Zähne zusammen und versuchte seinen Blick einzufangen, was ihr wiederum nicht gelang, denn er sah zu, wie die Patientin in den Nebenraum gefahren wurde.

„Wir versorgen zuerst die Weichteilverletzung im Gesicht, richten den Arm und gegebenenfalls das Becken, dann kommt sie zwei Tage zur Überwachung auf die Intensivstation.“ Manchmal kam sie sich vor, wie eine Assistenzärztin in den Anfangsmonaten. Katja zog ihre Handschuhe aus und warf sie wütend in den Mülleimer.

„Nun, verlernt haben Sie in München jedenfalls nichts.“ Stefan Marquardt ließ sie mit diesen Worten stehen und ging in den Nebenraum, wo die Patientin bereits ins CT geschoben wurde.

„Nicht ärgern lassen, Katja.“ Markus Volk, der im Nebenraum gerade nicht gebraucht wurde, war zurückgekommen und zwinkerte ihr zu. „Ich hatte nicht mal Gelegenheit, dich zu begrüßen. Tolle Farbe hast du. Bin gespannt, wie Vicki nach drei Wochen Urlaub aussieht.“ Markus tätschelte Katja freundschaftlich die Schulter.

„Rothaarige werden nun mal nicht braun. Vicki ist schon froh, dass sie dieses Mal keinen Sonnenbrand abbekommen hat. Ich freue mich auch, dich zu sehen.“

„Wir haben dich alle vermisst.“

Katja kicherte leise. „Ja klar, vor allem mein Boss.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Er war die ganze Zeit noch unerträglicher als sonst.“

Katja hob erstaunt den Kopf. „Ach, geht das noch?“

„Und wie“, mischte sich Karin Ady ein, die die Unterlagen in eine Klarsichthülle schob.

Katja sah durch das Fenster zu, wie Stefan Marquardt hinter den Bildschirmen Platz nahm. „Ich muss rüber, sonst köpft er mich. Nur noch kurz: Wie sieht es oben auf der Gyn aus? Vicki hatte ganz schön zu tun in den letzten drei Wochen. In Haiti purzelten die Babys geradezu reihenweise auf die Welt.“

„Dafür ist auf der Gyn grad eher weniger los, dann kann sie sich ein bisschen ausruhen. Hoffentlich ist sie nicht sauer, weil Susanne schon jetzt ihre Dienstzeiten reduziert. Susanne lässt übrigens fragen, wann wir zu Giovanni gehen? Sie hat Pizzaentzug, was aber ganz gut ist. Die Hüften.“ Er grinste über das ganze Gesicht. „Meine Frau geht so langsam auf wie ein Hefekloß.“

„Sei bloß froh, dass sie das nicht gehört hat. Und grins’ nicht so selbstgefällig, schließlich bist du schuld, dass sie gleich zwei Babys von dir rumschleppen darf. Alles klar bei dir und Susanne?“, fragte Katja mit einem besorgten Unterton, denn die letzten Jahre waren für die beiden alles andere als gut gelaufen.

„Alles bestens! Keine Sorge, wir haben beide unsere Lektion gelernt.“ Markus wirkte äußerst zufrieden.

„Das freut mich. Sorry, Doktor Sauertopf ruft.“ Katja sah, wie ihr Chef sie energisch mit der Hand zu sich winkte.

„Pssst, lass’ ihn das nur nie hören.“ Markus lachte. Zusammen gingen sie zu Stefan Marquardt, der schon die ersten Bilder begutachtete.

„Das Schädel-CT zeigt keine Blutung, keine Raumforderung und kein Ödem.“ Katja nickte und setzte sich neben ihn, während Markus sich im Hintergrund hielt.

„Gesichtsverletzung, keine Brüche.“ Stefan Marquardt scrollte weiter.

„Da! Spiralfraktur am Oberarmschaft rechts.“ Katja zeigte auf die Stelle. „Die sollten wir aber erst in drei bis vier Tagen operieren.“ Sie erntete nur Schweigen.

Kein Kommentar ist auch eine Antwort! Katja kam in Versuchung, ihm unter dem Tisch gegen sein Schienbein zu treten. Eins war klar: Sie musste sich erst wieder daran gewöhnen, dass sie mit ihrer Heimkehr ein kameradschaftliches Miteinander gegen distanziertes Schweigen eingetauscht hatte.

„Brustkorb negativ, Rippen ebenso, kein Pneumothorax.“ Stefan Marquardt starrte stur auf die Bilder vor ihm.

„Da ...“, Katja zeigte wieder auf den Bildschirm. „Bauchorgane ohne Befund. Das bestätigt meinen Ultraschallbefund.“

„Ich habe doch gar nichts gesagt. Zum Becken …“, mokierte sich Stefan Marquardt über ihren triumphierenden Tonfall, sah sie kurz an und war schon wieder mit dem Blick beim Bildschirm. Das nächste Bild zoomte er heran. „Hier, deutliche Frakturlinie in der Massa lateralis. Ich schlage vor, die Beckenfraktur behandeln wir konservativ. Wir beobachten und machen Verlaufskontrollen. Das könnte allerdings eine langwierige Angelegenheit werden.“

Die restlichen Bilder ergaben keinerlei auffällige Befunde mehr. Katja erhob sich. „Also machen wir jetzt nur die Gesichtsverletzung.“

Stefan Marquardt nickte und gab Anweisungen, die Patientin wieder in den Schockraum zu transportieren, dann wandte er sich an Markus. „Wir lassen sie erst mal sediert. Trotzdem machen wir morgen nochmals ein Schädel-CT und dann besprechen wir uns wieder. Wer hat heute Nacht Bereitschaft?“

„Doktor Jensch“, erklärte Markus und grinste, als Katja die Augen verdrehte. „Oh je, hast du ihn schon getroffen?“

„Nee, das Vergnügen hatte ich noch nicht.“ Katja winkte ab, doch sie sah, wie Stefan Marquardt die Stirn runzelte. „Was machen wir mit der Einwilligung für die Oberarmfraktur, falls die Polizei bis dahin auch noch nicht weiß, wer unsere Unbekannte hier ist?“

„Birgit soll sich darum kümmern“, erklärte Stefan Marquardt. „Im schlimmsten Fall muss sie sich an das Jugendamt oder das Vormundschaftsgericht wenden.“

„Na, dann wird Birgit wieder ihre helle Freude haben. Und wahrscheinlich morgen schon selbst mit ersten Recherchen beginnen. Gut, dann ist sie beschäftigt und lässt meine Frau in Ruhe.“ Markus ließ sich grundsätzlich keine Gelegenheit entgehen, liebevoll über seine Schwiegermutter herzuziehen, die als Stationsleitung sämtliche Fäden stramm in der Hand hielt.

„Wahrscheinlich schließt Birgit oben schon wieder Wetten ab, wer als Erster den Vornamen unserer Unbekannten errät oder so ähnlich.“ Katja schmunzelte. „Bestimmt hat sich das nicht geändert, während ich weg war.“

„Oh, das ist ein heikles Thema. Mit ihrer letzten Wette hat sie ja ziemlichen Schiffbruch erlitten.“

„Inwiefern?“, hakte Katja nach.

„Halt die Klappe“, mischte sich zu ihrem Erstaunen Stefan Marquardt ein. Er warf Markus einen bösen Blick zu und verschwand in Richtung der Umkleideräume.

„Warum denn? Irgendwann muss sie es ja erfahren.“ Markus ließ sich jedoch in keinster Weise einschüchtern.

„Was muss ich erfahren?“ Katja wurde etwas flau im Magen.

„Birgit hat auf unserer Hochzeit die Wette ausgegeben, dass Stefan und du das nächste Paar seid, auf deren Hochzeit sie tanzen wird.“ Markus wirkte ziemlich belustigt.

Katja fielen fast die Augen aus dem Kopf. Sekundenlang suchte sie nach den richtigen Worten. „Wie ... wie kommt sie denn auf diese bescheuerte Idee?“

„Du kennst doch ihr Motto: Was sich liebt, das neckt sich.“

Warum bin ich nicht in München geblieben? Katja rieb sich leicht verzweifelt die Stirn. „Dann müsste er inzwischen mit der gesamten Klinik verheiratet sein. So einen Blödsinn habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Ich und ... der? Nie im Leben!“

„Das hat sie inzwischen auch kapiert. Die Wettgelder hat sie letztens wieder ausgezahlt.“ Wieder lachte Markus hell auf. „Wir sollten auch mal, sonst kündigt er mir die Freundschaft.“ Markus deutete mit dem Kopf Richtung Schockraum.

Wie kam Birgit nur auf so eine Schnapsidee? Katja schüttelte es bei diesem Gedanken. Sie folgte Markus erst in den Waschraum, dann in den Schockraum. Die beiden Männer wechselten ein paar Worte und Stefan Marquardt lächelte. Es war einer der seltenen Momente, in denen Stefan Marquardt menschlich und nicht wie ein herzloser Roboter wirkte. Die beiden Männer kannten sich seit Studienzeiten und waren eng befreundet.

Saublöd war nur, dass sie selbst ebenfalls sehr eng mit Markus und Susanne befreundet war, was immer wieder zu ungewollten Zusammenstößen mit Stefan Marquardt außerhalb der Klinik führte.

 

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Katja sah auf die Uhr an der Wand, seufzte und gab alle Hoffnungen auf einen gemütlichen Abend mit Viktoria auf. Sie war aus dem Schockraum gleich zum nächsten Notfall gerufen worden und ihre Mittagspause war daraufhin ausgefallen, aber ihr knurrender Magen musste noch eine Weile warten. Jetzt war sie auf dem Weg zur Unbekannten. Während sie ihre Hände mit reichlich Sterillium desinfizierte, schaute sie durch die Scheibe in die Intensivstation hinein. Vier Betten standen im ersten Raum, jedes durch Vorhänge vom Nachbarn getrennt. Neben jedem Bett türmten sich Messinstrumente auf, die die Daten sammelten und an die Intensivschwestern im Überwachungsraum weiterleiteten. Katja nickte einer der Schwestern zu, die sich am ersten Bett um einen älteren Mann kümmerte. Schließlich trat sie ein und schnappte sich die Akte der Unbekannten, die ganz oben in der Wandhalterung steckte. Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass keinerlei Probleme aufgetreten waren. Das Gesicht des Mädchens wirkte bleich und der große Verband an Wange und Lippe sah erschreckend aus. Die Gesichtsverletzung war sehr tief gewesen und es würde eine Narbe zurückbleiben. Die Oberarm-Fraktur dagegen stellte überhaupt kein Problem dar. Sie selbst würde diese in drei bis vier Tagen mit einem Nagel stabilisieren.

Die meiste Sorge bereitete ihr aber das Schädel-Hirn-Trauma und die Tatsache, dass die Patientin immer noch als Unbekannte galt, denn bis jetzt hatten sich keine Angehörigen im Krankenhaus gemeldet. Katja warf einen Blick auf die Monitore und das Gesicht des jungen Mädchens. Sechzehn, höchstens siebzehn, schätzte sie das Mädchen. Sie kontrollierte die Werte und blieb noch einige Minuten bei der Patientin. Diese lag ruhig da, die Augen geschlossen, die Brust hob und senkte sich rhythmisch durch das Beatmungsgerät. Nichts deutete darauf hin, dass sie neurologische Schäden davongetragen hatte, aber genaueres würde sich erst nach dem Aufwachen zeigen. Katjas Magen machte sich lautstark bemerkbar und erinnerte sie daran, dass sie auch ihre eigene Gesundheit nicht außer Acht lassen sollte.

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Stefan zögerte, als er Katja durch die Glasscheibe bei der Unbekannten entdeckte. Unerfreulicherweise hatte er heute Morgen bei ihrem Anblick Gefühle verspürt, die er eigentlich schon lange als abgehakt betrachtet hatte. Freude, dass sie zurück war und ein Gefühl, das er nicht näher ergründen wollte! Aber er hatte beruhigt aufgeatmet. Die Anspannung der letzten Monate war blitzartig von ihm abgefallen und er gestand sich ein, dass sie ihm gefehlt hatte. Selbstverständlich nur als Kollegin!

Schließlich war sie diejenige, die alle Patienten von A bis Z betüttelte und schon seit längerem den Job übernahm, den eigentlich er tun sollte – mit den Patienten reden, sie beruhigen und aufbauen. Eine Seite seines geliebten Berufes, die er einfach ignorierte und sich ganz aufs Heilen konzentrierte, auch wenn er wusste, dass dies sehr egoistisch war. Sie hatte diese Schwäche von ihm gleich am ersten Tag erkannt und trotzdem hatte sie – bis heute – nie ein Wort darüber verloren. Erst in den Monaten, in denen sie in München gewesen war, war selbst ihm klar geworden, was sie stillschweigend Tag für Tag geleistet hatte.

Ohne Katja hatte er sich nur als Teil eines Ganzen gefühlt – wie wohl auch die gesamte Abteilung. Kaum war sie wieder da, schien sich ihre fröhliche Art auf die ganze Station zu übertragen. So viel Lachen und Neckereien hatte er lange nicht gehört. Sie war das absolute Gegenteil von ihm – mitfühlend, mitteilsam und beliebt. Er machte sich nichts vor, er wurde hier als Chef akzeptiert, nicht mehr und nicht weniger. Doch er konnte einfach nicht aus seiner Haut, so sehr er es sich ab und zu wünschte.

Gerade jetzt bewies sie wieder ihre warmherzige Art – sie beugte sich über die Patientin, strich über ihre Stirn und zog die Bettdecke hoch, dann wandte sie sich zum Gehen. Ihre Augen verwandelten sich augenblicklich in Schlitze, als sie ihn entdeckte. Die Chance, wie so oft ungesehen davonzuschleichen, war dahin.

„Haben Sie sich verirrt?“ Katjas Stimme triefte vor Ironie, sobald sie vor ihm stand.

„Wären Sie so freundlich und würden mit der Polizei sprechen? Die sind oben in meinem Büro“, ignorierte er ihre Frage.

„Ganz bestimmt nicht!“ Katja schoss wütende Blicke auf ihn ab. „Sie sind der Chef. Ich werde mich hüten, irgendwelche Aussagen zu machen.“

„Was ist dann mit Ihren Änderungen, die Sie heute Morgen so großspurig einführen wollten?“

Katja kniff die Augen erneut zusammen und runzelte die Stirn. „Ich habe davon geredet, dass ich es nicht leiden kann, wenn Sie uns die Patienten fast immer vergraulen.“

Verfluchtes Weib! Schon wieder taxierte sie ihn sekundenlang und er hörte buchstäblich ein lautes Quietschen, als ihre Augen in seinem Inneren eine verrostete Tür zu öffnen schienen. Auch ihr blieb dieser Moment anscheinend nicht verborgen, denn Katja rieb sich mit der Hand ihren Nacken und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Diese verdammten Hexenaugen hielten ihn gefangen. Sekunden verstrichen, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam. Dann blinzelte sie, der einzigartige Moment wurde vom Wimpernschlag verwischt, und bevor sie ihm zuvorkommen konnte, schoss er die nächste Retourkutsche auf sie ab: „Frau Doktor Thalbach, wenn Ihnen mein Arbeitsstil nicht gefällt, dann steht es Ihnen völlig frei, doch nach München oder nach Hintertupfingen zu wechseln.“

„Das sollte ich wohl wirklich in Erwägung ziehen.“ Sie schmiss die Akte auf das Regal an der Wand. Alles rutschte daraufhin quer über das Brett und blieb schließlich an einem Stapel Bücher hängen. Mehrere Papiere segelten zu Boden. „Sie sind so … ein …“

Katja brach ab und bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. Hätte er mal bloß besser den Mund gehalten! Denn – wie üblich, wenn sie sauer war – setzte ein faszinierendes Farbenspiel ihrer Pupillen ein. Und wie immer erschütterte ihn diese zauberhafte Farbmischung ihrer Augen innerlich, als ob er einen Stromschlag erlitten hätte. Auch heute steckte er sofort im Dilemma, in welches dieser wunderschönen Augen er blicken sollte. Sie enthob ihn dieser Entscheidung, indem sie sich wortlos umdrehte und ihn stehenließ. Einerseits erleichtert, andererseits wütend sammelte er die Blätter ein und starrte auf ihre Handschrift.

„Verfluchtes Weib!“, wiederholte er, was er vorhin nur gedacht hatte. Fünfzehn Minuten später war er immer noch voller innerlicher Spannung auf dem Weg zum Aufzug. Dabei vollführte er Kreisbewegungen mit seiner linken Schulter, die ihm seit Monaten mehr und mehr Kummer bereitete. Er kramte in seiner Hosentasche nach einer Schmerztablette, ohne die er sein Büro grundsätzlich nicht mehr verließ, und schluckte sie hinunter ohne etwas zu trinken. Was ihm jetzt noch fehlte, war ein Gespräch mit der Polizei. Er konnte nur hoffen, dass die Beamten inzwischen abgezogen waren, und er sich vor dem Gespräch drücken konnte. Er hasste nichts mehr, als eben diese Gespräche zu führen und sich das Mitgefühl einzugestehen, das er für jeden seiner Patienten empfand und das seinem eigenen Seelenheil schadete. Ein Grund mehr, dieses Gefühl hinter Schloss und Riegel zu halten.

Katja – Frau Doktor Katja Thalbach war also wieder da, unüberhörbar und unübersehbar. Für ihn hieß dies, wiederum achtsam seine Maskerade aufrechtzuerhalten und sie nicht hinter die Fassade blicken zu lassen. Dennoch hatte es nicht einmal fünf Minuten gedauert, bis sie seinen wunden Punkt getroffen hatte und er mit ihr zusammengerasselt war. Das war neuer Rekord!

Er fühlte einen Klaps auf seiner Schulter und schon tauchte Markus Volk neben ihm auf und schob sich eine Strähne seiner dichten Mähne hinter das Ohr.

„Sag’ mal, bringst du es eigentlich einmal im Leben fertig und lobst sie auch mal?“

Stefan wusste sofort, von wem Markus sprach.

„Frau Doktor Thalbach legt keinen gesteigerten Wert darauf.“

„Frau Doktor Thalbach“, äffte Markus nach. „Mann, du kannst so ein Ekel sein. Sie heißt Katja!“

Markus hatte recht. Warum schaffte er es eigentlich nicht, ihr endlich das Du anzubieten? Während er über diese Tatsache grübelte, stiegen beide in den Aufzug und Stefan drückte den Knopf zum zweiten Obergeschoss. Er sah Markus’ Miene an, dass dieser auf etwas zu warten schien.

„Ist noch was?“, fragte er irritiert.

„Hast du sie wenigstens schon gefragt, ob sie Interesse an Gerds Angebot hat?“

„Ja, hab’ ich. Und sie war nicht begeistert, du kennst ja ihren Ehrgeiz. Ich glaube, sie tummelte sich geistig außerdem noch in der Südsee. Die hat doch ’ne Macke, hat die noch nie was von schwindender Ozonschicht gehört?“

„Karibik. Und was sie in ihrem Urlaub macht, geht dich rein gar nichts an.“ Markus schüttelte den Kopf. „An deiner Stelle wäre ich ein bisschen freundlicher zu ihr, sonst besteht tatsächlich die Gefahr, dass du dir einen anderen Trottel suchen musst.“

„Nette Bezeichnung, die du da für Katja übrig hast.“

„Stimmt, eigentlich bist du der Trottel. Jeder hier kommt völlig problemlos mit ihr aus, nur du behandelst sie wie ...“

„Hast du eigentlich keine Probleme mit ihren Augen?“, unterbrach Stefan Markus’ Redefluss.

„Was? Wieso?“ Markus fuhr sich durch seine langen Locken und zog das Haarband heraus. „Was um Gottes willen ist mit Katjas Augen?“

„Bist du blind?“ Stefan sah Markus zu, wie der sich einen Pferdeschwanz band. „Sie hat ein blaues und ein braunes Auge.“

„Ach das. Das find ich ziemlich witzig.“

„Witzig? Mich macht das total kirre.“

„Wenn du mich fragst, dann bringt dich die ganze Frau durcheinander. Aber das streitest du ja seit Jahren sehr hartnäckig ab.“

„Mich stören nur ihre Augen.“

„Bestimmt! Deswegen nennst du sie auch hartnäckig Frau Doktor. Die Augen, natürlich ...“ Markus klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „Du wirst von Jahr zu Jahr miesepetriger. Sorry, aber das musste ich dir dringend mal sagen. Was du brauchst, ist endlich eine Frau, die dir wenigstens ab und zu den Marsch geigt.“

„Aber das ist bestimmt nicht Frau Doktor Thalbach. Nur weil du glücklich verheiratet bist und demnächst Vater wirst, heißt das nicht, dass ich das auch brauche. Lass’ mich bloß in Ruhe mit dem Mist.“

„Ich sage ja nicht, dass du heiraten sollst, sondern ...“, Markus beugte sich zu ihm. „Es würde vermutlich schon reichen, wenn du endlich mal wieder eine flachlegen würdest. Wann hattest du eigentlich das letzte Mal ...“

„Halt die Klappe!“

„Oh, hab’ ich da vielleicht genau ins Schwarze getroffen?“ Markus versuchte erst gar nicht, sein hämisches Grinsen zu unterdrücken, dann lenkte er ein. „Okay, schon gut. Ich soll dich übrigens von Susanne fragen, ob du bei den Zwillingen Patenonkel werden möchtest?“

„Und das fragst du mich im Aufzug?“ Stefan zog die Stirn in Falten, als ihm bewusst wurde, dass Katja ihm heute Morgen dieselbe Formulierung an den Kopf geworfen hatte.

„Wenn du nie Zeit auf ein Bier hast, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig. Und, was sagst du?“