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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
 

Für Fragen und Anregungen:

michaelboyle@rivaverlag.de
 

3. Auflage 2015

© 2011 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096
 

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2009 bei On Target Publications unter dem Titel Advances in Functional Training. Training Techni­ques for Coaches, Personal Trainers and Athletes. © 2010 by Michael John Boyle. All rights reserved.
 

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfäl­tigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgend­einer Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
 

Übersetzung: Marion Pyrlik

Redaktion: Diana Sommer

Umschlaggestaltung: Kristin Hoffmann

Satz: satz & repro Grieb, München

ePub: Grafikstudio Foerster, Belgern
 

ISBN ePub 978-3-86413-348-0
 

Wichtiger Hinweis

Sämtliche Inhalte dieses Buches wurden – auf Basis von Quellen, die der Autor und der Verlag für vertrauenswürdig erachten – nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und sorgfältig geprüft. Trotzdem stellt dieses Buch keinen Ersatz für eine individuelle Fitnessberatung und medizinische Beratung dar. Wenn Sie medizi­nischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Auto­­­r haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informa­tionen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.
 

Weitere Informationen zum Verlag finden sie unter

www.rivaverlag.de

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Für Cindy, Michaela und Mark

Ihr drei macht mein Leben jeden Tag ein bisschen schöner.

Inhalt

Titel

Impressum

Widmung

Inhalt

Einleitung von Mark Verstegen

Vorwort von Alwyn Cosgrove

Einführende Worte

1. Überblick und allgemeine ­Betrachtung des funktionellen Trainings

Fortschritte im funktionellen Training

Die Auswahl funktioneller Übungen

2. Mobilität und Flexibilität

Der Gelenk-für-Gelenk-Ansatz

Die funktionelle Bewegungsprüfung

Der Einsatz des FMS

Die Kontrolle über das Trainingsprogramm

Der FMS als Werbung für Ihr Training

Der Einfluss des FMS

Bewegung

Diagonale Bewegungen

Krafttraining bei Dysfunktionen

Kniebeuge und Ausfallschritt

FMS-Beispiele für Mannschaften

Fallstudien

FMS und Vorbehalte der Krafttrainer

Die Bestimmung von Kraft, Flexibilität und Mobilität

Die Kniebeuge

Ganze Kniebeugen

Übungen zur Mobilitätsverbesserung

Therapie des Muskelgewebes

Die Hartschaumrolle (Foam Roller)

Rolle oder Massage?

Statisches Dehnen

Verkürzte Muskulatur

Aktiv isoliertes Dehnen

3. Verletzungen

Verletzungsreduzierung

Schmerzen beim Training

Tendinitis oder Tendinose?

Vorschläge zur Verletzungsprophylaxe

Oberkörperverletzungen

Kräftigung der Rotatorenmanschette

Knieschmerzen

Der Einfluss von M. gluteus medius bzw. Adduktoren auf Knieschmerzen

Einbeiniges Training bei Knieschmerzen

Verletzungsprophylaxe von Kreuzbandrissen

Die Sportlerleiste (weiche Leiste)

Prävention von Leistenbrüchen

Rehabilitation nach Leistenbrüchen

4. Der Rumpf

Ansätze des Rumpfkrafttrainings

Rumpfstabilität: Definition und Ansätze

Zur Terminologie

Training des vorderen Rumpfes

Aktivierung des Gluteus

Rotationstraining

Fortschritte im Rumpfkrafttraining

Neue Erkenntnisse zum Rotationstraining

Rumpfübungen

Rumpfstabilitätsübungen am Boden

Übungsreihe im Vierfüßlerstand

Übungsreihe in Rückenlage

Das äußere Erscheinungsbild des Rumpfes

5. Die Hüfte

Die Funktionsweise der Hüfte

Psoas und Iliacus

Rückenschmerzen

Krämpfe im TFL

Schwäche in der Hüftmuskulatur

Hüftdominante Übungen

Die hintere Oberschenkelmuskulatur

Übungen zur Hüftstreckung

6. Das Herz-Kreislauf-Training

Konditionstraining für Sportler

Muskelfasertypen

Ein Modell zur Entwicklung der Energiesysteme

Physiologische Tests oder Leistungstests?

Sinnvoller Einsatz physiologischer Tests

Spezifisches Konditionstraining für Spielsportler

Das Training in der Nachsaison

Das Training in der Vorsaison

Ausdauertraining versus lntervalltraining

Intervalltrainingsprogramme

Der Anstieg der Herzfrequenz

Intervalltrainingsmethoden

Der Einsatz von Intervalltraining

Einstieg ins Programm

Trainingsmethoden

Frauen und Lauftraining

Das Training von Ausdauersportlern

Der übliche Verlauf von Verletzungen

Schmerzen: der Ort und die Ursache

Das Trainingsprogramm des Ausdauersportlers

7. Athletiktraining

Schnellkraftentwicklung durch Gewichtheben

Umsetzen versus Reißen

Erlernen des Reißens

Alternativen zum Gewichtheben

Explosivität und Elastizität im Test

Die Entwicklung von Elastizität

Schnelligkeitstraining

Die Sprintgeschwindigkeit

Schnelligkeit oder Beschleunigung?

Tipps und Übungen für einen schnellen Start

Die Sprintgeschwindigkeit verbessern

Sportartspezifisches Training

Balance- und Instabilitätstraining

Der Verlust von Schnellkraft im Alter

8. Trainingsgeräte

Trainingsgeräte

Slideboardtraining

Medizinballtraining

Schlittentraining

TRX Suspension Trainer

Kettlebells

9. Die Übungsformen: Grundlagen und einbeiniges Training

Kniebeugen

Knieprobleme bei Kniebeugen

Frontkniebeugen

Erlernen der technisch korrekten Kniebeuge

Tipps für den Trainer

Kreuzheben

Kreuzheben mit dem Trap Bar/Hex Bar

Vorzüge des Kreuzhebens

Druckübungen

Das Training für den Combine-Test im Bankdrücken

Überkopfsportler und Überkopfübungen

Kraftvergleiche

Krafttabelle

Entwicklung einbeiniger Kraft

Klassifizierung einbeiniger Übungen

Progressive Bewegungsamplitude

Einbeinige Übungsprogression

Training der hinteren Muskelkette

Das richtige Gewicht für einbeinige Kniebeugen

Einbeinige Übungen

Reaktives neuromuskuläres Training für den M. gluteus medius

Einbeinige Kraft

10. Die Zusammenstellung von Trainingsprogrammen

Grundlagen

Kernpunkte der Programmgestaltung

Entwicklung von Schnellkraft und Schnelligkeit

Krafttrainingsprogramme

Grundlagen eines stimmigen Trainingsprogramms

Training und das zentrale Nervensystem

Zirkeltraining

Peripheral Heart Action Training

Hypertrophietraining

Zum Mythos des Hypertrophietrainings

Simultane oder konjugierte Periodisierung?

Die Wahl eines Trainingssystems

Tägliches Beinkrafttraining

11. Beispielprogramme

4-Tage-Trainingsprogramme

Beispiel für ein 4-Tage-Trainingsprogramm

3-Tage-Trainingsprogramme

Beispiel für ein 3-Tage-Trainingsprogramm

Vorlage für Ihr 3-Tage-Trainingsprogramm

2-Tage-Trainingsprogramme

Beispiel für ein 2-Tage-Trainingsprogramm

Trainingsprogramme für Gruppen mit wenig Equipment und Platz

Übungszirkel für Mobilität und statisches Dehnen

Übungszirkel mit Hantelscheibe

Übungszirkel mit zehn Wiederholungen

Variationsmöglichkeiten für den dritten Trainingstag

MBSC Sommer 2007

MBSC Sommer 2008

4-Tage-Trainingsprogramm, Tag 1

4-Tage-Trainingsprogramm, Tag 2

4-Tage-Trainingsprogramm, Tag 3

4-Tage-Trainingsprogramm, Tag 4

Programmziele der MBSC 2009

Der Programmablauf

Das Aufwärmen

Plyometrisches Training

Schnelligkeitsentwicklung

Krafttraining für Unterkörper und Balancetraining

Rumpftraining

Programm für Sportler mit Rückenschmerzen

Kraftprogramm für den Oberkörper

Vorlage für Ihr 4-Tage-Trainingsprogramm

12. Schluss

Abschließende Gedanken

Terminologie

Die Bewegungsebenen

Quellen zur Weiterbildung

Der Autor

Bezugsquelle

Einleitung von Mark Verstegen

Sehr gerne nehme ich Michael Boyles Angebot an und fühle mich mehr als geehrt, eine Einleitung für sein Buch schreiben zu dürfen. Gleichzeitig möchte ich diese Gelegenheit nutzen, einen Blick zurück zu wagen – in die Zeit, als ich Michael zum ersten Mal begegnete. Ich möchte mit einer Beschreibung beginnen, auf welchem Stand sich das für uns so wertvolle Themenfeld des funktionellen Trainings damals befand, und den Leser auf das einstimmen, was ihn in diesem Buch erwartet.

Zu Beginn der 90er-Jahre war ich ein junger, idealistischer Kraft- und Konditionstrainer in einer der höchsten Positionen im Universitätssport. Ich empfand ein tiefes Verantwortungsgefühl gegenüber meinen Sportlern und war entschlossen, nichts unversucht zu lassen, um ihre Leistungen auf moralisch korrektem Weg zu verbessern. Schließlich verließ ich die NCAA (National Collegiate Athletic Association), um das erste unab­hängige Leistungszentrum des Landes, das International Performance Institute in Bradenton, Florida, zu gründen.

So schön dies von außen auch klingt, diese Situation gestaltete sich am Anfang schwierig, denn ich war zunächst völlig verloren inmitten von Tennisplätzen und Kindern der Bollettieri Sports Academy, der heutigen IMG. Wir hatten keine Anlagen, keine Ausrüstung, keine finanziellen Mittel und auch keine Angestellten. So mussten wir uns langsam und beschwerlich hocharbeiten – eine Aufgabe, die einen naiven, aber ehrgeizigen Trainer wie mich zur Höchstleistung anstachelte. Rückblickend beurteilt, waren genau diese limitierten Möglichkeiten wohl der größte Segen für uns, denn sie setzten voraus, dass wir sehr kreativ arbeiteten. Mit der Zeit stellten wir ein junges, eifriges Team zusammen und entwickelten ein ganzheitliches Trainingssystem, das den Einfluss von Psyche, Ernährung, Bewegung und Regeneration berücksichtigte. Im Laufe der ersten vier Jahre lernten wir, uns mit dem zu arrangieren, was wir hatten, und waren stolz, einige der besten Sportler aus Tennis, Fußball, Baseball und Basketball – vom ­Junior bis zum Profi – unterstützen zu dürfen.

In den Anfangstagen war der Begriff »funktionelles Training« noch nicht allgemein gebräuchlich, es gab noch kein Internet und demnach auch keine Internetexperten, die uns mit Wissen im Überfluss hätten ver­sorgen können. In diesen alten Zeiten musste man, wenn man sich weiterbilden wollte, Vorlesungen besuchen oder selbst Publikationen lesen. Interessante neue Erkenntnisse in unserem Bereich kamen damals meist aus Europa, Australien, Asien oder Amerika. Und so traf es sich, dass ich auf Michael Boyle stieß. Er hatte entweder im Outside oder im Smithsonian Magazine ­einen Artikel über unsere Gruppe gelesen, der ihn neugierig gemacht hatte. Kurzerhand überzeugte er seine Familie, Ferien in Florida zu machen, die er dann mit einem Kurzbesuch in unserer Einrichtung verbinden konnte.

Schon einen Monat später beobachtete Michael uns beim Training. Was mag ihm damals wohl durch den Kopf gegangen sein, als er von der Außenlinie unserem kontrollierten Chaos beiwohnte? An einem einzigen Vormittag schleusten wir ein paar Hundert Kinder im Alter von acht bis 18 Jahren durch und trainierten gleichzeitig noch um die 30 Profisportler.

Michael ist in einem sehr guten Elternhaus aufgewachsen, beide Elternteile waren als Pädagogen in Boston tätig. Mit seiner konsequenten, ehrgeizigen Einstellung hatte Michael es in Neuengland weit gebracht: Er trainierte die NHL Bruins und die Hockeymannschaft der Boston University und baute schließlich Mike Boyle Strength and Conditioning (ein Zentrum für Kraft- und Konditionstraining) auf, wo er schon bald wie am Fließband Spitzenathleten produzierte.

Michael ist bestimmt kein Mensch, der sich leicht aus dem Gleichgewicht bringen lässt. Und doch war bereits nach wenigen Sekunden unserer Unterhaltung genau das geschehen. Womit hatten wir ihn bloß verunsichert? Vielleicht mit unserem offenherzigen Empfang? Aufgeschlossenheit war in einer Zeit, als die Fitnessbranche von Egotypen, Testosteron, Respektlosigkeit und Verunsicherung geprägt war, eher ungewöhnlich.

Dabei hatte ich nur eine einzige Bitte an Michael: dass er in der Mittagspause zu einer Gesprächsrunde mit unserem Team bereitstand. Im Nachhinein glaube ich, dass Michael überrascht war, von uns so herzlich und vorbehaltlos aufgenommen zu werden, und auch nicht vor­bereitet auf unsere Begierde, von ihm zu lernen und unsere Erfahrungen mit ihm zu teilen.

Ich bat Michael schließlich auch, uns eine offene und ehrliche Beurteilung unseres Trainings zu geben. Damit war der Grundstein für ein aufrichtiges und aufgeschlossenes Verhältnis gelegt, und gleichzeitig waren – so hoffe ich zumindest – auch einige Werte bestimmt, die unsere Branche in den folgenden 15 Jahren beeinflussen sollten.

Ja, was hat dies alles eigentlich mit Michael Boyles zweitem Buch über funktionelles Training zu tun? Sehr viel! Ich habe nämlich mein ganzes Leben damit verbracht, um die Welt zu reisen – auf der Suche nach der Wissenschaft und den Menschen, die hinter erfolgreichen, zu dauerhaft hohen Leistungen führenden Trainingsprogrammen stehen. Dieses Buch verbindet hochinteressante Informationen mit wissenschaftlich fundierten, effektiven Trainingsstrategien, die sowohl Sportler als auch deren Betreuer anwenden können.

Wenn Sie im Sport wirklich erfolgreich sein wollen, dann rate ich Ihnen, dieses Buch noch unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten, denn dem Autor, der hinter diesen Zeilen steht, gebührt besondere Beachtung. Sein Engagement und die Hingabe, mit der er sich um die Erweiterung seines Wissens bemüht, sind nämlich der Schlüssel zum Erfolg für jedermann. Unablässig bemüht sich Michael Boyle, Informationen zu sammeln und auszuwerten, um wirksame Methoden zu ent­wickeln, die er dann bei seinen Sportlern anwendet.

Auch sein Mut, Erfolg und Misserfolg mit uns zu teilen, soll an dieser Stelle erwähnt werden. Unkonventionell und unterhaltsam gewährte er uns Einblicke in schwierige Zusammenhänge, die uns in unserem Glauben zwar oft erschüttert haben, die aber auch für eine schnelle Weiterentwicklung unseres Tätigkeitsbereiches sorgten und dazu beitrugen, dass wir heute so viel wissen. ­Michael ist oft der Erste, dessen Auffassung korrigiert wird, und nicht selten übt er hart und schonungslos Selbstkritik. Mit dieser Haltung ermöglichte er uns, uns weiterzuent­wickeln, unsere Auffassung immer wieder zu korrigieren und aus Fehlern zu lernen.

In den 15 Jahren, seit ich Michael Boyle zum ersten Mal begegnet bin, haben wir – und auch Sie, lieber Leser – eine Passion für sportliche Leistung entwickelt. So ist aus einer unbedeutenden kleinen Branche eine weit über den Spitzensport hinausgehende, globale Plattform geworden. Wachstum ist sicher nicht immer positiv zu bewerten; ein Wachstum aber, das rechtschaffen und ­integer stattfindet, ist positiv. Unsere Gesellschaft ist geplagt von bewegungsarmen Jugendlichen und Erwachsenen, aber auf der anderen Seite auch von Athleten, die versuchen, auf dem Weg zur Höchstleistung alle mög­lichen, auch unmoralischen Abkürzungen zu nehmen. Hier lediglich die gesundheitlichen Folgen zu behandeln, ist wenig sinnvoll. Die einzig wahre Lösung besteht darin, präventiv einzugreifen – in den Bereichen der Einstellung, Ernährung, Bewegung und Regeneration. Unsere Branche hat daher die Aufgabe, wissenschaftlich fundierte, effiziente und individuell zugeschnittene ­Systeme zu entwickeln, die den Athleten auf gesunde und zufriedenstellende Weise voranbringen. Der Weg ist noch weit, doch wenn Wissenschaftler und Sportler zusammenarbeiten und offenherzig Erfahrungen austauschen, kommen wir ans Ziel.

Das ist also die Geschichte unserer Anfänge, der Grundlage für eine wachsende Industrie. Ihre wohlwollenden Vorreiter wie Michael Boyle, Gray Cook, Greg Rose und viele andere, die der hohen, von Chris Poirier (dem Geschäftsführer von Perform Better) gelegten Messlatte gerecht werden, versorgten unsere Branche mit lehrreichem Input.

Ich glaube, dass Sie dieses Buch als erkenntnisreichen, systematischen Ansatz erleben werden, der das heute herrschende Übermaß an Informationen kanalisiert und nachvollziehbar macht. Wenn es einen Menschen gibt, der das schaffen kann, dann ist das Michael Boyle mit seinen eigenwilligen, aber wohldurchdachten Ansichten und seinem anhaltenden Erfolg.

Hoffentlich nehmen Sie nach der Lektüre dieses Buches ­einen Teil von Boyles Erfolgsrezept mit. Lernen Sie, das System zu durchschauen, und wachsen Sie mit ihm. Vertiefen Sie auch Ihre Leidenschaft und Ihr Verantwortungsgefühl. Michael Boyle folgt den Spuren des großen Al Vermeil, und ich hoffe, dass Sie letztendlich in seine Fußstapfen treten und damit dazu beitragen, unsere Branche zu verbessern.

Mark Verstegen, Präsident und Gründer von Athletes’ Performance und Begründer des Core-Performance-Systems

Vorwort von Alwyn Cosgrove

In der Welt der Köche ist derjenige der beste, der die meisten Michelin-Sterne bekommt. Unter Schauspielern gilt die Anzahl der Oscars. Im Sport misst man Erfolg an Medaillen und Weltmeisterschaftstiteln. In unserem Fachgebiet, dem Kraft- und Konditionsbereich, gibt es keine solch allgemein gültige Messlatte, die von Fachkollegen als Bewertungsgrundlage für die Qualität unserer Arbeit benutzt werden könnte. Dass unser Feld in mehrere Bereiche unterteilt ist, macht die Sache nicht einfacher, denn die Fachleute, die Kraftentwicklung oder Kraftdreikampf (Powerlifting) coachen, jene, die für Personal Training, funktionelles Training und Leistungsbewertung zuständig sind, haben allesamt ihre ­eigenen Vorstellungen von Richtig oder Falsch. Vielleicht gibt es nur einen gemeinsamen Nenner im gesamten Feld des funktionellen Trainings: Michael Boyle. Ihm wird von allen Untergruppen unseres Berufsfeldes ­Respekt gezollt.

Ich selbst begegnete Michael das erste Mal im Jahr 1996 oder 1997 anlässlich eines Perform-Better-Seminars in New Jersey. Es war einer dieser Momente im Leben ­eines jungen Fitnesscoachs, in denen er realisiert, dass auf dem Weg zu Karriere und Erfolg kein Weg an dieser Person vorbeiführt. Ich wusste sofort, dass ich Boyles Arbeiten studieren musste, um weiterzukommen.

Zehn Jahre später stand ich dann bei einer ähnlichen Veranstaltung als Referent an Michaels Seite. Als ich – nun selbst ein erfahrener Fitnesscoach – seinem Vortrag »25 Years and 25 Mistakes« lauschte, kam ich erneut zu dem Schluss: Wenn ich mich fachlich weiter verbessern wollte, ging kein Weg an Michaels Werk vorbei.

Den letzten Aha-Moment hatte ich noch am gleichen Tag: Ich stand referierend auf der Bühne, als ich plötzlich seinen Blick erhaschte. Da saß er, prüfend, und machte mit einem Stift in der Hand Notizen. Sein ­Anblick brachte mich völlig aus dem Konzept: Was hatte ich einem Mann wie diesem wohl zu bieten? Doch es war meine eigene Unsicherheit und mitnichten seine Aufmerksamkeit, die mich verwirrte, denn Michael lässt keine Gelegenheit aus, andere anzuhören, um sich selbst fortzubilden und weiterzuentwickeln.

Wer Michael Boyles Bücher liest, erfährt nicht nur die Ergebnisse seiner mehr als 25-jährigen Karriere als Trainer, sondern hat Teil an seiner gesamten, breit ge­fächerten Ausbildung durch Seminare, seine Gesprächen mit Fachkollegen und Bücher.

Viele meinen, die besten Ratschläge bekomme man von ehemaligen Fachleuten, die mittlerweile ihre Karriere abgeschlossen haben. Ich glaube, das ist ein Trugschluss. Viel besser ist man nämlich beraten, wenn man diejenigen befragt, die nicht nur über umfassendes Wissen verfügen, sondern darüber hinaus auch aktuell in ihrem Feld tätig sind. Unsere Branche entwickelt sich nämlich so schnell, dass es unerlässlich ist, mit denen zusammen­zuarbeiten, deren Wissen auf dem neuesten Stand ist.

Die Besten ihres Sports holen sich Rat bei Michael ­Boyle, um mit seiner Hilfe noch die letzten Leistungs­reserven auszuschöpfen. Viele schicken ihre Kinder zu ihm, denn sie wissen, dass er in seinem Bereich hervorragende Arbeit leistet. Erfahrene Trainer wie ich setzen sich mit ihm zusammen bzw. schicken ihre Angestellten zu ihm, damit sie von ihm lernen.

Dieses Buch enthält alles, was Michael seit der Veröffentlichung seines ersten Buches über funktionelles Training, Functional Training, neu gelernt und erfahren hat. Wenn Sie es lesen, profitieren Sie von Boyles gesamtem Erfahrungsschatz aus den letzten drei Jahrzehnten, der in dieses Buch miteinfließt. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

Alwyn Cosgrove

Results-Fitness.com

Einführende Worte

Kennen Sie das Gleichnis von dem Zwerg, der auf den Schultern eines Giganten steht? Auf den Schultern des Riesen kann der Zwerg plötzlich weiter schauen als der Riese selbst, doch er kann diesen weiten Ausblick nur dank des Riesen genießen.

Mit diesem Buch möchte ich all den Giganten Tribut zollen, denen ich so viel Wissen zu verdanken habe, deretwegen ich so weit blicken kann. Ich bin dankbar und stolz, dass ich Menschen wie Don Chu und Al Vermeil Freunde nennen darf und dass ich es irgendwie geschafft habe, zu diesem auserlesenen Kreis gezählt zu werden und andere zu inspirieren, wie sie mich als junger Kraftcoach inspiriert haben. Es gibt noch viele andere »Riesen« in unserem Feld, und ich will gar nicht erst versuchen, sie alle aufzuzählen – aus Angst, ich könnte einige wichtige Namen vergessen. Aber ich werde immer im Kopf behalten, wer die Riesen und dass wir die Zwerge sind.

Ich bin heute in der glücklichen Lage, meinen Traumberuf ausüben zu können. Vor einigen Jahren noch saß ich in Vorlesungen und malte mir aus, wie fantastisch es sein würde, wenn ich die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf mich ziehen könnte wie Al, Don oder Vern Gambetta. Heute begleite ich diese herausragenden Trainer auf den Perform-Better-Touren und darf an ihrer Seite selbst referieren.

Ich bin der lebende Beweis dafür, dass es ein ganz normaler Mensch in unserer Branche zu etwas bringen kann: Ich war selbst kein besonders guter Sportler, meine erste Vollzeitstelle hatte ich erst, als ich bereits 30 Jahre alt war. Ich coachte auch nicht an einer athletischen Supertalentschmiede, und ein Großteil meiner Publikationen kam erst heraus, als ich bereits zwischen 40 und 50 war. So würde ich mich selbst sogar als Spätzünder beschreiben. Kontinuierliche harte Arbeit, kombiniert mit großer Sorgfalt, führte bei mir letztendlich zu exzellenten Ergebnissen.

Ich bekomme täglich E-Mails und Feedback von Semi­narteilnehmern oder Lesern. Meine Bücher verkaufen sich gut, und meine Webseiten werden häufig besucht. Diese positiven Rückmeldungen machen mich verlegen und glücklich, da sie meiner Arbeit täglich aufs Neue Wert zuerkennen. Ganz besonders berührt bin ich, wenn sich junge Menschen dafür entscheiden, in unsere Branche einzusteigen. Es gibt keine schönere Anerkennung für meine Arbeit, als jemanden inspiriert zu ­haben, in unserem Berufsfeld zu arbeiten.

Training ist eigentlich einfach: Ein Freund drückte es mal ganz eloquent aus: »Du ziehst an etwas, stößt etwas, machst was für die Beine, schließlich noch ein paar Roll-outs, und schon ist eine komplette Trainingseinheit zusammengestellt.« Dabei geht es beim Training gar nicht so sehr um das Was, sondern vielmehr um das Wie: Wie oft? Wie viele? Und oft ganz einfach: Wie? Mit einem Bein? Beidbeinig? Mit Kurzhanteln oder Langhanteln? Die Antwort lautet: Wenn wir es simpel und gleichzeitig hart gestalten, sind wir wahrscheinlich auf dem richtigen Weg.

Mein Leben ist eine lange Reise, auf der ich von dem Einsatz eines 55 kg schweren York Sets über Powerlifting schließlich beim Krafttraining ankam. Dann ließ ich auch Kraft und Kondition hinter mir und wurde, was ich heute bin: ein Spezialist für Leistungsoptimierung im Sport.

Das Schönste an dieser Reise ist, dass ich sie mit vielen tollen Menschen machen darf. Auf meinem Weg traf ich etliche, die zunächst denselben Weg einschlugen. Manche aber gingen ihn nicht zu Ende, sondern hielten irgendwo an – wie müde Hunde, die sich, zufrieden, ihr Ziel scheinbar erreicht zu haben, hinlegen. Andere, die sich noch am Anfang der Reise befinden, scheinen sich über uns, die wir fast am Ende angelangt sind, lustig zu machen. Wie einfach ist es, sich unfehlbar zu fühlen, wenn man jung und unverwüstlich ist… Nicht ganz so einfach ist es, wenn man nicht nur für sich selbst Verantwortung trägt, sondern einem das Training anderer Sportler anvertraut wird. In diesem Zusammenhang kommt mir Oscar Wilde in den Sinn: »Ich bin nicht mehr jung genug, um alles zu wissen.«

Hoffentlich werden auch weiterhin viele junge Krafttrainer meine Arbeiten lesen und damit vom Wissen derer profitieren, die auf dem Weg ein Stück weiter fortgeschritten sind. Ich kann von mir sagen, dass ich selbst an keiner Stelle zu lange verharrt, sondern immer kontinuierlich weitergesucht, -gelesen und -gelernt habe. Ich werde ganz sicher auch in Zukunft nicht innehalten. Dazu liebe ich meine Arbeit, das Fortschreiten und Weiterkommen zu sehr.

Ein perfektes Trainingsprogramm ist für mich wie der Heilige Gral. Eines Tages werde ich in der Lage sein, mir einen Sportler anzuschauen und genau zu wissen, wie ich ihn trainieren will. Heute kann ich das noch nicht von mir behaupten.

Auf den nächsten Seiten bekommen Sie einen Überblick über die letzten fünf Jahre meiner Reise – der Reise auf dem Weg zum perfekten Trainingsprogramm.

Wer Athleten trainiert, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt verdienen, hat eine große Verpflichtung. Als Coach ist man dafür verantwortlich, dass der Sportler seine Leistungsfähigkeit verbessert, ohne sich eine Verletzung zuzuziehen. Wer Kinder anvertraut bekommt, hat vielleicht eine noch größere Verantwortung, denn aus ihnen möchte der Trainer nicht nur bessere Athleten, sondern gleichzeitig bessere Menschen machen. In beiden Fällen erfordert dieser Job besonderes Verantwortungsgefühl, Vorsicht und Sorgsamkeit.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, haben Sie vermutlich einige Gemeinsamkeiten mit mir. Für Leute wie uns ist ein perfektes Trainingsprogramm wie die perfekte Welle für einen Surfer nur schwer zu fassen. In den vergangenen zehn Jahren war meine Reise wie eine Achterbahn. So erscheinen meine Auffassungen vielen Lesern, besonders den Gelegenheitslesern, bisweilen verwirrend.

In der heutigen Zeit erreichen uns neue Informationen in höchster Geschwindigkeit. Da sind ehemals selbstverständliche Wahrheiten plötzlich nicht mehr in Stein gemeißelt: Sollen wir nun mehr oder weniger dehnen? Sollen wir Kniebeugen mit beiden Beinen oder einbeinig ausführen? Was wissen wir wirklich?

Lesen Sie bitte weiter, und entdecken Sie das Mysterium des Kraft- und Konditionstrainings. Wenn Sie dieses Buch durchgearbeitet haben, sind Sie – so hoffe ich – einen großen Schritt weiter auf dem Weg zum perfekten Trainingsprogramm. Jenem Trainingsprogramm, das es Ihnen ermöglicht, extrem hohe Leistungen zu erzielen, ohne Verletzungen zu erleiden.

Michael Boyle