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DR. LENELOTTE MÖLLER

Studierte Geschichte, Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie ist Studiendirektorin am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis. Im marix-verlag sind von ihr u. a. folgende Übersetzungen erschienen: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius’ Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Polybios’ Der Aufstieg Roms und Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen. Sie ist Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe.

GAIUS SUETONIUS TRANQUILLUS

Sueton wurde vermutlich um 70 n. Chr. in Nordafrika als Sohn eines der Ritterklasse angehörenden Berufsoffiziers geboren. Nachdem er eine wahrscheinlich klassische Ausbildung genossen hatte, arbeitete er in Rom als Anwalt und Schulgelehrter. Sein Freund und Patron Septicius Clarus verschaffte ihm – nach einer Anstellung a studiis – die einflussreiche Position ab epistulis unter Trajan in der kaiserlichen Kanzlei. Nachdem vermutlich in dieser Zeit die Kaiserviten entstanden sind, wurde Sueton um 122 n. Chr. aus dem Amt entlassen. Weitere Eckpunkte seiner beruflichen Karriere sind nicht bekannt, wahrscheinlich arbeitete er im Anschluss als Privatgelehrter. Über den Todeszeitpunkt Suetons herrscht Uneinigkeit – einigen Quellenangaben zufolge starb er zwischen 130 und 140 n. Chr.

Zum Buch

»Im Spiegel von Sueton lernen wir nicht nur etwas über die unterhaltsam-legendären Biographien der Kaiser, sondern erkennen auch uns selbst wieder: halb-gezähmte Kreaturen, deren große moralische Aufgabe es ist, die Balance zwischen dem inneren Engel und Monster zu finden – da wir beides sind, wäre es katastrophal diese Dualität zu ignorieren.« GORE VIDAL

Sueton war kein Historiker im modernen Sinn. Seine Werke hatten nicht den Anspruch, der Nachwelt als historisches Lehrmaterial zu dienen. Vielmehr war er Schriftsteller, der das Publikum seiner Zeit unterhalten wollte. Nur noch fragmentarisch erhalten sind die Schriften zu den »berühmten Männern«, in denen Sueton Biographien bekannter Künstler und Literaten vorstellt. Fast vollständig dagegen sind die sogenannten Kaiserviten überliefert. Hier erfahren wir neben Herkunft, Laufbahn und Regentschaft der Kaiser auch scheinbar Intimes aus ihrem Alltag und Privatleben. Sueton schafft es, uns einen direkten und unverstellten Blick in die Machenschaften seiner Zeit zu ermöglichen und macht so selbst jahrhundertealte Geschichte auch heute noch zu einer höchst amüsanten und unterhaltsamen Lektüre.

Die Kaiserviten des Sueton sollten posthum zum Vorbild für zahlreiche Historiker vieler Generationen werden – sein Einfluss lässt sich bis in das frühe Mittelalter nachverfolgen. Die aus Biographien von zwölf römischen Kaisern – beginnend mit Gaius Julius Caesar und endend mit Domitian – bestehende Schrift verdeutlicht die Akribie und den Sinn für Strukturen eines der bekanntesten Biographen des alten Roms. In der Vitalität, die Sueton mit seiner teils thematischen, teils chronologischen Unterteilung der einzelnen Biographien in ursprünglich historisch-statischem Material hervorruft, zeigt sich sein Talent, das zu seiner Zeit noch junge Biographie-Genre auf besonders ansprechende Weise zugänglich zu machen. Der Leser erfährt so anekdotisch angereicherte Zusammenhänge, die die Lebenswelt des Römischen Reiches auf sehr lebendige Art und Weise erfahrbar machen.

In ähnlichem Stil ist auch sein Werk De viris illustribus verfasst, das uns leider nur noch fragmentarisch überliefert ist. Trotz allem ist es von großem historischem Wert, da es für verschiedene Begebenheiten die einzige erhaltene Quelle darstellt. Es behandelt das Leben der Dichter, Redner, Geschichtsschreiber und Philosophen, eben das der »berühmten Männer« seiner Zeit.

C. Suetonius Tranquillus

Sämtliche Biographien

C. Suetonius Tranquillus

Sämtliche
Biographien

Kaiserviten und Fragmente

Neu übersetzt von Lenelotte Möller

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Alle Rechte vorbehalten

© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2014

ISBN: 978-3-8438-0480-6

www.verlagshaus-roemerweg.de/Marix/

Inhalt

Einleitung

Kaiserviten

Iulius Caesar

Augustus

Tiberius

C. Caligula

Claudius

Nero

Galba

Otho

Vitellius

Vespasian

Titus

Domitian

Von den Dichtern

Von den Rednern

Von den Geschichtsschreibern

Philosophen

Philologen

Redelehrer

Literaturverzeichnis

Einleitung

Gaius Suetonius Tranquillus – das u im Familiennamen Sueton wird wie ein w gesprochen – wurde um 70 n. Chr., möglicherweise in Hippo Regius (Nordafrika) geboren. Er war Sohn des Ritters Suetonius Laetus, der als Militärtribun unter Kaiser Otho diente. Gaius selbst war Militärtribun der XIII. Legion und erhielt in Rom die klassische Ausbildung zum Anwalt. Seine Karriere förderten sein Freund Plinius der Jüngere, mit dem er, als dieser unter Kaiser Trajan Statthalter wurde, in die Provinz Pontos-Bithynien ging. Unter demselben Kaiser begann aber auch Suetons Karriere bei Hofe, indem er zunächst das Amt a studiis erhielt und den Kaiser mit Fachwissen zu versorgen hatte (ähnlich dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages), dann mit dem Titel a bibliothecis die Aufsicht über die öffentlichen Bibliotheken in Rom. Wohl ab dem Jahr 118 war er ab epistulis (Sekretariatsleiter) Kaiser Hadrians und besaß insofern Zugriff auf ein unvorstellbares Archiv, was vor allem in seinen Lebensbeschreibungen der Kaiser der julisch-claudischen Dynastie deutlich wird. Auch religiöse Ämter übernahm Sueton, er war flamen sacerdotalis und pontifex Volcanalis in Ostia. Zu seinen Freunden und Förderern gehörte auch der Prätorianerpräfekt Septicius Clarus. Zusammen mit diesem wurde er 121/22 von Kaiser Hadrian entlassen, als Grund wurde schlechtes Benehmen gegen Hadrians Gemahlin Sabina angeführt.

Von da an bis zu seinem Tod, dessen Jahr unbekannt ist, führte er wohl das Leben eines Privatgelehrten und entfaltete noch einmal eine reiche literarische Tätigkeit. Sein am besten erhaltenes Werk sind die Kaiserbiographien, Lebensbeschreibungen von Julius Caesar bis Domitian, von denen fast nur der Anfang der Caesar-Vita und die Widmung an seinen Freund Septicius Clarus verlorengegangen ist. Aber Sueton verfasste auch Biographien von Dichtern, Rednern, Grammatikern, die jedoch nur in einigen wenigen Auszügen erhalten sind. Umstritten ist die Zuschreibung des Sammelwerkes Pratum, in dem gelehrte Geschichten und Anekdoten zusammengetragen waren, die wohl besonders der Unterhaltung des zeitgenössischen Lesepublikums gedient haben mögen. Davon sind nur Fragmente erhalten.

Die etwa 150 Jahre römischer Kaisergeschichte, die er überblickte, deutete Sueton im Wesentlichen als Folge zweier Dynastien, von ihrem Beginn bis zu ihrem Ende, d.h. von Augustus bis Nero und von Vespasian bis Domitian, jeweils einen – vor allem moralischen – Abstieg vollzogen. Suetons Darstellung hatte einen großen Einfluss auf das Bild, das sich spätere Jahrhunderte von den beschriebenen Kaisern machten, aber nicht nur der Inhalt wirkte nach, sondern auch seine Darstellungsprinzipien, so z.B. auf die spätantike Historia Augusta und Einhards Vita Karls d. Gr. im Mittelalter. Seine Neigung zu Klatsch- und Skandalberichten brachte ihm Kritik und lange Zeit Geringschätzung seines Werkes ein, die jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts relativiert wurde.

Kaiserviten

Iulius Caesar

[Der Anfang der Lebensbeschreibung ist nicht überliefert.]

(1) Als er 15 Jahre alt war, verlor er seinen Vater. Unter den Konsuln des folgenden Jahres wurde er zum Flamen Dialis bestimmt. Nachdem er sich von Cossutia geschieden hatte, die aus einer Ritterfamilie stammte aber reich und ihm, als er noch die toga praetexta trug, verlobt worden war, nahm er stattdessen Cornelia, die Tochter Cinnas, der viermal Konsul gewesen war, zur Frau, von welcher er bald die Tochter Iulia bekam. Und er konnte vom Diktator Sulla auf keine Weise dazu gebracht werden, sich von ihr zu trennen. 2 Aus diesem Grund wurde er des Priesteramtes, der Mitgift und der Erbschaft seiner Familie beraubt, und man rechnete ihn von nun an der Gegenseite zu, sodass er sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen musste und, obwohl vom Viertagefieber befallen, fast jede Nacht das Versteck zu wechseln gezwungen war und sich von den auf ihn gehetzten Ermittlern freikaufte, bis er durch die Vestalinnen sowie durch Mamercus Aemilius und Aurelius Cotta, Angehörige und ihm Nahestehende, Verzeihung erlangte. 3 Es steht jedenfalls fest, dass Sulla einst Caesars einflussreichen Freunden eine Begnadigung lange verwehrt hatte, und als diese sich weiter hartnäckig einsetzten, sich geschlagen gab und endlich ausrief – sei es Eingebung oder nur eine zufällige Vermutung: Sie mögen siegen und haben, was sie wollen, wenn sie nur den genau kennen, den sie durch ihren Eifer retten wollen, der einst der Seite der Optimaten, welche sie immer verteidigt haben, ein Ende bereiten wird. Denn in Caesar stecken viele Marii.

(2) Seinen ersten Kriegsdienst leistete er in Asien im Stab des Prätors M. Thermus, von dem er zur Herbeiholung der Flotte nach Bithynien geschickt wurde und sich dabei lange bei Nikomedes aufhielt, nicht ohne dass das Gerücht aufkam, dass er dort seine Unschuld verloren habe. Den Verdacht mehrte die Tatsache, dass er nach wenigen Tagen bereits wieder nach Bithynien reiste mit dem Vorwand, Geld einzutreiben, welches einem freigelassenen Klienten geschuldet wurde. Während der übrigen Dienstzeit hatte er einen besseren Ruf, und bei der Eroberung von Mytilene wurde ihm von Thermus die Bürgerkrone verliehen.

(3) Er diente auch unter Servilius Isauricus in Kilikien, aber nur kurze Zeit. Denn als er vom Tod Sullas erfuhr, kehrte er eilig in der Hoffnung auf neue Unruhen, die von M. Lepidus angestoßen worden waren, nach Rom zurück. Er verzichtete auf ein Bündnis mit Lepidus, obwohl er von diesem mit großzügigen Bedingungen dazu eingeladen worden war, weil er ebenso dessen Fähigkeit misstraute wie der Gelegenheit, welche kleiner war, als er es erwartet hatte.

(4) Im Übrigen forderte er nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges Cornelius Dolabella, den ehemaligen Konsul und Triumphator, wegen Ausbeutung seiner Provinz vor Gericht. Als dieser freigesprochen wurde, beschloss er, sich nach Rhodos zurückzuziehen, sowohl, um den Neid abzuwenden, als auch um in Muße und Ruhe seine Aufmerksamkeit dem hochberühmten Lehrer der Redekunst Apollonius Molo zu widmen. Während er hier einige Wintermonate verbrachte, wurde er bei der Insel Pharma Issa von Räubern gefangen und blieb bei ihnen, nicht ohne sich sehr zu empören, fast vierzig Tage mit einem Arzt und zwei Kammerdienern. 2 Denn seine Begleiter und übrigen Sklaven hatte er am Anfang sogleich zur Herbeischaffung von Geld, mit dem er freigekauft werden sollte, losgeschickt. Nachdem schließlich 50 Talente bezahlt worden waren, wurde er am Ufer ausgesetzt und zögerte nicht, nachdem er eine Flotte herbeigeführt hatte, sie aufgrund ihrer Spuren zu verfolgen, und nachdem er sie in seine Gewalt gebracht hatte, der Bestrafung zuzuführen, was er ihnen oft im Spaß angedroht hatte. Als Mithridates die angrenzenden Gegenden verwüstete, ging er, damit es nicht scheine, dass er die Bundesgenossen im Stich lasse, von Rhodos, wohin er unterwegs war, nach Asien hinüber. Und nachdem er Hilfstruppen zusammengezogen und den Präfekten des Königs aus der Provinz vertrieben hatte, nahm er die schwankenden und unsicheren Städte unter die Verbündeten auf.

(5) Im Militärtribunat, dem Amt, das er als erstes nach seiner Rückkehr nach Rom durch Volksabstimmung bekleidete, unterstützte er höchst entschlossen die Betreiber der Wiederherstellung der Macht des Tribunats, dessen Befugnisse Sulla beschnitten hatte. L. Cinna, dem Bruder seiner Frau, und denen, die mit ihm in der innenpolitischen Auseinandersetzung dem Lepidus folgten und nach dem Tod des Konsuls zu Sertorius geflüchtet waren, ermöglichte er die Rückkehr in die Stadt durch den Gesetzesantrag des Plotius und hielt auch selbst über diese Angelegenheit eine Rede in der Volksversammlung.

(6) Als Quästor hielt er die Leichenrede für seine Tante Iulia und seine Frau Cornelia gemäß dem Brauch von der Rostra herab. Bei seiner Tante aber berichtete er von ihrer Abstammung und der seines Vaters Folgendes:

„Die Familie meiner Tante Iulia stammt mütterlicherseits von den Königen, väterlicherseits von den unsterblichen Göttern. Denn von Ancus Marcius kommen die Marcii Reges, deren Namen ihre Mutter trug; von Venus stammen die Iulier, zu deren Geschlecht unsere Familie gehört. Es liegt also in unserem Geschlecht sowohl die Ehrwürdigkeit der Könige, die unter den Menschen mehr vermögen, als auch die Heiligkeit der Götter, in deren Macht sich die Könige selbst befinden.“ 2 An Stelle Cornelias aber heiratete er Pompeia, die Tochter des Q. Pompeius, die Nichte L. Sullas. Von dieser ließ er sich dann scheiden, indem er sie des Ehebruchs mit P. Clodius verdächtigte, von dem das Gerücht nicht ausgerottet werden konnte, dass er bei einer offiziellen Feierlichkeit in Frauengewändern in das Haus ein- und zu ihr vorgedrungen sei, sodass der Senat eine Untersuchung wegen Entweihung der Opferfeier anstrengte.

(7) Als Quästor fiel ihm per Los das Äußere Hispanien zu. Sobald er im Auftrag des Prätors, um Recht zu sprechen, die Versammlungen in den Regionen besuchte, nach Gades kam und dort das Bild Alexanders d. Gr. am Herkulestempel wahrnahm, da seufzte er, gleichsam seine bisherige Trägheit beklagend, da er noch nichts Bedeutendes vollbracht hatte in einem Alter, in welchem Alexander schon den Erdkreis erobert hatte. Gleich im Anschluss forderte er seine Entlassung, um so schnell wie möglich zur Ergreifung der Möglichkeit, größere Taten zu vollbringen, nach Rom zu eilen. 2 Auch trieben ihn Traumdeuter, als er in der nächsten Nacht durch einen Traum verwirrt worden war – denn er hatte sich selbst im Traum beim Verkehr mit seiner eigenen Mutter gesehen – zur größten Hoffnung an, indem sie es als Zeichen der Gewalt über den Erdkreis deuteten, sofern nämlich die Mutter, bei deren Unterwerfung er sich gesehen habe, nichts anderes als die Erde sei, die alles hervorgebracht hat und trägt.

(8) Indem er also vorzeitig aus der Provinz schied, suchte er die latinischen Kolonien auf, die damals um das Bürgerrecht kämpften, und er hätte sie ermuntert, etwas zu wagen, wenn nicht die Konsuln die für Kilikien ausgehobenen Legionen deswegen noch zurückgehalten hätten.

(9) Nichtsdestoweniger unternahm er in der Stadt bald Größeres: Wenige Tage vor seinem Amtsantritt als Ädil kam er in den Verdacht, sich mit dem ehemaligen Konsul M. Crassus sowie mit P. Sulla und L. Autronius, die als designierte Konsuln wegen Bestechung verurteilt worden waren, verschworen zu haben, um zu Beginn des Jahres den Senat anzugreifen und, nachdem sie alle, die sie wollten, erschlagen hätten, Crassus zum Diktator zu machen. Er selbst hätte von diesem zum magister equitum berufen werden sollen, dann hätten sie die res publica nach dem Gutdünken von Sulla und Autronius eingerichtet und das Konsulat wiederhergestellt. 2 An diese Verschwörung erinnern Tanusius Geminus in seiner „Geschichte“, Marcus Bibulus in den „Edikten“, C. Curio der Vater in seinen Reden. Davon scheint Cicero zu reden in einem Brief an Axius, worin er berichtet, dass Caesar in seinem Konsulat die Königsherrschaft aufgerichtet habe, über die er als Ädil nachgedacht hatte. Tanusius fügte hinzu, dass Crassus aus Reue oder Furcht an dem für die Morde bestimmten Tag nicht gekommen sei und deswegen Caesar nicht einmal das Zeichen, welches von ihm der Vereinbarung nach hätte gegeben werden sollen, gegeben habe. Man habe aber vereinbart, sagt Curio, dass er die Toga von der Schulter fallen lasse. 3 Derselbe Curio, aber auch M. Actorius Naso, sagen aus, dass er sich mit dem jungen Cn. Piso verschworen habe, dem wegen des Verdachts auf eine städtische Verschwörung die Provinz Hispanien außerordentlich verliehen und dabei ausgemacht worden war, dass gleichzeitig der eine außerhalb, er selbst in Rom eine Erhebung veranlassen solle, und zwar durch die Ambronen und die Transpadaner. Der Plan beider sei nach Pisos Tod aufgegeben worden.

(10) Als Ädil schmückte er außer dem comitium und dem Forum sowie der Basilica Iulia auch das Kapitol, indem er einfache Wandelgänge bauen ließ, worin wegen des großen Überflusses ein Teil der Ausstattung ausgestellt wurde. Tierhetzen und Spiele gab er sowohl mit seinem Kollegen als auch alleine, wodurch es geschah, dass er auf gemeinsame Kosten alleine den Dank erntete und sein Kollege M. Bibulus nicht verhehlte, dass es ihm gegangen sei wie Pollux: Wie nämlich der zu Ehren der Zwillingsbrüder errichtete Tempel nur Castortempel genannt wird, so sei seine Freigiebigkeit allein Caesar angerechnet worden. 2 Caesar gab darüber hinaus auch noch Gladiatorenspiele, aber mit etwas weniger Kampfpaaren, als er geplant hatte. Denn nachdem er sich von überall her eine stattliche Truppe von ihnen verschafft und die Gegner vertrieben hatte, achtete er im Bezug auf die Zahl der Gladiatoren darauf, dass es niemandem in Rom erlaubt war, mehr zu haben.

(11) Nachdem er die Gunst des Volkes gewonnen hatte, versuchte er durch einen Teil der Tribunen zu erreichen, dass ihm die Provinz Ägypten durch eine Volksabstimmung übertragen werde, dazu hatte er die Gelegenheit zu einem außerordentlichen Kommando, weil die Alexandriner ihren König, der vom Senat Bundesgenosse und Freund genannt wurde, vertrieben hatten und dies allgemein missbilligt wurde. Doch er erhielt sie nicht, da sich die Partei der Optimaten widersetzte. Um im Gegenzug deren Ansehen so weit wie möglich auf jene Art zu verringern, stellte er die Denkmäler, die C. Marius aus dem Krieg gegen Jugurtha und dem gegen die Kimbern und Teutonen erhalten hatte und die von Sulla beseitigt worden waren, wieder auf. Bei der Durchführung der Mordprozesse stellte er diejenigen auch in die Reihe der Mörder, die bei den Proskriptionen wegen der denunzierten Personen der römischen Bürger Geld aus der Staatskasse erhalten hatten, obwohl diese eigentlich durch die Cornelischen Gesetze ausgenommen waren.

(12) Er veranlasste auch, C. Rabirius wegen Verrats vor Gericht zu rufen, durch dessen maßgeblichen Beitrag vor einigen Jahren der Senat den Aufruhr des Tribuns L. Saturninus bezwungen hatte. Und durch das Los selbst Richter geworden, verurteilte er den Angeklagten so hart, dass dem Verteidiger bei seiner Ansprache an das Volk nichts nützlicher war als die Erbitterung des Richters.

(13) Nachdem er die Hoffnung auf eine Provinz aufgegeben hatte, strebte er das Amt des Pontifex Maximus an, nicht ohne überall Bestechungsgelder zu verteilen. Dabei häufte er eine Menge Schulden an, und als er am fraglichen Morgen zu den Komitien hinabstieg, soll er beim Kuss zu seiner Mutter gesagt haben, dass er nicht nach Hause zurückkehre, es sei denn als Pontifex [Maximus]. Und so besiegte er die beiden mächtigsten und ehrgeizigsten, an Alter und Würde ihm weit überlegenen Männer, sodass er selbst in deren Tribus mehr Stimmen als jeder von ihnen beiden insgesamt erhielt.

(14) Als er zum Prätor gewählt worden war, wurde die Verschwörung Catilinas entdeckt und vom ganzen Senat über die Teilnehmer des Verbrechens die höchste Strafe verhängt, da dachte er allein daran, sie auf die Munizipien zu verteilen und bewachen zu lassen, nachdem man ihre Güter eingezogen hätte. Ja eine solche Furcht jagte er denen ein, die für härtere Strafen plädierten, indem er ihnen genau vorführte, wie viel Hass gegen sie künftig im römischen Volk bleiben werde, dass sich der designierte Konsul D. Silanus nicht genierte, seine Meinung, da es schändlich gewesen wäre, sie zu ändern, durch Deutung abmilderte, als ob sie heftiger als er selbst wollte, aufgenommen worden sei. 2 Und nachdem schon viele zu ihm übergegangen waren, darunter auch [Q.] Cicero, der Bruder des Konsuls, hätte er sich durchgesetzt, wenn nicht die unterliegende Seite durch die Rede M. Catos gestärkt worden wäre. Und nicht einmal da hörte er auf, die Sache zu behindern, bis ihm eine Schar römischer Ritter, die zum Schutz bewaffnet das Haus umstand, weil er ziemlich stur beharrte, drohte, auch mit gezogenen Schwertern, und ihn dabei so anging, dass die neben ihm Sitzenden gleichzeitig von ihm wegrückten und ihn kaum einige wenige durch Umarmung oder die übergeworfene Toga deckten. Dadurch gründlich abgeschreckt, gab er nicht nur nach, sondern enthielt sich auch für den Rest des Jahres des Besuches der Kurie.

(15) Am ersten Tag seiner Prätur rief er Quintus Catulus zur öffentlichen Befragung über die Wiederherstellung des Kapitols, indem er einen Antrag einbrachte, durch welchen er die Leitung dieser Sache auf einen anderen übertragen ließ. Doch gegen die geballte Macht der Optimaten, bei denen er merkte, dass sie das Ehrengeleit für die neuen Konsuln beendeten und sofort zahlreich, zum Widerstand entschlossen zusammenliefen, kam er nicht an und brach diesen Plan ab.

(16) Außerdem machte er sich für den Volkstribunen Caecilius Metellus, der die aufrührerischsten Gesetze gegen das Einschreiten seiner Kollegen vorbrachte, überaus eifrig zum Anstifter und Vorkämpfer, bis beide aus der Leitung der res publica durch einen Senatsbeschluss entfernt wurden. Und nichtsdestoweniger wagte er, im Amt zu bleiben und Recht zu sprechen, bis er begriff, dass einige bereit waren, ihn mit Gewalt und Waffen zu hindern. Nachdem er die Liktoren entlassen und die toga praetexta abgelegt hatte, zog er sich heimlich nach Hause zurück, um, den Umständen Rechnung tragend, sich still zu verhalten. 2 Die Menge aber, die nach zwei Tagen von sich aus und freiwillig zusammenströmte und ihm ihre Hilfe zur Wiedererlangung seiner Würde ziemlich aufgeregt antrug, beruhigte er. Als dies unvorhergesehen geschehen war, stattete ihm der Senat bei derselben Zusammenkunft Dank ab durch seine ersten Männer, und nachdem er in die Kurie gerufen und mit den höchsten Worten gelobt worden war, rehabilitierten sie ihn, indem sie den früheren Beschluss aufhoben.

(17) Wiederum geriet er in den Verdacht eines Verbrechens, da er als Mitverschwörer Catilinas genannt wurde, und zwar durch eine Anzeige von Lucius Vettius bei dem Quästor Novius Niger und im Senat von Quintus Curius. Für Q. Curius wurde, weil er als Erster die Pläne der Verschwörer aufgedeckt hatte, eine offizielle Belohnung beschlossen. Curius sagte, dass er es von Catilina wisse, Vettius versprach sogar, einen handgeschriebenen Brief von ihm an Catilina vorzulegen. 2 Dies glaubte Caesar nun in keiner Weise hinnehmen zu können, da er, indem er Cicero als Zeuge aufrief, klar machte, dass er diesem freiwillig einiges von der Verschwörung berichtet hatte. So bewirkte er, dass Curius keine Belohnung gegeben wurde. Vettius, der, nachdem sein Besitz beschlagnahmt und sein Hausrat versteigert worden war, übel mitgenommen war und vor den Rostra in der Volksversammlung beinahe auseinandergepflückt wurde, ließ er ins Gefängnis werfen, eben dorthin auch den Quästor Novius, weil er geduldet hatte, dass ein höherrangiger Beamter vor ihm [Novius] angeklagt wurde.

(18) Nach der Prätur erloste er (als zu verwaltende Provinz) das Äußere Hispanien. Er befreite sich von den Gläubigern durch die Benennung von Bürgen und brach weder der Sitte noch dem Recht folgend, sondern noch bevor die Provinz angewiesen war, dorthin auf. Ungewiss ist, ob es aus Furcht vor einem privaten Prozess, der gegen ihn vorbereitet wurde, geschah, oder um den bittenden Bundesgenossen schneller zu Hilfe zu kommen. Nachdem er die Provinz befriedet hatte, begab er sich mit der gleichen Eile, ohne seinen Nachfolger abzuwarten, zu seinem Triumph und zum Konsulat. 2 Doch da er, weil der Termin der Wahlversammlung schon bekanntgegeben war, sich nicht bewerben konnte, wenn er nicht als Privatmann die Stadt betrat, und weil ihm, als er sich bemühte, vom Gesetz ausgenommen zu werden, so viele entgegentraten, war er gezwungen, auf den Triumph zu verzichten, um nicht vom Konsulat ausgeschlossen zu werden.

(19) Von den zwei Mitbewerbern um das Konsulat, L. Lucceius und M. Bibulus, tat er sich mit Lucceius zusammen, indem er mit ihm vereinbarte, dass jener, weil er von geringerem Ansehen war, aber reich, Geld unter ihrer beider Namen den Zenturien versprechen solle. Als die Optimaten dies erfuhren, packte sie die Angst, dass er mit einem einträchtigen und gleichgesinnten Kollegen im höchsten Amt alles wagen würde. Da beschlossen sie, für Bibulus ebenso viel zu versprechen, und die meisten trugen Geld zusammen, wobei nicht einmal Cato bestritt, dass dies zum Vorteil der res publica geschah. 2 So wurde er mit Bibulus zum Konsul gewählt. Aus demselben Grund bemühten sich die Optimaten, dass den künftigen Konsuln Provinzen mit möglichst kleinen Herausforderungen gegeben, d. h. Wälder und Weiden verliehen würden. Durch diese Ungerechtigkeit vor allem wurde er dazu getrieben, sich ganz in den Dienst von Cn. Pompeius zu begeben, der von den Senatoren beleidigt worden war, weil sie, nachdem er König Mithridates besiegt hatte, nur zögerlich seine Entscheidungen [in Vorderasien] bestätigt hatten. Mit Pompeius verband er auch M. Crassus, einen alten Feind aus dem Konsulat, der einst in höchster Zwietracht mit ihm gestanden hatte. Und mit beiden schloss er einen Pakt, dass in der res publica nichts getan werden dürfe, was einem der dreien missfiele.

(20) Nach seinem Amtsantritt beschloss er als erster Konsul jemals, dass sowohl für den Senat wie auch für das Volk täglich Berichte abzufassen und zu veröffentlichen seien. Er brachte auch die alte Sitte zurück, dass in dem Monat, in dem er keine Liktoren mit Fasces habe, ein Fackelträger vor ihm hergehen und die Liktoren hinter ihm folgen sollten. Nachdem er ein Ackergesetz eingebracht hatte, ließ er den widersprechenden Kollegen mit Waffen aus dem Forum entfernen. Als sich [Bibulus] am nächsten Tag im Senat beschwerte und niemand sich fand, der über eine solche Tat einen Gesetzesentwurf vorzulegen oder eine Meinung zu sagen gewagt hätte, was in großer Zahl oft bei leichteren Unruhen beschlossen wurde, brachte er Bibulus in solche Verzweiflung, dass dieser, bis er von der Macht abtrat, zu Hause verborgen nichts anderes mehr tat, als durch Äußerungen zu widersprechen. 2 Er alleine verwaltete in dieser Zeit alles im Staat nach seinem Gutdünken, sodass einige der Gebildeten, wenn sie eine Aussage im Witz machen wollten, schrieben, dass etwas nicht im Konsulat von Caesar und Bibulus, sondern in dem von Iulius und Caesar geschehen sei, indem sie denselben zweimal nannten, einmal mit dem Familiennamen, einmal mit dem Beinamen, und dass im Volk bald die folgenden Verse umgingen:

Nicht unter Bibulus ist neulich etwas getan worden,

sondern unter Caesar,

denn ich erinnere mich an nichts,

was unter Konsul Bibulus getan worden wäre.

3 Das Stellatische Feld, das den Vorfahren heilig war, und das Campanische Feld, das gegen Getreidesteuer bei den Vorbesitzern verblieben war, verteilte er ohne Verlosung an 20 000 Bürger, die drei oder mehr Kinder hatten. Die Steuerpächter, die einen Nachlass forderten, entlastete er um den dritten Teil des Pachtzinses und ermahnte sie öffentlich, dass sie bei der Neufestsetzung der Getreidesteuer nicht zu freizügig böten. Auch sonst gewährte er jedem, was er wünschte, ganz freimütig, ohne dass jemand widersprach. Und wenn es jemand versuchte, wurde er abgeschreckt. 4 M. Cato, der Einspruch erhob, ließ er durch einen Liktor aus der Kurie zerren und ins Gefängnis werfen. L. Lucullus, der freimütiger widerstand, bereitete er so viel Angst vor Schwierigkeiten, dass er sich freiwillig ihm zu Füßen warf. Als Cicero in einem Prozess die Zeitumstände beklagte, versetzte er dessen persönlichen Feind P. Clodius, der sich vergeblich schon längst bemüht hatte vom Senatoren- in den plebejischen Stand überzutreten, am selben Tag zur neunten Stunde dorthin. 5 Schließlich brachte er gegen alle aus der gegnerischen Partei einen mit Bestechungsgeldern veranlassten Ankläger dazu, dass er zugab, zur Ermordung des Pompeius angestachelt worden zu sein, und, auf die Rednertribüne geführt, gemäß vorheriger Verabredung die Anstifter nannte. Doch nachdem er diesen und jenen vergeblich und nicht, ohne dass gegen ihn selbst der Verdacht des Betruges aufkam, benannt hatte, glaubte man, dass [Caesar], am Gelingen eines so überstürzten Planes verzweifelnd, den Denunzianten mit Gift beseitigt habe.

(21) Zu derselben Zeit heiratete er Calpurnia, die Tochter seines Nachfolgers im Konsulat L. Piso, und gab seine eigene Tochter Julia dem Cn. Pompeius, nachdem der vorherige Bewerber Ser. Caepio zurückgewiesen worden war, mit dessen Hilfe vor allem er kurz zuvor Bibulus angegriffen hatte. Und nach Begründung der neuen Verwandtschaft begann er, im Senat Pompeius zuerst aufzufordern, dass er seine Meinung sage, obwohl er zuvor Crassus aufzurufen gepflogen hatte und es Sitte war, dass der Konsul die Reihenfolge der Befragung, die er am 1. Januar begründet hatte, das ganze Jahr über einhielt.

(22) Indem also Schwiegervater und Schwiegersohn zurieten, wählte er aus der ganzen Menge der Provinzen vor allem die beiden Gallien, durch deren herausragende Lage und Situation eine geeignete Möglichkeit zum Triumph vorhanden war. Und zuerst erhielt er das Diesseitige Gallien unter Hinzufügung von Illyrien aufgrund des Vatinischen Gesetzes; bald auch durch den Senat das jenseits der Alpen gelegene Gallien, indem die Senatoren fürchteten, dass, wenn sie es ihm verweigerten, das Volk ihm auch noch dieses gäbe. 2 Durch diese Freude ermuntert hielt er sich nicht zurück, nach wenigen Tagen in der vollen Kurie zu betonen, dass er gegen den Willen und unter Seufzen der Gegner erreicht habe, was er begehrte, und erklärte, er werde daher von jetzt an allen auf den Köpfen herumtanzen. Und als einer ihn beleidigte und behauptete, dass dies für eine Frau nicht leicht sei, antwortete er gleichsam ebenfalls scherzhaft, dass ja in Syrien Semiramis regiert habe und einen großen Teil Asiens einst die Amazonen besessen hätten.

(23) Nach Beendigung des Konsulats brachte er, da die Prätoren C. Memmius und L. Domitius über die Taten des vorigen Jahres berichteten, die Untersuchung vor den Senat. Aber als dieser sie nicht übernahm, ging er, nachdem drei Tage mit nutzlosem Hin und Her vergeudet worden waren, in seine Provinz ab. Und sofort wurde ihm sein Quästor wegen einiger Verdächtigungen wie als Vorspiel [zu seinen eigenen Schwierigkeiten] geraubt. Bald wurde auch er selbst von dem Volkstribunen L. Antistius vorgeladen und erreichte erst, als er dessen Kollegium anrief, dass er, solange er abwesend war, nicht in Angelegenheiten der res publica angeklagt wurde. 2 Zur Sicherheit also gab er sich in der folgenden Zeit große Mühe, sich immer die jährlichen Magistrate zu verpflichten und von den Bewerbern keinem anderen zu helfen oder ihn zu Ehren kommen zu lassen, außer denen, die während seiner Abwesenheit bereit waren, für ihn zu kämpfen. Für dieses Abkommen scheute er sich nicht, sich von manchen sogar einen Eid oder auch eine schriftliche Versicherung geben zu lassen.

(24) Als aber L. Domitius, ein Bewerber um das Konsulat, öffentlich drohte, dass er als Konsul tun werde, was er als Prätor nicht konnte, und dass er ihm und dass er ihm [Caesar] seine Heere wegnehmen werde, da veranlasste er Crassus und Pompeius, die er in die Hauptstadt seiner Provinz nach Lucca bestellt hatte, noch einmal das Konsulat anzustreben, um Domitius zu verhindern, ferner erreichte er, dass jeder von beiden der Verlängerung seines Prokonsulats um fünf Jahre zustimmte. 2 In diesem Vertrauen fügte er zu den Legionen, welche er von der res publica erhalten hatte, weitere auf private Kosten hinzu, indem er auch eine von jenseits der Alpen aushob, mit einem gallischen Namen – sie hieß nämlich Alauda –, welche er, nachdem er ihr römische Disziplin und Sitte beigebracht und sie ausgestattet hatte, vollständig dem Gemeinwesen schenkte. 3 Und nicht eine Gelegenheit zum Krieg, nicht einmal zu einem ungerechten oder gefährlichen ließ er danach aus, wobei er ebenso verbündete wie feindliche und wilde Völker aufrieb, so sehr, dass der Senat eines Tages Gesandte zu schicken beschloss zur Begutachtung der Zustände in Gallien, und einige dachten, dass er an die Feinde ausgeliefert werden müsse. Da aber die Dinge glücklich ausgingen, erlangte er häufigere und längere Dankfeste als jemals jemand zuvor.

(25) Er vollbrachte aber in den neun Jahren, in denen er den Oberbefehl hatte, etwa Folgendes: Ganz Gallien, welches von den Pyrenäen und den Alpen, vom Cebenna-Gebirge, von Rhein und Rhone eingeschlossen ist und sich auf einem Umfang von 3 200 Meilen erstreckt, hat er – unter Ausnahme der verbündeten und um uns verdienten Stämme – zu einer Provinz gemacht und dieser unter der Bezeichnung Steuer eine Zahlung von 40 Millionen Sesterzen jährlich auferlegt. 2 Die Germanen, die auf der anderen Rheinseite wohnen, griff er, nachdem er als erster Römer dort eine Brücke gebaut hatte, an und brachte ihnen die schwersten Niederlagen bei. Er griff auch die uns zuvor unbekannten Britannier an, und nachdem er sie besiegt hatte, erlegte er ihnen Geldzahlungen und Geiseln auf. Während so vieler Erfolge musste er nicht mehr als drei schlimme militärische Niederlagen erleben. In Britannien wurde ihm durch die Gewalt eines Sturmes die Flotte fast aufgerieben, und in Gallien bei Gergovia wurde seine Legion zerstreut, schließlich wurden auf dem Gebiet der Germanen die Legaten Titurius und Aurunculeius durch eine List getötet.

(26) In demselben Zeitraum verlor er zuerst seine Mutter, dann seine Tochter und nicht viel später seinen Enkel. Dazwischen, als die res publica über die Ermordung des P. Clodius erschüttert war, vereinbarte er, weil der Senat beschloss, dass es nur einen Konsul geben solle, nämlich Cn. Pompeius, mit den Volkstribunen, die ihn als Kollegen für Pompeius einsetzten, dass sie dies eher vor das Volk bringen sollten, damit in seiner Abwesenheit, wann auch immer die Zeit seiner Befehlsgewalt ablaufen würde, die Bewerbung um ein zweites Konsulat gegeben wäre, damit er nicht aus diesem Grund zu früh und unverrichteter Dinge aus dem Krieg heimkehren müsste. 2 Nachdem er dies erlangt hatte, dachte er schon über Größeres nach und ließ voller Hoffnung keine Gelegenheit von Freigiebigkeit oder Dienst öffentlicher oder privater Art gegenüber jemandem aus. Von der Kriegsbeute begann er ein Forum zu bauen, dessen Gelände schon über 100 000 Sesterzen kostete. Für das Volk ließ er ein öffentliches Gastmahl und Spiele veranstalten zum Gedenken an seine Tochter, was vor ihm niemand je getan hatte. Damit deren Erwartung so groß wie möglich sei, ließ er das, was zum Gastmahl gehörte, obgleich bei Lieferanten bestellt, von seinem eigenen Personal herrichten. 3 Er bestimmte, dass bekannte Gladiatoren, sobald sie vor blutgierigen Zuschauern kämpften, mit Gewalt einzufangen und zurückzuhalten seien. Er bildete auch Anfänger weder im Spiel noch durch Lehrer, sondern in den Häusern durch römische Ritter oder durch in Waffen erfahrene Senatoren aus, wobei er darum bat, wie aus seinen Briefen ersichtlich ist, dass sie die Unterweisung der Einzelnen übernehmen mögen und den Schülern selbst die Anweisungen gäben. Den Legionen verdoppelte er ihren Sold dauerhaft. Getreide verschenkte er, sobald welches da war, ohne Maß und Ziel, und Sklaven aus der Beute gab er bisweilen jedem Mann.

(27) Um aber die Verwandtschaft mit Pompeius zu erhalten und dessen Wohlwollen, gab er ihm Octavia, die Enkelin seiner Schwester, die mit C. Marcellus verheiratet war, zur Frau und erbat für sich dessen Tochter, die für Faustus Sulla bestimmt war. Alle aber in seiner Umgebung und einem großen Teil des Senats verpflichtete er sich durch kostenlose oder sehr günstige Darlehen, von den übrigen Ständen ließ er die Leute, die, eingeladen oder von sich aus, zu ihm kamen, mit reichlichen Spenden versehen einschließlich Freigelassenen und Sklaven, je nachdem, wie sie bei ihren Herren oder Patronen geschätzt waren. 2 Damals war er für Angeklagte, Verschuldete und die verschwenderische Jugend die einzige und schnellste Rettung, nur nicht für die, welche ein schlimmerer Verdacht oder der Druck der Armut oder ihres Luxuslebens belastete, als er lindern konnte. Diesen pflegte er ganz offen zu sagen, sie bräuchten einen Bürgerkrieg.

(28) Und mit nicht geringerer Mühe beschenkte er die Könige und Provinzen der Erde, indem er den einen tausend Gefangene als Geschenk anbot, anderen über die Rechte des Senates und des Volkes hinweg Unterstützung schickte, wohin und sooft sie wollten, und die mächtigsten Städte Italiens, Galliens und Hispaniens, Asiens und Griechenlands mit hervorragenden Werken schmückte. 2 Als schon alle beunruhigt waren und überlegten, worauf das hinauslaufe, kündigte Konsul M. Claudius Marcellus durch einen Beschluss an, dass er über die wichtigste Angelegenheit der res publica verhandeln werde, und beantragte beim Senat, dass er ihn vorzeitig zurückrufe, da der Krieg beendet sei und Frieden herrsche und das siegreiche Heer entlassen werden müsse. Auch solle in den Komitien die Meinung des abwesenden [Caesar] nicht berücksichtigt werden, weil Pompeius [das Gesetz] nicht durch einen Volksbeschluss, sondern unrechtmäßig später verändert habe. 3 Es geschah aber, dass dieser das Gesetz über das Recht der Beamten einbrachte, mit einem Paragraphen, der Abwesende von der Bewerbung um Ämter ausschloss, doch aus Vergesslichkeit hatte er Caesar davon nicht ausgenommen. Und bald, als das Gesetz schon in Erz eingeritzt war und im Staatsarchiv aufbewahrt wurde, hatte er seinen Fehler korrigiert. Aber nicht zufrieden damit, Caesar dessen Provinzen und sein Vorrecht geraubt zu haben, brachte er noch ein Gesetz ein, wonach den Kolonisten, die er nach Novum Comum geführt hatte, das Bürgerrecht abgenommen werden solle, das ihnen durch Bestechung und unter Überschreitung der Bestimmungen gegeben worden war.

(29) Dadurch bewegt und mit dem, wie es heißt, oft von ihm gehörten Urteil, dass er schwieriger als princeps der Stadt von der ersten Reihe in die zweite denn von der zweiten in die letzte geworfen werde, stemmte er sich mit allen Mitteln dagegen, zum Teil durch den Einspruch der Tribunen, zum Teil durch den anderen Konsul Ser. Sulpicius. Im folgenden Jahr verschaffe er sich, als C. Marcellus, der seinem Onkel väterlicherseits im Konsulat gefolgt war, dasselbe versuchte, in dessen Kollegen Aemilius Paulus und in C. Curio, dem brutalsten aller Tribunen, gegen riesige Belohnungen zwei Verteidiger. 2 Als er jedoch sah, dass alles ziemlich widerspenstig betrieben und außerdem Konsuln von der Gegenseite gewählt wurden, bat er den Senat in einem Brief, dass er ihm nicht die Wohltaten für das Volk neide bzw. dass die übrigen Feldherren ihre Heere entließen. Sie glaubten, dass er hoffte, selbst, sobald er wollte, leichter seine Veteranen zusammenrufen zu können, als Pompeius neue Soldaten aushebe. Mit den Widersachern aber vereinbarte er, nachdem er acht Legionen entlassen hätte, im Jenseitigen Gallien zwei behalten zu können und im Diesseitigen Gallien eine und in Illyrien eine, bis er Konsul wäre.

(30) Während aber der Senat keinen Einspruch einlegte und die Gegner sich weigerten, irgendein Bündnis den Staat betreffend einzugehen, ging er ins Diesseitige Gallien und machte, nachdem er Gerichtsversammlungen abgehalten hatte, in Ravenna halt, bereit, sich mit Krieg durchzusetzen, falls durch das Einschreiten der Volkstribunen gegen ihn vom Senat etwas Schwerwiegendes beschlossen würde. 2 Und dies war für ihn der Beginn des Bürgerkrieges, sie glaubten aber, dass es auch andere Gründe gegeben hat. Cn. Pompeius pflegte jedenfalls zu sagen, er herrschte so maßlos, weil er weder die Pläne erfüllen könne, die er eingerichtet hatte, noch die Erwartungen des Volkes, die er auf seine Ankunft gerichtet hatte, mit privaten Mitteln erfüllen konnte, und er wolle alles durcheinander und in Unordnung bringen. 3 Andere sagen, er habe gefürchtet, dass er denen, gegen deren Auspizien und Gesetze und Einsprüche er im ersten Konsulat gehandelt habe, Rechenschaft zu geben gezwungen werde, da M. Cato unter Eid ankündigte, dass er ihn anklagen werde, sobald er das Heer entlassen hätte. Auch verkündete man vor dem Volk, dass Caesar sich, wenn er als Privatmann zurückkehre, nach dem Beispiel Milos von Bewaffneten umgeben vor Gericht verantworten müsse. 4 Dies tat umso glaubhafter Asinius Pollio, der berichtet, dass Caesar, als er die erschlagenen und niedergestreckten Feinde nach der Schlacht von Pharsalos betrachtete, gesagt habe: „Dies haben sie gewollt; wegen solcher Taten wäre ich verurteilt worden, wenn ich nicht Hilfe bei meinem Heer gesucht hätte.“ 5 Einige glauben, dass er, gefangen von der Gewohnheit zu herrschen, aufgrund seiner Ansichten und der Kräfte seiner Feinde die Gelegenheit benutzte, die Herrschaft an sich zu reißen, die er von frühester Jugend begehrt hatte. Dies scheint auch Cicero gedacht zu haben, wenn er im dritten Buch von De officiis [III, 82] schreibt, Caesar habe stets im Munde geführt (Phoenissae 524):

Will man Unrecht begehen, dann um der Herrschaft willen – andernfalls halte man das Recht heilig.

Verse des Euripides, die er selbst folgendermaßen fortsetzte: „Denn wenn das Recht schon gebeugt werden muss, muss es um des Regierens Willen verletzt werden, mit anderen Dingen halte man sich an die Pflicht.“

(31) Als aber gemeldet wurde, dass der Einspruch der Tribunen abgeschmettert worden war und sie selbst aus der Stadt gewichen waren, war er, nachdem er sofort heimlich Kohorten vorausgeschickt hatte, damit nicht ein Verdacht erregt werde, ebenso bei dem öffentlichen Schauspiel anwesend, um die Sache zu verheimlichen, wie er auch die Gestaltung einer zu errichtenden Gladiatorenschule prüfte und sich gewohnheitsmäßig zu einem gut besuchten Gastmahl einfand. 2 Dann, nach Sonnenuntergang, ließ er Maultiere aus der nächsten Mühle vor einen Wagen spannen und reiste auf den verborgensten Wegen mit nur wenig Begleitung. Und als er nach Verlöschen der Lichter von der Straße abkam, entkam er, lange umherirrend, endlich, als er einen Führer gefunden hatte, zu Fuß bei Sonnenaufgang auf den engsten Trampelpfaden. Und er folgte den Kohorten zum Fluss Rubikon, der die Grenze seiner Provinz markierte, hielt kurz an und überlegte noch einmal, wie viel er wagte, und sprach zu den Nächststehenden gewandt: „Auch jetzt können wir noch umkehren; wenn wir aber die kleine Brücke überquert haben, muss alles mit Waffen ausgefochten werden.“

(32) Als er noch zögerte, wurde ihm dieses Vorzeichen zuteil: Jemand von außerordentlicher Größe und Gestalt erschien, setzte sich in der Nähe nieder und begann plötzlich auf einer Hirtenpfeife zu spielen. Als, um diesen zu hören, außer den Hirten auch viele Soldaten von ihren Posten herbeigelaufen kamen, unter ihnen auch solche vom Musikkorps, hüpfte er, nachdem er von einem die Trompete geschnappt hatte, hervor zum Fluss und sprang, indem er mit großer Kraft das Angriffssignal blies, auf das andere Ufer hinüber. Darauf sprach Caesar: „Man soll gehen, wohin die Zeichen der Götter und das Unrecht der Feinde einen rufen. Die Würfel sind geworfen.“

(33) Und nachdem das Heer so hinübergeführt worden war und die [aus Rom] vertriebenen Tribunen, die herbeigekommen waren, hinzugezogen worden waren, appellierte er in der Heeresversammlung an die Treue der Soldaten, wobei er weinte und sein Gewand von der Brust riss. Man hatte den Eindruck, dass er jedem Einzelnen das Einkommen eines Ritters versprach. Dies geschah jedoch aus einem Missverständnis heraus. Denn als er während seiner Rede und seinen Ermahnungen öfter den Ringfinger der linken Hand zeigte und versicherte, dass er, um allen recht zu tun, durch die er seine Würde verteidigen werde, seinen Ring ohne zu zögern von der Hand ziehen werde, da nahmen es die äußersten Reihen der Versammlung, die den Redner besser sahen, als sie ihn hörten, als Ausspruch, was sie durch Sehen wahrgenommen hatten. Und das versprochene Recht der Ringe verbreitete die Sage von den 400 000 Sesterzen.

(34) Die Reihenfolge und das Ergebnis der Dinge, die er daraufhin ausführte, waren folgende: Picenien, Umbrien und Etrurien besetzte er, und L. Domitius, der, in den Unruhen als Nachfolger benannt, den Schutz von Corfinium sicherte, zwang er zur Aufgabe und entließ ihn, dann hielt er entlang der Adria auf Brundisium zu, wohin die Konsuln und Pompeius geflohen waren, um so schnell wie möglich hinüberzusetzen. 2 Indem er vergeblich versuchte, diese durch alle Verzögerungen am Übersetzen zu hindern, wandte er seinen Weg nach Rom, und nachdem er die Senatoren aufgerufen hatte, ihn um der res publica willen zu unterstützen, griff er die stärksten Truppen des Pompeius, die unter den drei Legaten M. Petreius, L. Afranius und M. Varro in Hispanien standen, an, nachdem er zuvor bei seinen Leuten versprochen hatte, dass er jetzt zu einem Heer ohne Führer gehe und von da aus zu einem Führer ohne Heer zurückkehren werde. Und obwohl er durch die Belagerung von Massilia, welches ihm, als er dorthin kam, seine Tore verschloss, und durch größten Mangel an Getreide aufgehalten wurde, unterwarf er sich in kurzer Zeit alles.

(35) Von hier kehrte er zuerst nach Rom zurück, ging dann nach Makedonien hinüber und rieb Pompeius, nachdem er ihn fast vier Monate lang mit größtem Aufwand belagert hatte, im letzten Kampf bei Pharsalos auf und verfolgte den Fliehenden nach Alexandrien, wo er ihn tot ergriff. Mit König Ptolemaios, von dem er sah, dass ihm von diesem ein Hinterhalt gelegt worden war, führte er den schwierigsten Krieg, der weder hinsichtlich des Ortes noch hinsichtlich des Zeitpunktes günstig war, sondern im Winter stattfand und innerhalb der Mauern eines überaus zahlreichen und gut gerüsteten Feindes, während es ihm an allen Dingen mangelte und er völlig unvorbereitet war. Das Königreich Ägypten versprach er, wenn er Sieger sein würde, Kleopatra und ihrem jüngeren Bruder, da er fürchtete, es zur Provinz zu machen, da es dann vielleicht einst einen stärkeren Statthalter bekommen und Ausgangspunkt für einen Umsturz werden könnte. 2 Von Alexandria begab er sich nach Syrien und von da nach Pontus, da ihn Botschaften über Pharnaces drängten. Dieser war ein Sohn Mithridates d. Gr., der damals bei günstiger Gelegenheit angegriffen hatte und durch vielfältige Erfolge übermütig geworden war. Diesen schlug er, nachdem er innerhalb von fünf Tagen herangezogen war, in nur vier Stunden, nachdem er ihn zu Gesicht bekommen hatte, in einer einzigen Schlacht. Oft erinnerte er dabei an das Glück des Pompeius, dem vor allem militärisches Lob von einer sehr unkriegerischen Art von Feinden zuteil wurde. Von hier ausgehend, besiegte er Scipio und Iuba, welche die übrigen Teile in Afrika erneut zu mobilisieren suchten, die Kinder des Pompeius aber in Hispanien. In allen Schlachten des Bürgerkriegs erlitt er nicht eine Niederlage außer durch seine Legaten, von denen C. Curio in Afrika unterging, C. Antonius in Illyrien in die Gewalt der Feinde geriet, P. Dolabella die Flotte verlor, ebenfalls in Illyrien, und Cn. Domitius Caluinus in Pontus ein Heer verlor. Er selbst kämpfte immer überaus glücklich und niemals mit zweifelhaftem Glück außer zweimal: einmal bei Dyrrhachium, wo er – geschlagen –, da ihn Pompeius nicht verfolgte, feststellte, dass er nicht zu siegen wisse, ein anderes Mal in Hispanien im letzten Kampf, als er in aussichtsloser Lage sogar an Selbstmord dachte.

(37) Nach dem Ende der Kriege triumphierte er fünfmal. Nach dem Sieg über Scipio viermal in einem Monat, aber mit mehreren Tagen Pause dazwischen, und wiederum einmal nach dem Sieg über die Kinder des Pompeius. Den ersten und glänzendsten Triumph feierte er über Gallien, dann den Alexandrinischen, darauf den Pontischen, diesem folgend den Afrikanischen, zuletzt den Hispanischen, jeden mit unterschiedlichem Aufwand und Ausstattung. 2