ROSEMARIE PORTMANN

SOZIALKOMPETENZ

GRUNDLAGEN UND
MEHR ALS 80 SPIELE


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Inhalt

Einleitung

Spiele mit ­Silben

Spiele mit ­Reimen

Spiele zur ­Laut-Erkennung

Spiele mit ­Sätzen und ­Wörtern

Verzeichnis der Spiele

pfeil

Einleitung

Jedes Jahr nach den Sommerferien sitzen neue Erstklässler mit erwartungsvollem Blick und leuch­tenden Augen in den Klassenzimmern, um dort mit einem liebevoll gestalteten Rahmenprogramm an dem Ort willkommen geheißen zu werden, der für sie in den nächsten Jahren viel Bedeutung haben wird. Viele der neuen Schulbesucher können bereits ihren Namen schreiben oder die Lieder der älteren Kinder mitsingen. Es ist ihnen möglich, Reime zu erkennen, ein Wort in seiner Silbenform zu klatschen und sie wissen vielleicht auch schon, dass „Oma“ mit „O“ anfängt, genauso wie „Ole“ und „Opa“.

Diese Fähigkeit, Wörter lautanalytisch zu betrachten, wird dem Bereich der phonologischen Bewusstheit zugeordnet. Sie ist eine wichtige Vorläuferfähigkeit für den Erwerb der späteren Lese- und Schreibfähigkeit. Ihr Einfluss konnte in einer Reihe empirischer Studien in verschiedenen Ländern und Sprachen nachgewiesen werden. Es stellte sich dabei z. B. heraus, dass Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) deutlich größere Schwierigkeiten hatten, Aufgaben zur phonologischen Bewusstheit zu lösen als Gleichaltrige ohne LRS. Weiterhin hat sich gezeigt, dass ein Training der phonologischen Bewusstheit die Kompetenzen in der Schriftsprache und dem Lesesinnverständnis deutlich verbessern kann.

Was aber ist die phonologische Bewusstheit genau? Sie ist ein Teilbereich der phonologischen Informationsverarbeitung. Einige Autoren unterscheiden zwischen der phonologischen Bewusstheit im weiteren und der im engeren Sinne: Eltern und Erzieherinnen bzw. Erzieher beobachten vor allem bei den Kindern im letzten Kindergartenjahr, wie sich die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne entwickelt. Die Kinder fangen von sich aus an zu reimen, und oft kommen dabei sehr lustige Fantasiewörter heraus. Sie erkennen auch, dass Wörter aus einzelnen Silben bestehen und können vereinzelt auch schon die Anfangssilben bestimmen („Blume fängt mit ‚Blu-‘ an.“). Dies sind einige der Fähigkeiten, die der phonologischen Bewusstheit zugeordnet werden. Die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne bezieht sich dagegen auf den Umgang mit den einzelnen Lauten. Ihr Gegenstand ist die kleinste Einheit der gesprochenen Sprache, und sie entwickelt sich oft erst im Zusammenhang mit dem Schriftspracherwerb.

Gerade die heute am häufigsten verwendete Schreib­lernmethode, das Schreiben nach dem Gehör, fordert von den Kindern eine gut entwickelte phonologische Bewusstheit.

Die folgenden Spiele sollen Ihnen Hilfestellung bei der Förderung dieser Kompetenz geben. Fast alle Spiele können sowohl in Kindergärten und Kitas (K) als auch in Grundschulen (G) eingesetzt werden.

Nicole Bruske-Klein und Ulrike Menke

pfeil

Spiele mit ­Silben

Wie viele Silben hat z. B. das Wort „Ananas“? Die Gliederung des Wortes in seine Silbenstruktur erfolgt durch rhythmisches Sprechen und Klatschen. Bereits jüngere Kindergartenkinder schaffen dies oft intuitiv. Allerdings ist ihnen noch nicht klar, dass die Silbenanzahl auch Auskunft über die Wortlänge geben kann. So geben viele Kinder zunächst an, dass das Wort „Katze“ länger ist als das Wort „Marienkäfer“. Sie vergleichen nämlich hierbei noch nicht die Silbeneinheiten miteinander, sondern orientieren sich an der realen Größe der Tiere. Durch Silbenspiele wie die folgenden soll den Kindern bewusst werden, dass Silben ein Gliederungsprinzip der Sprache darstellen. Dies unterstützt das spätere Erlernen der Kulturtechniken „Lesen“ und „Schreiben“.

Zähl mit!

gk

Material: Bildkarten, 6 Zahlenkarten (jeweils mit einer Ziffer im Zahlenraum von 1 bis 6)

Die Kinder sitzen um einen Tisch. Dann verteilt die Spielleiterin einige Bildkarten auf dem Tisch. Zusätzlich legt sie 6 Zahlenkarten aus, die jeweils mit einer Ziffer im Zahlenraum von 1 bis 6 beschriftet sind.

Ein Kind zieht eine der Bildkarten und benennt den Begriff für den Gegenstand, der auf der Karte abgebildet ist. Nun sprechen alle zusammen mit der Spielleiterin diesen Begriff in Silbenform vor und klatschen dazu im Rhythmus der Silben (z. B. „Pa-pa-gei“). Gemeinsam wird jetzt bestimmt, wie viele Silben das Wort hat, und anschließend wird die Bildkarte unter die dazu passende Zahlenkarte gelegt. Dann ist das nächste Kind an der Reihe, eine Bildkarte zu ziehen.

Silbenwettlauf

gk

Material: ein Spielbrett mit einem Weg aus Spielfeldern (z. B. „Mausefalle“® oder „Mensch ärgere Dich nicht“®) und die dazugehörigen Spielfiguren, Bildkarten

Dieses Spiel kann mit maximal 4 Kindern gespielt werden. Die Kinder sitzen am Tisch. Vor ihnen liegt ein Spielbrett mit einem Weg, der aus einzelnen Feldern besteht (z. B. wie beim Spiel „Mausefalle“® oder bei „Mensch ärgere Dich nicht“®).

Anstelle eines Würfels wird nun vom Spielleiter ein Stapel mit Bildkarten auf den Tisch gelegt. Ein Kind beginnt mit dem Spiel, indem es die erste Karte zieht und den Begriff für den Gegenstand nennt, der auf der Karte zu sehen ist. Dann spricht es dieses Wort in seiner Silbenstruktur aus und zählt die Anzahl der Silben. Entsprechend dieser Silbenzahl darf es dann mit seiner Spielfigur auf dem Spielbrett vorrücken. Danach ist das nächste Kind an der Reihe.

Der Spielleiter sollte den Kindern bei diesem Spiel den Tipp geben, dass ein Wort durchaus auch verlängert werden kann. So kann aus dem „Pilz“, welcher einer Silbe entspräche, durchaus der „Fliegenpilz“ werden, sodass das entsprechende Kind dadurch gleich drei Felder vorrücken könnte.

Silben sammeln

k

Material: das Spiel „Quips“®, Bildkarten

Auch dieses Spiel ist für maximal 4 Kinder ausgelegt. Die Kinder sitzen am Tisch. Die Spielleiterin verteilt die Spielplatten des Spieles „Quips“® an die Kinder. Anstelle eines Würfels wird auch hier von der Spielleiterin ein Stapel mit Bildkarten auf den Tisch gelegt. Das Kind, welches mit dem Spiel beginnen soll, zieht nun die erste Karte und nennt den Begriff für den Gegenstand, der auf der Karte zu sehen ist. Dann spricht es dieses Wort in seiner Silbenstruktur und zählt die Silbenanzahl. Anschließend darf es sich die entsprechende Anzahl an Farbsteinen nehmen. Danach ist das nächste Kind an der Reihe.

Das Kind, welches zuerst seine Spielplatte mit den Steinen gefüllt hat, hat gewonnen. Dazu muss es jedoch am Ende die noch offenen Lücken passend füllen. Braucht es also zum Schluss des Spiels nur noch zwei Steine, zieht aber ein Wort mit drei Silben, dann darf es sich die Steine nicht nehmen, sondern muss in der nächsten Runde erneut sein Glück versuchen.

Silbenlotto

gk

Material: ein vorbereitetes „Arbeitsblatt“ pro Kind, ein Säckchen, Bildkarten, Spielsteine

Jedes Kind erhält ein von der Spielleiterin vorbereitetes „Arbeitsblatt“. Auf diesem Blatt befinden sich 10 Kästchen. In jedes der Kästchen hat die Spielleiterin zuvor eine bestimmte Anzahl von Punkten im Zahlenraum zwischen 1 bis 6 gemalt.

Nun zieht das erste Kind eine Bildkarte aus einem Säckchen, benennt den auf der Karte abgebildeten Gegenstand und bestimmt die Anzahl der Silben dieses Wortes. Dann legt es einen Spielstein auf sein Papierblatt, und zwar auf das Kästchen mit der entsprechenden Punktezahl. Die Bildkarte wird wieder zurück in das Säckchen gegeben.

Falls kein Kästchen mit der passenden Silbenanzahl mehr frei ist, muss das Kind die nächste Runde abwarten. Gewinner ist, wer als Erster alle Kästchen auf seinem Blatt mit Spielsteinen belegen konnte.

Silben-Klatsch-Würfelei

gk

Material: ein Blankowürfel, ein Stift zum Bemalen des Würfels, eine große Anzahl Bildkarten

Vor dem Spiel wird ein Würfel gebastelt, der nur bis zur 3 geht, d. h., ein Blankowürfel wird mit 2 mal 1, 2 mal 2, und 2 mal 3 Punkten bemalt.