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ÜBER DEN AUTOR

Gerhard Polt, geboren am 7. Mai 1942 in München, studierte in Göteborg und München Skandinavistik. Seit 1975 brilliert er als Kabarettist, Schauspieler, Poet und Philosoph auf deutschen und internationalen Bühnen. 2001 wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis für Literatur (»Jean-Paul-Preis«) ausgezeichnet. Sein gesamtes Werk erscheint bei Kein & Aber.

 

ÜBER DAS BUCH

Gerhard Polts Figuren vermelden Neues aus ihrer bayerischen Heimat: Der enttäuschte Vater referiert über das Versagen seines Sohnes im Fach Geschichte. Der Cineast sinniert über sein Drehbuch Der Transpirator. Und der Weber Max? Ja freilich, der Weber Max ist auch dabei.

 

INHALTSVERZEICHNIS

Der Kaiser Nero

Der Cineast

Rückblickserwartung

Der Weber Max

Menschenfresser

Der Nobelpreisträger

Gemütlichkeit

 

DER KAISER NERO

Ja, muß das sein, hä? Braucht’s das, hä? Braucht es das? Ein Saukerl! Ja, ich rede von meinem Sohn. Das muß man sich vorstellen, und jetzt noch vor Weihnachten. Kommt der Kerl daher und bringt mir im Fach Geschichte einen Fünfer. Einen Fünfer im Fach Geschichte, das ist der Hammer! Geschichte ist doch ein Fach, was einen interessiert, da habe ich keinen Fünfer – zu haben. Geschichte, das ist doch hochinteressant, ich sag, komm, bring ihn in Religion, scheißegal, aber doch nicht in Geschichte. Na, aber in Religion hat er einen Zweier. Das macht er mir zum Fleiß, na ja. Geschichte, ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, aber Geschichte ist doch hochinteressant. Warum der einen Fünfer hat? Das kann ich Ihnen schon sagen, warum der einen Fünfer hat. Warum hat der einen Fünfer in Geschichte? Weil er den Kaiser Nero nicht gekannt hat. Nein, der geht auf ein bayerisches Gymnasium und kennt den Kaiser Nero nicht. Weil er ihn verwechselt hat mit diesem Schwarzenegger. Wo doch heute in ganz Europa ein jedes Kind weiß, daß der Kaiser Nero der Peter Ustinov ist. Es ist traurig. Geschichte ist doch ein Fach, ich weiß nicht, das war doch hochinteressant, was man da gelernt hat. Menschlich auch, gell? Wie man diese Jahrtausende und auch diese Antike, also, enorm. Dieser Ding zum Beispiel, dieser Hur, nicht. Wenn dieser Hur, durch die Arena da mit Pferdegetrappel durchgeprescht ist, trumtrumtrum, nicht wahr, dann ist wieder einer runtergefallen, von den Pferden zerstampft worden, daß das Blut nur so gespritzt ist, daß man sogar im Kino: »Hä!« Aber das ist Geschichte, hochinteressant, hochinteressant! Oder wenn diese armen Schweine da, diese Sklaven, wenn man diese Sklaven verchristet hat, nicht wahr. Ja, die wurden verchristet und dann zu Fackeln verarbeitet. Das hat man gemacht, weil die Straßenbeleuchtung in Rom so miserabel war. Also nein, das ist traurig, das ist ekelhaft. Traurig, hähä, aber ich meine, hochinteressant. Vom geschichtlichen Standpunkt her hochinteressant. Schauen Sie, ich kann von mir reden, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe, das kann ich mit Fug und Recht sagen, ich habe die gesamte Französische Revolution, die habe ich noch auf Schwarzweiß gesehen. Ja sicher, die ganze Französische Revolution. Brrrrrrum, Trommelwirbel, brrrrrrum! Und dann: pftsch. Das war die Guillotine, der Vorläufer der Friteuse. Na ja, ich sage, wenn ich diese Nero-Filme nicht gesehen hätte, wüßte ich heute noch nicht, daß dieser Ustinov zum Beispiel Rom angezündet hat.

 

DER CINEAST

Wissen Sie, ich kann etwas mitreden, ein bißchen kann ich mitreden. Ich sage ja nicht, daß ich den deutschen Nachkriegsfilm gestaltet habe. Den Schuh ziehe ich mir nicht an, nicht wahr, aber ich war dabei. Von Anfang an war ich Komparse. Ich war Komparse der ersten Stunde, nicht wahr. Nennen Sie mir irgendeinen großen deutschen Filmregisseur von Rang, mit dem ich nicht gearbeitet hätte. Da können Sie nennen, wen Sie wollen. Sagen Sie Schlöndorff, kenne ich, Wim Wenders oder Werner Herzog, ich kenne die alle. Wenn ich Ihnen darüber Anekdoten erzählen würde, da würden wir heute nicht mehr fertig. Na gut, wenn Sie mich drängen, dann erzähl ich Ihnen eine. Na ja, passen Sie auf, es war folgendermaßen. Ich drehte einen Film, mit, äh – Fassbinder, ich weiß es noch sehr gut. Fassbinder kam zu mir, nicht wahr, und hat mich gefragt, ob ich mitspielen möchte. Ich sage, na ja, es ist schon scheißegal, nicht wahr. Und ich mußüüßßßü»«»«äüßäßßäääüäßüöüßßß