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Impressum:

 

Personen und Handlungen sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

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© 2016 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, D- 88085 Langenargen

Telefon: 08382/9090344

info@papierfresserchen.de

Alle Rechte vorbehalten.

Erstauflage 2015

 

Lektorat: Melanie Wittmann

Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM

www.literaturredaktion.de

Cover und Illustrationen: Karin Waldl

ISBN: 978-3-86196-989-1 - E-Book

ISBN: 978-3-86196-654-8– Taschenbuch

 

Karin Waldl

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und das Brot des Lebens

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Inhalt

Kapitel 1: Die Aufregung ist groß

Kapitel 2: Ich bin ich und das ist großartig

Kapitel 3: Brot des Lebens

Kapitel 4: Freude ist ein Geschenk

Kapitel 5: Wer kümmert sich um mich?

Kapitel 6: Ein spannendes Zuhause

Kapitel 7: Ein ganz besonderes Gespräch

Kapitel 8: Die Liebe in meinem Herzen

Kapitel 9: Ein Fest wird gefeiert

Kapitel 10: Neue Wege für mein Leben

Kapitel 1

Die Aufregung ist groß

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„Eva, aufstehen! Du musst zur Schule“, schrie meine Mutter schon zum zweiten Mal.

Die Lautstärke verriet, dass sie es ernst meinte. Kurz versuchte ich, die Augen zu öffnen, aber das Sonnenlicht, das durch das Fenster meines Kinderzimmers fiel, blendete mich. Ich drehte mich noch einmal verschlafen um und zog mir die Bettdecke über den Kopf. Es war eindeutig zu früh, um aufzustehen.

„Eva, das Frühstück ist fertig! Kommst du endlich?“, versuchte es meine Mama erneut, der genervte Unterton in ihrer Stimme entging mir nicht.

Jetzt musste ich wirklich aufstehen, wenn ich sie nicht weiter reizen wollte. Es war nie klug, meine Mutter auf die Palme zu bringen, schon gar nicht so früh am Morgen, denn dann zog ich bestimmt den Kürzeren. So kroch ich langsam wie eine Schnecke aus dem Bett, streckte mich gähnend und schlurfte müde in Richtung Küche. Doch ein vergessenes Kuscheltier im Flur wurde mir zum Verhängnis. Polternd stolperte ich darüber. Schnell rappelte ich mich auf und setzte meinen Weg fort.

„Guten Morgen“, murmelte ich in der Küche angekommen.

„Guten Morgen, Schatz. Beeil dich, sonst fährt der Bus noch ohne dich. Es ist schon ziemlich spät“, sagte Mama wieder etwas ruhiger zu mir.

Schweigend aß ich mein Müsli und ging im Kopf den heutigen Tag durch. Zuerst musste ich natürlich zur Schule und danach für den Mathematiktest lernen, den ich übermorgen hatte. Bis dahin sollten alle Einmaleins-Rechnungen sitzen. Aber dann könnte ich vielleicht eine Freundin fragen, ob sie Zeit für mich hätte. Ich wollte unbedingt wieder einmal meine Verkleidungskiste hervorholen und in andere Welten abtauchen. Sich Geschichten auszudenken und diese zu spielen, war eine meiner liebsten Beschäftigungen.

„Eva, du träumst schon wieder. Geh dich endlich anziehen“, riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass sie wirklich recht hatte. Eilig flog ich ins Badezimmer, um mich anzuziehen, die Zähne zu putzen und mich zu frisieren. Weil ich mich so sehr beeilte, blieb ich mit der Bürste in den Haaren hängen und riss mir ein paar davon aus. Mühsam verkniff ich mir einen schmerzhaften Aufschrei.

Dann schnappte ich mir im Vorbeigehen die Schultasche, holte meine Brotdose und Trinkflasche aus der Küche und zog mir in der Garderobe schnell meine Schuhe und meine Jacke an. Ich schrie meiner Mutter noch eine Verabschiedung zu, ehe ich das Haus laufend verließ. Der Bus stand nämlich schon an der Haltestelle, ich sprintete wie ein Wettläufer los.

Sabine, die Busfahrerin, winkte mir bereits zu. Gott sei Dank, sie hatte mich gesehen. Doch als ich den Bus betrat, verhängte sich mein Schuh in der geöffneten Tür und ich landete bäuchlings auf dem Boden. Nicht schon wieder, heute war echt nicht mein Tag! Meine Mitschüler lachten lautstark über mein Missgeschick. Hochrot rappelte ich mich auf und setzte mich zu Anna, meiner besten Freundin.

„Mann, war das peinlich. Wieso muss so etwas immer mir passieren?“, fragte ich mich mehr selbst.

Anna gab mir trotzdem eine Antwort: „Ach, Eva, du bist halt ungeschickt. Aber das macht nichts, es gibt viel schlimmere Eigenschaften, als ab und zu auszurutschen. Glaub mir, weit schlimmere Eigenschaften.“

Aufgrund des letzten Satzes wurde mir klar, dass Anna etwas auf dem Herzen hatte. Sie schien sich über jemanden zu ärgern. Wer es wohl war?

Ich musste gar nicht nachfragen, denn sie erzählte es mir sofort bereitwillig. „Paula hat sich meine Kette ausgeborgt und kaputt gemacht. Und sie hat es mir nicht einmal gesagt, sondern die einzelnen Perlen in meine Schultasche geschmuggelt. Kannst du dir das vorstellen? So etwas tut man doch nicht, schon gar nicht unter Freunden.“

„Vielleicht hat sie sich geschämt und sich deshalb nicht getraut, es dir zu sagen“, versuchte ich Anna zu beruhigen.

Aber ich erreichte damit nur das Gegenteil, meiner besten Freundin stieg die Zornesröte ins Gesicht. Sie fuchtelte wild mit ihren Armen vor meinem Gesicht herum.

„So etwas lasse ich mir nicht bieten. Das ist eine Frechheit. Sie wird schon merken, was sie davon hat. Und du solltest mich dabei unterstützen, wenn dir unsere Freundschaft etwas bedeutet“, fuhr sie mich an.

Ich nickte zustimmend, obwohl ich echt keine Lust hatte, in den Streit mit Paula hineingezogen zu werden. Schließlich war diese auch eine Freundin von mir und ich mochte sie. Aber was sollte ich bloß tun, um Anna nicht weiter zu verärgern? Innerlich hoffte ich, dass sich Paula doch noch entschuldigte, damit dieser kindische Streit erledigt war. Ich fand es übertrieben von meiner besten Freundin, dass sie sich so sehr darüber aufregte.

Paula saß in der Klasse zwei Reihen vor uns und war sichtlich geknickt. Traurig starrte sie auf die Schulbank. Anna hatte ihr den Krieg erklärt wegen dieser dämlichen Kette. Manchmal verstand ich meine beste Freundin echt nicht. Sie konnte aus einer Mücke einen Elefanten machen. Und das auch noch auf Kosten anderer. Paula tat mir ehrlich leid. Ein kaputtes Schmuckstück rechtfertigte für mich nicht das Theater, das Anna veranstaltete.

Aber für den Moment musste ich den Mund halten, um sie nicht noch mehr aufzuregen. Ich nahm mir aber vor, mit Paula zu sprechen, sobald ich mit ihr alleine war. Vielleicht konnte ich sie dazu bringen, zuzugeben, dass es ihr leidtat. Was nicht die leichteste Aufgabe werden würde, denn sie konnte sehr stur sein. So niedlich sie nach außen hin wirkte, so leicht konnte sie wegen Kleinigkeiten unnachgiebig spinnen. Deshalb war es oft nicht leicht, mit beiden befreundet zu sein, denn das war nicht der erste Streit, den ich zwischen Anna und Paula schlichten musste.

Doch weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn Tobias, unser Religionslehrer, betrat das Klassenzimmer. Er hatte lange Haare, die er immer zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er trug eine Hornbrille und oft Kleidung, die nicht zusammenpasste. Er schien sich nicht um sein Aussehen zu kümmern, aber das machte nichts, denn er war ein guter Lehrer. Er zeigte uns Kindern immer, dass er uns mochte und unterstützte.

„Guten Morgen, Kinder“, begrüßte er uns in seiner freundlichen Art.

Obwohl er streng zu uns war, behandelte er uns immer gerecht. Wir mochten ihn, weil er uns ernst nahm und wirklich zuhörte. Deshalb passte es auch gut für uns, dass wir ihn mit Vornamen ansprechen durften. Seinen Hang zum absoluten Chaos verziehen wir ihm gerne, denn dadurch hatten wir viel Spaß und konnten im Unterricht immer wieder mit ihm lachen. Denn er wusste zu gut, dass Ordnung nicht sein Ding war.

„Ich habe aufregende Nachrichten für euch“, machte es Tobias heute spannend.

Unsere Aufmerksamkeit war nun zur Gänze auf unseren Religionslehrer gerichtet, denn wir ahnten, um was es ging. Seit Wochen warteten wir darauf, dass es endlich losging.

„Die Vorbereitung zu eurer Erstkommunion beginnt bald. Jetzt wird es tatsächlich ernst. Dazu habe ich euch in drei Gruppen eingeteilt. Eure Tischeltern werden euch in dieser Zeit begleiten, Lukas' Mutter Theresa, Sonjas Vater Manfred und Evas Mutter Julia werden die Gruppenstunden mit euch halten.“

Ein Jubeln und Klatschen ging durch die Bankreihen, als die Kinder der einzelnen Gruppen vorgelesen wurden. Als Drittes wurden diejenigen Schüler aus meiner Klasse genannt, die zu mir nach Hause zu den Vorbereitungsstunden kommen durften. Ich war stolz, dass meine Mama sich als Tischmutter gemeldet hatte. Sie konnte sehr gut aufregende Geschichten erzählen. Ich freute mich darauf, das mit meinen Freunden teilen zu können. Trotzdem hoffte ich, dass sie nicht zu sehr aufdrehte, wenn jemand nicht sofort folgte. Denn damit übertrieb sie es auch öfter bei mir, wenn etwas nicht auf der Stelle passierte. Sie verstand einfach nicht, dass ich nicht so ein hektischer Mensch wie sie war und alles lieber mit Ruhe erledigte.

„David, Manuel, Dominik, Anna, Paula und natürlich Eva treffen sich bei Evas Mama Julia“, erklärte Tobias.

„Jetzt ist diese blöde Kuh Paula bei uns in der Gruppe“, zischte Anna mir ins Ohr.

Ich seufzte und verdrehte die Augen so, dass sie es nicht sah. Diese Böswilligkeit passte eigentlich gar nicht zu meiner besten Freundin. Es reichte mir schon, dass sie zu Paula so bissig war, aber dass sie mich jetzt auch noch in diesen dummen Streit mit hineinzog ... Paula hatte eine solche Behandlung nicht verdient, das hatte kein Mensch!

„Ach ja, bevor ich es vergesse. Das Thema unserer Erstkommunion ist: MIT JESUS UNTERWEGS. Wir werden uns gemeinsam auf diesen Weg machen. Aber dafür gibt es auch Regeln. Denkt daran, dass eure Tischeltern sich freiwillig gemeldet haben und ihr Haus für euch zur Verfügung stellen. Ich möchte, dass ihr pünktlich seid, auf eure Tischeltern hört und euch ordentlich benehmt. Ich hoffe, das versteht sich von selbst“, schloss unser Religionslehrer, ehe die Schulglocke läutete.

Am Nachmittag kam Anna zu mir. Sie war sehr kreativ und eine große Hilfe, wenn es darum ging, sich fantastische Geschichten auszudenken. Wir verkleideten uns zuerst als Piraten und segelten über die sieben Weltmeere. Wir kaperten andere Schiffe, nahmen die Besatzung als Geiseln und bargen Gold und Edelsteine. Den Weg dorthin zeigten uns die Schatzkarten, die wir unseren Feinden abknöpften.

Als Polizistinnen verhafteten wir einen gefürchteten Verbrecher. Er bedrohte unschuldige Menschen, um sie zu bestehlen. Es war nicht leicht, ihn aufzuspüren, denn er war sehr gescheit und versteckte sich immer wieder aufs Neue. Aber er hatte uns unterschätzt. Wir spürten ihn auf und führten ihn in seine Gefängniszelle. Eine gerechte Strafe durch den Richter war ihm gewiss.

Als Feen glitten wir über magische Wiesenblumen. Ihr zauberhafter Staub verwandelte die Welt. Die Waldtiere konnten dadurch sprechen. Sie sangen und tanzten mit uns. Wir feierten ein ausgelassenes Fest und lachten miteinander. Das Wildschwein machte so viel Unsinn, dass wir uns den Bauch halten mussten vor Lachen.

Und im Meerjungfrauenkostüm entdeckten wir die vielen Fische und andere Lebewesen, die sich im Meer tummelten. Wir schwammen mit Delfinen um die Wette und beobachteten Wale. Wir musterten heimlich die jungen Meerjungmänner, nur um hochrot davonzuschwimmen, wenn sie uns entdeckten. ...

Kapitel 2

Ich bin ich
und das ist großartig

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Schnell schrieb ich beim Mathematiktest die Einmaleinsreihen herunter. Es ging darum, möglichst rasch fertig zu werden, denn unsere Lehrerin behauptete, dass das Einmaleins auswendig sitzen musste. Aber das Lernen war trotzdem oft sehr mühsam. Ich war froh, dass ich gut im Rechnen war. Denn ein Aufstöhnen meiner Mitschüler während des Tests war unüberhörbar.

„Stift weg, die Zeit ist um“, sagte unsere Lehrerin.

Ich hatte Glück, weil ich erst vor wenigen Momenten fertig geworden war. Manchen meiner Mitschüler erging es jedoch anders. Sie begannen zu betteln.

„Nein, bitte nicht. Nur kurz, ich bin noch nicht fertig“, ertönte es so oder ähnlich aus mehreren Mündern.

„Nichts da. Die Zeit ist um“, beendete unsere Lehrerin den allgemeinen Aufschrei.

Dann wurde der Test eingesammelt und die Schulglocke läutete zur Pause. Anna zog Richtung Toilette ab. Das war meine Chance, endlich mit Paula wegen der Kette zu sprechen. Zielstrebig ging ich zu ihr hinüber.