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1.Matthias Menne: „Also, wenn Sie mich fragen …“

Neues vom „Nörgler“ bei radio Antenne Münster (1995-1996)
Münster: Solibro (ehem. NW-) Verlag 1996
ISBN 978-3-9802540-5-2

2.Usch Hollmann: „Hallo Änne, hier is Lisbeth …“

Die besten Telefongespräche der Quasselstrippe aus dem Münsterland. Münster: Solibro Verlag 9. Aufl. 2014 [1996]
ISBN 978-3-9802540-6-9

3.Usch Hollmann: „Hallo Änne, hier is Lisbeth …“

Texte & Lieder von Usch Hollmann
Münster: Solibro (ehem. NW-) Verlag 1997
a) CD: ISBN 978-3-932927-11-9 b) MC: ISBN 978-3-932927-12-6

4.Usch Hollmann: „Wat is uns alles erspart geblieben!“

Neue Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland
Münster: Solibro Verlag 4. Aufl. 2020 [1999] ISBN 978-3-932927-13-3

5.Augustin Upmann / Heinz Weißenberg: Bullemänner

Münster: Solibro Verlag 2003, ISBN: 978-3-932927-19-5

6.Helge Sobik: Urlaubslandsleute

… jede Menge Vorurteile für die Reise
Münster: Solibro Verlag 3. Aufl. 2010 [2006]
ISBN: 978-3-932927-30-0

7.Usch Hollmann: „Dat muss aber unter uns bleiben!“

Noch mehr Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland
Münster: Solibro Verlag 2006, ISBN 978-3-932927-31-7

8.Helge Sobik: Urlaubslandsleute 2

… noch mehr Vorurteile für die Reise
Münster: Solibro Verlag 2007, ISBN: 978-3-932927-34-8

9.Usch Hollmann: „Aber das wär’ doch nicht nötig gewesen!“

Heitere Geschichten vom Feiern
Münster: Solibro Verlag 2008, ISBN 978-3-932927-41-6

10.Usch Hollmann: Stille Nacht light

Weihnachtliche Geschichten
Münster: Solibro Verlag 2012, ISBN 978-3-932927-51-5

Usch Hollmann

„Wat is uns alles erspart geblieben!“

Neue Geschichten von Lisbeth aus dem Münsterland

mit Cartoons von Sanja Saftić

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eISBN 978-3-96079-074-7

4. Auflage 2020 / Originalausgabe

© SOLIBRO® Verlag, Münster 1999

Alle Rechte vorbehalten.

Titelzeichnung / Cartoons: Sanja Saftić

Umschlaggestaltung: Wolfgang Neumann

Foto der Autorin: © Hermann Willers, Rheine

www.solibro.de

Inhalt

„Sei so lieb sprich nach dem Piep!“

Was eine Frau im Frühling träumt …

Wat is dat einklich, Kultur?

Frauen und Technik …

Rudi, der Rosenkavalier

Heiteres Gedächtnistraining

Hausfrauen-Rap image

Zurück ins Ei?

„Echt Leder“

Frauen sind nicht das Problem

„Absolutely no sports!“

Orpheus und Eurydike

Männer gibt’s, die gibt’s gar nicht!

Unser Frollein Lenz

Der Wünschelrutengänger

Reden is Silber, Schweigen is Gold!

In’t Düörp dao is de Düüwel los … image

Überraschung für Elfriede!

Meine Woche in der Provence

Ewald hört auf zu rauchen

Vonne Farbpsychologie

Der Preis is Sch …

Aristoteles is an allem schuld

Ein Tag im Leben von …

Der Männerkochclub

Die ganze Welt des Wohnens

Müll im Münsterland image

Ogottogott!

Selbst ist der Mann?

Die Tage der Rosen

Ying und Yang

Der 3. Oktober

Ich schnarche gar nicht

Zu Risiken und Nebenwirkungen …

Was wollen uns diese Bilder sagen?

Genetischer Müll

Heißa, mein Heinerle image

Erntedankfest

„Der Ball ist rund“

Die armen reichen Leute!

Aus der Traum image

Eine schöne Bescherung

Alle Jahre wieder …

Das graue Kaninchen

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Seit 1993 begeisterte die Kabarettistin Usch Hollmann mit ihrer münsterländischen Kunstfigur „Lisbeth“ mit Radiokolumnen und Auftritten ein größeres Publikum. In der Folge sind ihre bei Solibro erschienenen „Lisbeth-Büchskes“ zu regionalen Bestsellern geworden: Hallo Änne, hier is Lisbeth … (1996), Wat is uns alles erspart geblieben! (1998) und Dat muss aber unter uns bleiben! (2006). Es folgten Spekulatius und Springerle (2002), Stoffel lernt spuken/Stoffel lärt spöken (2004), Aber das wär’ doch nicht nötig gewesen! (2008), Stille Nacht light (2012) und Wasserschloss zu vererben (2018). Viele Jahre trat die Kulturpreisträgerin des Kreises Steinfurt auch mit ihrer Kabarettgruppe „Fünf freche Frauen“ Aktuell liest sie auch aus fremden literarischen Werken.

Hinweis zur Rechtschreibung: Für dieses Buch war eine Verpflichtung der Autorin auf die neue Rechtschreibung nicht erforderlich, ist sie mit Lisbeths Sprache doch ihrer Zeit ohnehin weiter voraus, als es sich ein Rechtschreibreformer je zu träumen wagen wird.

„Sei so lieb, sprich nach dem Piep!“

Hallo Änne, hier is Lisbeth … wat is dat schön, dat ich Dich immer derekt anne Strippe habe und nich ’n Anrufbeantworter … an die Erfindung kann ich mich nich gewöhnen! Egal, wo man anruft, überall quasselt einem ein Anrufbeantworter wat inne Ohren. Die Dinger mögen ja ganz praktisch sein, und gegen ne kurze sachliche Information is einklich auch nix einzuwenden, aber nach dem Motto: „Ihr Anrufbeantworter – Ihre akustische Visitenkarte“ ringt sich jeder wat möglichst Originelles ab … und dat geht meistens inne Hose!

Geschäftstüchtige Zeitgenossen ham deswegen extra ’n Büchsken rausgegeben mit witzige Vorschläge für auffen Anrufbeantworter, wenn einem selber nix Schlaues einfällt … und sogar Cds, dat man sich ne Ansage mitte Stimme vom Papst oder von Reich-Ranicki oder Willi Brandt auf sein Gerät überspielen kann. Chott ja, wer’s mag …

Ein Freund von unser Patrick muß wohl mehrere Bänder haben mit unterschiedliche Texte, jedenfalls, als ich da mal angerufen hab, weil ich ihm wat bestellen sollte, da hörte ich seine Stimme säuseln: „Hier meldet sich normalerweise Uwe. Ich find’s ganz toll, daß Du anrufst, aber um diese Zeit mache ich immer meine Meditationsübungen, und da darf auch ein so lieber Mensch wie Du nicht in meine erweiterte Bewußtseinssphäre eindringen. Aber öffne Dich doch ruhig schon mal meinem Anrufbeantworter, der hört Dir geduldig zu. Sei so lieb, sprich nach dem Piep!“

Änne, nach so ein’m langen Sermon bin ich immer total verdattert und weiß gar nich mehr, wat ich überhaupt sagen wollte.

Unser Patrick sagt, möglichst lange Vorreden kommen zum Beispiel Manfred Krug und die Telekom-Aktionäre zugute, weil bis man selber zu Potte kommt und sein Anliegen vortragen kann, sind schon ’n paar Einheiten durchgerauscht.

Dat genaue Gegenteil von diesem Uwe is, wenn Dich einer so richtig abkanzelt: „Wer telephoniert da schon wieder auf Telekomraus? Wir ham kein’n Bock jetzt, basta, aus!“ Find ich zwar unmöglich, aber da weiß man wenigstens wie man dran ist! Kürz und bündig, feddich und ab!

Übrigens sind Stapelkötters in Urlaub gefahren, deswegen ham die sich extra ein’n Anrufbeantworter angeschafft. Da wollt’ ich doch mal abhören, wat Rudi sich als Ansage hat einfallen lassen: „Hier is der Anschluß von Mia und Rudi Stapelkötter. Wir sind für drei Wochen verreist. Wenn Sie einbrechen möchten: unsere Wertsachen liegen in der Tiefkühltruhe im Keller, zweite Schublade von oben. Bitte nach Entnahme die Tür wieder gut schließen und das Licht im Keller löschen. Danke!“ Ich war sprachlos! Du, dat sollte ein Witz sein, die ham nämlich gar keine Tiefkühltruhe im Keller. Hättest du dem soviel Humor zugetraut? Ich nich!

Kennst Du unser Yvonne ihre Freundin, Claudia? Die hatte mal ihren kleinen dreijährigen Theo wat auffen Anrufbeantworter sprechen lassen. So ne ganz niedlich Kinderstimme sagte: „Hallo, Papa und Mama machen Mittagsschlaf, und wir müssen gaaanz leise sein, aber Du kannst quatschen so laut wie Du willst!“ Änne, da hab ich dreimal hinternander angerufen, weil sich dat so süß anhörte …

Er läßt mich nicht dran.
Er spricht mit all den anderen
Anrufbeantwortern.

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Anton drückt sich nach Möglichkeit vor’m Telefonieren, dat er bloß nich unverhofft an ein’n Anrufbeantworter gerät … Entweder er legt dann gleich wieder auf, oder er fängt erbärmlich an rumzustottern. Darum sagt er auch, wenn er eines Tages aus irgendeinem Grund unbedingt ein’n Anrufbeantworter haben müßte, dann käm da als Ansage drauf: „Nur frisch drauf los und keinen Bammel, wir freu’n uns schon auf Ihr Gestammel!“

Was eine Frau im Frühling träumt …

Wat ham wer für herrliches Wetter! Heute is 1. Mai und de Pfingstrosen steh’n schon dick in Knospe und der Flieder blüht. Ich kann mich an Jahre erinnern, da wollten wir am 1. Mai ne Pättkestour* machen, fanden aber kein bißchen junges Grün für an’n Lenker zu stecken. Und dies Jahr? Kathrina sagt, sie kricht geradezu Frühlingsgedanken und fühlt sich auf’ne Art wie elektrisiert, aber Anton, charmant wie immer, sagte, er wär bloß müde, frühjahrsmüde, und Kathrina soll ihm mit ihre Elektrizität nich zu nahe kommen, dat ihn nich ein Stromschlag trifft …

Kathrina und ich, wir ham uns gestern in ein Straßencafé gesetzt und uns de Typen bekuckt, die vorbeikamen. Müllers Nelli beispielsweise: ’n Achterpanten äs’n Postpiärd,** aber ne enge Radlerhose an und ne Bluse im Leopardenlook! Wat? Ja, wissen wir wohl, dat wir auch keine Traummaße ham, aber von Zeit zu Zeit ’n bisken lästern macht trotzdem Spaß.

Haupsächlich ham wer ja Männer bekuckt, dat ham wer schon als junge Mädchen gerne getan und dann ein Spiel gespielt: der erste, der auftaucht, war für Kathrina, der nächste für mich, der dritte wieder für Kathrina und immer so weiter. Kathrina sagt, mal kucken, ob mir heute noch einer gefährlich werden könnte. Nich dat die sich im Ernst noch für Männer intressiert:

„Gott bewahre mich vor noch mehr Gedöns un Gebrassels!“ … nur so aus Jux.

Änne, wir ham gekichert wie früher, als wir noch Teenager bzw. Backfische waren, wie man damals de jungen Mädchen nannte … Weißt du übrigens, wo dat Wort Backfisch herkommt? Von ‚backfish‘, is also, wie Teenager auch, aussem Englischen und genaugenommen müßte man dat ‚Bäckfisch‘ aussprechen. Bäckfische sind kleine Fische, die de Angler wieder ‚back‘ ins Wasser geworfen ham, weil se untermaßig, also noch nich ausgewachsen waren.

Aber ich wollt’ ja von gestern erzählen:

Also da kamen Figuren vorbei! Für keinen hätte ich ein’n Lustmord auf mich genommen! Ich werde dat nie begreifen, dat manche Männer, wenn im Frühling de ersten Sonnenstrahlen rauskommen, mit offenem Hemd und kurze Büxkes*** durch de Stadt laufen, als wenn se am Strand wären. Und nich etwa die jungen, knackigen, die vleicht doch noch mal ne Todsünde wert wären … nä, die mittelalten und ganz alten. Aber mit ein’m Selbstbewußtsein …

Manche ham den dicken deutschen Bierbauch, sprich Frikadellenfriedhof, zwar gnädig zugehängt mit ein’m schreiend bunten Hemd mit Männekes drauf, aber die obersten vier Knöpfe werden verwegen offengelassen, dat man auch ja dat Goldkettchen und den Pelz auffe Brust sieht. Und unten aus de Shorts oder Bermudas, oder wie diese unmöglichen Kleidungsstücke heißen, kucken die kalkweißen Stachelbeerwaden raus! Ohne Rücksicht auf O-Beine oder Krampfadern! Und anne Füße beige Sandalen mit weiße Socken drin, dat is die absolute Krönung! Nä, stimmt gar nich: die Krönung des guten Geschmacks is das Handgelenk-Herrentäschchen … Also wer die Dinger erfunden hat!

Wir ham unser Spiel (Der is für dich, der is für mich!) nur ne viertel Stunde ausgehalten, weil wir so schrecklich lachen mußten, dat andere Leute schon irritiert kuckten. Erst beim Bezahlen und schon im Aufbruch kam einer vorbei, da sagten wer beide wie aus einem Mund: Der is für mich! Lässig elegant gekleidet, keine Räpperkappe und kein dusseliges Wanderhütchen auffem Kopp, ein Typ wie Richard Gere. Den würd’ ich nich vonne Bettkante schubsen, sagte Kathrina, aber … seufz! schluck! … der hatte statt ein Herrentäschchen ne blonde Frau anner Hand. Komm, laß uns gehen, außer diesem einen käm’ doch keiner in Frage für mich, sagte Kathrina. Wenn ich mir die Krone der Schöpfung so insgesamt bekucke, dann kann ich mit dem Typ, der bei mir zu Hause vor de Glotze sitzt, ganz zufrieden sein …

*Radtour über kleine Pfade

**ein Hinterteil wie ein Postpferd

***kleine Hosen

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Kulturbeutel

Wat is dat einklich, Kultur?

Hallo Änne, hier is Lisbeth … du, wir ham uns doch letztens mal über Kultur unterhalten und wat dat genau bedeutet, kanns dich erinnern? Wir waren noch zu kein’m rechten Ergebnis gekommen, drum hab ich mir heut’ mal ’n bisken Zeit genommen und in unser Yvonne ihr Lexikon nachgeschlagen … also sooo einfach, wie wir uns dat dachten, isses nich.

Kultur is ja ein sehr dehnbarer Begriff, weil es gibt Wohnkultur und Eßkultur und Schlafkultur und Badezimmerkultur. Auch unser Patrick seine Schimmelpilz-Kultur darf man nich vergessen. Aber vor allem is vieles Kultur, wat der Mensch geistig absondert.

In Yvonne ihr Lexikon steht zum Beispiel: „Das Wort Kultur gibt es in unserem Sprachgebrauch erst seit dem 17. Jahrhundert. Es kommt von dem lateinischen Wort ‚cultura‘, was soviel heißt wie Landbau, aber auch Pflege des Geistes.“

Soweit so gut, bis dahin konnt’ ich’s wohl kapieren, aber jetzt kommt ein aasig schwerer Satz, den mußte ich dreimal lesen, bis dat ich ein’n Streifen Licht am Horizont aufdämmern sah:

„Unter Kultur ist zu verstehen der Überschuß menschlicher Leistungen gegenüber dem zur Bewältigung der baren Lebensnotdurft Erforderten, wenngleich Kultur jederzeit eng verbunden bleibt mit den elementaren Lebensbedingungen.“ Punkt!

Was wollen uns diese Worte sagen? Erstmal nix! So’n Satz fällt ja wohl unter Sprachkultur … Wat ham wer hin und her überlegt. Anton sagte, für ihn wär Kultur in erster Linie, dat er sich morgens unter fließend warm Wasser waschen kann und sich nich wie die armen Leute vor’m 17. Jahrhundert für de Bewältigung seiner Lebensnotdurft draußen ne Kuhle graben muß, sondern schön gemütlich auffem WC mit Heizung an und Fenster auf de Heimatzeitung dabei lesen kann. Dat wär für ihn Kultur in Reinkultur und eng verbunden mit der Bewältigung des Überschusses menschlicher Leistungen … oder wie oder wat.