Warnhinweis

Wickelkommoden & Wickelaufsätze

Alljährlich stürzen viele Kleinkinder in einem unbeachteten Moment vom Wickeltisch. Diese Stürze können weitreichende Folgen haben und wären sehr einfach zu vermeiden gewesen. Denn falls du noch wickelst, kannst du den Wickelplatz mit fortschreitender Entwicklung des Bewegungsdranges auch an einen weiter unten befindlichen Ort verlegen.

Je größer das Kind, desto unabsehbarer sind die Auswirkungen scheinbar nur kleiner, aber mitunter sehr heftiger Bewegungen.

Am sichersten ist es, das Kind am Boden liegend (Decke oder Handtuch unterlegen) und später auf deinem Schoß sitzend bzw. am Boden stehend zu wickeln.

Behalte beim Wickeln auf Wickeltisch, Wickelkommode oder Wickelaufsatz – zum Beispiel, wenn du nach einem feuchten Tuch oder nach einer neuen Windel greifst – stets eine Hand am Körper des Kindes!

Inhalt

Auf los geht‘s los!

Du hast genug vom Wickeln, obwohl die Windelindustrie noch etliche weitere Windelgrößen für dein Kind auf Lager hätte? Dann bist du hier richtig!

Es ist zwar ein Mythos, dass dein Kind wie durch ein Wunder über Nacht sauber wird, aber wenn du dich darauf einlassen möchtest, auf die Signale, die Zeitintervalle und besonderen Bedürfnisse deines Kindes zu achten, bevor es selbstständig auf die Toilette oder den Topf gehen kann, dann wirst du beobachten, dass es auch schon vor dem „offiziellen“ Reifungsalter – ca. zwei Jahre – kontrolliert und regelmäßig kleine und große Geschäfte abgibt. Freilich braucht es hierfür noch deine körperliche Unterstützung, denn ein wenige Monate altes Baby kann weder alleine am Topf sitzen noch sich selber vor dem Gang auf die Toilette entkleiden.

Anders gesagt: Wird es nicht von dir unterstützt, macht es automatisch in die Hose oder das Hosenklo – wie wir Windeln auch nennen wollen –, weil es keine Alternative dazu angeboten bekommt.

Ist der Po deines Kindes noch nicht groß genug für einen genormten Toilettensitz? Kann dein Kind den Weg zur Toilette und retour noch nicht alleine und ohne Pannen bewältigen? Dann ist dein Typ gefragt! Denn hier und anderswo kannst du deinem Kind behilflich sein – und es gleichzeitig schon jene Dinge selbstständig machen lassen, die es sich zutraut.

Doch alles Schritt für Schritt.

Lass dich von anderen Müttern und den mitgehörten Gesprächen am Spielplatz nicht irritieren, wenn du das hierzulande übliche Hosenklo – angeblich zu früh – abzulegen versuchst. Habe vor allem ein großes Ziel vor Augen: die Selbstständigkeit deines Kindes, auch seine Ausscheidungsprodukte betreffend.

Deine Entscheidung lautet daher: Die Windel war gestern.

Bist du noch unsicher? Dann stell dir doch einfach einmal den Alltag ohne Windel vor.

Das soll mal wer verstehen

Eigentlich beißt sich die Katze in den Schwanz: Zuerst soll sich dein Kind an die Windel gewöhnen, und dann am Tag X plötzlich lernen, ohne sie auszukommen. Es soll also die Vorzüge der Windel wieder vergessen und stattdessen eine Reihe von Toilettenfertigkeiten lernen – ohne zu meckern.

Doch zurück zum Anfang, wenn das Baby kommt: Ganz und gar nicht eklig waren da die geringen Ausscheidungsmengen deines Kindes. Dennoch wurden sie von Beginn an weggesperrt und hinter Schloss und Riegel beziehungsweise hinter Plastikfolie und Klebeband gehalten. Du hattest also gar nicht die Chance, auf den Ausscheidungsrhythmus deines Kindes aufmerksam zu werden und bei dieser Gelegenheit festzustellen, dass auch schon ganz kleine Babys nicht unentwegt klein oder groß machen, sondern über weite Strecken komplett trocken und sauber sind.

Damit es dir an Windeln und dem entsprechenden Vorrat nicht mangelt, werden Windeltorten hochgelobt. Und um den Geldbeutel der jungen Familie zu schonen, mutieren sogar die Großeltern zu Jägern: In ihrer Freizeit hechten sie jedem Sonderangebot hinterher, um ja die kostengünstigen Windel-Großpackungen mit 160-Stück-Monatspotenzial zu erwerben.

Wer eine Frühgeburt hatte oder einfach nur ein Leichtgewicht bekommen hat, tut sich im Drogerie- oder Supermarkt zwar schwer, aber ansonsten finden sich Wegwerfwindeln in jeder Größe, beginnend direkt nach der Geburt bis hin zum Grundschulalter. Die Jahre bis zur Inkontinenz werden ausgelassen, doch ab da schließt sich der Kreis.

Für Kinder, die nachts oder tagsüber einnässen, ist der Übergang von der Windel zu Windelhosen fast fließend.

Das ist einerseits gut für jene Kinder, die wegen körperlicher Ursachen einnässen und mit der Windel besser durchschlafen können, aber für jene Kinder, bei denen psychische Komponenten eine Rolle spielen, sind mitwachsende Hosenklos möglicherweise zu wenig Ansporn, um wirklich trocken und sauber zu werden.

Tipp: Noch bist du in der Situation, täglich vier bis sechs Mal die Windel zu wechseln. Bleibe trotzdem gelassen. Dein Kind ist ein intelligentes Wesen und noch dazu höchst anpassungsfähig. Daher wird es, sobald du den Dreh raushast, gerne deiner Einladung folgen, das Hosenklo durch Besseres zu ersetzen.

Solltest du bislang gedacht haben, ein Kind sei die ersten Jahre seines Lebens „undicht“ und würde schon allein deshalb zwangsläufig ein Hosenklo benötigen, dann verabschiede dich von dieser Ansicht. Sie ist nämlich falsch.

Sei offen! Teste, welche der nachfolgenden Anregungen sich für dich eignen.

Sei unbesorgt! Du musst nichts Fremdes ausprobieren. Das, was wir dir empfehlen, tust du ohnehin schon (ein bisschen). Oder zumindest in anderen Bereichen deines Lebens. Es geht nämlich um das gezielte und aufmerksame Beobachten der ausgesandten Signale deines Kindes.

Sei aufmerksam! Wenn du weißt, wie dein Kind tickt, dann verstehst du es besser und kannst deine Bemühungen in puncto Ausscheidungsprodukte in die gewünschte Richtung lenken.

Doch Vorsicht: Druck und Zwang sind der Zugang, von dem wir uns distanzieren.

Früher wie heute: Ohne Moos nix los?

Als Vergleichsobjekt eignet sich an dieser Stelle dein eigener Körper: Schließlich sitzt auch du nicht 24 Stunden täglich auf der Toilette, um tröpfchenweise Urin und grammweise Stuhl abzusetzen. Dies wäre nämlich eine höchst unpraktische und ineffiziente Angelegenheit, und wir Menschen hätten es mit einem solchen Verdauungssystem wohl nicht sehr weit gebracht. Geschweige denn zur Vollbeschäftigung.

Auch würde es überall wie bei einem Musikfestival stinken, wenn die mobilen Klo-Boxen überlaufen. Im Winter – kaum auszudenken! – müsste jeder Zweibeiner wie die meisten Vierbeiner „unten ohne“ gehen, oder man bräuchte Hinterherräumer, wie sie die Kutschenpferde der Mozartstadt haben. Dort fahren Pferdeäpfel-Aufsammler den fotografierenden Touristen hinterher, um das große Pferdegeschäft dezent in einen ans Fahrrad gespannten Mistwagen zu schaufeln.

So bleibt die schöne Altstadt geruchsneutral, denn die romantische Mozartzeit findet beim Thema Pferdemist ein abruptes Ende.

Bereits der Steinzeitmensch und alle Menschen danach hätten ohne die Möglichkeit, gezielt Urin und Kot abzugeben, tagein und tagaus Windeln gebraucht. Sie hätten sie herstellen und entsorgen oder zumindest reinigen und wieder trocknen lassen müssen, da sie sonst an jeder denkbaren Stelle eindeutige Körperflüssigkeiten hinterlassen hätten.

Das wäre nicht nur höchst ekelhaft gewesen, sondern hätte durch die damit verbundenen Körperflüssigkeitsfährten auch Raubtieren Tür und Tor geöffnet.

Am Ende wären unsere Vorfahren und ihr dauerdurchlässiger Nachwuchs gar aufgespürt und aufgefressen worden. Doch Menschen, die dem Raubtier von damals als Frühstück dienten, hätten keine Nachfahren und letztlich auch uns nicht hervorbringen können.

Bei den größeren Leuten mag das mit der eigenständigen Abgabe von Körperflüssigkeiten ja klappen, wirst du vielleicht sagen. Aber die Steinzeitwindel, gab es die nicht doch? So ganz ohne, ging das denn?

Wenngleich Mutmaßungen darüber existieren, dass sehr viel früher sowohl menstruierende Frauen als auch Mütter von Säuglingen und Kleinkindern Moose zum Aufsaugen diverser Körperausscheidungen verwendet haben könnten, so scheint diese Variante als alleinige Sauberkeitsmaßnahme doch fraglich.

Bei den gehörigen Mengen an Flüssigkeit, die allein durch die – in alter Zeit meist mehrere Jahre gestillten – Kinder produziert wurden, hätten Vorgängermenschen massenhafte Vorräte an saugfähigem, trockenem Moos haben müssen. Die angelullten Moose hätte man nur in der Sommersonne an frischer Luft durch UV-Strahlung und Sauerstoff desinfizieren, trocknen und ohne Waschen zur Wiederverwendung aufbereiten können. Das große Geschäft aber bedeutete wohl für jedes Moos einen Universalschaden.

Alles in allem: Ziemlich viel Aufwand, wenn es auch anders geht.

Ganz abgesehen davon, dass windelfähige Moose nicht überall verfügbar waren. Supermärkte gab es nicht, und die Nahrung musste gejagt oder gesammelt werden. Für eine Binden- und Windelkultur, wie wir sie in unserer industrialisierten Gesellschaft beherbergen, war schlichtweg kein Platz.

Wer wäre schon gerne auf flauschigem Moos verhungert, weil er keine Zeit zum Heimbringen echter Beute hatte?

Glaubhafter ist daher, dass bereits die Steinzeitfrau schon wusste, wie sie ihre Körperausscheidungen kontrolliert ablassen und ihr trautes Heim sauber halten konnte.

Sie ging zum Menstruieren in die tiefe Hocke und hat auch ihre – noch unselbstständigen Kinder – an geeigneter Stelle ab- und so die Körperausscheidungen vom Körper ferngehalten. Nur als Zwischenlösung verwendete sie Moose und Co und wusste bereits von Müttern, Tanten und anderen Frauen aus der Gruppe, dass Kinder sehr früh ein gutes Gespür für ihren Körper haben und sich einschlägig mitteilen. Man musste lediglich darauf achten und ihnen beim Auskleiden und Einnehmen bestimmter Ausscheidungspositionen helfen.

Für den Kindertransport besaß die Ur-Frau nicht etwa einen Kinderwagen, sondern trug ihr Baby nah am Körper in einem flauschigen Wärmefell. So war sie unabhängig und spürte unter anderem durch die aufkommende Unruhe und das Anspannen der Bauchmuskeln ihres Kindes genau, dass sich eine Ladung ankündigte.

Weil sie nicht von tausenden Werbebotschaften, Telefon, Internet, Fernsehen und anderem Klimbim abgelenkt wurde, besaß sie ein gutes Gespür für den passenden Zeitpunkt. Sie konnte, Bauch an Bauch mit dem Baby, abschätzen, wann es an der Zeit war, für das Kind den nächsten Busch aufzusuchen. Und nicht selten musste sie dann auch selbst, weil Mama und Baby teils gleich geschaltet waren.