Christoph Obermaier

Zyklische Veränderungen

der modernen Zivilisation und Wirtschaft

Imprint

Christoph Obermaier
Zyklische Veränderungen der modernen Zivilisation und Wirtschaft

published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de

Copyright: © Dr. Christoph Obermaier
ISBN 978-3-7418-2823-2

Lektorat: Dr. Stefanie Obermaier
Konvertierung: sabine abels | www.e-book-erstellung.de

www.zeitanalyse.de
info@zeitanalyse.de

Kurzer Überblick

Einleitung

1. Kapitel: Zum bisherigen Modell der großen Zyklen in der Wirtschaft und dessen Klärungsbedarf

2. Kapitel: Zyklischer Wandel der menschlichen Orientierung – regelmäßig und machtvoll

3. Kapitel: Ausstrahlung des menschlichen Wandels auf die Zivilisation und die Wirtschaft

4. Kapitel: Zyklische Einflüsse auf das Wirtschaftsgeschehen

5. Kapitel: Für ein neues Bild unserer Zukunft: Einflüsse auf Zivilisation und Wirtschaft

1.5. Allgemeiner Charakter des Erklärungsbedarfs

Ausblick: Verwandte Erklärungsprobleme in vielen anderen Disziplinen

An dieser Stelle lohnen noch genauere Seitenblicke zu anderen Zivilisationsbereichen: Denn dort haben wir ganz verwandte Probleme bei der Erklärung des geschichtlichen Prozesses – und seiner Struktur: ob in der Musik, in der bildenden Kunst, in der Politik, im Recht, im politischen und philosophischen Denken, in der Religion, im Design, in der Mode usw. – Auch dort gibt es einen Überhang an „Erklärungsbedarf“. Wer sich den jeweiligen geschichtlichen Ablauf etwas genauer besieht, gelangt rasch zu denkwürdigen und erklärungsbedürftigen Befunden: Auch dort existieren zyklische Vorgänge; auch dort hat der beobachtete Wandel gewissermaßen etwas Mysteriöses. (Warum etwa wandeln sich Stile? Und warum immer zu bestimmten Zeitpunkten?) Dies sollte jeweils den Blick für die vielen schwachen, schludrigen, fehlerhaften, gedankenlosen Erklärungen schärfen, die man uns gerne gibt.

Ausblick: Seiten ein- und desselben Problems?

Aber nun drängt sich eine weitere Frage auf: Handelt es sich jeweils um gesonderte Erklärungsschwierigkeiten – oder gelten sie ein- und demselben Phänomen? Handelt es sich womöglich um dieselben – oder jedenfalls eng miteinander verknüpften – Zyklen? Darauf muss im nächsten Abschnitt eingegangen werden.

Vertiefung: Suche nach einem koordinierenden, impulsgebenden „Megafaktor“

Von diesen Befunden geht ein ungeheurer Erklärungsdruck aus. Denn damit sich derartige Zyklen der Wirtschaft regelmäßig einstellen, müssen vielfältige Vorgänge miteinander koordiniert und korreliert sein. Welcher auslösende Faktor könnte hier am Werk sein? Danach wäre nun zu suchen.

2.7. Anhang: Zu den Phasen im Einzelnen

a) Je besonderer Charakter der Phasen

1950ff (1850ff)
1. Phase

Diese erste Phase des Zyklus bringt eine neue Grundhaltung, die jeweils für ein Jahrhundert vorherrscht (methodisch gut erfassbar – weil deutlich abgesetzt von der Krisenphase davor).

Beispielsweise hatte man ab etwa 1950 eine pluralistisch-tolerante, pragmatische Grundhaltung, die ein funktionierendes Zusammenleben in den Vordergrund stellt – und weltanschaulichen Extremismus verpönte.

Die Grundhaltung

Mit einer neuen Grundhaltung beginnt eine Zeit der Beruhigung, der positiven Beflügelung, des wachsenden Konsenses, der abnehmenden Neigung zur Eskalation.

Zur wirtschaftlichen Bedeutung:

Ergänzung: Typisches Signum der ersten Phase

Wie ergänzend zu bemerken ist, hat diese erste Phase immer ihr besonderes Gepräge, ihr besonderes Signum – woran man sie gut erkennen kann.

Dazu zählt eine (auf die jeweilige Zeit bezogene) typische Mischung aus Modern und Traditionell (Konservativ):

Ein genauerer Blick zeigt jeweils, dass es sich indes um einen „selektiven“ Konservativismus handelt: Man knüpft nurmehr an positive oder positiv (um-)gedeutete Traditionen an. Dies gilt im Geistigen wie in allen anderen Lebensbereichen.

Teil der Makrokrise: Eine analytische Ergänzung: Die Grundhaltungen von 1850 wie von 1950 haben darüber hinaus besondere Eigenschaften – negative Eigenschaften. Denn sie sind nicht stark, nicht grundlegend, nicht orientierend, nicht leistungsfähig genug – um die Orientierungskrise der Moderne (die seit 1815 andauert) zu beenden. Sie wird nur gemildert. – Und da sich jede Nuance der Orientierungsqualität im Lebensgefühl (wie in vielen weiteren menschlichen Merkmalen) niederschlägt, so auch dieses Zu-Wenig an Orientierung: Unschwer lassen sich viele Zeichen eines nicht ganz ausreichenden Behagens feststellen, eines Menschentums, das nicht wirklich im Lot, nicht wirklich entspannt und innerlich sicher ist.

Dennoch viel besser: Andersherum betrachtet, ist jedoch zu sagen: Angesichts der tiefen Orientierungskrise der ersten Jahrhunderthälfte, vollzog man um 1950 eine substanzielle Besserstellung. Sie ist dem Wiederaufgreifen guter aufklärerischer und allgemein menschlicher Werte (und sogar der Bekräftigung politischer Höchstwerte) zu danken. Die Zivilisation wird auf lange Sicht mit günstigen, stabilisierenden Impulsen versorgt.

1960ff (1860ff)
2. Phase

Viele positive Merkmale wie in der ersten Phase setzen sich fort – aber nun nimmt das Interesse an traditionellen Vorstellungen ab.

Zur Wirkung dieser Phase:

Mit ihr vollziehen die Menschen, wie an der kulturellen Erneuerung sichtbar, ein nochmals intensiveres Einleben in die neue Grundhaltung – und deren neue Orientierungswelt. D.h., mit der zweiten Phase wird die Weichenstellung komplettiert, die eine neue Grundhaltung bedeutet. Die frühere Welt (vor 1950) wird mehr und mehr ausgeblendet.

Das zieht eine entscheidende Folgewirkung nach sich: Die Gegebenheiten dieser neuen Orientierungswelt (seit 1950) werden jetzt zunehmend deutlicher erlebt. Am Ende dieser Phase (die nur wenige Jahre andauert) wird man gewahr, dass sie ein entscheidendes Minus an traditioneller Orientierung bietet.

1965ff (1865ff)
3. Phase

Zur Logik

Damit beginnt eine regelmäßig eintretende Orientierungskrise. Denn als Folgeerfahrung der ersten beiden Phasen (die das intensive Sich-Einleben in die neue Grundhaltung mit sich brachten) wird man gewahr, dass die neue Grundhaltung (seit 1950) nicht mehr in der gewohnten Weise zu orientieren vermag:

Am Ende der dritten Phase (bzw. mit Beginn der vierten Phase) wird man eine Revolution vollziehen: Man verzichtet auf die vertrauten Orientierungsansprüche. Der Verlauf der dritten Phase lässt sich als (wendungsreicher, dramatischer) Weg zu diesem Anspruchsverzicht deuten.

Konkretisierung im Falle von 1965ff: Die Menschen tragen immer noch den Anspruch in sich, in einer sinnhaften, sinngebenden, dem Individuum Bedeutung gebenden Gesellschaft zu leben. Weil aber dieses Gefühl brüchig wird – verändert man sein Verhalten. Das führt zu ihrem charakteristischen Verlauf.

Zum Verlauf im Einzelnen:

Zunächst beginnt ein großes Stadium des Aufbruchs. In allen Bereichen des Lebens vollzieht man eine große Modernisierung. – Die Suche nach Neuem (oder Altem, das man wiederentdeckt) ist von einem gemeinsamen Motiv getragen: Man sucht und strebt machtvoll nach einer Erfüllung der bisherigen Orientierungsansprüche (denn man erlebt sie als gegenwärtig zu wenig erfüllt): sei es durch die Intensivierung bisheriger Haltungen, sei es durch die erwartungsvolle Hinwendung zu Alternativen.

Für uns heute mag vieles am damaligen Verhalten naiv erscheinen; doch man war noch nicht die äußerlichere Gesellschaft späterer Zeit; dieser Anspruchsverzicht war erst zu leisten. Die dritte und vierte Phase ist jeweils die Zeit, in der diese ungeheure, psychologisch belastende innere Umwendung (bis hin zum Anspruchsverzicht) geschieht.

Zur Wirkung der Phase: Sie versorgt Gesellschaft, Wirtschaft, Politik mit Innovationen. Sie ist die Phase eines anspruchsvollen Aufbruchs: Man will neue Wege beschreiten, will besser sein als bisher.

Umkippen in stagnativeres Lebensgefühl (1973ff): Eine Anspruchserfüllung traditionellen Typs – das müssen die ZeitgenossInnen immer in dieser Phase feststellen – ist jedoch nicht mehr zu bekommen. Konkret: Die offene Gesellschaft, die man bereits geworden ist, kann nicht zu den Haltungen einer geschlossenen, traditionellen Gesellschaft zurückkehren (jedenfalls nicht im Rahmen der Orientierungswelt von 1950). Denn die Wirkung der neuen Grundhaltung ist übermächtig. Aufgrund dieses Widerstreits zwischen Anspruch und tatsächlicher (Nicht-)Erfüllung kippt das Lebensgefühl schließlich um (1973 bzw. 1873 bzw. um 1773 usw.). So mündet der große Aufbruch in eine lange Hemmung und Stagnation. – Man muss allerdings sehen, dass – so kurz nach der Etablierung einer neuen Grundhaltung – deren Orientierungswirkung längst nicht erschöpft ist; trotz der Orientierungskrise sinkt die Orientierungsqualität nicht wirklich ins Negative – ganz im Unterschied zur (halbanalogen) sechsten Phase.

Diese dritte Phase hat noch eine weitere Wendung bereit. Denn das stagnative Stadium (1973ff) hat, je länger es fortdauert, ein verstecktes „psychologisches Programm“: Man gewöhnt sich allmählich an die Nicht(-mehr)-Erfüllung seiner traditionellen Orientierungsansprüche (Erwartungen). Diese unmerkliche Erfahrung bereitet die nächste Phase vor.

1985ff (1885ff)
4. Phase

Zur Logik: Diese vierte Phase ist die des Anspruchsverzichts: Man gibt die Erwartung einer sinnhaften, individuell sinngebenden gesellschaftlichen Einbindung preis.

Mit der vierten Phase beginnt die zweite Dreiergruppe von Phasen (4-6). Diese weisen, wie skizziert, innere und äußere Ähnlichkeiten zu den je analogen Phasen auf. So bestehen Ähnlichkeitsbeziehungen der vierten zur ersten Phase: Die vierte Phase ist ja die erste Phase der zweiten Dreiergruppe. Mit ihr vollzieht man immer eine (kleine) Neuorientierung – und das erklärt eben ihre Merkmale.

Zur Vertiefung: Allerdings bringt diese Neuorientierung der vierten Phase keine neue Grundhaltung – sondern bestätigt und bekräftigt die bestehende. Sie wird jetzt allerdings sehr ernüchtert aufgefasst – nämlich der früheren traditionellen Erwartungen entkleidet. Das erzeugt u.a. das Gefühl, realistischer geworden zu sein.

Neue innere Enge – aber zugleich neue Freizügigkeit:

Kritik an der Gesellschaft wird jetzt nicht mehr goutiert, man erwartet die Bejahung des Status quo.

Dieser Anspruchsverzicht (auf tiefere Sinnerwartungen) verschafft große neue Freiheit. Aber Verzicht will auch geleistet sein: Latent fühlt man sich belastet. Das Zeitgefühl ist daher eine Mischung aus Befreitsein und Unduldsamkeit: Man hat keinen „Nerv“ mehr für frühere Orientierungsansprüche. Im Falle von 1985ff heißt das:

Zur wirtschaftlichen Bedeutung: Man erlebt mit der vierten Phase das Ende der Stagnationszeit. Die Wirtschaft erhält durch das neue Lebensgefühl eine Belebung. Viele der großen gesellschaftlichen Innovationen der vorausgehenden dritten Phase können jetzt erst voll genutzt werden.

Man sieht also: Nicht die Wirtschaftspolitik Reagans („Reaganomics“) oder Thatchers („Thatcherismus“) „machten“ die Belebung – sie ist immer in der neuen Haltung angelegt. Die prägenden Politiker der Zeit verhelfen zwar der neuen Haltung zum politischen Durchbruch – neben unzähligen anderen ZeitgenossInnen; doch die Haltung wurzelt eben im Orientierungswandel selbst, der sich in ganz vielen Zivilisationsbereichen niederschlägt (und längst nicht nur in der Politik).

Im Falle dieser konkreten Phase 1985ff hatte der neue libertäre Geist einen enormen Impakt auf die Wirtschaft: Man wollte von einer steuernden Wirtschaftspolitik nichts mehr wissen und favorisierte eine Laissez-Faire-Politik.

1995ff (1895ff)
5. Phase

Modernisierung

Typische Modernisierung und Verschlankung:

Die konservative Fassade der Gesellschaft wird (ab etwa 1995) nicht mehr als zeitgemäß empfunden. Es kommt (analog zur zweiten Phase) zur Verschlankung. Diese fünfte Phase ist daher durch eine intensive Modernisierung bestimmt. Konkret: Es erfolgt eine umfassende Ausdünnung von Orientierungspunkten.

Zur konkreten Phase (1995ff):

Seit etwa 1995 hat man somit in einer post-traditionellen Welt gelebt:

Staat, Recht, Moral als Steuerungssysteme werden tendenziell durch die Logik von Märkten als Steuerungselemente ersetzt (sie werden als Orientierungspunkte dramatisch aufgewertet – im selben Grad, in dem die anderen ausgedünnt wurden).

Entsprechend wird die materielle Motivation nochmals stärker gegenüber allen inhaltlichen Beweggründen betont.

Allerdings ist man noch immer gewohnt, dass die zeittypisch vorherrschende Haltung verpflichtend und bindend ist: D.h. die inhaltliche Modernität ist in dieser fünften Phase noch mit einer traditionellen Bindewirkung und Geltung der Gesellschaft verknüpft.

2015ff (1915ff)
6. Phase

Geltungsanpassung: Der nächste logische Schritt gründet auf den Folgeerfahrungen, die sich im Laufe dieser langen fünften Phase (1995-2015) sukzessive einstellten – nämlich einer Geltungsanpassung an die bereits realisierte inhaltliche Modernität. Die post-traditionelle Gesellschaft, die man wurde, spürt ein weltweites Nachlassen der Bindewirkung (Geltung). Und in unserem Fall galt dies nicht nur einzelnen traditionellen Werten, sondern der Bedeutung der Gesellschaft selbst als orientierender, verpflichtender Instanz.

Dadurch kippt eine noch gerade zureichende in eine zu gering werdende (krisenhafte) Orientierungsqualität um (2015ff).

Das erzeugt einen weiteren großen Effekt: ein abnehmendes Erfolgsvertrauen, das man der bestehenden Ordnung entgegenbringt.

Aufbrechende Divergenzen: Zu den einschneidenden Wirkungen gehört eine typische Auffächerung der Auffassungen (wie etwa von politischen Positionen) – es beginnt eine Zeit der Freiheit im Denken und Schaffen und Neu-Erkennen; allerdings ist dies eine Freiheit zum Positiven wie Problematischen.

Vertiefung: Zwischen Schon und Noch-Nicht: Immer in einer sechsten Phase steckt die Gesellschaft in einer spannungsvollen, hochdramatischen „Zwischensituation“ fest:

In der Krisenphase bis dahin sind vielerlei neue und zukunftsweisende Einsichten eben noch nicht im Grundkonsens verankert. Sie fehlen damit – in der Politik, in der Gesellschaft, im Geschäfts- und Wirtschaftsleben, in der Arbeitswelt, in jedem Verband – als Vertrauens- und Funktionsgrundlage des Zusammenlebens und der Kooperation.

Ergänzung: Auf dem Weg in eine schwere Orientierungskrise: Ergänzend ist anzumerken, dass eine Abschwächung der Gesellschaft selbst (als Instanz) eine Besonderheit unseres Orientierungszyklus ist. [In jedem Zyklus sind es je besondere (traditionelle) Orientierungspunkte, die in der fünften Phase an Präsenz verlieren – so dass regelmäßig das „Gesamtpaket“ aus bestehender Grundhaltung und traditionellen Orientierungspunkten zu geringfügig wird – wodurch folglich die krisenhafte sechste Phase eintritt.]

Dass jedoch die Geltung der Gesellschaft selbst infrage gestellt ist, muss als Kennzeichen einer schweren Orientierungskrise gewertet werden.

b) Zeittafel für die 6. Phase (2015-2050)

Bis 2020 rascher, ab 2017 nochmals beschleunigter Übergang in eine neuartige Situation – schließlich Gewahrwerden, wie irreversibel dieser Wandel tatsächlich ist

Frühe 2020er: Sehr abgekühltes Lebensgefühl – dann Beruhigung und Aufschwung

Gegen 2030 Umschlag des Lebensgefühls – da ja die Neuorientierung noch aussteht (die erst um 2050 erfolgen wird); und dies macht sich (nach dem „Zwischenhoch“ der 2020er Jahre) bemerkbar; das Lebensgefühl trübt sich ein.

2030er und 2040er Jahre: Lange Stagnationszeit; latent einsetzende Revolution („stiller Zug“): Man gewöhnt sich daran, dass die bisherigen Orientierungsvorstellungen nicht mehr erfüllt sind (und keine gute Zukunft mehr herbeiführen können). Diese Zeit erzeugt ein übermächtiges Bedürfnis nach Handlungssicherheit und Klärung. Sie mündet in eine

neue Grundhaltung gegen 2050,

mit der sich eine große Besserstellung der Menschen verbindet; dies bewirkt eine gesellschaftliche Konsolidierung und wirtschaftliche Beflügelung.

0.3. Thesen und Folgerungen

Neue Befunde: Wandel der Zivilisation, des Menschen, seiner Orientierung

Ich fasse dies nochmals thesenartig zusammen: Der entscheidende Befund besteht darin,

Erst die Logik des Orientierungswandels erklärt viele jener Verläufe und Strukturen des Wandels, die uns in so vielen Zivilisationsbereichen begegnen – von der Wirtschaft über die Politik bis zu den Kulturgattungen.

Folgerungen für das Bild der Wirtschaft

Dem Autor entgeht nicht, dass sich damit das Bild der Wirtschaft selbst verändert:

  1. Der Prozess der Wirtschaft hat einen hochwirksamen (weil auf das Gesamte der Zivilisation wirkenden) Impulsgeber: den menschlichen Wandel (Orientierungswandel).
  2. Und kaum ein anderer Zivilisationsbereich erscheint dessen prägendem Einfluss gegenüber derart offen zu sein wie die Wirtschaft; denn sie ist mit nahezu allen anderen Lebensbereichen vernetzt, ist „multidisziplinär“, ist allen Facetten des Menschseins ausgesetzt.
  3. Von hier aus eröffnen sich neue Perspektiven der Erforschung der Konjunkturzyklen. Möglicherweise rücken diese – bislang ein eher randständiges Thema – näher ins Zentrum des Faches.

Prognostische Anwendung

Damit verbindet sich auch ein prognostischer Wert. Die am Ende dieses E-Books dargestellten Zeittafeln (für die kommenden Jahre wie Dekaden) stellen – wirtschaftsbezogen – Anhaltspunkte zum menschlichen Wandel und Zivilisationswandel zusammen. Sie mögen sowohl zur Orientierung als auch zur kritischen Überprüfung dienen.

Dieser Aufsatz ist insofern der Beginn eines nie endenden Projekts: um die vorgebrachten Modelle mit dem Zukunftsverlauf, so wie er eintritt, abzugleichen. Oder anders gewendet: um diese heranzuziehen, um seine Zeitsituation zu analysieren.

3.2. Einwirkung des menschlichen Wandels als Prozess

a) Mehr-Ebenen-Modell des Wandels – und seine Bedeutung

Kurze Vorbesinnung: Direkter Zugang – Mehr-Ebenen-Modell

Wie in diesem Kapitel dargelegt, hat der Orientierungswandel (menschliche Wandel) die Eigenschaft, unterschiedlichste Bereiche der Zivilisation „parallel“ zu erfassen. Er hat überallhin „Immediatzugang“: Er kann alle Aspekte des Lebens und des Zusammenlebens auf direktem Weg erreichen.

Der Orientierungswandel (menschliche Wandel) liegt nämlich auf einer eigenen Ebene des geschichtlichen Geschehens. Und noch differenzierter ließe es sich so darstellen:

Oder, in anderer, bereits geläufiger Darstellungsform:

Orientierungswandel → menschlicher Wandel → Bereiche der Zivilisation

Vertiefung: Vorzüge der neuen Erklärung