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Das Designbüro

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Der Begriff des Grafikdesigns tritt – ähnlich wie der verwandte Begriff der Werbung – ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Zunächst in Deutschland meist als „Gebrauchsgrafik“ bezeichnet, etabliert es sich vor allem durch das Bauhaus bald als eigenständige Disziplin. Der Beruf des Kommunikationsdesigners vereinigt heute in dieser Tradition technische, künstlerische und wirtschaftliche Aspekte. Das Designbüro ist mit einer Mitarbeiterzahl zwischen zwei und zwanzig die klassische Arbeitsform von Designern. Das Designbüro wird stark durch den oder die Inhaber – fast immer studierte Designer – geprägt. Der Firmenname besteht daher meist aus den Nachnamen. Eine ergänzende Firmierung zeigt den intellektuellen Habitus: „Studio“, „Atelier“, „Bureau“ oder ähnlich hochtrabende Begriffe sollen darauf hinweisen, dass hier Wissensarbeiter am Werk sind. Denn das Designbüro nimmt für sich in Anspruch, keinesfalls nur oberflächliches „Styling“ zu betreiben, sondern verständnisfördernde Kommunikation zu gestalten.

Das Designbüro liebt Gebäude mit „Charme“: alte Villen oder Burgen, Lagerhäuser am Hafen oder ausgediente Industriebauten. Die Räume sind groß, sparsam möbliert und ohne Dekoration. Nichts soll hier die Konzentration stören. Die „klösterliche“ Aura, die es deshalb manchmal verströmt, findet auch in der Lebens- und Arbeitsweise ihren Ausdruck. Seinen Beruf versteht das Designbüro als Berufung und unterscheidet nicht groß zwischen Arbeit und Freizeit. Dennoch pflegt es einen strengen Rhythmus mit festen Ritualen – wie der feierlichen Zubereitung und dem andächtigen Genuss von grünem Tee.

Die typische Kleidung zeugt ebenfalls von einer gewissen Strenge: schwarze Rollkragenpullover oder dunkle Hemden, schlichte Anzüge oder Kleider – natürlich alles aus besten Stoffen. Die Vorliebe für hochwertige Materialien und reduzierte Ästhetik zeigt sich auch bei Briefbogen und Visitenkarte – bestes Feinpapier und ausgefeilte Typografie, meist jedoch nur einfarbig bedruckt. Auch die Website ist klar gegliedert und mit Vorliebe weiß. Hier zeigt das Designbüro vor allem Arbeitsbeispiele und legt in prägnan- ten Sätzen seine Gestaltungsphilosophie dar.

Das Designbüro ist in der Regel eine Personen- und keine Kapitalgesellschaft – eine typische Unternehmensform ist die GbR. Seine Tätigkeit übt es meist freiberuflich und nicht als Gewerbe aus, da für Freiberufler unter anderem die Bilanzpflicht und die IHK-Mitgliedschaft entfallen. Deshalb beschränkt sich das Designbüro auf die Entwurfsleistung. Gewerbliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel Druck oder Programmierung, übernehmen Dritte, die ihre Rechnungen direkt an Sie als Auftraggeber stellen. Gerne übernimmt das Designbüro aber für Sie die Kommunikation mit diesen Dienstleistern. Abgerechnet wird üblicherweise nach Stunden- oder Tagessätzen. Das Designbüro versteht sich als Schöpfer im Sinne des Urheberrechts und berechnet neben dem Honorar Nutzungsrechte. Je größer das Verwendungsgebiet und je länger die Nutzungsdauer, desto höhere Lizenzgebühren fallen an. Bei einer Nutzung über den vereinbarten Rahmen hinaus fallen erneut Lizenzgebühren an. Somit geht das Designbüro mit in das unternehmerische Risiko und partizipiert dafür am Erfolg des geschaffenen Werks.

Stärken

Gute Gestaltung

Für das Designbüro steht die Ästhetik und die Gestaltungsqualität im Mittelpunkt des Schaffens. Es wird versuchen, Ihre Kernbotschaft bestmöglich herauszuarbeiten, auf den Punkt zu bringen und mit viel Liebe zum Detail und ästhetischem Feingefühl umzusetzen.

Vielseitige Betrachtungsweise

Designer mit einer fundierten Ausbildung tendieren zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise. Sie verfügen über ein breites Wissensspektrum und eine gute Allgemeinbildung. Sie können sich meist schnell in ein Thema einarbeiten und darüber hinaus historische, philosophische und künstlerische Aspekte in ihre Arbeit einfließen lassen.

Design als Prozess

Das Designbüro versteht Gestaltung meist als dialogischen Prozess. Als Auftraggeber werden Sie also mitarbeiten müssen, bekommen aber dafür weit mehr als nur „Zuckerguss“. Durch den bewussten Gestaltungsprozess und die reflektierte Herangehensweise kann das Designbüro herausragende Ergebnisse erzielen, die Ihr ganzes Unternehmen beeinflussen. Dies kann helfen den Blickwinkel Ihrer Kunden anzunehmen und so auch außerhalb des konkreten Projektauftrags zu neuen Impulsen, zum Beispiel neuen Produktideen, führen.

Schwächen

Detailverliebte Feingeister

Das Diktum, dass das Detail das Ganze prägt, gilt besonders für das Kommunikationsdesign. Jedoch können die Betrachtung kleinster Gestaltungsfinessen und mikrotypographische Einzelheiten den Entwurfsprozess erheblich in die Länge ziehen. Sie müssen damit rechnen, dass dem Designbüro unter Umständen die „richtige“ Typografie wichtiger ist als das Herausstellen von Produktvorteilen. Designer sind Feingeister und schnell verschreckt, wenn allzu plakativ und grobschlächtig vorgegangen werden soll. Versuchen Sie, das Designbüro für Ihr Produkt zu begeistern und zeigen Sie Anerkennung für die Detailliebe.

In Schönheit sterben

Die Fokussierung auf Ästhetik kann dazu führen, dass die Lösung der eigentlichen Aufgabe in den Hintergrund gerät. Mit einem klaren Briefing schaffen Sie eine gute Grundlage dafür, damit das Designbüro das Wesentliche nicht aus dem Auge verliert.

Schielen auf Auszeichnungen

Das Designbüro vermarktet sich unter anderem durch errungene Auszeichnungen. Dementsprechend werden Auf- träge auch mit Blick auf Wettbewerbe gestaltet. Dort gelten jedoch nicht unbedingt die gleichen Kriterien wie „in der Welt“, bzw. in Ihrer Branche. Nutzen Sie die Motivation, die mögliche Auszeichnungen wecken und lassen Sie Gestaltungsspielräume zu.

Chancen

Schönheit zieht mehr als zehn Ochsen

Das alte schottisches Sprichwort kann auch für Ihre Kommunikation gelten. Mit gut gestalteten Katalogen und Prospekten werden Sie mehr Aufmerksamkeit für Ihre Produkte erzielen. Wirklich herausragende Arbeiten können darüber hinaus durch Auszeichnungen, gewonnene Preise und mediales Echo zusätzlich weitere positive Effekte jenseits der urspünglich geplanten erzielen.

Ungewöhnliche Realisierungsideen

Das Designbüro liebt das Besondere. Erlauben Sie ihm daher auch bei der Realisierung Ungewöhnliches: Ein etwas anderes Format, ungewöhnliches Papier und eine Veredelung – so hebt sich Ihre Broschüre schon auf den ersten Blick deutlich von den DIN-A4-Standardprospekten Ihrer Wettbewerber ab. Je größeren Spielraum Sie einräumen, desto ungewöhnlicher kann die Umsetzung werden.

Komplexität reduzieren

Das Designbüro ist darauf trainiert, komplizierte Zusammenhänge zu erfassen und Komplexität zu reduzieren. Als Betriebsfremder und unbelastet von der internen „Politik“ kann es Unstimmigkeiten und fehlende Konsistenz, zum Beispiel in Ihrem Produktportfolio, oft sehr schnell erkennen. Das Designbüro kann Ihnen helfen, hier zu strukturieren und logisch nachvollziehbare Systeme zu schaffen.

Risiken

Große Linie statt „mal eben schnell“

Das Designbüro liebt klare Linien und den großen Wurf. Wer hier nur eine Broschüre oder Anzeige will, muss damit rechnen, ein komplett neues Erscheinungsbild zu bekommen. Vor allem bei der ersten Zusammenarbeit sollte ein Auftrag aber schon einen gewissen Mindestumfang haben, damit das Designbüro sich auf Sie und Ihre Wünsche einstellen kann.

Alleinvertretungsanspruch

Das Designbüro würde am Liebsten alles von A bis Z selbst gestalten. Das kann bei der Zusammenarbeit mit anderen kreativen Dienstleistern zu Reibereien führen. Zum Beispiel wenn die Internet-Agentur es wagt – ohne Rücksprache! – mit Schatten und Verläufen zu arbeiten. Oder die Werbeagentur eine andere Schriftart als die Hausschrift bei einer Anzeige verwendet. Das würde ja das einheitliche Erscheinungsbild gefährden! Und viele Köche verderben bekanntlich sowieso den Brei.

Wirtschaftliche Kompetenz

Viele Designausbildungsstätten leiten sich aus der Tradition der Werkkunstschulen ab – und manche sehen sich bis heute so: handwerklich-künstlerisch. Das Thema „Wirtschaft“ kommt in der Ausbildung meist nur sporadisch vor. Und manche Designer fassen das Thema auch später nur mit spitzen Fingern an – solide Kalkulationen und kaufmännisches Grundwissen können Sie leider nicht immer voraussetzen.