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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© spomedis GmbH, Hamburg 2015

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Lektorat: Anna Gutjahr
Layout und Satz: Melanie Trommer
Fotos: siehe Bildnachweis

ISBN 978-3-95590-088-5

http://www.spomedis.de

Vorwort

Vorwort

Warum Männer Triathlon
machen und Frauen nicht –
und wie sich das mit diesem
Buch ändern soll

Büro – Haushalt – Familie.

Arbeiten – putzen – kochen.

Von wegen Triathlon ist nichts für Frauen!

Schon seit einigen Jahren spukte der Gedanke in unseren Köpfen herum, gemeinsam ein Buch zu schreiben, weil wir mehr Frauen für Triathlon – unseren schönen, vielseitigen, gesunden Sport – begeistern wollen. Es war auf einer langen Radausfahrt. Wenke war damals mit ihrer ersten Tochter Josephine schwanger und hoffte, irgendwann einmal wieder an ihre Leistungen anknüpfen zu können. Nicole hatte bereits unter Beweis gestellt, wie gut sich Familie und Hochleistungssport unter einen Hut bringen lassen. Wir sprudelten nur so vor Ideen, was unbedingt in unser Buch hineinsollte. Im Nu hatten wir zig Argumente zusammengetragen, warum Triathlon für Frauen ein optimaler Sport ist, egal ob jung oder alt, dick oder dünn, mit Leistungsambitionen oder einfach nur zum Spaß. Gleichzeitig stellten wir uns die Frage: Weshalb sind dann nur knapp 20 Prozent der Teilnehmer an Triathlonwettkämpfen Frauen? Woran liegt es, dass sich die Frauen nicht trauen?

Je intensiver wir auf Ursachenforschung gingen, desto vielfältiger wurden die Vorbehalte, die uns andere Frauen nannten:

Daran habe ich noch nie gedacht, würde ich das überhaupt durchhalten?

Mir fehlt schon die Zeit, um eine Sportart zu trainieren. Wie schaffe ich dann drei?

Ich mache Sport nur als Ausgleich zum Alltagsstress. Wettkämpfe mag ich nicht.

Ich brauche all meine Energie für Kinder, Familie und die Arbeit.

Ich komme nicht gegen meinen inneren Schweinehund an.

Meine guten Vorsätze halten oft nicht lange.

Es ist nicht so, dass Frauen beim Erfinden von Ausreden kreativer wären als Männer. Vielleicht aber weniger egoistisch, wenn es um die eigenen Bedürfnisse geht? Oder einfach nicht ehrgeizig genug, um sich auch noch in der Freizeit mit anderen zu messen?

Wir kennen viele Frauen, die gerne Sport machen, weil sie Spaß an der Bewegung haben. Eine halbe Stunde laufen? Kein Problem. Ein Fahrrad im Keller ist meistens auch vorhanden. Und schwimmen hat wohl jeder irgendwann mal gelernt. Man braucht nicht viel, um startklar zu sein, und aus eigener Erfahrung können wir nur sagen: Es lohnt sich, raus in die Natur zu gehen und das zu machen, was jeder seit Kindertagen beherrscht. Triathlon gehört zum Gesündesten, was man für Körper und Geist tun kann.

Es gibt nichts Besseres, als an einem Sommermorgen auf dem Rennrad zu sitzen und dem Surren der Reifen und dem Zwitschern der Vögel zu lauschen, im Winter über frischen Schnee zu laufen, der unter den Schuhsohlen knirscht, oder im Schwimmbad beinahe schwerelos durch warmes Wasser zu gleiten. Allein mit sich, seinen Gedanken und dem Gefühl, abschalten zu können und einen klaren Kopf zu bekommen. Das ist Wellness für die Psyche! Aber ihr werdet auch schnell merken, dass ihr eurem Körper Gutes tut: Der Bauch wird kleiner, die Arme und die Beine fester, der Po knackiger. Triathletinnen sehen super aus, denn es gibt nur wenige Sportarten, die den Körper rundherum so gut trainieren und formen. Euer Selbstbewusstsein wird durch die Decke gehen!

Wer ausprobiert, wie es ist, die drei Sportarten aneinanderzureihen, wird merken, dass die Lust auf mehr von alleine kommt. Irgendwann zum ersten Mal am Start eines Triathlons zu stehen – das ist wie die Kirsche auf der Torte oder das Kakaopulver auf dem Cappuccino. Ganz zu schweigen von dem Gefühl, die Ziellinie zu sehen; nach drei kleinen Wettkämpfen etwas Großes zu vollenden, vor den Augen von Freunden, Familie, Kollegen.

Wir wollen euch mit diesem Buch dabei helfen, schon bald auch zu denen zu gehören, die sagen: Ich kann Triathlon! Ich bin ein Finisher!

Wenke Kujala & Nicole Leder

Kapitel 1   Wie geht Triathlon? Eine Einführung

Kapitel 1
Wie geht
Triathlon?
Eine Einführung

Kannst du schwimmen?
Kannst du laufen?
Hast du ein Fahrrad?

Einsteiger fragen – Profis antworten

Beim Stichwort „Triathlon“ denke ich sofort an den Ironman: Das ist doch Wahnsinn, das schaffe ich niemals ...

Wenke Genau so ging es mir anfangs auch. Ich kannte Triathlon nur aus dem Fernsehen und der jährlichen Zusammenfassung vom Ironman Hawaii. Es war für mich unvorstellbar, diese Distanzen zu bewältigen. Fasziniert hat mich das Thema allerdings schon, und als ich dann ein bisschen recherchiert habe, kam ich schnell darauf, dass es auch kürzere Distanzen gibt, an denen man sich erst einmal versuchen kann. Heute gibt es noch viel mehr unterschiedliche Formate.

Nicole Für mich verkörpern gerade die vielen kleineren Veranstaltungen, die es heute fast in jeder Stadt gibt, den Spirit des Triathlons. Eine familiäre Atmosphäre und der Spaß an der Bewegung in der Natur stehen dabei im Vordergrund. Diese Wettkämpfe gehen meist über kurze Distanzen, die jeder bewältigen kann.

Wie viele Triathleten gibt es überhaupt?

Nicole & Wenke In Deutschland gehen Schätzungen davon aus, dass 200.000 bis 250.000 Menschen Triathlon machen oder gemacht haben. Es ist ein moderner, ein trendiger Sport, der immer noch wächst. Mittlerweile gibt es zwischen Flensburg und Zugspitze mehr als 500 Triathlonveranstaltungen im Jahr. Die Länder, in denen Triathlon zu den populärsten Sportarten zählt, sind England, Australien, Neuseeland und die USA. Wer dort Ausdauersport betreibt, macht oftmals auch Triathlon oder hat auch schon mal an einem Rennen teilgenommen. Wie schnell der Einzelne dabei ist, spielt überhaupt keine Rolle. Dabei sein ist alles.

Warum wollt ihr, dass mehr Frauen Triathlon machen?

Wenke Triathlon ist einfach ein toller Sport! Er ist abwechslungsreich, er hält fit und jung und macht belastbar. Das Training ist weder eintönig noch zu belastend für den Körper. Wenn es nach mir ginge, sollte es Sport auf Rezept geben. Sport beugt vielen Zivilisationskrankheiten vor, ob Burn-out, Diabetes oder Übergewicht. Von Krankenkassen und Ärzten werden drei bis fünf Stunden sportliche Betätigung in der Woche empfohlen. Da bietet sich Triathlon an. Durch meine Kinder habe ich viele andere Mütter kennengelernt. Viele von ihnen leisten Unglaubliches: Sie sind für ihre Kinder da, sie gehen meist einer geregelten Arbeit nach, schmeißen den Haushalt und vergessen dann leider oft sich selbst. Dabei sind Mütter doch Vorbilder für ihre Kinder! Wer neben den familiären und beruflichen Verpflichtungen auch noch ein Hobby pflegt, der zeigt dem Nachwuchs zugleich, wie wichtig das ist, und wie viel Kraft und Energie man daraus ziehen kann.

Nicole Auch wenn ihr einen stressigen Job habt und viel Zeit mit Arbeiten verbringt, bietet Triathlon einen abwechslungsreichen Ausgleich. Das Dilemma unserer modernen Gesellschaft ist, dass wir uns zu wenig bewegen, weil wir immer öfter vorwiegend sitzen: während der Arbeit im Büro, in der Freizeit vor dem Fernseher oder Computer, auf Geschäftsreisen im Zug oder Flugzeug, auf dem Weg zum Einkaufen oder zur Arbeit im Auto. Das hat natürlich Folgen: Immer früher leiden Menschen unter Rückenproblemen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Viele haben auch mit Übergewicht zu kämpfen. Nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes war im Jahr 2013 jeder zweite Erwachsene in Deutschland übergewichtig. Das betraf vor allem Männer (62 Prozent), aber auch 43 Prozent der Frauen brachten zu viel auf die Waage. Triathlon mit seinen drei gesunden Grundsportarten ist geradezu ideal, um etwas dagegen zu tun.

Weshalb sollte ausgerechnet ich mit Triathlon anfangen?

Wenke Warum solltest gerade du nicht mit Triathlon beginnen? Es gibt keinen Grund, es nicht zu tun. Wer ist nicht gern fit und belastbar? Wer ist nicht gern an der frischen Luft? Wer ist nicht stolz, wenn er etwas erreicht hat?

Wie finde ich heraus, ob diese Sportart überhaupt für mich geeignet ist?

Nicole & Wenke Kannst du schwimmen? Kannst du laufen? Hast du ein Fahrrad? Wenn Du diese Fragen mit ja beantworten kannst, dann ist Triathlon auch etwas für dich. Natürlich dürfen keine schwerwiegenden medizinischen Gründe dagegensprechen, dass du Ausdauersport machst. Aber selbst Diabetiker nehmen an Triathlonwettbewerben teil – natürlich in enger Absprache mit ihrem Arzt.

Ist Triathlon nicht viel zu zeitaufwendig neben Beruf und Familie?

Wenke Natürlich kann man viel Zeit in den Sport investieren, man kann Triathlon aber auch mit relativ wenig Aufwand betreiben und die Familie einbeziehen. Ich kann durchaus ein Läufchen machen, wenn mich mein Kind oder meine Kinder auf dem Rad begleiten. Ich kann wunderbar einen Lauf oder eine Radtour mit meinem Partner unternehmen oder aber die Zeit, in der mein Kind einen Schwimm- oder Tanzkurs macht, für mein Training nutzen. Letzten Endes ist der Sport eine Investition in die eigene Gesundheit. Und was die einem wert ist, kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich investiere meine Zeit lieber in sportliche Aktivitäten, als sie später im Wartezimmer eines Arztes zu verbringen.

Nicole Unser Buch beschäftigt sich nicht mit leistungsbezogenem Training. Wir reden über drei bis fünf Stunden Bewegung in der Woche und verraten Tipps und Tricks, wie die selbst in einem vollgestopften Terminkalender unterzubringen sind. Gerade in einer Zeit, in der schon in der Schule Sport und Bewegung viel zu kurz kommen, sollten wir dem Nachwuchs ein gutes Vorbild sein.

Aber die ganze Ausrüstung ...
Ich will mir doch nicht extra ein Rennrad kaufen.

Nicole & Wenke Du musst dir kein neues Rennrad kaufen. Du kannst das Fahrrad nehmen, das du schon im Keller oder im Schuppen stehen hast. Und was benötigst du sonst? Einen Badeanzug und eine Schwimmbrille, Laufschuhe, Laufhose und ein Laufshirt. Und natürlich einen Fahrradhelm. Und wer hat das meiste davon nicht sowieso schon zu Hause im Schrank?

Und was mache ich gegen meine Angst, mich ganz furchtbar zu blamieren?

Wenke Das kann ich zwar verstehen, aber diese Angst ist absolut unbegründet. Mit Triathlon fangen heute sogar Leute ganz ohne sportliche Vorerfahrungen an. Du willst dich doch nicht mit den Profis messen! Du möchtest etwas für dich tun, vielleicht sogar mit Freunden oder dem Partner.

Nicole Ein wenig Respekt vor Dingen, die man noch nie zuvor getan hat, ist völlig normal. Mir ging es in den letzten Monaten ähnlich: Ich habe mit dem Mountainbikefahren angefangen und erstmals an Rennen teilgenommen. Das war neu für mich und bei dem Gedanken daran haben mich schon auch Zweifel beschlichen. Aber dann habe ich schnell festgestellt, dass man nie allein ist und viel Unterstützung bekommt von Mitstreitern. Wichtig ist, den ersten Schritt zu machen. Alles andere kommt von allein.

Ist Triathlon gesund?

Wenke Ja, solange man es nicht übertreibt. Triathlon ist ein sehr effektives Ganzkörpertraining. Wer Triathlon macht, stärkt sein Herz-Kreislauf-System und sein Immunsystem, regt den Stoffwechsel an und beugt Gefäßerkrankungen vor. Auch ganz wichtig für Frauen: Die Knochen werden durch das Training gestärkt, damit sinkt die Anfälligkeit für Osteoporose.

Nicole Durch die Kombination der drei Sportarten kommt es selten zu Überlastungen des Bewegungsapparates. Zudem sind Schwimmen und Radfahren sehr gelenkschonend. Damit können sich auch Frauen, die vielleicht ein paar Kilos mehr auf den Rippen haben, eine sehr gute allgemeine Fitness erarbeiten.

Welche Distanz ist die richtige für mich, wenn ich noch nie Triathlon gemacht habe?

Nicole & Wenke Zum Einstieg empfehlen wir die Volksdistanz (siehe Kasten unten). Oftmals werden auch Triathlonwettbewerbe mit noch kürzeren Strecken angeboten, zum Beispiel 200 Meter Schwimmen – 10 Kilometer Radfahren – 2,5 Kilometer Laufen. Diese Distanz ist ideal zum Reinschnuppern. Außerdem gibt es mittlerweile bei vielen Veranstaltungen die Möglichkeit, sich erst einmal in einer Staffel auszuprobieren. Dabei teilen sich drei Teilnehmer einen Triathlon: Einer schwimmt, einer fährt Rad, einer läuft. An der Seite von Freunden, Arbeitskollegen oder auch Familienmitgliedern ist es vielleicht einfacher, allen Mut zusammenzunehmen und in den Sport hineinschnuppern. Die meisten sind danach schon mit dem Triathlonvirus infiziert und wollen dann auch mal allein ein komplettes Rennen absolvieren.

 

Die verschiedenen Triathlondistanzen

 

Schwimmen

Radfahren

Laufen

Volksdistanz

500 m

20 km

5 km

Sprintdistanz

750 m

20 km

5 km

olympische Distanz

1,5 km

40 km

10 km

Mitteldistanz

1,9 km

90 km

21,1 km

Langdistanz (z. B. Ironman)

3,8 km

180 km

42,195 km (Marathon)

Die Geschichte des Triathlons

Wurzeln in Frankreich

Viele meinen, dass die Wiege des Triathlonsports auf Hawaii steht, wo der Ironman erfunden wurde. Aber das stimmt nicht. Seine Anfänge nahm die Erfolgsstory wohl schon 1920 in Frankreich, jedenfalls stammen aus dieser Zeit die ersten Berichte in den Archiven. Damals schrieb die Zeitung „L’Auto“ über einen eigentümlichen Sportwettbewerb in der Region Île-de-France bei Paris, bestehend aus einem 3-Kilometer-Lauf, einem Radrennen über 12 Kilometer und der Überquerung des Flusses Marne. Wie schwer sich die Beobachter der Szenerie damals taten, dem Treiben einen passenden Namen zu geben, zeigen die verschiedenen Bezeichnungen, die für diesen Wettbewerb kursieren: „Les Trois Sports“ (Die drei Sportarten), „La Course des Débrouillards“ (Das Rennen der Pfiffikusse) oder auch „La Course des Touche à Tout“ (Das Rennen der Tausendsassas). Einige Enthusiasten in Frankreich widmeten sich zwar auch in den folgenden Jahren ihrer ausdauernden Betätigung, doch die Zahl der Skeptiker war größer als die Zahl jener, die sich für „Les Trois Sports“ begeisterten.

Mythos Hawaii

Seinen Durchbruch erlebt der Ausdauerdreikampf erst gut fünfzig Jahre später im Süden Kaliforniens. Am 24. September 1974 organisierten die beiden Amerikaner Jack Johnstone und Don Shanahan in der Lagune vor San Diego ein Rennen über 6 Meilen Laufen (9,7 Kilometer), 5 Meilen Radfahren (8 Kilometer) und 500 Yards Schwimmen (457 Meter). „Mission Bay Triathlon“ nannten sie ihr „Baby“, und immerhin 46 Mutige wagten sich an den Start. Unter ihnen war der Marineoffizier John Collins, der auch seine Frau Judy und seine beiden Kinder überredete, an dem Wettkampf teilzunehmen. Vier Jahre später gehörte Collins zu den Gründern des Ironman auf der Pazifikinsel Hawaii. Angeblich sollen er und seine Navy-Kameraden darüber gestritten haben, ob Schwimmen, Laufen oder Radfahren fitter macht. Den Beweis sollte die Kombination aus drei Wettkämpfen liefern: dem Waikiki Roughwater Swim über 3,8 Kilometer, dem Around Oahu Bike Race über 180 Kilometer und dem Honolulu-Marathon über 42,195 Kilometer. „Whoever finishes first, we call him the Ironman“ (wer auch immer zuerst ins Ziel kommt, wir nennen ihn den Eisenmann), versprachen die Organisatoren den 15 Teilnehmern, die am 18. Februar 1978 an den Start gingen. Zwölf Männer kamen ins Ziel, der Sieger, ein Taxifahrer, brauchte 11:46:58 Stunden für die Quälerei.

Was anfangs einer Schnapsidee gleichkam, entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte. 1980 wurde das Rennen erstmals von der amerikanischen Fernsehgesellschaft ABC übertragen, 1981 gab es die erste ZDF-Reportage. Die Triathlonwelle war nach Deutschland geschwappt. Auf einen Sieg auf Hawaii mussten die deutschen Triathleten bis 1997 warten. Dann aber enterten sie das Siegerpodest gleich komplett: Thomas Hellriegel gewann vor Jürgen Zäck und Lothar Leder. Das legendenumwobene Rennen der „Eisenmänner“ auf Big Island ist bis heute der spektakulärste und bekannteste aller Triathlonwettkämpfe. In Deutschland sind die größten Rennen auf der Langstrecke der Ironman in Frankfurt und die Challenge Roth.

Kurzdistanz

Rennen über die Kurzdistanz etablierten sich in den 1980er-Jahren. Seit 1989 gibt es auch da Weltmeisterschaften. Mit der Aufnahme ins olympische Programm wurde die Kurzstrecke in olympische Distanz umgetauft. Bei den Sommerspielen 2000 feierte Triathlon seine umjubelte Olympia-Premiere – vor einer Traumkulisse im Hafen von Sydney. Heute gilt der Hamburg Triathlon als populärstes und weltweit größtes Kurzstreckenrennen. Rund 10.000 Hobbyathleten und Profis gehen jedes Jahr im Juli in der Hamburger Innenstadt an den Start.

Die Rolle der Frauen

Triathlon ist ein Sport, in dem Frauen von Anfang an gleichberechtigt starten durften, im Gegensatz zu anderen Sportarten, wo Frauen manchmal lange um ihre Anerkennung kämpfen mussten. In der Leichtathletik zum Beispiel war bis 1967 die längste zugelassene Laufstrecke für Frauen die über 800 Meter. Erst seit 1972 sind Frauen offiziell bei Marathonrennen startberechtigt, und bei den Olympischen Spielen hielt die Gleichberechtigung über die 42,195 Kilometer erst 1984 in Los Angeles Einzug. Bei der Triathlonweltmeisterschaft auf Hawaii werden bei Männern und Frauen die gleichen Preisgelder gezahlt, lediglich bei der Zahl der Startplätze für die Profis kämpfen die Frauen noch um eine Gleichbehandlung.

Lemaire und die „Drama-Queen“

Bereits ein Jahr nach der Gründung des Ironman auf Hawaii wagte sich die erste Frau an die Startlinie. Lyn Lemaire aus Boston, die schon bei Radrennen Wettkampferfahrung gesammelt hatte, sorgte mit Platz 6 unter den insgesamt 15 Teilnehmern für Furore. Sie ging als erste „Ironwoman“ in die Geschichte ein. Und wie es sich für echte „Drama Queens“ gehört, schrieben die Frauen auch in den folgenden Jahren Schlagzeilen. 1982 schleppte sich Julie Moss, in Führung liegend, in Richtung Ziel. Die Kalifornierin war völlig dehydriert, kurz vor dem Ziel kollabierte sie und musste Kathleen McCartney noch vorbeiziehen lassen. Doch Moss gab nicht auf. Mit letzter Kraft und auf allen vieren krabbelte sie unter dem Jubel der Umstehenden als Zweite über die Ziellinie. Diesen unter die Haut gehenden Zieleinlauf verfolgten Millionen Zuschauer aus vielen Ländern live im Fernsehen. Julie Moss schaffte es auf Hawaii zwar nie wieder auf das Podium, doch ihr spektakulärer Sieg über sich selbst wurde zu einer Inspiration für viele Triathleten. 1994 wurde sie als erste Frau in die „Ironman Hall of Fame“ aufgenommen.

Die Dauerbrenner

Welche Ausdauerqualitäten Frauen haben, das zeigten in den kommenden Jahren auf Hawaii auch die Dauerbrenner der Szene. Die aus Simbabwe stammende Paula Newby-Fraser stand 1985 erstmals auf dem Podium und ging bis 1996 achtmal als Siegerin des Rennens hervor. „Queen of Kona“ wurde sie genannt, doch Newby-Fraser spielte auch bei anderen Rennen Katz und Maus mit der Konkurrenz. 1994 stellte sie beim Ironman Europe in Roth in 8:50:53 Stunden eine Weltbestzeit auf – sie blieb 14 Jahre lang unangetastet.

Als erste Europäerin triumphierte Natascha Badmann auf Hawaii. Ihrem ersten Weltmeistertitel 1998 ließ die Schweizerin fünf weitere folgen. Dabei war ihr Einstieg in den Sport eher untypisch. Sie war schon mit 17 Mutter geworden und kam erst mit 23 Jahren zum Triathlon – als übergewichtige Sekretärin, von der damals niemand ahnte, dass sie einmal über Jahre die Szene auf der Langdistanz bestimmen würde.

Eine weitere Ausnahmetriathletin war Chrissie Wellington. Die Engländerin war 2007, 2008, 2009 und 2011 auf Hawaii nicht zu bezwingen. Insgesamt stehen sage und schreibe 13 Langdistanzsiege in ihrer Vita. 2009 verbesserte sie auf Hawaii in 8:54:02 Stunden den 17 Jahre alten Streckenrekord von Newby-Fraser. Nur 22 Männer waren damals schneller als Wellington. 2011 setzte sie bei der Challenge Roth noch einen drauf und stellte in 8:18:13 Stunden einen Fabel-Weltrekord auf.

Mortier und Dittmer Wegbereiter

Auf der Kurzstrecke gaben die Frauen, genau wie die Männer, in Sydney ihre Olympia-Premiere. Die erste Olympiasiegerin war Brigitte McMahon, eine ehemalige Schweizer Meisterin im Rückenschwimmen. Als Wegbereiterin für die deutschen Triathletinnen gilt Simone Mortier. Die ehemalige Kunstturnerin aus Würzburg war von 1988 bis 1994 mehrfache deutsche Meisterin und prägte den Triathlonsport in den Anfangsjahren entscheidend mit. Die olympische Feuertaufe machte sie aber nicht mehr mit. Anders als Anja Dittmer, die in Sydney ihre ersten von insgesamt vier Sommerspielen erlebte. Die Neubrandenburgerin war ein Muster an Konstanz. Neben mehreren deutschen Meistertiteln gewann sie 1999 die Europameisterschaft und 2004 als erste Deutsche den Gesamtweltcup.

Es gibt viele gute Gründe, mit Triathlon zu beginnen – und (fast) keinen, es nicht zu tun. Wie wir euch in der Einleitung schon versprochen haben, wird das abwechslungsreiche Training einen anderen Menschen aus euch machen: fitter, wohlgeformter, leistungsfähiger, ausgeglichener. Aber wie bei so vielen Dingen im Leben ist es auch im Sport: Ohne ein Ziel vor Augen, ohne die Aussicht auf Erfolg wird das, was man anpackt, nicht nachhaltig, nicht von Dauer sein. Deshalb wollen wir zunächst einige Ideen liefern für eure ganz persönliche Triathlonvision, ein paar Motivationshilfen geben und unsere bewährten „Hausmittel“ verraten für Fälle von akuter Unlust oder chronischer Fauleritis.

Wenke: Sie hätte sich selbst wohl nicht genannt, aber natürlich darf Nicole Leder bei unserem kleinen Ausflug in die Triathlongeschichte nicht unerwähnt bleiben. Nicole hat unseren Sport auf entscheidende Weise mitgeprägt. Sie konnte nicht nur stolze sechs Siege auf der Langdistanz verbuchen, sondern hat auch stets bewiesen, wie man als Mutter einer Tochter und Frau eines sportlich sehr erfolgreichen Mannes selbst seine Ziele verfolgen kann und dabei die Familie nicht aus den Augen verliert.

Kapitel 2   Motivation und Zielsetzung

Kapitel 2
Motivation und Zielsetzung

Geht nicht, gibt’s nicht!