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Martina Hoblitz, Michel Pinball

Es sollte so sein





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

ES SOLLTE SO SEIN

 

 

von Martina Hoblitz & Michel Pinball

 

 

Kapitel 1: Aller guten Dinge sind 3



'Wieso glotzt der mich eigentlich die ganze Zeit so an?' dachte ich und fühlte mich unter dem interessiert musternden Blick des Mannes leicht unwohl.

Schon als ich zusammen mit meiner Freundin diese Kneipe betreten hatte, spürte ich, dass mich jemand beobachtete. Ausgerechnet mich, die ich mich in Gesellschaft einer ausgesprochen attraktiven jungen Frau befand. Sonst zog doch eher Larissa die Männerblicke auf sich, gegen sie war ich nur ein unscheinbares Mäuschen. –


Aber das machte mir nie etwas aus, denn ich hatte mich längst und voller Ehrlichkeit damit abgefunden, dass Larissa eben bedeutend hübscher war als ich.

Bereits in der Schule wunderten sich alle über unsere Freundschaft, doch wir entwickelten uns mit der Zeit zu einem richtig eingeschworenen Team. ---


--- Der pure Zufall führte uns an diesem Abend in dieses Lokal. Wir wollten einfach nur abschalten nach dem sehr anstrengenden Foto-Shooting. – Larissa hatte schlichtweg Lust auf ein ganz profanes Glas Bier, und ich – als ihr Mädchen für alles – wurde gar nicht erst gefragt, sondern mit geschleppt.

Wir fanden Platz an einem Tisch in einer Nische nahe der Theke, an welcher dieser Mann saß, ganz allein bei einem Glas Weizenbier.

Seine Blicke, die mich unaufhörlich fixierten, fielen sogar Larissa auf, und sie frotzelte: „Schau an. Das Mauerblümchen Tanja hat endlich auch mal 'nen Verehrer! Und der Typ sieht gar nicht mal schlecht aus.“

Ach, hör schon auf!“, wehrte ich verlegen ab und wagte zu scherzen: „Wahrscheinlich schielt er und meint in Wirklichkeit dich?“

Während Larissa herzlich lachte, sah ich fatalerweise in seine Richtung, und da er mich unverhohlen anstarrte, trafen sich unsere Blicke!


***


Es war ein hektischer und anstrengender Tag im Büro gewesen und ich war heilfroh, als ich endlich Feierabend machen konnte.

Nach Hause hatte ich noch keine Lust, da wartete ja keiner auf mich, also hatte ich mich entschlossen, noch in Ruhe ein Bier zu trinken.

Und so saß ich hier an der Theke, total kaputt und überdreht, wollte nur meine Ruhe haben.

Als ich in den großen Spiegel über der Theke sah, kamen zwei junge Frauen herein und setzten sich in die kleine Nische.

Die Eine der beiden kam mir sehr überheblich vor, zwar sah sie hübsch aus, aber das war auch alles, von ihr ging nichts aus, das mich angezogen hätte. Aber die Andere … oh ja, die hatte was! Ich hatte nur ihre Stimme gehört und die klang sehr sympathisch, leicht rauchig und mit einem sehr angenehmen Timbre. Ich drehte mich um und versuchte, ihren Blick einzufangen und sah in ein paar dunkle Augen, die mich irgendwie sehr unsicher ansahen.


***


Oje, er schien tatsächlich mich zu meinen, er schielte keinesfalls! Aber was hatte dieser Blick zu bedeuten? Interesse? Oder amüsierte er sich über mich? – Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund.

Klar machte er sich über mich lustig! Wahrscheinlich fragte er sich, was ich in der Begleitung der schönen Larissa zu suchen hatte? Und sicher überlegte er, wie er mich in die Flucht schlagen konnte, um bei ihr freie Bahn zu kriegen.

Mit einem Seufzer riss ich meinen Blick von ihm los und sagte zu meiner Freundin: „Sei mir nicht böse, aber ich möchte nach Haus. Ich bin so kaputt und will einfach nur noch ins Bett. Kann ich dich hier allein sitzen lassen?“

Sofort empörte sich Larissa: „Bist du verrückt?! Du bleibst schön hier und wartest, bis ich mit dir zusammen gehe!“

Dieser Befehlston weckte meinen Trotz. „Wie redest du denn mit mir? Ich sag dir, ich geh jetzt nach Hause. Und du kannst machen, was du willst.“

Entschlossen stand ich auf und wandte mich zum Gehen. Larissa war so perplex über meinen ungewohnt rüden Ton, dass sie gar nicht reagierte, und ich verließ mit hoch erhobenem Haupt und ohne den Mann noch eines Blickes zu würdigen, das Lokal.


***


So ist das eben manchmal, da sieht man eine Frau, die findet man interessant, und noch während man überlegt, wie man ihr näher kommen kann – schwups – ist sie weg.

Ihre Begleitung saß noch in der Nische und sah zu mir herüber, aber die interessierte mich nicht. Also wandte ich ihr den Rücken zu und widmete mich wieder meinem Bier, das ich langsam austrank.

Ich winkte der Bedienung und zahlte und fragte dann noch, ob die beiden Mädels öfter hier wären. Die Bedienung schüttelte bedauernd den Kopf und ich verließ das Lokal.


Am nächsten Tag kurz vor Feierabend saß ich im Büro an meinem Schreibtisch, als meine Sekretärin mir noch eine Mandantin meldete. „Eine Frau Klein … sie hat keinen Termin, hat nur eine kleine Frage wegen einer Erbschaft.“, meinte sie.

Okay“, nickte ich ihr zu, „dann rein mit ihr und danach mache ich Feierabend.“

Ich stand vom Schreibtisch auf, um die Mandantin zu empfangen, da kam meine Sekretärin zurück, die Mandantin im Schlepptau und sagte: „Bitteschön, hier herein.“ Und als aus ihrem Windschatten eine Frau auftauchte und ich sie begrüßen wollte, verharrte ich mitten im Schritt, denn ich sah SIE, die Frau von gestern aus dem Lokal!

Sie stockte ebenso mitten im Schritt und sah mich ungläubig an.

Ich grinste sie an, streckte die Hand aus und stellte mich zunächst vor: „Hallo ...Sonntag … Martin Sonntag ist mein Name.“ Dann bot ich ihr einen Platz an dem kleinen Besprechungstisch an. Als sie sich setzte, fragte ich sie ob ich ihr einen Kaffee oder ein Wasser anbieten konnte und als sie um ein Wasser bat, nickte ich meiner Sekretärin zu, die sich entfernte, um ein Glas Wasser zu holen.

Na“, sagte ich zu ihr, „wenn das mal nicht so sein sollte, ich hätte Sie gestern Abend schon gern angesprochen, aber dann waren Sie plötzlich einfach so weg.“

Meine Sekretärin kam, brachte das Wasser und ging dann wieder und schloss die Tür hinter sich.

Sie trank einen Schluck und als sie das Glas wieder abstellte, lächelte ich sie an: „Wenn Sie mir versprechen, dass wir uns anschließend noch unterhalten, dann können wir zu dem kommen, wobei ich Ihnen hoffentlich helfen kann.“

Ungläubig sah sie mich an, zögerte einen Moment, es war offensichtlich, dass sie überlegte, aufzustehen und wieder zu gehen.

Nein, nein“, sagte ich schnell, „nicht wieder verschwinden, ich hab nichts Böses im Sinn, ich würde Sie wirklich nur sehr gern kennenlernen … bitte.“


***


Na so was, welch netter Zufall! Nett? Dochirgendwie schon!


Ich musste mir selber eingestehen, dass mir seit dem Abend zuvor auf dem kurzen Fußweg nach Hause, dieser Mann – und vor allem sein Blick – nicht mehr aus dem Kopf ging. Denn solche Männerblicke war ich einfach nicht gewohnt!

Zumal ich meist überall zusammen mit Larissa – dem Topmodel – auftrat, und diese Superfrau zog natürlich alle Aufmerksamkeit auf sich; mich unscheinbares Anhängsel beachtete niemand.

Umso mehr erstaunte es mich, dass dieser Mann mich anschaute, trotz Larissa in meiner Gesellschaft. ---


--- Nun saß ich ihm also hier gegenüber und hörte fassungslos, dass er mich gern kennen lernen wollte. MICH?! - Sein Lächeln trieb mir die Schamröte ins Gesicht und vor lauter Verlegenheit vergaß ich fast, weswegen ich eigentlich her gekommen war.

Doch dann fand ich endlich meine Fassung wieder und kramte den ominösen Brief von einem mir unbekannten Anwalt und Notar, den ich vor zwei Tagen erhalten hatte, aus meiner Handtasche. Ich reichte ihn Martin Sonntag mit den schüchternen, stockenden Worten: „Mit diesem Brief kann ich so recht nichts anfangen … da ist von einer Erbschaft die Rede. - Aber den Verstorbenen kenne ich nicht! Der Anwalt will behaupten, er war mein Onkel. - Dabei kenn ich ja noch nicht mal meine Eltern. - Sie müssen wissen, ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen … in kirchlicher Trägerschaft … von Nonnen geleitet ...“

Diese lange Rede war sehr ungewöhnlich für mich, sonst brachte ich, vor allem Männern gegenüber, kaum einen zusammenhängenden Satz zustande.

Als ich nun Luft holen musste, nahm Herr Sonntag den Umschlag, holte den Briefbogen heraus, entfaltete ihn und las, wobei ich sein Mienenspiel aufmerksam beobachtete. Es wechselte von höflich interessiert über leicht aufgeregt bis zur totalen Verblüffung. Dann starrte er mich regelrecht an wie ein Weltwunder und erklärte mühsam beherrscht: „Wenn das, was hier drin steht, den Tatsachen entspricht, sind Sie wohl … eine reiche Erbin.“ „Aber ich kenne doch diesen angeblichen Onkel gar nicht!“, beharrte ich weiterhin.

Darauf meinte er versonnen: „Es muss doch irgendwas über die Familienverhältnisse raus zu kriegen sein.“

Dieses eifrige Interesse von ihm machte mich schon ein wenig stutzig. Wurde ich etwa jetzt, mit wahrscheinlicher Aussicht auf ein Vermögen, für ihn noch interessanter? –

Schließlich bekam ich oft genug mit, wie Larissas >Männer< versuchten, sich in ihrem Scheinwerferlicht zu sonnen. Bislang hatte sie auch noch keine ernst zu nehmende Beziehung, nur lockere Affären, ohne tiefere Gefühle. –


Entschlossen nahm ich ihm den Brief wieder weg und steckte ihn zurück in meine Handtasche. Dann erhob ich mich und reichte ihm die Hand, um mich zu verabschieden. Er machte ein betroffenes Gesicht und stand nur zögernd auf. Als er jedoch meine dargebotene Hand ergriff, platzierte er unverhofft einen recht innigen Handkuss darauf. Was mich regelrecht schockierte, worauf ich sie ihm hastig entzog.

Und wieder trafen sich beinah ungewollt unsere Blicke.


***



Mist, dachte ich, ich kann sie doch nicht wieder einfach so verschwinden lassen, vielleicht ist das meine letzte Chance!

Warten Sie … bitte warten Sie doch!“, bat ich sie und zeigte auf den Stuhl und etwas zögernd und unsicher setzte sie sich wieder.

Entschuldigung, ich wollte nicht aufdringlich sein, aber ich möchte Sie wirklich kennenlernen.“, sagte ich hastig. „Aber kümmern wir uns erst einmal um diese Erbschaftssache.“ Und ich erklärte ihr, dass nach dem Schreiben dieses Anwalts sie einen Onkel haben musste, der sonst keine anderen Verwandten mehr hatte und sie somit ihn, nach seinem Ableben, als alleinige Erbin beerbt hatte. Zu seinem Nachlass gehörte wohl ein großes Haus und eine Beteiligung an einer großen Fabrik und auch eine ziemlich großes Bankkonto. Sie hatte jetzt nach den gesetzlichen Bestimmungen die Möglichkeit, die Erbschaft auszuschlagen, aber warum sollte sie das tun? Es sah so aus, als wären keine Schulden vorhanden, aber das ließe sich sicher klären, wenn man sich mit diesem Anwalt in Verbindung setzte.


Wir sprachen dann noch eine ganze Weile über diese Erbsache, sie entschloss sich, unserem Büro eine Vollmacht zu erteilen, damit wir uns mit dem Anwalt in Verbindung setzen, Einzelheiten klären und die ganze Sache in ihrem Sinne regeln sollten. An einem Haus irgendwo oder einer Teilhaberschaft an einer Fabrik war sie nicht interessiert, es sollte möglichst einfach alles zu Geld gemacht werden.

Ich ließ mir dazu ihre Daten geben und erfuhr so ihren Namen, ihr Alter und auch ihre Anschrift.

Irgendwann kam der Zeitpunkt, da war alles besprochen und ich sagte abschließend zu ihr: „Ja, das war es damit, ich setze mich mit dem Anwalt in Verbindung und regle alles für Sie. Sollte was sein, melde ich mich, sonst erst dann, wenn alles abgeschlossen ist.“

Ich ordnete die Papiere und sah sie an. „Ich mach jetzt Feierabend, darf ich Sie auf einen Kaffee, einen Wein oder sonst was einladen?“

Sie schüttelte den Kopf: „Nein … ich trenne private Sachen von Anderen, immer, damit bin ich bisher gut gefahren. Ich danke für die Auskünfte und Erklärungen und warte dann einfach ab, bis Sie sich melden.“

Und damit reichte sie mir die Hand und verabschiedete sich.

Mir blieb nichts übrig, als mich auf den Heimweg zu machen und den Abend allein zu verbringen.


Die nächste Zeit bearbeitete ich ihre Erbangelegenheit und hörte und sah nichts von ihr, leider!


Nachdem vier Monate vergangen waren, hatte ich alles geregelt, das Gericht hatte den erforderlichen Erbschein erteilt, das geerbte Haus war verkauft, die Beteiligung an der Fabrik war von dem Miteigentümer für einen guten Preis übernommen worden, die erzielten Beträge befanden sich auf dem Konto, das sie ebenfalls geerbt hatte. Nach Abzug aller Unkosten und Erbschaftssteuern befanden sich auf dem Konto nun etwa 2 Millionen Euro. Ich veranlasste zum Abschluss noch, dass die Bank das Konto auf ihren Namen umschrieb, dann schickte ich ihr einen Abschlussbericht und die Unterlagen. Insgeheim hoffte ich, dass sie sich im Büro melden würde, aber sie schickte nur eine Nachricht, dass sie unsere Rechnung überwiesen hatte, das war es dann.


Ich war fest entschlossen, sie aus meinem Kopf zu verbannen, als mich mein Freund Robert anrief: „Hör mal zu, du Trauerkloß,“ ranzte er mich an, „dich sieht man ja gar nicht mehr, gehst nicht mehr vor die Tür, das müssen wir ändern. Heute Abend ist eine Atelierfeier, eines der aktuellen Models hat eingeladen, ich hab auch Bilder von ihr gemacht, kann mich nicht drücken, ich muss dahin und du wirst mich begleiten, dann ist es nicht so langweilig für mich.“

Ich seufzte, Lust hatte ich überhaupt keine, aber Rolli war mein bester Kumpel, ich konnte ihn nicht enttäuschen.

Rolli, du alter Bilderknipser! Wenn du willst, komme ich mit. Wann, wo und welcher Anzug?“, fragte ich.

Er nannte mir den Ort, die Zeit und was ich anziehen sollte, dann legte er auf.


Der Tag zog sich hin, ich hatte sehr viel zu tun und als ich auf die Uhr sah, war es schon höchste Zeit, dass ich nach Hause kam und mich fertig machte.

Zu Hause angekommen, rasierte ich mich schnell und duschte.

Etwas Rasierwasser, ich bevorzuge da eine Marke, herb und dezent, dann zog ich mich an, ich wählte eine helle Jeans, ein weißes Hemd und dazu ein dunkelblaues Sakko, keine Krawatte, es sollte ja keine formelle Feier sein.

Ich fuhr mit dem Wagen in die Stadt und hatte schnell das flache Gebäude im Industriegebiet erreicht, dort sollte die Atelierfeier stattfinden.

Als ich die Tür öffnete, empfing mich laute Musik und jede Menge Leute, die in kleinen Gruppen herumstanden. Unschlüssig sah ich mich um, als eine Hand auf meine Schulter krachte: „Na also, da bist du ja!“

Ich erkannte sofort die Stimme von Rolli, sah mich um und er grinste mich an. Wir umarmten uns und als jemand mit einem Tablett an uns vorbei kam, nahm er zwei Gläser mit Mineralwasser und Zitrone und drückte mir eins in die Hand. „Ich nehm an, du bist mit dem Wagen da, ich auch, also müssen wir die richtigen Drinks auf einen anderen Tag verschieben.“

Also damit du es gleich weißt, Lust hab ich keine … ich werde mich schnell wieder verdrücken.“ raunte ich Rolli zu.

Ich weiß, aber sieh dir erst mal das Top-Model an, Larissa … ist ein echt heißer Feger.“ entgegnete er.

Kein Bedarf!“, erwiderte ich.

Was denn?“, wollte er wissen, „Immer noch die Frau deiner Träume im Kopf?“

Ich zuckte die Achseln: „Was willst du machen? Wenn Amor trifft, da ist man machtlos.“

Ach was, Amor … du brauchst eine Frau im Bett, da haut dieser Amor schneller ab, als er einen Pfeil nachlegen könnte.“

Wenn du nicht durch die Betten turnen kannst, dann bist du nicht zufrieden.“ lachte ich ihn an und verpasste ihm einen Stoß gegen die Schulter. „Komm, lass uns dein Model suchen, aber nur ein bisschen Small Talk, dann kann ich ja wohl verschwinden.“

Er rollte mit den Augen und machte sich auf den Weg durch die vielen Leute, die überall herum standen.

Stampfende Musik und Scheinwerfer, die ständig die Farbe wechselten, dazu eine Bildershow an den Wänden, alles Fotos aus der Modewelt, bis wir endlich an einem großen Stehtisch ankamen, an dem sich eine Gruppe zusammendrängte, in der Mitte eine Frau, die ganz offensichtlich regelrecht Hof hielt. Ich sah sie erst nur von der Seite, bis sie sich umdrehte … es war die Schöne, die sich in Begleitung meiner Traumfrau in der Gaststätte befunden hatte!

Na, auf die legte ich erst recht keinen Wert, aber ich hatte es Rolli versprochen.

He, Larissa!“, steuerte er auf sie zu und in einer Geste unendlicher Großzügigkeit hielt sie ihm ihre rechte Wange hin, um einen kleinen Kuss zu bekommen. Grinsend bekam sie den Kuss von Rolli, dann sagte er auf mich zeigend: „Das ist Martin, mein bester Freund, wollte dich unbedingt kennenlernen.“ Er kniff mir ein Auge zu und zog mich zu ihr und ich konnte nicht anders, ich griff ihre Hand und schüttelte sie kurz: „Angenehm, wirklich, hab schon viel von Ihnen gehört, Rolli schwärmt so von Ihnen, er ist sicher, dass Sie bald auf den großen Titelbildern zu finden sind.“

Sie reckte den Kopf und ihre Augen funkelten mich an: „Danke, hoffen wir mal … und wenn Rolli sich Mühe gibt … wer weiß?“

Sie sah mich mit so einem Blick an und in Gedanken hörte ich sie sagen So was wie dich, das verspeise ich mal so nebenbei.

So standen wir da herum, tranken noch ein weiteres Mineralwasser, redeten absolut belangloses Zeug und ich langweilte mich ohne Ende.

Die Langeweile war jedoch mit einem Schlag vorbei, als ich meine Augen so durch den großen Raum schweifen ließ und mit einem Mal SIE entdeckte: SIE, die sich in meinen Gedanken und Gefühlen eingenistet hatte!

Ich stellte mein Glas auf dem Tisch ab und drängte mich durch die Leute hindurch, bis ich vor ihr stand. „Aber Hallo, das ist ja mal ein Ding, erst in dem Lokal, dann im Büro und jetzt hier … aller guten Dinge sind drei, sagt man ja … und dieses ist für mich wirklich mal ein gutes Ding.“

Verblüfft sah sie mich an: „Was machen SIE denn hier?“

Schnell erklärt,“ lachte ich sie an, „Rolli, mein Freund, ist Fotograf und hat mich eingeladen. Und was hat Sie hergeführt, Interesse an Mode?“