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Alle Rechte vorbehalten.

Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche Genehmigung durch den Verlag nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden. Auch Wiederverkäufern darf es nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

Copyright © 2004 by Allen and Linda Anderson

Titel der Originalausgabe: Angel Cats. Divine Messengers of Comfort,

First published in the United States of America by New World Library.

Copyright © 2014 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-89845-439-1 (Print)

ISBN: 978-3-89845-902-0 (E-Book)

1. Auflage 2019

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung eines Motivs von © Vasilyev Alexandr,

www.shutterstock.com

Verlag »Die Silberschnur« GmbH

Steinstraße 1 · D-56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de

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INHALT

Einleitung

 

1. KAPITEL

Ist das Leben besser, wenn wir es uns zusammen gemütlich machen?

Lucky, der Glückskater – Donna Francis

Der Kater meiner Mutter – Renie Burghardt

Harley, der Kater, der ein Heim zu einem Zuhause machte – Margie Broadrick

Prinzessin Beharrlich – Christina Louise Dicker

Ein außergewöhnliches Geschenk – Carole S. Cahill

Cameos Trost – Toni Eames

Frag Cuddles

2. KAPITEL

Erhalten wir Hilfe, um die Kratzer des Lebens zu heilen?

Herzspezialisten in Katzengestalt – Carol Smith

Die Katze, die alles wiedergutmachte – Carol L. Skolnick

Krankenschwester Melanie – Julie Ann Mock

Willies Gegenwart – Judith A. Morris

Kater Kinkys Wahl – Graceann Maciolek

Eine treue Freundin bis zuletzt – Ms. Anastasia Lynn Baima, A.S.

Lil Mama und ihre Babys – Patty Hall Laswick

Frag Cuddles

3. KAPITEL

Sind wir zum Spielen geboren?

Die “Sisters” – Fans der besonderen Art: Brian McRae

Die Muse des Frohsinns – Kevin Cole

Ein Leben mit Dickens – Judith A. Morris

Katzen-Bonbons – Sue Stange

Bam Bam hilft beim Kofferpacken – Darby Davis

Ein Stammplatz am Esstisch – Jenny Carlson

Ein Hang zu Haaren – Pamela V. Brown

Frag Cuddles

4. KAPITEL

Sind Katzen Spiegel der Seele?

Mein Patient und Heiler – Laurie Crawford Stone

Musik der ewigen Liebe – Beverly F. Walker

Ein zäher Kerl – Pamela Jenkins

Ein Morgen allein zu Hause – Tim Bellows

Eine Lektion fürs Leben, erteilt von zwei Katzen – Bettine Clemen

Hocus und das gewöhnliche Wunder – Sally Rosenthal

Frag Cuddles

5. KAPITEL

Werden wir himmlisches Schnurren vernehmen?

Der Mann, der sein Schnurren wiederfand – Tim Miejan

Tigger und sein Liebeslied an Gott – Carole Punt

KittyBaby, der Bärenschreck – Nancy Strand

Pete ist im Himmel – Niki Behrikis Shanahan

Annas drei Engel – Judith E. Roberson

Mina geht ins Licht – Lee Crowe

Frag Cuddles

 

Quellenangaben

Autorenverzeichnis

Danksagung

Über Allen und Linda Anderson

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VORSCHUSSLORBEEREN FÜR ENGEL AUF SAMTPFOTEN

»Wie schön, dass Katzen endlich als wunderbare Tröster, Gefährten und Beschützer des Menschen Anerkennung finden. Und wie meisterhaft diese Anerkennung dank Allen und Linda Andersons Können und Mitgefühl hier ihren Ausdruck findet! Einmal mehr haben sie mit ihrem Engagement für die Tiere, die unser Leben beglücken, ein wunderschönes Buch zusammengestellt, das man zur Inspiration stets zur Hand haben und mit allen teilen sollte.«

Rita M. Reynolds, Autorin von Blessing the Bridge: What Animals Teach Us about Death, Dying, and Beyond

 

»Die bezaubernden, wahren Geschichten in ›Engel auf Samtpfoten‹ belegen den Perspektivwechsel, der gerade weltweit stattfindet. Immer mehr Menschen erkennen, dass Tiere nicht – wie von der modernen Wissenschaft behauptet – unter uns stehen, sondern hochintelligente, spirituell entwickelte und wahrhaft altruistische Lebewesen sind.«

Marta Williams, Biologin, Tierkommunikatorin und Autorin von Lautlose Sprache

 

»Engel kommen in vielerlei Gestalt zu uns. Einige bleiben unerkannt, andere kommen zu uns, und wir wissen noch nicht einmal, dass sie unser Leben verändert, ja uns vielleicht sogar gerettet haben, bis uns die Erkenntnis trifft. Dieses aufschlussreiche Buch wird dafür sorgen, dass Sie sich Ihren ›Engel‹ einmal ganz genau anschauen werden.«

Tippi Hedren, Schauspielerin und Tierschützerin

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EINLEITUNG

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SPEEDY ANDERSON

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CUDDLES ANDERSON

Mein edler Freund, ich bitte sehr: Komm doch her, sitz neben mir und schau mich dann mit deinen lieben Augen an, mit Augen voller Glanz und Gold; dein Blick, er ist so treu und hold.

“An eine Katze”, Algernon Charles Swinburne

Mit akkurat unter dem rhythmisch schnurrenden Körper gefalteten Samtpfoten verströmt die Engelskatze pure Zufriedenheit. Träge auf ihrem Fensterkissen ausgestreckt, starrt sie hinaus und beobachtet Vögel und Eichhörnchen, wie sie allein zu ihrer Unterhaltung durch den Garten huschen. Dann wendet sie sich vom Fenster ab, mustert gelassen ihr Territorium und erspäht einen leeren Schoß. Majestätisch wie eine Prinzessin erhebt sie sich und entfernt sich vom Fenster. Quer durch das Zimmer schlendernd macht sie sich bereit, Besitz von den einladenden Oberschenkeln zu ergreifen. Mit erwartungsvoll gespitzten Ohren setzt sie sich neben dem Menschen auf den Boden und starrt mit hin und her fegendem Schwanz unverwandt auf seinen Schoß. Irgendwann dreht sie den Kopf weg, als wäre ihr die Verlockung gleichgültig. Doch dann, urplötzlich, drückt sie sich mit der Anmut einer Gazelle von den Hinterbeinen ab und springt mit einem Satz auf ihren rechtmäßigen Thron.

Frohgemut kneten ihre Pfoten den Schoß, als wäre er Hefeteig, der unter ihr langsam zu einem weichen Kissen wird. Die Engelskatze krümmt den Rücken, zuckt mit den Schnurrhaaren und starrt mit schimmernden Augen in das Gesicht des Menschen. Sekunden später schließt sie die Augen und genießt die Berührung von Fingern, die liebevoll über ihr seidiges Fell streichen und ihre flauschigen Wangen kraulen. Als die Finger ihr Gesicht liebkosen, leckt ihre raue, rosige Zunge sie sanft ab, wie um ihnen zu gratulieren, endlich ihren Lebenssinn gefunden zu haben. Das beruhigende Schnurren der charmanten Samtpfote lässt die Sorgen des Menschen auf vibrierenden Wellen davonschweben.

Als die Streicheleinheiten enden, bleibt die Engelskatze ruhig liegen. Ihre Vorderbeine schmiegen sich besitzergreifend um die Knie des Menschen, ihre Krallen ziehen sich in die weichen Polster unter ihren Pfoten zurück. Ganz im Augenblick versunken begibt sie sich in einen zenartigen Meditationszustand.

Eine ruhige Minute oder auch Stunde lang lauscht die Katze nun auf ein Glockenläuten, das nur sie hören kann. Es entspringt dem geheimnisvollen Katzenbewusstsein und kündigt an, wann dieser friedvolle Moment zu Ende sein wird. Dann, ohne das geringste Bedauern, springt sie leise zurück auf den Boden. Sie wendet den Kopf, nickt und blinzelt dem Menschen feierlich zu, mit dem sie diese innige Atempause geteilt hat. Mit seelenvollen Augen und der Abgeklärtheit eines Buddha übermittelt die Engelskatze die Botschaft, dass, so angenehm dieser Moment in der Ewigkeit auch war, für sie kein Bedarf besteht, die Freundlichkeiten fortzusetzen. Einsam wie Winteräste liegen die Hände ihres menschlichen Freundes auf dem noch warmen Schoß, den kein anderes Geschöpf so restlos und freundlich für sich einzunehmen weiß.

Wer sind diese mystischen, mythischen Geschöpfe, die uns seit drei Millionen Jahren in ihren Bann ziehen und die Welt mit ihrer Eleganz verschönern? Wie kommt es, dass keine Katze wie die andere ist, obwohl sie alle derselben Rasse angehören? Wie Roger Caras in Mythos Katze schreibt: “Katzen sind Individualisten. Eine ihrer charmantesten Eigenschaften ist denn auch, dass jede Katze, die Ihnen begegnet, diese Begegnung in ihrer ureigensten Art einmalig macht.”1

Warum faszinieren Katzen uns so sehr? Sind sie göttliche Botschafter, die in unser Leben treten, um uns durch seine Unbilden zu geleiten (das griechische Wort angelos bedeutet “Botschafter”)? Versichern sie uns mit ihrer Bereitschaft, uns still zuzuhören, und ihrem ehrlichen, urteilslosen Blick, dass alles der göttlichen Ordnung entspricht, egal, was passiert? Wenn sie unbekümmert durchs Haus jagen oder berechnend unsichtbarer Beute auflauern, mahnen sie uns dann, den Herausforderungen des Lebens kreativ und flexibel zu begegnen? Ist am Königreich der Katzen etwas so Spirituelles, dass wir, wenn wir beachten, erkennen und anwenden, was Katzen wissen, zu froheren, ausgeglicheneren und liebevolleren Menschen werden?

Katzen kennen die ganze Skala von der Verehrung bis zur Verdammung: Im alten Ägypten wurden sie als Göttinnen angebetet, im 17. Jahrhundert als Hexengefährtinnen hingerichtet. Zur Zeit der Pharaonen betrauerte die ganze Familie den Tod ihrer Katze, indem alle sich zum Zeichen ihres schweren Verlustes die Augenbrauen abrasierten, den Leichnam der Katze mumifizierten und an einer geheiligten Stätte beisetzten.2

Schon immer haben Katzen mit ihrer Schönheit und Anmut Künstler, Schriftsteller und Musiker inspiriert, sie unsterblich zu machen. Katzen sind Hauptdarsteller in Gedichten, Kinderliedern, Romanen (Katzenkrimis), Musicals (Cats) und großen Kunstwerken.

Und dann ist da auch noch das spirituelle Wesen der Katzen. Caras schrieb dazu: “Die Legende will es, dass zur Zeit Christi Geburt eine Katze im selben Stall Junge gebar, eine Allegorie, die in Gemälden da Vincis, Baroccios und anderer Meister, die die Heilige Familie malten, immer wieder zu sehen ist … Im 13. Jahrhundert waren sie gar die einzigen Tiere, die den Nonnen in englischen Klöstern Gesellschaft leisten durften.”3 Für Buddhisten sind Katzen ein Symbol der Selbstbeherrschung. Obwohl die meisten von uns nur mit der kleinen schnurrenden Hauskatze Felis catus direkte Erfahrungen gemacht haben, wird ihr großer Vetter, der Löwe, immer noch weithin für sein göttergleiches Wesen geachtet. Elizabeth Marshall Thomas schrieb über die Bewohner der Kalahari in den 1950er Jahren: “Außerdem schrieben die Buschmänner den Löwen übernatürliche Eigenschaften zu. Das Wort für Löwe – n!i – durfte, wie der Name Gottes, bei Tag nicht ausgesprochen werden.”4

In den USA haben Hauskatzen heute Besitz von uns und unseren Behausungen ergriffen. Mittlerweile halten die Amerikaner 77 Millionen Katzen und geben pro Jahr 31 Milliarden Dollar für Haustierprodukte aus.5 Von Hotels und Fluggesellschaften verlangen wir haustierfreundliche Regelungen, damit unsere Katzen mit uns Urlaub machen können. Wir kaufen unseren Katzen luxuriöse Ruhebetten, Säulen mit mehreren Ebenen und Kratzbäume, damit sie sich beim Schlafen, Ausschauhalten und Krallenpflegen so richtig wohlfühlen. Ohne mit der Wimper zu zucken, machen wir für sie Termine beim Chiropraktiker, Akupunkteur und Masseur. Was haben Katzen an sich, das uns so beständig fasziniert und sie für uns zu unverzichtbaren Gefährten macht?

Wir hoffen, dass: Engel auf Samtpfoten Sie davon überzeugen wird, dass von allen Eigenschaften der Katze, die den Menschen seit Jahrtausenden faszinieren, letztendlich ihr spirituelles Wesen dieses erstaunliche Geschöpf so anziehend für uns macht. Ihr Großmut, Einfallsreichtum, Mitgefühl und ihre Fähigkeit, aus jedem Moment das Beste zu machen, scheinen durch die Seiten dieses Buches hindurch und zeigen, dass Katzen spirituelle Superstars sind.

Wir werden Sie hier nicht mit Zahlen und Fakten oder wissenschaftlichen Studien überfluten. Stattdessen werden wir die Macht des Erzählens nutzen, um ein Licht darauf zu werfen, was Katzen uns über das Göttliche lehren, so dass Sie selbst Ihre Schlüsse daraus ziehen können.

In Mit guten Geschichten Menschen gewinnen: Der Story-Faktor erzählt Annette Simmons eine jüdische Lehrfabel nach, die unsere Philosophie perfekt zum Ausdruck bringt:

»Die nackte Wahrheit war vor jeder Tür des Dorfes zurückgewiesen worden. Ihre Blöße erschreckte die Leute. Als Parabel sie fand, kauerte sie frierend und hungrig in einer Ecke. Weil Parabel Mitleid mit ihr hatte, half sie ihr auf und nahm sie mit zu sich nach Hause. Dort zog sie ihr eine Geschichte an, wärmte sie und schickte sie wieder nach draußen. In die Geschichte gekleidet, klopfte die Wahrheit wieder bei den Bewohnern des Dorfes an und wurde mit offenen Armen empfangen. Sie luden Wahrheit ein, mit ihnen bei Tisch zu sitzen und sich am Feuer zu wärmen.«6

Wir laden Sie ein, sich beim Lesen dieses Buches am Feuer der Wahrheit zu wärmen und die Lehren aus diesen Geschichten vielleicht auch in Ihrem eigenen Leben in die Tat umzusetzen. Gönnen Sie sich das kätzische Vergnügen, die wahren, oft wundersamen Erzählungen zu lesen und über die Fragen am Ende der Geschichten nachzusinnen.

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Wenn Sie je mit Katzen zusammengelebt haben, werden Sie mit Sicherheit ihren Einfluss auf unser Buch erkennen. Wir haben es mit der Beratung und Ermunterung unserer eigenen Salonlöwen geschrieben. Speedy ist ein großherziger, weltmeisterhaft schnurrender, mehrfarbig getigerter Kater. Cuddles ist seine kleine schwarz-weiße Adoptivschwester, die ihren Körper in yogaähnliche Posen verdrehen kann und stets freimütig und lautstark ihre kluge Meinung zu praktisch allem kundtut. In der Kolumne “Frag Cuddles” bekommen Sie einige Gedanken dieser “großen Seele in einem winzigen Körper” serviert, wie sie von uns übersetzt wurden.

Machen Sie es sich mit Ihren Stubentigern gemütlich und freuen Sie sich auf interessanten Lesestoff, der manchmal auch bestürzend oder verstörend sein kann. Ihre Katzen werden Ihnen dankbar sein, dass Sie ein Buch über ihre Artgenossen lesen. Vielleicht würdigen sie es mit einem Zungenschlecken oder Schnurren, wenn Sie eine allmähliche Vorstellung von ihrem spirituellen Wesen bekommen. In ihren Augen werden Sie auf eine höhere (vielleicht sogar gleichwertige) Stufe erhoben, wenn Sie die wahre Bestimmung der Katze erkennen. Ihre Samtpfoten werden sich freuen, wenn Sie endlich verstehen, warum sie genau zum richtigen Zeitpunkt und auf die richtige Weise in Ihr Leben gekommen sind, mit den ganz besonderen Gaben, die nur Katzen verschenken.

Kapitel 1

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IST DAS LEBEN BESSER, WENN WIR ES UNS ZUSAMMEN GEMÜTLICH MACHEN?

Zwei sind besser als einer allein … Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf.

Buch Kohelet 4:9-10

Katzen lieben uns.

Wussten Sie, dass das Miauen und Schnurren der Katze ein Zeichen für die einzigartige Beziehung zwischen ihr und dem Menschen ist, die sich in Tausenden von Jahren entwickelt hat? Menschen können Körpersprache nicht so gut lesen wie Katzen, daher haben unsere Stubentiger im Laufe unseres Zusammenlebens gelernt, mithilfe ihrer Stimme unsere Aufmerksamkeit und Zuneigung zu erlangen, die sie offenbar von uns wollen und brauchen. Wenn kein Mensch in der Nähe ist, der sie hören könnte, miauen oder schnurren Katzen nicht besonders viel. Katzen verändern ihre Stimme auch (sie miauen höher, tiefer, weicher, lauter, häufiger oder dringlicher), um uns mitzuteilen, wann sie hungrig, verängstigt, verletzt oder zufrieden sind.1

Es ist erstaunlich, wie sehr Katzen Menschen lieben können. Jeffrey Moussaieff Masson erzählt in seinem Buch Katzen lieben anders von einer Katze, der seine Schwester in einer Tierarztpraxis begegnete. Auf ihre Frage, warum alle vier Pfoten der Katze dick einbandagiert waren, erklärte der Tierarzt ihr, dass der Mensch dieser Katze aus dem zehnten Stock eines Hauses gesprungen und gestorben war. In dem verzweifelten Versuch, ihren menschlichen Freund daran zu hindern, sich umzubringen, hatte die Katze sich direkt nach ihm aus dem Fenster gestürzt. Die Katze hatte überlebt.2

Katzen lieben uns zurück.

Für Hauskatzen und auch oft für Streunerkatzen sind wir die Hauptquelle für Futter, Obdach und Zuwendung. Wenn wir zu ihnen gehören, markieren Katzen uns und unser Zuhause mit ihrem Duft, einer Marke, die so unverwechselbar ist wie das kostspieligste Parfüm. So manch einen beschleicht das Gefühl, dass Katzen uns als ihre Kinder betrachten und nicht umgekehrt.3 Katzen erziehen, behüten und spielen mit uns, als wären wir Babys, die nicht wissen, wie man für sich selbst sorgt – und zweifellos keine Ahnung haben, wann es Zeit ist, es sich mal so richtig gut gehen zu lassen.

Katzen lieben sich auch gegenseitig.

Eines Abends schüttete Linda Futter in Speedys Napf, war aber mit ihren Gedanken woanders und vergaß, ihn von der Arbeitsplatte zu nehmen und neben Cuddles‘ Napf auf den Boden zu stellen. Speedy ist ein stattlicher älterer Herr und kann nicht mehr auf die Arbeitsplatte springen. Den ganzen Abend ließen Cuddles, Speedy und unser Hund Taylor Linda keine Ruhe, aber sie kam einfach nicht darauf, was sie versuchten, ihr mitzuteilen. Am Morgen darauf, als Linda alle füttern wollte, stellte sie fest, dass Cuddles die Sache selbst in die Pfoten genommen hatte. Irgendwie hatte sie es geschafft, Speedys Futternapf hochzuheben und damit von der Arbeitsplatte zu springen. Ohne den Inhalt zu verschütten, hatte sie den Napf an seinen rechtmäßigen Platz auf dem Boden abgestellt. Linda war dankbar, dass Cuddles sich so hervorragend um ihren großen Bruder gekümmert hatte, und nahm sich vor, bei der Katzenfütterung künftig besser aufzupassen.

Die Liebe zu Katzen scheint durch das ganze Kapitel hindurch. Die erste Geschichte von Donna Francis, “Lucky, der Glückskater”, gewann den Hauptpreis im Engel-auf-Samtpfoten-Wettbewerb, gesponsert vom Angel Animals Network, der Organisation, die wir gegründet haben, um mit der Macht des Geschichtenerzählens mehr Liebe und Achtung vor allem Leben in die Welt zu bringen. Jede der folgenden Geschichten führt uns die wahre Bedeutung der Wörter Liebe und Freundschaft vor Augen. Die Katzen haben sich mit ihrer Fähigkeit zu beschützen, zu heilen, zu verzeihen und Treue zu zeigen einen heiligen Platz im Herzen der Menschen und im Herzen Gottes erobert.

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LUCKY, DER GLÜCKSKATER

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DONNAS LUCKY

Donna Francis

Whitewright, Texas

Eine Woche nachdem Smokey, die Scheunenkatze unserer Familie, frühzeitig geworfen hatte, rief meine Mutter mich an und berichtete, dass alle Kätzchen bis auf eines gestorben waren. Mom brachte Smokey und ihr verbleibendes Kätzchen in die Garage und versprach, mich auf dem Laufenden zu halten. Einige Wochen später rief Mom wieder an. Sie sagte, dass mit dem verbleibenden Kätzchen etwas nicht stimmte und Dad es “aus seinem Elend erlösen” wollte. Da ich ehrenamtlich für den örtlichen Tierschutzverein arbeitete und daher viel Erfahrung hatte, bat Mom mich, mir das Kätzchen doch einmal anzusehen und ihr zu sagen, was ich von seinem Gesundheitszustand hielt.

Als ich bei meinen Eltern ankam, erwartete mich ein ungewohnter Anblick. Smokey säugte ein drei Wochen altes, grau getigertes Kätzchen, das so winzig war wie eine Maus. Es hatte nur ein Auge, sein Mäulchen war missgestaltet. Und mit seinem krummen Stummelschwanz und dem Gang eines Betrunkenen war es wesentlich unkoordinierter als die meisten Kätzchen seines Alters.

Obwohl ich besorgt war, weil der Kater zu früh geboren und noch so winzig war, konnte ich nicht umhin zu bemerken, dass er ein Unikum war. Immer, wenn er unsere menschlichen Stimmen hörte, verließ er seine Katzenmama und kam zu uns. Er folgte uns überallhin, so schnell er es mit seinem torkelnden Gang vermochte. Wenn jemand ihn hochnahm, fing er sofort an zu schnurren. Der winzige Kater schien so glücklich, dass ich meine Eltern überredete, ihm noch eine Woche zu geben.

Am Wochenende darauf fuhr ich zurück zu meinen Eltern in der Erwartung, dass der Zustand des Katers sich verschlechtert hatte. Tatsächlich hatte er etwas abgenommen, zeigte aber nach wie vor die Lebensfreude, die ich in der Woche zuvor schon bei ihm gesehen hatte. Ich fragte meine Eltern, ob ich ihn mit zu mir nach Hause nehmen könnte, um ihn in eine Gruppe verwaister Kätzchen zu integrieren, die ich für den Tierschutzverein versorgte. Ich bot es ihnen unter der Bedingung an, dass ich den Kater nicht behalten würde, da ich schon zwei Hunde und einen griesgrämigen Perserkater hatte, der andere Kater hasste.

In der Woche darauf brachte ich den kleinen Kater in meine Wohnung, dann besuchten wir den Tierarzt. Dort war ich überrascht zu hören, dass der Kater nicht nur untergewichtig war, sondern dass der Muttermilchersatz, den er bekam, ihm Atemprobleme verschaffte. Der Tierarzt gab mir Tipps, wie ich ihn schnell auf Trockenfutter umstellen konnte. Außerdem erklärte er, dass der Kater eine Gaumen- und Nasenspalte hatte und eigentlich bei der Geburt oder kurz danach hätte sterben müssen, da Kätzchen mit dieser Art von Missbildung normalerweise nicht richtig saugen können. Der Tierarzt untersuchte das geschlossene Auge des Katers und sagte, es würde sich niemals öffnen. Seine komplette linke Gesichtshälfte hatte sich nicht entwickelt, und sein schwankender Gang ließ vermuten, dass er Hirnschäden hatte. Die Prognose für den kleinen Kerl war nicht gut. Der Tierarzt sagte voraus, dass der Kater seinen ersten Geburtstag nicht erleben würde.

Auf dem Heimweg vom Tierarzt weinte ich. “Was mache ich jetzt bloß?”, fragte ich mich. “Hat dieser Kater denn überhaupt eine Chance?”

Zu Hause angekommen brachte ich den Kater ins Badezimmer in den Bereich, den ich zur Pflege von Kätzchen eingerichtet hatte. Die Katzenbabys waren im Alter des Katers (vier Wochen), aber er war nur halb so groß wie sie und nicht im Entferntesten so gut entwickelt. Traurig fragte ich mich, ob es wohl am besten für dieses winzige, missgestaltete Geschöpf war, wenn ich es vom Tierarzt einschläfern ließ. Ich ging in die Küche, um zu kochen und darüber nachzudenken, was ich tun sollte.

Während ich das Essen zubereitete, bemerkte ich, dass Abbie, meine Zwergpudeldame, sich nicht so wie sonst zur Essenszeit in der Nähe meiner Füße aufhielt. Ich machte mich auf die Suche nach ihr und war schockiert über meinen Fund. Ich hatte die Kätzchen mit einem hohen Babygitter in der Badezimmertür vom Rest meiner vierbeinigen Familie getrennt. In den drei Jahren, die ich nun schon Kätzchen pflegte, waren die Dauerbewohner meines Haushalts und die Pflegekätzchen immer sicher voneinander getrennt gewesen. Doch jetzt sah ich Abbie, wie sie unverwandt auf das Babygitter starrte. Zu meiner Überraschung machte sie einen riesigen Satz auf den Gitterrand und sprang darüber hinweg geradewegs zu den Kätzchen. Ich machte mir keine Sorgen, dass sie ihnen etwas antun würde, aber ich hatte sie noch nie Interesse an den Pflegekätzchen zeigen sehen. Still sah ich zu, wie Abbie schnurstracks auf den missgestalteten kleinen Kater zuging und ihn sanft am Genick hochhob. Mit dem Kater im Maul sprang sie wieder über das Babygitter und brachte ihn in mein Bett. Dort kuschelte sie sich an den Kater und putzte ihn.

Nachdem Abbie sich ein paar Minuten zärtlich um den Kater gekümmert hatte, sah sie zu mir auf, wie um zu sagen: “Wenn du dich nicht um ihn kümmern willst, mache ich es eben. Ich werde ihn nicht aufgeben.” Man kann wohl sagen, dass Abbie mir in nur einem Augenblick die Entscheidung abgenommen hatte. Der Kater sollte bleiben.

Ich setzte den Kater nie wieder zu den Pflegekätzchen, denn Abbie ließ das nicht zu. Jedes Mal, wenn ich versuchte, den Kater ins Badezimmer zu bringen, packte Abbie ihn und trug ihn wieder zurück in mein Bett (keine gute Sache, weil der Kater noch nicht stubenrein war). Abbie und der kleine Kater wurden unzertrennlich; sie übernahm seine Pflege und beschützte ihn sogar vor meinem Perserkater.

In der Zwischenzeit wurden meine Pflegekätzchen vermittelt, und es kamen neue. Kein Interessent schien etwas für ein einäugiges, missgestaltetes Kätzchen mit Atemproblemen übrig zu haben. Okay, vielleicht gab ich nicht mein Bestes, um ein Zuhause für ihn zu finden, aber irgendwie konnte ich es nicht übers Herz bringen, Abbie zu bekümmern, indem ich ihr Baby einfach abgab.

Wegen seiner Atemprobleme und aufgrund der Gaumen- und Nasenspalte musste ich den Kater mehrmals im Monat beim Tierarzt vorstellen. Eine Zeit lang musste er sogar zweimal täglich zur Behandlung dorthin. Jeden Abend schlossen Abbie und ich uns mit dem Kater und einem Verdampfer im Badezimmer ein, damit der Kleine vernünftig atmen konnte. Nächtelang weinte ich aus Angst um das Leben dieses armen Tieres. Ich hörte, wie er um Atem rang, und fragte mich, ob es Tierquälerei war, ihn am Leben zu lassen. Aber ich brauchte nur in Abbies Augen zu sehen, aus denen ihre Liebe zu ihm sprach, um zu wissen, dass ich das Richtige tat. “Gib unser Baby nicht auf”, schien Abbie zu sagen. Und unser Einsatz wurde vom schelmischen Funkeln in den Augen des Katers belohnt.

Monate nach seiner Ankunft hatte ich dem Kater immer noch keinen Namen gegeben. Teilweise, um meine Gefühle zu schonen, dachte ich: “Ich ertrage es nicht, einem Kätzchen einen Namen zu geben, das vielleicht nicht überleben wird.” Ich hatte die Trauer um gestorbene Pflegekätzchen schon durchgemacht und freute mich nicht darauf, das Gleiche wieder zu erleben.