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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Redaktionsleitung: Grit Müller

Verlagsredaktion: Anne Kathrin Scheiter

Autoren: Martina Miethig, Wolfgang Rössig, Beate Schümann

Redaktion: Renate Nöldeke

Bildredaktion: Dr. Nafsika Mylona

Layoutkonzept/Titeldesign: fpm factor product münchen

Kartografie: Theiss Heidolph und Kunth Verlag GmbH & Co. KG

eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska

impressum ISBN 978-3-8464-0620-5

1. Auflage 2019

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Bildnachweis

Coverabbildung: Huber Images/Susanne Kremer

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Bei Interesse an maßgeschneiderten B2B-Editionen: gabriella.hoffmann@graefe-und-unzer.de

Die Polyglott-Homepage finden Sie im Internet unter
www.polyglott.de

REISEBAROMETER

Was macht Kuba so besonders? Allgegenwärtig sind die Revolution und Che Guevara, Salsa und Schaukelstuhl, Rum und Zigarren. Die Kulisse bilden alte Kolonialstädte und dschungelartige Wälder, weiße Sandstrände und bunte Korallenriffs.

PARADIESISCHE STRÄNDE
Scheinbar endlos, feinsandig und oft menschenleer

 

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BILDERBUCHLANDSCHAFT
Es gibt viel Abwechslung vom höhlenreichen Viñales-Tal bis zum dschungeligen Humboldt-Nationalpark.

 

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MUSEEN UND BESICHTIGUNGEN
Jedes Städtchen hat ein Museum, aber häufig kein Geld.

 

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ABENTEUER UND ENTDECKEN
Im tropischen Sozialismus sind Zeitreisen möglich; man schwankt zwischen Nostalgie und ungläubigem Staunen.

 

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AUSGEHEN UND MUSIK
Die Nächte lassen sich nirgendwo besser durchtanzen.

 

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SHOPPINGANGEBOT
Souvenir, Souvenir! – Den Touristen fehlt es an nichts.

 

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SPORTLICHE AKTIVITÄTEN
Ideale Bedingungen für Taucher u.a. Wassersportler, aber auch passionierte Radfahrer kommen auf ihre Kosten

 

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KULINARISCHE VIELFALT
Kubanische Hausmannskost und Langusten on top

 

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PREIS-LEISTUNGS-VERHÄLTNIS
Mangels Konkurrenz – noch – oft zu teuer fürs Gebotene

 

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= gut •••••• = übertrifft alle Erwartungen

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KLIMA & REISEZEIT

Kuba liegt in der tropischen Randzone, die von der nordatlantischen Hochdruckzone beeinflusst wird.

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Hier kennt man nur zwei Jahreszeiten: den schwülen Sommer (Mai bis Okt.) mit teils heftigen Regenschauern und den trockenen Winter (Nov.–April). Der kälteste Monat ist der Januar mit 23 °C, und selbst der heißeste Monat Juli mit 30 °C lässt sich im Schatten einer Palme immer noch gut ertragen. Nachts sinken die Temperaturen selten einmal unter 20 °C. Im Osten der Insel, dem Oriente, ist es immer etwas schwüler, heißer und trockener als im Westen.

Die beste Reisezeit liegt zwischen Dezember und März. Von Mai bis November steigen Luftfeuchtigkeit und Niederschläge stark an. Dauerregen ist jedoch nicht zu erwarten. Selten bleibt der Himmel den ganzen Tag über grau. Während der kubanischen Sommerferien (Juli/Aug.) ist es zwar am heißesten, dafür geht es an den Stränden besonders lebhaft zu – leider auch bei den Mückenschwärmen.

C HURRIKANE

Jahr für Jahr fegen Hurrikane über die Insel hinweg, kräftige Böen peitschen meterhohe Wellen über die Uferpromenaden und reißen landeinwärts viele Gebäude mit sich. Mal trifft es Havanna, und die Provinz Pinar del Río, mal Santiago, Baracoa und den Osten oder die Isla de la Juventud. Es kommt vor, dass binnen einer Woche gleich zwei heftige Hurrikane über die Insel hinweg ziehen und ganze Landstriche verwüsten, Schneisen durch Kaffee-, Obst- und Zuckerrohrplantagen schlagen. Die Schäden gehen jeweils in die Milliarden. Hurrikane entstehen vor allem von September bis November, wenn sich das Meer auf über 27 °C aufheizt, die Lufttemperatur darunter liegt und bei zunehmender Höhe konstant abnimmt. Dann werden große Gewitterwolken unter Einfluss der Erdrotation zu gigantischen Wirbeln und entladen sich. Zu den Verwüstungen durch Sturm und Regen kommen meist Überschwemmungen. Schutz bietet das auf Kuba bestens entwickelte Frühwarnsystem mit Evakuierungen, auch von Touristen.

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Die Nationalhelden Che Guevara, Camilo CIenfiegos und Julio Antonio Mella verewigt auf einem »mural«

TYPISCH

KUBA IST EINE REISE WERT!

Kuba ist einzigartig. Ein oft kafkaeskes Land im Wandel wie kein anderes. Eine Zeitreise. Hier mischen sich Stolz und Leidenschaft mit Apathie, Nostalgie und Galgenhumor. Glanz und Gloria mit Bilderbuchstränden und Ruinen. Für manchen ist es Liebe auf den ersten Blick.

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MARTINA MIETHIG

Die Autorin ist ausgebildete Journalistin (www.GeckoStories.com) und schreibt Reiseführer sowie Reportagen für überregionale Zeitungen und Magazine auch über ihre zweite Heimat: Kuba. Auf der Karibikinsel hat die Berlinerin seit mehr als zehn Jahren Familie, und – claro que sí – natürlich tanzt sie Salsa und kennt sich aus im »Socialismo tropical«.

Der Bus fährt schnaufend los. Hineingequetscht haben sich drei Mal mehr Fahrgäste als erlaubt – wie die Sardinen. Unbekümmert steckt ein kaum hüfthoher Knirps seine Nase durch den Spalt der kapitulierenden Tür, er spitzt die Lippen und schickt der Blondine am Straßenrand einen Schmatzer durch die tropisch schwüle Luft. Unser Mann in Havanna? Noch nicht ganz, aber früh übt sich!

Als ich 1998 das erste Mal nach Kuba reiste – in ein Land, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein schien –, kam ich aus dem Staunen kaum heraus: über die Sinnlichkeit in Havanna, dieser vor sich hinbröckelnden Karibikmetropole. Über die höflich gereichten Hände beim Aussteigen aus den klapprigen 59er-Chevrolets mit ihren voluminös-tiefen Ledersitzen. Über das »ay, mi amor …«, mit dem mich selbst die Frau in der Telefonzentrale mangels Verbindung zu trösten versuchte, ebenso wie die Frau vom Gemeindebüro (poder popular) – weil sie nicht sagen konnte, wann es endlich wieder Strom gibt. Über ein maßlos stolzes Volk umgeben von Mangel bei seinem alltäglichen Guerillakampf und Schlangestehen, das sich mit altertümlich oder exotisch anmutenden und zumeist illegalen Nebenjobs über Wasser hält – trotz aller sozialistischen Hürden. Zum Beispiel als Haareinkäufer oder Liebesbriefeschreiber, ja wirklich.

Die kubanischen Männer sind berüchtigt für ihre Komplimente (piropos): mal laut hinterhergerufen oder hingezischelt, mal voller Poesie und verbaler Blumensträuße, mal witzig, vulgär oder mit derart revolutionärem Pathos, dass sie selbst Che Guevara zum Leben erwecken könnten.

Und nirgendwo scheinen die Klischees die Wirklichkeit mehr übertrumpfen zu wollen als in Havanna. Musik schallt aus jedem noch so einsturzgefährdeten Hauseingang, bei Tag und Nacht, vor allem die erbarmungslos schnulzigen Latinoschlager, außerdem romantische Boleros oder provokant-agressiver Reggaeton.

Musik und Rum, Galgenhumor – und die Dollars der Millionen verwandten Auslandskubaner helfen den elf Millionen Daheimgebliebenen, ihren Alltag weiterhin zu ertragen. Nicht jeder kann seine Sorgen einfach beim Salsatanzen vergessen, auch wenn alle Welt zu wissen meint: »Die Kubaner habens im Blut.«

Nehmen wir Rubén, zweifellos ein typischer Kubaner. Einer, der mit Schwarzmarktgeschäften sein offizielles 700-Peso-Monatsgehalt (24 Euro) aufstocken muss, um seinen Kindern in der Fast-Food-Kette Rápido einen real existierenden Hamburger und eine kubanische Tropi-Cola bieten zu können – für die Hälfte des monatlichen Gehalts und bis vor Kurzem groteskerweise zahlbar in der Ausländerwährung CUC. Der selbst am liebsten moros y cristianos, Reis mit schwarzen Bohnen und viel Schweinefleisch, isst, den Zucker mit Kaffee (!) trinkt und der wie fast alle seiner Landsleute ein wahrer Meister der Improvisation ist, schon sein ganzes Leben lang. Nur: Rubén kann nicht Salsa tanzen, er beherrscht nicht einmal den Grundschritt! Dafür kennt er jeden Spielzug beim Baseball (beísbol), und im Domino ist er unschlagbar.

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Bauernmarkt in Camagüey

Keine Frage, die Kubanerinnen sind einsame Spitze im Hüftschwingen, diesem Die-Straße-Entlangschaukeln. Nach so vielen Jahren in Kuba – und, zugegeben, kläglichen Imitationsversuchen – frage ich mich allerdings, ob diese ausladend schwenkende und typisch kubanische Gangart nicht auch ein bisschen mit den vielen Schlaglöchern zu tun hat.

Die kubanische Hausfrau ist eigentlich den ganzen Tag damit beschäftigt, etwas fürs Abendessen zu beschaffen. Die período especial, die Spezialperiode, der 1990er-Jahre ist glücklicherweise vorbei. Damals kursierten skurrile Kochrezepte, etwa wie man aus Pampelmusenschalen genießbare Steaks zubereiten könnte.

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Frisch gewaschen glänzt der Oldtimer am Straßenrand, aber fährt er auch wie das Bicitaxi?

Die Zeit ist reif für einen Wandel im ehemaligen Reich der Castros, das seit April 2018 Miguel Díaz-Canel als Präsident anführt. Die behutsamen Reformen seit 2008, nicht zuletzt die lang ersehnte Reisefreiheit seit 2013, und die Annäherung an die so lange verfeindeten USA ändern das Land und die Menschen. Ein Spagat zwischen Sozialismus, Konsum und Kommerz. Noch gibt es hier Kindergärten in Jugendstilvillen und Altenheime in Prunkpalästen – aber wie lange noch?

Ich verschnaufe vor der Heimreise nach Deutschland an meinem Lieblingsplatz mit Panoramablick: Im Stadtteil Casablanca, auf der anderen Seite der Havanna-Bucht, ist es ruhig. Keine Salsa, kein Schnalzen und keine fliegenden Küsse, keine piropos. Nur ein Liebespärchen sitzt innig verschlungen zu Füßen der großen Jesus-Statue. Ich genieße die warmen Sonnenstrahlen wie ein Streicheln zum Abschied. »Hasta luego, bis bald, mi amor.«

WAS STECKT DAHINTER?

Die kleinen Geheimnisse sind oftmals die spannendsten. Hier werden die Geschichten hinter den Kulissen erzählt.

WER IST »DER LETZTE«?

Höflichkeit und stramme Organisation treffen manchmal überraschend zusammen. Wer an einer Haltestelle, in der Bank oder im Laden warten muss und keine ordentliche Warteschlange erkennen kann, fragt die Anwesenden korrekterweise nach: »el último?« (der Letzte?).

WOHER KOMMEN DIE FANTASTISCHEN KUBANISCHEN VORNAMEN?

Bei der Namensgebung halten sich viele der Eltern gern an die große Welt- oder die eigene Revolutionsgeschichte. In nur einer einzigen Woche kann man in Kuba neben Fidel auch Jesús oder Lenin, Aristoteles oder Julius César treffen. Und welche Frau wollte nicht schon immer mal einen leibhaftigen Adonis kennenlernen? Und welcher Mann nicht Leidy Diana? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

WARUM FEIERN DIE 15-JÄHRIGEN MÄDCHEN?

La Quinceañera, der 15. Geburtstag im Leben einer Kubanerin ist ein wichtiges Ereignis. Der Wendepunkt zum Frausein wird fein herausgeputzt gefeiert. Die Mädchen tragen wallende Kleider und aufwendige Frisuren wie kleine Prinzessinnen. Damit wird traditionell ihre Heiratsfähigkeit demonstriert. Gern feiert man in luxuriösen Hotels oder lässt dort Fotos schießen. Und es bekommt jeder mit!

WAS SIND TIMBA UND CASINO?

Wer sich zum Salsa tanzen verabredet, trifft sich zu timba oder casino – kubanische Namen für die scharfe Soße (salsa) aus den Grundrhythmen Son und Mambo, einer Prise Rumba und Cha-Cha-Cha. Getanzt wird auch nicht unbedingt als Paar, sondern in einer Art Ringtanz: Bei der rueda de casino werden die Tanzpartnerinnen auf Kommando herumgewirbelt und weitergereicht: »Saccala!«, frei übersetzt: »Hol sie Dir!«, »Botala!«, »Wirf sie weg!«. Wer da mithalten will, muss echt ein salsero oder eine salsera sein.

WAS MACHEN DIE WEISS GEKLEIDETEN MENSCHEN?

Die auffällig weiß gekleideten Menschen in Kuba sind Anhänger der Santería >, eines afrokubanischen Kults, und meist auf ihrem langen Weg zur Initialisierung als Priester und Priesterin, der Geburt als santero oder santera. Manch ein Gläubiger trägt selbst auf Reisen stets einen Stein mit sich, der seinen Gott in sich birgt. Oder Perlenketten in den charakteristischen Farben, z.B. weiß für Obatalá, den Friedensgott, der die Menschen schuf.