ART NORMAN

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 2:

Raumschiff der Rebellen

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

RAUMSCHIFF DER REBELLEN von Art Norman 

 

Das Buch

 

Man schreibt das Jahr 2499 irdischer Zeitrechnung.

Die von Llewellyn 709, dem Riemenmann, gebildete Superloge hat durch ihren psionischen Notruf über 700 Treiber-Raumschiffe dazu gebracht, Kurs auf Syrta zu nehmen.

Die Treiber sehen in David terGorden den im Buch Myriam prophezeiten Erben der Macht, einen legendären Anführer, der die Menschheit in eine neue Zukunft führen soll. David lehnt die ihm zugewiesene Rolle jedoch ab. In einem offenen Appell wendet er sich an die Treiber an Bord der Schiffe im Orbit um Syrta und bittet sie, sich zum Großen Fest auf der Erde einzufinden. Dort werde er sich als Erbe des Biotroniks-Konzerns, der die für die interstellare Raumfahrt unverzichtbaren Misteln des Urbaumes Yggdrasil verwaltet, für eine vom Konzil und den Konzernen unabhängige Raumfahrt einsetzen...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books. 

  RAUMSCHIFF DER REBELLEN von Art Norman

 

 

 

  Terranauten! Treiber! Menschen auf allen Planeten!  

Es ist geschehen. Die Worte Myriams haben sich erfüllt. Jener, dessen Ankunft das Ende der Schreckensherrschaft und den Beginn eines neuen Zeitalters der Freiheit bringen wird, er ist da!

David terGorden der Erbe der Macht, der Sohn Myriams, die in Yggdrasil aufging und die uns das BUCH zurückließ, um uns Hoffnung zu spenden, David terGorden, der Bote Yggdrasils, ist unter uns.

Aber noch sind wir in Gefahr, noch hat der Kampf erst begonnen, und wir sind auf eure Hilfe angewiesen.

Treiber, Terranauten zwischen den Sternen und auf allen Planeten! Wir bitten euch um eure Hilfe! Kommt nach Syrta im Almaynar-System und helft uns gegen die Grauen Garden, die David terGorden entführen wollen, helft uns gegen die Soldaten der von Kaiser eingesetzten Planetenregierung.

Nehmt euer Schicksal in die Hand. Ergreift die Macht. Handelt, denn nur so habt ihr eine Zukunft!

Die psionische Botschaft mit diesem Inhalt raste durch die Galaxis. Sie bediente sich des Weltraums II als Medium und erreichte so in Nullzeit das Gehirn jedes parapsychisch begabten Menschen. Sie wiederholte sich fast sechs Stunden lang und brannte sich unvergesslich in die Gehirne.

Treiber liefen in den Unterkünften der Raumhäfen zusammen und diskutierten Llewellyns Ruf. Treiberlogen änderten ihre Flugrouten und nahmen mit ihren Schiffen Kurs aufs Reuben-Gel-System.  

Treiber der Grauen Garden informierten das Konzil. Man schickte sofort ein Kurierschiff nach Syrta, um nähere Informationen einzuholen. Ein Kampfschiff der Garde stand bereits im syrtanischen Sonnensystem. Der Konzilsvorsitzende Max von Valdec sandte der kommandierenden Queen genaue Befehle für die neue Situation.

Das Konzil war beunruhigt, aber es geriet niemand in Panik. Eine Widerstandsgruppe unter den Treibern? Wie viele? Tausend vielleicht von 200.000 Treibern? Damit würde die Garde schon fertig werden. Bisher galten die Treiber als besonders zuverlässig, aber trauen konnte man schließlich niemandem. Man würde den Logenmeistern wieder genauer auf die Finger sehen müssen.  

Auch auf Zoe, dem Planeten der Logenmeister, reagierte man auf Llewellyns Ruf. Die Meister riefen den Rat zusammen. Aber es würde einige Tage dauern, bis der Rat versammelt war. Deshalb hielten es einige führende Ratsmitglieder für notwendig, schon vorher zu handeln...  

 

*

 

Zoe war der einzige Planet von Spilter, einer kleinen Sonne, 38 Lichtjahre von Terra entfernt. Das erste Treiberschiff, das die Erde zu einer interstellaren Expedition verließ, landete im Jahre 2231 auf Zoe und benannte die Welt nach Zoe deMareau, der Parapsychologin, die die Treiber dieser Expedition führte, wie es in späteren Jahren die Logenmeister taten.

Spilters einziger Planet war die erste für Menschen bewohnbare Welt, die man außerhalb des Sonnensystems entdeckte. In den ersten hundert Jahren nach seiner Entdeckung wurde Zoe zu einer Kolonie mit über 10 Millionen Menschen und zu einem Zentrum der sich rasend entwickelnden Treiberraumfahrt. Die Psi-Akademie von Porto Novo, dem Raumhafen von Zoe, bildete die berühmtesten Logenmeister der Menschheit aus. Aber Zoe war eine öde Wüstenwelt. Die Siedler zogen bald wieder zu lebensfreundlicheren Planeten, und zurück blieben die Treiber und ihre Logenmeister. Während des Interstellaren Krieges gegen die aufständischen Kolonialwelten erkauften sich die Logenmeister durch ihre Unterstützung des Konzils eine Unabhängigkeit für Zoe, wie sie sonst keine Welt im Sternenreich der Erde besaß. Terra verzichtete auf alle Hoheitsrechte und zog alle Garden von Zoe ab. Der Planet unterstand nur noch dem Rat der Logenmeister.

Trotz dieser Vereinbarung, die Zoe zu einer Art Freistaat unter den Kolonialwelten machte, behielt das Konzil die Welt der Logenmeister in seinem Griff. Überall auf Zoe gab es Agenten und Spitzel. Das Konzil sammelte hier seine Informationen über die Rebellen anderer Welten.

Als Llewellyns Ruf Zoe erreichte, begann für die Spione eine Zeit hektischer Aktivität. Man versuchte, soviel wie möglich über die geheimnisvollen Terranauten herauszubekommen. Bisher hatte niemand diese Treibergruppe richtig ernst genommen.

Nur einer der Agenten wusste bereits mehr. Der Konzilsvorsitzende Valdec hatte ihn persönlich beauftragt, auf Zoe einen Mann zu überwachen, der als Kopf des Widerstandes unter den Treibern galt. Der Mann war Asen-Ger, Mitglied des Rates, einer der prominentesten Logenmeister, der bis zur Lima-Katastrophe die Psi-Forschung von Valdecs Kaiser-Konzern geleitet hatte. Auf ihn hatte Valdec Asi Caruga angesetzt, einen Schatten, wie man die parapsychisch begabten Agenten der Grauen Garden nannte.

Bisher war es Caruga nicht gelungen, in die unmittelbare Umgebung Asen-Gers vorzudringen. Aber Llewellyns Botschaft musste den Fuchs aus seinem Bau locken. Caruga wusste seine Chance zu nutzen und machte sich mit der Skrupellosigkeit eines erfahrenen Schattens ans Werk.

 

*

 

Asi Caruga starrte gebannt zu der kleinen Bühne, auf der ein phantastisches Spektakel ablief. Schillernde Lichteffekte beleuchteten die schlanken, geschmeidigen Körper der Tänzer und Tänzerinnen auf gespenstische Weise, die einen seltsamen Reigen eigenartiger Bewegungen vollzogen. Die Musik riss die Menschen in ihren Bann. Es waren leise, fast verwehende Tonfolgen, die niemals einem menschlichen Hirn entsprungen sein konnten. Auch der Tanz war absolut fremdartig. Der junge Mann in der silbernen Kombination hatte behauptet, der Tanz und die Melodie entstammten einem magischen Ritus der primitiven Eingeborenen von Urrans Stern, welche sich in einer steinzeitartigen Epoche befanden. Vergeblich versuchte Caruga, die Musikinstrumente zu erkennen. Er konnte sie einfach nicht identifizieren.

Blitzschnell fuhr seine Zunge über die spröde werdenden Lippen. Die Luft im ›Siebengestirn‹ war schlecht, die Temperatur hoch. Kein Wunder in dem Menschengewühl, das sich aus Kolonisten, Raumschiffern und Treibern zusammensetzte. Ein paar sparsam bekleidete Mädchen wirbelten zwischen den Tischen hin und her und sorgten dafür, dass die Gläser der Gäste nicht leer wurden.

Schließlich endete der Ritualtanz von Urrans Stern. Beifall brandete auf. Doch die Tänzer und Tänzerinnen waren blitzschnell verschwunden, so rasch, dass nicht einmal die scharfen Augen Carugas erkennen konnten, wie dieses Verschwinden bewerkstelligt wurde. Psi-Kräfte schieden aus; er hätte sie gespürt.

Was ihm nicht entging, war die blitzschnelle Handbewegung eines Mannes am Nebentisch, der bewusst an Caruga vorbei sah. Dennoch lehnte Asi Caruga sich zufrieden zurück. Wenn der Dritte jetzt trank, war alles klar. Caruga hätte seine Psi-Kräfte einsetzen können, aber er befand sich hier unter Treibern. Anderen in die Gehirne zu schauen, galt als verpönt, und Caruga wollte um keinen Preis unangenehm auffallen.

In einem Spiegel sah Caruga, wie der dritte Mann zu seinem Glas griff und erwartungsgemäß trank.

Auf der Bühne wurde der nächste Auftritt vorbereitet. Caruga trank selbst und sah im Spiegel den Treiber, dessen Namen er nicht einmal kannte, lautlos in seinem Sessel zusammensinken.

Er wartete weiter. Der Mann, der die blitzschnelle Handbewegung vollzogen hatte, wiederholte sie, als er an Carugas Tisch vorbei kam um das ›Siebengestirn‹ zu verlassen. Diesmal aber war seine Hand anschließend nicht leer, sondern umfasste eine Rolle, in der sich eine Auszahlungsanweisung befand. Ein Mörder hatte seinen Sold erhalten. Die Menge verschluckte ihn.

Ein paar Minuten später wurde eine Bedienung aufmerksam, weil der Treiber sich nicht mehr bewegte. Sie griff nach seinem Puls. Im nächsten Moment gellte ein spitzer Schrei durch den großen Raum.

Die Gespräche verstummten abrupt. Köpfe wandten sich dem Ausgangspunkt des Schreis zu. Die, die am nächsten saßen, sprangen auf und eilten heran. Asi Caruga gehörte zu ihnen.

»Was ist los?«, fragte jemand laut.

»Er ist tot«, schluchzte die Bedienung. Caruga sah sie an. Sie war ziemlich jung. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass ihr der Tod in dieser heimtückisch stillen Form gegenübertrat. Ihre Stimme war jedenfalls laut genug, die Worte bis in den letzten Winkel des ›Siebengestirn‹ zu tragen.

Irgendwo fiel polternd ein Stuhl um. Aus den Augenwinkeln sah Caruga, wie der Wirt sich hinter der Theke hochstemmte. Bud Warlowe, ein stämmiger Hüne mit Bärenkräften, hatte nicht gern Aufruhr in seinem Lokal und betätigte sich zuweilen auch als sein eigener Rausschmeißer, wenn ihm Gäste nicht gefielen. Aber auch ohne sein Eingreifen war oft genug Spektakel. Bei den Blauen, der Planetenpolizei von Zoe, stand das ›Siebengestirn‹ ziemlich weit oben auf der Liste der suspekten Lokale.

Und prompt trat auch ein Blauer ein. Es mochte Zufall sein, konnte aber auch sein, dass jemand ihn blitzschnell herbeigerufen hatte. Die blaue Uniform des Mannes genügte, ihm sofort Respekt zu verschaffen.

Caruga wusste, dass der Mörder längst auf und davon war. Auch auf ihn selbst konnte kein Verdacht fallen. Die meisten Tischgäste hatten zur Bühne gesehen und zu ergründen versucht, wieso die Tanzgruppe so blitzartig und spurlos verschwinden konnte, wie fortgezaubert.

Der Blaue bahnte sich seinen Weg durch die Menge und blieb vor dem Tisch stehen, an dem, bequem im Sessel zurückgelehnt, der Tote saß. »Was ist hier geschehen?«

»Er ist tot«, stammelte das blutjunge Mädchen in der knappen Kostümierung.

»Das sehe ich«, erwiderte der Blaue kalt. »Wie geschah es?« Er holte tief Luft und brüllte dann: »Auseinander!«

Die Gäste, mehr oder minder angetrunkene Raumfahrer und Hafenarbeiter, wichen zurück. Anders als die Grauen Garden respektierte man die Blauen von Zoe nicht aus Hass und Furcht, sondern wegen ihrer Disziplin und ihrem Mut. Unter den Blauen gab es viele ehemalige Treiber, die den Belastungen der Raumfahrt nicht mehr gewachsen waren.

Nur der Tote, das Mädchen und der Blaue blieben zurück. Auch Caruga war zurückgewichen er hatte zwar vorgehabt, noch rasch das Glas auszuwechseln, aber dazu war es jetzt zu spät. Allerdings – auf ihn konnte ohnehin kein Verdacht fallen.

Der Polizist begann, den Toten blitzschnell zu untersuchen. »Keine äußere Gewalteinwirkung«, stellte er fest Seine Hand fuhr in eine Tasche des Mannes und kam mit einer ID-Karte wieder hervor. Er musterte sie kurz »Ein Treiber«, murmelte er.

Caruga spürte, dass der Blaue bestürzt war. Offenbar bereitete ihm der Tod eines ehemaligen Kollegen besondere Sorgen. »Geht diese verdammte Hexenjagd auf die Treiber schon wieder los? Wer hat etwas gesehen? So ein Mann stirbt nicht von allein!« bellte der Blaue.

»Sehen Sie doch mal nach, was er getrunken hat«, rief jemand aus der Menge zurück.

Der Blaue maß ihn mit einem abschätzenden Blick, dann griff er zu dem Glas, das vor dem toten Treiber stand. Idiot, dachte Caruga. Als Kriminalist bist du eine Niete. Du hättest sämtliche Gläser kontrollieren müssen. Auch, wenn du durch dein frühes Erscheinen ein Austauschen unmöglich machtest.

»Kontrollieren Sie doch alle Gläser«, verlangte in dem Moment der Unbekannte aus der Menge wieder. Caruga erschrak. Las dieser andere etwa seine Gedanken? Sofort schirmte er ab.

Der Blaue hatte plötzlich einen Teststreifen in der Hand und legte ihn in den Rest des Getränkes. Der Streifen verfärbte sich. »Gift«, knurrte der Blaue überrascht. »Also tatsächlich ein Mord. Mit wem hat dieser Mann am Tisch gesessen?«

Die Menge schwieg. Wer hatte schon in einem dämmerig beleuchteten Raum, auf dessen Bühne ein faszinierendes Schauspiel ablief, die Muße, Leute an Nachbartischen so eingehend zu beschreiben, dass man sie wiedererkannte? Auch Caruga schwieg.

Bud Warlowe, der Besitzer des Hafenlokals, drängte sich durch die Menge. »Machen Sie her keinen Aufstand, Blauer«, verlangte er leise »Das ist schon das dritte Spektakel in dieser Woche. Bringen Sie den Toten hinaus, und lassen Sie die Ermittlungen unauffälliger durchführen.«

»Der Mann ist ein Treiber! Sie werden Schwierigkeiten bekommen, Warlowe!«, sagte der Blaue scharf. »Sorgen Sie dafür, dass Ihr Laden sauber bleibt, dann haben wir keinen Grund, dreimal in der Woche einzuschreiten! Aber das können Sie wohl nicht.«

Bevor es zu einem handfesten Streit zwischen dem Wirt und dem Gardisten kommen konnte, betrat ein neuer Gast das ›Siebengestirn‹ – nein, zwei Gäste. Ein Mann und eine Frau.

Der Mann war dunkel gekleidet, ein schwarzer, wallender Mantel hing von seinen Schultern herab. Allein seine Erscheinung reichte, ihm Platz zu schaffen. Asen-Ger war in Porto Novo kein Unbekannter.

 

*

 

Während Asi Caruga das ›Siebengestirn‹ aufsuchte, hatte Asen-Ger den von dem Agenten erwarteten Entschluss gefasst. Der Logenmeister besprach sich auf seinem Landsitz mit der Treiberin La Strega del Drago.

Stundenlang war der große Mann mit der bronzenen Haut, dem seltenen hellblonden Haar und den harten grünlichen Augen in dem sonst so harmonischen Gesicht schweigend in der riesigen Wohnhalle seines Landsitzes am Rand der Zwielichtzone von Zoe auf und ab gelaufen. La Strega beobachtete Asen-Ger schweigend. Ihre schwarzen Augen lächelten ihm unergründlich zu. Man nannte La Strega eine Hexe. Nicht etwa wegen ihres leuchtendroten, hüftlangen Haars, sondern weil sie eine Treiberin war, die ihre Psi-Kräfte selbst weiterentwickelt hatte und diese jetzt auch zu anderen Zwecken als zum Antrieb von Raumschiffen einsetzen konnte. Solche Treiber nannte man Hexen und Hexer, und sie wurden von ihren Kameraden und den Logenmeistern gemieden. Kam ihnen das Konzil auf die Spur, drohte ihnen die Verbannung auf einen Strafplaneten. Nur Asen-Ger wagte es, eine Hexe in seiner Loge zu beschäftigen.

Jetzt wandte sich der Logenmeister abrupt der Treiberin zu. »Der Rat weiß nicht, was er von Llewellyns Botschaft halten soll«, murmelte er. »Diese Psi-Sendung ist eine offene Kampfansage an das Konzil. Außerdem hat es noch nie einen Einsatz von Psi-Kräften in diesem Ausmaß gegeben. In den Augen der meisten Konzilsmitglieder werden die Treiber dadurch zu unberechenbaren Ungeheuern, soweit sie das nicht sowieso schon sind. Und dann der Inhalt! Llewellyn will Myriams Sohn gefunden haben, und dieser David terGorden auf Syrta könnte wirklich der sein, von dem das Buch spricht. Aber er ist gleichzeitig Erbe des Konzerns, der uns die Misteln für die Treiber-Raumfahrt verkauft.« Asen-Ger zuckte die schmalen Schultern. »La Strega, du kennst die Logenmeister. Der Rat wird Wochen brauchen, um zu einem Entschluss zu kommen Ich bin mit einigen Freunden im Rat, die wie wir denken, entschlossen, vorher zu handeln.«

Die Hexe schloss ihre bodenlosen schwarzen Augen und lehnte sich mit entspanntem Gesicht zurück. »Du musst nach Syrta«, antwortete sie dann sehr leise. »Aber ich sehe überall um uns den Tod. Er wartet auf Syrta, auf der Erde und selbst hier in Porto Novo auf uns. Mehr kann ich dir nicht sagen, Asen-Ger. Seit Llewellyns Ruf sehe ich die Dinge nur noch undeutlich und verschwommen.«  

Sie fuhr sich mit einer müden Handbewegung über die Stirn. »Llewellyn hat alles aufgerührt. Die Linien der Zukunft sind in Verwirrung geraten. In den nächsten Tagen entscheiden sich viele Schicksale neu. Ich glaube, dass David unsere Hilfe braucht. Deshalb lass uns nach Syrta fliegen.«

Asen-Ger wusste, dass La Strega unter bestimmten Voraussetzungen ihr Psi-Talent zur Präkognition, einer Vorahnung kommender Ereignisse, einsetzen konnte. Aber ihre Prophezeiungen waren immer vage, und sie machte selbst sehr ungern von diesem Talent Gebrauch. Der Logenmeister lächelte der Treiberin aufmunternd zu, als sie die Augen wieder aufschlug.

»Der Tod begleitet uns immer, La Strega«, erklärte er. »Das darf uns nicht abhalten, auf Syrta nach dem Rechten zu sehen. Auch wenn ich nicht recht glauben kann, dass wir dort wirklich den Erben der Macht finden werden.«

La Strega nickte nur.