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Ernst Jünger

Auf den Marmorklippen

Roman

J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH

Mit Materialien zu Entstehung, Rezeption und Debatte

Hrsg. von Helmuth Kiesel

Inhalt

INFORMATIONEN ZUM AUTOR

Ernst Jünger, 1895-1998, gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk spiegelt wie kein anderes in deutscher Sprache ein ganzes Jahrhundert wider und ist so bedeutend wie umstritten.

Fußnoten

*

Tatsächlich war der Besucher Heinrich von Trott zu Solz der Bruder des hingerichteten Adam.

AUF DEN MARMORKLIPPEN

ERSTAUSGABE 1939

REVIDIERTE FASSUNG 1949

1

Ihr alle kennt die wilde Schwermut, die uns bei der Erinnerung an Zeiten des Glückes ergreift. Wie unwiderruflich sind sie doch dahin, und unbarmherziger sind wir von ihnen getrennt als durch alle Entfernungen. Auch treten im Nachglanz die Bilder lockender hervor; wir denken an sie wie an den Körper einer toten Geliebten zurück, der tief in der Erde ruht und der uns nun gleich einer Wüstenspiegelung in einer höheren und geistigeren Pracht erschauern läßt. Und immer wieder tasten wir in unseren durstigen Träumen dem Vergangenen in jeder Einzelheit, in jeder Falte nach. Dann will es uns scheinen, als hätten wir das Maß des Lebens und der Liebe nicht bis zum Rande gefüllt gehabt, doch keine Reue bringt das Versäumte zurück. O möchte dieses Gefühl uns doch für jeden Augenblick des Glückes eine Lehre sein!

Und süßer noch wird die Erinnerung an unsere Mond- und Sonnenjahre, wenn jäher Schrecken sie beendete. Dann erst begreifen wir, wie sehr es schon ein Glücksfall für uns Menschen ist, wenn wir in unseren kleinen Gemeinschaften dahinleben, unter friedlichem Dach, bei guten Gesprächen und mit liebevollem Gruß am Morgen und zur Nacht. Ach, stets zu spät erkennen wir, daß damit schon das Füllhorn reich für uns geöffnet war.

So denke ich auch an die Zeiten, in denen wir an der Großen Marina lebten, zurück – erst die Erinnerung treibt ihren Zauber hervor. Damals freilich schien manche Sorge, mancher Kummer uns die Tage zu verdunkeln, und vor allem waren wir vor dem Oberförster auf der Hut. Wir lebten daher mit einer gewissen Strenge und in schlichten Gewändern, obwohl kein Gelübde uns band. Zweimal im Jahre ließen wir indessen das rote Futter durchleuchten – einmal im Frühling und einmal im Herbst.

Im Herbste zechten wir als Weise und taten den köstlichen Weinen, die an den Südhängen der Großen Marina gedeihen, Ehre an. Wenn wir in den Gärten zwischen dem roten Laube und den dunklen Trauben die scherzenden Rufe der Winzer vernahmen, wenn in den kleinen Städten und Dörfern die Torkel zu knarren begannen und der Geruch der frischen Trester um die Höfe seine gärenden Schleier zog, stiegen wir zu den Wirten, den Küfern und Weinbauern hinab und tranken mit ihnen aus dem bauchigen Krug. Dort trafen wir immer heitere Genossen an, denn das Land ist reich und schön, so daß unbekümmerte Muße in ihm gedeiht, und Witz und Laune gelten als bare Münze in ihm.

So saßen wir Abend für Abend beim fröhlichen Mahl. In diesen Wochen ziehen vermummte Wingertswächter vom Morgengrauen bis zur Nacht mit Knarren und Flinten in den Gärten umher und halten die lüsternen Vögel in Schach. Spät kehren sie mit Kränzen von Wachteln, von gesprenkelten Drosseln und Feigenfressern zurück, und bald erscheint dann ihre Beute auf Weinlaub gebettet in großen Schüsseln auf dem Tisch. Auch aßen wir gern geröstete Kastanien und junge Nüsse zum neuen Weine und vor allem die herrlichen Pilze, nach denen man dort mit Hunden in den Wäldern spürt – die weiße Trüffel, die zierliche Werpel und den roten Kaiserschwamm.

Solange der Wein noch süß und honigfarben war, saßen wir einträchtig am Tisch, bei friedlichen Gesprächen und oft den Arm auf die Schulter des Nachbarn gelegt. Sobald er jedoch zu arbeiten und die erdigen Teile abzustoßen begann, wachten die Lebensgeister mächtig auf. Es gab dann glänzende Zweikämpfe, bei denen die Waffe des Gelächters entschied und bei denen sich Fechter begegneten, die sich durch die leichte, freie Führung des Gedankens auszeichneten, wie man sie nur in einem langen, müßigen Leben gewinnt.

Aber höher noch als diese Stunden, die in funkelnder Laune dahineilten, schätzten wir den stillen Heimweg durch Gärten und Felder in der Tiefe der Trunkenheit, während schon der Morgentau sich auf die bunten Blätter schlug. Wenn wir das Hahnentor der kleinen Stadt durchschritten hatten, sahen wir zu unserer Rechten den Seestrand leuchten, und zu unserer Linken stiegen im Mondlicht gleißend die Marmorklippen an. Dazwischen eingebettet streckten sich die Rebenhügel aus, in deren Hängen sich der Pfad verlor.

An diese Wege knüpfen sich Erinnerungen an ein helles, staunendes Erwachen, das uns zugleich mit Scheu erfüllte und erheiterte. Es war, als tauchten wir aus der Lebenstiefe an ihre Oberfläche auf. Gleichwie ein Pochen uns aus unserm Schlaf erweckt, fiel da ein Bildnis in das Dunkel unseres Rausches ein – vielleicht das Bockshorn, wie es dort der Bauersmann an hohen Stangen in den Boden seiner Gärten stößt, vielleicht der Uhu, der mit gelben Augen auf dem Firste einer Scheuer saß, oder ein Meteor, das knisternd über das Gewölbe schoß. Stets aber blieben wir wie versteinert stehen, und ein jäher Schauer faßte uns im Blut. Dann schien es uns, als ob ein neuer Sinn, das Land zu schauen, uns verliehen sei; wir blickten wie mit Augen, denen es gegeben ist, das Gold und die Kristalle tief unter der gläsernen Erde in leuchtenden Adern zu sehen. Und dann geschah es, daß sie sich näherten, grau und schattenhaft, die uransässigen Geister des Landes, längst hier beheimatet, bevor die Glocken der Klosterkirche erklangen und bevor ein Pflug die Scholle brach. Sie näherten sich uns zögernd, mit groben, hölzernen Gesichtern, deren Miene in unergründlicher Übereinstimmung heiter und furchtbar war; und wir erblickten sie, zugleich erschrockenen und tief gerührten Herzens, im Weinbergland. Zuweilen schien es uns, als ob sie sprechen wollten, doch bald entschwanden sie wie Rauch.

Schweigend legten wir dann den kurzen Weg zur Rautenklause zurück. Wenn das Licht in der Bibliothek aufflammte, sahen wir uns an, und ich erblickte das hohe, strahlende Leuchten in Bruder Othos Gesicht. In diesem Spiegel erkannte ich, daß die Begegnung kein Trug gewesen war. Ohne ein Wort zu wechseln, drückten wir uns die Hand, und ich stieg ins Herbarium hinauf. Auch ferner war von solchem nie die Rede zwischen uns.

Oben saß ich noch lange am offenen Fenster in großer Heiterkeit und fühlte von Herzen, wie sich der Lebensstoff in goldenen Fäden von der Spindel wand. Dann stieg die Sonne über Alta Plana auf, und leuchtend erhellten sich die Lande bis an die Grenzen von Burgund. Die wilden Schroffen und Gletscher funkelten in Weiß und Rot, und zitternd formten sich die hohen Ufer im grünen Spiegel der Marina ab.

Am spitzen Giebel begannen nun die Hausrotschwänzchen ihren Tag und fütterten die zweite Brut, die hungrig zirpte, als würden Messerchen gewetzt. Aus den Schilfgürteln des Sees stiegen Ketten von Enten auf, und in den Gärten pickten Fink und Stieglitz die letzten Beeren von den Reben ab. Dann hörte ich, wie die Tür der Bibliothek sich öffnete, und Bruder Otho trat in den Garten, um nach den Lilien zu schauen.

2

Im Frühling aber zechten wir als Narren, wie es dortzulande üblich ist. Wir hüllten uns in bunte Kittel, deren eingefetzter Stoff wie Vogelfedern leuchtete, und setzten die starren Schnabelmasken auf. Dann sprangen wir im Narrenschritte und die Arme wie Flügel schwingend hinab ins Städtchen, auf dessen altem Markte der hohe Narrenbaum errichtet war. Dort fand im Fackelschein der Maskenaufzug statt; die Männer gingen als Vögel, und die Frauen waren in die Prachtgewänder vergangener Jahrhunderte vermummt. Sie riefen uns mit hoher, verstellter Spieluhrstimme Scherzworte zu, und wir erwiderten mit schrillem Vogelschrei.

Schon lockten uns aus den Schenken und Küferkellern die Märsche der Federinnungen – die dünnen, stechenden Flöten der Distelfinken, die schwirrenden Zithern der Mauerkäuze, die röhrenden Baßgeigen der Auerhähne und die quiekenden Handorgeln, mit denen die Wiedehopfzunft ihre schändlichen Verse instrumentiert. Bruder Otho und ich gesellten uns den Schwarzspechten zu, bei denen man den Marsch mit Kochlöffeln auf hölzerne Zuber schlägt, und hielten närrischen Rat und Gericht. Hier galt es behutsam zu trinken, denn wir mußten den Wein mit Halmen durch die Nüstern der Schnäbel aus dem Glase ziehen. Wenn uns der Kopf zu rauchen drohte, erfrischte uns ein Streifzug durch die Gärten und Gräben am Ringwalle, auch schwärmten wir auf die Tanzböden aus, oder wir schlugen in der Laube eines Wirtes die Maske auf und speisten in Gesellschaft eines flüchtigen Liebchens aus Buckelpfannen ein Gericht von Schnecken auf Burgunder Art.

Überall und bis zum Morgengrauen ertönte in diesen Nächten der schrille Vogelruf – in den dunklen Gassen und an der Großen Marina, in den Kastanienhainen und Weingärten, von den mit Lampionen geschmückten Gondeln auf der dunklen Fläche des Sees und selbst zwischen den hohen Zypressen der Friedhöfe. Und immer, wie sein Echo, hörte man auch den erschreckten, flüchtenden Schrei, der ihn erwiderte. Die Frauen dieses Landes sind schön und voll der spendenden Kraft, die der Alte Pulverkopf die schenkende Tugend nennt.

Wißt Ihr, nicht die Schmerzen dieses Lebens, doch sein Übermut und seine wilde Fülle bringen, wenn wir uns an sie erinnern, uns den Tränen nah. So liegt dieses Stimmenspiel mir tief im Ohre, und vor allem jener unterdrückte Schrei, mit dem Lauretta mir am Wall begegnete. Obwohl ein weißer, goldbordierter Reifrock ihre Glieder und die Perlmuttlarve ihr Gesicht verbarg, hatte ich sie an der Art, in der sie schreitend ihre Hüfte bog, im Dunkel der Allee sogleich erkannt, und ich barg mich listig hinter einem Baum. Dann erschreckte ich sie durch das Spechtsgelächter und verfolgte sie, indem ich mit den weiten schwarzen Ärmeln flatterte. Oben, wo der Römerstein im Weinland steht, fing ich die Erschöpfte ein, und zitternd preßte ich sie in den Arm, die feuerrote Maske über ihr Gesicht gebeugt. Als ich sie wie träumend und durch Zaubermacht gebannt so in meinem Griffe ruhen fühlte, faßte mich das Mitleid an, und lächelnd streifte ich die Vogellarve auf die Stirn empor.

Da begann auch sie zu lächeln, und leise legte sie die Hand auf meinen Mund – leise, daß ich nur den Atem, der durch ihre Finger wehte, in der Stille noch vernahm.

3

Sonst aber lebten wir in unserer Rautenklause tagaus, tagein in großer Eingezogenheit. Die Klause stand am Rand der Marmorklippen, inmitten einer der Felseninseln, wie man sie hier und dort das Rebenland durchbrechen sieht. Ihr Garten war in schmalen Bänken aus dem Gestein gespart, und an den Rändern seiner locker aufgeführten Mauern hatten sich die wilden Kräuter angesiedelt, wie sie im fetten Weinbergland gedeihen. Hier blühte im frühen Jahr die blaue Perlentraube der Muskathyazinthe, und im Herbst erfreute uns die Judenkirsche mit ihrer gleich roten Lampionen leuchtenden Frucht. Zu allen Zeiten aber säumten Haus und Garten die silbergrünen Rautenbüsche, denen bei hohem Sonnenstande wirbelnd ein krauser Duft entstieg.

Am Mittag, wenn die große Hitze die Trauben kochte, war es in der Klause erquickend kühl, denn nicht nur waren ihre Böden nach südlicher Manier mit Mosaiken ausgelegt, sondern es ragten manche ihrer Räume auch in den Fels hinein. Doch lag ich um diese Zeit auch gern auf der Terrasse ausgestreckt und hörte halb im Schlaf dem gläsernen Gesange der Zikaden zu. Dann fielen die Segelfalter in den Garten ein und flogen die Tellerblüten der wilden Möhre an, und auf den Klippen sonnten die Perlenechsen sich am Stein. Und endlich, wenn der weiße Sand des Schlangenpfades in Hochglut flammte, schoben sich langsam die Lanzenottern auf ihn vor, und bald war er von ihnen wie ein Hieroglyphenband bedeckt.

Wir hegten vor diesen Tieren, die zahlreich in den Klüften und Schrunden der Rautenklause hausten, keine Furcht; vielmehr ergötzte uns bei Tage ihr Farbenglanz und nachts das feine, klingende Pfeifen, mit dem sie ihr Liebesspiel begleiteten. Oft schritten wir mit leicht gerafften Kleidern über sie hinweg und schoben sie, wenn wir Besuch bekamen, dem vor ihnen graute, mit den Füßen aus dem Weg. Stets aber gingen wir mit unseren Gästen auf dem Schlangenpfade Hand in Hand; und oft bemerkte ich dabei, daß ein Gefühl der Freiheit und der tänzerischen Sicherheit, das uns auf dieser Bahn ergriff, sich ihnen mitzuteilen schien.

Viel wirkte wohl zusammen, die Tiere so vertraut zu machen, doch hätten wir von ihrem Treiben ohne Lampusa, unsere alte Köchin, kaum geahnt. Lampusa stellte ihnen, solange der Sommer währte, Abend für Abend vor die Felsenküche ein Silberkesselchen voll Milch; dann lockte sie die Tiere mit dunklem Ruf herbei. Da sah man in den letzten Sonnenstrahlen überall im Garten die goldene Windung leuchten, über der schwarzen Erde der Lilienbeete und den silbergrünen Rautenpolstern und hoch im Hasel- und Holunderstrauch. Dann legten die Tiere, das Zeichen des geflammten Feuerkranzes bildend, sich um das Kesselchen und nahmen die Gabe an.

Bei dieser Spende hielt Lampusa schon früh den kleinen Erio auf dem Arm, der ihren Ruf mit seinem Stimmchen begleitete. Wie sehr erstaunte ich indessen, als ich eines Abends, kaum daß es laufen konnte, das Kind das Kesselchen ins Freie schleppen sah. Dort schlug es seinen Rand mit einem Birnholzlöffel, und leuchtend glitten die roten Schlangen aus den Klüften der Marmorklippen vor. Und wie im Helltraum hörte ich den kleinen Erio lachen, als er zwischen ihnen auf dem gestampften Lehm des Küchenvorhofs stand. Die Tiere umspielten ihn halb aufgerichtet und wiegten über seinem Scheitel in schnellem Pendelschlage die schweren Dreiecksköpfe hin und her. Ich stand auf dem Altan und wagte meinen Erio nicht anzurufen, wie jemand, den man schlafend auf steilen Firsten wandeln sieht. Doch da erblickte ich die Alte vor der Felsenküche – Lampusa, die dort mit gekreuzten Armen stand und lächelte. Bei ihrem Anblick erfaßte mich das herrliche Gefühl der Sicherheit in flammender Gefahr.

Seit jenem Abend war es Erio, der uns so das Vesperglöcklein läutete. Wenn wir den Klang des Kesselchens vernahmen, legten wir die Arbeit nieder, um uns am Anblick seiner Spende zu erfreuen. Bruder Otho eilte aus seiner Bibliothek und ich aus dem Herbarium auf den inneren Altan, und auch Lampusa trat vom Herd hinzu und lauschte dem Kinde mit stolzem, zärtlichem Gesicht. Wir pflegten uns dann an seinem Eifer zu ergötzen, mit dem es die Tiere in Ordnung hielt. Bald konnte Erio ein jedes bei Namen nennen und trippelte mit seinem Röckchen aus blauem, goldgefaßtem Sammet in ihrem Kreis umher. Auch achtete er sehr darauf, daß alle von der Milch bekamen, und schaffte für die Nachzüglerinnen Raum am Kesselchen. Dann pochte er diese oder jene der Trinkerinnen mit seinem Birnholzlöffel auf den Kopf, oder er packte sie, wenn sie nicht schnell genug den Platz verließ, am Nackenansatz und zerrte sie mit aller Kraft hinweg. Wie derb er sie indes auch fassen mochte, immer blieben die Tiere gegen ihn ganz sanft und zahm, selbst in der Häutung, während deren sie sehr empfindlich sind. So lassen während dieser Zeit die Hirten ihr Vieh nicht bei den Marmorklippen auf die Weide gehen, denn ein gezielter Biß fällt selbst den stärksten Stier mit Blitzes Kraft.

Vor allem liebte Erio das größte, schönste Tier, das Bruder Otho und ich die Greifin nannten und das, wie wir aus Sagen der Wingertsbauern schlossen, seit alten Zeiten in den Klüften saß. Der Körper der Lanzenottern ist metallisch rot, und häufig sind Schuppen von hellem Messingglanze in sein Muster eingesprengt. Bei dieser Greifin war jedoch der reine und makellose Goldschein ausgeprägt, der sich am Kopfe nach Juwelenart zugleich ins Grüne wandte und an Leuchtkraft steigerte. Im Zorne konnte sie den Hals zum Schilde dehnen, der wie ein goldener Spiegel im Angriff funkelte. Es schien, daß ihr die anderen Respekt erwiesen, denn keine rührte an das Kesselchen, bevor die Goldene ihren Durst gestillt. Dann sahen wir, wie Erio mit ihr scherzte, während sie, wie manchmal Katzen tun, den spitzen Kopf an seinem Röckchen rieb.

Nach diesem trug Lampusa uns zur Vesper auf, zwei Becher des geringen Weines und zwei Scheiben vom dunklen, salzigen Brot.

4

Von der Terrasse schritt man durch eine Glastür in die Bibliothek. In schönen Morgenstunden stand diese Türe weit geöffnet, so daß Bruder Otho an seinem großen Tische wie in einem Teil des Gartens saß. Ich trat stets gern in dieses Zimmer ein, an dessen Decke grüne, laubige Schatten spielten und in dessen Stille das Zirpen der jungen Vögel und das nahe Summen der Bienen drang.

Am Fenster trug eine Staffelei das große Zeichenbrett, und an den Wänden türmten sich bis zur Decke die Bücherreihen auf. Die unterste von ihnen stand in einem hohen Fache, das für die Folianten zugeschnitten war – für den großen »Hortus Plantarum Mundi« und mit der Hand illuminierte Werke, wie man sie nicht mehr druckt. Darüber sprangen die Repositorien vor, die sich durch Schübe noch verbreitern ließen – mit flüchtigen Papieren und vergilbten Herbarienblättern überdeckt. Auch nahmen ihre dunklen Tafeln eine Sammlung von in Stein gepreßten Pflanzen auf, die wir in Kalk- und Kohlengruben ausgemeißelt hatten, dazwischen mancherlei Kristalle, wie man sie als Zierat ausstellt oder auch bei sinnendem Gespräche in den Händen wiegt. Darüber stiegen dann die kleinen Bände an – ein nicht sehr ausgedehnter botanischer Bestand, doch lückenlos in allem, was je über die Lilien erschien. Es strahlte dieser Teil der Bücherei noch in drei allgemeine Zweige aus – in Werke, die sich mit der Gestalt, der Farbe und dem Duft beschäftigten.

Die Bücherreihen setzten sich noch in der kleinen Halle fort, und sie begleiteten die Treppe, die nach oben führte, bis an das Herbarium. Hier standen die Kirchenväter, die Denker und die klassischen Autoren der alten und der neuen Zeit, und vor allem eine Sammlung von Wörterbüchern und Enzyklopädien aller Art. Am Abend traf ich mich mit Bruder Otho in der kleinen Halle, wo im Kamin ein Feuerchen aus dürrem Rebholz flackerte. Wenn über Tag die Arbeit gut gediehen war, dann pflegten wir uns durch jene lässigere Unterhaltung zu zerstreuen, bei der man auf gebahnten Wegen schreitet und Daten und Autoritäten anerkennt. Wir scherzten mit den Quisquilien des Wissens und mit dem seltenen oder das Absurde streifenden Zitat. Bei diesen Spielen kam uns die Legion der stummen, in Leder oder Pergament geschnürten Sklaven gut zupaß.

Meist stieg ich früh in das Herbarium hinauf und setzte dort bis über Mitternacht die Arbeit fort. Bei unserem Einzug hatten wir den Boden gut mit Holz verschalen lassen und lange Reihen von Schränken in ihm aufgestellt. In ihren Fächern häuften sich zu Tausenden die Bündel der Herbarienblätter auf. Sie waren nur zum kleinsten Teil von uns gesammelt und stammten meist von längst verdorrter Hand. Zuweilen, wenn ich eine Pflanze suchte, stieß ich sogar auf von der Zeit gebräunte Bogen, deren verblaßte Signatur vom hohen Meister Linnaeus selbst geschrieben war. In diesen Nacht- und Morgenstunden führte und vermehrte ich auf vielen Zetteln die Register – einmal den großen Namenskatalog der Sammlung und sodann die »Kleine Flora«, in der wir alle Funde im Gebiete der Marina sorgsam verzeichneten. Am andern Tage sah Bruder Otho dann an Hand der Bücher die Zettel ein, und viele wurden von ihm noch bezeichnet und koloriert. So wuchs ein Werk heran, das uns schon im Entstehen viel Genuß bereitete.

Wenn wir zufrieden sind, genügen unseren Sinnen auch die kargsten Spenden dieser Welt. Von jeher hatte ich das Pflanzenreich verehrt und seinen Wundern in vielen Wanderjahren nachgespürt. Und wohl war mir der Augenblick vertraut, in dem der Herzschlag stockt, wenn wir in der Entfaltung die Geheimnisse erahnen, die jedes Samenkorn in sich verbirgt. Dennoch war mir die Pracht des Wachstums niemals näher als auf diesem Boden, den ein Ruch von längst verwelktem Grün durchwitterte.

Bevor ich mich zur Ruhe legte, schritt ich noch ein wenig in seinem schmalen Mittelgange auf und ab. Oft glaubte ich in diesen Mitternächten, die Pflanzen leuchtender und herrlicher als jemals sonst zu sehen. Auch spürte ich von fern den Duft der weißbesternten Dornentäler, den ich im Winterfrühling von Arabia deserta trank, und den Vanillehauch, der in der schattenlosen Glut der Kandelaberwälder den Wanderer erquickt. Dann wieder schlugen sich wie Seiten eines alten Buches Erinnerungen an Stunden des wilden Überflusses auf – an heiße Sümpfe, in denen die Victoria regia blüht, und Meereshaine, wie man sie auf bleichen Stelzen weit vor den Palmenküsten im Mittag schwelen sieht. Doch fehlte mir die Furcht, die uns ergreift, wo immer wir dem Übermaß des Wachstums gegenüberstehen wie einem Götterbild, das tausendarmig lockt. Ich fühlte, wie mit unseren Studien zugleich die Kräfte wuchsen, den heißen Lebensmächten standzuhalten und sie zu bändigen, so wie man Rosse am Zügel führt.

Oft graute schon der Morgen, ehe ich mich auf das schmale Feldbett streckte, das im Herbarium aufgeschlagen war.

5

Lampusas Küche ragte in den Marmorfels hinein. Dergleichen Höhlen boten in alten Zeiten den Hirten Schutz und Unterkunft und wurden später gleich Zyklopenkammern in die Gehöfte eingebaut. Schon früh, wenn sie das Morgensüppchen für Erio kochte, sah man die Alte am Feuer stehen. Dem Herdraum schlossen sich noch tiefere Gewölbe an, in denen es nach Milch, nach Früchten und ausgetropften Weinen roch. Ich trat nur selten in diesen Teil der Rautenklause ein, da mir Lampusas Nähe ein beklommenes Gefühl erweckte, das ich gern vermied. Dafür war Erio hier mit jedem Winkelchen vertraut.

Auch Bruder Otho sah ich oftmals bei der Alten am Feuer stehen. Ihm war das Glück wohl zu verdanken, das mir mit Erio, dem Kind der Liebe von Silvia, Lampusas Tochter, zuteil geworden war. Wir taten damals bei den Purpurreitern Dienst im Feldzug, der den freien Völkern von Alta Plana galt und der dann scheiterte. Oft, wenn wir zu den Pässen ritten, sahen wir Lampusa vor ihrer Hütte stehen und neben ihr die schlanke Silvia im roten Kopftuch und im roten Rock. Bruder Otho war neben mir, als ich die Nelke, die Silvia aus ihrem Haar genommen und in den Weg geworfen hatte, aus dem Staube hob, und warnte mich im Weiterreiten vor der alten und vor der jungen Hexe – spöttisch, doch mit besorgtem Unterton. Noch mehr verdroß mich das Lachen, mit dem Lampusa mich gemustert hatte und das ich als schamlos kupplerisch empfand. Und doch ging ich in ihrer Hütte bald ein und aus.

Als wir nach unserem Abschied an die Marina wiederkehrten und in die Rautenklause zogen, erfuhren wir von der Geburt des Kindes und auch davon, daß Silvia es zurückgelassen hatte und mit fremdem Volk davongegangen war. Die Nachricht kam mir ungelegen – vor allem, da sie mich am Beginne eines Abschnitts traf, der nach den Plagen der Kampagne den stillen Studien vorbehalten war.

Daher erteilte ich Bruder Otho Vollmacht, Lampusa aufzusuchen, um mit ihr zu sprechen und ihr zuzubilligen, was ihm angemessen schien. Wie sehr erstaunte ich indessen, als ich erfuhr, daß er das Kind und sie sogleich in unseren Haushalt aufgenommen hatte; und doch erwies sich dieser Schritt sehr bald als für uns alle segensreich. Und wie man eine rechte Handlung insonderheit daran erkennt, daß in ihr auch das Vergangene sich rundet, so leuchtete auch Silvias Liebe mir in einem neuen Licht. Ich erkannte, daß ich sie und ihre Mutter mit Vorurteil betrachtet und daß ich sie, weil ich sie leicht gefunden, auch allzuleicht behandelt hatte, wie man den Edelstein, der offen am Wege leuchtet, für Glas ansieht. Und doch kommt alles Köstliche uns nur durch Zufall zu – das Beste ist umsonst.

Freilich bedurfte es, die Dinge so ins Lot zu bringen, der Unbefangenheit, die Bruder Otho eigentümlich war. Sein Grundsatz war es, die Menschen, die sich uns näherten, wie seltene Funde zu behandeln, die man auf einer Wanderung entdeckt. Er nannte die Menschen gern die Optimaten, um anzudeuten, daß alle zum eingeborenen Adel dieser Welt zu zählen sind und daß ein jeder von ihnen uns das Höchste spenden kann. Er erfaßte sie als Gefäße des Wunderbaren und erkannte ihnen als hohen Bildern Fürstenrechte zu. Und wirklich sah ich alle, die ihm nahe kamen, sich entfalten wie Pflanzen, die aus dem Winterschlaf erwachen – nicht daß sie besser wurden, doch sie wurden mehr sie selbst.

Lampusa nahm sich gleich nach ihrem Einzug der Wirtschaft an. Die Arbeit ging ihr leicht vonstatten, und auch im Garten hatte sie keine dürre Hand. Während Bruder Otho und ich streng nach der Regel pflanzten, verscharrte sie die Samen flüchtig und ließ das Unkraut wuchern, wie es ihm gefiel. Und doch zog sie mit leichter Mühe das Dreifache von unseren Saaten und von unserer Frucht. Oft sah ich, wie sie spöttisch lächelnd auf unseren Beeten die ovalen Täfelchen aus Porzellan betrachtete, auf denen Art und Gattung zu lesen war, von Bruder Otho in feiner Etikettenschrift gemalt. Dabei entblößte sie wie einen Hauer den letzten großen Schneidezahn, der ihr geblieben war.

Obwohl ich sie nach Erios Weise Altmutter nannte, sprach sie zu mir fast nur von Wirtschaftsdingen, und oft recht närrisch, wie Schaffnerinnen tun. Silvias Name fiel niemals zwischen uns. Trotzdem sah ich es ungern, daß Lauretta am andern Abend nach jener Nacht am Walle mich abzuholen kam. Und dennoch erwies sich gerade hier die Alte besonders aufgeräumt und holte eilig Wein, Morsellen und süße Kuchen zum Empfang.

An Erio empfand ich den natürlichen Genuß der Vaterschaft so wie den geistigen der Adoption. Wir liebten seinen stillen, aufmerksamen Sinn. Wie alle Kinder die Geschäfte nachzuahmen pflegen, die sie in ihrer kleinen Welt erblicken, so wandte er sich früh den Pflanzen zu. Oft sahen wir ihn lange auf der Terrasse sitzen, um eine Lilie zu betrachten, die vor der Entfaltung stand, und wenn sie sich geöffnet hatte, eilte er in die Bibliothek, um Bruder Otho mit der Nachricht zu erfreuen. Desgleichen stand er in der Frühe gern vor dem Marmorbecken, in dem wir Wasserrosen aus Zipangu zogen, deren Blütenhüllen der erste Sonnenstrahl mit einem zarten Laute sprengt. Auch im Herbarium hatte ich ein Stühlchen für ihn stehen – er saß dort oft und schaute mir bei der Arbeit zu. Wenn ich ihn still an meiner Seite spürte, fühlte ich mich erquickt, als trügen durch die tiefe, heitere Lebensflamme, die in dem kleinen Körper brannte, die Dinge einen neuen Schein. Mir war, als ob die Tiere seine Nähe suchten, denn ich sah immer, wenn ich ihn im Garten traf, die roten Käfer um ihn fliegen, die beim Volke die Friggahähnchen heißen; sie liefen über seine Hände und umspielten ihm das Haar. Sehr seltsam war auch, daß die Lanzenottern auf Lampusas Ruf das Kesselchen in glühendem Geflecht umringten, während sie bei Erio die Figur der Strahlenscheibe bildeten. Bruder Otho hatte das zuerst bemerkt.

So war es denn gekommen, daß unser Leben sich von den Plänen, die wir gesponnen hatten, unterschied. Bald merkten wir, daß dieser Unterschied der Arbeit günstig war.

6

Wir waren mit dem Plan gekommen, uns von Grund auf mit den Pflanzen zu beschäftigen, und fingen daher mit der altbewährten Ordnung des Geistes durch Atmung und Ernährung an. Wie alle Dinge dieser Erde wollen auch die Pflanzen zu uns sprechen, doch bedarf es des klaren Sinnes, um ihre Sprache zu verstehen. Wenngleich in ihrem Keimen, Blühen und Vergehen ein Trug sich birgt, dem kein Erschaffener entrinnt, ist doch sehr wohl zu ahnen, was unveränderlich im Schreine der Erscheinung eingeschlossen ist. Die Kunst, sich so den Blick zu schärfen, nannte Bruder Otho »die Zeit absaugen« – wenngleich er meinte, daß die reine Leere diesseits des Todes unerreichbar sei.

Nachdem wir eingezogen waren, bemerkten wir, daß unser Thema, beinahe gegen unseren Willen, sich erweiterte. Vielleicht war es die starke Luft der Rautenklause, die unserem Denken eine neue Richtung gab, gleichwie im reinen Sauerstoff die Flamme steiler und heller brennt. Ich merkte das bereits nach kurzen Wochen daran, daß die Gegenstände sich veränderten – und die Veränderung nahm ich zunächst als Mangel wahr, insofern als die Sprache mich nicht mehr befriedigte.

Eines Morgens, als ich von der Terrasse aus auf die Marina blickte, erschienen ihre Wasser mir tiefer und leuchtender, als ob ich sie zum ersten Male mit ungetrübtem Sinn betrachtete. Im gleichen Augenblicke fühlte ich, fast schmerzhaft, daß das Wort von den Erscheinungen sich löste, wie die Sehne vom allzu straff gespannten Bogen springt. Ich hatte ein Stückchen vom Irisschleier dieser Welt gesehen, und von Stund an leistete die Zunge mir nicht mehr den gewohnten Dienst. Doch zog zugleich ein neues Wachsein in mich ein. Wie Kinder, wenn das Licht sich aus dem Inneren ihrer Augen nach außen wendet, mit den Händen tastend greifen, so suchte ich nach Worten und nach Bildern, um den neuen Glanz der Dinge zu erfassen, der mich blendete. Ich hatte nie zuvor geahnt, daß Sprechen solche Qual bereiten kann, und dennoch sehnte ich mich nach dem unbefangeneren Leben nicht zurück. Wenn wir wähnen, daß wir eines Tages fliegen könnten, dann ist der unbeholfene Sprung uns teurer als die Sicherheit auf vorgebahntem Weg. Daraus erklärt sich wohl auch ein Gefühl des Schwindels, das mich oft bei diesem Tun ergriff.

Leicht kommt es, daß auf unbekannten Bahnen uns das Maß verlorengeht. Es war ein Glück, daß Bruder Otho mich begleitete und daß er behutsam mit mir vorwärtsschritt. Oft, wenn ich ein Wort ergründet hatte, eilte ich, die Feder in der Hand, zu ihm hinunter, und oft stieg er mit gleicher Botschaft in das Herbarium herauf. Auch liebten wir, Gebilde zu erzeugen, die wir Modelle nannten – wir schrieben in leichten Metren drei, vier Sätze auf ein Zettelchen. In ihnen galt es, einen Splitter vom Mosaik der Welt zu fassen, so wie man Steine in Metalle faßt. Auch bei den Modellen waren wir von den Pflanzen ausgegangen und setzten immer weiter daran an. Auf diese Weise beschrieben wir die Dinge und die Verwandlungen, vom Sandkorn bis zur Marmorklippe und von der flüchtigen Sekunde bis zur Jahreszeit. Am Abend steckten wir uns diese Zettel zu, und wenn wir sie gelesen hatten, verbrannten wir sie im Kamin.

Bald spürten wir, wie uns das Leben förderte und wie uns eine neue Sicherheit ergriff. Das Wort ist König und Zauberer zugleich. Wir gingen vom hohen Beispiel des Linnaeus aus, der mit dem Marschallstab des Wortes in das Chaos der Tier- und Pflanzenwelt getreten war. Und wunderbarer als alle Reiche, die das Schwert erstritt, währt seine Herrschaft über Blütenwiesen und über die Legionen des Gewürms.

Nach seinem Vorbild trieb auch uns die Ahnung, daß in den Elementen Ordnung walte, denn tief fühlt ja der Mensch den Trieb, die Schöpfung mit seinem schwachen Geiste nachzubilden, so wie der Vogel den Trieb zum Nesterbauen hegt. Was unsere Mühen dann überreich belohnte, das war die Einsicht, daß Maß und Regel in den Zufall und in die Wirren dieser Erde unvergänglich eingebettet sind. Im Steigen nähern wir uns dem Geheimnis, das der Staub verbirgt. Mit jedem Schritte, den wir im Gebirg gewinnen, schwindet das Zufallsmuster des Horizontes, und wenn wir hoch genug gestiegen sind, umschließt uns überall, wo wir auch stehen, der reine Ring, der uns der Ewigkeit verlobt.

Wohl blieb es Lehrlingsarbeit und Buchstabieren, was wir so verrichteten. Und doch empfanden wir Gewinn an Heiterkeit, wie jeder, der nicht am Gemeinen haften bleibt. Das Land um die Marina verlor das Blendende und trat doch klarer, trat more geometrico hervor. Die Tage flossen, wie unter hohen Wehren, schneller und kräftiger dahin. Zuweilen, wenn der Westwind wehte, spürten wir eine Ahnung vom Genuß der schattenlosen Fröhlichkeit.

Vor allem aber verloren wir ein wenig von jener Furcht, die uns beängstigt und wie Nebel, die aus den Sümpfen steigen, den Sinn verwirrt. Wie kam es, daß wir die Arbeit nicht im Stiche ließen, als der Oberförster in unserem Gebiet an Macht gewann und als der Schrecken sich verbreitete? Wir hatten eine Ahnung der Heiterkeit gewonnen, vor deren Glanze die Truggestalten sich verflüchtigen.

7

Der Oberförster war uns seit langem als Alter Herr der Mauretania bekannt. Wir hatten ihn auf den Konventen oft gesehen und manche Nacht mit ihm beim Spiel gesessen und gezecht. Er zählte zu den Gestalten, die bei den Mauretaniern zugleich als große Herren angesehen und als ein wenig ridikül empfunden werden – so wie man etwa einen alten Oberst der Landwehrkavallerie, der hin und wieder von seinen Gütern kommt, beim Regiment empfängt. Er prägte sich dem Gedächtnis ein, schon weil sein grüner, mit goldenen Ilexblättern bestickter Frack die Blicke auf ihn zog.

Sein Reichtum galt als ungeheuer, und auf den Festen, die er in seinem Stadthaus feierte, regierte Überfluß. Es wurde dort nach alter Sitte derb gegessen und getrunken, und die Eichenplatte des großen Spieltischs bog sich unter goldener Last. Auch waren die Asiatischen Partien, die er den Adepten in seinen kleinen Villen gab, berühmt. Ich hatte oft Gelegenheit, ihn nah zu sehen, und mich berührte ein Hauch von alter Macht, der ihn von seinen Wäldern her umwitterte. Damals empfand ich auch das Starre an seinem Wesen kaum als störend, denn alle Mauretanier nehmen im Lauf der Zeit den automatischen Charakter an. Vor allem in den Blicken tritt dieser Zug hervor. So lag auch in den Augen des Oberförsters, besonders wenn er lachte, der Schimmer einer fürchterlichen Jovialität. Sie waren, wie bei alten Trinkern, von einem roten Hauche überflammt, doch lag in ihnen zugleich ein Ausdruck von List und unerschütterlicher Kraft – ja zuweilen von Souveränität. Damals war seine Nähe uns angenehm – wir lebten im Übermute und an den Tafeln der Mächtigen der Welt.

Ich hörte später Bruder Otho über unsere Mauretanierzeiten sagen, daß ein Irrtum erst dann zum Fehler würde, wenn man in ihm beharrt. Das Wort erschien mir um so wahrer, wenn ich an die Lage dachte, in der wir uns befanden, als dieser Orden uns an sich zog. Es gibt Epochen des Niederganges, in denen sich die Form verwischt, die innerst dem Leben vorgezeichnet ist. Wenn wir in sie geraten, taumeln wir als Wesen, die des Gleichgewichts ermangeln, hin und her. Wir sinken aus dumpfen Freuden in den dumpfen Schmerz, auch spiegelt ein Bewußtsein des Verlustes, das uns stets belebt, uns Zukunft und Vergangenheit verlockender. Wir weben in abgeschiedenen Zeiten oder in fernen Utopien, indes der Augenblick verfließt.

Sobald wir dieses Mangels innewurden, strebten wir aus ihm hinaus. Wir spürten Sehnsucht nach Präsenz, nach Wirklichkeit und wären in das Eis, das Feuer und den Äther eingedrungen, um uns der Langeweile zu entziehen. Wie immer, wo der Zweifel sich mit Fülle paart, bekehrten wir uns zur Gewalt – und ist nicht sie das ewige Pendel, das die Zeiger vorwärtstreibt, sei es bei Tage, sei es in der Nacht? Also begannen wir, von Macht und Übermacht zu träumen und von den Formen, die sich kühn geordnet im tödlichen Gefecht des Lebens aufeinander zubewegen, sei es zum Untergange, sei es zum Triumph. Und wir studierten sie mit Lust, wie man die Ätzungen betrachtet, die eine Säure auf den dunklen Spiegeln geschliffener Metalle niederschlägt. Bei solcher Neigung war es unvermeidlich, daß Mauretanier sich uns näherten. Wir wurden durch den Capitano, der den großen Aufstand in den Iberischen Provinzen erledigt hatte, eingeführt.

Wer die Geschichte der geheimen Orden kennt, der weiß, daß sich ihr Umfang schwierig schätzen läßt. Desgleichen ist die Fruchtbarkeit bekannt, mit der sie Zweige und Kolonien bilden, so daß man, wenn man ihren Spuren folgt, sich bald in einem Labyrinth verliert. Das traf auch für die Mauretanier zu. Besonders seltsam war es für den Neuling, wenn er in ihren Räumen Angehörige von Gruppen, die sich tödlich haßten, im friedlichen Gespräche sah. Zu den Zielen ihrer Köpfe zählte die artistische Behandlung der Geschäfte dieser Welt. Sie verlangten, daß die Macht ganz ohne Leidenschaft und göttergleich gehandhabt würde, und entsprechend sandten ihre Schulen einen Schlag von klaren, freien und stets fürchterlichen Geistern aus. Gleichviel, ob sie innerhalb des Aufruhrs oder an der Ordnung tätig waren – wo sie siegten, siegten sie als Mauretanier, und das stolze »Semper victrix« dieses Ordens galt nicht seinen Gliedern, sondern seinem Haupte, der Doktrin. Mitten in der Zeit und ihren wilden Läufen stand er unerschütterlich, und in seinen Residenzen und Palästen setzte man den Fuß auf festen Grund.

Doch es war nicht der Genuß der Ruhe, was uns gerne dort verweilen ließ. Wenn der Mensch den Halt verliert, beginnt die Furcht ihn zu regieren, und in ihren Wirbeln treibt er blind dahin. Bei den Mauretaniern aber herrschte unberührte Stille wie im Zentrum des Zyklons. Wenn man in den Abgrund stürzt, soll man die Dinge in dem letzten Grad der Klarheit wie durch überschärfte Gläser sehen. Diesen Blick, doch ohne Furcht, gewann man in der Luft der Mauretania, die von Grund auf böse war. Gerade wenn der Schrecken herrschte, nahmen die Kühle der Gedanken und die geistige Entfernung zu. Bei den Katastrophen herrschte gute Laune, und man pflegte über sie zu scherzen wie die Pächter einer Spielbank über die Verluste ihrer Klientel.

Damals wurde es mir deutlich, daß die Panik, deren Schatten immer über unseren großen Städten lagern, ihr Pendant im kühnen Übermut der Wenigen besitzt, die gleich Adlern über dumpfem Leiden kreisen. Einmal, als wir mit dem Capitano tranken, blickte er in den betauten Kelch wie in ein Glas, in dem vergangene Zeiten sich erschließen, und er meinte träumend: »Kein Glas Sekt war köstlicher als jenes, das man uns an die Maschinen reichte in der Nacht, da wir Sagunt zu Asche brannten.« Und wir dachten: »Lieber noch mit diesem stürzen, als mit jenen leben, die die Furcht im Staub zu kriechen zwingt.«

Doch ich schweife ab. Bei den Mauretaniern konnte man die Spiele lernen, die den Geist, den nichts mehr bindet und der selbst des Spottes müde wurde, noch erfreuen. Bei ihnen schmolz die Welt zur Karte ein, wie man sie für Amateure sticht, mit Zirkelchen und blanken Instrumenten, die man mit Genuß berührt. Daher schien es sonderbar, daß man in diesem hellen, schattenlosen und abstraktesten der Räume auf Figuren wie den Oberförster stieß. Dennoch werden immer, wenn der freie Geist sich Herrschaftssitze gründet, auch die Autochthonen sich ihm zugesellen, wie die Schlange zu den offenen Feuern kriecht. Sie sind die alten Kenner der Macht und sehen eine neue Stunde tagen, die Tyrannis wieder aufzurichten, die seit Anbeginn in ihren Herzen lebt. Dann entstehen in den großen Orden die geheimen Gänge und Gewölbe, deren Führung kein Historiker errät. Dann entstehen auch die feinsten Kämpfe, die im Inneren der Macht entbrennen, Kämpfe zwischen Bildern und Gedanken, Kämpfe zwischen den Idolen und dem Geist.

In solchen Zwisten mußte mancher schon erfahren, wo die List der Erde ihren Ursprung hat. So war es auch mir ergangen, als ich, um nach dem verschollenen Fortunio zu suchen, in das Jagdgebiet des Oberförsters eingedrungen war. Seit jenen Tagen kannte ich die Grenzen, die dem Übermut gezogen sind, und vermied, den dunklen Saum der Forsten zu betreten, die der Alte seinen »Teutoburger Wald« zu nennen liebte, wie er überhaupt in vorgespielter, schlingenreicher Biederkeit ein Meister war.

8

Als ich nach Fortunio suchte, war ich in den Nordrand dieser Wälder eingedrungen, während unsere Rautenklause unweit ihres Südpunkts lag, der das Burgundische berührt. Bei unserer Rückkehr fanden wir die alte Ordnung an der Marina nur gleich einem Schatten vor. Bis dahin hatte sie fast seit Carolus’ Zeiten unversehrt gewaltet, denn ob fremde Herren kamen oder gingen, immer blieb das Volk, das dort die Reben zieht, bei Sitte und Gesetz. Auch ließen Reichtum und Köstlichkeit des Bodens ein jedes Regiment sich bald zur Milde wenden, ob es auch hart begann. So wirkt die Schönheit auf die Macht.

Der Krieg vor Alta Plana aber, den man führte, wie man gegen Türken kämpft, schnitt tiefer ein. Er heerte gleich einem Frost, der in den Bäumen das Kernholz sprengt und dessen Wirkung oft erst nach Jahren sichtbar wird. Vorerst ging an der Marina das Leben im Kreislauf weiter; es war das alte, und war zugleich das alte nicht. Zuweilen, wenn wir auf der Terrasse standen und auf den Blütenkranz der Gärten blickten, verspürten wir den Hauch versteckter Müdigkeit und Anarchie. Und gerade dann berührte die Schönheit dieses Landes uns bis zum Schmerz. So leuchten, bevor die Sonne scheidet, die Lebensfarben noch gewaltig auf.

In diesen ersten Zeiten hörten wir vom Oberförster kaum. Doch seltsam war es, wie er im gleichen Maße, in dem die Schwächung zunahm und die Wirklichkeit entschwand, sich näherte. Zunächst vernahm man nur Gerüchte, wie eine Seuche, die in fernen Häfen wütet, sich dunkel anzukünden pflegt. Sodann verbreiteten sich Meldungen von nahen Übergriffen und Gewaltsamkeiten, die von Mund zu Munde gingen, und endlich geschahen solche Taten ganz unverhüllt und offenbar. Wie im Gebirge ein dichter Nebel die Wetter kündet, ging dem Oberförster eine Wolke von Furcht voraus. Die Furcht verhüllte ihn, und ich bin sicher, daß darin seine Kraft weit mehr als in ihm selbst zu suchen war. Er konnte erst wirken, wenn die Dinge aus sich selbst heraus ins Wanken kamen – dann aber lagen seine Wälder günstig für den Zugriff auf das Land.

Wenn man die Höhe der Marmorklippen erstieg, war das Gebiet, darin er die Gewalt erstrebte, in seinem vollen Umfang einzusehen. Um auf die Zinne zu gelangen, pflegten wir die schmale Treppe zu erklimmen, die bei Lampusas Küche in den Fels geschlagen war. Die Stufen waren vom Regen ausgewaschen und führten auf eine vorgeschobene Platte, von der man weithin in die Runde sah. Hier weilten wir manche Sonnenstunde, wenn die Klippen in bunten Lichtern strahlten, denn wo am blendend weißen Fels die Sickerwässer nagten, da waren rote und falbe Fahnen in ihn eingesprengt. In mächtigen Behängen fiel das dunkle Efeulaub von ihm herab, und in den feuchten Schrunden funkelten die Silberblätter der Lunaria.

Beim Aufstieg streifte unser Fuß die roten Brombeerranken und schreckte die Perlenechsen auf, die sich grünleuchtend auf die Zinnen flüchteten. Dort, wo der fette, mit blauem Enzian gesternte Rasen überhing, waren von Kristallen gesäumte Drusen in den Fels gebettet, in deren Höhlen die Käuzchen träumend blinzelten. Auch nisteten die schnellen rostbraunen Falken dort; wir schritten so nah an ihrer Brut vorbei, daß wir die Nüstern in ihren Schnäbeln sahen, die eine feine Haut gleich blauem Wachse überzog.

Hier auf der Zinne war die Luft erquickender als unten im Kessel, wo die Reben im Glaste zitterten. Zuweilen preßte die Hitze einen Windschwall hoch, der in den Schrunden sich melodisch wie in Orgelpfeifen fing und Spuren von Rosen, Mandeln und Melisse mit sich trug. Von unserem Felsensitze sahen wir das Dach der Rautenklause nun tief unter uns. Im Süden, jenseits der Marina, ragte im Schutze seiner Gletschergürtel das freie Bergland von Alta Plana auf. Oft waren seine Gipfel vom Dunst, der aus dem Wasser stieg, verhüllt, dann wieder war die Luft so rein, daß wir die Zirbelhölzer unterschieden, die dort bis hoch in die Gerölle vorgeschoben sind. An solchen Tagen spürten wir den Föhn und löschten im Haus die Feuer über Nacht.

Oft ruhte unser Blick auch auf den Inseln der Marina, die wir im Scherz die Hesperiden nannten und an deren Ufern Zypressen dunkelten. Im strengsten Winter kennt man auf ihnen weder Frost noch Schnee, die Feigen und Orangen reifen in freier Luft, die Rosen tragen das ganze Jahr. Zur Zeit der Mandel- und der Aprikosenblüte läßt sich das Volk an der Marina gern hinüberrudern; sie schwimmen dann wie helle Blumenblätter auf der blauen Flut. Im Herbst dagegen schifft man sich ein, um dort den Petersfisch zu speisen, der in gewissen Vollmondnächten aus großer Tiefe zur Oberfläche steigt und überreich die Netze füllt. Die Fischer pflegen ihm schweigend nachzustellen, denn sie meinen, daß selbst ein leises Wort ihn schreckt und daß ein Fluch den Fang verdirbt. Auf diesen Fahrten zum Petersfisch ging es stets fröhlich zu; und man versorgte sich mit Wein und Brot, da auf den Inseln die Rebe nicht gedeiht. Es fehlen dort die kühlen Nächte im Herbst, in denen der Tau sich auf die Trauben schlägt und so ihr Feuer durch eine Ahnung des Unterganges an Geist gewinnt.

An solchen Feiertagen mußte man auf die Marina blicken, um zu ahnen, was Leben heißt. Am frühen Morgen drang die Fülle der Geräusche hier herauf – ganz fein und deutlich, wie man Dinge im umgekehrten Fernrohr sieht. Wir hörten die Glocken in den Städten und die Böller, die den bekränzten Schiffen in den Häfen Salut entboten, dann wieder die Gesänge frommer Scharen, die zu den Wunderbildern wallten, und den Ton der Flöten vor einem Hochzeitszug. Wir hörten das Lärmen der Dohlen um die Wetterfahnen, den Hahnenschrei, den Kuckucksruf, den Klang der Hörner, wie sie die Jägerburschen blasen, wenn es zur Reiherbeize aus dem Burgtor geht. So wunderlich klang alles dies herauf, so närrisch, als sei die Welt aus buntem Schelmentuch gestückt – doch auch berauschend wie Wein am frühen Tag.

Tief unten säumte die Marina ein Kranz von kleinen Städten mit Mauern und Mauertürmen aus Römerzeiten, hoch von altersgrauen Domen und Merowingerschlössern überragt. Dazwischen lagen die fetten Weiler, um deren Firsten Taubenschwärme kreisten, und die von Moos begrünten Mühlen, zu denen man im Herbst die Esel mit den Maltersäcken traben sah. Dann wieder Burgen, auf hohen Felsenspitzen eingenistet, und Klöster, um deren dunkle Mauerringe das Licht in Karpfenteichen wie in Spiegeln funkelte.

Wenn wir vom hohen Sitze auf die Stätten schauten, wie sie der Mensch zum Schutz, zur Lust, zur Nahrung und Verehrung sich errichtet, dann schmolzen die Zeiten vor unserm Auge innig ineinander ein. Und wie aus offenen Schreinen traten die Toten unsichtbar hervor. Sie sind uns immer nah, wo unser Blick voll Liebe auf altbebautem Lande ruht, und wie in Stein und Ackerfurchen ihr Erbe lebt, so waltet ihr treuer Ahnengeist in Feld und Flur.

In unserm Rücken, gegen Norden, grenzte die Campagna an; sie wurde von der Marina durch die Marmorklippen wie durch einen Wall getrennt. Im Frühling dehnte dieser Wiesengürtel sich als ein hoher Blumenteppich aus, in dem die Rinderherden langsam weideten, wie schwimmend im bunten Schaum. Am Mittag ruhten sie im sumpfig kühlen Schatten der Erlen und der Zitterpappeln, die auf der weiten Fläche belaubte Inseln bildeten, aus denen oft der Qualm der Hirtenfeuer stieg. Dort sah man weit verstreut die großen Höfe mit Stall und Scheuer und den hohen Stangen der Brunnen, die die Tränken wässerten.

Im Sommer war es hier sehr heiß und dunstig, und im Herbst, zur Zeit der Schlangenpaarung, war dieser Strich wie eine Wüstensteppe, einsam und verbrannt. An seinem andern Rande ging er in ein Sumpfland über, in dessen Dickicht kein Zeichen der Besiedlung mehr zu spüren war. Nur Hütten aus grobem Schilf, wie sie zur Entenjagd errichtet werden, ragten hin und wieder am Ufer der dunklen Moorgewässer auf, und in die Erlen waren verdeckte Sitze wie Krähennester eingebaut. Dort herrschte bereits der Oberförster, und bald begann der Boden anzusteigen, in dessen Grund der Hochwald wurzelte. Von seinen Säumen sprangen noch wie lange Sicheln Gehölze, die man im Volk die Hörner nannte, in die Weidestriche vor.

Das war das Reich, das um die Marmorklippen dem Blick sich rundete. Wir sahen von ihrer Höhe das Leben, das auf altem Grunde wohl gezogen und gebunden wie die Rebe sich entfaltete und Früchte trug. Wir sahen auch seine Grenzen: die Gebirge, in denen hohe Freiheit, doch ohne Fülle, bei Barbarenvölkern wohnte, und gegen Mitternacht die Sümpfe und dunklen Gründe, aus denen blutige Tyrannis droht.

Gar oft, wenn wir zusammen auf der Zinne standen, bedachten wir, wieviel dazu gehört, bevor das Korn geerntet und das Brot gebacken wird, und wohl auch dazu, daß der Geist in Sicherheit die Flügel regen kann.

9

In guten Zeiten hatte man der Händel, die von je auf der Campagna spielten, kaum geachtet, und das mit Recht, da sich dergleichen an allen Orten wiederfinden, wo Hirten und Weidesteppen sind. In jedem Frühjahr gab es Streitigkeiten um das noch ungebrannte Vieh und dann die Kämpfe an den Wasserplätzen, sobald die Trockenheit begann. Auch brachen die großen Stiere, die Ringe in den Nüstern trugen und den Frauen an der Marina bange Träume schufen, in fremde Herden ein und jagten sie den Marmorklippen zu, an deren Fuß man Hörner und Rippen bleichen sah.