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Hilmar Hoffmann
Die großen Frankfurter
Ehrenwürdige Bürger und Ehrenbürger
4., durchgesehene und erweiterte Auflage 2012
 
Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2004 Frankfurter Societäts-Medien GmbH
Satz: Fotosatz Janß, Pfungstadt
Umschlaggestaltung: Nicole Ehrlich, Jutta Schneider
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
ISBN 978-3-95542-030-7

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Ehrenwürdige Bürger Frankfurts
1. Adam Elsheimer (1578–1610)
2. Georg Philipp Telemann (1681–1767)
3. Johann Christian Senckenberg (1707–1772)
4. Johann Friedrich Städel (1728–1816)
5. Friedrich Metzler (1749–1825)
6. Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
7. Simon Moritz von Bethmann (1768–1826)
8. Friedrich Hölderlin (1770–1843)
9. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831)
10. Ludwig Börne (1786–1837)
11. Arthur Schopenhauer (1788–1860)
12. Heinrich Hoffmann (1809–1894)
13. Otto von Bismarck (1815–1898)
14. Friedrich Stoltze (1816–1891)
15. Mayer Carl von Rothschild (1820–1886)
16. Emma Metzler (1827–1880)
17. Hans Thoma (1839–1924)
18. Wilhelm Merton (1848–1916)
19. Paul Ehrlich (1854–1915)
20. Engelbert Humperdinck (1854–1921)
21. Max Beckmann (1884–1950)
22. Ernst May (1886–1970)
23. Siegfried Kracauer (1889–1966)
24. Paul Hindemith (1895–1963)
25. Fritz Bauer (1903–1968)
26. Theodor W. Adorno (1903–1969)
27. Josef Ackermann (geb. 1948)
Die Frankfurter Ehrenbürger
Aller Anfang heißt Karl der Große (768–814)
1. Erbprinz Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen (1795)
2. Karl de Croix, Graf von Clerfayt und von Calonne (1796)
3. Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1816)
4. Hans Georg von Carlowitz (1828)
5. Ludwig von Schwanthaler (1844)
6. Vincent Rumpff (1863)
7. Johannes von Miquel (1890)
8. Franz Adickes (1912)
9. Leo Gans (1928)
10. Arthur von Weinberg (1930)
00. Adolf Hitler, Hermann Göring (1933)
11. Paul von Beneckendorf und von Hindenburg (1933)
12. Georg Hartmann (1950)
13. Richard Merton (1956)
14. Otto Hahn (1959)
15. Theodor Heuss (1959)
16. Albert Schweitzer (1959)
17. Max Horkheimer (1960)
18. Friedrich Dessauer (1961)
19. Georg August Zinn (1966)
20. Hermann Josef Abs (1981)
21. Oswald von Nell-Breuning (1983)
22. François Mitterrand (1986)
23. Helmut Kohl (1989)
24. Bruno H. Schubert (2002)
25. Siegfried Unseld (2002)
26. Friedrich von Metzler (2004)
27. Walter Wallmann (2009)
Das fehlende Frankfurter Ehrenbürgerstatut
Frankfurter Ehrungen
Goethe-Plakette
Ehren-Plakette
Johanna-Kirchner-Medaille
Goethe-Preis
Theodor-W.-Adorno-Preis
Max-Beckmann-Preis
Ignatz-Bubis-Preis
Ludwig-Börne-Preis
Friedrich-Stoltze-Preis
Otto-Hahn-Preis
Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Binding-Kulturpreis
Frankfurter Musikpreis
Stadtschreiber von Bergen
Ehrenmitglieder der Städtischen Bühnen Frankfurt
Ehrungen von Frankfurter Bürgern durch das Land Hessen
Wilhelm-Leuschner-Medaille
Hessischer Kulturpreis
Goethe-Plakette des Landes Hessen
Hessischer Verdienstorden
Ehrenprofessur des Landes Hessen
Ehrungen von Frankfurtern durch die Wissenschaft
Frankfurter Ehrensenatoren der Goethe-Universität Frankfurt seit 1946
Frankfurter Ehrenbürger und Ehrendoktoren der Universität der Partnerstadt Tel Aviv
Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Frankfurts Nobelpreisträger
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Denn dieses scheint die Hauptaufgabe der Biographie
zu sein, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen
darzustellen und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze
widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich
eine Welt- und Menschenansicht daraus gebildet,
und wie er sie, wieder nach außen abspiegelt,
wenn er Künstler, Dichter, Schriftsteller ist.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Vorwort
Am Anfang war das Wort: francono furt. Die Inkunabel verdankt Frankfurt keinem Geringeren als Karl dem Großen. Während sein Name fortbestehen wird in alle Ewigkeit, wurden in unserer geschichtsvergessenen Zeit andere große Frankfurter Namen aus der Erinnerung längst ausgeblendet. Allein die in den offiziellen Stadtannalen als Ehrenbürger nobilitierten 27 Persönlichkeiten stehen auf der sicheren Seite der schriftlich überlieferten Erinnerung. Aber wer erinnert sich an jene Myriaden Persönlichkeiten, die aus ihrem beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld weit herausragten und deren kritischer Masse Frankfurt die ruhmreiche Geschichte seiner permanenten Evolution verdankt: den äonenweiten Weg von der Siedlung am Main zur Zeit Karls des Großen entlang den leuchtenden Wegmarken großer wirtschaftlicher und geistiger Prosperität bis hin zur Entwicklung dessen, was Petra Roth zur „kleinsten Metropole der Welt“ stilisierte – kein Ort mit hinderlichen Reminiszenzen einer Residenzstadtmentalität, sondern mit dem tradierten Selbstbewußtsein einer Freien Reichsstadt.
Das vorliegende Buch möchte mit den Biographien bedeutender Frankfurter ein Gedächtnis konstituieren, nicht nur aus schuldigem Respekt vor ihren je individuellen Lebensleistungen und aus geschuldeter Dankbarkeit, sondern um den heutigen Bürgern ein Bewußtsein der verzweigten Wurzeln ihrer historischen Identität zu vermitteln. Nicht wenige Protagonisten der aufgeschriebenen Zeit gehörten eindeutig in die Kategorie der „Ehrenbürger“. Geschichte ist nach Carlyles Worten die „Essenz zeitloser Biographien“.
Es sind aber nicht nur „Männer, die Geschichte machen“, wie jene Demokraten im Paulskirchen-Parlament: Ludwig Uhland, Ernst Moritz Arndt, Robert Blum, Turnvater Jahn oder Heinrich von Gagern. Keine einzige Politikerin war unter den Abgeordneten. Die am Persönlichkeitsideal der europäischen Aufklärung orientierte Frauenemanzipation ist erst im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert in die nur allmählich sich öffnenden politischen Aktionsfelder, in gesellschaftliche Sphären und akademische Ehren vorgedrungen.
Im Frankfurt dieser geschichtlichen Phase ergab sich keine mit den Rothschilds oder den Metzlers, mit Otto Hahn oder Paul Ehrlich, mit Schopenhauer oder Humperdinck vergleichbare Rangliste historisch bedeutsamer Frauen. „Was aber bleibet, stiften die Dichter“ – das waren in Frankfurt der Verfasser dieses Verses (aus der Hymne Andenken) Hölderlin, das waren Börne und Goethe, aber keine Frauen. Berühmte Schriftstellerinnen vom Range einer Annette Kolb, Annette von Droste-Hülshoff, Gertrud von Le Fort, Anna Seghers oder Ricarda Huch haben ihre Bücher andernorts geschrieben. Jene produktiven und kreativen Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Frankfurt entscheidend mitgeprägt haben, lassen uns den in seiner Wirkungssumme sichtbar gewordenen potentiellen Verlust von ehedem erst in der Reflexion jener vormaligen Zeit wirklich ermessen, auch wenn es schwer sein wird, die Vergangenheit nach heutigen Maßstäben zu beurteilen.
Mit Porträts gewürdigt werden im Buch jene ehrenwürdigen Bürger, die nicht offiziell zu Frankfurts geistiger und moralischer Elite zählen. Diese aus der Fülle der angehäuften biographieträchtigen Daten zwangsläufig zum knappen Überblick geronnenen Lebensbilder sollen aber sehr viel mehr über sie preisgeben als das, was Heidegger einmal unter dem Begriff Lapidarbiographie ironisierte: „Aristoteles wurde geboren, lebte und starb.“
Die Zahl 27 der hier porträtierten großen Namen korrespondiert mit der Zahl unserer 27 Ehrenbürger. Diese rein numerische Analogie dient gleichzeitig als Erklärung dafür, warum viele derer, die der Leser vielleicht vermißt, zu Unrecht dabei unerwähnt geblieben sind. Die Liste der außergewöhnlichen Menschen, denen die Stadt ihren historischen Aufstieg, ihren Rang und auch ihren emotionalen Mehrwert verdankt, schließt fast alle heute lebenden aus, obwohl deren manche unbedingt in diesen rühmenden Kontext gehörten oder – wie einige Glanzlichter besonders unter den schöpferischen Berufen – auf dem steilen Wege in den Olymp schon voranschreiten. In Frankfurts Breitengraden der Wissenschaft und der Finanzwelt, der Politik und der Kultur wirken heute viele Persönlichkeiten, die eines fernen Tages in die Annalen der Stadthistorie oder in das Pantheon der Dichter und der Künstler eingehen werden. Denn „durch was sonst“, fragt Friedrich Schiller, „ist ein Staat groß und ehrwürdig, als durch die Kräfte seiner Individuen“. Und wer weiß, vielleicht wird ja auch dem einen oder der anderen unter Nietzsches beliebter Denkfigur vom verächtlich sogenannten „letzten Menschen“ einmal die große Stunde schlagen wie schon häufiger mit Bravour in der Politik und im sportlichen Wettkampf.
In einem Buch über Frankfurts geistige Größen und Wert-Eliten, über gewählte Funktions- und Leistungseliten haben die Träger der Goethe-Plakette und der Ehren-Plakette so selbstverständlich ihren ehrenwürdigen Platz wie der Gotha jener Nobelpreisträger, deren Forschung und Lehre mit Frankfurts wissenschaftlichen Instituten oder der Goethe-Universität eng verknüpft sind. Wer das kleinste gemeinsame Vielfache aus den Curriculae extrahierte, fände in der Summe die Antwort auf die Frage, was denn an Frankfurt das Besondere sei.
Viele der seit der zweiten Hälfte des letzten Säkulums herausragenden Frankfurter Köpfe blieben mit Einzelporträts auch deshalb unberücksichtigt, weil der Abstand zum Status quo ihrer Lebensleistung in Relation zu ihresgleichen noch zu kurz ist, um ein abschließendes Urteil zu bilden, das auch in hundert Jahren noch Bestand hätte. Nehmen wir ein Beispiel pars pro toto: Wer wagte zu entscheiden, welcher der großen Frankfurter Dirigenten Georg Solti, Christoph von Dohnányi oder Michael Gielen verdiente, ins Walhall der europäischen Musikgeschichte einzuziehen? Alle drei haben uns viele unverwechselbare Augenblicke geschenkt. Bei solchen Bewertungen von Größe und Würde ist auch der beschleunigte Elitenwandel in der gesellschaftlichen Modernisierung in Rechnung zu stellen.
Die brodelnde urbane Atmosphäre Frankfurts wird nicht nur von den Künstlern und Schriftstellern, den Verlegern und Kulturmanagern, den Intellektuellen vieler Facetten und den Professoren aller Disziplinen erzeugt, sondern auch durch die kritische Masse von 40 000 Studenten, die 1968 das Klima der Stadt ganz schön erhitzten. Sie alle prägen Frankfurts geistige Physiognomie. Im europäischen Zentrum der Kreditwirtschaft sind es auch die Banker und die Kaufleute, die Notare und die vielen Dienstleister, die die Atmosphäre der Stadt konstituieren helfen. Mit 25 Prozent ausländischen Mitbürgern Schmelztiegel der Kulturen, ist es in Frankfurt diese einmalige produktive Mischung, die das Leben hier so inspirierend unruhig und so prickelnd spannend macht und jene Erwartungen mit zündenden Energien auflädt, als entscheide sich hier die Zukunft der Republik. Daß nicht alle kommunalen Politiker ganz auf dieser Höhe sind, um aus den Inspirationen und Ideen eine Vision zu destillieren, die uns des lebenswerten Lebens versicherte, erklärt das Dilemma der Perspektivenlosigkeit in der Stadt der großen Philosophen, die Frank Schirrmacher einst zum Zentrum der geistigen Republik ausrief.
Die Auswahl der 27 ehrenbürgerwürdigen Bürger ist nicht minder subjektiv als die hundert Romane in Marcel Reich-Ranickis Literatur-Kanon. Die Legion der Eintagsfliegen hat jedenfalls kaum Spuren hinterlassen. Nichts charakterisiert unsere Liste mehr als der Umstand, daß sie sich in ihrer Gesamtheit eben nicht charakterisieren läßt. Eine Elite-Liste für die andere Goethe-Stadt, für Weimar, wäre insofern leichter zu begründen, als die erinnerungswürdigen Schriftsteller, Philosophen und Komponisten in der zeitlich begrenzten Blütezeit der deutschen Klassik dort versammelt waren, während vor und nach dieser Hochblüte kaum mehr viele heroische Namen auftauchten, die Aufmerksamkeit erheischten. Für Weimar lassen sich die intellektuellen Indikatoren an beiden Händen abzählen, um daran die inspirative Aura der Stadt der Klassik zu vermessen, während man für Frankfurt tausend Hände und mehr dazu brauchte.
Schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob Mitglieder des Magistrats als Ehrenbürger überhaupt in Betracht gezogen werden dürften, da sie doch just dafür aus Steuergeldern ihr Gehalt empfangen, für die Stadt Frankfurt ihre schuldige Pflicht zu tun und sich vielleicht darüber hinaus noch pflichtergänzende Küren einfallen zu lassen. Allein Miquel, Adickes und ein Säkulum später Walter Wallmann sind Ehrenbürger geworden, die als nicht minder berühmt apostrophierten Oberbürgermeister Ludwig Landmann und Walter Kolb oder überdurchschnittlich ideenreiche Stadträte wie Ernst May oder der Initiator des „Jahrhundertprojekts“ U-Bahn Walter Möller aber nicht. Einer der Gründe dafür dürfte sein, daß die Ehrenbürgerwürde für den einen derart hoch aufs Podest gestellten Magistratler zugleich alle Vorgänger und Nachfolger herabwürdigte. Man bedenke: Allein nach 1945 gab es in Frankfurt dreizehn Oberbürgermeister von allerdings höchst unterschiedlichem Kaliber, von denen etwa die Hälfte noch mehr oder weniger quicklebendig unter uns weilt. Um diese heikle Frage ein für alle Mal zu klären, müßte sie in einem entsprechenden Ehrenbürgerstatut plausibel – und das heißt mit eindeutigen Maßstäben – beantwortet werden. Im Kern frankfurtwürdige Oberbürgermeister und Dezernenten werden aber wohl auch ohne Aussicht auf urkundlich verbriefte Unsterblichkeit mehr als nur das Pensum eines Zwölfstundentages absolvieren. Auf einen entsprechenden Amtseid sind sie bei ihrer Wahl schließlich verpflichtet worden; Magistratsmitgliedern, die ihre Chancen wahrzunehmen versäumen, droht die Nichtwiederwahl oder, ehrenrühriger, die vorzeitige Abwahl als gerechte Ahndung. Als Trost bleibt ihnen die Pensionsberechtigung.
Ähnlichen Argumenten der Unvereinbarkeit von Amt und Ehrung verdankt sich die neuerliche Praxis, Magistratsmitglieder nicht mit städtischen Orden zu verwöhnen oder sie mit Lorbeer zu bekränzen, schon damit sie sich darauf nicht ausruhen. In den letzten zwanzig Jahren sind dann auch kaum noch Goethe- oder Ehren-Plaketten an hauptamtliche Stadträte verliehen worden. Wer sich wirklich verdient gemacht hat, dem winken das Bundesverdienstkreuz oder der Hessische Verdienstorden, oder sie können auf adäquate Preise hoffen, wenn ihre außerkommunalen Verdienste oder solche in vormaligen oder nachfolgenden Berufen für eine Ehrung ausreichend scheinen: „Die Ehre ist, objektiv, die Meinung anderer von unserem Wert und, subjektiv, unsere Furcht vor dieser Meinung“, urteilt der große Frankfurter Philosoph Arthur Schopenhauer, der zum Beispiel kein Ehrenbürger dieser Stadt geworden ist!
Ohne die objektive Lebensleistung immer voll auszuschöpfen und widerzuspiegeln, setzen die hier auf wenige markante Momente zusammengeschnurrten faszinierenden Lebensläufe aus der Perspektive des Autors subjektive Akzente, die in den konkreten Kontext der historischen Biographie der Stadt Frankfurt eingebettet sind. So blieb die in ihrer Abgründigkeit und überschäumenden Fülle kaum überbietbare geistige Biographie Goethes unausgeschöpft wie Bismarcks verwirrendes Psychogramm, dessen besonderes Kennzeichen, die Ambivalenz der Entscheidungen, nicht so differenziert dargestellt werden konnte, wie ein politisches Vollblut dies verdient hätte. Aber jede Gestalt ist schließlich mehrdeutig! Gleichwohl konnte hoffentlich vermieden werden, die Jahrhundertfiguren zu trivialisieren oder Persönlichkeiten gar ins Chargenhafte zu verdünnen. Die historiographischen Fakten und ihre Darstellung mögen durch eigenes Wissen und historische Kompetenz des Lesers ergänzt werden, der sich so jeweils ein eigenes Bild malen mag.
Leider konnten im vorliegenden Buch auch nicht alle Facetten der reichen Frankfurter Wirtschafts- und Kulturgeschichte berücksichtigt werden. So wurde beispielsweise auf eine Edelmetall-Liste der Olympioniken verzichtet, die 1906 mit dem Säbelfechter Emil Schön beginnt und über die Speerwerferin Tilly Fleischer, die 1936 Gold errang, bis hin zur Florettfechterin Helene Mayer (1928), dem 100m-Sprinter Armin Harry (1960) und dem Weltrekordschwimmer Michael Groß reicht. Auch die von Liselotte Linsenhoff und Josef Neckermann angeführte Klasse der Springreiter sowie die Eiskunstdiva Marika Kilius sind in Frankfurt unvergessen.
Sollte es dem Autor mit dem Versuch der archäologischen Spurensicherung gelingen, einen repräsentativen Ausschnitt aus Frankfurts reicher Kulturgeschichte zu würdigen, um damit einen gewissen Stolz der Frankfurter auf die Wurzeln ihrer Stadt zu erzeugen, dann wäre das ein Grund mehr, sich mit den so unterschiedlich strukturierten Lebensverläufen unserer Vorfahren des Geistes zu identifizieren. Identität kann so zum Kulturgut werden, denn die Biographien der hier Porträtierten korrespondieren mit der stolzen Geschichte der Mainmetropole.
Es dürfte kaum eine andere deutsche Stadt geben, die ähnlich dynamisch von der Spannung aus Tradition und Zukunftssinn geprägt wurde wie Frankfurt am Main. Stetiger Wandel drückt sich nirgends eindrucksvoller in Physiognomie und Charakter einer Stadt aus als in dieser Metropole in permanent progress.
Die gesellschaftlichen Traditionen, die grenzenlose Vielfalt des kulturellen Erbes, die wirtschaftlichen Grundlagen und wissenschaftlichen Ressourcen als Kapital aus vergangener Zeit werden in den wenigen und nur knapp skizzierten Porträts jener Koryphäen und Kapazitäten sichtbar, die mit ihrem weltweiten Renommee den internationalen Rang Frankfurts bestimmen. Darüber dürfen aber die individuellen Leistungen, die großen Ideen und kleinen Utopien all jener nicht vergessen werden, die der Stadt ihr Gesicht gegeben und ihren herben urbanen Charme und ihre menschliche Fasson geprägt haben: die Dichter, die Maler, die Komponisten, die Philosophen, die Wirtschaftsführer und Bankiers, der ökonomische Adel und die Geistes-Aristokratie. Was der in Jahrhunderten mit solch universalem Geist bepflanzte Boden heute an Früchten trägt, verdient unsere Erinnerung. Der zivilisatorische Standard einer Stadt bemißt sich vorzüglich anhand ihrer Eliten, wobei es Adornos Vorbehalt zu beherzigen gilt, daß einer „in Gottes Namen Elite sein mag, aber niemals als solche sich fühlen darf“. Jene Neureichen, die großbürgerlich träumenden Kleinbürger, die mit ihren Millionen ihre ethische Leere aber nicht füllen, gehören nicht dazu.
Das klassische Erbe ist nach André Malraux ja nicht nur das, was wir verehren, sondern vor allem das, was uns hilft, nach vorne zu denken. Dafür braucht es Ressourcen der Kreativität und Inspiration, deren viele wir den Frankfurter Eliten verdanken: Von Karl dem Großen über den Freiherrn vom Stein bis zu Bismarck, der acht Jahre mit seiner Familie in Frankfurt lebte, reicht die politische Ahnengalerie. Von den Rotschilds über die Bethmanns bis zu Albert und Friedrich von Metzler gründet sich das Vertrauen in Frankfurts Bankenwelt. Von den verstorbenen großen Oberbürgermeistern Adickes und Miquel bis zu Ludwig Landmann und Walter Kolb stammen die Entwürfe einer Stadt, in der zu leben als Privileg sollte empfunden werden können. Von Goethe über Hölderlin und Börne, von Schopenhauer über Hegel bis Adorno, von Humperdinck und Max Beckmann bis hin zu Hindemith reicht die Chronik der berühmten kreativen Frankfurter.
Stünde dem Wunsch des Autors, die Fülle der Gesichte in der Geschichte Frankfurts durch weitere wichtige Persönlichkeiten in Porträts zu würdigen, nicht die dialektische Zahl 27 im Wege, dann gehörten mindestens weitere 27 ruhmumflorte Persönlichkeiten in diesen Kontext der „großen Frankfurter“: Alois Alzheimer, Bettine von Arnim, Ernst Beutler, Clemens von Brentano, Harry Buckwitz, Elias Canetti, Carl Theodor von Dalberg, Rudolf Eucken, Carl Constanz Victor Fellner, Vincenz Fettmilch, Jakob Friedrich Gontard, Bernhard Grzimek, Marie Luise Kaschnitz, Johanna Kirchner, Clemens Krauss, Matthias Merian d. Ä., Alexander und Margarete Mitscherlich, Jakob Nussbaum, Jürgen Ponto, Clara Schumann, Heinrich Siesmayer, Hugo Sinsheimer, Leopold Sonnemann, Dolf Sternberger, Fritz von Unruh, Friedrich Wöhler.
Die hier vorgelegte vierte Auflage dieses Buches ist um eine biographische Würdigung des 27. Ehrenbürgers der Stadt Frankfurt, Walter Wallmann, vermehrt; was der Leser dort an historischen Hintergründen vermissen mag, findet er in meinem Buch Frankfurts Oberbürgermeister von 1945 bis 1995 (2012). Ein Porträt von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ergänzt als 27. die Galerie der ehrenwürdigen Bürger. Das Kapitel über den 2010 verstorbenen Ehrenbürger Bruno H. Schubert wurde entsprechend aktualisiert. Außerdem waren wieder viele Namen prominenter Persönlichkeiten nachzutragen, deren beachtliche Leistungen und Verdienste mit der Goethe- oder der Ehren-Plakette oder einem der nach Goethe, Adorno, Max Beckmann und Ignatz Bubis benannten Preise gewürdigt worden sind. Neu hinzugekommen sind die Namenslisten zu vielen weiteren Frankfurter Ehrungen, wie etwa der Johanna-Kirchner-Medaille, sowie erstmals auch zu hohen Auszeichnungen, die das Land Hessen zu vergeben hat, darunter der Hessische Verdienstorden und die Wilhelm-Leuschner-Medaille.
Es gibt keine alleinseligmachende geschichtliche Perspektive. So liest sich die gültige Liste der 27 Frankfurter Ehrenbürger als historisches Kaleidoskop des Militärs, der Diplomatie, der Politik sowie des Geistes und der Kultur bis in unser Säkulum hinein. Gegen die notorische Geschichtsvergessenheit unserer Zeit und genrehafte Verklärung der Vergangenheit möchte dieses Buch die Kategorie der Erinnerung auch als eine moralische bemühen.
Durch was sonst ist ein Staat groß und ehrwürdig
als durch die Kräfte seiner Individuen.
(Friedrich Schiller)
Ehrenwürdige Bürger Frankfurts
Wer die höchste Unwirklichkeit erfaßt,
wird die höchste Wirklichkeit gestalten.
(Hugo von Hofmannsthal)
1. Adam Elsheimer (1578–1610)
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Als ältestes von zehn Kindern wurde Schneidermeistersprössling Adam Elsheimer am 18. März 1578 in Frankfurt im Hause Fahrgasse 120 geboren. Das Elternhaus wurde im Kriegsjahr 1944 durch Bomben völlig zerstört. Schon als vierzehnjähriger Schüler des Frankfurter Altarbildmalers Philipp Uffenbach (1566–1636) orientierte er sich zunächst an der altdeutschen Malerei, eignete sich aber bald die Technik der aus ihrer Heimat nach Frankfurt geflohenen südniederländischen Maler an, die hier die erste „Frankfurter Schule“ aus der Taufe hoben. Die sieben Tafeln des weltberühmten Kreuzaltars, allen voran die Mitteltafel Die Verherrlichung des Kreuzes, aber auch die Barockgemälde Das Opfer in Lystra oder Myrrha sowie zahlreiche Handzeichnungen erinnern im „Städel“ deren viele Bewunderer daran, daß Adam Elsheimer neben Goethe als der wohl bedeutendste Sohn Frankfurts zu würdigen bleibt.
Die lange Zeit verschollen geglaubte und schließlich im fernen Australien wiederaufgetauchte siebte Tafel des Kreuzaltars, Die Befragung des Judas (1603), hat Werner Wirthle 1981 für die Frankfurter Stiftung „Imprimatur“ ersteigert. Mit dieser Trouvaille (Öl auf verkupfertem Silber) konnten die sieben Stationen jener schönen Legende komplettiert werden, welche die Suche und Auffindung des Kreuzes Christi durch Kaiserin Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, in Jerusalem zeigen.
Die Sehnsucht nach dem Süden zog Elsheimer 1598 aus dem damals zwanzigtausend Einwohner kleinen Frankfurt zunächst für zwei Jahre nach Venedig und zwei Jahre später in die Stadt der verschwenderischen Sonne: nach Rom. Hier ist um 1606 das wunderschöne Bild Aurora entstanden: Die über der Campagna aufsteigende Sonne überstrahlt darauf die Landschaft mit so unvergleichbarer Morgenröte, daß sogar Goethe sich auf seinen Italienreisen davon faszinieren ließ. Als „Adamo Tedesco“ ist er schon im blühenden Alter von 32 Jahren als Unvollendeter gestorben. Um Aufträge zu erhalten, war Elsheimer zum katholischen Glauben konvertiert. Angeregt durch Tizian und Caravaggio, beeinflußte er seinerseits Rubens, Lorrain und Rembrandt. In seiner kurzen Schaffensperiode vollendete er etwa fünfzig Miniaturmalereien zumeist auf Kupfer sowie zahlreiche Zeichnungen und Radierungen. Seine Technik wurde von dem Holländer Hendrik Goudt in Rom derart geschickt kopiert, daß sich heute in einigen Fällen die tatsächliche Urheberschaft Elsheimers nur schwer feststellen läßt, zumal sich unsere Wahrnehmung in dem Maße verändert, in dem sich unser zeitlicher Abstand zu den Kunstwerken der Vergangenheit vergrößert.
Adam Elsheimer gilt in der Kunstgeschichte als Inbegriff des unbedingten Künstlertums, als Großereignis an der Schwelle vom Manierismus zum Barock. In Elsheimers auf genauen Naturstudien fußenden idealisierten Kompositionen verschmelzen Naturwahrheit und poetische Veranschaulichung zur ergreifenden Stimmungskunst. Sein bedeutendstes Gemälde Die Flucht nach Ägypten ist 1609 in Rom entstanden, ein Jahr vor seinem Tod, den die Nachwelt als Verlust empfunden hat. Sein Freund Peter Paul Rubens beklagte dessen Hinscheiden mit den Worten: „Nach einem solchen Verlust sollte sich unsere Zunft in tiefe Trauer hüllen. Sie dürfte nicht leicht jemanden finden, der seinen Platz einnehmen könnte.“ Der romantische Dichter und Shakespeare-Übersetzer Ludwig Tieck würdigt zweihundert Jahre später den Frankfurter Maler mit den Worten: „Deiner muß ich gedenken, Elsheimer, der mir als erster so die Natur gezeigt“.
Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst
ist die Ausbreitung der Religion und die
Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen.
(Carl Philipp Emanuel Bach)
2. Georg Philipp Telemann (1681–1767)
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Schon lange bevor anno 1795 der erste Frankfurter Ehrenbürger gekürt wurde, hatte ein ehrenbürgerwürdiger Komponist neun Jahre lang von Frankfurts kultureller Strahlkraft musikalisch geniale Signale versendet: Georg Philipp Telemann.
Am 14. März 1681 in Magdeburg als Pfarrerskind auf die Welt gekommen, schuf er schon im zarten Alter von zwölf Jahren seine erste Oper Sigismundus (1693). Auf Wunsch des Vaters ging er zum Jurastudium nach Leipzig, wo der Zwanzigjährige umfangreiche musikalische Aktivitäten entfaltete: Er gründet und leitet ein studentisches Collegium musicum, ist als Sänger und künstlerischer Leiter der Leipziger Oper und als Organist an der Neuen Kirche tätig und komponiert, neben Opern, Kantaten für die Thomaskirche. Mit seiner hohen musikalischen Begabung avancierte er in der höfischen Welt zum Kapellmeister des Grafen Erdmann von Promnitz in Sorau (1705) und zum Hofkapellmeister in Eisenach (1708), wo er sich mit dem in Weimar wirkenden Johann Sebastian Bach befreundete. 1712 folgt er einem Ruf nach Frankfurt am Main, um als Kapellmeister der Barfüßerkirche die Andacht mit musikalischem Flair zu umfloren. Hier brachte er mit wunderbarer Virtuosität die Orgel zum Jubilieren. In der Stadt mit 25 000 Einwohnern komponierte er religiös beseelte Kantaten und Kammermusik galanten Stils, Sonaten und Sonatinen. Vertragsgemäß mußte er nicht nur leibhaftig in der Barfüßerkirche immer präsent und dem lieben Gott gefällig sein, sondern Musik nach „bestem Verstand moderieren, bestellen und ausrichten“. Dafür erhielt er eine Art Gotteslohn in Höhe von dreihundertundfünfzig Gulden per annum und „obendrein“ noch vom sogenannten „Korn-Ambt zwölff Achtel Korn“ als Almosen, was dem guten Ton nicht unbedingt entsprach.
In Frankfurt avancierte Telemann schließlich zum städtischen Musikdirektor. Später leitete er auch das „Collegium musicum“ im vornehmen Haus eines der reichsten Patrizier Frankfurts, Brun von Braunfels. Unter dessen Dach hatte bereits kein Geringerer als Kaiser Maximilian I. 1495 dem Reichskammergericht präsidiert, und 1632 fand auch der Schwedenkönig Gustav Adolf hier angemessene Herberge. Später tagte im Haus Braunfels die Frankfurter Börse, bei der die Rothschilds eine Zeitlang die Kurse diktierten. Dem Genie Telemann gewährte die adelige „Gesellschaft Frauenstein“ im Hause Braunfels freie Wohnung, fünfzig Gulden Lohn und vierzig Gulden Holzgeld. Dafür mußte er auch noch das Haus verwalten. Gleichwohl verbeugte sich die vornehme Gesellschaft staunend vor solcher Größe. Seine Frankfurter Jahre dürfen außerordentlich produktiv genannt werden: Hier entstanden seine fünf Davidischen Oratorien (1718) und seine Opern Der gedultige Sokrates (1721) und Sieg der Schönheit (1722).
In Frankfurt brachte seine Frau Maria Katharina Textor acht Söhne und zwei Töchter zur Welt, weshalb er unbedingt Frankfurter Bürger bleiben wollte, auch nachdem ihn 1721 die Hansestadt Hamburg zum Kantor und zum Musikdirektor der fünf Hauptkirchen berufen hatte.
Dem produktiven Wegbereiter der musikalischen Klassik, dem Frankfurt die erste Blüte seines Musiklebens verdankt, wurde dieser Wunsch nur unter der Bedingung gewährt, bis 1761 jedes dritte Jahr eine neue Kirchenkantate für Frankfurt zu komponieren.
Zu Telemanns heute noch oft gespielten Werken zählen auch die besten seiner tausend Orchestersuiten. Leidenschaft war das große Movens seiner extremen Produktivität. Die Musikgeschichte ordnet Telemanns kompositorisches Genie zwischen Bach und Händel und den späteren Haydn, Mozart und Beethoven ein.
Telemann starb 1767 an der Alster. Sein Nachfolger in Hamburg wurde Carl Philipp Emanuel Bach.
Für die Liebhaber barocker Musik ist es ein Glück, daß sich der Wunsch von Vater Telemann, sein Sohn Georg Philipp solle Jurist werden, nicht erfüllte. Kaum auszudenken, daß ein so wunderbares Oratorium wie Der Messias nach Texten von Klopstock nicht existierte, um unsere Sinne zu betören. Das Genie Telemanns manifestiert sich in der gottgefälligen Kunst, uns Erdenkindern das Geheimnis der Seele zu offenbaren.
[...] so habe ich allezeit den Gedanken gehegt, für alle
Wohltaten, welche ich Zeit meines Lebens [...]
in meiner Vaterstadt genossen habe nach meinem
geringen Vermögen mich dankbar zu erweisen.
(Johann Christian Senckenberg)
3. Johann Christian Senckenberg (1707–1772)
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Jeder, der in Frankfurt die Schulbank gedrückt hat, kennt „das Senckenberg“. Das Naturmuseum an der Senckenberganlage gehört wie das Goethemuseum zum Pflichtpensum aller Frankfurter Schulen. In Johann Christian Senckenberg hatte das Mäzenatentum seine Frankfurter Inkunabel. Der approbierte Mediziner, Landphysikus und Hessen-Casselsche Hofrat, der in erster Ehe eine begüterte Landestochter zum Altar geführt hatte, konnte sich leisten, 117 400 Gulden (etwa drei Millionen Euro) in die vielen medizinischen, sozialen und kulturellen Einrichtungen seiner 1763 gegründeten Dr. Senckenbergischen Stiftung zu investieren, namentlich etwa in das heute noch bestehende Bürgerhospital. Senckenberg lag die Zirkulation sozialer und kultureller Energien am Herzen, um die Menschen des Lebens zu versichern.
Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft wurde erst 1817 gegründet, zunächst um die nach Senckenbergs Tod gefährdeten Institute seiner Stiftung zu unterstützen. 1820/21 rief die Gesellschaft das Forschungsinstitut und das Naturmuseum Senckenberg ins Leben, die bis 1907 am Eschenheimer Turm residierten. Senckenberg selbst besaß ein größeres Herbarium und eine Mineraliensammlung – beide wurden zu seiner Zeit in seinem Bürgerhospital aufbewahrt, aber nur geringe Teile sind heute noch im Besitz des Museums. Zu diesem universalen Komplex zählen außerdem die berühmte Senckenbergische Bibliothek und der Botanische Garten mit exotischer Flora.
1907 bezogen die Sammlungen und 22 Forschungsabteilungen der Gesellschaft den neobarocken Neubau an der heutigen Senckenberganlage, den der Architekt Ludwig Neher konzipierte. Auf sechstausend Quadratmetern offenbart das Museum Spuren der Evolution anhand von Originalen und Replikaten vom Erdaltertum bis zur Neuzeit: den ganzen Kosmos der Mineralien, Amphibien, Reptilien, Insekten, Vögel, Fische und Säugetiere. Im Senckenberg-Museum erlebt der Besucher Natur nicht als Abstraktum, seine natürliche Neugier wird durch plastische Anschauung sinnlich befriedigt. Das heute in neun Abteilungen gegliederte Forschungsinstitut und seine Dependancen in Messel, Wilhelmshaven – mit eigenem Forschungskutter „Senckenberg“ – und anderswo liefern die wissenschaftliche Basis für die Myriaden von Museumsobjekten, darunter das 150 Millionen Jahre alte Gerippe der Donnerechse, Fischsaurier, Dreihorn oder Trachodon.
Der didaktisch-sinnliche Charakter der Präsentation dieses größten Museums seiner Art in Deutschland galt unter Museologen lange Zeit als richtungsweisend, und unter seinem agilen Direktor Fritz Steininger wird das „Senckenberg“ wieder als führend unter seinesgleichen betrachtet. Das „Senckenberg“ gehört wie das „Städel“ und das Freie Deutsche Hochstift zu den wenigen durch die Wissenschaftsgemeinschaft G. W. Leibniz dafür ausgezeichneten nichtstädtischen und nichtstaatlichen Museen der Bundesrepublik Deutschland, dass sie das Humboldtsche Idealbild der Einheit von Forschung und Lehre, Anschauung und Vermittlung verwirklichen.
Um „die bessere Gesundheitspflege hiesiger Anwohner und die Versorgung der armen Kranken“ zu gewährleisten, hatte Senckenberg 1765 das „Bürgerhospital“ gegründet, damals am Eschenheimer Turm. Er finanzierte außerdem den überfälligen Bau einer Anatomie. An einem kalten Novembertag des Jahres 1772 bestieg Senckenberg den eben erst vollendeten Uhrturm des Bürgerhospitals, um aus dieser Höhe das Umfeld zu inspizieren, und stürzte sich dabei zu Tode. Man darf es wohl Ironie des Schicksals nennen, daß Senckenbergs Leichnam der erste war, der auf den Seziertisch seiner neuen Pathologie gebettet wurde. Obwohl der Stifter des „Theatrum anatomicum“ dies in seinem Testament ausdrücklich untersagt hatte, wurde sein Leichnam zwei Tage später öffentlich seziert.
Zeitgenosse Goethe sah den 1707 geborenen und im „Haus zu den drei Hasen“ in der Hasengasse aufgewachsenen Senckenberg mit gelindem spöttischen Soupçon als Sonderling in Erscheinug treten: „Er war immer sehr nett gekleidet, und man sah ihn nie anders auf der Straße als in Schuhen und Strümpfen und einer wohlgepuderten Lockenperücke, den Hut unterm Arm. Er ging schnell, doch mit einem seltsamen Schwanken vor sich hin, so daß er bald auf dieser, bald auf jener Seite der Straße sich befand und im Gehen ein Zickzack bildete. Spottvögel sagten: er suche den abgeschiedenen Seelen aus dem Weg zu gehen, die ihn in gerader Linie wohl verfolgen möchten.“
Wie hoch aber Goethe das mäzenatische Mandat schätzte, das Senckenberg sich nobel selbst erteilt hatte, beweist sein Aufruf vom November 1817, der entscheidend zur Gründung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft beigetragen hat. Über dreißig naturliebende Bürger sind Goethes Aufruf gefolgt und haben Teile ihrer relevanten Privatsammlungen gestiftet.
Während Senckenbergs älterer Bruder Erasmus ein von seinem Amt als Frankfurter Senator suspendierter Krimineller war und nach 25 Jahren Kerker daselbst seine Seele aushauchte, hat Johann Christian auf seiner Lebensbahn das Glück begleitet und den begnadeten Arzt und leidenschaftlichen Humanisten von hoher Gesittung hervorgebracht, der eine Weile seine brüderliche Hand auch schützend über Erasmus gehalten hat, bis er zu der erweiterten Erkenntnis kam: „Mein Bruder und der Senat sind zusammen faule Eier und stinkende Butter“.
Sein in Gleichmut gehüllter Charakter ließ Senckenberg keine Ehrungen annehmen, so lehnte er, wie später Goethe aus anderen Gründen, die Ehrenbürgerschaft der Stadt ab. Auch verweigerte er seine Erhebung in den Adelstand.
Von Jugend auf nährte ich Liebhaberei an
Malereien, Kupferstichen und anderen Kunstsachen.
(Johann Friedrich Städel)
4. Johann Friedrich Städel (1728–1816)
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Das Städel zählt zu den bedeutendsten Kunstmuseen Deutschlands. In die Sammlung von wertvollen Originalen der Stiftung sind die Kunstwerke der 1907 gegründeten „Städtischen Galerie im Städel“ inkorporiert, die etwa vierzig Prozent des Bestands ausmachen. Die Patrizier Carl Schaub und Ludwig Joseph Pfungst hatten zur Gründung der Städtischen Galerie durch Zustiftung ein gehöriges Scherflein beigetragen. Das Städel ist das älteste Museum Frankfurts. Städel selbst hat Goethe durch seine Sammlung geführt und ihn für die Idee einer Museumsgründung begeistert.
Als eine der damals noch seltenen Stifterfiguren mit abgeschlossenem Lebenswerk hielt es der 87jährige Handelsmann und Bankier Johann Friedrich Städel, der als ewiger Junggeselle ohne Erben geblieben war, für seine sozialmoralische Pflicht, seinen Reichtum zu vergesellschaften: Er hat in seinem Testament aus dem Jahre 1815 1,1 Millionen Gulden zweckgebunden der nach ihm benannten Stiftung vermacht. Mit dieser Summe wurden in den Jahren nach 1870 der großdimensionierte Museumsbau des Architekten Oskar Sommer sowie die angeschlossene Städelsche Kunsthochschule auf dem Nachbargrundstück an der Dürerstraße gebaut, die „der hiesigen Stadt zu einer wahren Zierde gereichen möge“ (Städel).
In der Städelschule haben Johann Nepomuk Zwerger, Philip Veit, Richard Scheibe, Max Beckmann, Jakob Nussbaum und Willi Baumeister sowie in der jüngsten Vergangenheit Gerhard Richter, Ulrich Rückriem und Hermann Nitsch den künstlerischen Nachwuchs ausgebildet.
Als die Wahrnehmung schöner Bilder noch als relatives Erlebnis galt, begründete Städel in seinem Brief an den Großherzog von Frankfurt, Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg seine großmütige Stiftung biographisch: „Von Jugend auf nährte ich Liebhaberei an Malereien, Kupferstichen und anderen Kunstsachen. Meine Vermögensumstände in Verbindung mit dem ledigen Stande begünstigten sowohl in Rücksicht der nötigen Weise als des erforderlichen Aufwands diesen Kunsthang.“
Im Stifterbrief aus dem Jahre 1815 – zwei Jahre nach Napoleons Ende und nachdem der Status „Reichsstadt“ für Frankfurt wieder aufgefrischt worden war – sind die Zuständigkeiten der Stiftung ein für allemal geregelt: „Fünf würdige Personen aus der dahiesigen Bürgerschaft“ sollten der Städeladministration angehören, „ohne irgendeine obrigkeitliche Rücksprache oder Genehmigung einholen zu müssen.“ Museen waren für Städel Töchter der Freiheit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Magistrat der inzwischen mittellosen Städelstiftung durch jeweils aktualisierte Verträge die materielle Grundsicherung des Instituts garantiert. Im Jahre 1946 haben das Land Groß-Hessen und die Stadt vereinbart, die staatliche Hochschule für Bildende Künste (Städelschule) in die Verantwortung des Frankfurter Magistrats zu überführen. Paragraph vier erklärt die Stadt zum alleinigen Kostenträger. Ein lumpiger Deal. Die Stadt Frankfurt übernahm auch die Kosten des von Gustav Peichl konzipierten voluminösen Anbaus des Jahres 1990 an der Holbeinstraße.
In der Administration war es für die prominenten Gralshüter eines unermeßlichen Kulturschatzes selbstverständliche Bürgerpflicht, die notwendigen Gelder für die „Extras“ herbeizuschaffen, darunter Benno Reifenberg, Albert von Metzler, Hermann Josef Abs, Werner Wirthle, Barbara von Metzler und der agile gegenwärtige Vorsitzende Nikolaus Schweickart. Das Städel verdankt seinen international unbestrittenen Rang vor allem aber seinen Direktoren: 1830 wurde der Maler Philipp Veit berufen, es folgten Georg Swarzenski, der dreißig Jahre lang an der Spitze stand, Georg Holzinger von 1938 bis 1971, Klaus Gallwitz und seit 1994 Herbert Beck, der 2006 die Direktion an Max Hollein übergeben hat. Sie alle waren oder sind zugleich verantwortlich für das Liebieghaus, das städtische Museum für alte Plastik. Erst nach Abs’ Städel-Ära, der mit begnadeter Sturheit jede Art von Cafeteria zum Sakrileg erklärte, ist es Herbert Beck gelungen, gegen alle Widerstände musealer Lordsiegelbewahrer in der Administration endlich ein kunstgemäßes Restaurant zwischen den westlichen Seitenflügeln des Städel zu errichten. Hilmar Kopper hat unter Verpfändung seines guten Namens dafür gebürgt, daß sich die sieben Millionen Baukosten für das „Holbeins“ amortisieren werden. Das Restaurant sucht als ein inzwischen vielfrequentierter Treff der Kunstliebhaber seinesgleichen.
Im Foyer des Städel erinnert eine Marmorbüste von Johann Nepomuk Zwerger aus dem Jahre 1828 an den großherzigen Mäzen Johann Friedrich Städel: „Kirchen muß er stiften, sonst denkt man nicht an ihn“ (Hamlet, III/2) – aber auch eine Kathedrale für die Künste garantiert vergleichbar nachhaltigen Ruhm. In den renovierten Museumsräumen wird Kunst sinnlich erfahrbar: Wohl auch, weil das Städel nicht im Labyrinth wuchernder didaktischer Konzepte versank. Das Städel zählte allein im Jahre 2003 vierhunderttausend Besucher, welche die ästhetische Wahrnehmung als persönliche Bereicherung genossen. Die Direktion setzt auf Kunst als zukünftiges Wirkungspotential für die Kultivierung der Gesellschaft.
Die Wechselgeschäfte sind auf unserem Platz außer
in Hamburg die ansehnlichsten in ganz Deutschland.
(Friedrich Metzler)
5. Friedrich Metzler (1749–1825)
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Um die Lebensleistung von Friedrich Metzler gebührend zu würdigen, empfiehlt es sich, zunächst die Genese des Bankhauses zu skizzieren. Ohne Übertreibung läßt sich behaupten, daß die Genealogie der Familie Metzler ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Teil der europäischen Zivilisationsgeschichte war und bis auf den heutigen Tag geblieben ist.
Die 1674 gegründete Firma Metzler existiert nach vielerlei Wandlungen noch immer, allein die Dauer ist ein historisches Phänomen. Während der über 330 langen Jahre der Firmengeschichte haben Kriege und willkürliche Grenzziehungen, haben unterschiedliche Regierungsformen und politische Systeme und Ideologien sowie rasante wirtschaftliche und gesellschaftliche Paradigmenwechsel nicht nur die Stadt Frankfurt, sondern auch Deutschland und Europa in Atem gehalten und die Welt gehörig verändert. Der Wandel ist in Frankfurt von alters her eine stetige Größe.
Die Firma geht zurück auf den Tuchhändler Benjamin Metzler in der Geisengasse. Der Stammvater des Hauses Metzler war der jüngste Sproß einer Theologenfamilie in Cranzahl im sächsischen Vogtland. 13jährig ging Benjamin zunächst als Lehrling nach Nürnberg, 1671 beginnt er in Frankfurt als Buchhalter bei der Tuchhandlung Sebastian Schweitzer. 1674, im Jahr seiner Verehelichung mit einer vermögenden Tochter eines anderen Tuchhändlers und zwei Jahre bevor er das Bürgerrecht erhält, gründet Metzler eine eigene Tuchhandlung, die sowohl Einzel- als auch Großhandel in Frankfurt und überregional betreibt. Nach Benjamins Tod im Jahre 1686 heiratet seine junge Witwe den Spezereienhändler Johann Zwierlein und baut unter Beibehaltung des Familiennamens Metzler den Gewürzhandel mit angeschlossenem Fuhrpark aus. Benjamins Söhne benannten die Firma später nach ihrem Vater „Benjamin Metzler seelig Sohn und Consorten“. Durch den Begriff „seelig“ (sic!) teilte man in der damaligen Zeit in Ermangelung eines Handelsregisters seinen Geschäftspartnern diskret mit, daß der Gründer verstorben sei und man dem Sohn bitte dasselbe Vertrauen entgegenbringen möge wie dem Vater.
Die Marktmechanismen ihrer Zeit nutzend, erweiterten die Söhne das Unternehmen zum Speditions- und Kommissionsgeschäft, und in ihrem Expansionsdrang fügten sie, basierend auf ihrem Wissen aus dem Fernhandel, ihrem Ehrgeiz noch ein eigenständiges Wechsel- und Münzgeschäft hinzu, das mit der Zeit den Warenhandel verdrängte.
Mitte des 18. Jahrhunderts, als Frauenemanzipation noch ein Fremdwort war, leitete erstmals in der Familiensaga eine Frau die Geschäfte, Christina Barbara Metzler. Unter einer größeren Anzahl von Neffen wählte Christina Barbara 1767 den Sohn ihres in Bordeaux wirkenden Bruders Wilhelm Peter Metzler als offenbar begabtesten aus, um die Bank künftig zu leiten: Friedrich Metzler.
Wie Goethe im Jahre 1749 geboren, stieg Friedrich, nachdem er volljährig geworden war, 1769 ins Metzlersche Bankgeschäft ein und nahm das Heft in seine jungen Hände. Kraft guter Beziehungen hatte Christina Barbara dem kleinen Friedrich eine exzellente Ausbildung angedeihen lassen, auf daß er eines Tages ihr solider Nachfolger werde. Ab 1760, als sich der Aufstieg des Bankhauses Rothschild ankündigte, hatte sich unter Christina Barbaras Regie auch das Haus Metzler sukzessive zur reinen Bank gewandelt, und so wurde ihr Zögling Friedich 1771 der erste wirkliche Bankherr in der Metzlerschen Familiengeschichte.
Unter den vielen herausragenden Gestalten der Familie Metzler ist er zweifellos die beherrschende Figur. Dreißigjährig heiratet er 1779 Susanne Fingerlin. Mit dem beträchtlichen Vermögenszuwachs kam er seinem Ziel näher, im Staatsanleihengeschäft einen bedeutende Rolle zu spielen. Die Erfolgsserie begann 1779 mit einer Anleihe für Kurbayern in Höhe von 200 000 Gulden. Es folgten Anleihen für die Städte Lüttich und Aschaffenburg sowie für den Herzog zu Sachsen-Meinigen, für Preußen und den regierenden Grafen Sayn-Wittgenstein in den Jahren 1786 bis 1799. 1790 war Friedrich Metzler vorübergehend Mitglied des städtischen Senats.
Zwei Jahre später besetzten die Franzosen Frankfurt. Weil seine Vaterstadt die fälligen Kontributionen an die Franzosen nicht zahlen konnte, wurden 1796 Geiseln nach Frankreich deportiert, darunter acht Ratsmitglieder. Bruder Wilhelm Peter Metzlers diplomatischem Geschick sollte es gelingen, mit dem französischen General günstige Modifikationen auszuhandeln.
Friedrich Metzler setzte besondere Akzente auf das Emissionsgeschäft. Er hatte früh erkannt, wie sehr der Erfolg sich nährt von der Bonität der Kunden, und hat aus dieser Gewißheit ein recht effizientes Informationssystem ausgeklügelt, das ihm die jeweilige Kreditwürdigkeit anzeigte.
Mit seinen Ideen zur weiteren Gestaltung des Bank- und Börsenwesens war er seiner Zeit weit voraus. So entwickelte er 1790 als erster in Deutschland gemeinsam mit den Bankhäusern „Johann Gottfried Schmidt & Co.“, „Rüppel & Harnier, Heyder & Co.“ sowie „Willemer“ ein Projekt zur Gründung einer „Zettelbank“, wie damals die Notenbanken genannt wurden, die nach dem Vorbild der Bank of England, gegründet bereits 1694, die Praxis des Münzwesens und des Geldverkehrs erleichtern helfen sollte. Seine Überlegungen überstiegen den Horizont seiner Zeitgenossen bei weitem und fanden daher nicht genügend Unterstützung. Erst lange nach seinem Tode erfolgte 1854 die Umsetzung durch die Gründung der „Frankfurter Bank“.
Nachdem Friedrich Metzler im Jahre 1825 76jährig gestorben war, konzentrierten sich seine Nachfahren mehr und mehr auf den Effektenhandel und auf das Depotgeschäft, zumal der Emissionshandel zu risikoreich wurde.
Weltwirtschaftskrisen konnten die Metzlers trotz Krieg und Revolution aus eigener Solvenz gut überstehen; indem sie ihre Geschäftsfelder anpaßten, konnten sie am Finanzplatz Frankfurt auch mit ihrem prosperierenden Kreditgeschäft mitten im Herzen Europas unabhängig bleiben. Sie zogen damit ihren Wechsel auf die Zukunft.
Es verdient als einmaliges Phänomen in der Bankengeschichte gewürdigt zu werden, daß das Bankhaus Metzler bis heute im Alleinbesitz der Gründerfamilie geblieben ist. Mindestens ein Familienmitglied gehörte stets als persönlich haftend der Geschäftleitung an.
Auch ihrer Heimatstadt Frankfurt blieben die Metzlers immer verbunden: Sie begriffen öffentliche Ämter als bürgerschaftliche Verpflichtung und übernahmen von Anfang an entsprechend Verantwortung. Schon 1734 hatte sich Johann Jeremias (1698–1743) in den Frankfurter Bürgerausschuß wählen lassen, als erster Metzler wurde er 1742 Vorstand der Börse. Zu den Künsten hingezogen, setzten sich Johann Jeremias und sein Bruder Benjamin 1735 mutig für die „Neuberin“, die Schauspielerin Friederike Karoline Neuber, ein, deren fahrender Schauspielertruppe sie beim Rat der Stadt eine Auftrittsgenehmigung verschafften – sogar für Bürgerschreckstücke mit aufklärerischer Tendenz. Durch ihren Einsatz konnte die Truppe ihre Theaterbude auf dem Liebfrauenberg aufschlagen. Die Metzlers galten als Vorkämpfer für Liberalität in Frankfurt.
Friedrichs Cousin Johann Wilhelm Metzler (1755–1837) wurde im Oktober 1813 zum Jüngeren Bürgermeister ernannt, welches Amt er bis Juni 1815 ausübte. Von 1816 bis Ende 1817 sowie erneut ab 1819 war er Erster Älterer Bürgermeister Frankfurts. Da Johann Friedrich Städel ihn hochgeschätzt hatte, wurde Johann Wilhelm Metzler testamentarisch als Schiedsinstanz der Städel-Stiftung bestellt. Sein Name ist auf einer Bronze-Tafel in der Wandelhalle des Römers als erster vermerkt.