Impressum


Originalausgabe
Alle Rechte vorbehalten.

Verlag: © 2014 Presse-Druck- und Verlags-GmbH, Curt-Frenzel-Str. 2, 86167 Augsburg, presse-druck.de
Redaktion: Lea Thies
Projektmanagement: Andreas Schmutterer (Ltg.), Stella Bartky
Illustrationen: Andreas Sauerlacher, Augsburg
Layout und Satz: Sonja Löffler, Medienzentrum Augsburg GmbH
Produktion: epubli GmbH, Prinzessinnenstraße 20, 10969 Berlin
Auflage / Jahr: 1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7375-2112-3

Himmlisches

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Die Geschichte von den Sternenkindern

Von Thea Halder aus Buxheim an der Iller

Am Abend, wenn die Sonne ins Bett gegangen ist, dann wird es überall dunkel. Im Zimmer wird es dunkel und die Mama muss das Licht anknipsen. Draußen wird es dunkel, und die Straßenlampen gehen an. Auch an den Fahrrädern und den Autos wird das Licht angeschaltet. So ist es bei uns auf der Erde. Und an dem weiten, dunklen Himmel, wer zündet denn da die Sternenlaternen an? Willst du das wissen?

Also, das ist so: Am Himmel dort droben gibt es eine Menge Sternenkinder. Und die Sternenkinder, die schlafen den ganzen lieben langen Tag. Sie kuscheln sich einfach in eine weiche Wolke hinein und schlafen, schlafen, bis zum Abend. Aber wenn die Frau Sonne müde ist und ins Bett geht, dann werden die Sternenkinder munter. Zuerst wacht das größte auf. Es krabbelt aus dem Wolkenbett. Dann sieht es, aha, sein Brüderchen neben ihm schläft noch. Zack, zieht es ihm die Bettdecke weg und, wupp, schmeißt es mit einem Kopfkissen herum. Natürlich wachen jetzt noch mehr Sternenkinder auf. Jetzt wird es lustig! Sie kugeln in den Wolken herum und machen ein Geschrei und Gequietsche. Eines zieht ein anderes am Nachthemd. Eines fällt in eine Wolke, dass nur noch die Füße herausschauen. Das ist ein Durcheinander und ein Lärm. Und eine Wolke haben sie dabei auch noch auseinandergerissen.

Ein Sternenkind, das treibt es ganz besonders um. Es heißt Peterle. Es hat einen Freund, der heißt Pauli. Die zwei hopsen herum wie wild, und wie der Peterle drei Purzelbäume hintereinander macht, da fällt er von seinem Wolkenbett herunter und fällt und fällt – und fällt genau dem lieben, guten, alten Großvater Mond auf die Nase. Oh, da ist aber der Großvater Mond erschrocken, er hat ja noch soooo gut in einem weichen Wolkenbett geschlafen. Aber jetzt kommt er heraus und brummt: „Wer ist der freche Sternenbub, der mir auf die Nase gehupft ist? Und überhaupt, was ist das heute wieder für ein Geschrei und für ein Gewumsel! Wisst ihr nicht, was Sternenkinder tun sollen? Sternenkinder müssen am Himmel leuchten und funkeln, wenn es dunkel wird. Holt sofort eure Laternen!“ Uiuiui, da hören die Sternenkinder schnell mit dem Lackeln und Raufen auf und suchen ihre Laternen. Und weil sie so mit den Kissen herumgeschmissen haben, ist so eine Unordnung, dass sie lange suchen müssen.

Und so geht das jeden Tag! Wer seine Laterne zuerst findet, zündet sie zuerst an. Das ist der erste Stern, den wir am Abend am Himmel sehen. Dann findet das nächste Sternenkind sein Laternchen, dann wieder eins, und darum sieht man am Abend nicht alle Sterne auf einmal, sondern immer eins, und noch eins, und dann viele, viele, viele. Das ist, wenn alle Sternenkinder ihre Laternen gefunden und angezündet haben. Und dann lacht auch der Großvater Mond und erzählt ihnen eine schöne Geschichte.

Wölkchen sucht Wolke

Von Kaspar Schwärzli aus Lichtenau

Wie du weißt, gibt es am Himmel viele Wolken, ein ganzes Volk. Verschieden, wie die Menschen auf Erden: weiße, graue, rote, die im Abendrot besonders schön leuchten. Und ganz schwarze, die kriegerisch sind und vollgeladen mit Strom. Die einen haben Minus-Strom, die anderen Plus-Strom – und wenn die aneinandergeraten, dann blitzt und donnert es. Aber wie auf Erden gibt es viele gute, die sind weiß. Große und kleine Familien. Die Schäfchenwolken sind besonders viele und gern in Herden. Denn sie sind gesellige, verspielte und lustige Wolken.

So eine war Familie Wolke, die hatte ein Kind, das sie Wölkchen nannte. Die Familie erkundete die Welt. So schwebten die drei Wolken über den blauen Himmel von Amerika. Die Familie genoss die Aussicht auf das Land. Unten sahen die Wolken den Colorado River, die Rocky Mountains, die Prärie in der Abendsonne – das Leben war schön. Doch es blieb nicht so.

Amerika ist bekannt für seine Stürme. So kam frühmorgens, als alle schliefen, ein Tornado herangebraust. Zweihundert Stundenkilometer hatte er drauf und zerstörte alles, was ihm im Weg stand. Selbst die friedlichen Wolken wurden zerrissen, hin und her geschleudert und in alle Richtungen vertrieben. Wölkchen wusste nicht, wie ihm geschah. Erst wurde ihm schwindelig, dann wurde es mitgerissen und flog mit hoher Geschwindigkeit übers Meer. Als es zum Halten kam, sah es sich um. Alles weiß und blau: Das musste Bayern sein, von dem schönen Land hatten seine Eltern schon viel erzählt. Da lebten auch gesellige, gutmütige und verspielte Leute – „Menschen wie die Schäfchenwolken“, hatte Papa Wolke gesagt. Einigermaßen erleichtert und sehr müde schwebte Wölkchen tiefer und sah einen großen Nussbaum im Garten. „Da lass ich mich nieder und ruhe eine Weile aus“, dachte es sich.

Der Kindergartenopa Karl staunte nicht schlecht, als er morgens aufstand und es vor seinem Haus etwas dunkel war. Ja, ein kleiner Nebel, ein Wölkchen saß auf seinem Nussbaum. Du weißt ja, dass Wolken, die tief schweben, zu Nebel werden, weil sie sich ausweiten. Je höher sie kommen, desto dichter werden sie. Hoch oben schauen sie viel kleiner aus. Opa Karl ging raus, um das Ding genauer zu beobachten. Da er mit den Blumen und den Bäumen normal redete, sie immer fragte, wie es ihnen ging, sprach er auch mit dem Wölkchen. „Warum bist du so traurig? Du weinst ja.“ Ein paar Tropfen fielen auf den Boden. „Und wo kommst du her?“, fragte Opa Karl weiter. Wölkchen war erstaunt, dass jemand mit ihm sprach und erkannt hatte, dass es Kummer hatte. Die kleine Wolke erzählte alles, an das es sich erinnern konnte und dass es traurig war. Es wollte unbedingt seine Eltern suchen.

„Ja, ja“, meinte Opa Karl, „ich hab’s im Fernsehen gesehen, wie der Tornado gewütet hat und übers Meer weitergezogen ist. Hier in Europa haben wir nichts mehr davon gespürt. Deine Eltern sind wohl entweder im Landesinneren der USA oder in einem Nachbarland zu finden. Wir müssen von Florida ausgehen, da war der Tornado.“ „Wie komme ich dahin?“, fragte Wölkchen. Opa meinte: „Es gibt viele Winde, die immer dieselbe Strecke wehen. Ich werde dir einen Fahrplan erstellen. Ich bin nämlich Windexperte und kenne alle Winde, die dich nach Amerika zurückbringen“, meinte Opa Karl und erzählte weiter: „Ich habe jedes Jahr ein paar Vögel in meinem Garten zu Gast, auch ein Schwalbenpaar unter dem Dach. Die treffen auch andere Wandervögel. Da wollen wir mal nach deinen Eltern fragen.“ „Au fein“, meinte Wölkchen, „ich fühl mich auch wieder gut. Ich steige auf, der Himmel ist blau. Oben treffe ich viele Zugvögel. Vielleicht erfahre ich etwas über meine Eltern.“

So geschah es, dass Wölkchen über Bayern schwebte und unser schönes Land kennenlernte. Es sprach mit einigen Vögeln. Ein Geier meinte: „Ich habe keine Grenzen überschritten. Mir geht es gut hier. Ich weiß nichts von einem Tornado. Der alte Steinadler auf der Zugspitze, der weiß und hört viel. Ja, der könnte dir helfen.“ So schwebte Wölkchen dem großen Berg entgegen.

Unten, auf einer großen Wiese, war ein Häschen in arger Not. Es wurde von einem Fuchs gejagt. Schon wollte der zuschnappen, doch der Hase machte einen Linkshaken und hatte jetzt einen kleinen Vorsprung. Der Fuchs bekam nicht so schnell die Kurve. Aber beim nächsten Anlauf sah es schlecht für den Hasen aus. Da reagierte Wölkchen schnell und ließ sich auf die Tiere nieder. Im dichten Nebel schlug Häschen einen Haken nach rechts, während der Fuchs geradeaus lief. Er landete im Wald, das Häschen auf dem Feld. Wölkchen stieg auf und freute sich, dem Fuchs ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Wölkchen war noch aufgeregt und stieß mit einer anderen Wolke zusammen. „Oh, entschuldige bitte, ich habe dich nicht gesehen. Wo kommst du her?“, sagte die Wolke. „Von unten, ich war zu schnell und habe dich nicht gesehen“, antwortete Wölkchen. „Ich komme über den Ozean aus Amerika“, sagte Wolkelino. Aufgeregt fragte Wölkchen: „Hast du was von meinen Eltern gehört, von Familie Wolke?“ „Nein, nein, wir sind schon länger hier und schauen uns Europa an. Wir wollen mit dem Südwind jetzt nach Griechenland“, antwortete Wolkelino und schwebte seinen Eltern hinterher.

Wölkchen stieg höher und näherte sich der Zugspitze. Da sah es den alten Steinadler, der weise war und schon lange dort lebte. Er kannte viele Tiere und Wolken, die bei ihm in über 2000 Metern Höhe vorbeikamen. Er stand auf einem Felsvorsprung und sah ins tiefe Tal. Wölkchen hängte sich an die Felswand neben ihm. „Guten Tag Adi, wie geht es dir?“, fragte es. „Hallo Wölkchen, wo kommst du her?“, fragte der Steinadler. „Jetzt aus Lichtenau, sonst aus Amerika“, sagte Wölkchen und erzählte, was passiert war. „Kannst du mir helfen, meine Eltern wieder zu finden?“ Adi dachte nach, es kamen viele Zugvögel bei ihm vorbei. Auch Wolken von überall her. Da waren letzte Woche Schichtwolken aus Russland, Regenwolken aus der Türkei, Gewitterwolken aus England. Er wolle sich umhören, sagte Adi. „Ich muss zurück zu Opa Karl nach Lichtenau, der weiß jetzt bestimmt, welche Winde mich zurück nach Amerika bringen“, dachte es sich und flog wieder los. Der Frankenwind trug Wölkchen. Über die Lichterstadt München, dann nach Ingolstadt, das auch schön leuchtete bei Nacht, und dann ging es links ab nach Lichtenau. Müde von der Reise und dem kleinen Abenteuer schlief Wölkchen auf dem Nussbaum ein.

Opa Karl war vormittags im Kindergarten gewesen und hatte den Kleinen ein Märchen erzählt. Am Nachmittag brütete er über dem Globus und suchte für Wölkchen einen günstigen Weg nach Amerika. Über Russland, dann nach Alaska, das schon zu Amerika gehört, nach Kanada und dann wäre Wölkchen schon zu Hause. Ganz einfach, aber doch ein langer Weg. Die Winde wären günstig, aber auch gefährlich. Der eiskalte Polarwind zum Beispiel ist bis zu 60 Grad kalt, Wölkchen könnte zu Eisklumpen gefrieren und ins Meer stürzen. Vielleicht lieber den längeren Weg nach Süden. Da gibt es die Bora von Italien nach Slowenien über Kroatien, Dalmatien, Montenegro bis Griechenland. Aber die Bora ist auch gefährlich und einer der stärksten Winde der Welt. Sie ist unberechenbar, also lieber nicht. Die meisten Winde, die schnell über viele Länder hinfliegen, sind gefährliche Stürme, die ausarten können in Hurrikane, Taifune, Tornados oder Orkane. Also nichts für Wölkchen. Am besten sind doch die Landeswinde, die etwas langsamer von Land zu Land wehen aber sicher sind. Mit dieser Erkenntnis ging Opa Karl ins Bett.

Am nächsten Tag waren Opa Karl und Wölkchen gleichzeitig wach. „Was hast du alles erfahren, Wölkchen“, fragte er. „Nicht allzu viel“, antwortete Wölkchen, „es war klarer blauer Himmel, fast keine andere Wolke unterwegs. Und der Steinadler Adi ist alt und vergesslich, heute will er mir was erzählen. Ein Häschen habe ich gerettet und Wolkelino kennengelernt.“ „Du musst dich vor den schwarzen Wolken in Acht nehmen. Sie sind gefährlich und räuberisch“, sagte Opa Karl, „und auch unter den Winden gibt es böse. Zum Beispiel der Solano, der ist heiß. Oder der Buran, der ist voller Sand und Nässe. Gib Acht, dass du nicht hineingerätst.“ „Ja, ja Opa Karl, ich will heute noch einmal zum Steinadler. Vielleicht kann er mir jetzt etwas von meinen Eltern erzählen“, antwortete Wölkchen und schwebte davon.

Es war schon wieder ein schöner Tag. Die Sonne brannte auf die Erde nieder und außer Wölkchen war keine Wolke unterwegs. Wölkchen schwebte gerade über München, da sah es ein kleines, schreiendes Mädchen in einem Auto. Die Mutter hatte nur schnell etwas einkaufen und ein paar Freundinnen treffen wollen – doch sie hatte ihr Kind vergessen. Nun wurde die Luft im Auto immer stickiger und heißer. Wölkchen senkte sich sofort herunter und ließ es auf das Auto regnen. So kühlte das Dach etwas ab. Dann schaute Wölkchen, wo die Sonne stand und stellte sich genau davor – sodass das Auto nun im Schatten lag. Das Kind beruhigte sich. Nun kam die Mutter angerannt und wunderte sich, als sie die Autotür öffnete, dass es trotz der Hitze draußen im Auto so kühl war. Sie sah den Schatten, der auf den Wagen fiel, und sah nach oben. Danke Wölkchen, du hast uns gerettet.

Wölkchen zog zufrieden weiter und hatte für einen Moment die eigenen Sorgen vergessen. Da kam ein leichter Fön auf und nahm Wölkchen mit in die Berge. „Grüß dich Wölkchen“, begrüßte es der alte Steinadler, der nun erholt aussah. Er plauderte einfach los. „Ich habe Zugvögel getroffen. Eine Gruppe Gänse von weither, zwei Schwalben, einen Mauersegler, die haben nichts von Amerika gehört. Das Storchenpaar hat aber einen Tornado in Florida miterlebt. Es war ganz schlimm.

Ein heilloses Wolkenwirrwar ist entstanden, es gab viele Verletzte, aber zum Glück haben die Wolken keinen großen Schaden genommen. Allerdings sind einige Wolken noch nicht aufgetaucht.“ „Gott sei dank, sie leben noch“, seufzte Wölkchen, „aber wohin sind sie getrieben?“ Auch darauf hatte Adi eine Antwort: „Gestern waren zwei Kraniche aus Kanada hier, die meinten, einige Wolken aus dem Tornado habe es hierher verschlagen. Die waren sehr ramponiert und brauchten dringen Erholung.“ Dann erzählte der Steinadler noch, dass am Wochenende ein großes Vogelkonzert stattfindet und Singvögel aus aller Welt kämen. „Da erfahre ich bestimmt noch mehr. Schau bald wieder vorbei“, krächzte er und flog davon.

Der Himmel hatte sich inzwischen verändert. Ein großer Wolkenzug kam heran. Wölkchen stieg auf und wurde sofort eingeschlossen. „Dich kenne ich doch, du bist Wölkchen“, hörte es hinter sich eine bekannte Stimme. Als es sich umdrehte, staunte es: „Hallo Onkel, wo kommt ihr denn her? Weißt du, wo Mama ist?“ „Das ist eine lange Geschichte“, sagte Wölkchens Onkel, der bekannt für seine Ausschweifungen war. „Der Tornado war einen Kilometer breit und wir waren mittendrin. Du bist mit deinen Eltern nach rechts rausgeschleudert worden. Doch plötzlich warst du nicht mehr da. Du bist wohl weg zur Meerseite geweht worden. Wir wurden die Küsten entlang mitgenommen, bis zum Ende des Tornados. Nun ziehen wir langsam und vorsichtig dahin, weil sich einige Familienmitglieder erholen müssen. Wir tanken frische Luft über den Alpen. Und über dem Mittelmeer wollen wir unsere Verletzungen ausheilen lassen.“ Wölkchen war schon ganz zappelig. „Weißt du, wo Mama und Papa sind?“, fragte es aufgeregt. Und noch ehe der Onkel antworten konnte, kamen Wölkchens Eltern um die Zugspitze geflogen. War das eine Freude. Mama und Papa stupsten Wölkchen glücklich, und die kleine Wolke plapperte sofort drauflos.

Ich habe dir ja schon erzählt, dass es auf der Welt verschiedene Wolken gibt. Sie können sich verändern, größer, kleiner, länger, runder werden, die Form verändern und sich an Verhältnisse anpassen. Die Farbe zeigt ihren Gemütszustand. Weiße Wolken sind friedlich. Wenn sie leicht grau werden, sind sie grantig oder krank. Schwarze Wolken sind zornig. Wölkchens Familie war jetzt wieder ganz weiß und rund, denn alle waren glücklich. Der Onkel meinte nach der großen Begrüßung: „Wir bleiben hier und wandern die Berge entlang und dann über das Mittelmeer zurück, immer im Kreis herum, das ist schön, die Luft ist gesund. Die schreckliche Zeit in Amerika ist vorbei, jedes Jahr diese Tornados und Hurrikane, die uns das Leben schwer gemacht haben. Wir bleiben jetzt hier. Wir haben hier Freunde gefunden und die Familie ist zusammengerückt.“

Der Engel und die Mäuse

Von Birgit Hinne aus Stöttwang

Es war einmal vor langer Zeit, da gab es auf der Erde eine große Mäuseplage. Die Menschen waren darüber sehr unglücklich, denn die Mäuse fraßen das Getreide und die Früchte auf den Feldern und in den Gärten und sie kamen auch in die Ställe und Häuser und nagten alles an, was sie finden konnten. Was sie nicht komplett verputzten, konnten die Menschen trotzdem nicht mehr essen, weil alles mit Mäusepipi und Mäusekötteln vermischt war.

Natürlich gab es damals auch schon Katzen, die von jeher als Mäusefänger bekannt sind. Obwohl es wirklich viele Katzen gab und die Menschen diese auch gut behandelten, weil sie ihnen bei der Mäusejagd halfen, wurde die Anzahl der Nager nicht wirklich weniger. So ging es eine lange Zeit: Die Mäuse vermehrten sich und die Katzen fraßen so viele von ihnen, wie sie nur konnten.

Nun weiß ja jeder, dass Katzen sehr verspielte Tiere sind. Das war auch schon immer so. Als es nun Mäuse im Überfluss gab und die Katzen sich täglich vollfressen konnten, fingen sie an, mit den übrigen Mäusen zu spielen. Wer schon einmal ein Katz-und-Maus-Spiel gesehen hat, weiß, wer der Gewinner ist. Da ein voller Bauch bekanntlich müde macht und das Mäusespiel allmählich langweiliger wurde, ließ der Eifer der Katzen dann auch bald nach. Sie vergnügten sich nur noch halbherzig und kurz mit den gefangenen Mäusen und legten sich lieber zu einem ausgedehnten Nickerchen nieder. Nachdem die Katzen fertig gespielt hatten, lagen dann viele Mäuse wie tot auf der Erde.

Damals war es auch noch so, dass gelegentlich ein Engel auf seiner Wolke zur Erde reiste und sich dort umsah. Eines Tages kam eben gerade so ein reisendes Engelein in ein Gebiet und sah von seiner Wolke aus viele reglose Mäuschen auf dem Boden liegen. Dem Engel taten die toten Nagetiere so leid, dass er beschloss, sie auf seine Wolke zu laden und persönlich zum Eingangstor vom Mäuseparadies zu bringen. Wie aber die Wolke höher stieg und die Luft frischer wurde, bewegten sich die Mäuse plötzlich wieder. Ein Schwänzchen wackelte, ein Näschen schnupperte, Barthaare zitterten und Äuglein öffneten sich.

Das Englein hatte ohnmächtige und erschöpfte Mäuse, die die Katzen als tot liegen gelassen hatten, auf seine Wolke geladen – nun wachten alle auf und erhoben sich. „Oh je, was mache ich denn jetzt bloß“, überlegte der Engel, „lebendig kann ich sie nicht ins Mäuseparadies bringen. Und auf die Erde kann ich sie auch nicht zurückbringen. Wenn ich sie dort absetzen würde, wo ich sie gefunden habe, fressen die Katzen sie dieses Mal bestimmt mit Stumpf und Stiel. Die Armen haben schon so viel mitgemacht, das kann ich ihnen nicht antun.“

Nun war das Englein aber mit Zauberkräften ausgestattet und hatte plötzlich eine Idee. Zu den Mäusen gewandt sprach es: „In das Mäuseparadies im Himmel könnt ihr nicht und auf die Erde zurück auch nicht. Ihr dürft in Zukunft zwischen Himmel und Erde leben!“ Daraufhin nahm es einen kleinen Zauberstab aus seinem Kleid, berührte jedes Mäuschen damit und in kurzer Zeit waren allen Mäusen Flügel gewachsen. Sie flogen glücklich davon. Seit dieser Zeit gibt es Fledermäuse auf der Erde.

Die Abenteuer von Leonie und Noel

Von Maria Anna Böhm aus Augsburg

Am Abend, wenn auf der Erde die Erdenkinder ins Bett mussten, begann für Leonie und Noel am Himmel die Arbeit. Denn dann mussten die beiden die ganze Nacht über leuchten, damit es auf der Erde nicht zu dunkel wurde und die Menschen sich in der Nacht zurechtfanden. Aber die beiden Sternenkinder hatten nur Unsinn im Kopf und das wurde manchen anderen Sternen zu viel. Sie gingen zum Vater Mond und erzählten ihm, was die beiden so allerhand Späße auf Kosten der anderen trieben. Vater Mond hörte sich das alles geduldig an und meinte, es seien ja noch kleine Sterne, und so schlimm könne es ja gar nicht sein. Aber als er weiter zuhörte, meinte er, dass es doch vielleicht an der Zeit war, etwas zu unternehmen. So rief er eines Tages die beiden Sternenkinder zu sich. Sie sollten sich beim Vater Mond eine Standpauke abholen.

Als Noel und Leonie hörten, dass sie zu Vater Mond kommen mussten, erschraken sie sehr und bekamen es mit der Angst zu tun. Sie beschlossen abzuhauen und dorthin zu gehen, wo sie immer spielen und rumtoben konnten und keiner, überhaupt niemand, es ihnen verbieten konnte. O je, gab es so einen Ort überhaupt? Und wo war der eigentlich? Nachdem sie einige Zeit herumgerätselt hatten, meinte Noel, er habe schon von so einem Ort gehört, aber der wäre ganz weit weg! So packten die kleinen Sternenkinder ein paar Sachen zusammen, auch Stiefel und Regenumhang wurden eingepackt, falls es unterwegs zu regnen anfangen würde. Natürlich mussten auch ihre Kuscheltiere mit: Leonie packte ihre Lieblingspuppe ein und Noel sein Lieblingsstofftier, ein Schwein namens Joschi.

Als am Morgen die anderen Sterne ins Bett gingen, schlichen sich die beiden Sternenkinder davon. Es war ja so lustig, endlich konnten sie herumhüpfen und toben, wie es ihnen gefiel. Am Tag, wenn es hell war, gingen sie. Und am Abend versteckten sie sich, damit ihnen niemand begegnete und sie fragen konnte, wohin sie wollten oder woher sie kamen. Es war toll, endlich tun zu können, worauf sie Lust hatten. Dass sie auf ihrer Reise einige Abenteuer erleben würden, ahnten beide noch nicht.

Als Leonie und Noel so fröhlich dahingingen, kamen sie an einem Haus vorbei. Vor dem Gartentor lag ein Himmelhund und schlief. Noel, der übermütig war und etwas anstellen wollte, bewarf den Hund mit Wolkenbällchen. Der Himmelhund regte sich erst überhaupt nicht. Noel traute sich immer mehr und hüpfte vor dem Hund herum. Er streckte die Zunge raus und rief „du dummer Hund, komm und trau dich doch“. Lachend und Faxen machend vergaß er alle Vorsicht. Auf einmal aber hob der Hund seinen Kopf und fing an zu knurren. Mit einem Satz sprang er auf die beiden zu. Vor Schreck fingen Leonie und Noel immer wieder lauthals an zu schreien und rannten ganz schnell davon. Der Himmelhund hinter den beiden her und versuchte, nach ihnen zu schnappen. Da stand plötzlich ein Baum vor ihnen. Schwups kletterte Noel daran hoch, drehte sich um und zog Leonie gerade noch zu sich hoch, bevor der Hund zuschnappen konnte. Huch, das war ja noch mal gut gegangen!

Sie waren froh, in Sicherheit zu sein. Nach einiger Zeit wollten die beiden aber wieder von da oben runter, der Himmelhund aber stand ja immer noch unter dem Baum und bellte. Dann kam endlich der erlösende Pfiff von seinem Herrchen und der Hund sprang davon, aber nicht ohne vorher noch mal so richtig böse nach oben zu bellen. Als die beiden Sternenkinder dann vom Baum stiegen und weitergingen, saß ihnen der Schreck noch ganz schön in den Gliedern, und Noel meinte: „Das mach ich nie wieder.“ Er hatte noch einige Zeit ganz schön Angst und machte um jeden Himmelhund einen weiten Bogen.

Als sie wieder weitergingen, kamen sie an einen Zauberwald. Was die beiden nicht wussten: Auch in den Wolken gibt es einen Zauberwald, in dem es vor Sternenkobolden, Sternenfeen und auch Sternenhexen nur so wimmelte. Die Hexen waren ausgestoßene Sterne, die mal ganz böse waren und in den Wald geflohen sind, um dort ihr Unwesen zu treiben. In diesen Wald ging keiner von den anderen Sternen, denn man erzählte sich ganz gruselige Geschichten, was dort schon alles passiert sein sollte. Aber das wussten unsere beiden Sternenkinder natürlich nicht und gingen hüpfend und lachend in den dunklen Wald hinein.

Nach kurzer Zeit hatten sie schon die erste Begegnung mit einer Sternenfee. Sie stand zur Wache an diesem Wald, um den verirrten Sternen zu sagen, dass es im Wald nicht ganz ungefährlich ist. Sie stellte sich den beiden Sternenkindern in den Weg und fragte: „Wo wollt ihr beide denn hin?“ Noel und Leonie sagten gleichzeitig: „Wir wollen in das Wolkenland, in dem man immer Spielen und Unsinn machen kann.“ Die Sternenfee, die ja auch zaubern konnte, meinte, sie wolle mal schauen, ob es so einen Ort überhaupt gäbe. Sie nahm ihren Zauberstab, schwang ihn hin und her, machte Kreise und murmelte was dabei, das sich so anhörte wie „radibi, radibibum, zeig mir, wo das Spielwolkenland ist“. Aber der Zauberstab zeigte nichts, und die Fee meinte, die beiden sollen lieber wieder nach Hause zurückgehen. Den Ort, den sie suchen, gebe es ja gar nicht und in diesem Wald wäre es für die beiden viel zu gefährlich. Aber da hatte sie nicht mit dem Dickkopf der beiden Sternenkinder gerechnet. Die glaubten ihr einfach nicht und dachten nur daran, welches Donnerwetter zu Hause auf sie wartete. Und so gingen sie einfach weiter. Die gute Fee aber begleitete die beiden heimlich, um auf sie aufzupassen.

Zu Hause hatten die Eltern und Freunde das Verschwinden der beiden Ausreißer schon bemerkt und suchten ganz aufgeregt nach ihnen. Sie gingen auch zum Vater Mond und baten ihn um Hilfe. Vater Mond dachte: „Vielleicht meinte ich es doch etwas zu streng mit ihnen.“ Und es tat ihm auch leid, denn es waren ja doch noch kleine Sternenkinder. Er rief alle möglichen Leute an, Freunde, Bekannte, und die riefen wiederum ihre Freunde und Bekannten an. Also, da war schon ganz schön was los, da oben am Himmel!

Währenddessen gingen die beiden Sternenkinder immer weiter. Jetzt waren sie aber nicht mehr ganz so lustig und ausgelassen wie zu Beginn ihres Weglaufens von zu Hause. Leonie und Noel bekamen Hunger und Durst. Es machte das ganze Herumtollen irgendwann auch keinen Spaß mehr, vor allem, wenn man niemanden mehr dabei ärgern konnte. Leonie fing an zu weinen. Sie wollte zu ihrer Mama und ihrem Papa und auch wieder in ihrem Bett schlafen mit dem kleinen Schmusetier, der Ente. Auch vermisste sie die Schlafgeschichten von Mami. Ja, ja; da mussten die beiden doch zugeben, dass es doch nicht so schön war, nur Blödsinn zu machen.

Die gute Fee hörte die kleine Leonie weinen und brachte die beiden Sternenkinder zu einer Sternen-Polizeistation. Die Männer auf dem Revier hatten ganz viel Mitleid mit den beiden und brachten sie selbst ganz schnell mit dem Polizeiflugauto nach Hause zurück.

Als Leonie und Noel dann endlich wieder zu Hause waren, mussten sie trotzdem zum Vater Mond, um sich die Standpauke abzuholen. Aber Vater Mond war ganz lieb zu ihnen, als er mit ihnen redete. Und bald verstand er auch, dass die beiden noch zu klein waren für die lange Arbeitszeit. Die ganze Nacht am Himmel zu leuchten, das war einfach noch zu lang für die beiden. So vereinbarten sie, dass Noel und Leonie nur noch ein paar Stunden in der Nacht am Himmel leuchten mussten. Er verstand die beiden sehr gut, denn er war ja auch mal ein Kind, das genauso Unsinn im Kopf hatte. Aber sie mussten ihm fest versprechen, mit einem ganz großen Sternenehrenwort, dass sie niemals mehr ausreißen würden. Denn die Eltern, Freunde, Nachbarn und Verwandten der beiden Sternenkinder hatten sich ganz große Sorgen um Leonie und Noel gemacht.

Am Abend, wenn ich am Fenster meiner Wohnung sitze und mir den Sternenhimmel ansehe, kann ich manchmal beobachten, dass zwei kleine Sterne immer hin und her schwenkten oder auch mal hüpften und wie zwei kleine Kobolde umhertanzten. Also packte ich eines Nachts meine Koffer, um eine Reise in den Sternenhimmel anzutreten und um zu sehen, was dort oben los war. Und ich wollte die Sternenkinder Leonie und Noel kennenlernen. Jetzt wirst du dich bestimmt fragen, wie kommt man denn in den Sternenhimmel. Das geht ganz einfach. Du schließt die Augen, und vor deinem inneren Auge siehst du den Himmel. Dann wandern deine Gedanken hoch zu den Sternen und du gehst los zu einer ganz hohen Treppe. Die musst du emporsteigen, und wenn du oben bist, setzt du dich auf eine kleine Fahrzeugwolke, die dort extra für Besucher steht. Auf dieser Wolke machst du es dir bequem, und dann kannst du im Sternenhimmel herumfliegen.

So eine Reise habe ich angetreten. Als ich auf der Fahrzeugwolke saß und so herumflog, um die beiden kleinen Sterne zu suchen, sah ich viele Dinge, den großen Bären, und, und, … es war einfach wunderschön und ich hatte ein ganz tolles Gefühl in meinem Bauch, so als ob tausend Schmetterlinge darin herumfliegen würden. Irgendwann sah ich die beiden Sternenkinder wie sie fangen spielten. Als sie mich sahen, kamen sie neugierig zu mir her. Ich sprach sie an und fragte sie, wie sie denn heißen und was sie denn gerade machten. Der Sternenjunge hieß Noel und das Sternenmädchen Leonie, und sie sagten, sie spielten fangen. So hab ich die beiden kennenlernen dürfen und sie ganz lieb gewonnen. Ab und zu besuche ich die beiden noch und wir sind ganz gute Freunde geworden.

Der kleine Regenbogen

Von Klement Prior aus Dietmannsried

Dilara war ein kleines fröhliches Mädchen mit blauen Augen und langen Haaren, die zu einem dicken Zopf geflochten waren. An einem wunderschönen Sommertag wäre Dilara gern mit ihrer Freundin Amelie in den Garten zum Spielen gegangen. Sie lag aber mit einer Grippe krank in ihrem Bett und durfte nicht aufstehen. Die Mutter versorgte sie mit Tee, Obst und Keksen. Und weil Dilara sehr müde war, schlief sie bald ein.

Einige Zeit später wurde sie von einem heftigen Gewitter geweckt. Es blitzte und donnerte. Sie rief nach ihrer Mutter – doch die antwortete nicht. Sie rief noch einmal, so laut sie konnte. Doch es rührte sich nichts im Haus. Niemand war da. Dilara stand auf und schaute aus dem Fenster. Das Gewitter hatte sich inzwischen verzogen und die Sonne kam zum Vorschein. Da Dilara sich wieder fit und gesund fühlte, zog sie sich an, nahm ihren kleinen Rucksack, packte eine Trinkflasche, einen Apfel, die übrigen Kekse, ein Malbuch und Malstifte ein und ging hinaus. Sie wollte ihre Freundin Amelie besuchen, um mit ihr zu malen und zu spielen.

Der Weg führte sie am Bach entlang und über einen schönen Wiesenweg. Viele schöne Blumen standen auf der Wiese, und sie pflückte einen dicken Strauß davon. Diesen Wiesenblumenstrauß wollte sie ihrer Mutter mit nach Hause bringen. Nach einiger Zeit schaute sie sich mitten auf der Wiese plötzlich suchend um. „Wo muss ich denn nur hin?“, dachte sie. Dilara hatte sich verlaufen. Sie wusste nicht mehr, in welche Richtung sie weitergehen musste. Da entdeckte sie eine Bank. Dort wollte sie erst einmal Rast machen. Sie setzte sich hin und holte aus ihrem Rucksack die Brotzeit heraus. Während sie an ihrem Keks knabberte, hörte sie plötzlich hinter sich eine leise, feine Stimme: „Hallo, kannst du mich hören? Hallo!“, sagte die Stimme. Dilara drehte sich um, konnte aber niemanden entdecken. „Da muss ich mich wohl getäuscht haben“, dachte sie und nahm einen Schluck aus ihrer Trinkflasche. Doch schon wieder hörte sie die leise Stimme hinter sich: „Hallo, kleines Mädchen, hörst du mich denn nicht, ich bin hier, hinter der Bank?“

Jetzt stand Dilara auf und schaute genauer nach. Sie konnte kaum glauben, was sie da sah: Ein winzig kleiner Regenbogen, der eigentlich keiner mehr war. Denn der war so klein, dass er nicht einmal über die Bank hinausragte und nur noch zwei Bögen in den Farben Rot und Orange hatte. Dilara konnte nicht anders und musste laut und herzhaft lachen. „Was bist denn du für ein Regenbogen? Deine Bögen müssten doch bis zum Himmel hinaufreichen?“ Der kleine Regenbogen war sehr traurig und erzählte, dass er früher ein sehr schöner, großer Regenbogen und stolz auf seine bunten Bögen war. Aber die Gewitterhexe habe seine bunten Bögen für einen Zaubertrank gebraucht und ihm die Farben Gelb, Grün und Blau gestohlen. Seitdem sei er nun so klein, dass er nicht mehr bis zum Himmel reiche. „Ich bin so traurig, kannst du mir nicht helfen?“, fragte der kleine Regenbogen.

Dilara überlegte und überlegte. Da kam ihr eine gute Idee! Sie holte ihre Farbstifte aus dem Rucksack und begann, dem Regenbogen wieder bunte Bögen zu malen. Sie malte die Bögen in den Farben Blau, Gelb, Grün und Violett. Der Regenbogen wurde größer und größer. Schließlich reichte der Regenbogen wieder bis zum Himmel hinauf. Dilara war stolz auf ihr Werk und der Regenbogen war überglücklich. „Nun bin ich ja noch viel größer und schöner als vorher!“, rief er begeistert. Vielen Dank, dass du mir geholfen hast. Dafür hast du nun einen Wunsch frei!“ Dilara musste nicht lang überlegen. „Ich habe mich verlaufen und wünsche mir, wieder zu Hause zu sein!“, sagte sie. Da machte es „Rum-Bum, Bim-Bam, Blitz-und-Donner“ und – Dilara lag wieder zu Hause in ihrem Bett.

Die Mutter stand vor ihr und sagte: „Na, Dilara. Hast du gut geschlafen? Es hat ein Gewitter gegeben. Schau mal aus dem Fenster. Dort kannst du einen wunderschönen großen Regenbogen sehen.“ Dilara lief schnell zum Fenster und drückte sich daran die Nase platt. Am Himmel entdeckte sie den schönsten Regenbogen, den sie je gesehen hatte. Dabei hatte sie das Gefühl, als zwinkere er ihr zu. Gleich erzählte Dilara ihrer Mutter, was sie erlebt hatte. Die Mutter lachte und meinte, „das wirst du wohl nur geträumt haben!“ Dilara zuckte mit den Schultern und machte einen Schmollmund. Sie fühlte sich nun wieder viel besser, schlüpfte aus dem Bett und ging mit ihrer Mutter in die Küche. Dort stand, mitten auf dem Tisch, ein dicker Strauß mit den schönsten Wiesenblumen.

Märchenhaftes

Im Hexenwäldchen

Von Senzi Zwerger aus Faistenoy

Lukas, Lara und Lilli spielten viel in der Scheune. Doch auf einmal war jeden Tag etwas anders. Die Puppe lag immer neben dem Puppenwagen, auf dem alten Sessel waren die Kissen durcheinander und das Puppengeschirr war nicht mehr im Regal. Die Kinder dachten an einen Marder oder verdächtigten die Katzen.

Lukas legte sich auf die Lauer. Auf einmal meinte er, ein leichtes Weinen zu hören. Er schlich sich in die Ecke. Da bewegte sich etwas. Er stürzte sich vor und schon zappelte ein kleines Kerlchen in seinen Händen und jammerte: „Bitte, bitte tu mir nichts.“ Die Kinder sahen voll Staunen dieses Kerlchen an: „Wer bist denn du? Was machst du hier? Bist du aus dem Zwergenland abgehauen?“, fragten sie. Der Kleine merkte, die Kinder tun mir nichts und erzählte seine Geschichte.

„Ich heiße Wolfi, eigentlich Wolfgang, und bin zurzeit in der Kurklinik in Mittelberg. Die anderen Kinder lachen mich immer aus, weil ich ziemlich klein bin. Da wollte ich denen mal zeigen, wie mutig ich bin. Also schlich ich nachts aus dem Zimmer und rannte ins Hexenwäldchen hinauf. Natürlich hatte ich Angst, doch laut rufend ging ich durchs Hexenwäldchen und rief: ,Hex, Hex, böse Hex, fang mich doch, komm aus deinem Hexenloch.‘ Ich drehte mich, um wieder ins Heim zu rennen und stolperte über einen Besen. Wie ich hoch schaute, stand eine grässliche Hexe vor mir. Die Hexe sprach: ,So, so, du kleiner Frechdachs machst dich über mich lustig. Zur Strafe sollst du nun noch viel kleiner werden.‘ Mir wurde auf einmal ganz heiß und, fatze die ratz, war ich so groß wie ein Gartenzwerg und die Hexe war verschwunden. Ich traute mich nicht mehr ins Heim und rannte und rannte den Berg hinunter bis zum nächsten Dorf. An einem Haus stand Zwerger, da dachte ich, die sind bestimmt nett zu einem Zwerg. Die zwei Tage legte ich mich nachts in den Puppenwagen, am Tag versteckte ich mich. Was soll ich nun tun?“

Lukas, Lara und Lilli überlegten lange, dann sagten sie: „Du hast die Hexe beleidigt und musst dich entschuldigen, vielleicht verzaubert sie dich wieder zurück. Wir helfen dir.“ Also marschierten alle zusammen, Wolfi im Puppenwagen, ins Hexenwäldchen hinauf. Als es dunkel wurde, riefen alle zusammen: „Hex, Hex, brave Hex, fang uns doch, komm bitte aus dem Hexenloch.“ Als es blitzte und donnerte, erschraken sie und plötzlich stand die Hexe vor ihnen. Wolfi stotterte und sagte: „Bitte, bitte liebe Hexe, es tut mir so leid, kannst du mir verzeihen und mich wieder groß zaubern?“ Die Hexe schaute ihn lange an und dann die anderen drei Kinder. „So, so“, sprach sie langsam mit hoher Stimme, „ich will ja nicht so sein und ich freu mich ja, wenn Kinder zu mir ins Hexenwäldchen zum Spielen kommen.“