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GITTA BEIMFOHR / CHRISTOPH LISTMANN

ERLEBNIS
TRANSALP

PLANUNG & DURCHFÜHRUNG
TRAINING & AUSRÜSTUNG

MIT PROFI-TIPPS
ZUR TRANSALP-CHALLENGE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DELIUS KLASING VERLAG

 

5. Auflage 2017
© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld

Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10943-9 (Print)
ISBN 978-3-667-11099-2 (Epub)

Lektorat: Mathias Müller
Titelgestaltung: Felix Kempf, www.fx68.de
Layout: Christian Renner, rupa design
Lithografie: digital | data | medien, Bad Oeynhausen

Vorwort

Der Schweiß tropft in die Brille, die Lunge pumpt, die Gedanken rasen und rasten abwechselnd. Der Augenblick verfliegt, jede Kurbelumdrehung zählt. Jeder Tritt bringt mich näher zum Himmel, zum Gipfel, dort wo die Anstrengungen ein Ende haben. „Weiter, immer weiter“, befiehlt das Hirn. Die Tragepassage lässt die Schultern schmerzen, jeder Schritt muss sitzen. Plötzlich stehe ich auf der Passhöhe und atme 360 Winkelgrad Panorama ein!

Die Faszination einer Alpenüberquerung speist sich aus dem ständigen Wechsel von Gipfelglück und Adrenalinrausch. Grenzerfahrung und Freude liegen nah beieinander. Die Momente des Leidens vergisst man schnell. Was bleibt, sind Erlebnisse, die man im Kopfkino wieder und wieder abspielen kann.

Ein Bike, ein Rucksack und ein paar gute Freunde reichen aus, um dem Alltag zu entfliehen und Erlebnisse fürs Leben zu sammeln. Schon auf dem ersten Gipfel sind die Sorgen abgeschüttelt und der Stress des Alltags im Tal in weite Ferne gerückt. Herzrasen bekommt man von nun an allenfalls durch das Adrenalin während einer schwierigen Abfahrt.

Als der Transalp-Pionier Andi Heckmair 1990 von der ersten Mountainbike-Alpenüberquerung überhaupt zurückkehrte, beschrieb er seine Begeisterung mit folgenden Worten: „Neben den unvergesslichen optischen Höhepunkten ist das Schönste für mich, abends so richtig müde, hungrig und durstig zu sein – und dann alle diese Bedürfnisse stillen zu können. Das tolle Gefühl, mit sich und der Welt zufrieden zu sein, lässt sich durch nichts ersetzen. Und man kann es nicht kaufen!“

Viel Spaß bei Ihrer Alpenüberquerung!

Gitta Beimfohr

Christoph Listmann

Inhalt

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Einleitung

1. Transalp-Höhepunkte Faszination Transalp – auf den Spuren Hannibals

2. Die Idee wird geboren Transalp-Planung – Vorbereitung, Routen, Unterkünfte, alleine oder geführt

3. Wer suchet, der findet! Karten lesen – Planen und Navigieren

4. Clever packen! Transalp-Ausrüstung – das muss mit! Vom Bike bis zum Kartenmaterial

5. Fit für die Alpen – die Vorbereitung auf lange Anstiege und Abfahrten

6. Endlich unterwegs – so kommen Sie gut rüber

7. Alpine Gefahrenzonen – Unwetter und Erste Hilfe

8. Könige der Alpen Transalp als Rennen – Die Profitipps für die BIKE Transalp-Challenge

Lexikon/Stichwortverzeichnis

Einleitung

Erlebnis Transalp – von der Vision zur Volksbewegung

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160000 Biker packen jedes Jahr ihren Rucksack und strampeln über die Alpen. Die einen zum ersten Mal, die anderen haben bereits aufgehört zu zählen, viele weitere träumen noch davon. Dieses Buch soll jedem Alpenüberquerer eine Hilfe sein!

Als der Alpenexperte Andi Heckmair 1990 den Bericht über seine erste Alpenüberquerung im gerade erst erschienenen Fachmagazin BIKE veröffentlichte, damals von Oberstdorf an den Gardasee, konnte er nicht ahnen, was sein Abenteuer nach sich ziehen würde. Damals war die Mountainbike-Welle kurz zuvor über Deutschland geschwappt, und das neue Bike-Konzept hatte Alpenüberquerungen jenseits des Asphalts überhaupt erst ermöglicht.

Heckmair löste mit seiner Expedition einen Boom aus, der bis heute ungebrochen ist. Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike sind heute, fast dreißig Jahre später, das größte Thema in der Szene.

160000 Biker packen laut einer Umfrage der Uni Innsbruck jedes Jahr ihren Rucksack, um dieses einzigartige Abenteuer in Angriff zu nehmen. Die einen zum ersten Mal, die anderen haben bereits aufgehört zu zählen, viele weitere träumen noch davon. Eine Alpenüberquerung mit dem Bike ist ein Erlebnis fürs Leben, gilt als die Königsdisziplin, als der Ritterschlag für Biker.

Im 1200 Kilometer langen Alpenbogen findet jeder seine persönliche Herausforderung. Die Ziele und Routen sind dabei sehr unterschiedlich, aber die Motivation ist bei allen gleich: „Ich will es schaffen! Ich will es erleben!” Mehr als 20 Reiseveranstalter bieten pro Jahr knapp 200 verschiedene geführte Alpenüberquerungen an. Wellness-Touren, Extrem-Varianten, Transalp für Ladys oder auch für Freerider. Bei der sportlichsten Version einer Alpenüberquerung, der „BIKE Transalp Challenge“, rollen jährlich mehr als 1000 Biker an die Startlinie.

Ob Sie sich selbst organisieren oder eine geführte Tour machen, welche Route Sie auch wählen – die Aussichten sind auf jeden Fall fantastisch: Karwendel, Kitzbüheler und Zillertaler Alpen, Silvretta, Ortler, Dolomiten, Brenta – die landschaftlichen Höhepunkte einer Transalp folgen aufeinander wie die Serpentinen einer Passstraße. Und am Ende eines jeden langen Anstiegs darf man sich wieder ein kleinen Orden ans Trikot heften: Pfitscherjoch, Eisjöchl, Forcella Ambrizzola, Madritschjoch – bezwungen!

Laut einer Umfrage von Alpen-Pionier und BIKE-Magazin-Gründer Uli Stanciu dauert die Durchschnitts-Transalp sieben Tage, geht über 450 Kilometer und 12500 Höhenmeter. Das bedeutet 65 Kilometer und 1800 Höhenmeter pro Tag. Die Extremform der Alpenüberquerung, die BIKE Transalp Challenge, führt über etwa 650 Kilometer und 21000 Höhenmeter, ehe man sich das begehrte Finisher-Shirt überstreifen kann. Doch für die meisten Menschen hat eine Transalp nichts mit der Jagd nach Zeiten und Platzierungen zu tun. Das Schönste am Abenteuer Transalp ist: Jeder kann es schaffen! Die Alpen sind für alle da, bieten für jeden etwas, man muss sich den Trip nur passend machen. Gut vorbereitete Einsteiger werden bei einer Tour über vier Tage all die Erlebnisse, das Gipfelglück und den Adrenalinrausch, Freundschaft, Anstrengung und Freude erleben, die eine Transalp ausmachen. Aber die Vorbereitung zählt: Gute Planung von Route, Ausrüstung und Training vor einer Alpenüberquerung sind entscheidende Faktoren für ein erfolgreiches Finish.

In diesem Buch finden Sie Anleitungen für sämtliche wichtigen Aspekte: von der Wahl einer für die Gruppe geeigneten Strecke zur perfekten Ausrüstung; vom detaillierten Trainingskapitel über überlebenswichtige Tipps für unterwegs bis hin zur Vorbereitung des Rücktransports.

Viel Erfolg bei der Planung und Umsetzung!

Transalp-Höhepunkte

Gute Gründe, die Anstrengung auf sich zu nehmen …

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Wer sich frühzeitig an die Planung einer Alpenüberquerung macht und weiß, wo die landschaftlichen Highlights der Alpen liegen, braucht keinen Guide. Die Planung einer eigenen Route steigert die Vorfreude enorm.

Die schönsten Gebirgsgruppen:

Dolomiten, Brenta, Karwendel, Bernina, Stilfserjoch-Nationalpark

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Der landschaftlich schönste Einstieg in eine Alpenüberquerung ist wohl das Karwendel. Gleich hinter Mittenwald tut sich das Gebirge mit seinem Himalaya-ähnlichen Hochtal auf.

Die schönsten Panorama-Wege:

Raschötzer Höhenweg, Forcella Ambrizzola, Val Venegia, Fanestal, Val Mora Passo del Gallo, Val d’Uina

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Flow-Country-Trails rund um St. Moritz: Gerade für eine selbst geplante Enduro-Transalp ein Muss sind die Trails im Oberengadin. Hier: der Trais Fluors-Trail mit Lift-Einsatz und dem Piz Bernina im Hintergrund. Übrigens der einzige 4000er der Ostalpen.

Die leichtesten Hauptkamm-Passagen:

Brenner-Grenzkamm, Pfitscher Joch, Reschenpass, Geiseljoch

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Im Alpenhauptkamm warten die längsten und meist auch härtesten Anstiege einer Alpenüberquerung. Schiebe- und Tragepassagen gehören hier dazu. Wobei ein Bewegungswechsel, wie hier am Monte Bondone, auch mal ganz gut tut.

Die härtesten Pässe der Alpen:

Madritsch-Joch (3123 m), Eisjöchl (2908 m), Pfunderer Joch, Krimmler Tauern, Tuxer Joch, Passo di Campo

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Es sind nicht nur die höchsten Pässe, die an Körper und Geist nagen. Auch die Anstiege in den Dolomiten muss man erst mal knacken. Sie sind meist gemein steil und von losem Geröll übersäht. Doch sobald es in die Abfahrt geht, sind die Strapazen wieder vergessen. Hier: im Pustertal.

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Die schönsten Abfahrtstrails der Alpen:

Fimberpass, Eisjöchl, Madritschjoch, Strada de la Vena, Bernina Pass, Monte Fertazza Pragser

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Pragser Wildsee – eine Perle mitten in den Dolomiten zwischen Bruneck und Toblach. Selbst zu diesem Touristenmagneten führen einsame Biketrails hinunter.

Die Idee wird geboren

Eine Alpenüberquerung beginnt mit der Planung und vielen Fragen: Wann? Mit wem? Wo fahren wir lang? In diesem Kapitel finden Sie alle Grundregeln zur Planung Ihrer Tour und die Antworten auf die klassischen Fragen zu Etappeneinteilung, Übernachtung und Kosten.

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Meistens passiert es während einer Tour bei der Hütten-Rast. Plötzlich wirft einer die Frage in die Runde: „Wie wäre es denn mal mit einer Alpenüberquerung?“ Und welcher begeisterte Tourenfahrer hat noch nicht davon geträumt, einmal aus eigener Kraft über die schönsten Alpenpässe zum Gardasee zu touren. Eine Woche nur ich, mein Bike, nette Leute, grandiose Landschaft und danach das großartige Gefühl, es geschafft zu haben. Eine Alpenüberquerung gilt mittlerweile als die Königsdisziplin, als der Ritterschlag für Hobby-Biker. Und eigentlich ist alles ganz leicht: Einfach ein paar Freunde zusammentrommeln, eine Route festlegen, Rucksack packen und los geht’s. Eben genau so wie bei einer Tagestour, nur mit etwas mehr Gepäck – wenn Sie großes Glück haben, kommen Sie mit diesem Minimal-Aufwand tatsächlich reibungslos über alle Berge.

Doch die meisten Alpenüberquerer, die ohne gezielte Vorbereitung auf Transalp-Tour gegangen sind, kommen mit diversen neuen Erkenntnissen zurück: „Das nächste Mal würde ich dieses und jenes aber ganz anders machen.“

Nutzen Sie die aus über 25 Jahren gesammelten Erfahrungen für Ihre eigene Alpenüberquerung! Mit dem Lesen dieses Buches schließen Sie alle Anfänger-Fehler von vornherein aus. Sie sind für schwierige Situationen im Hochgebirge gewappnet und können dementsprechend professionell reagieren. Wenn Sie dann noch den vorgeschlagenen Trainingsplan in die Tat umsetzen, haben Sie Ihr persönlich gestecktes Ziel „Alpenüberquerung“ schon halb in der Tasche. Und keine Angst: Eine optimale Vorbereitung ist zwar mit Zeitaufwand und Arbeit verbunden, aber Sie werden schnell merken, dass diese Art von Arbeit viel Spaß macht und die Vorfreude nur größer wird!

Die optimale Gruppe finden

Nachdem der Entschluss zu einer Alpenüberquerung gefasst ist, stellt sich meist die grundlegend wichtige Frage: Wen nehme ich mit? Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude – schon deshalb sollten Sie die Alpen auf keinen Fall allein überqueren. Die optimale Gruppenstärke liegt zwischen drei und fünf Teilnehmern. So können Sie sich im Falle einer Panne oder eines Unfalls gegenseitig helfen. Auch Zusatzgepäck, das man innerhalb der Gruppe nur einfach braucht, wie Kartenmaterial, Werkzeug, Erste-Hilfe-Set oder Fotoausrüstung, können auf mehrere Rucksäcke verteilt werden.

Ein Team von mehr als fünf Teilnehmern kostet dagegen deutlich mehr Zeit, nicht nur wegen des erhöhten Pannenrisikos. Sie warten schon morgens länger, bis alle startklar sind, bis nach der Einkehr alle bezahlt haben, bis sich auf der Passhöhe alle umgezogen haben und bis auch der Letzte den Abfahrtstrail gemeistert hat. Wenn Sie trotzdem in einer größeren Gruppe fahren wollen, sollten Sie das durch eine kürzere Etappenplanung entsprechend berücksichtigen.

Einer für alle, alle für einen

Beachten Sie aber bei der Auswahl der Teilnehmer: Wer die Alpen überquert, braucht nicht nur eine gute Kondition. Er sollte gruppentauglich, flexibel, rücksichtsvoll und auch in Stresssituationen belastbar sein. „Mut zur Umkehr“ kann in extremen Situationen wichtig sein. Falscher Ehrgeiz vergiftet dagegen das Klima in der Gruppe und kann das gemeinsame Vorhaben vorzeitig beenden. Die Motivation sollte bei allen Teilnehmern ähnlich sein. Einer für alle, alle für einen – mit diesem Motto kommen Sie im Team gut über alle Berge. Und das erreichen Sie am besten, wenn Sie alle Teilnehmer bereits in die Planung mit einbeziehen. Verteilen Sie die Aufgaben wie Routenplanung, Buchung der Unterkünfte, Besorgung von Ersatzmaterial, Erste Hilfe (Auffrisch-Kurs belegen) und die Organisation des Rücktransports. So trägt jeder Teilnehmer schon im Vorfeld zum guten Gelingen der Transalp bei und wird sich auch unterwegs verantwortlich fühlen.

Der beste Zeitraum

Drei Norddeutsche kehrten vor einigen Jahren enttäuscht von ihrer ersten Etappe wieder nach Mittenwald zurück: Niemand habe ihnen gesagt, dass sie im Karwendeltal einen Gletscher überqueren müssten …

Doch im Karwendel gibt es keinen Gletscher. Das Problem war: Die drei Norddeutschen wollten die Alpen im Mai überqueren. Zu dieser Zeit liegt auf vielen Passübergängen einfach noch Schnee! Auch Reste von Lawinen können im Frühjahr immer wieder den Weg versperren. Der meterhohe, steinhart gepresste Schnee ist oft erst Ende Juni geschmolzen. Noch hartnäckiger kleben die Schneefelder auf den Passübergängen im Alpenhauptkamm (z. B. Pfunderer Joch, 2568 m). Das Problem sind nicht nur die nassen Füße, die Sie sich auf diesen gefährlich rutschigen, zeit- und kraftraubenden Passagen holen. Ausgedehnte Schneefelder verdecken auch Wegmarkierungen und Abzweige, die Sie verpassen könnten.

Der beste Zeitraum für eine Alpenüberquerung liegt daher zwischen Ende Juni und Mitte September. Wobei man im Juni, Juli, aber auch im August verstärkt mit Wärmegewittern rechnen muss (siehe Wetter auf Seite 111). Im September ist die Wetterlage zwar meist stabiler und es gibt klarere Fernsichten, aber die Tage werden schon deutlich kürzer. Wenn Sie Pech haben, geraten Sie ab September bereits in den ersten Wintereinbruch. Das Zeitfenster für Alpenüberquerer ist also aufs Jahr gesehen relativ klein. Und je größer die Gruppe, desto schwieriger wird es, einen passenden Termin für die gemeinsame Tour zu finden.

Mitfahrer suchen und finden

Wenn Sie bereits Mitglied einer eingeschworenen Touren-Gruppe sind, werden Sie kaum Probleme haben, konditionell passende Partner zu finden. Achten Sie dann aber darauf, dass Sie den Schwierigkeitsgrad der Route nach dem schwächsten Teilnehmer ausrichten.

Wenn Sie noch nicht die richtigen Partner gefunden haben – hier werden öfter Transalp-Mitfahrer gesucht und gefunden: im Kleinanzeigenteil der Fachmagazine oder in Internet-Foren.

TIPP Beginnen Sie Ihre Alpenüberquerung nicht am Wochenende! Freitags, samstags und sonntags starten sämtliche Veranstalter mit ihren großen Gruppen. Sie belegen nicht nur die Unterkünfte, sondern verstopfen auch die Trails. Starten Sie stattdessen in der Woche, also von Montag bis Donnerstag, weichen Sie großem Andrang aus.

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Typischer Fall von Frühstart: Bis Ende Juni müssen Sie an den Pässen im Alpenhauptkamm in jedem Fall mit Schnee rechnen. Größere Schneefelder können gefährlich sein und Wegabzweige verdecken.

Die Routenplanung

Bevor Sie nun mit der Routenplanung beginnen:

Diskutieren Sie mit der Gruppe Ihre persönliche Zielsetzung.

1 Route: Wie anspruchsvoll (in Bezug auf Kondition und Fahrtechnik) darf die Route werden? Was wollen Sie erleben?

2 Unterkünfte: Welcher Komfort und welche Preisklasse schweben Ihnen vor?

3 Gepäckfrage: Transportieren Sie Ihr Gepäck im Rucksack oder organisieren Sie sich einen Gepäcktransport?

4 Rücktransport: Wie kommen Sie wieder zurück nach Hause?

1 Der Anspruch der Route richtet sich immer nach dem schwächsten Teilnehmer. Denn falls einer unterwegs schlapp macht und ein Etappenziel nicht erreicht, steht die ganze Gruppe vor einem Problem.

Also bedenken Sie vor der Streckenplanung: Eine wirklich leichte Alpenüberquerung gibt es nicht. Sie werden etwa eine Woche unterwegs sein, jeden Tag im Sattel sitzen und dabei stundenlang nur bergauf kurbeln. Auch die kilometerlangen Abfahrten dürfen Sie nicht unterschätzen. Für Mountainbiker sind Downhills in den Alpen selten erholsam. Vor allem im Hochgebirge lauern meist anspruchsvolle Pfade. Sie kosten Kraft und Konzentration. Selbst dann, wenn Sie vermeintlich einfache Wege wählen.

Viele Biker aus den Mittelgebirgen sind zum Beispiel immer wieder überrascht: Ein Schotterweg im Hochgebirge hat mit den feingekieselten Schotterwegen im Schwarzwald nichts zu tun. In den Alpen schlingern die Reifen ab einer Höhe von 1000 Metern oft durch breite Wannen voll scharfkantigem Geröll, in der Größe von Billard-Kugeln. Aber dazu später mehr (siehe Schwierigkeitsgrad, Seite 33).

2 Die Diskussion um die Unterkünfte ist deshalb für die Routenplanung wichtig, weil Sie damit nicht nur den Komfort und die Kosten Ihrer Tour bestimmen. Sie legen damit auch fest, ob Sie Ihre Tagesetappen lieber mit einem Anstieg (Übernachtung in Pension/Hotel im Tal) oder einer Abfahrt (Übernachtung auf der Hütte) beginnen. Mehr zur Unterkunftswahl steht auf Seite 42.

3 Die Gepäck-Frage entscheidet über Ihren Komfort unterwegs. Wenn Sie Ihr Gepäck ganz klassisch im Rucksack transportieren, hat die Frage keinen Einfluss auf Ihre Streckenwahl, Sie können jede Berghütte ansteuern. Finden Sie aber jemanden, der das Gepäck mit dem Auto von Unterkunft zu Unterkunft transportiert, brauchen Sie Etappenziele, die mit dem Auto erreichbar sind (also eher Pension/Hotel im Tal).

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Schotter Abfahrten können in den Dolomiten auch mal etwas gröber ausfallen, als zu Hause. Rechnen Sie damit!

4 Der Rücktransport sollte vor allem dann vor der Routenwahl geklärt werden, wenn Ihre Transalp nicht am Gardasee endet. Denn vom Gardasee wieder nach Hause zu kommen, ist kein Problem: entweder mit dem Zug von Rovereto aus oder mit den diversen Shuttle-Diensten, die sich mittlerweile auf Transalp-Heimfahrer spezialisiert haben. Von anderen Orten aus gestaltet sich der Rücktransport schwieriger. Außer natürlich, Sie leisten sich einen Fahrer mit Kleinbus, der Sie und Ihre Partner am Zielort abholt.

Transalp-Routen

Die besten Adressen zu Ihrer persönlichen Transalp-Route:

BIKE Magazin, www.bike-magazin.de

• Von der Einsteiger-Tour bis zur legendären BIKE-Transalp-Route: detaillierte Roadbooks, Höhenprofile und GPS-Daten.

• Rückhol-Shuttles: alle aktuellen Adressen mit Preisvergleich

Traumtouren Transalp, www.bike-gps.com

Nach der Bibel für Alpenüberquerer, dem Buch „Traumtouren Transalp“, hat der Autor Uli Stanciu seinen GPS Tourenplaner auf seiner Homepage weiter ausgebaut. Routen zusammenstellen, GPS-Daten downloaden. Mit sogenannten GPS RichTrack-Dateien wird die Routenplanung zur Perfektion gebracht.

www.transalp.info

Andreas Albrecht ist seit 1994 in den Alpen unterwegs und hat bereits diverse Roadbooks herausgebracht. Auf seiner Homepage gibt es entsprechende GPS-Daten zum Download.

Die Routenwahl

„Und welche Strecke fahren wir?“ Der komplette Alpenbogen ist gigantisch. Von Wien bis Nizza an der Côte d‘ Azur misst er insgesamt 1200 Kilometer. Dementsprechend viele Möglichkeiten gibt es, die Alpen in Nord-Süd-Richtung zu überqueren. Und nach 15 Jahren Alpenüberquerungen gibt es wohl kaum mehr einen Pass, der noch nicht mit dem Bike bezwungen wurde. Bleibt nur die Frage, welche dieser Routen für Sie in Frage kommt.

Mit der Wahl der Route verhält es sich wie mit dem Kochen von Nudeln: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu einem Teller Spaghetti zu kommen: Sie können die Nudeln in komplizierten und arbeitsintensiven Schritten komplett selbst kneten, ausrollen, formen und kochen. Doch gerade als Anfänger laufen Sie dabei Gefahr, dass die Nudeln nichts werden. Klappt es dagegen, schmeckt die selbst gemachte Pasta besser als beim Italiener.

Übersetzt auf Ihre Transalp-Routenplanung bedeutet das: Sie können sich Ihre Strecke natürlich komplett selbst aus den Landkarten tüfteln. Dazu benötigen Sie allerdings viel Zeit und eine solide alpine Erfahrung. Trotzdem bleibt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich hier bei den Etappenlängen und Ihren körperlichen Fähigkeiten verschätzen, relativ groß. Sie können sich den ganzen Aufwand aber auch sparen, denn wie bei den Nudeln gibt es mittlerweile auch bei der Routenwahl wesentlich einfachere Möglichkeiten.

A Eine geführte Tour:
die komfortabelste Variante

Sie gehen ins Restaurant, bestellen sich einen Teller Nudeln und haben gar keine Arbeit – dafür ist das Essen aber auch teurer: Sie buchen also eine Tour beim Veranstalter. Gerade für Einsteiger, die zwar körperlich fit, aber zum ersten Mal in den Alpen unterwegs sind, ist das die empfehlenswerteste Variante. Aber auch für Leute, die schlichtweg keine Zeit für die Planung haben, keine entsprechenden Tourenpartner finden, oder sich in den Alpen zu wenig auskennen, um eine lohnenswerte Route zusammenzustellen.

Die Guides kennen den Weg und kümmern sich um Gepäcktransport, Unterkünfte, Pannenhilfe und Rücktransport. Sie selbst müssen sich nur anmelden und dürfen sich dann ganz aufs Biken konzentrieren. Doch dieser Rundum-Service hat natürlich seinen Preis. (Mehr zu den Veranstalter-Touren siehe Seite 45)

BFertige Routen: aussuchen und
losfahren

Nach 15 Jahren Transalp gibt es bereits fertig ausgearbeitete Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Tourenbeschreibungen samt Roadbooks, Höhenprofilen und Unterkunftsadressen bekommen Sie bei den bekannten Fachmagazinen wie zum Beispiel BIKE. Die Routen werden dort in Form von Roadbook und GPS-Daten angeboten, die Etappenlängen sind bereits festgelegt und Sie erfahren auch landschaftlich und fahrtechnisch, was Sie erwartet. Sie müssen nur noch die Karten kaufen, die Route einzeichnen, die GPS-Daten runterladen und schon kann es losgehen. Um beim Vergleich mit den Nudeln zu bleiben: Diese Variante käme einer Packung „Miracoli“ gleich. Die Kochmischung besteht aus Nudeln, Soße und Anleitung, Sie können also fast nichts mehr falsch machen. Nur essen, beziehungsweise fahren müssen Sie noch selbst.

C Routenplanung mit Buch und Computer:
individueller Zuschnitt

Die Nudeln kommen aus der Packung und sind in zehn Minuten bissfest, aber die Soße kochen Sie selbst: Etwas anspruchsvoller, dafür individueller, aber immer noch absolut einsteigergerecht ist die Routenplanung zum Beispiel mithilfe des Buches „Traumtouren Transalp“ (Delius Klasing Verlag). Transalp-Pionier Uli Stanciu stellt darin 20 komplette Routenvorschläge vor, die Sie direkt übernehmen können. Doch der Clou ist der interaktive Tourenplaner auf der beigelegten CDROM. Darauf befinden sich über 10000 Kilometer und 295 214 Höhenmeter über die Alpen, die Sie sich am PC individuell zu einer Route zusammenstellen können. Das Programm rechnet nach der Routenwahl die Kilometer und Höhenmeter