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Autor: Dan Aetherman
Programmleitung: Michael Büge
Produktmanagement: Jenny Pfeiffer

ISBN: 978-3-645-22291-4

chocolatist 01 credit dominique meienberg

credit Dominique Meinberg

The CHOCOLATIST
STEAMPUNK ARTWORK &
CHOCOLATE

Dan Aetherman

LOGO THE CHOCOLATIST-s

Man nennt ihn unter Steampunkern „The Chocolatist“. Er ist Erfinder, Abenteurer und Romantiker. Seine Maschinen und Apparate sehen aus, als wären sie bereits in der legendären „Nautilus“

von Jules Verne im Einsatz gewesen.

Unternehmen Sie eine Reise in eine vergangene Zukunft, ins spätviktorianische Zeitalter, und entdecken Sie fantastische Erfindungen und Kuriositäten, kreiert aus dem Abfall unserer Wegwerfgesellschaft.

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„Vor dem Zeitalter der Mikro-Maschinerie, vor der Domestizierung der Elektrizität und des Verbrennungsmotors gab es wundervoll monströse

Maschinen, die lebten und atmeten und unverhofft explodierten.

Es war die Zeit, in der Kunst und Handwerk eins waren, in der technische Wunder erfunden

und wieder vergessen wurden.

Es war die Zeit, die es so leider nie gegeben hat."

Zitat: www.steampunkmagazine.com

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Der Punk oder die Andersartigkeit spiegelt sich auch in seinen kuriosen Maschinen und Erfindungen wider. Der Chocolatist distanziert sich klar von den neuen und jungen Fans der STEAMPUNK-Szene, die sich an Wochenenden „gewanden“ und in die Rolle einer fiktiven Person schlüpfen.

„Ich bin Steampunker – ich spiele nicht STEAMPUNK. Früher war der Irokese das Markenzeichen der Punkbewegung, und zwar nicht nur am Wochenende in Form einer Perücke!

STEAMPUNK muss man leben, um ihn zu fühlen, und man muss den Mut haben, die

Andersartigkeit im Alltag auszukosten, an jedem einzelnen Tag.

Wir sind Punker – Steampunker – und wer den Punk im STEAMPUNK verleugnet, der verpasst

die wunderbare Essenz dieses Lebensgefühls!

Ich spiele nicht die Rolle des Chocolatisten ...

... ich bin „The Chocolatist.“



Widmung

Ich widme dieses Buch Buch ganz besonders meinen drei lieben Kindern Kai, Lani und Mahina. Ich wünsche mir, dass sie alle in Zukunft mehr MAKER sein werden als nur KONSUMENTEN, dass sie ABENTEURER und ERFINDER sein werden und nicht nur MITLÄUFER - und dass sie das Träumen nie verlernen werden.

Kids 02


Ich möchte mich bei meiner lieben Frau Naomi bedanken. Ohne ihre wunderbare Unterstützung und ihr Verständnis wäre es mir nicht möglich gewesen, den Traum meines eigenen STEAMPUNK-Buches zu verwirklichen.

Einen großen Dank auch an den FRANZIS Verlag für das Vertrauen und die große Unterstützung.

Und ein ganz spezieller Dank geht an alle meine lieben Freunde im In- und Ausland, die mich mit Materialien, Ideen und Inspirationen unterstützen. Ohne euch wäre sehr vieles nicht möglich gewesen!

Weltkarte 02

Die Besucher der Website www.TheChocolatist.com

Steampunk_Aufmacher_wasist-s

Was ist STEAMPUNK?

„Wenn man zehn Steampunker fragt, was STEAMPUNK ist, wird man 15 verschiedene Definitionen erhalten!"

Ich denke, es gibt keine Frage, vor der sich ein Steampunker mehr fürchtet, als die nach einer Definition des STEAMPUNK. Auch nach vielen Jahren in der Szene habe ich noch keine allgemeingültige Antwort gefunden. Ich möchte sogar behaupten, dass es diese „allgemeine Definition" gar nicht gibt. Und doch muss es ja irgendetwas geben, was den STEAMPUNK erst zum STEAMPUNK macht. Ich wage zu behaupten, dass dieser gemeinsame Nenner die Anlehnung an das Design des viktorianischen Zeitalters ist. Egal, ob es sich um ein Kleidungsstück, einen Computer, eine Brille oder um ein Raumschiff handelt, das viktorianisch angehauchte Erscheinungsbild, gepaart mit retrofuturistischen Details, machen ein Objekt zu einem STEAMPUNK-Objekt.

Credit Elisabeth Kunze

Steampunker versuchen sich vorzustellen, wie ein Computer wohl aussehen würde, wenn er im viktorianischen Zeitalter gebaut worden wäre. Damals gab es kein Plastik, und die Maschinen dieser Epoche wurden aus Messing, Kupfer, Holz, Glas und vielen anderen edlen Materialien in aufwendigster Handarbeit gebaut. Fügt man diesen Materialien etwas Science Fiction und „mad science“ hinzu, dann würde ein solcher Rechner wohl aussehen wie der „Underwood Pentium“, der in diesem Buch noch genauer vorgestellt wird.   

Vielleicht fragen Sie sich, ob denn ein richtiger STEAMPUNK-Computer nicht von einer Dampfmaschine angetrieben sein müsste. Ich persönlich würde Ihnen dann antworten: „Im viktorianischen Zeitalter war die Elektrizität bereits bekannt, deshalb hätte man damals eine solche Rechenmaschine sicherlich mit Strom betrieben. Und der nötige elektrische Strom wurde damals mit Generatoren und Dampfmaschinen erzeugt.“  

Credit Everett Historical

Die Anfänge:

Ursprünglich handelte es sich bei STEAMPUNK um eine rein literarische Gattung. Die fantastischen Romane von Jules Verne wie „20 000 Meilen unter dem Meer" oder das Werk „Die Zeitmaschine" von H. G. Wells waren typische Vorläufer der STEAMPUNK-Literatur, obwohl die genannten zwei Autoren damals noch gar nicht wussten, was STEAMPUNK bedeutet.

A. Hartleben´s Verlag

Im Jahr 1987 schrieb der Autor K. W. Jeter in einem Brief an das Science-Fiction-Magazin „LOCUS“, man möge doch den Begriff STEAMPUNK benutzen, um seine Bücher von anderen Genres zu unterscheiden. In den darauffolgenden Jahren wurde es relativ ruhig um den STEAMPUNK, bis im Jahr 1999 der Kinofilm „Wild Wild West" mit Will Smith und Kevin Kline auf der Leinwand erschien. Auch der Film „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“, der im Jahr 2003 Premiere hatte, setzte auf viele klassische STEAMPUNK-Elemente.

Wer sich etwas tiefer mit dem Thema Film beschäftigt, wird unweigerlich auf den japanischen Filmemacher Hayao Miyazaki stoßen. Der Trickfilm „Das Schloss im Himmel" aus dem Jahr 1986 spielt im viktorianischen Zeitalter, und viele Elemente sind an die Geschichten von Jules Verne angelehnt. Auch seine anderen Werke sind absolut sehenswert, und viele von ihnen berauschen mit einem fantasievollen Hauch von STEAMPUNK, mit fliegenden Maschinen und fantastischen Luftschiffen.

Hayao Miyazaki

Foto von cinemafestival / Shutterstock.com

Roboterstatue im Ghibli Museum

Foto von Sean Pavone / Shutterstock.com

Die große Wende:

Foto von Scott London

Foto von Scott London

Etwa im Jahr 2005 tauchten in der legendären Kunstcommunity „Burning Man" in der Black Rock Desert von Nevada die ersten STEAMPUNK-Kunstobjekte auf.

Die sogenannten „Maker“, die Erfinder und Bastler des 21. Jahrhunderts, mischten sich unter die Steampunker und verknüpften antike Maschinen aus dem viktorianischen Zeitalter mit der modernen Technik von heute. Eine neue Kunstrichtung war entstanden und wurde über das Netzwerk der Maker-Szene in die ganze Welt hinausgetragen. Der STEAMPUNK, so wie wir ihn heute kennen, war geboren!

Zitat des „Steampunk Magazine“

(www.steampunkmagazine.com):

„Vor dem Zeitalter der Mikro-Maschinerie, vor der Domestizierung der Elektrizität und des Verbrennungsmotors gab es wundervoll monströse Maschinen, die lebten und atmeten und unverhofft explodierten. Es war die Zeit, in der Kunst und Handwerk eins waren, in der technische Wunder erfunden und wieder vergessen wurden.

Es war die Zeit, die es so leider nie gegeben hat."

Mein persönlicher STEAMPUNK:

Die STEAMPUNK-Szene ist sehr, sehr breit gefächert. Je nach persönlichem Interessengebiet wird sich jeder Steampunker früher oder später seinen ganz eigenen STEAMPUNK definieren. Und genau das ist das Wunderbare an dieser spannenden Subkultur: Es gibt für jeden von uns ein Plätzchen, an dem man sich persönlich verwirklichen kann, egal, ob man sich für die viktorianische Mode und das Nähen von fantasievollen Kleidern interessiert, oder ob man als technisch versierter Bastler und Maker retrofuturistische Maschinen und Gadgets kreiert.

Foto von Anne Gabriel-Jürgens

Sogar Musiker wie zum Beispiel die Kultband Abney Park finden im STEAMPUNK ihren ganz persönlichen Musikstil, und Artisten präsentieren Zirkusprogramme und Jahrmärkte im viktorianischen Stil. Der Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt.

Foto: www.abneypark.com

Foto: www.sayamana.de

Foto: Anja & Angela

Auch ich habe meinen eigenen STEAMPUNK für mich definiert und habe ihn mit meinen Interessen und Talenten verbunden.

Ich sehe mich als Erfinder, Abenteurer und Romantiker. Als Steampunker stelle ich mich gegen unsere Wegwerfgesellschaft und gegen die gängigen Modetrends, die uns die Elektronik- und die Kleidungsindustrie täglich aufdrängen wollen. Ich baue meine retrofuturistischen Maschinen aus hochwertigsten Materialen wie Messing, Kupfer und Glas. Meine Erfindungen und Apparate sind funktionierende Einzelstücke mit einer eigenen Seele und fantasievollen Details. Die Einzelteile meiner viktorianischen Kreationen stammen fast ausnahmslos von den Schrottplätzen unserer Gesellschaft. Ich lebe und genieße meinen persönlichen STEAMPUNK jeden einzelnen Tag, mit Zylinder, Weste und Taschenuhr. STEAMPUNK ist für mich eine wunderbare und magische Lebenseinstellung.

MADmoiselle Meli; Foto von Reiner Eisenbeis

Foto www.steampunk-decadence.com

Foto www.steampunk-decadence.com

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Das Laboratorium des Chocolatisten

Auf dieses Buchkapitel habe ich mich ganz besonders gefreut. Es wird das erste Mal sein, dass ich Ihnen, werter Leser, einen Einblick in mein kleines, geheimes Laboratorium gewähre. Ich hoffe, Sie genießen den kleinen Rundgang durch meine Schaffensstätte. Vielleicht werden Sie nach dem Lesen der nächsten Seiten definitiv vom STEAMPUNK-Virus befallen und richten sich selbst eine kleine Werkstatt ein, mit einfachsten Mitteln, das wäre schön. Dann hätte ich das Ziel dieses Buches erreicht: Das Ziel, die Kreativität in Ihnen zu wecken, damit Sie etwas Einzigartiges erschaffen. Nur mit Ihren Händen und wenigen Hilfsmitteln. Denn genau das ist STEAMPUNK.

Bei Ausstellungen meiner Kreationen höre ich oft die folgende Bemerkung: „Der Mann muss eine toll eingerichtete Werkstatt zur Verfügung haben. Wie würde er sonst solche fantastischen Apparate bauen können.“ Oder: „Wenn ich nur eine solche Werkstatt zu Hause hätte!“

Nun, werter Leser, treten wir ein in mein kleines Laboratorium, oder besser gesagt: in meinen winzigen Heizungskeller.

Genau hier befindet sich mein kreatives Reich, auf gerade einmal neun Quadratmetern Lehmfliesen. Die Ölheizung selbst nimmt bereits ein Drittel der Grundfläche in Anspruch, also bleiben noch sechs Quadratmeter übrig. Und wenn man den Arbeitstisch und die Regale ebenfalls abzieht, dann kommt man auf knapp drei Quadratmeter begehbare Fläche. Genau die richtige Größe also, um nicht zu viel Zeit mit dem Wischen des Bodens zu vergeuden. Für meine Arbeiten benutze ich einen normalen Gartentisch mit einer Holzplatte. Mein Werkzeug verstaue ich in einem alten Werkzeugwagen. Der große Vorteil dieses Wagens ist die Möglichkeit, ihn beliebig verschieben zu können. So kann ich den wenigen Platz im Raum optimal nutzen. 

Neben dem Arbeitstisch steht ein antikes Radiomöbel aus den 60er-Jahren. Schließlich möchte man ja während des kreativen Schaffens auch die passende Musik genießen. Gegenüber befinden sich ein Holzregal und zwei Kommoden. Sie dienen als Materiallager für Farben, Werkzeug und viel schweres Altmetall wie Messingarmaturen, Kupferplatten und vieles mehr. Das Auffälligste an meinem kleinen Laboratorium sind die vielen hölzernen Setzkästen an den Wänden. In ihnen befinden sich, fein säuberlich sortiert, Hunderte von Kleinteilen aus Messing und Kupfer. 

Diese Teile sind die Grundlage meiner Kreationen – und sie sind meine Motivation, Neues zu erschaffen. Ich bin ein sehr bildlich veranlagter Mensch, und ich plane meine Maschinen vor dem Bau nicht. Ich baue sie nach Gefühl, und genau deshalb ist es so wichtig, dass ich diese unzähligen kleinen Teile in den Setzkästen immer im Blickfeld habe. Wären diese Teile in Kisten verstaut, könnte ich nicht mehr kreativ arbeiten. So wird die Anzahl der Setzkästen in Zukunft wohl noch zunehmen – Platz an den Wänden habe ich ja noch genug!

Das Werkzeug

Welches Werkzeug benötigt man, wenn man kreativ tätig sein möchte und STEAMPUNK-Maschinen bauen will? Nun, diese Frage ist schwierig zu beantworten. Es gibt STEAMPUNK-Maker, die mit Drehbänken und CNC-Maschinen absolut professionell ausgerüstet sind. Und es gibt Künstler wie meine Wenigkeit, die ihre Projekte mit einfachsten Mitteln umsetzen. Es gibt also keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass die Kreativität und der Ideenreichtum eines Künstlers viel wichtiger sind als die technische Ausrüstung seiner Werkstatt. Für mich ist ein antiker Drehknopf eines 100-jährigen Radios viel authentischer als ein Knopf, der auf einer teuren und professionellen Drehbank neu hergestellt wurde. Mit diesem Buch möchte ich Ihnen, werter Leser, beweisen, dass man mit den primitivsten Mitteln Schönes herstellen kann. Diese „Einfachheit“ des Erschaffens bezeichne ich als meinen ganz persönlichen STEAMPUNK.

Kommen wir nun also zu einer Übersicht meiner Werkstattausrüstung. Wir beginnen mit meinem Handwerkzeug:

Neben diesem Handwerkszeug verwende ich die folgenden elektrischen Maschinen: