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GLORIA BOILEAU

OHNE ANGST
LEBEN!

Aus dem Amerikanischen von Anja Schmidtke

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Alle Rechte vorbehalten.

Copyright der deutschen Ausgabe © 2014 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-89845-424-7

1. Auflage 2018

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung eines Motivs von © Igor Yaruta, www.fotolia.de

Die Verfasserin dieses Buches erteilt keine medizinischen Ratschläge und verordnet keine Methoden zur Behandlung körperlicher oder medizinischer Probleme ohne vorherige Beratung durch einen Arzt. Die Absicht der Autorin ist es lediglich, den Lesern allgemeine Informationen zur Verfügung zu stellen, um sie auf ihrer Suche nach mehr Wohlbefinden zu unterstützen. Autorin und Verleger übernehmen keine Haftung für Klagen, die Leser aufgrund des Buchinhaltes anstrengen könnten.

Inhalt

Widmung

Vorwort

Danksagung

Einleitung: Angst ist nur ein Wort

Es ist Zeit, die schweren Ketten der Angst durch die Flügel der Hoffnung zu ersetzen.

1Phönix aus der Asche: Überwinden Sie Ihre größten Ängste

Nutzen Sie Ihre Stille Innere Kraft, um Ihren Weg zu finden.

2Ängste des Selbstzweifels: Hauchen Sie dem ungläubigen Thomas neues Leben ein

Überwinden Sie Selbstzweifel mit dem Äolischen Wind; verwandeln Sie negative in positive Energie.

3Angst vor dem bösen Wolf: Schnaufen Sie Ihre Ängste weg

Zapfen Sie Ihre Energie mit dem Hirten und dem Booster an.

4Nicht der, der ich sein sollte: Angst davor, niemals Ihr Potenzial zu verwirklichen

Entwirren Sie mithilfe des Gordischen Knotens die unsichtbaren Fäden, in denen Sie verheddert sind.

5Wenn nur, wenn nur: Beziehungsangst

Erlernen Sie die heilige Schrift der Hieroglyphen, und entschlüsseln Sie verborgene Wahrheiten.

6Das Modediktat: Modeängste und mehr

Lassen Sie sich nicht mehr von der Mode einschüchtern, bekennen Sie Farbe und finden Sie den Schatz Am Ende des Regenbogens.

7Alles ist zu viel: Zukunftsangst

Durch das Wissen um das Pendel des Lebens ist Ihnen bewusst: “Alles geht vorbei.” Durch Loslösung können Sie angemessen mit Ereignissen in Ihrem Leben umgehen, statt am Drama teilzunehmen.

8Der feige Löwe: Fortschrittsangst

Wenn Sie lernen, Ihren Geist zur Ruhe zu bringen, lassen Sie neue Einsichten zu, können Den Lärm stoppen und den Affengeist zähmen.

9Klein-Hühnchens Not: Angst, dass der Himmel einstürzt

Wenn Sie Ihr inneres Orakel befragen, wird klar: Nicht hinter jeder Ecke lauert eine Katastrophe, und das Schlimmste zu erwarten, ist keine gute Lebenseinstellung.

10Frieden finden: Angst, nie mit dem Leben zufrieden zu sein

Wenn Sie Über das Darüber-Hinaus gehen und meditieren, plagen Sie keine Sorgen mehr. Noch ausgeglichener wird Ihr Leben, wenn Sie Nicht jammern, sondern singen.

11Der Wandel des Langweilers: Angst vor Neuem oder anderem

Mit Athenas Gedankensprung können Sie aus dem Gefängnis Ihres Kopfes ausbrechen und das Leben in vollen Zügen genießen.

12Umgang mit Sterblichkeit: Angst vor dem Tod

Wenn die göttliche Weisung in Ihr Leben tritt, verschwindet die Angst vor dem Tod. Erkennen Sie Ihren wahren Weg durch Hingabe: Weben Sie ein Tuch der Gnade.

Nachwort: Angstfrei

Es ist Zeit, Ihre Reise anzutreten und die Ihnen zugedachte Rolle im Universum zu spielen.

Über Gloria Boileau

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Inhalt

Wenn Sie die “Echo”-Übungen in Ihren Alltag integrieren, verjagen Sie Ihre Ängste und finden Frieden. Dafür ist es wichtig, sie regelmäßig zu praktizieren. Um die “Echo”-Übungen leichter zu finden, sind sie hier aufgelistet.

Die stille innere Kraft: Finden Sie Ihre innere Stärke

Der äolische Wind: Atmen Sie neues Leben ein

Der Hirte: Finden Sie tiefen Schlaf

Der Booster: Neue Energie für den Körper, Klarheit für den Geist

Der gordische Knoten: Lassen Sie unterdrückte Gefühle frei

Die heilige Schrift der Hieroglyphen: Akzeptieren Sie heilende Wahrheiten

Umgekehrte Hieroglyphen: Lassen Sie den Erwachsenen von der Leine, und befreien Sie Ihr inneres Kind

Am Ende des Regenbogens: Bringen Sie Ihre Einzigartigkeit zum Ausdruck

Das Pendel des Lebens anerkennen: Finden Sie Ausgeglichenheit mit dem Yin/Yang der Polaritäten

Loslösung: Befreien Sie sich vom Chaos

Den Lärm stoppen und den Affengeist zähmen: Leben Sie friedlich mit Ihrem Ego zusammen

Die Befreiung Ihres inneren Orakels: Öffnen Sie die Tür zu Ihrem Unterbewusstsein

Über das Darüber-Hinaus: Finden Sie Zugang zum reinen Bewusstsein (Meditation mit Tönen)

Nicht jammern, sondern singen: Erwachen (allein singen)

Nicht jammern, sondern singen: Mit Anderen Frieden finden (in einer Gruppe singen)

Athenas Gedankensprung: Befreien Sie Ihren Geist und haben Sie mehr Spaß im Leben

Hingabe: Weben Sie ein Tuch der Gnade

Widmung

Dieses Buch ist Ihnen, den Leser/innen, gewidmet, für Ihre Bereitschaft, Frieden zu finden und sich von Angst zu befreien.

Jede Generation sollte es sich zum Ziel setzen, aus dieser Welt einen besseren Ort für die kommenden Generationen zu machen. Dieses Buch ist mein Beitrag zu diesem Anliegen, und ich hoffe, dass seine Inhalte bei jetzigen und künftigen Leser/innen Anklang finden werden.

Vorwort

Willkommen an Bord! Sie sind dabei, eine Reise anzutreten, die Sie an einen besseren, friedlicheren Ort führen wird. Wenn Sie an einer bestimmten Angst oder mehreren Ängsten leiden – und das tun sehr viele Menschen –, wird dieses Buch Ihnen mit speziellen Methoden helfen, Ihr Leid zu lindern.

Psychologen und Therapeuten sprechen ja gerne in Rätseln, ich mag es lieber direkt. Ich habe zwar Kurse in Psychologie absolviert, bin aber keine praktizierende Therapeutin und habe hier mein Bestes gegeben, um genau auf den Punkt zu kommen und psychologische Analysen zu vermeiden. Auf den folgenden Seiten werden Sie spezielle Übungen finden, um Ihr Leid zu lindern. Die hier beschriebenen Methoden setze ich seit über zwanzig Jahren bei Vorträgen und Workshops ein. Sie schaffen es immer wieder, Müden neue Energie zu schenken und ihre Ängste davonzujagen. Die Anwender erlangen neue Erkenntnisse über sich und die Welt. Die meisten beginnen diese Reise als Skeptiker, aber wenn sie merken, wie gut sie ihnen tut, machen ihre Zweifel Einsicht und Hoffnung Platz.

Die Menschen und ihre Ängste in diesem Buch sind echt, aber ihre Identität wurde geändert. Name, Job, Seriennummer, Beschreibungen und manchmal sogar das Geschlecht wurden geändert, um ihre Anonymität zu wahren. Ich habe sie deshalb so unkenntlich gemacht, damit sie sogar von ihrer eigenen Mutter nicht wiedererkannt werden. Nicht geändert habe ich dagegen die Angst, die diese Menschen beherrschte, und die Methoden, die sie einsetzten, um einen Weg aus ihrer Dunkelheit zu finden.

Das Buch ist so aufgebaut, dass es leicht zu lesen ist. Unterwegs werden Sie immer wieder vier Symbole finden:

• Pause

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• Phönix-Echos

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• Gleichgewicht

Zeit zu üben
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Wenn Sie das Pause-Symbol entdecken, hoffe ich, dass Sie kurz aufhören zu lesen und über das gerade Gelesene nachdenken. Stellen Sie sich einen ruhigen Ort vor und werden Sie still, dann erfassen Sie den Inhalt besser. Wenn Sie wollen, legen Sie dann also bitte eine kurze Pause ein, und sinnen Sie über die Botschaft in dem Abschnitt vor dem Pause-Symbol nach, bevor Sie weiterlesen.

Vor dem Ende jedes Kapitels werden Sie auf das Phönix-Echos-Symbol stoßen. Der Phönix ist eines der bekanntesten Symbole der Mythologie. Dieser mythische Vogel wurde von Feuer verzehrt und aus seiner Asche neu geboren. Ich hoffe, dass die Schritt-für-Schritt-Anleitungen am Ende jedes Kapitels den Lesern helfen, ebenfalls aus ihrer eigenen Asche zu steigen. Die Flügel des Phönix-Symbols umarmen das Wort “Echos”. Mythologie-Bewanderte kennen die Geschichte von Echo und wie am Ende nur noch ihre Stimme von ihr übrig blieb. Die Phönix-Echos-Abschnitte in diesem Buch zeigen Ihnen Übungen, die Ihnen helfen, einen Weg zu dem Menschen zu finden, der Sie in Wahrheit sein sollen.

Wenn Sie die Informationen in sich aufnehmen und die Methoden üben, verbessern Sie Ihre seelische und geistige Stabilität und bewahren Ihr Gleichgewicht im Leben. Und genau dieses Gleichgewicht werden Sie erreichen wollen. Bitte überfliegen Sie den Text nicht nur. Wenn Sie sich Zeit nehmen, über den Text nachzudenken, und die Methoden in jedem Kapitel üben, wird ein Gefühl inneren Friedens Ihre Angst verdrängen. Wenn Sie die Übungen überspringen, betrügen Sie sich selbst um den Nutzen. Also: Wenn Sie Ihre Ängste besiegen und Frieden finden wollen, überfliegen Sie den Text nicht nur, und üben Sie jede Methode sorgfältig.

Die Leser dieses Buches werden auch auf sogenannte Resonanzworte stoßen. Diese Worte sind an der Kursivschrift zu erkennen. Ich hoffe, dass Sie, wenn Sie eine solche Stelle im Text finden, einen Augenblick innehalten, um sie zu verinnerlichen.

Es ist auch sinnvoller, die Kapitel nacheinander zu lesen. Das Buch ist wie ein Baukastensystem aufgebaut, das Ihnen helfen wird, alte Gewohnheiten und schädliche Denkweisen auszumerzen. Wenn Sie diese Grundlagen wirklich verinnerlichen, werden Sie besser für Ihr Leben gerüstet sein und Zugang zu höheren Dimensionen finden.

In diesem Buch finden sich auch einige esoterische Botschaften, und mit den hier beschriebenen Methoden werden Sie faszinierende Orte besuchen können. Einige von Ihnen werden beschließen, ein anderer Mensch zu werden, andere werden sich einfach nur besser fühlen. Diese Reise Ihres Selbst wird erhebend und erhellend sein. Sie werden dabei an Gewicht verlieren – vielleicht nicht körperlich, aber das “Päckchen”, das Sie gerade zu tragen haben, wird sich auflösen.

Also atmen Sie tief durch – nicht aus Angst, sondern aus Vorfreude auf die guten Dinge, die da kommen werden. Es ist Zeit, die Angst loszulassen und die Freiheit zu begrüßen. Blättern Sie um und beginnen Sie die Reise, auf der Sie sich von Ihrer Angst befreien und Ihren Weg in ein harmonisches Leben finden werden.

In Frieden und Liebe.

Gloria Boileau

Danksagung

Dieses Buch war über fünf Jahre lang in Arbeit, und viele Menschen haben mir geholfen, mein Projekt zu verwirklichen.

Mein brillanter Lektor Alan Russell filterte meine Gedanken und verpasste meinen Worten den letzten Schliff. Dank seiner vorzüglichen Hilfe wurde meine Vision zur Realität.

Antoinette Kuritz von Strategies Literary schenkte mir wertvolle Einsichten, die mir halfen, dieses Buch zu formulieren und Wirklichkeit werden zu lassen.

Mein aufrichtiger Dank geht an meine Klienten. Sie bestanden darauf, dass ich weitermachte und dieses Buch zu Ende schrieb. Ihr unermüdlicher Enthusiasmus und ihre Erwartungen hielten mich bei der Stange.

Da mich dieses Buch komplett in Anspruch nahm, danke ich meiner Familie und meinen Freunden für ihren anhaltenden Zuspruch und ihr Verständnis. Ich weiß, dass ich mich aufgrund der Anforderungen dieses Buches in eurem Leben rar gemacht habe, und weiß zu schätzen, dass ihr mich im Herzen behalten habt.

Mehrere Bibliothekare in San Diego haben mich bei meinen Recherchen unterstützt und mir geholfen, Antworten auf meine Fragen zu finden. Ich bin ihnen sehr dankbar für die Zusammenarbeit. Mein ganz besonderes Lob geht an das Personal der Rancho San Diego Library.

Man braucht wirklich ein ganzes Dorf, um ein Buch zu schreiben. Ich danke euch allen von Herzen.

Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern der Sieg darüber.

– ANONYM

Einleitung

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Angst ist nur ein Wort

Was ich an meinen Workshops am meisten mag, ist, dass wir lachen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Wir erörtern alle möglichen ernsthaften Themen, und am Ende unserer gemeinsamen Zeit beschreiben viele Teilnehmer die Erfahrung als lebensverändernd – aber nebenbei lachen wir. Wohlgemerkt rede ich hier nicht von höflichem Gekicher. Wenn ich sage, wir lachen, dann meine ich lachen, dass uns der Bauch wehtut, wir uns schütteln und uns die Tränen kommen. Es gibt einen Grund für diese Lachsalven: So hört es sich an, wenn Angst besiegt wird.

Es macht keinen Spaß, Angst zu haben. In meiner Arbeit und meinen Seminaren begegne ich den unterschiedlichsten Menschen, die Opfer irgendeiner Angst sind. Wegen ihrer Angst haben sich viele eine Bunkermentalität zugelegt und trauen sich nicht, voranzugehen oder aus ihrem Trott auszubrechen. Manche zeigen sich ängstlich, andere führen das, was Thoreau ein Leben in stummer Verzweiflung nennt. Angst hat viele Gesichter, und ich helfe meinen Klienten, ihr einen Spiegel vorzuhalten. Ein schwedisches Sprichwort besagt: Sorgen verleihen kleinen Dingen einen großen Schatten.” Anders drückt es ein deutsches Sprichwort aus: “Die Angst macht den Wolf größer, als er ist.”

Meine Arbeit besteht darin, diesen imaginären Wolf zu einem Schoßhündchen zu machen; meine Aufgabe ist es, ein Licht aufzuzeigen, das die Schatten verscheucht. Ich halte mich nicht für eine Wundertäterin, aber gerne zitiere ich hier Louisa May Alcott: “Ich habe keine Angst vor Stürmen, sie lehren mich, mein Schiff zu steuern.” Meine Aufgabe ist es, Menschen zu zeigen, wie sie ihr Schiff sogar unter den widrigsten Umständen steuern können.

Da ich rund um die Welt Vorträge halte, werde ich meist als “internationale Referentin” bezeichnet, eine nützliche Allerweltsbezeichnung, die mir schon die unglaublichsten Türen geöffnet hat. Einigen bin ich immer noch scherzhaft als Queen of Total Image bekannt, eine Jobbezeichnung, die durch meine Tätigkeit als Imageberaterin entstand. In meiner jahrelangen Arbeit in diesem Bereich ging es nie darum, meine Klienten einfach nur in hübsche Klamotten zu stecken, sondern darum, ihnen zu helfen, ihr Inneres durch ihre Kleidung auch im Außen zum Ausdruck zu bringen. Im Laufe der Zeit merkte ich, dass ich mich immer weniger auf die Kleidung und mehr auf die drückenden Sorgen meiner Klienten konzentrierte. Die Queen of Total Image ist inzwischen in Rente, meine Arbeit hat sich weiterentwickelt. Nach dreißig Jahren täglicher Meditation hat sich meine innere Landschaft verändert und spiegelt sich nun in meiner äußeren Welt. Heute verbringe ich meine Zeit damit, inspirative Workshops zu geben und Menschen zu beraten, damit sie sich von ihrer Angst befreien und ihr gewöhnliches Leben in ein außergewöhnliches verwandeln können.

Angst kommt in vielen Formen daher, und oft macht sie Träume kaputt und beeinträchtigt unser Leben. Für manche Menschen ist Angst ein Berg, der unbezwingbar ist; für andere ein Gefängnis, das sie einkerkert; für viele ein Schatten, der Licht ausradiert. Denken Sie an Ihre eigenen Ängste. Wenn Ihre Ängste Ihren Träumen im Weg stehen oder Sie am Vorankommen hindern, dann ist es Zeit, sie loszuwerden!

Ich weiß, wovon ich rede. Als Kind wuchs ich in einer Atmosphäre der Angst auf. Ich kam aus einer Problemfamilie, über mir und meiner Welt lag ein dunkler Schatten. Zu Hause fühlte ich mich ganz und gar nicht zu Hause, weshalb ich Zuflucht an anderen Orten suchte. Ein besonderer Ort war die Christ King Catholic Church, die mehr als eine Meile von zu Hause entfernt lag. Mit sieben Jahren begann ich, wöchentlich zu dieser Kirche zu pilgern. An vielen Sonntagen ging ich ganz allein in die Kirche. Da das Geld knapp war, gab meine Mutter mir zwei Pennys für die Kollekte mit. Ich pflegte mich in den hinteren Teil der Kirche zu setzen, da ich mich nicht so weit nach vorn traute, wenn ich ganz alleine war. Wenn der Gottesdienst zu Ende war, bahnte ich mir immer den Weg zum Weihwasserbecken, und wenn niemand hinsah, übergoss ich mich förmlich mit dem geheiligten Nass.

Ich ging immer zur Acht-Uhr-Messe, weil sie wesentlich kürzer war als die anderen Messen. Rückblickend ist klar, dass ich versuchte, der Angst zu Hause zu entkommen, in der Hoffnung, einen Zufluchtsort mit verwandten Seelen zu finden. Ich wusste, dass da draußen etwas war, auch wenn ich nicht wusste, was es war.

Meine wöchentliche Pilgerfahrt brachte mir auch einen unerwarteten Nutzen, da es ja immer unerwarteten Nutzen gibt, wenn man sich auf eine Selbstentdeckungsreise wagt. Ich lernte einen freundlichen alten Busfahrer kennen, der, nachdem er meine einsamen Sonntagsausflüge zur Kirche mitbekommen hatte, begann, regelmäßig am Straßenrand zu halten und mich kostenlos mitzunehmen, und der nebenbei auch noch wunderbar freundliche Worte zu mir sagte. Auf dem Rückweg blieb ich immer vor einer bestimmten Bäckerei stehen, um die tollen Auslagen zu bewundern, und lernte die “Bäckereifrau” kennen, die mir oft himmlische Köstlichkeiten zusteckte. In die Kirche zu gehen war irgendwie nicht nur eine Flucht, sondern ein richtiges Abenteuer.

Wenn das Chaos zu Hause ein Bleiben unmöglich machte, flüchtete ich auch oft zu meinem “Besserfühlbaum”, einer majestätischen Trauerweide, deren Äste mir einen wunderbaren Blick auf den Menomonee River boten. Damals wusste ich nicht, dass Menomonee “gute Saat” bedeutet, zurückgehend auf die Zeit, als an seinen Ufern üppiges wildes Gras wuchs. Wir lebten in einem hübschen ländlichen Teil von Milwaukee, an einem Ort, wo man leicht in Tagträume verfallen konnte, selbst in schwierigen Zeiten, und von meinem Besserfühlbaum aus beobachtete ich die vielen Gesichter des Wassers. An manchen Tagen war die Strömung träge, an anderen schoss das Wasser nur so dahin. Der Menomonee River hatte viele Launen, genau wie ich. Was mich tröstete, war, dass das Wasser irgendwohin unterwegs war. Als Mädchen wusste ich nicht, was ich später einmal tun wollte, aber ich wollte auch irgendwohin. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich Landei eines Tages in noch viel entferntere Gebiete reisen würde als der Menomonee River.

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In meiner Familie war ich das fünfte von sechs Kindern. Eine Zeit lang war ich die Jüngste in der Familie; mein Bruder kam sechs Jahre nach mir auf die Welt. Als Kind meckerte man oft an mir herum und sagte mir, ich sei ein “Fehler” gewesen. Meine Familie erzählte mir gerne die Geschichte, wie das Krankenhaus zwei Wochen nach der Geburt anrief und meine Eltern fragte, ob sie mich zur Adoption freigeben wollten. Die Anfrage kam, weil ich immer noch dort war und nur sehr wenige Besucher hatte. Später wurde mir erklärt, dass ich deshalb so lange im Krankenhaus bleiben musste, weil eines meiner Geschwister eine Lungenentzündung hatte. Als Erwachsene verstand ich den Grund für meinen verlängerten Krankenhausaufenthalt, aber als Kind gaben mir die Witzeleien über meine Geburt jedes Mal einen Stich. Da vor mir schon drei Mädchen hintereinander auf die Welt gekommen waren, war klar, dass jeder auf einen Jungen und nicht noch ein Mädchen gehofft hatte.

Die klinische Psychologin Harriet Lerner, Autorin des Buches Wohin mit meiner Wut?, stellte fest: Die Definition einer dysfunktionalen Familie ist jede Familie, in der es mehr als eine Person gibt. Als ich diese Beschreibung las, musste ich lachen – und nachdenken. Rückblickend erkenne ich, dass die meisten Familien mehr oder weniger dysfunktional sind. Familiäre Bande können unterstützend sein, aber auch hemmende Fesseln. Um meinen Weg zum Frieden zu finden, war es notwendig, dass ich mir Verbindungen außerhalb meiner Verwandtschaft suchte.

Die Angst hätte mich in Milwaukee festhalten können. Es gab reichlich Gründe, nicht an eine Hochschule zu gehen: Das Geld war knapp, die Logistik schwierig. Außerdem fanden einige Leute meine Gründe, einen höheren Bildungsweg einzuschlagen, fragwürdig. Ich wollte keine höhere Schulbildung, um für einen vernünftigen Beruf wie zum Beispiel Krankenpflege zu lernen, sondern ich wollte um des Lernen willens lernen. Mich dürstete danach, eine Hochschule zu besuchen und zu lernen, und ich war entschlossen, einen Weg dorthin zu finden. Meine Mutter ging arbeiten, um mir auszuhelfen, aber ich brauchte mehr Geld. Dass ich während meiner Ausbildung zwei Halbtagsjobs würde machen müssen, störte mich nicht im Geringsten. Ich hatte schon früh gelernt zu tun, wovon ich wusste, dass es richtig war. Schon damals ließ ich mich von meinem Herzen leiten.

Wie jeder andere auch machte ich viele Fehler, aber eine der wichtigsten Lektionen meines Lebens war, dass ich mich nicht von Angst aufhalten ließ. Im Laufe der Jahre lernte ich, meine Ängste loszulassen und an diesen Erfahrungen zu wachsen, um Zugang zum Licht jenseits der Dunkelheit zu erlangen. Deswegen wollte ich, dass auch andere die Freiheit des Friedens erleben, die ich jetzt kenne. Auf den folgenden Seiten werde ich auch persönliche Geschichten erzählen, wie ich sie aus meinen Augen und meinem Herzen erlebte, um andere zu ermuntern, sich ihr Leben genauer anzuschauen und zu erkennen, dass Frieden möglich ist – egal, wo man gerade steht. Ihre Reise durch das Leben muss nicht qualvoll sein, und Ihr Denken muss nicht von Zweifeln beherrscht werden.

In meinen Workshops nenne ich immer viele Bedeutungen für die Buchstaben des Wortes FEAR (engl. “Angst”), zum Beispiel:

False Evidence Appearing Real

(“scheinbar wahrer falscher Beweis”)

Forget Everything And Run

(“Vergiss alles und renn”)

Finding Excuses And Reasons

(“Ausreden und Gründe finden”)

False Emotions Appearing Real

(“scheinbar wahre falsche Gefühle”)

Kommt Ihnen davon irgendetwas bekannt vor?

Menschen, die an Angst leiden, biete ich viele Heilmittel an; eines der wirkungsvollsten ist HOPE (engl. “Hoffnung”). Für die Buchstaben dieses Wortes gibt es sogar noch bessere Bedeutungen, zum Beispiel:

Healing Of People Everywhere

(“Heilung von Menschen überall”);

Health Options & Positive Energy

(“Gesundheitsoptionen & positive Energie”)

Hearing Other Peoples Experiences

(“Erfahrungen anderer Menschen anhören”)

Helping Out People Everyday

(“Menschen täglich helfen”)

Hört sich das nicht besser an? Dachte ich’s mir doch.

James Thurber ist vor allem als Humorist bekannt, aber er sagte einmal: “Blickt nicht zurück in Zorn oder nach vorn in Angst, sondern blickt euch um mit Bewusstheit.”

Lassen Sie uns gemeinsam zu dieser Bewusstheit gelangen und Frieden finden.

Lassen Sie uns gemeinsam angstfrei leben!

Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Erkenntnis, dass es etwas gibt, was wichtiger ist als Angst.

— AMBROSE REDMOON

Kapitel 1

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Phönix aus der Asche:

Überwinden Sie Ihre größten Ängste

Für die heutige Generation der Amerikaner und einen Großteil der Welt hat nichts so sehr die kollektive Angst geschürt wie die Terroranschläge vom 11. September 2001. Bis heute hängt der Schatten dieser Terroranschläge tief über vielen Menschen und hat sie fest im Griff. Die Terroristen haben Terror, also wortwörtlich Angst und Schrecken verbreitet. Die Ereignisse vom 11. September veranlassten die Regierung, das Ministerium für Heimatschutz zu gründen. Angst verbreitete sich also nicht nur privat unter den Menschen, sondern auch auf der nationalen Bühne. Seither wurden weltweit immer wieder Terroranschläge verübt.

Da meine Arbeit Menschen zu mehr Selbstbestimmung verhilft, war der 11. September eine riesige Herausforderung. Das Wort FEAR (“ANGST”) als Abkürzung für Forget Everything and Run (“Vergiss alles und renn”) erwies sich an jenem Tag nur als allzu wahr. Mein Telefon klingelte pausenlos. Viele Klienten riefen an, weil sie überzeugt waren, das Ende der Welt sei gekommen. Sie hatten Angst, was als Nächstes passieren würde; alle äußerten Furcht, was ihnen wohl noch an schrecklichen Ereignissen bevorstand.

Die Gespräche waren meist einseitig. Meine Rolle war die des Zuhörers. Ich habe gelernt: Wenn Menschen reden können, ohne unterbrochen zu werden, führen sie sich selbst dorthin, wohin sie gehen müssen. Zu Beginn fast jedes Gespräches redeten die Anrufer stets von den schrecklichen Ereignissen. Ich hörte Ängste, ob die Nation überleben würde und auf welchem Weg die Welt sich befand, aber im Laufe der Gespräche wurden diese allgemeinen Ängste dann immer persönlicher. Die Menschen blickten in ihr Inneres, einige sahen Handlungsbedarf. Sie erkannten, dass in ihrem Leben Dinge ausgesprochen und erledigt werden mussten. Die Katastrophe führte dazu, dass aus den Augen verlorene Freunde und Bekannte angerufen und persönliche Beziehungen erneuert wurden.

Den Glückreichen bescherte der 11. September ein Erwachen, das mit dem Phönix vergleichbar ist, dem mythologischen (oder vielleicht gar nicht so mythologischen!) Vogel, der von Feuer verzehrt wurde und aus der eigenen Asche wiederauferstand. Ein katastrophales Ereignis brachte die Menschen dazu, sich ihr eigenes Leben anzuschauen und zu erkennen, dass hier wichtige Arbeit zu erledigen war. Vergessene Lücken und vernachlässigte Prioritäten kamen plötzlich wieder an die Oberfläche.

Ich hörte meinen besorgten Klienten zu und erinnerte sie daran, bestimmte Übungen zu machen, zeigte aber auch den Gesamtzusammenhang auf. Wie Marie Curie sagte: “Man braucht nichts im Leben zu fürchten. Man muss nur alles verstehen.” Ich half meinen Klienten, Sinn in etwas zu finden, was die meisten als sinnlose Tat betrachteten.

Vor allem wies ich darauf hin, dass das Geschehene Teil der göttlichen Ordnung war. Viele wollten das nicht hören, auch heute noch. Angesichts einer Katastrophe ist es schwer, irgendetwas Gutes an Tod und Vernichtung zu finden. Aber in unserem Leben kann der 11. September eine Metapher für Geld und Macht sein. Für viele von uns ist das Leben ein täglicher Kampf, bei dem wir die wirklich wichtigen Dinge vergessen. Beim Gedanken an den 11. September haben die meisten von uns den Zusammenbruch der riesigen Wolkenkratzer vor Augen. Aber die wahre Geschichte des 11. September beinhaltet mehr als nur Tod und Vernichtung. Es ist auch eine Geschichte über Liebe und Mitgefühl. In den Tagen, Wochen und Monaten nach der Verwüstung wurde das immer deutlicher.

Allerdings hätte ich nie damit gerechnet, persönlich vom 11. September betroffen zu sein. Nur zwei Tage vor der geplanten Ground-Zero-Zeremonie in New York hatte ich die Ahnung, dass irgendein göttlicher Plan im Gange war, von dem ich keinen blassen Schimmer hatte. Die Ground-Zero-Zeremonie sollte offiziell die Aufräum- und Rettungsarbeiten der gefallenen Zwillingstürme beenden. Ich wusste wenig über die geplanten Einzelheiten, so dass Sie sich vorstellen können, wie überrascht ich war, als ich das starke Gefühl bekam, an der Zeremonie teilnehmen zu müssen.

Zum ersten Mal spürte ich es auf meinem täglichen Spaziergang. Ich versuchte, es als Schnapsidee abzutun, aber es ließ sich einfach nicht abschütteln. Dann versuchte ich, den Ruf, den ich erhalten hatte, wegzulachen. Schon allein die Vorstellung, nach New York zu reisen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Ich würde einen Überlandflug buchen und Termine absagen müssen. Es gab private Angelegenheiten, aufgrund derer ich diese Idee nicht ernst nehmen wollte, einschließlich einer kranken Katze, die meine Zuwendung brauchte, und beruflicher Verpflichtungen, aus denen jeder logisch denkende Mensch geschlossen hätte, dass die Reise nicht machbar war. Ich suchte nach tausend Gründen, um nicht zu fahren, aber der Gedanke blieb.

Es war mein ganz eigener Feld-der-Träume-Moment. Der von Kevin Costner gespielte Filmcharakter wollte sich nicht auf eine Reise wagen, die er nicht verstand, und auch ich zögerte. Aber da ich mein ganzes Erwachsenenleben lang meditiert hatte, wusste ich, dass ich meine eigene Methoden anwenden und herausfinden musste, was ich fühlte, bevor ich es rundweg ablehnte.

Nach dem Spaziergang suchte ich mein stilles Zimmer auf, um zur Stillen Inneren Kraft zu finden, eine Übung, die mich mit meiner Inneren Intelligenz verbindet. Mit Innerer Intelligenz meine ich den Ort in uns selbst, wo es keinen Zweifel gibt. Manche Leute beschreiben die Stille Innere Kraft gerne als Form der Intuition, andere sagen, dass ihr Herz spricht, wieder andere nennen sie ihre innere Stimme. Wenn Sie sich Ihren Geist als Ihr Ego vorstellen, betrachten Sie die Stille Innere Kraft als weitere Bewusstseinsebene; an diesem Ort erhalten Sie Zugang zu Gaben und Einsichten, die Ihnen sonst verwehrt bleiben. Zwischen Kopf und Herz besteht eine Trennung; manchmal ist das schon fast wie ein Bürgerkrieg. Bei den meisten Menschen ist der Kopf Herr über alle Entscheidungen; er hat gerne die Kontrolle und lässt uns an allem zweifeln, was über seinen Herrschaftsbereich hinausgeht. Unser Herz ist ein Ort jenseits des Physischen, wo unsere fünf Sinne von etwas Größerem übertroffen werden. Damals hoffte ich allerdings, dass mein Gefühl nur eine vorübergehende Laune war.

Viele Menschen sperren sich dagegen, auf etwas anderes zu hören als ihren Kopf. Wir lernen, unseren logischen Verstand zu benutzen; alles andere als die Vernunft wird meist herabgesetzt oder verspottet. Die Leute können viel leichter akzeptieren, im Kopf zu sein statt im Herzen. Die Stille Innere Kraft, das wusste ich, würde mich zu meinem Herzen und darüber hinaus führen.

Da ich diese Technik schon lange praktiziere, kann ich leicht zwischen meinem Ego und meiner Inneren Intelligenz unterscheiden. Jeder kann diese Verbindung durch die Stille Innere Kraft herstellen. Wie ich tausenden von Menschen gezeigt habe, sind auch Sie nur ein paar Schritte von diesem Ort entfernt. Und so unternahm ich am 28. Mai 2002 eine fünfzehnminütige Reise zu mir selbst, die mich schließlich tausende Kilometer weit weg führen sollte.

Ich entspannte mich in meinem stillen Zimmer und machte Atemübungen, bevor ich meine Aufmerksamkeit von meinem Kopf zu meinem Herzen lenkte. Dort angekommen hörte ich zu und fand den Weg zu einer Intelligenz, die zu mir sprach. Die Botschaft war unmissverständlich: Ich musste nach New York. Es gab keinen Zweifel. Die meisten von uns führen ein kopfgesteuertes Leben und haben ihr inneres Gleichgewicht verloren. Die Methode, um zur Stillen Inneren Kraft zu gelangen, schafft eine Verbindung zwischen Kopf und Herz und schenkt uns eine Perspektive, die uns im Alltag oft abhandenkommt. Wenn Sie sich mit Ihrem Herzen verbinden, verschwinden Zweifel. Menschen, die diese Methode nicht anwenden, kommen oft zu Ergebnissen, die sie ihrer “Intuition” oder einem “Gefühl” zuschreiben. Die Stille Innere Kraft ist jedoch mehr als Zufall, Intuition oder ein Bauchgefühl. Sie ist eine Verbindung, mit der Sie Zugang zu Ihrer Inneren Intelligenz erhalten und eine Weisheit entdecken, die unserem Geist oft verborgen bleibt.

Bei Angelegenheiten, in denen Sie sich nicht ganz sicher sind, nimmt die Stille Innere Kraft Ihren Entscheidungen die Unsicherheit. Wenn Sie Angst haben, verschafft sie Ihnen eine Perspektive, die Ihnen Frieden schenkt. Jeder, der nach Antworten über sich selbst oder Situationen sucht, wird von dieser Methode profitieren. Aber wundern Sie sich nicht, wenn Sie unerwartete Antworten erhalten. Ihr Herz weiß Dinge, von denen Ihr Geist nichts ahnt oder die Ihr Ego versucht zu vertuschen.

Da ich die Stille Innere Kraft schon unendlich oft eingesetzt hatte und sie die Richtschnur in meinem Leben war, konnte ich ohne den geringsten Zweifel aufbrechen. Allen, die Neulinge in dieser Methode sind, rate ich dringend, sie regelmäßig zu üben, denn je mehr Sie das tun, umso deutlicher spüren Sie, wenn Sie in Ihrem Kopf statt in Ihrem Herzen sind. Sie werden nicht immer die Antwort erhalten, die Sie sich wünschen, denn so arbeitet die Innere Intelligenz nicht, aber wenn sie zu Ihnen spricht, gibt es