Anmerkungen

1 Marcuse, Versuch, 61.

2 Schneider, Rebellion, 194.

3 Wagner, Ohne Kursbuch.

4 Seit 1970 erschien das Kursbuch zwar nicht mehr im Suhrkamp Verlag, wurde aber – in verschiedenen Verlagen – bis zu seiner letzten Nummer im Juni 2008 weiter herausgegeben. Von Heft 21 an erschien es im neugegründeten Kursbuch Verlag über den Vertrieb von Klaus Wagenbach. 1973 gelangte die Zeitschrift zum neugegründeten Rotbuch Verlag, wo sie bis 1990 erschien, um dann zum Rowohlt Verlag zu wechseln. Die entscheidenden Köpfe in den achtziger und neunziger Jahren waren der von Anfang an beteiligte Redakteur Karl Markus Michel, der 2000 verstarb, und Ingrid Karsunke, die seit 1968, damals noch unter ihrem Mädchennamen Heckl, als Kursbuch-Mitarbeiterin die Redaktion gemeinsam mit Michel bestritt. Die letzte Heimat fand das Kursbuch von 2005 bis zum Juni 2008 im Zeit Verlag, wo es zuletzt von Michael Naumann und Tilmann Spengler herausgegeben wurde. Spengler war bereits seit 1980 in der Kursbuch-Redaktion, und – nach Michels Tod – der entscheidende Kursbuch-Macher. Der Zeit Verlag meldete im Juni 2008, dass das Kursbuch aufgrund ökonomischer Unrentabilität eingestellt werde. Die Pressesprecherin des Verlags betonte, man sehe »keine wirtschaftliche Basis für die Fortführung des Titels« (vgl. Anonymus, »Kursbuch« wird eingestellt); vgl. zum Ende des Kursbuchs und dessen Interpretation auch Feddersen, Verglühter Leitstern; Widmann, Consummatus; Schmid, Auf und Ab; Wittstock, »Kursbuch« in den Konkurs.

5 Kursbuch. L’opposizione extraparlamentare, hg. v. Giorgio Backhaus, Milano 1969: Mondadori. Der Band enthält Beiträge von Enzensberger, Yaak Karsunke, Reinhard Lettau, Martin Walser, Peter Weiss und anderen.

6 Enzensberger an Alfred Andersch, Brief vom 25. 9. 1964, in: DLA: A Andersch 79/5363.21.

7 Enzensberger an Hans Paeschke, Brief vom 25. 8. 1964, in: DLA: D Merkur.

8 Von mir in Zitaten vorgenommene Auslassungen und Anmerkungen werden durch eckige Klammern angezeigt.

9 Bohrer, Revolution als Metapher, 283f.

10 Zu dieser Fehlinterpretation vgl. insbesondere 178-220 in diesem Buch.

11 Der Begriff des ›Intellektuellen‹ wird an dieser Stelle zunächst noch undefiniert verwendet. Eine analytische Begriffsklärung gibt das Schlusskapitel.

12 Michel an Christian Sprangenberg, Brief vom 20. 1. 1970, in: SUA: Korrespondenz Kursbuch, 1969/70.

13 Enzensberger an Alfred Andersch, Brief vom 16. 11. 1960, in: DLA: A Andersch 78/5363/2.

14 Vgl. besonders harsch Günter Blöckers Besprechung von Uwe Johnsons Prosasammlung Karsch und andere Prosa, die unter dem Titel Uwe Johnsons anderes Deutschland im Merkur 18 (1964), 590-592, erschien (wieder abgedruckt in: Gerlach/Richter (Hg.), Uwe Johnson, 201-204).

15 Pars pro toto bezeichnete Friedrich Sieburg die Gruppe 47 im November 1959 in einer Besprechung von Peter Rühmkorfs Irdisches Vergnügen in g unter dem Titel Ein lustiger Gesell schlicht als »Enzensberger und Genossen« (nachgedruckt in Sieburg, Zur Literatur, 170-173, hier 171).

16 Borchert, Draußen vor der Tür, 165.

17 Berg u.a., Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 599f.

18 Kröll, Anverwandlung, 249.

19 Fischer, Dominante Muster, 187.

20 Büttner, Von Benn zu Enzensberger, 68.

21 »Aber die Form«, so Benn, »ist ja das Gedicht. Die Inhalte eines Gedichtes, sagen wir Trauer, panisches Gefühl, finale Strömungen, die hat ja jeder, das ist der menschliche Bestand, […] aber Lyrik wird daraus nur, wenn es in eine Form gerät, die diesen Inhalt autochthon macht, ihn trägt, aus ihm mit Worten Faszination macht« (Benn, Probleme der Lyrik, 20).

22 Fischer, Dominante Muster, 190. Vgl. dazu auch Vormweg, Literatur, 58.

23 Berg u.a., Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 586f.

24 Holthusen zählte neben Sieburg und Blöcker zu den zentralen Kritikern der Gruppe 47. Enzensberger widmete ihnen seine Polemik Die literarische Regierungspartei.

25 Holthusen, Vollkommen sinnliche Rede, 51.

26 Fischer, Dominante Muster, 192-196.

27 Ebd., 203.

28 Ebd., 205. Dies kann exemplarisch gezeigt werden an der Rezeption der ersten drei Romane Wolfgang Koeppens, die sowohl formal als auch thematisch der dominanten Literaturstrategie entgegenstanden (vgl. ebd., 210).

29 Schnell, Traditionalistische Konzepte, 215.

30 Fischer, Dominante Muster, 180.

31 Zur Dominierung der jungen durch die ältere Generation vgl. auch Berg u.a., Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 578f.

32 Esselborn, Neubeginn, 232f.

33 Vgl. zum Missverhältnis zwischen einer der Gruppe 47 in den Literaturgeschichten zugeschriebenen Bedeutung und ihrer zeitgenössischen Marginalisierung in den Anfängen ihrer Treffen insbesondere Häntzschel, Literatur und Buchkultur.

34 Fischer, Die Zeit von 1945 bis 1967, 36f.

35 Andersch, Gruppe 47. Fazit, 88.

36 Arnold (Hg.), Gruppe 47, 89.

37 Gilcher-Holtey, Askese schreiben, 134f.

38 Ebd., 139f. Vgl. dazu auch Adornos Erziehungsprogramm, das der autoritären Struktur Autonomie entgegensetzen soll, »Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen«. Adorno, Erziehung nach Auschwitz, 53.

39 Gilcher-Holtey, Askese schreiben, 148. Auf dem ersten deutschen Schriftstellerkongress war außer Walter Kolbenhoff kein Mitglied der Gruppe 47 eingeladen.

40 Ebd., 151f.

41 Arnold (Hg.), Gruppe 47, 99.

42 Ebd., 105.

43 Ebd., 107.

44 Zur Bedeutung Adornos für die Gruppe 47 vgl. unter anderen Eggers, Veränderungen, 94.

45 Hans Werner Richter bringt den Minimalkonsens anlässlich des fünfzehnjährigen Bestehens der Gruppe auf den Punkt: »antifaschistisch und antiautoritär« (Richter, Fünfzehn Jahre, 13).

46 Cofalla, Richter – Anmerkungen, 67. Cofalla spricht hier von einem gemeinsamen Gruppenhabitus. Diese Terminologie übernehme ich bewusst nicht, da sie nicht im geringsten die theoretischen Implikationen einfängt, die mit dem Begriff – zumindest in der Bourdieu’schen Variante – verbunden sind. Vgl. zur kollektiven Identität der Gruppe 47 aber auch Kröll, Die »Gruppe 47«, 134-139.

47 Gilcher-Holtey, Askese schreiben, 154-157.

48 Friedhelm Kröll spricht in diesem Zusammenhang von Akkumulation sozialen Prestiges sowie dem daraus resultierenden und es weiter multiplizierenden sozialen Magnetismus (Kröll, Die »Gruppe 47«, 6).

49 Bourdieu, Art. Sozialer Raum und »Klassen«, 10.

50 Bourdieu/Wacquant, Reflexive Anthropologie, 151.

51 Bourdieu, Sozialer Raum und symbolische Macht, 149.

52 Bourdieu, Ökonomisches Kapital, 55f.

53 Ebd., 59.

54 Ebd., 61.

55 Ebd., 63.

56 Ebd., 52.

57 Gilcher-Holtey, Askese schreiben, 159.

58 Byung-Hee Rim weist auf die Neuorientierung hin, die nicht zuletzt zusammenhänge mit dem Tod von Thomas Mann (1955) sowie Gottfried Benn und Bertolt Brecht (1956). Byung-Hee Rim, Enzensberger, 56.

59 Vgl. zum Konzept der illusio Bourdieu/Wacquant, Reflexive Anthropologie, 147-151, hier 148; zur soziologisch-psychoanalytischen Rückführung der illusio auf das anthropologische Grundmoment der »Suche nach Anerkennung« vgl. Bourdieu, Meditationen, 210-214. Hier stellt Bourdieu bezüglich der familiären Sozialisation fest, dass das Sein des Subjekts ein Wahrgenommenwerden sei, »dazu verurteilt, durch die Wahrnehmung der anderen als das definiert zu werden, was es in Wahrheit ist.« Hierin könne man, so Bourdieu, »die Wurzel der Zwieschlächtigkeit des symbolischen Kapitals« sehen (ebd., 212f.).

60 Bourdieu, Sozialer Sinn, 205-207.

61 So Vormweg, Die Kritiker, 246.

62 Bereits 1967 Helbig, Die politischen Äusserungen. Helbig weist anhand ausgewählter Anthologie-Beiträge und Unterschriften zu Manifesten ein besonders starkes Engagement bei Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Walter Jens, Hans Werner Richter und Martin Walser nach (ebd., 239f.).

63 Liehr, Von der Aktion, 140-158.

64 Staiger, Literatur und Öffentlichkeit, 91.

65 Ebd., 93.

66 Ebd., 96.

67 Unter anderen von Hugo Leber, Werner Wollenberger, Max Frisch, Hans Rudolf Hilty, Karl Heinz Bohrer.

68 Neben Hans Magnus noch die Brüder Christian (1931-2009), Martin (1936 geboren) und Ulrich (1944 geboren).

69 Lau, Enzensberger, 14.

70 Vgl. Barbey, Unheimliche Fortschritte.

71 Vgl. dazu 108-119 in diesem Buch.

72 Hans Magnus Enzensberger, Brentanos Poetik, München 1961: Hanser.

73 Vgl. zum Konzept der Bewusstseins-Industrie 108-119 in diesem Buch.

74 Dietschreit/Heinze-Dietschreit, Enzensberger, 13.

75 Hickethier, Literatur und Massenmedien, 125, 134.

76 Gilcher-Holtey, Askese schreiben, 158f.

77 Spiegel vom 6. 3. 1957, 48-51; vgl. dazu auch Lau, Enzensberger, 80ff.; Dietschreit/Heinze-Dietschreit, 13. Vgl. auch 108-119 in diesem Buch.

78 Enzensberger, Die Sprache des Spiegel, 85.

79 Enzensberger an Joachim Moras, Brief vom 28. 2. 1957, in: DLA: D Merkur.

80 Enzensberger, Die Sprache des Spiegel, 70.

81 Bourdieu, Ökonomisches Kapital, 63.

82 Wer sich selbst, so Bourdieu, einen Namen gemacht hat, befindet sich im Besitz von Konsekrationskapital, das »die Macht zur Konsekration von Objekten […] und von Personen […] beinhaltet, Macht also, Wert zu verleihen« (Bourdieu, Regeln, 239). Enzensberger kann also – symbiotisch – in Allianz mit Höllerer Kapital erhöhen (sein eigenes durch Höllerers und das von Höllerer durch seinen »neuen Beitrag« zum literarischen Feld). Zu dieser Art gegenseitiger Kapitalakkumulation vgl. ebd., 271f.

83 So 1955 die ersten veröffentlichten Verse Enzensbergers in der Zeitschrift Akzente: Enzensberger, lock lied.

84 Lau, Enzensberger, 38-42. Enzensberger wurde zu einem der wichtigen Teilnehmer der Gruppe. Da es sich bei der Gruppe 47 um eine nicht juristisch institutionalisierte Zusammenkunft von Akteuren handelt, kann man hier nicht von Mitgliedern sprechen. Heinz Ludwig Arnold hat aber – anhand der Analyse nach Teilnahmehäufigkeit von Schriftstellern an den Gruppentagungen – Enzensberger der Kategorie zugeordnet: »Seit der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre neu hinzugekommen und in der Gruppe teilweise dominierend« (Arnold [Hg.], Gruppe 47, 164).

85 Unseld, Suhrkamp, 188.

86 Waschzettel in Enzensberger, verteidigung.

87 Brecht, Über die Notwendigkeit von Kunst, 126.

88 Enzensberger, Scherenschleifer und Poeten, 144.

89 Alfred Andersch, 1 (in Worten: ein) zorniger junger Mann, 16f.

90 Zu Anderschs Unterstützung von Enzensberger vgl. auch Joch, Bruderkämpfe, 342f.

91 Zit. n. Lau, Enzensberger, 46.

92 1957, im Jahr der Heirat von Enzensberger und seiner ersten Frau Dagrun, einer geborenen Kristensen, im Jahr auch der Geburt der gemeinsamen Tochter Tanaquil, bezogen die Enzensbergers eine erste gemeinsame Wohnung im norwegischen Stranda. Vor dem Umzug nach Tjøme im Herbst 1961, einer norwegischen Insel am Oslofjord, war Enzensberger 1959 in Italien: erst mit einem Stipendium in der Villa Massimo, dann in Lanuvio. Seit Januar 1960 lebte er mit Frau und Tochter in der Frankfurter Westendstraße 88, da er in dieser Zeit als Lektor im Suhrkamp Verlag arbeitete. In den sechziger Jahren hatten die Enzensbergers ihre Wohnsitze auf Tjøme, seit Ende 1965 auch in Berlin-Friedenau (in der Fregestraße 19, unweit der Wohnungen von Günter Grass und Uwe Johnson). Auch nach der Trennung von Dagrun lebte Enzensberger in Berlin. In den sechziger Jahren war Enzensberger viel auf Reisen. Gerade in der Zeit seiner Herausgeberschaft des Kursbuchs war er unterwegs, um die Zeitschriftenpläne zu betreiben, auch um Autoren für den Suhrkamp Verlag zu akquirieren. Längere Aufenthalte verbrachte er 1967 in den USA, 1968/69 auf Cuba, auch in Moskau war er wiederholt.

93 verteidigung der wölfe (1957); landessprache (1960); blindenschrift (1964).

94 Assmann (Hg.), Georg-Büchner-Preis, 156.

95 Ebd.

96 Vgl. zur Rolle Heines als Prototyp des Intellektuellen für die Intellektuellen Deutschlands nach 1945 Habermas, Heinrich Heine.

97 Andersch, »Landessprache«, 68.

98 Enzensberger, Darmstadt, 15.

99 »Mit dem Nationalismus also ist es gottlob vorbei«, versichert Enzensberger (ebd., 17).

100 Vgl. dazu Uwe Johnson an Unseld, Brief vom 10. 11. 1963, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 309-311, hier 310f.

101 Enzensberger, Darmstadt, 21.

102 Ebd., 26.

103 Münchner Volksbote vom 2. 11. 1963, zit. n. Assmann (Hg.), Georg-Büchner-Preis, 158. Dort wird auch von dem erfolglosen Versuch einer CDU-Stadträtin berichtet, die durchsetzen wollte, zumindest einem Stadtverordneten Sitz und Stimme in der Jury zu geben. Dies ist ein klassisches Beispiel politischen Heteronomisierungsbestrebens bezogen auf ein Feld relativer Autonomie.

104 Zit. n. Assmann (Hg.), Georg-Büchner-Preis, 158.

105 Joch, Bruderkämpfe, 386.

106 Vgl. Hamm, Opposition, 253. Enzensberger spendete die Preisgeldsumme von 6000 DM, um Personen, »die wegen ihrer politischen Gesinnung in der Bundesrepublik vor Gericht gestellt worden sind«, unterstützen zu können (vgl. nur Lau, Enzensberger, 230). In seiner Rede, die er am 16. März 1967 hielt, um zu begründen, warum er das Preisgeld dergestalt investiert, verwies Enzensberger auf die »Möglichkeit der Kultur«. Im Nationalsozialismus seien es nicht die Akademiker gewesen, die Möglichkeit von Kultur bewahrt haben, sondern Menschen wie der Heizer Hieronymus, »kein Kulturträger, kein Amtswalter und kein Blockwart. […] Was die Richter ihm vorwarfen, weiß ich nicht. War es Zersetzung der Wehrkraft, […] war es Landesverrat […]? Und was ist ihm dafür zuteil geworden? Ich weiß es nicht. Aber fest steht, daß es kein Kulturpreis war.« Enzensberger, Rede vom Heizer Hieronymus, 223. Die Rede blieb nicht ohne Folgen. Der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz erwiderte in der Süddeutschen Zeitung, und im Bundestag gab es eine Anhörung zu Enzensbergers Rede unter der Frage, ob es stimme, dass in der Bundesrepublik Menschen wegen ihrer politischen Gesinnung vor Gericht gestellt würden. Das Bundestagsprotokoll, der Leserbrief von Günther Nollau, die Rede von Enzensberger, ferner ein Brief von Enzensberger an den Justizminister Heinemann und eine genaue Dokumentation über die Personen, denen Enzensberger sein Preisgeld hat zukommen lassen, also ihre Geschichten und teilweise abstrusen Justizabläufe sind veröffentlicht in der von Bernward Vesper herausgegebenen VoltaireFlugschriften-Reihe als Band 11 (Enzensberger, Staatsgefährdende Umtriebe).

107 Vgl. dazu Frankfurter Rundschau vom 3. 6. 2002. Als Gewinn symbolischen Kapitals mittels Ablehnung eines Preises interpretiert Bourdieu auch die Ablehnung des Nobelpreises durch Sartre (vgl. Bourdieu, Satz und Gegensatz, 28f.).

108 Vgl. 223-238 in diesem Buch.

109 Enzensberger, Offener Brief an den Präsidenten der Wesleyan University, 237.

110 Vgl. zu Enzensberger und Cuba 222ff. in diesem Buch.

111 Sieburg, In einem anderen Land.

112 Zu Sieburgs Artikel vgl. auch Leggewie, Kofferträger, 188-192.

113 zu Sieburg vgl. Uhrig, Art. Sieburg.

114 Sieburgs Abneigung gegen die Gruppe 47 kommt besonders deutlich in Reinhard Lettaus Anthologie zur Gruppe 47 aus dem Jahr 1967 zum Ausdruck. Lettau plante, Artikel von Sieburg in seiner Textsammlung abzudrucken, in denen dieser sich mit der Gruppe 47 auseinandergesetzt hatte (allein Sieburgs Titel sprechen Bände: Kriechende Literatur, Literarischer Unfug). Die Rechtsnachfolger Sieburgs, der 1964 gestorben war, verboten jedoch den Abdruck, so dass Lettau Sieburg nur vermittelt über Auszüge in den Fußnoten dokumentieren konnte.

115 Cohen-Solal, Sartre, 643.

116 Hamon/Rotman, Les porteurs de valises, 36f.

117 Cohen-Solal, Sartre, 563.

118 Zu genaueren Angaben über einige der französischen Intellektuellen vgl. 47-58 in diesem Buch.

119 Cohen-Solal, Sartre, 564.

120 Vgl. Mascolo u.a., Appel du comité d’action contre la poursuite de la guerre, 65.

121 Zit. n. Cohen-Solal, Sartre, 566.

122 Ebd., Sartre, 565.

123 Zit. n. Winock, Das Jahrhundert der Intellektuellen, 688.

124 Französisch im Original: »Si Jeanson m’avait demandé de porter des valises ou d’héberger des militants algériens, et que j’aie pu le faire sans risque pour eux, je l’aurais fait sans hésitation« Zit. n. Bident, Blanchot, 400.

125 Abgedruckt in Sirinelli, Intellectuelles et passions françaises, 214.

126 Eine genaue Rekonstruktion nicht nur der Entstehung des Manifests, sondern auch eine Schilderung der Gegenmanifeste von konservativer Seite – sowie einen Überblick von der Comité-Gründung 1955 bis zum Manifeste des 121 – bietet unter der treffenden Kapitelüberschrift Guerre d’Algérie, guerre des pétitions? Sirinelli, Intellectuelles et passions françaises, 193-224. Detailliert und konzis dazu auch Schmidt, Die unmögliche Gemeinschaft; vgl. weiter Bident, Blanchot, 391-402.

127 Zu den sofort beschlagnahmten Zeitungen, die das Manifest abdruckten, gehörten Verité-Liberté, Témoignages et Documents, La Voie communiste (dazu vgl. Bident, Blanchot, 399, Anm. 1).

128 Cohen-Solal, Sartre, 637.

129 Französisch im Original: »Nous respectons et jugeons justifié le refus de prendre les armes contre le peuple algérien. Nous respectons et jugeons justifiée la conduite des Français qui estiment de leur devoir d’apporter aide et protection aux Algériens opprimés au nom du peuple français. La cause du peuple algérien, qui contribue de façon décisive à ruiner le système colonial, est la cause de tous les hommes libres.« Déclaration sur le droit à l’insoumission, 86.

130 Sieburg, In einem anderen Land. Enzensberger betrachtete Sieburgs FAZ-Kommentar als Symptom für eine allgemeine Tendenz in der Bundesrepublik: »ich habe den eindruck, daß sich die politische lage in deutschland zuspitzt. nach der wahl kennedys ist in bonn ein zustand eingetreten, der an panik grenzt. bei den bundestagswahlen im kommenden jahr werden wir hier sauereien erleben, wie sie seit dem ende des krieges nicht erhört waren« (Enzensberger an Alfred Andersch, Brief vom 16. 11. 1960, in: DLA: A Andersch 78/5363/2).

131 Zit. n. Berbig, Johnsons Unterschrift, 16.

132 Richter, Briefe, 316.

133 Andersch hatte bereits 1958 ein Hörspiel gegen den Algerienkrieg geschrieben, das, zunächst verboten, später doch gesendet wurde. Vgl. dazu Reinhardt, Andersch, 312.

134 Diese Schwerpunktsetzung hatte Enzensberger angeregt, der zudem davor warnte, direkt den Algerienkrieg zu kritisieren und zudem strafrechtliche Befürchtungen äußerte. Vgl. dazu auch Richter, Briefe, 316.

135 Enzensberger an Alfred Andersch, Brief vom 28. 10. 1960, in: DLA: A Andersch 78/5363/1.

136 So urteilt zumindest Berbig, Johnsons Unterschrift, 20. Den Unterschied der beiden Petitionen resümiert Berbig sic: »War das eine ein Strategiepapier [das von Frisch und Andersch], so das andere ein kaum gedrosselter Protest [das von Richter und Enzensberger], wurde hier taktiert, forderte man dort kaum verhohlen. Das biss sich nicht. Im glücklichsten Falle konnte es zusammen wirken – vorausgesetzt, man glaubt an die Wirksamkeit solcher Aktionen.« Berbig, Johnsons Unterschrift, 21. Sehr zu Recht hebt Berbig in seinem kleinen Text hervor, dass es erstaunlich sei, dass Johnson seine Unterschrift zu der Resolution gab, gerade, wenn man diese Aktion mit seinem Text Über eine Haltung des Protestierens in Kursbuch 9 kontrastiert. Berbig erklärt dies, so zumindest eine vorsichtig angedeutete Hypothese, mit Johnsons »noch sehr frischen Erinnerungen an die DDR«. Berbig, Johnsons Unterschrift, 24. Vgl. zur Entstehung der deutschen Manifeste auch Abmeier/Bajohr, »Betr: Brief an Minister Malraux«.

137 Erklärung zum Algerien-Krieg.

138 Offener Brief an André Malraux.

139 Ebd., 453.

140 Vgl. Alfred Andersch und Max Frisch an verschiedene Empfänger, undatierter Brief, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6933. Neben Max Frisch und Alfred Andersch selbst unterzeichnen Theodor W. Adorno, Ilse Aichinger, Stefan Andres, Ingeborg Bachmann, Karl Barth, Heinrich Böll, Friedrich Dürrenmatt, Günter Eich, Hans Magnus Enzensberger, Gertrud von le Fort, Albrecht Goes, Hans Werner Henze, Hermann Hesse, Wolfgang Hildesheimer, Walter Jens, Erich Kästner, Hermann Kesten, Marie Luise Kaschnitz, Eugen Kogon, Golo Mann, Hans Werner Richter, Luise Rinser, Arno Schmidt, Martin Walser, Werner Weber. Paul Schallück, dessen Unterschrift nicht mit der Erklärung veröffentlicht wurde, hatte, so geht aus einem Schreiben von Frisch an Andersch hervor, sehr wohl darum gebeten, zum Kreis der Unterzeichner hinzugenommen zu werden. Dass es unterblieb, war wohl ein Versehen. Vgl. Max Frisch an Alfred Andersch, Brief vom 5. 12. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6935.

141 Dolf Sternberger an Alfred Andersch und Max Frisch, Brief vom 4. 11. 1960, in: DLA: A Sternberger, Mappe 1000, HS.1989.0010.00977.

142 Karl Jaspers an Alfred Andersch und Max Frisch, Brief vom 26. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6956.

143 Rudolf Pechel an Alfred Andersch und Max Frisch, Brief vom 26. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6969.

144 Luise Rinser an Max Frisch, Brief vom 28. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6971.

145 Theodor W. Adorno an Alfred Andersch und Max Frisch, Brief vom 4. 11. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6941.

146 Enzensberger an Max Frisch, Brief vom 26. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6951.

147 Vgl. Hans Werner Richter an Alfred Andersch, Brief vom 26. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6970.

148 Vgl. Hans Werner Richter an Max Frisch, Brief vom 26. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6970.

149 Auch in Frankreich muss es genau um dieses Detail eine Diskussion bei der Anfertigung des Manifeste des 121 gegeben haben. Ein früherer Entwurf hatte nämlich statt »Déclaration sur le droit« »Déclaration sur le devoir« getitelt: ein entscheidender Unterschied (vgl. Surya [Hg.], Avec Dionys Mascolo, 84).

150 Alfred Andersch an Hans Werner Richter, Brief vom 31. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6931.

151 Hans Werner Richter an Alfred Andersch, Brief vom 26. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6970.

152 Vgl. Alfred Andersch an Hans Werner Richter, Brief vom 31. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg 78/6931.

153 Kröll, Die konzeptbildende Funktion.

154 Zur Beschreibung der Gruppentagung in Aschaffenburg vgl. Heißenbüttel, Und es kam Uwe Johnson.

155 Zit. n. Cohen-Solal, Sartre, 637.

156 Vgl. dazu Feltrinelli, Senior Service, 234.

157 Vgl. dazu ebd., 231.

158 Vgl. Alfred Andersch an Elio Vittorini, Brief vom 8. 11. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg, 78/6932/2; Elio Vittorini an Alfred Andersch, Brief vom 24. 10. 1960, in: DLA: A Andersch/Algerien-Krieg, 78.6939/1.

159 Für den Begriff der Repräsentation hat Roger Chartier ausgeführt, dass sich »drei Modalitäten sozialen Weltbezugs in Verbindung bringen« lassen: »erstens jene Zerlegung und Klassenbildung, welche die vielfältigen intellektuellen Konfigurationen schafft, mit denen die jeweiligen Gruppen ihre – divergenten – Realitäten konstruieren; zweitens jene Praktiken, die eine gesellschaftliche Identität zur Geltung bringen, eine bestimmte Art des In-der-Welt-Seins vorführen, Status und Rang symbolisieren sollen; drittens die institutionalisierten und objektivierten Formen, mit deren Hilfe bestimmte ›Repräsentanten‹ (kollektive Instanzen oder Einzelindividuen) in sichtbarer und beständiger Weise die Existenz der Gruppe, der Klasse oder der Gemeinschaft bekunden.« Chartier, Kulturgeschichte zwischen Repräsentation und Praktiken, 15.

160 Internationale Zeitschriften gab es natürlich auch schon vorher. 1948 beispielsweise gründete eine italienische Gräfin, Marguerite Caetani, die in den Sprachen Italienisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Englisch erscheinende Zeitschrift Botteghe Oscure. Bis 1960 erschien diese Zeitschrift zwei Mal im Jahr, deutsche Beiträge wurden in den Frühjahrsheften aufgenommen. 1958/59 betreute Ingeborg Bachmann gemeinsam mit Paul Celan die deutsche Abteilung, 1960 übernahm diese Aufgabe Hans Magnus Enzensberger (vgl. die Anmerkungen in Celan/Sachs, Briefwechsel).

161 Im Gespräch als potenzielle Mitarbeiter waren von deutscher Seite auch die von Grass vorgeschlagenen Volker Klotz, Herbert Heckmann und Walter Höllerer (vgl. Rundbrief von Uwe Johnson vom 28. 8. 1962, in: UJA: IZ II, 38) sowie Alfred Andersch (vgl. Helmut Heißenbüttel an Uwe Johnson, Brief vom 22. 8. 1962, in: UJA: IZ II, 37).

162 Elio Vittorini, 1908 in Syrakus geboren, 1942 in den italienischen Widerstand und 1945 in die Kommunistische Partei eingetreten, gründete und leitete von 1945 bis 1947 unter maßgeblicher Beteiligung Franco Fortinis die Kulturzeitschrift Il Politecnico (im gleichen Jahr wie Sartres Les Temps Modernes – beide Zeitschriften nehmen einen regen Textaustausch auf). Nachdem die Partei ihnen 1947 die finanzielle Unterstützung für die Zeitschrift entzogen hatte, trat Vittorini wieder aus der Partei aus – Fortini war nie eingetreten. Im Mailänder Verlag Einaudi leitete Vittorini die Reihe I Gettoni, in der unter anderen auch sein Freund Italo Calvino publizierte. Seit 1959 gab er mit Calvino gemeinsam Il Menabò heraus (vgl. auch die Anm. zu Calvino). Bis zu seinem Tod im Februar 1966 arbeitete er für Einaudi und Mondadori und gab dort die maßgeblichen Buchreihen heraus. Zu Vittorini vgl. insbesondere die informierte Studie von Panicali, Vittorini. Vittorini, das ist nicht zu unterschlagen, war dem Kern der französischen Gruppe durch enge Freundschaft verbunden. Vgl. zu der Bedeutung der Freundschaft in Bezug auf die Revue Internationale insbesondere Schmidt, Die unmögliche Gemeinschaft.

163 Leonetti, 1924 in Cosenza geboren, arbeitete zeitweise auch an der von Vittorini und Calvino herausgegebenen Zeitschrift Il Menabò mit (vgl. auch die Anm. zu Calvino). Gemeinsam mit Leonetti, Pasolini und Fortini arbeitete er seit 1953 auch als Redakteur für die experimentierfreudige Zeitschrift Officina. Vgl. Hardt, Geschichte der italienischen Literatur.

164 Sowohl Pasolini, 1922 in Bologna geboren und nur bis 1950 in der Kommunistischen Partei, als auch Moravia, 1907 in Rom geboren, schrieben eher traditionell, wenngleich Pasolini in einer stark dialektal ausgerichteten Variante. Beide sind aber um 1960 sehr geschätzte, konsekrierte und mit viel symbolischem Kapital ausgestattete Akteure des italienischen Feldes, so dass ihre – zumindest offizielle – Mitarbeit an der Revue in den Augen der anderen von großem Vorteil ist. Weder aus der Korrespondenz noch aus der bisherigen Forschung zur Revue lässt sich auf eine aktive oder gar intensive Mitarbeit der beiden an der Zeitschrift schließen. Zu Moravia und Pasolini vgl. auch Hardt, Geschichte der italienischen Literatur; ferner Peterson, Moravia; auch Jori, Pasolini.

165 Franco Fortini, 1917 in Florenz geboren, Sozialist aber nie Mitglied oder Anhänger der Kommunistischen Partei, gründete 1955 die Zeitschrift Ragionamenti, die Plattform für die »nuova sinistra« Italiens. Fortini freundete sich mit Enzensberger an, der 1963 als ersten Gedichtband von Fortini Poesie ins Deutsche übertrug und mit einem Nachwort versah, in dem Enzensberger festhielt, dass die »permanente Prüfung seiner selbst und der Gesellschaft, in der er lebt,« für die Ästhetik Fortinis »nicht ohne Folgen geblieben« sei (Enzensberger, Nachwort, in: Fortini, Poesie, 84).

166 Italo Calvino, 1923 auf Cuba geboren, 1944 in den italienischen Widerstand und die Kommunistische Partei eingetreten, arbeitete ab 1946 für das Mailänder Verlagshaus Einaudi, wo er 1955 leitender Lektor wurde. Im Verlag erschienen auch seine Bücher. 1957 trat er wegen des Einmarsches der sowjetischen Truppen 1956 in Ungarn aus der Kommunistischen Partei aus. Ab 1959 gab er gemeinsam mit Elio Vittorini die Zeitschrift Il Menabò heraus, die 1964 auch die Nullnummer der geplanten Revue Internationale publizierte. Zu Calvino vgl. von 1973 aber sehr gut Calligaris, Calvino; vgl. neuer auch Daros, Calvino; zu seiner Poetik knapp und präzise Schulz-Buschhaus, Zwischen »resa« und »ostinazione«.

167 Als Reaktion auf De Gaulles V. Republik gab Mascolo gemeinsam mit Jean Schuster, der auch schon das in Kapitel 2.3 erwähnte Comité mitbegründet hatte und maßgeblich am Manifeste des 121 beteiligt war, die Zeitschrift Le 14 Juillet heraus. Nach drei Ausgaben aber wurde die Zeitschrift wieder eingestellt. Vgl. hierzu Surya, Présentation, 163f.

168 Maurice Nadeau gründete 1953 die bei Julliard erscheinende Zeitschrift Lettres Nouvelles.

169 Die Schriftsteller, die hier mit der deutschen Redaktion antreten, eine internationale Zeitschrift auf den Weg zu bringen, sind in ihren nationalen Feldern Inhaber dominierter objektiver Positionen. In Italien sind die dominierenden Schreibweisen der Neorealismus, der auch von der KP Italiens geduldet wird, und eine hermetische reine Literatur. Die Poesie ist die legitimste Gattung. Die Schriftsteller, die vor dem Krieg dominierten, schließen unmittelbar nach dem Krieg wieder an. Sartre dominiert das französische literarische Feld. Seinem Konzept einer »engagierten Literatur« gesellen sich neue Konzepte einer reinen Literatur hinzu, die ab Mitte der fünfziger Jahre und Anfang der sechziger Jahre insbesondere durch die wieder gegründete Nouvelle Revue Française (1953) und dann schließlich von 1960 an durch die von Philippe Sollers begründete auf Nietzsche anspielende Zeitschrift Tel Quel vertreten werden. Hierzu vgl. Boschetti, Vom Engagement zum Experimentalismus; dies., Sartre et »Les Temps Modernes«; Sapiro, Das französische literarische Feld; dies., Forms of politicization; Kauppi, The Making of an Avant-Garde. Gegen die verschiedenen Ausprägungen der »reinen Literatur« kämpft, mobilisiert durch das Schockjahr 1956 und den Algerienkrieg, also anti-parteikommunistisch wie anti-kolonialistisch, die Gruppe um die Franzosen an, die als französische Redaktionsgruppe in die Revue Internationale eintreten wird. Was sie verbindet, ist nicht nur die Überzeugung, dass eine neue Form der »engagierten Literatur«, in Abgrenzung zu Sartre, nötig sei, sondern auch eine dichte persönliche Freundschaft. (Gisèle Sapiro, die schon die Struktur des literarischen Feldes in einer groß angelegten Studie zum Feld der Jahre 1940-1953 angelegt hat [vgl. Sapiro, La guerre des écrivains], skizziert die Bedeutung persönlicher Kontakte in ihrem Artikel zum literarischen Feld in Frankreich bis 1970. Was sie für die sogenannten »Ästheten« entwickelt, gilt, das hat Roman Schmidt dezidiert in seiner Studie Die unmögliche Gemeinschaft herausgearbeitet, auch für die groupe rue Saint-Benoît, also die Gruppe um Blanchot, Mascolo, Duras und ihren Mann Antelme, benannt nach der Straße, in der Duras und Antelme wohnen: »Diese Art der Soziabilität begünstigt die Personalisierung der sozialen Beziehungen und die Aufwertung des persönlichen Charismas, die das literarische Feld im Gegensatz zur bürokratischen Welt kennzeichnen, in der unpersönliche Regeln herrschen und in der die Individuen als austauschbar gelten.« [Sapiro, Das französische literarische Feld, 61]) Typischer Ausdruck eines auf persönlichen Beziehungen aufbauenden Kommunikationszusammenhangs, in dem eine bestimmte Art der »engagierten Literatur« vertreten wird, ist die Literaturzeitschrift. Die Intellektuellenkonzeption des »engagierten Intellektuellen« und damit zusammenhängend das Konzept einer »littérature engagée« kann in Frankreich auf eine lange Tradition zurückblicken. Sartre kann daran anknüpfen. In Italien ist die Allianz von Politik und Literatur nach dem Krieg zunächst durch das Zusammengehen vieler Schriftsteller mit dem Faschismus diskreditiert. Die linken Schriftsteller Italiens werden zudem von der Kommunistischen Partei, in die sie zu einem Großteil in den vierziger Jahren ein- und spätestens nach dem Schockjahr 1956 wieder aus dieser austreten, für ihre Schreibweisen kritisiert. Gerade Calvinos und Vittorinis Büchern wird das Etikett der bürgerlichen und dekadenten Literatur angeheftet. 1961 bringen Calvino und Vittorini ein Heft ihrer Zeitschrift Il Menabò zum Thema Industrie und Literatur heraus. Was sie präsentieren ist nun keine naturalistische oder dokumentarische Sicht auf die Arbeitswelt, sondern ein dem französischen nouveau roman und dem Marx’schen Entfremdungsgedanken geschuldeter Blick, der eher die Folgen der durch Arbeit entfremdeten Individuen fokussiert als die Ursachen. Mitte der sechziger kommen neue Akteure ins Feld: in Frankreich Tel Quel (ab 1960) und die Schriftsteller des nouveau roman, in Italien eine Gruppe, die zunächst in Il Verrí publiziert und später unter dem Namen gruppo 63 bekannt wird.

170 Vgl. Klaus Roehler an Uwe Johnson, Brief vom 3. 2. 1963, in: DLA: A Roehler. Vgl. auch Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Peter Rühmkorf, Helmut Heißenbüttel, Martin Walser, Unseld, Rundbrief vom 10. 2. 1963, in: AdK: Grass-Korr. 7074.

171 So schreibt er in einem Dionys Mascolo gewidmeten autobiographischen Text, der erstmals 1993 veröffentlicht wurde: »Who was the first to have the idea of an International Review? I think it was Vittorini, the most enthusiastic and most experienced among us« (Blanchot, For Friendship, 32).

172 Theoretisch formuliert, verband die Beteiligten, so die These, ein Set an geteilten Wahrnehmungsschemata, auf deren Basis Kommunikation möglich wurde und die Institutionalisierung einer Idee in Form einer gemeinsamen Zeitschrift machbar erscheinen ließ. Diese gemeinsame Sicht auf die soziale Welt, der die Einsicht in die Notwendigkeit einer internationalen und kollektiven Kritik folgte, mag zunächst erstaunen. Bourdieu hat oft auf die nationale Prägung des Habitus hingewiesen. »Der gemeine Menschenverstand ist weitgehend ein nationaler, weil die Mehrzahl der großen Ordnungsprinzipien bisher von Bildungseinrichtungen eingetrichtert oder verstärkt wird, deren Aufgabe es vor allem ist, die Nation als mit denselben ›Kategorien‹, also mit demselben gemeinen Menschenverstand versehene Bevölkerung zu konstruieren.« (Bourdieu, Meditationen, 124) Wie Menschen ihre Welt wahrnehmen und wie ihre Praktiken an der Wahrnehmungsarbeit beteiligt sind, dieser reziproke Prozess lässt sich mit Bourdieus Konzept des Habitus erklären. Denn Habitus, verstanden als ein »sozial konstituiertes System von strukturierten und strukturierenden Dispositionen, das durch Praxis erworben wird und konstant auf praktische Funktionen ausgerichtet ist«, ermöglicht erst eine Sicht auf die soziale Welt. Habitus als dauerhafte und übertragbare Systeme der »Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsschemata« stellen die Bedingung der Möglichkeit von Wahrnehmung, Bewertung und Handlung dar. (Bourdieu/Wacquant, Reflexive Anthropologie, 154, 160) Die an der Revue beteiligten Schriftsteller wurden vereint durch eine kritische Situation, die die Bedingung der Möglichkeit einer Synchronisierung ihrer Wahrnehmungen bereitstellte: Die Solidarisierungen anlässlich des Manifeste des 121 verdeutlichten ihnen, dass erneut und in einem gesteigerten Maße der Schriftsteller seine Autonomie und Meinungsfreiheit verteidigen und ein Forum schaffen muss, in dem er – aus der Verantwortung des Schriftstellers heraus – die Möglichkeit zur Kritik in Anspruch nehmen kann. Der Bau der Berliner Mauer ein, die Spiegel-Affäre zwei Jahre später waren weitere Ereignisse, die über den nationalen Interessenhorizont hinausgingen, ja von den Italienern und Franzosen gleichsam als globale und universale Ereignisse interpretiert wurden, deren Bearbeitung in einer spezifischen Dimension in der Revue vorgenommen werden sollte. Strukturell homolog, nahmen die Beteiligten Positionen im Feld der Macht ein, die Bourdieu als beherrschte Herrschende beschreibt. Damit war ihr Kampf ein Zweifrontenkrieg: Zum einen waren sie involviert in die Kämpfe im Feld der Macht selbst, zum anderen in die »üblichen« Definitions- und Positionskämpfe in ihrem je originären literarischen Feld. Diese Grundstruktur lässt sich in der Bundesrepublik, Italien und Frankreich beobachten, doch waren es bis Ende der fünfziger Jahre stark national geprägte Kämpfe. Es gab zwar bereits vorher Internationalisierungsprozesse sowie die Herausbildung eines internationalen literarischen Raums (vgl. nur Casanova, La République mondiale des lettres). Doch die Beziehungen, die die Akteure in den sechziger Jahren in diesem Raum in Verbindung setzen, sind nicht nur objektive Relationen zwischen Positionen, sondern es ist vielmehr ein veritabler Kommunikations- und Interaktionszusammenhang, der den Trialog zwischen Deutschen, Italienern und Franzosen kennzeichnet.

173 Blanchot, Memorandum sur »Le cours de choses«, 185.

174 Maurice Blanchot an Jean-Paul Sartre, Brief vom 2. 12. 1960, zit. n. Lignes 11, 218-220, hier 219.

175 Auch für Dionys Mascolo war das die erste und wichtigste Maxime des Projekts (vgl. Dionys Mascolo an Uwe Johnson, Brief vom 18. 4. 1962, in: UJA: IZ II, 11.

176 Blanchot, ohne Titel, 180f.

177 Enzensberger, Possibilité et nécessité, 192.

178 Dabei fällt deutlich auf, dass viele seiner Überlegungen später in das Editorial seiner Zeitschrift Kursbuch eingehen werden: Vgl. Enzensberger, Ankündigung einer neuen Zeitschrift.

179 Enzensberger, Possibilité et nécessité, 194.

180 Vittorini, Contribution à un projet, 207. Auch das muss Enzensberger gefallen haben. Es ist dies genau der Blickwinkel, mit dem er seine Einzelheiten erfassen möchte.

181 Barthes, Am Nullpunkt der Literatur, 17.

182 Ette, Barthes, 64f.

183 Ebd., 67.

184 So spitzte Blanchot es noch einmal in einem 1969 erscheinenden Aufsatzband zu: Blanchot, L’entretien infini.

185 Vgl. dazu insbesondere Sapiro, Vom Schriftsteller zum Intellektuellen.

186 Vgl. nur Boschetti, Vom Engagement zum Experimentalismus.

187 Vgl. hier insbesondere Schulz-Buschhaus, Zwischen »resa« und »ostinazione«, 6ff.

188 Hardt, Geschichte der italienischen Literatur, 719-726, insbesondere 720.

189 Vgl. ebd., 726. Ein Jahr später, im November 1968, formulierte dies ähnlich Hans Magnus Enzensberger: Für literarische Kunstwerke lasse sich »eine wesentliche gesellschaftliche Funktion in unserer Lage nicht angeben. […] Wer Literatur als Kunst macht, ist damit nicht widerlegt, er kann aber auch nicht mehr gerechtfertigt werden« (Enzensberger, Gemeinplätze, in: KB 15, 1968, 195).

190 Vgl. dazu die präzisen Ausführungen bei Schulte-Nordholt, Blanchot, 305-335.

191 Enzensberger an Alfred Andersch, Brief vom 18. 10. 1961, in: DLA: A Andersch 78/5363/8.

192 Uwe Johnson an Klaus Wagenbach, Brief vom 17. 3. 1962, in: UJA: IZ II, 2.

193 Uwe Johnson an Dionys Mascolo, Brief vom 4. 4. 1962, in: UJA: IZ II, 7.

194 Uwe Johnson an Dagrun und Hans Magnus Enzensberger, Brief vom 13. 4. 1962, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 31f., hier 32.

195 Französisch im Original: »Il est certain que M. UNSELD ne s’intéresse pas à notre Revue pour elle-même. M. UNSELD s’intéresse plutôt à ceux des auteurs de sa maison qui doivent collaborer à la Revue (ENZENSBERGER, Martin WALSER, vous-même, etc.) Les préférences de M. UNSELD se sont toujours affirmées en faveur d’une revue mensuelle, strictement allemande. Bref, encore une fois, notre projet en lui-même ne l’intéresse pas.« Dionys Mascolo an Uwe Johnson, Brief vom 18. 4. 1962, in: UJA: IZ II, 11.

196 Enzensberger an Uwe Johnson, Brief von einem »Mittwoch im Mai«, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 35f.

197 Uwe Johnson an Enzensberger, Brief vom 24. 6. 1962, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 39f., hier 39. Unseld reagierte beleidigt und ärgerte sich, »daß den Beteiligten so wenig Selbständigkeit und Unabhängigkeit zugetraut wird« (Unseld an Uwe Johnson, Brief vom 4. 7. 1962, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 219). Mit Schreiben vom 5. August insistierte Grass auch noch auf einer aufzunehmenden Vertragsklausel, in der geregelt werden sollte, dass dem Verlag keinerlei Vetorecht hinsichtlich des Inhalts der Zeitschrift zukomme (Günter Grass an Uwe Johnson, Brief vom 5. 8. 1962, in: Johnson/Grass/Grass, Briefwechsel, 34-36).

198 Unseld an Dionys Mascolo, Brief vom 30. 4. 1962, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1098f.

199 Beide Meldungen sind abgedruckt in Johnson/Unseld, Briefwechsel, 234f.

200 Uwe Johnson an Louis-René des Forêts, Brief vom 6. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 63.

201 In einem Schreiben an Johnson bestritt Mascolo vehement, dem Observer ein Interview gegeben zu haben (obwohl sich der Observer in seiner Meldung auf ihn berufen hatte). Vielmehr machte er die Verlagschefs von Suhrkamp, Einaudi und Gallimard für die Indiskretion verantwortlich, die sich, so Mascolos Einschätzung, im Trubel der Frankfurter Buchmesse ergeben haben könnte (Dionys Mascolo an Uwe Johnson, Brief vom 16. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 65).

202 Uwe Johnson an Francesco Leonetti, Brief vom 6. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 62.

203 Francesco Leonetti an Uwe Johnson, Brief vom 24. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 68; Louis-René des Forêts an Uwe Johnson, Brief vom 16. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 66.

204 Vgl. Louis-René des Forêts an Uwe Johnson, Brief vom 16. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 66.

205 Dionys Mascolo an Unseld, Brief vom 18. 5. 1962, in: UJA: IZ II, 22. Genau so argumentiert Louis-René des Forêts an Uwe Johnson, Brief vom 16. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 66.

206 Ebd.

207 Vgl. Francesco Leonetti an Uwe Johnson, Brief vom 24. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 68.

208 Uwe Johnson an Louis-René des Forêts, Brief vom 30. 10. 1962, in: UJA: IZ II, 69.

209 So berichtet Enzensberger an Uwe Johnson, Brief vom 11. 11. 1962, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 48-50, hier 49.

210 Ebd., 48f., Hervorhebungen i. O.

211 Enzensberger an Uwe Johnson, Brief vom 10. 12. 1962, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 60-62.

212 Enzensberger an Unseld, Brief vom 17. 11. 1962, in: SUA: Korrespondenz Enzensberger – Unseld, 1960-1964.

213 Leonetti, Una rivista internazionale. Osservazioni, x.

214 »In una figura, il proposito della rivista è questo: B. o E. o T. sta all’altra parte del divano, o, per lo piú, del telefono o della cassetta postale. Ci sono sul tavolo di ciascuno, o ci sono idealmente intorno a ciascuno, giornali diversi. Nevica. Anche le nevi sono diverse, tra Parigi e Berlino e Milano. E le nevi diverse sono presenti attorno alla testa di chi sente e dice. Tutto è diverso. Ma conversiamo insieme, direttamente, prima che ciascuno di noi sia digerito, anzi prima che ciascuno di noi sia masticato, dal suo contesto di tradizione« (ebd., xi).

215 Ebd., xi.

216 Vgl. nur Panicali, Une communauté impossible?

217 Vgl. ebd., 174.

218 Französisch im Original: »un fil italien s’entrecroise à un fil français et à un fil allemand, sur une trame sans cesse mutuelle et réciproque.« Elio Vittorini an Francesco Leonetti, Brief vom 10. 11. 1965, zit. n. Panicali, Une communauté impossible? 175.

219 Vgl. Leonetti, Una rivista internazionale. Osservazioni, xiii.

220 Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Helmut Heißenbüttel, Peter Rühmkorf, Martin Walser, Unseld, Rundbrief vom 29. 4. 1963, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1123-1136, hier 1123-1124.

221 Vgl. Francesco Leonetti an Uwe Johnson, Brief vom 24. 10. 1962, UJA: IZ II, 68.

222 Französisch im Original: »Il nous semble d’abord que le groupe allemand réduit l’importance du niveau internationale, parce qu’il réduit l’importance de la rubrique centrale qui définit ce niveau.« Francesco Leonetti an Uwe Johnson und Louis-René des Forêts, Brief vom 21. 11. 1962, in: Lignes 11, 261-263, hier 261f.

223 Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Helmut Heißenbüttel, Martin Walser, Rundbrief vom 30. 11. 1962, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1107-1111, hier 1109f.

224 Uwe Johnson an Francesco Leonetti und Louis-René des Forêts, Brief vom 30. 11. 1962, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1106f., hier 1107.

225 So resümiert Johnson knapp zwei Wochen später das Abstimmungsverhalten: Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Helmut Heißenbüttel, Peter Rühmkorf, Martin Walser, Unseld, Rundbrief vom 12. 12. 1962, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1111-1115, hier 1112.

226 Vgl. Enzensberger an Uwe Johnson, Brief vom 3. 12. 1962, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 54.

227 Walter Boehlich an Uwe Johnson, Brief vom 4. 12. 1962, in: UJA: IZ II, 83.

228 Dionys Mascolo an Uwe Johnson, Brief vom 5. 12. 1962, in: UJA, IZ II, 85.

229 Uwe Johnson an Francesco Leonetti, Brief vom 6. 12. 1962, in: UJA, IZ II, 86.

230 Mang ist einer der vielen Spitznamen, die es für Hans Magnus Enzensberger gibt.

231 Uwe Johnson an Enzensberger, Brief vom 7. 12. 1962, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 55f., hier 55.

232 Schon am 10. Dezember 1962 telegraphiert er an Mascolo, Julliard zu einer Garantieerklärung gegenüber Suhrkamp und Einaudi zu veranlassen: Uwe Johnson an Dionys Mascolo, Brief vom 10. 12. 1962, in: UJA, IZ II, 90.

233 Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Helmut Heißenbüttel, Peter Rühmkorf, Martin Walser, Unseld, Brief vom 12. 12. 1962, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1111-1115, hier 1113.

234 Christian Bourgois an Unseld, Brief vom 14. 12. 1962, in: UJA: IZ II, 100.

235 Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Helmut Heißenbüttel, Martin Walser, Rundbrief vom 26. 12. 1962, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1115f., hier 1116.

236 Obwohl die Franzosen Bedenken anmelden aufgrund der Ähnlichkeit zur französischen Kinderzeitung Lilliput, vgl. Maurice Nadeau an Uwe Johnson, Brief vom 7. 2. 1963, in: UJA: IZ II, 134.

237 Eine Zusammenfassung der Züricher Konferenz bei Uwe Johnson an Louis-René des Forêts und Francesco Leonetti, Brief vom 27. 1. 1963, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1116-1118.

238 Französisch im Original: »J’insiste à nouveau en particulier sur la nécessité d’élaborer, pour cette revue, une forme, c’est-à-dire d’en fixer l’architectonique.« Der in Lignes veröffentlichte Brief, aus dem hier zitiert wird, ist dort als nicht datiert ausgewiesen. Dieser auch im Johnson-Archiv vorliegende Brief ist aber datiert auf den 28. Februar: Maurice Blanchot an Uwe Johnson, Brief vom 28. 2. 1962, in: Lignes 11, 283.

239 Französisch im Original: »l’affaire du Spiegel ne nous intéresse pas pour la crise gouvernementale qu’elle a provoquée, ni même pour les interventions de l’autorité politique dans le judicaire, mais pour toutes les significations qui y sont sous-jacentes: mythe du secret militaire; nécessité et exigence de tout dire, sans tenir compte d’aucune opportunité; affirmation d’une autorité et d’une responsabilité des écrivains, etc.« Blanchot, Memorandum sur »Le Cours des choses«, 185.

240 Vgl. ebd., 185f. Vgl. auch Marianne Kirchner an Uwe Johnson, Brief vom 21. 3. 1963, in: UJA: IZ II, 176. Marianne Kirchner, Übersetzerin und Assistentin von Siegfried Unseld, hält sich im März 1963 auf Wunsch von Unseld und Johnson in Paris auf, wo sie eine Art »Sondierungsgespräch« mit den Franzosen führen und damit die für Ostern lancierte Konferenz vorbereiten soll. Das dialogische Moment, das der Rubrik zukommt, die ein einziger gar nicht produzieren könnte, da ihr Konstituens per se dialogisch angelegt ist, verweist auf das, was Gerhard Poppenberg den »Kern« von Blanchots literarischem Verständnis nennt: »das Dialogische als Form, Inhalt und Gehalt des Denkens« überhaupt (Poppenberg, Ins Ungebundene, 73). Poppenberg hat mit seiner Studie nicht nur eine präzise und ausgezeichnete, sondern auch allererste deutschsprachige umfangreiche Untersuchung zu Maurice Blanchot vorgelegt.

241 Vgl. Uwe Johnson, Aufzeichnung von Gespräch mit Martin Walser vom 14. 4. 1963, in: UJA, IZ II, 187. Vgl. auch Uwe Johnson, Aufzeichnung von Gespräch mit Helmut Heißenbüttel vom 15. 4. 1963, in: UJA: IZ II, 188.

242 Von französischer Seite waren anwesend Robert Antelme, Roland Barthes, Maurice Blanchot, Dionys Mascolo, Maurice Nadeau und Christian Bourgois; von italienischer Seite Italo Calvino, Francesco Leonetti und Elio Vittorini.

243 Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Helmut Heißenbüttel, Peter Rühmkorf, Martin Walser, Unseld, Rundbrief vom 29. 4. 1963, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1123-1136.

244 Vgl. Helmut Heißenbüttel an Uwe Johnson, Brief vom 1. 2. 1963, in: UJA: IZ II, 130.

245 Uwe Johnson an Ingeborg Bachmann, Walter Boehlich, Enzensberger, Günter Grass, Helmut Heißenbüttel, Peter Rühmkorf, Martin Walser, Unseld, Rundbrief vom 29. 4. 1963, in: Johnson/Unseld, Briefwechsel, 1123-1136, hier 1135.

246 Enzensberger an Uwe Johnson, Brief von einem »Mittwoch im Mai«, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 35f., hier 36; Enzensberger an Uwe Johnson, Brief von einem »Mittwoch im Mai«, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 35f., hier 36; Uwe Johnson an Enzensberger, Brief vom 24. 6. 1962, in: Enzensberger/Johnson, Briefwechsel, 39f., hier 39.

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