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Wilfried A. Hary

HdW-B 004: Die PSI-Hölle

"Die Bände 10 bis 12 von HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!"


Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

HdW-B 004:

 

Die PSI-Hölle

 

Wilfried A. Hary

 

»John Willards größte Herausforderung – als PSI-Mensch«

 

Impressum


ISSN 1614-3302

Copyright 2005 by HARY-PRODUCTION

Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332 48 11 50 * Fax: 01805 060 343 768 39

www.HaryPro.de

eMail: wah@HaryPro.de


Dieses Buch basiert auf den Bänden 10 bis 12 der gleichnamigen Serie!


Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!


Lektorat: David Geiger

Covergestaltung: Anistasius

Copyright Titelbild: Gerhard Börnsen,

Steinruther Str. 13, D-58093 Hagen


Einführung

Irgendwann in fernster Zukunft: Viele tausend Welten sind von Menschen besiedelt. Überlichtschnelle Flüge sind verboten, weil es sich erwiesen hat, dass diese auf Dauer das energetische Gleichgewicht des Universums und somit das Raum-Zeit-Gefüge stören, was in manchen Bereichen des Universums in der Vergangenheit zu schrecklichen Katastrophen führte.

Die von Menschen besiedelten Welten haben keinen direkten Kontakt miteinander, da es keine überlichtschnellen Kommunikationsmöglichkeiten gibt. Dennoch entstand im Verlauf der Jahrtausende ein funktionierendes Handelssystem: Riesige Container-Schiffe sind im Unterlichtflug unterwegs zu ihren Zielwelten, mit mannigfaltigen Waren bestückt. Sie sind teilweise Jahrtausende unterwegs, um ihr Ziel zu erreichen, aber da der Strom der Handelscontainer niemals abreißt, werden die Planeten untereinander reibungslos versorgt.

Die Erde beispielsweise ist eine gigantische ›Zuchtanstalt für Menschenmaterial‹ - dem wichtigsten ›Exportartikel‹ für die Erde. Die Betreffenden werden in Tiefschlaf versetzt, bevor sie auf den Weg gehen. Ein übriges tut die Zeitdilatation, so dass sie unbeschadet den langen Flug überstehen.

Dieses komplizierte Handelssystem ist natürlich hochempfindlich - und muss überwacht werden. Dafür zuständig ist der Sternenvogt - der HERR DER WELTEN! Nur ein Sternenvogt besitzt das Monopol des Überlichtfluges, um seiner Aufgabe auch gerecht werden zu können. Aber dieser verhältnismäßig minimale Einsatz des Überlichtfluges hat keine negativen Auswirkungen auf die universale Ordnung.

Es gibt mehr als nur einen Sternenvogt, doch das Universum ist groß genug für alle - und so begegnen sie sich untereinander nur, wenn es unbedingt nötig erscheint...

Prolog

HERR DER WELTEN Band 1: John Willard, geboren auf einer unmenschlichen Erde, wird unter dramatischen Umständen der ›Diener des Sternenvogts‹, denn dieser geht selten persönlich in einen notwendig werdenden Einsatz, um die so genannte universale Ordnung zu sichern. Sein Diener fungiert als eine Art Stuntman.

Der erste Einsatz führt John Willard auf den ›Planeten der Amazonen‹: Aufgrund von Umwelteinflüssen kommen hier nur Frauen zur Welt. Um ihren Fortbestand zu sichern, müssen sie Männer von der Erde ›importieren‹. Und jetzt haben sie das Geheimnis des Überlichtfluges enträtselt und sagen dem Handelssystem den Kampf an.

Es gibt einen Bereich im Weltall, in dem Handelscontainer einfach verschwinden. John Willard findet hier eine Art ›Miniuniversum‹, das durch radikal veränderte Naturgesetze entstand. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als einzudringen, obwohl es noch niemals zuvor eine Rückkehr von hier gab.

Am Ende gelingt John das bislang Unmögliche - und er kehrt zurück.

HERR DER WELTEN Band 2: Inzwischen hat der Sternenvogt einen zweiten Diener - einen kampfstarken intelligenten Androiden: Bron! Und der nächste Einsatz wartet bereits: Johns Bewusstsein wird ausgetauscht mit dem Bewusstsein eines jungen Mannes namens Bereter. Er ist ein so genannter Sucher - unterwegs in einer alptraumhaften Welt, die durch das Kollektiv der Träumer entstanden ist. Als Bereter kann sich John nicht an seine eigentliche Identität erinnern. Seine Aufgabe ist es, das Geheimnis der Traumwelt zu ergründen und den nicht abbrechbaren Traum in Bahnen zu lenken, die keine Gefahr mehr für die universale Ordnung bedeuten, ausgehend vom ›Planeten der Träumer‹. Kommt er als Bereter zu Tode, ist dies auch sein Ende als John Willard. Aber er hat eine wichtige Unterstützung auf seinem Weg: Bron!

John Willard überlebt nicht nur als Bereter, sondern er bewährt sich. Kein Wunder, dass der Sternenvogt das gleiche Prinzip auch beim nächsten Einsatz beibehalten will:

HERR DER WELTEN BAND 3: Johns Bewusstsein wird diesmal mit dem Bewusstsein eines Mannes namens Karem Eklund ausgetauscht - auf einer Welt der krassen Gegensätze. Die Bewohner glauben, auf der Erde zu sein...

Auch dieses Abenteuer übersteht John Willard – und er ahnt noch nicht, dass ihm die bisher größte Herausforderung seines ganzen Lebens erst bevor steht, hier und jetzt. Es steht besonders viel auf dem Spiel, nicht nur sein eigenes Leben...

1

»Sie sind da!«, erklärte der Sternenvogt mit einem geheimnisvollen Lächeln

Überrascht schaute ich auf. Ich saß schon seit Wochen über Folianten gebeugt, die er mir überlassen hatte. Es war ungewohnt für mich, das, was ich zu lesen hatte, in beide Hände nehmen zu können. Ich war es nur gewohnt, am Bildschirm zu lesen. Ich hatte auch den Sternenvogt gefragt, wo denn eigentlich der Sinn solcher Folianten läge.

Wieso ich nicht einfach das Leseprogramm benutzen konnte, um bequem am Bildschirm lesen zu können.

Er hatte ein abweisendes Gesicht gemacht und gesagt: »Ich bin der Sternenvogt - und du mein Diener. Also hast du zu gehorchen. Und am Ende wirst du begreifen, was es damit auf sich hat.«

Ein Symbol! Ja, das waren die Folianten. Sie erschienen alt und waren schwer. Ihre Schrift war verschnörkelt, ihr Stil schwierig. Die Autoren ergingen sich in geheimnisvollen Andeutungen, die ich erst im Laufe der Zeit deuten konnte.

Es war interessant, ja spannend, wenn man sich erst einmal an den verdrehten Stil gewöhnt hatte - und wenn man gelernt hatte, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.

Neunzig Prozent des Gelesenen konnte ich als unwichtig abtun. Die restlichen zehn Prozent sagten mir: »Es gibt immer noch Dinge im Universum, die als unerforscht gelten dürfen. Sie bleiben Geheimnisse.«

Es gefiel mir nicht, dass etwas geheimnisvoll bleiben sollte. Es gelüstete mir danach, diese Geheimnisse zu ergründen.

Und dadurch begriff ich, was es mit den Folianten und auch mit dem Auftrag des Sternenvogts auf sich hatte: Es waren alte, magische Schriften, die mir ein Abbild des Glaubens einer längst vergessenen Zeit zeigen sollten - vermischt mit der Supertechnik der Modernen.

Dass der Sternenvogt mit der für mich ungewohnten Lesart die Bedeutung des Mystischen noch hatte unterstreichen wollen, war klar. Aber mit allem verband sich gewiss noch etwas anderes. Denn er hatte mich noch nie etwas lernen lassen, ohne damit einen praktischen Nutzen zu verfolgen.

Und jetzt diese Eröffnung.

»Wer ist - sie?«, fragte ich.

Sein geheimnisvolles Lächeln blieb. »Du hast viel gelesen, John, in den letzten Wochen. Es war eine Zeit des Lernens. Aber du weißt auch schon aus eigener Anschauung, dass dem menschlichen Geist mehr ermöglicht ist, als in seinem engen Gefängnis namens Körper zu hausen. Du hast zweimal schon die Grenze überschritten. Du warst in der PSI-Falle des Planeten der Träumer. Du warst sogar einer der Unsterblichen, als ich deinen Geist mit dem des echten Unsterblichen vertauschte. Und du kennst nun die Behauptungen in den Folianten. Du hast die Chance gehabt, alle deine Erfahrungen mit den Behauptungen zu vergleichen.

Und nun sind diejenigen gekommen, die deine Erkenntnisse zur Vollkommenheit reifen lassen sollen.

Es wird eine harte Zeit des Lernens und des Trainings vor dir liegen, John.

Du wirst Monate brauchen, viele Monate, um die Perfektion zu erreichen, die erforderlich sein wird, um die nächste große Aufgabe zu erledigen. Denn vor dir liegt die Aufgabe, den Ursprung einer PSI-Hölle ganz besonderer Art zu ergründen.«

Er trat vollends ein.

Und er machte Platz der Anordnung meiner künftigen Lehrer.

Seltsame Lehrer waren das. Aber ich wurde in den nächsten Monaten mehr als nur vertraut mit ihnen.

Sie waren so genannte PSI-Menschen und stammten vom ›Planeten der Magiere‹, wie der Sternenvogt ihn nannte. Damit hatte es etwas Besonderes auf sich, das machten die vier mir deutlich und ich sollte sogar einer von ihnen werden. Deshalb waren sie gekommen.

Ich schaffte nicht nur das: Eine aus dem Kollektiv wurde sogar meine besondere Gefährtin in ungezählten, unvergesslichen Nächten: Marena. - Einmal abgesehen von Valim und Valina, die sich das Psycho-Kollektiv nannten. Aber das ist eine eigene Geschichte, voller Erotik, die ich eigentlich nicht hier erzählen möchte...

Jedenfalls, eines Tages, nach vielen Monaten, die ich ganz intensiv gemeinsam mit den PSI-Menschen verbracht hatte, war ich nach Meinung vom Sternenvogt endlich ausreichend vorbereitet. Wir verließen ihn. Wir entfernten uns mit dem ›PSI-Schiff‹ vom Sternenvogt. Er gab uns nicht einmal gute Wünsche mit auf den Weg. Er schaute uns zum Abschied nur an wie jemanden, den man zum letzten Mal in diesem Leben sah.

Seine Informationen waren mehr als dürftig. Sie beinhalteten als zentrale Aussage besonders eines: »Du bist jetzt ein PSI-Wesen, John! Es ist erstaunlich, in welchem Maße du darin gereift bist. Du wirst dieses PSI-Wesen nicht für immer bleiben können, weil du nicht so geboren wurdest. Aber jetzt ist dein Höhepunkt. Nutze ihn. Du wirst deine neuen Fähigkeiten bitter nötig haben...«

Ich würde bald erfahren, wie er das meinte...

2

Die erste Störung begann verhältnismäßig harmlos. Plötzlich ging ein Ruck durch das PSI-Schiff. Knistern und Knattern klangen auf, als hätte es einen bleibenden Schaden bekommen.

Was war passiert?

Ich hielt mich allein im Zentrum des PSI-Schiffes auf. Es brauchte nicht gesteuert zu werden.

Das unbegreifliche, quasi lebende Raumschiff fand seinen Weg auch allein, wenn man es einmal geschafft hatte, ihm das Ziel begreiflich zu machen.

Und das gelang nur auf PSI-Basis.

Ich schaute mich alarmiert im quasi intelligenten Steuerzentrum um. Es war ein annähernd runder, beinahe sechzig Meter durchmessender Raum. Aus der Decke des Steuerzentrums wuchsen rostbraune Gewebekuben, die untereinander mit dünnen, pflanzlichen Strängen verbunden waren und bei einem Steuerimpuls in phosphoreszierendem Licht erstrahlten. Diese Gewebekuben bildeten gewissermaßen das ›Hirn‹ des PSI-Schiffes. Die Wände des Steuerzentrums waren mit borkigen Knoten bedeckt, die sich bei Berührungen öffneten und einen angenehmen, süßlichen Duft verströmten.

Das Schiff lebte - ohne Zweifel.

Und es hatte etwas abbekommen - wie auch immer!

Aus den Gewebekuben sprühten Funken, geisterten knisternd über die Pflanzenstränge, trafen mit einem ohrenbetäubendem Knall die borkige Wand und ließen sie zucken.

Die Vibrationen, die dabei entstanden, warfen mich von der Ruheliege, auf der ich erst vor einer Minute Platz genommen hatte, um in bequemer Lage etwas über unseren gegenwärtigen Standort zu erfahren.

Behände kam ich am Boden auf - auf allen vieren. Ich sprang empor.

Das hätte ich besser gelassen, denn jetzt traf das Schiff der zweite Stoß. Die Funken, die von den Gewebekuben sprühten, vereinten sich zu einem farbenprächtigen Feuerwerk. Ich glaubte, einen entsetzten Schrei zu hören, der aus allen Richtungen kam.

Das Schiff hatte Schmerzen! Ich spürte es deutlich.

Eine strahlende Glocke entstand über meinem Kopf. Die Hitze und die Helligkeit waren unerträglich und ließen mich zusammenkauern. Die strahlende Glocke breitete sich blitzschnell aus und senkte sich dann auf mich herab.

Instinktiv versuchte ich mich mit Hilfe meiner neu erworbenen PSI-Fähigkeiten zu wehren, wie ich es ungezählte Male trainiert hatte, aber diesem Inferno war ich nicht gewachsen.

Die Wucht der energetischen Entladung traf mich und wischte mein Bewusstsein hinweg, in unbekannte, schwarze Tiefen...


*


Als ich erwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Ich blickte genau in das Gesicht von Marena. Es drückte Besorgnis aus. Sie hielt mich an den Schultern gepackt und starrte mich forschend an.

Ich schaute mich um und bemühte mich um ein verzerrtes Grinsen. Wir befanden uns nicht mehr in der Steuerzentrale. Marena hatte mich während meiner Bewusstlosigkeit in einen separaten Raum gebracht, in dem ich mich von dem Erlebten erholen konnte.

»Ich lebe noch«, sagte ich krächzend.

»Herrgott!«, rief Marena aus.

Diesmal gelang mir das Grinsen schon besser. Ich winkte mit beiden Händen ab.

»Nein, Marena, zuviel der Ehre!«

Sie lächelte schon wieder. Dieses Lächeln war ungewöhnlich warm, wenn man bedachte, dass Marena eine PSI-Frau war und diese galten als eiskalt, beherrscht, unmenschlich.

Es gab ein unsichtbares Band zwischen uns, das nicht mit PSI zu erklären war.

Ist es Liebe?, dachte ich und vergaß darüber das schreckliche Ereignis, das gerade erst hinter mir lag.

»Marena hat sich um mich gesorgt. Eine PSI, die sich sorgt? Sie lebt wie alle PSI-Menschen in einer anderen Sphäre des Erlebens - und des Fühlens. Und dennoch... Marena, du bist eine schöne, wenngleich sehr stille Frau. Wir sind allein!«

»Was ist passiert?«, fragte Marena in ihrer beherrschten Art.

Ich betrachtete ihre glatten, ebenmäßigen Gesichtszüge eurasischen Zuschnitts. Mir war auf einmal heiß. Diese Hitze entstand in meiner Brust, kroch tiefer, überflutete meine Lenden und trieb mir die Röte ins Gesicht.

Marena bemerkte es. Sie runzelte leicht erstaunt die Stirn.

Ich streifte ihre besorgten Hände ab. Sie verstand es falsch und wollte sich zurückziehen. Aber ich griff rechtzeitig nach und fasste sie an den Handgelenken.

Marena erwiderte meinen Blick.

»Wir sind allein!«

Und jetzt stieg auch ihr die Röte ins Gesicht. Es war eine sanfte Röte, die ihre Haut durchscheinend wirken ließ, ihre Schönheit unterstrich.

Der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich.

Sie war eine Frau, trotz PSI, trotz der mutierten Psyche. Sie fühlte wie eine Frau, weil nicht alles Normal-Menschliche in ihr durch die Erlebniswelt des PSI getötet worden war.

Sonst hätte sie nicht diese Zuneigung zu mir spüren können.

Sie war still und zurückgezogen, meistens. Weil sie im Grunde genommen eine Außenseiterin sogar unter ihresgleichen war.

»Wir sind allein!«, dachte sie jetzt ebenfalls - und ich ›hörte‹ ihre Gedanken.

»Das Schiff ist in Gefahr!«, sagte sie lahm.

Ich nickte ihr zu. »Ich nehme an, damit sind die anderen beschäftigt?«

»Ja, aber ich...«

»Zweimal traf das Schiff ein heftiger Schlag. Ja, Marena, das ist ungewöhnlich - und geheimnisvoll. Ein gefährliches Geheimnis. Spürst du nicht, dass alles sich verändert hat? Etwas hat das PSI-Schiff mit Fremdenergie überladen. Ist es ein Angriff? Ich habe es erlebt - und überstanden.«

Während ich sprach, zog ich Marena zu mir herab. Ihr Atem beschleunigte sich deutlich.

»Das können wir nicht tun«, widersprach sie schwach. »Nicht, wenn wir in Gefahr schweben. Wir sollten zu den anderen eilen und ihnen helfen.«

»Bei was? Ich spüre, dass das Schiff sich von uns abschirmt. Wir können nicht einmal erfahren, was draußen ist - trotz aller Bemühungen. Du vergisst, dass auch ich die Aktivitäten der anderen spüre. Nein, Marena, die vermissen unsere Unterstützung nicht. Valim und Valina sind das Psycho-Kollektiv. Es ist besser, wenn ich ihre Aktivitäten nicht störe.«

Ihre Lippen berührten die meinigen. Marena widersetzte sich nicht mehr meiner sanften Gewalt.

Sie stöhnte auf, klammerte sich an mich wie eine Ertrinkende. Meine Sinne verwirrten sich. Für Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, spürte ich mich vereint mit Marena. Es war eine seelische Übereinstimmung, die alle Bereitschaft von uns beiden weckte, uns die Kleider vom Leib schälen ließ, uns gegeneinander drängte. Ihr straffer, schlanker, starker Körper wand sich unter meinen suchenden, tastenden, liebkosenden Händen. Der Körper einer Queen, durchtrainiert, ohne ein überflüssiges Gramm Fett, aber mit den festen Rundungen an den richtigen Stellen, die meine Sinne vollends in Ekstase gerieten ließen.

Wir wälzten uns - nun auch körperlich vereint und in rhythmischen Bewegungen - auf dem Ruhelager. Wir vergaßen alle Gefahren, selbst meine wohl wichtige Mission. Wir waren ein ekstatisches Bündel, das sich zum Höhepunkt trieb. In Stöhnen und Schreien, die irgendwie qualvoll klangen und doch alles andere als das waren, entlud sich alles und brachte wieder die Wirklichkeit zu uns beiden Liebenden.

Marena zitterte wie im Fieber. Sie und ich, wir küssten uns zärtlich und irgendwie erlöst. Lange lagen wir eng aneinandergedrängt, wie zwei Kinder, die so besser das draußen tosende Gewitter überstanden. Bis der Impuls des Psycho-Kollektivs kam.

Valim und Valina wussten sofort, was geschehen war. Wollte sich Eifersucht in ihnen regen?

Nein!, konstatierte ich und empfing ihre Bitte, in das Steuerzentrum zu kommen.

Die Moral bei den PSI-Menschen folgte den natürlichen Geboten der gegenseitigen Rücksichtsnahme und der Prämisse, anderen nicht weh zu tun.

Valim und Valina wussten, was Marena mit mir verband. Obwohl auch sie mich liebten, auf ihre Art (vielleicht weil ich so eine Art Exote für sie war?), akzeptierten sie das Verhältnis. Ich brauchte mich nicht zu entscheiden. Die jeweilige Situation entschied!

Das war kein unmoralisches Bündnis, weil es keinem schadete und doch jedem ein Höchstmaß an Glück vermittelte. Abstinenz hätte eher Missstimmigkeit, Unlust und sogar gegenseitige Feindschaft erzeugt. So konnten wir ein Team bleiben - unlösbar in Liebe, Freundschaft und gegenseitiger Achtung!

Ein PSI-Team und das erstreckte sich nicht nur auf das rein geistige Bündnis.

»Was herausgefunden?«, fragte ich laut, obwohl es nicht nötig gewesen wäre, denn sie konnten an meinen Gedanken teilhaben, wenn ich es zuließ. Eine alte Gewohnheit, auch laut zu sprechen. Mehr nicht.

Marena hielt inne, meine Brusthaare zu kraulen und zärtlich an meinem Ohrläppchen zu knabbern.

»Nein!«, gab das Psycho-Kollektiv telepathisch zurück. »Das Schiff gebärdet sich eigenartig: Wie ein verwundetes Tier, das vor jedem Kontakt zurückscheut.«

»So wissen wir nicht einmal, ob wir inzwischen unser Ziel erreicht haben?«

Abermals kam das deutliche Nein. Und: »Es gibt nur eine Möglichkeit, John: Jemand muss aussteigen und persönlich nachsehen.«

»Ich also? - Gut! Ihr beide versucht es weiter auf PSI-Basis, während ich...«

»Wir werden dich mit unseren Gedanken begleiten, John, Darling, denn nur vereint können wir das PSI-Schiff dazu bewegen, Türen zu öffnen und eine Art Außenschleuse entstehen zu lassen.«

Der Kontakt erlosch. Marena und ich umarmten uns noch einmal und küssten uns. Ich flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr. Marena lächelte und streichelte mir über die Haare.

Ich sprang von der Liege. Ich spürte keine Nachwirkungen mehr von dem Energieausbruch in der Steuerzentrale. Ein Beweis dafür, dass mich die neu erworbenen PSI-Fähigkeiten doch ausreichend geschützt hatten.

Marena schaute mir zu, als ich in die Kleider schlüpfte. Ich ließ ein letztes Mal meinen Blick über ihre nackte Gestalt gleiten. Dann eilte ich hinaus.

Jedenfalls war das meine Absicht. In diesem Augenblick jedoch gab es die nächsten Störungen...