Verhaltenstipps von A bis Z

AIDS: In Kambodscha besteht nach wie vor das Risiko, sich mit dem HI-Virus zu infizieren, auch wenn die Zahl der Infizierten in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Jeder, der Infektionsrisiken eingeht, beispielsweise durch ungeschützte Sexualkontakte, unsaubere Spritzen oder Kanülen, Tätowierungen etc., ist gefährdet. Das Virus kann auch durch eine Bluttransfusion übertragen werden. Nun kann man Reisenden nicht die Empfehlung geben, Blutreserven für eine Transfusion im Falle eines Unfalls mitzunehmen. Aber man kann eine kleine Packung einmal verwendbarer Spritzen im Reisekoffer mitführen. Als Patient sollte man unbedingt darauf achten, dass Spritzen, die man bekommt, steril sind (besonders auf dem Lande). Genau hinschauen ist hier angesagt. Falls man während des Aufenthaltes krank wird und der Arzt eine Injektion verabreichen will, kann man darum bitten, eine eigene mitgebrachte Spritze zu verwenden. Übrigens, Kambodschaner glauben sehr an die Wirkung von gespritzten Medikamenten. Der Patient fühlt sich nach einer Injektion sofort besser. Tabletten gelten als weniger wirksam. Auf diese Weise „zwingen” Patienten ihre Ärzte förmlich zum Spritzen.

Außerdem ist es empfehlenswert, bei Bedarf Kondome mitzunehmen. Diese bekommt man aber auch in Kambodscha preisgünstig in Apotheken. Das Khmer-Wort für Kondom ist sraom anamay („Gesundheitshülle”). Manche Leute nennen sie auch aw phlieng („Regenmantel”). Ob alle Apothekenmitarbeiter im Lande wissen, was mit „Regenmantel” gemeint ist, muss noch ergründet werden.

Alkohol: Eins der fünf Gebote des Buddhismus für Laien besagt, dass man sich nicht mit Alkohol berauschen soll. Da Alkohol dennoch überall verkauft und auch gern getrunken wird, nehmen es wohl viele Kambodschaner mit diesem Gebot nicht so genau. Wer nicht so bald die Erleuchtung erlangen will, hat ja auch noch Zeit, sich in den nächsten hundert oder tausend Leben schrittweise zu bessern – vielleicht gibt er das Trinken nach der 490. Wiedergeburt auf. Am meisten wird harter Alkohol getrunken (Reisschnaps, Whisky u. Ä.). An zweiter Stelle steht Bier, Wein kommt an letzter Stelle. Viele Leute lernen Wein gerade erst kennen, er ist ein Importprodukt. Manche Kambodschaner rühren Zucker in ihren Rotwein, er schmeckt ihnen so besser. Trinken ist vorwiegend Männersache und es ist ein harter Kampf. Wenn man bedenkt, dass vielen Kambodschanern ein Enzym zur Verarbeitung von Alkohol fehlt, dann weiß man, wie schwer dieser Wettbewerb für sie ist. Ein europäischer Mitstreiter ist da klar im Vorteil. Sieger und Held ist derjenige, der zum Schluss noch einigermaßen laufen kann. Was manch einer vergisst, ist der Fingertrick auf der Toilette, der auch zum Siegespokal verhelfen kann. Die Sieger zahlen nicht selten einen teuren Preis: Bei einigen mir bekannten Helden war die Leber schon mit Mitte vierzig hinüber. Frauen findet man kaum in diesen Trinkrunden. Der Grund: Frauen, die sich betrinken, werden von der Gemeinschaft schlecht angesehen. Oft wollen die Männer auch nicht, dass Frauen dabei sind. Tipp: Versuchen Sie zu erahnen, ob es sich bei einer Runde um eine harte „Kämpferrunde” handelt oder um eine lockere Runde, an der auch andere Familienmitglieder oder Freunde teilnehmen, die weniger trinken und fröhlich verschiedene Speisen verzehren. Wer sich für eine harte Runde entscheidet, muss unerbittlich „mitkämpfen”. Wer das nicht möchte, kann gesundheitliche Probleme vorschieben – er wird dann in der Folge vermutlich nicht mehr zu den Pokalwettkämpfen eingeladen.

Anrede: Die allgemeine Anrede für „Sie” lautet auf Khmer neak. Diese höfliche Anrede kann man unterwegs, auf Märkten usw. verwenden. In den Behörden und Büros ist neak nicht geläufig. Dort reden sich gleichrangige Mitarbeiter mit look (Herr) oder look srey (Frau) plus Vorname an. Einen deutschen Kollegen Peter Müller würde man dort look Peter ansprechen. Vorgesetzte redet man mit look oder look srey plus Rangbezeichnung an. Der Direktor einer Schule z. B. wird look neayuak (Herr Direktor) angesprochen. Man vermeidet es, Vorgesetzte oder Ältere mit Vornamen anzusprechen, denn das gilt als unhöflich. Wenn die Kollegen sich schon gut kennen, dann verwenden sie die familiären Anredeformen wie älterer Bruder, ältere Schwester, werter Onkel, werte Tante usw. Mit diesen Anredeformen werden die Gesprächspartner hierarchisch genau eingeordnet: Der ältere Bruder steht höher als der jüngere. Besonders aufpassen muss man, wenn man mit ranghohen Amtspersonen oder Mitgliedern der königlichen Familie zu tun hat, denn für sie gibt es besondere Anredeformen. Mehr zum Thema im Kapitel „Anrede” ab Seite 268.

Ansehen, Gesicht wahren: Mit dem Satz „Der hat aber ziemlich Gesicht und Mund”, koat mian mukh moat nah, meinen die Kambodschaner, dass jemand hohes Ansehen genießt. Man kann mit „Gesicht” so allerlei erreichen. Wer „ziemlich Gesicht und Mund hat”, bei dem gehen viele Leute ein und aus, die ihn respektieren. Mit seinem „Gesicht und Mund” kann er wichtige Kontakte knüpfen und Geschäfte voranbringen. Er kann, wenn nötig, auch eine größere Geldsumme von jemandem ausleihen. Natürlich darf er nicht öffentlich verkünden, dass er pleite ist. Man kann auch jemandem das „Gesicht heben”, indem man ihn z. B. für eine besondere Leistung oder Eigenschaft vor allen Leuten lobt. Ebenso kann man jemandem sein „Gesicht lassen”, indem man ihn für sein Fehlverhalten nicht öffentlich kritisiert. Man kann jemandem auch das „Gesicht brechen”. Das geht am besten mit Beschimpfungen in der Öffentlichkeit oder indem man die Person auslacht. Das Gesicht von vielen Kambodschanern ist wie ein Spiegel. Einmal gebrochen, lässt er sich nicht mehr reparieren. Alle Sprünge bleiben in der Erinnerung eingebrannt, genau wie die Person, die diesen Spiegel kaputt gemacht hat. Um das eigene Gesicht oder das von einem anderen zu wahren, muss man erahnen können, was einer Person gemäß ihrer hierarchischen Stellung (siehe auch das Kapitel „Hierarchien” auf Seite 23) gebührt.

Armut und Bettelei: Rund 19 Prozent der Bevölkerung Kambodschas lebten 2012 unterhalb der Armutsgrenze. Den Hauptteil der Armen findet man auf dem Lande. Am schlimmsten sind die landlosen Bauern betroffen, die je nach Saison auf den Reisfeldern oder den Plantagen von anderen arbeiten oder Verdienstmöglichkeiten in größeren Ortschaften suchen. Sie leben wortwörtlich von der Hand in den Mund. Finden sie keine Arbeit oder sind sie krank, dann gibt es kein Geld und kein Essen. Für viele ist Betteln eine Option, um den Magen zu füllen. Bettlern begegnet man besonders häufig auf den Märkten von Phnom Penh und an Orten, die sowohl Kambodschaner als auch Touristen gerne besuchen (Tempel, Strände usw.). Was tut man, wenn man um Geld angebettelt wird? Auf der einen Seite ist das eine Frage des Mitleids. Auf der anderen Seite kann es auch ziemlich lästig werden. Eine kleine Spende kann einem Menschen in Not ein wenig weiterhelfen. Falls man am selben Tag von einem zweiten Bettler angesprochen wird, kann man auch sagen, dass man vorhin bereits jemandem Geld gespendet hat (khngom aoy kee mun nih haöy). Normalerweise belässt es der zweite Bettler dabei. Falls man merkt, dass eine Gruppe von Straßenkindern oder Bettlern nur darauf wartet, einen zu bestürmen, dann gibt es nur eins: hart bleiben und keinem etwas geben.

Baden/Nacktbaden: Auch wenn die Globalisierung einen großen Einfluss auf den Wandel der kambodschanischen Gesellschaft ausübt, bleibt eine Reihe von traditionellen Werten intakt. Das sieht man beispielsweise daran, wie kambodschanische Frauen an den Badestränden angezogen sind. Bei vielen ist der Oberkörper gut bedeckt. Der Badeanzug sieht in Beinhöhe wie ein Minirock aus. Nicht selten tragen Frauen am Strand knielange Hosen. In nichttouristischen Orten umwickeln Frauen ihren Körper mit einem Sarong, wenn sie im Fluss baden gehen. Dieser wird oberhalb der Brust gebunden und reicht bis ans Knie, Schultern und Arme bleiben frei. Männer dagegen haben in dieser Beziehung mehr Freiheit. Ihnen reicht eine Hose zum Baden. An den Touristenstränden am Meer oder an den Hotelpools werden Bikinis mittlerweile akzeptiert. Tipps für europäische Frauen, die in Gewässern in nichttouristischen ländlichen Gebieten baden: Badeanzüge, die den Körper etwas mehr bedecken, sind zu empfehlen, wenn Sie keine bösen oder argwöhnischen Blicke von den Bewohnern ernten wollen. Nacktbaden wird im Kambodscha der Gegenwart nicht akzeptiert. Wer sich in der Öffentlichkeit nackt zeigt, gilt als verrückt.

Begrüßung/Verabschiedung: Kambodschaner legen die Hände zusammen und sagen djum reap sua („Guten Tag”), wenn sie sich begrüßen. Bei der Verabschiedung legt man wie auch bei der Begrüßung die Hände zusammen. Sich verabschiedend sagt man khgnom koet som djum reap lea soen haöy („Ich denke, ich möchte um die Erlaubnis bitten, mich zu verabschieden”). Der Gastgeber sagt dann nur „ja” und legt dabei die Hände als Erwiderung zusammen. Gute Freunde sagen auch nur lea haöy („tschüss”). Dabei muss man die Hände nicht zusammenlegen. In Phnom Penh sieht man des Öfteren Männer, die sich bei der Begrüßung und der Verabschiedung wie Europäer die Hand geben. Weiteres hierzu ist im Kapitel „Begrüßung” ab Seite 268 zu lesen.

Bekleidung: Der Spruch „Kleider machen Leute” ist das Motto für den eigenen Auftritt in Kambodscha. Mit einer leichten Bedeutungsabwandlung könnte man diesen Spruch auch so verstehen, dass situationsgemäße Kleidung gut ankommt. Für viele Kambodschaner gilt: „Auch wenn das Hemd einen Riss hat, es ist gebügelt”. Denn durch ordentliche Kleidung drückt man seine Wertschätzung für den Gastgeber oder den Gesprächspartner aus. Zu beachten ist, dass die Anzeige auf dem Thermometer tagsüber meist über 30 Grad klettert. Bei dieser Temperatur ist es angenehm, wenn man luftige Kleidung und Stoffe trägt, die den Schweiß gut aufnehmen können. Nachts sinkt die Temperatur nur leicht. Erst gegen Jahresende, im kambodschanischen „Winter”, wird es etwas kühler. An wenigen Tagen kann die Temperatur auch mal unter 20 Grad fallen. Wenn man auf den Berg Bokor in der Nähe des Meeres fährt, kann es oben ziemlich frisch werden. Dort ist man gut dran, wenn man ein langärmliges Kleidungsstück dabei hat. Im Kapitel „Bekleidung” ab Seite 170 finden Sie viele Informationen darüber, wie man sich in welchem Alter und zu welchen Situationen passend anzieht.

Beleidigungen: Wenn die dünne Schicht der Harmonie gebrochen ist, kann es unter den Kambodschanern sehr heftig zugehen. Es wird geschimpft und geflucht, was das Zeug hält. Kleine Kostproben hierzu finden Sie auf den Seiten 98, 120 und 136. In solchen Konfliktsituation gilt es, Ruhe zu bewahren, sich nicht auf einen Streit einzulassen, unbeschadet aus der Situation herauszukommen und später mit vertrauten Personen nach einer Lösung zu suchen.

Berührungen/Körperkontakt: Auf dem Schulhof, an der Uni oder an den Promenaden sieht man Jungen oft Arm in Arm gehen. Mädchen gehen Hand in Hand spazieren. Enger Körperkontakt zwischen Personen gleichen Geschlechts ist Normalität in Kambodscha. Nicht „normal” ist, wenn ein junger Mann seine Freundin auf dem Unigelände vor aller Augen küsst. Wenn ein Mann und eine Frau Hand in Hand spazieren gehen, wird das auch in der Stadt noch nicht akzeptiert. Liebespaare wagen es in Phnom Penh zwar schon, am Fluss ganz eng nebeneinander zu sitzen, aber erst, wenn es langsam dunkel wird. In den Provinzstädten muss es dafür schon stockdunkel sein. Und wenn die Leute auf dem Lande so etwas sehen würden, käme es im ganzen Dorf zu einem Aufschrei. Europäer haben hingegen eine Sonderstellung. Dennoch wird inniges Küssen in der Öffentlichkeit generell nicht gern gesehen. Bei der Begrüßung und Verabschiedung gibt es das Problem des Körperkontakts nicht, weil die Kambodschaner beim Gruß die Hände zusammenlegen. Junge Kambodschaner in den Städten geben europäischen Gesprächspartnern auch schon einmal die Hand. Man muss ein wenig erahnen, ob die kambodschanischen Gesprächspartner mit dieser Gepflogenheit vertraut sind oder nicht.

Bestechung/Schmiergeld: Touristen kommen wenig mit dem Problem Korruption in Berührung. Visa erhält man gegen eine feste Gebühr bei den zuständigen Behörden. Bei Hotelübernachtungen, Fahrten, Besichtigungen, in Restaurants usw. hat man es mit privaten Unternehmen zu tun. Hier herrscht der freie Markt. Keiner muss in diesem Rahmen Schmiergeld zahlen. Auch die medizinische Versorgung ist weitgehend in privater Hand. Museen und touristische Objekte, die vom Staat verwaltet werden, verkaufen Eintrittskarten. Wer aber längere Zeit in Kambodscha lebt und die eine oder andere Bescheinigung von einer Behörde braucht, der muss sich schon überlegen, ob er mehr zahlt oder nicht. Wer nicht zahlen will, braucht vor allem drei Dinge, um sein Ziel zu erreichen: Viel Zeit, viel Geduld und ein unendliches Lächeln. Mehr zum Thema Bestechung finden Sie im Abschnitt „Puk roluoy – das Khmer-Wort für Korruption” ab Seite 62.

Besuche/Einladungen: Auf dem Dorf schaut man am Nachmittag gerne einfach mal so bei seinen Verwandten oder Nachbarn vorbei. Dazu braucht man keine Einladung. Einladungen werden nur bei Festlichkeiten ausgesprochen. Die Menschen in der Stadt setzen diese Tradition fort. Wegen der festen Bürozeiten finden dort Besuche jedoch eher am Abend oder am Wochenende statt. Immer beliebter ist es auch, jemanden in ein Restaurant einzuladen, weil das vieles vereinfacht. Man muss nur wissen, dass derjenige, der einlädt, auch die ganze Rechnung bezahlt. Zum Thema Besuche und Verhalten bei Besuchen siehe auch den Abschnitt „Besuche” ab Seite 271.

Blickkontakt: Es ist nicht üblich, dass sich Gesprächspartner fest in die Augen schauen. Der Blick wandert einmal hierhin und einmal dorthin. Das ist nicht Ausdruck von Nervosität oder Unaufrichtigkeit, wie es im deutschsprachigen Raum interpretiert werden würde. Nur ab und zu wirft man einen kurzen Blick in das Gesicht seines Gegenübers. Schaut man dem Gesprächspartner zu lange in die Augen, wird er das als unangenehm empfinden. Das käme einem Angriff gleich. Nur eine sozial höhergestellte Person kann einer Person von niedrigerem Rang öfter und länger ins Gesicht schauen. Dass Kambodschaner nicht gewohnt sind, mit den Augen zu kommunizieren, muss auch ein Autofahrer bedenken. Der gewohnte Blickkontakt um mitzuteilen, dass der andere die Vorfahrt hat, führt eher zur Irritation. Besser ist es in solch einer Situation, ein eindeutiges Handzeichen zu geben.

Drogen: Immer wieder hört man von verzweifelten Eltern, deren Kinder drogenabhängig wurden. Besonders Jugendliche konsumieren Ecstasy, Amphetamine, Kokain, Opium und Marihuana. Bei den älteren Jahrgängen der Suchtkranken geht es eher um Alkohol. Besitzer von Hotels und Gästehäusern haben große Angst davor, dass in ihren Räumlichkeiten Drogen konsumiert werden und dies bekannt würde. Sie befürchten, dass ihr Hotel oder Gästehaus dann von den Behörden geschlossen wird. Die riesige Investition wäre dann futsch. Drogenkonsum im Hotel kann ganz schnell einen Polizeibesuch nach sich ziehen. Ein Gefängnisaufenthalt in Kambodscha ist absolut nicht empfehlenswert. Für den Fall, dass jemand einem Drogen anbietet, gilt es, klar „nein” zu sagen, weiterzugehen und kein weiteres Wort mit der Person zu wechseln.

Einkaufen/Märkte: Wer in Phnom Penh keine Lust hat, über Preise für Schweine-, Hühnerfleisch oder Gemüse zu verhandeln, geht zu den modernen Märkten wie Phsar Lucky, Phsar Bayon oder zu den kleineren Supermärkten zum Einkaufen. Dort sind die Preise fest, das Fleisch in Folie verpackt und gekühlt und Fliegen rar. Dort kann man sich mit Dingen eindecken, die man zu Hause in Europa täglich braucht wie beispielsweise Käse, Butter, Brot, Wurst, frische Milch, Säfte und alles Mögliche. Das Wort „Phsar” bedeutet Markt. Es ist das Khmer-Wort für Basar. In den Provinzen fernab vom Tourismus findet man allerdings selten Supermärkte, sondern traditionelle Märkte mit offener Bauweise.

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Ende eines Markttages

Die meisten Märkte sind von 7 bis 17 Uhr geöffnet, auch am Wochenende. Nur an den Feiertagen wie dem chinesischen oder kambodschanischen Neujahrstag schließen viele Händler ihre Läden für mehrere Tage. Gemüse, Fisch und Fleisch kaufen die Leute eher am Vormittag, da alles noch frisch ist und das Angebot viel breiter ist als am Nachmittag. Auf dem Markt und um die Märkte herum gibt es viele Wechselstuben. Wenn man nur Kleinigkeiten kaufen will wie z. B. ein wenig Gemüse, Bananen oder gekochte Speisen, ist es einfacher, mit dem kambodschanischen Riel zu bezahlen. Wenn man nicht genügend Khmer-Riel bei sich hat, kann man größere Summen auch in US-Dollar bezahlen. Dieser wird überall akzeptiert. Für den Einkauf auf dem Markt ist auf alle Fälle eine humorvolle kompetitive Verhandlungskunst hilfreich.

Ess- und Trinksitten: In Lokalen, die häufig von Touristen besucht werden, müssen sich Europäer nicht umstellen. Hier bestellt und isst jeder seine eigene Portion. Wer möchte, bekommt auch Messer und Gabel dazu. Wenn man mit Kambodschanern essen geht, gibt es einiges, was auf Europäer zunächst irritierend wirkt: Kambodschaner, die gemeinsam essen gehen, bestellen gern zusammen. Das gesamte Essen wird in die Mitte des Tisches gestellt und alle greifen zu. Auch wenn Kolleginnen und Kollegen mittags in ein Lokal in der Nähe der Arbeitsstelle gehen, bestellen sie zwar getrennt, stellen die Gerichte dann aber in die Mitte und essen gemeinsam. Es gibt nicht wirklich „mein” oder „dein Essen”. Das hat mit Gemeinschaftssinn zu tun. Natürlich gibt es auch einige Gerichte, die man schwer mit anderen teilen kann wie z. B. Nudelsuppe, gebratenen Reis oder Nudeln, die portionsweise auf einem Teller serviert werden. Wer sich in einer Gruppe mit Kambodschanern befindet, sollte ein Gefühl dafür entwickeln, wann es gerade passt, eine eigene Portion zu essen und wann man gemeinsam mit den anderen isst. Gegessen wird mit Löffel und Gabel. Stäbchen sind normalerweise nur für Nudelgerichte vorgesehen. Als Gastgeber oder Einladender muss man daran denken, dass nur wenige Kambodschaner gerne europäische oder indische Gerichte probieren. Fragen Sie vorsichtshalber vorher die Gäste, was sie gerne essen oder ob sie ein gutes Lokal kennen. Es wäre schade, wenn die kambodschanischen Bekannten oder Kolleginnen und Kollegen freundlich lächelnd mit leerem Magen nach Hause gingen. Mehr zum Thema Essen und Trinken finden Sie im Abschnitt „So wie man isst, so ist man” ab Seite 179.

Fotografieren: Beim Schlendern über den Markt entdecken Sie ein tolles Fotomotiv: Die Händlerin ist in ihrem Stand von unzähligen Waren umschlossen, so dass nur ihr lächelndes Gesicht und ein wenig von dem Oberkörper zu sehen ist. Was tun? Machen Sie einfach das tolle Bild?

Auch wenn viele Kambodschaner gar nichts dagegen haben, fotografiert zu werden, gebietet es doch die Höflichkeit, zu fragen, ob jemand mit einem Foto einverstanden ist. Es kann ja auch sein, dass derjenige nicht möchte, dass man ihn ungekämmt für hundert Jahre auf einem Bild verewigt. Aus der Ferne können Sie auch den Zoom benutzen und darauf hoffen, dass keiner sein Bild auf einem Hochglanzmagazin entdeckt und eine Klage wegen Verletzung des Rechts am eigenen Bild einreicht.

Frau und Mann: Kambodscha ist bis heute eine männerdominierte Gesellschaft. Am stärksten spürt man das noch auf dem Lande. In den Städten hat sich einiges geändert. Bereits die Elterngeneration ist liberaler geworden. Viele fördern ihre Töchter bei der Ausbildung. Auch wenn eine strenge Erziehung insbesondere für Mädchen immer noch die Regel ist, haben junge Frauen heute mehr Freiheit bei der Wahl des Ehepartners und etliche Eltern stimmen der Partnerwahl der Tochter am Ende zu. Der Anteil der Frauen in Geschäften, Unternehmen, staatlichen Behörden und Ministerien wächst. Wichtig für die Ehefrau ist, dass sie das Gesicht ihres Ehemannes in der Öffentlichkeit hebt. Zuhause ist sie die Finanzministerin und hat sehr viel zu sagen. Schwierigkeiten in Arbeitskontexten gibt es manchmal, wenn eine gut ausgebildete junge Frau eine Stelle bekommt, bei der sie alteingesessene ältere Herren führen muss.

Für den Besucher des Landes sind vorerst nur einige Dinge zu beachten: Enge Körperkontakte zwischen Mann und Frau sind in der Öffentlichkeit nicht gern gesehen. Bei der Begrüßung sollte man versuchen zu erahnen, ob eine Kambodschanerin einem die Hand geben möchte oder nicht. Es gilt als nicht sittlich, wenn ein Mann lange und fest in die Augen seiner kambodschanischen Gesprächspartnerin schaut. Siehe hierzu auch die Verhaltenstipps „Berührungen/Körperkontakt” und „Blickkontakt”. Ebenso wichtig ist, zu beachten, dass eine Frau einen buddhistischen Mönch nicht berühren darf.

Mehr zum Thema Frauen und Männer finden Sie in den Kapiteln „Kruasa – die Familie” ab Seite 100 und „Geschlechterrollen” ab Seite 117.

Geschenke: Wenn Bauern vom Lande Verwandte oder Bekannte in der Stadt besuchen, bringen sie manchmal einen Sack Reis mit. Frisch geernteter Reis wird wegen seines Dufts und seines Aromas sehr geschätzt. Manche bringen als Geschenk einen Korb selbst geerntete Mangos mit. Andere, die am Fluss wohnen, kommen mit einer Tüte Trockenfisch. Die Stadtmenschen machen das im Grunde genauso. Anstelle von streng riechender Fischpaste, Trockenfisch oder einem Sack Reis besorgen sie die besten Früchte der Saison, um sie zu verschenken. Beliebte Früchte zum Verschenken sind Mangos, Orangen oder importierte Weintrauben und Äpfel. Einen Blumenstrauß mitzubringen, ist bei kambodschanischen Familien (bisher) nicht üblich. Auch bei einem Krankenbesuch nimmt man Früchte mit. Wenn zu Hause etwas besonders Schmackhaftes gekocht wurde, reichen sich Nachbarn davon vor der Mahlzeit gerne eine Schüssel herüber. Die Speise muss gerade aus dem Topf geschöpft sein und noch dampfen. Diese Tradition des Essen-Herüberbringens ist in der Stadt in Folge wachsender Anonymität fast vollkommen verloren gegangen.

Informationen zu Geschenken bei Hochzeiten finden sich im Abschnitt „Hochzeit” ab Seite 114.

Gesprächsthema Politik: Kambodschaner unterhalten sich gern über Politik, insbesondere wenn sie unter sich sind bzw. wenn Diskutanten unter sich sind, die eine ähnliche oder gleiche politische Meinung vertreten. Hier geht es um Interessen, um Glauben, um Wünsche, um Macht, um Festigung der Beziehungen usw. Man analysiert die Situation, hebt hervor, was man erreicht hat, schimpft auf die Gegenseite und bespricht, was man noch tun kann, um die Position der eigenen Partei auszubauen. Es stellt sich dabei schnell die Frage „Gehörst du zu uns oder gehörst du zum Gegner?”. Ein Dazwischen – z. B., dass man die Dinge gemeinsam und objektiv analysiert – gibt es in den meisten Fällen gar nicht. Vielleicht hat das u. A. auch damit zu tun, dass politische Konzepte und Begrifflichkeiten subjektiv wahrgenommen werden. Unter Kambodschanern kommt es vor, dass jemand, der in geselliger Runde mit seiner Meinung in der Minderheit bleibt, aufsteht und nach Hause geht oder einfach still seinen Tee trinkt. Es ist durchaus wichtig zu schauen, in welcher Situation eine tiefergehende politische Diskussion passend ist und in welcher nicht. Offene politische Debatten können ein Arbeitsteam spalten. Themen, die Anhänger der Regierungspartei CPP in Bedrängnis bringen und den Unterstützern der Opposition Auftrieb geben, sind Korruption, Machtmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen, Grenzprobleme mit Vietnam und der Umgang mit Migranten aus Vietnam. Ausländische Besucher sollten sich von Demonstrationen fernhalten, da man sich nicht sicher sein kann, ob daraus nicht eine gewaltsame Auseinandersetzung mit Verletzten oder gar Toten wird. Mehr zu den Themen politische Geschichte und Entwicklung des politischen Systems finden Sie im Kapitel „Wendepunkte in der Geschichte Kambodschas” ab Seite 39.

Gestik und Mimik: Kambodschaner können anhand des Gesichtsausdrucks, der Handbewegungen und der Körperhaltung recht gut herauslesen, was der Gesprächsparter – neben dem, was er sagt – wirklich meint. Mit greifender Bewegung, wobei die Handfläche nach unten zeigt, ruft man jemanden zu sich. Mit einer ähnlichen Bewegung, die Fingerspitzen der Hand bewegen sich jedoch von unten nach oben, teilt man dem anderen mit, dass er weggehen soll. Mit Handbewegungen kann man unterschiedliche Entfernungen von Orten andeuten oder auch jemandem drohen. Man kann jemandem mit den Augen zu verstehen geben, dass das, was er gerade tut, unpassend ist. Bestimmte Augenbewegungen machen deutlich, dass etwas nicht ernst zu nehmen ist. Anmache wird gern durch ein Zucken mit den Augenbrauen zum Ausdruck gebracht. Gefühlsregungen können am Gesichtsausdruck abgelesen werden. Auch die Körperhaltung sagt viel über die soziale Stellung der Gesprächspartner aus. Mehr hierzu im Abschnitt „Nonverbale Kommunikation” ab Seite 262.

Götter und Geister: Wenn ein Kambodschaner sagt, dass er Buddhist ist, dann ist das so zu verstehen, dass er an erster Stelle der Lehre Buddhas folgt. Nebenbei glaubt er aber auch an animistische Beschützer und an die Seelen der Vorfahren. Er ruft in Gebeten die brahmanischen Götter um Hilfe und er hat Angst vor den vielen Geistern, die um sein Dorf herumschwirren. Diese versucht er, durch Opfergaben zu besänftigen. Pragmatismus ist seit jeher ein wichtiges Charakteristikum des Glaubens der Kambodschaner. Es gab schon immer das Neben- oder Miteinander verschiedener Glaubensrichtungen. Die Religion des Königs musste nicht die des Volkes sein. Außerdem kann einem jede Gottheit und jeder Beschützer irgendwie weiterhelfen. Also warum diese nicht anrufen, wenn man sich Unterstützung erhofft?

Der Besuch von Orten mit Figuren oder anderen Darstellungsformen von Göttern und Beschützern gebietet Respekt. Man sollte darauf achten, dass man nicht über die Figuren schreitet, sie verrückt, oder deren Kopf berührt.

Mehr zum Thema Götter und Geister wird unter „Andere Religionen und Volksglauben” ab Seite 82, „Das Leben der Arbeiter” ab Seite 138 sowie unter „Essen – so wie man isst, so ist man” ab Seite 179 beschrieben.

Handeln/Feilschen: Ein positiver Stereotyp, der dem europäischen Touristen das Leben etwas schwer macht, ist die Vorstellung, dass Europäer reich seien. In der Folge sind viele Marktleute der Ansicht, dass sie von „den Reichen” etwas mehr verlangen können als von den meisten Kambodschanern. Das betrifft jedoch nur Dinge, die nicht zum Festpreis verkauft werden. Bei Tickets für Bus-, Flug- und Schiffsreisen, Karten für Kinos und Museen, beim Essen im Restaurant, in Buchhandlungen, Supermärkten usw. braucht man sich keine Gedanken zu machen. Es ist gut, sich vor einem Kauf schon ein wenig über die Preise zu erkundigen, um dann besser verhandeln zu können. Auch ein paar Wörter Khmer helfen. Und falls man von Haus aus kein Verhandlungsexperte ist, sollte man ein paar witzige Worte finden, um die Situation aufzulockern. Dann klappt das Feilschen besser. Manchmal ist es von Vorteil, einen kambodschanischen Bekannten mitzunehmen. Übrigens: Von Personen, die als reich gelten, wird erwartet, dass sie mit Kleinstunternehmern (Verkäuferin von gebratenen Bananen, Schuhputzern etc.) nicht hart verhandeln, sondern den angegebenen Preis akzeptieren – das gilt auch für reiche Kambodschaner. Geiz ist in Kambodscha keine Tugend. Reiche Kambodschaner kennen allerdings die Preise und wissen, wie sie mit Verkäufern umgehen müssen.

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Alltagsmoment im Leben einer Händlerin

Hierarchien: Ob Mensch oder Sache, alles hat seinen Platz in der Welt der Kambodschaner. Generation für Generation werden Kinder dazu erzogen, die Stellung der einzelnen in der Familie und in der Gesellschaft zu respektieren. Wer sich dagegen auflehnt, eckt im Leben überall an. Die hierarchischen Beziehungen sind ungemein vielfältig. Um sie etwas sichtbarer zu machen, kann man sie in Beziehungen wie beispielsweise Mensch – Mensch, Mensch – Götter, Mensch – Seelen der Vorfahren, Mensch – Körperteile, Mensch – Gegenstände, Mensch – Wohnort usw. unterteilen. Die Globalisierung und die wirtschaftliche Entwicklung bewirken soziale und kulturelle Veränderungen im Land. In Phnom Penh und in den Wirtschaftszentren kann man die Tendenz beobachten, dass hierarchische Beziehungen schrittweise abnehmen. Auf dem Lande ist die traditionelle Denkweise jedoch noch stark verwurzelt. Und dort leben rund 80 Prozent der Bevölkerung Kambodschas.

Einige wichtige Dinge, die man im Umgang mit Hierarchien beachten muss, sind Wortwahl und Körperhaltung bei der Begrüßung und im Gespräch. Mehr zum Thema Hierarchien und zum Umgang damit finden Sie im Kapitel „Der Platz des Einzelnen in der Gesellschaft und in der Familie” ab Seite 91 sowie in diesem Kapitel unter den Stichpunkten „Kinder”, „Begrüßung/Verabschiedung” und „Anrede”.

Homosexualität: Viele Kambodschaner nennen Homosexuelle ktoey. Nach dem Standard-Khmer-Wörterbuch aus den 1960er-Jahren ist ein ktoey„ein Mensch mit nicht ganz männlichem und nicht ganz weiblichem Geschlecht”. LGBTs (steht für lesbian, gay, bisexual and transgender) empfinden diese Bezeichnung als verletzend. Wer wie genannt werden möchte, muss im Gespräch genau erfragt werden.

Da es in Kambodscha keine religiöse Maßregelung von Schwulen oder Lesben gibt, herrscht bei der Begegnung mit Fremden zumeist das Motto „leben und leben lassen” und eine gewisse Toleranz von Andersartigkeit. Der Buddhismus als Religion der meisten Kambodschaner zeigt den Weg zum Nirwana und dorthin kommt man am besten durch ständigen Verzicht auf weltliche Begierden. Den Menschen vorzuschreiben, wie sie eine Familie gründen und für Nachfolger sorgen sollen, gehört nicht zu seinen Aufgaben. Die Toleranz sinkt jedoch, wenn die eigene Familie betroffen ist. Eltern erwarten, dass die Kinder traditionsgemäß heiraten und Nachwuchs bekommen. Wer entgegen dieser Erwartung handelt, verstößt in ihren Augen und in denen der anderen Familienmitglieder gegen gesellschaftliche Normen. Siehe hierzu auch das Kapitel „Homosexualität” ab Seite 191.

Kinder: Wer nur ein Kind hat, gerät bei der Begegnung mit Verwandten und Freunden oft in Erklärungsnot, denn alle wollen den Grund dafür wissen. Außerdem stößt man mit einem Einzelkind auf Mitleid wie auch auf die Aufforderung, sich mehr zu bemühen. Kinder sind in Kambodscha ein Grund zur Freude. Sie sind wichtige Themen für den Smalltalk und Objekte der Bewunderung. Die Kambodschaner zupfen gern einem kleinen Kind an der Wange oder an der Nase herum, drücken es, streicheln ihm die Haare. Das ist nicht eines jeden Kindes Sache. Wenn Sie merken, dass das für Ihr Kind zu viel wird, nehmen Sie es einfach zu sich. Über Kinder kann man gut Kontakte zu den Nachbarn und anderen Menschen aufbauen. Kleine Geschenke für die Kinder wie Süßigkeiten und Spielzeug festigen auch die Freundschaft der Eltern. Mehr zum Thema Kinder finden Sie unter „Kruasa – die Familie” ab Seite 100.

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Angelvergnügen

Kriminalität: Das Innenministerium Kambodschas gibt jedes Jahr einen Bericht über die Kriminalität im Land heraus. Dort findet man die aktuelle Zahlen zu Diebstählen, Raub, Mord, Totschlag, Drogenhandel, Menschenhandel usw. Zunächst erfasst einen das Schaudern, doch dann stellt sich die Frage: Was mache ich nun mit diesem Zahlenhaufen? Sollte ich noch vorsichtiger sein? Und wenn ja, wann, wo und wie? Schließlich will man nicht mit einer Rüstung durch die Stadt laufen. Was die Sicherheit Ihres Geldbeutels unterwegs angeht, gelten ähnliche Regeln wie an vielen Orten Europas auch: Bei großem Gedränge sollte man die wichtigsten Sachen am Körper, möglichst nicht sichtbar bei sich haben. Taschen mit wertvollem Inhalt sind nicht unbeaufsichtigt abzustellen. Beim Anlegen von teurem Schmuck sollten Damen eher Zurückhaltung zeigen. Als Mitfahrer auf einem Motorrad sollten Frauen ihre Handtasche nicht über die Schulter hängen, sondern zwischen sich und dem Fahrer halten. Damit wird auch vermieden, dass man vom Motorrad stürzt und sich verletzt, falls ein Dieb versucht, einem die Tasche zu entreißen. Im Tuk-Tuk sollte man seine Taschen zwischen die Beine stellen. Es gibt Fälle, wo Diebe auf Motorrädern im Vorbeifahren in das offene Tuk-Tuk langen.

Wer wissen möchte, wie die Sicherheitssituation in einer bestimmten Gegend aussieht, sollte sich die Mauern und Fenster der Häuser dort anschauen. Wenn die Mauern sehr hoch und die Fenster noch auf der obersten Etage sichtbar gut vergittert sind, kann man davon ausgehen, dass sich die Besitzer viele Gedanken darüber gemacht haben, wie sie ungebetene Gäste fernhalten können. Kambodschaner schließen ihre Wohnungen oder Häuser bei Verlassen nicht einfach nur ab. In der Regel passt immer jemand darauf auf.

Geld und Wertsachen sind im Hotel gut zu verschließen. Prüfen Sie bitte auch, ob sich der kleine Hotelsafe einfach herausnehmen und wegtragen lässt. In so einem Fall verlangen Sie, dass der Safe richtig fest verankert wird oder verlangen Sie ein anderes Zimmer mit einem sicheren Safe. Gern werden auch Motorräder gestohlen. Falls Sie mit einem gemieteten Motorrad fahren, stellen Sie es lieber dort ab, wo man gegen eine Gebühr auf das Fahrzeug aufpasst.

Kultstätten: Beim Besuch von Tempeln wie Angkor Wat und Bayon kann man die Räumlichkeiten mit normalen Straßenschuhen begehen. Bevor Sie den Gebetsraum in einem buddhistischen Kloster betreten, müssen die Schuhe ausgezogen werden. Frauen sollten darauf achten, dass sie nicht zu knappe Kleidung tragen, wenn sie Kultstätten besuchen. Den Gottheiten in den Tempeln und Klöstern ist mit großem Respekt zu begegnen. Siehe hierzu in diesem Kapitel den Verhaltenstipp „Götter und Geister” sowie den Abschnitt „Beziehungen zwischen buddhistischen Institutionen und Laien” ab Seite 80. Ausführlich zum Thema prä-angkorianische und angkorianische Tempel und Baustile finden Sie unter „Architektur und Plastik” ab Seite 238.

Müll: Mit wachsender Bevölkerungszahl in den Städten wächst auch das Problem der Müllbeseitigung. Die Stadt Phnom Penh hat mit rund 2 Millionen Einwohnern schwer zu kämpfen. Schätzungsweise werden nur rund zwei Drittel der produzierten Abfälle entsorgt. Oft werfen Autoinsassen Snackverpackungen oder Obstreste einfach aus dem Fenster. Manch ein Mitfahrer auf dem Rücksitz eines Mopeds wirft seine leer getrunkene Plastikflasche gedankenlos auf die Straße. Deswegen wird keiner von der Polizei angehalten. Es gibt ja Schlimmeres. Die Stadtreinigung wirkt ziemlich überfordert. Wahrscheinlich braucht es noch eine ganze Weile, bis alles Hand in Hand geht. Dazu braucht es: einen geeigneten infrastrukturellen Rahmen für Müllentsorgung, -recycling und -verwertung, strikte Kontrollen, gutes Management der Müllentsorger, gute Zusammenarbeit zwischen den Entsorgern und den Stadtbewohnern und vor allem einen grundlegenden Bewusstseinswandel der Menschen in Bezug auf den Umgang mit ihrer Lebensumwelt. Plastikflaschen und Tüten machen sich überall im Land breit, am Flussufer, am Straßenrand, auf öffentlichen Plätzen. Das Hauptproblem für Reisende stellt sich aufgrund des Mangels an öffentlichen Mülleimern: Wohin mit der leeren Wasserflasche? Auch wenn Ihr Reisebegleiter empfiehlt, sie am Waldrand zu lassen, Sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Umwelt, wenn Sie die Flasche wieder mitnehmen und an geeigneter Stelle entsorgen.

Prostitution: Trotz der Strenge des Gesetzes läuft das Geschäft mit der käuflichen Liebe weiter, insbesondere in den Touristenstädten wie Phnom Penh oder Sihanoukville. Anbieter und Kunden bewegen sich dort im Dunst der Illegalität. Strikt verfolgt wird Kinderprostitution. Wer Sex mit einem Kind unter 15 Jahren hat, kann bis zu 15 Jahre ins Gefängnis kommen. NGOs, die gegen die Kinderprostitution kämpfen, können per Gesetz wie die Polizei gegen Verdächtigte ermitteln. Es gibt viele wache Augen.

Extrainfo 1 (s. S. 6): Hier findet man Berichte über das Leben der Bewohner der Stadt Phnom Penh und deren Alltagsprobleme wie Verkehrsstau, Parkplatzmangel, Müll usw.

Pünktlichkeit: In Arbeitskontexten gibt es mit Pünktlichkeit weniger Probleme. Überlandbusse fahren nach Fahrplan ab, Arbeiter und Angestellte in den Privatbetrieben gehen geregelten Arbeitszeiten nach, Schüler sind in der Regel und Lehrer fast immer pünktlich. In verschiedenen Ministerien gibt es Stechuhren, da muss man schon pünktlich sein. In den meisten Behörden gibt es sie jedoch bisher noch nicht. Und dort trifft man zwar nicht punktgenau ein, aber nach und nach füllen sich die Arbeitsräume. Als Vorgesetzter muss man sich keine Gedanken darüber machen, dass ein Mitarbeiter nicht zur rechten Zeit zu einem Termin kommt. Als Mitarbeiter dagegen muss man manchmal schon eine Weile auf den Chef warten. Wer „da oben” ist, hat viel zu tun und kann es sich erlauben, später zu kommen. Wer zu einem Ranghöheren geht oder ihn erwartet, dem bleibt nichts anderes übrig, als auf diesen zu warten.

Bei offiziellen Einladungen wird Pünktlichkeit erwartet, bei privaten nicht. Da trudeln die Gäste nach und nach ein. Bei einer Einladung zum Mittag- oder Abendessen im kleinen Kreis zu Hause mit genauer Zeitangabe wie z. B. „um halb sieben” und nicht nur „heute Abend” sollte man schon einigermaßen pünktlich ankommen, damit der Gastgeber nicht allzu lange warten muss und das Essen nicht kalt wird.

Rauchen: In einem alten Khmer-Lied packte eine Frau ihrem Ehemann ein Bündel selbst gedrehter Zigaretten und in ein Tuch eingewickeltes Betelzeug zum Kauen als Vorrat für unterwegs ein. So etwas tat eine gute Frau, die immer daran dachte, dass es ihrem Mann an nichts fehlen soll. Dem Hörer wird dadurch bewusst, wie selbstverständlich Zigaretten damals zum Leben eines Mannes gehörten. Heutzutage wird auch in Kambodscha Aufklärung über die gesundheitsschädliche Wirkung des Rauchens betrieben. Es gibt bedruckte T-Shirts mit dem Aufdruck „no smoking”. Die Weltgesundheitsorganisation WHO arbeitet eng mit dem Ministerium für Gesundheit zusammen, um das Rauchen aus den Geschäftsräumen, Büros und Restaurants zu verbannen. Eine gute Frau würde heute ihrem Mann sagen: „Rauche nicht, denn das ist nicht gut für deine Gesundheit”! Die Aufklärungsgedanken und -aktionen müssen den Rauchern wie schwarze Wolken erscheinen, die sich am Horizont zusammenziehen. Ob in der Stadt oder auf dem Lande, die Männer ziehen bislang weiterhin genüsslich an ihren Zigaretten. Im Stadtbild sieht man kaum Frauen, die Zigaretten rauchen.

Eine Kambodschanerin, die in einer Männerrunde mitraucht, wird schief angesehen. Auf dem Lande trifft man schon häufiger auf Zigaretten rauchende Frauen. Aber auch dort bilden sie eine verschwindende Minderheit unter den Rauchern. Raucherinnen aus Europa genießen Ausländerbonus. In den klimatisierten Überlandbussen, Restaurants mit Klimaanlagen und gehobenen Hotels ist das Rauchen verboten. In offenen Lokalen kann wie eh und je geraucht werden. Wenn Sie zu Besuch bei jemandem sind und sich nicht sicher sind, ob Sie rauchen können, dann fragen Sie den Gastgeber höflich.

Religion im Alltag: Fast alle Khmer, die ja die Mehrheit der Bevölkerung Kambodschas ausmachen, sind Anhänger der Lehre Buddhas. Die wenigsten wollen jedoch gleich im nächsten Leben ins Nirwana. Eher wünschen sie sich für das nächste oder besser schon für dieses Leben, dass es ihnen gut geht, dass sie reich werden usw. Nirwana als Fernziel ist für sie völlig in Ordnung, auf ein paar Hundert weitere Leben im unendlichen Kreislauf der Wiedergeburten (samsara) kommt es nicht an. Die Hauptsache ist, dass die Richtung stimmt. Und so reicht es den meisten Laien völlig aus, gutes Karma dadurch zu sammeln, dass sie den Mönchen Nahrung, Kleidung und Geldspenden zur Verfügung stellen und ab und zu an den Zeremonien im Kloster teilnehmen und dort Gebete sprechen. Manche lassen gekaufte Spatzen frei, andere geben Bettlern Geld und alle sammeln so auf ihre Weise gutes Karma. Die 110 Tripitaka-Bände auf Khmer und Pali (der Kanon der buddhistischen Schriften), in denen die Lehre Buddhas abgefasst ist, rührt kaum ein Laie an. Buddha hat schon gewusst, dass seine Lehre von Menschen mit Familie nicht einfach zu befolgen ist. Laien brauchen nur einige Gebote (5, 8 oder 10) zu beachten. Mönche dagegen müssen 227 Regeln einhalten und jeden Tag die buddhistische Lehre lernen. Besonders wichtig für die Gläubigen sind die sogenannten „drei Juwelen”: Buddha, Dharma (die Lehre Buddhas) und Sangha (die Gemeinschaft der Mönche). Diesen drei Juwelen sollte man mit äußerst großem Respekt begegnen. Das betrifft schon das Betreten der Klöster, welche die drei Juwelen beherbergen. Dort muss man seine Kopfbedeckung abnehmen und vor dem Betreten der Pagode die Schuhe ausziehen. Um Buddha und den Mönchen Ehre zu erweisen, muss man bestimmte Begrüßungsnormen kennen. Siehe hierzu das Kapitel „Beziehungen zwischen buddhistischen Institutionen und Laien” ab Seite 80. Mehr zum Buddhismus in Kambodscha finden Sie im Abschnitt „Religion und Gesellschaft” ab Seite 71. Zu anderen Glaubensrichtungen wie Brahmanismus, Animismus und Aberglaube lesen Sie auch das Kapitel „Andere Religionen und Volksglauben” ab Seite 82.

Respekt: Respektbezeugung bei Begegnungen wird insbesondere durch angemessene Begrüßungsformen, Anrede, Wortwahl, Körperhaltung und Kleidung ausgedrückt. Wenn man lange zusammenarbeitet, gibt es noch einiges mehr, was man beachten muss. Wichtig bei den Begegnungen ist, dass man sich über die eigene Stellung und die des Gesprächspartners in der Hierarchie bewusst ist. Jemand, der in der oberen Hierarchiestufe steht, erwartet die passende Form der Respektbezeugung von einem Untergeordneten. Tut der Rangniedere das nicht in angemessenem Maße, wird der Ranghöhere dies als Respektlosigkeit auslegen. Kambodschaner lernen das von Kindesbeinen an. Von Ausländern erwartet man diese Perfektion nicht. Sie haben – zumindest für einen bestimmten Zeitraum – einen Ausländerbonus. Siehe hierzu die Verhaltenstipps „Anrede”, „Begrüßung/Verabschiedung”, „Bekleidung”, „Hierarchien” und „Kinder”.

Schlepper: Als richtige Schlepper sind insbesondere diejenigen zu bezeichnen, die einen Fahrgast an den Bus eines Transportunternehmens vermitteln, welcher ihn mitnimmt und dann vor einem Hotel absetzt, zu dem er eigentlich nicht hin wollte. An der kambodschanisch-thailändischen Grenzübergangsstelle in Poipet gibt es eine Menge solcher Schlepper. Im Inland begegnet man an den Haltepunkten von Überlandtaxis, -kleinbussen und –pickups vielen aufdringlichen „Helfern”. Sie weisen jedoch Unterschiede zu den Schleppern an der Grenze auf. Die Kambodschaner nutzen diese „Fahrgastbeschaffer” als Informationsquellen für die Routen der bereitstehenden Fahrzeuge, denn diese sind nicht beschriftet und es gibt auch keine festen Haltestellen und Fahrpläne. In der Nähe von einigen großen Märkten in den Städten gibt es Stellen, wo sie auf die Fahrgäste warten. Man muss diese kennen oder sich durchfragen. Ob der Reisende die Dienstleistung der Kundenbeschaffer für die Taxis in Anspruch nimmt oder den Fahrer des am Straßenrand parkenden Taxis oder Kleinbusses selbst fragt, der Preis ist der gleiche. Denn die Kundenbeschaffer bekommen eine Provision vom Fahrer oder sind selbst Gepäckträger und/oder Schaffner eines Überlandtaxis. Betrachten Sie die Zurufe der Kundenbeschaffer für die Überlandtaxis einfach als ein reiches und überschwängliches Angebot von Fahrdienstleistungen. Sie können hier auch Fragen stellen. Wenn Ihnen ein Angebot zusagt, z. B. fährt das Taxi in die gewünschte Richtung, der Preis stimmt, das Taxi ist schon fast voll, es wird bald abfahren … dann nehmen Sie das Angebot an. Wenn nicht, gehen Sie einfach weiter, fragen den nächsten oder Sie gehen selbst zu einem wartenden Taxi.

An den Ankunftsstellen von Bussen oder Taxis warten oft Tuk-Tuk-Fahrer, die Sie gerne zu einem bestimmten Gästehaus oder Hotel bringen wollen. Wenn Sie schon wissen, wohin Sie wollen, teilen Sie dem Fahrer das genaue Ziel mit und fragen Sie nach dem Preis. Falls der Fahrer Ihnen immer noch ein anderes Gästehaus empfiehlt, gehen Sie zu einem anderen Fahrer. Normalerweise gibt es hier keine Probleme. Auf den Märkten, bei Besuchen von Tempeln, Klöstern, anderen Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen oder Restaurants, kommt man kaum in Berührung mit Schleppern. Mit der Grundeinstellung, dass Sie die Dinge auch selbst erledigen können und dafür Zeit haben, kommen Sie gut zurecht. Weitere Empfehlungen gegen Schlepperei:

Besorgen Sie sich vorher ein Visum bei einem kambodschanischen Konsulat oder einer Botschaft oder ein E-Visum. Dann gibt es bei der Einreise auch keinen, der Ihnen beim Ausfüllen der Visaanträge helfen möchte.

Wenn Sie mit Überlandbussen der großen Transportgesellschaften fahren, haben Sie keinen Stress mit den Fahrgastbeschaffern. Sie können die Tickets in vielen Reisebüros, Hotels und in den Offices der Transportgesellschaften vor Ort kaufen. Siehe hierzu den Verhaltenstipp „Verkehrsmittel”.

Erkundigen Sie sich vorher, zu welchem Hotel oder Gästehaus Sie fahren wollen. Das erleichtert die Verhandlung mit dem Fahrer von Tuk-Tuk, Taxi o. Ä. Viele Hotels und Gästehäuser bieten auch den Service an, Sie vom Flughafen oder Busbahnhof abzuholen.

Souvenirs: Souvenirs sind Geschmacksache. Einen ersten Überblick darüber, was man als Erinnerungsstück für sich oder als Geschenke für seine Verwandten und Freunde mit nach Hause nehmen könnte, kann man sich in Phnom Penh auf dem Markt verschaffen. Viele Produkte des kambodschanischen Handwerks werden dort angeboten: Holzschnitz- und Steinmetzarbeiten, Silbererzeugnisse, Stoffe aller Art, bedruckte T-Shirts und andere Kleidungsstücke. Edelsteine, trendige Taschen aus Plastiksäcken genäht, Schuhe und vieles mehr bekommt man dort. Aus dunklem Holz geschnitzte Blütenmotive in verschiedenen Größen, die an die Blütenmotive an den Wänden der Khmer-Tempel erinnern, eignen sich gut als Dekoration. Ein Mitbringsel für eine Freundin könnte eine Seiden-Stola sein. Es gibt Stolen in erlesenen Farben, die dezent und würdevoll wirken. Auch das karierte Allzwecktuch der Kambodschaner, genannt kráma, ist für zu Hause gut geeignet, z. B. als Schal oder Tischdecke. Brillenetuis und Täschchen für Stifte mit verschiedenen Mustern kommen als kleine Geschenke gut an. Silberbehälter in Form von kleinen Tieren und Früchten können Bücherregale oder Vitrinen daheim verschönern. Schmuck mit verschiedenen Edelsteinen kann man günstig erstehen.

Statussymbole: Ein altes Khmer-Sprichwort sagt „Ein Reicher soll Armut wahren, wie ein Rock den Körper von außen umschließt.” Das Sprichwort geht noch weiter, aber für das Thema hier reicht dieser Teil aus. Es hebt Bescheidenheit hervor. Dieser Wert scheint in der Gegenwart immer mehr an Bedeutung zu verlieren. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass in letzter Zeit gerne gezeigt wird, was man hat – im Unterschied zu anderen: Riesengroße teure Autos und Geländewagen, die viel Benzin schlucken und durch das Gedränge von Mopeds, Tuk-Tuks und anderen Verkehrsteilnehmern in den Straßen von Phnom Penh nur mit 30 km/h schleichen können, sind beliebt. Teure Villen und große Plantagen, die man so nebenbei besitzt, sind ebenso Statussymbole wie hohe Ränge und (akademische) Titel.

Tabus: