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Inhalt

Vorwort

Unterwegs im Wald

Das Einmaleins des Waldes

Top 5 - Die schönsten Wälder


Wälder des Nordwestens

Wälder des Nordostens

Wälder des Westens

Wälder des Ostens

Wälder des Südwestens

Wälder des Südostens

Wälder der Alpen und des Alpenvorlandes


Glossar

Über den Autor

Vorwort

Der deutsche Wald. Einst ein riesiger Urwald. Dann Schlachtfeld für Römer und Germanen. Jagdgelegenheit für Kaiser und Despoten. Handlungsort in den Märchen der Gebrüder Grimm. Waldweide für die Schafe und Ziegen armer Bauern. Geplündert für den Holzbedarf von Bergwerken und Salzsiedereien und die Feuerstelle am heimischen Herd. Sein Holz wurde von Tischlern, Dachdeckern, Drechslern und Fassbindern genutzt. Er wurde mit Monokulturen aufgeforstet, war Projektionsfläche für die Phantasmen nationalsozialistischer Propaganda. Er ist Leidtragender des Klimawandels, aber neuerdings auch begehrt als Alibi-Kohlenstoffspeicher, ikonisiert und verteidigt von Umweltbewegungen. Einem Heer von Freizeitansprüchen ausgesetzt, von Spaziergängern, Joggern, Reitern, Jägern, Mountainbikern, Campern, Waldbadern, Kindergartengruppen, Pilzsuchern, Sondengängern.

All diese Punkte sind nur ein ganz kleiner Auszug dessen, wie und warum schon immer von allen Seiten am Wald gezerrt wurde. Gerade in den letzten Jahren wurde deutlich, dass Umweltbelastungen und menschliche Nutzung die natürliche Leistungsfähigkeit des Waldes überlasten. Das zeigen auch die großflächigen Waldschäden und aufkommenden Schadholzmassen, besonders in den rein wirtschaftlich ausgerichteten Forstflächen. Demgegenüber steht natürlich, dass unser Wald immer noch vornehmlich Lebensort Zehntausender Pflanzen-, Pilz- und Tierarten ist. Sie können nirgendwo anders hin ausweichen.

Deutschland ist mit einem Waldanteil von einem Drittel seiner Gesamtfläche das waldreichste Land Mitteleuropas und bietet auf ca. 11 Millionen Hektar mit geschätzt 90 Milliarden Einzelbäumen eine außerordentliche Vielfalt an Waldgesellschaften. Alte Buchenwälder an der Steilkante der Kreideküste gehören ebenso dazu wie hünenhafte Tannenriesen auf den Hängen des Bayerischen Waldes. Das rühmenswerte Blau der Hasenglöckchen im Unterholz der Rurwälder und die Bärlauchblüte im Hainich bieten überwältigende florale Eindrücke. Achtunggebietende Eichenveteranen an den Hängen des Spessarts sorgen ebenso für wilde Waldszenen wie die bizarren Formen der Kiefern auf den Felsenspitzen in der Sächsischen Schweiz.

Mit dem Blick auf das Besondere und Schöne habe ich auf der Suche nach den wildesten und natürlichsten Wäldern Deutschlands Tausende Kilometer zu Fuß, mit dem Fahrrad und natürlich auch mit dem Auto während verschiedener Jahreszeiten zurückgelegt. Alle Wälder, die ich hier beschreibe, habe ich mindestens einmal, mitunter auch drei- bis viermal aufgesucht und fotografiert. Von der Küste über die Mittelgebirge bis zu den Alpen sind dabei verschiedenste Waldgesellschaften in den Fokus gerückt. Bei der Auswahl der Wälder habe ich das Hauptaugenmerk darauf gelegt, wie natürlich ihr Zustand ist, aber auch auf ihre besondere Lage an Berghängen, in Schluchten oder an Seeufern. Wichtig war auch, was es dort neben dem reinen Wald ebenfalls zu entdecken gibt, zum Beispiel Burgruinen oder Felsenlabyrinthe. Auch die rar gewordenen historischen Waldbewirtschaftungsformen des Mittelalters waren ein Garant für außergewöhnliche Walderlebnisse und ein gutes Kriterium, es in die Auswahl dieses Buches zu schaffen. Natürlich wurde auch auf eine geografische Verteilung geachtet, sodass manches im Vergleich winzig wirkende Waldstück in Relation zu großen Waldlebensräumen wie zum Beispiel dem Schwarzwald mehr Lorbeeren bekommt, als ihm der reinen Größe nach zukommen würde. Insgesamt hat sich so ein buntes Sammelsurium von bekannten und unbekannten Wäldern ergeben, die allesamt gemein haben, dass ihr Besuch eine besondere Freude für den Naturliebhaber ist. Natürlich sind die Auswahlkriterien rein subjektiv, und das Buch wäre ohne Mühe um 150 Wälder zu erweitern. Das zeigt vielleicht, wie viele wirklich schöne und wilde Wälder es doch noch in unserem Land gibt. Die Zuordnung von großräumigen Waldgebieten wie dem Harz oder der Rhön zu den jeweiligen Kapiteln erwies sich mitunter als diffizil, weil sie sich über mehrere politische Bundesländergrenzen erstrecken. So landete zum Beispiel der Harz im Kapitel Nordwesten, obwohl er auch in Teilen zum Osten gehört. Es soll damit keinerlei Aussage getroffen werden – außer jener der Kapitelgliederung.

Ich hoffe, mit diesem Buch einen kleinen Beitrag zu leisten, das Bewusstsein für eine naturnahe Waldwirtschaft zu fördern, und die Liebe zum Wald zu stärken, denn er ist ein großer Teil unserer Lebensgrundlage.

Unterwegs im Wald

Naturverbundene Menschen lieben es, im Wald zu sein. Und das Bundeswaldgesetz besagt ausdrücklich, dass das Betreten des Waldes zum Zweck der Erholung gestattet ist. Das deutsche Waldbetretungsrecht gilt als eines der großzügigsten in Europa. Ländergesetze haben allerdings die Möglichkeit, aus wichtigem Grund wie zum Beispiel der Wald- oder Wildbewirtschaftung, Naturschutz und schutzwürdiger Interessen des Waldbesitzers das Betreten einzuschränken.

Gut zu wissen

Die Benutzung des Waldes geschieht grundsätzlich auf eigene Gefahr. Gerade im Zuge einer kommenden Umstellung der Forstwirtschaft auf naturnähere Wälder ist häufiger mit herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen zu rechnen.

Während Sturmereignissen und kurz danach ist es daher besser, den Wald zu meiden.

Natürlich sollte man auch Waldarbeitern und Forstmaschinen bei der Arbeit nicht zu nah kommen.

Das Radfahren und das Reiten im Wald sind nur auf Straßen und Wegen gestattet.

Jagen und Angeln sind genehmigungspflichtig.

Hundebesitzer müssen ihre Hunde anleinen.

Das Fahren und Abstellen von Kraftfahrzeugen im Wald ist ebenfalls nicht gestattet.

Rauchen ist meistens strikt verboten ebenso wie das Zelten.

Mit Kindern im Wald

Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, in einer intakten Umwelt groß zu werden. Waldbesuche gehören unbedingt dazu, denn kaum eine Umgebung kann Kinder in Bezug auf Fantasie, Bewegung und spielerisches Lernen so mühelos fördern wie der Wald. Eigentlich reicht der Wald mit all seinen Möglichkeiten in Form von Stöcken, Bächen, Teichen und Verstecken aus, um Kinder vollauf gefangen zu nehmen und lange zu beschäftigen. Wer die Aufmerksamkeit der Kinder ein wenig lenken möchte, für den sind im Folgenden ein paar Spiele im Wald aufgelistet, die über die Klassiker Verstecken und Schnitzeljagd hinausgehen.

Naturmemory

Den Kindern werden z. B. Blätter gezeigt. Sie sollen dann den zughörigen Baum finden. Das lässt sich leicht steigern, indem man statt Blätter Rindenstücke oder Knospen nimmt oder diese auch noch untereinander zuordnen lässt.

Künstler des Waldes

Die Kinder dürfen mit Naturmaterialien wie Stöcken, Steinen, Blättern, Gräsern usw. ein Kunstwerk auf dem Waldboden schaffen, sei es eine Figur oder ein Art Bild mit (oder ohne) Rahmen.

Bäume ertasten und wiedererkennen

Die Kinder versuchen mit verbundenen Augen, einen Baum zu ertasten und diesen danach mit offenen Augen wiederzufinden.

Baumtelefon

Die Kinder sitzen an den jeweiligen Enden eines gefällten Baumes. Mit den Ohren am Stamm versucht die eine Seite zu erlauschen, was die andere macht. Kratzen, Rascheln oder Klopfen?

Baumstumpfsiedler

Dabei wird versucht, mit so vielen Kindern wie möglich auf einem Baumstumpf zu stehen. Die Kinder sollen sich dabei gegenseitig helfen.

Winterspiel – Wolf und Reh

Es werden Wölfe und Rehe bestimmt. Nachdem sich die Rehe versteckt haben, versuchen die Wölfe, die Rehe anhand ihrer Spuren im Schnee zu finden. Natürlich versuchen die Rehe vorab, mit falschen Fährten Verwirrung zu stiften.

Jahresringe zählen

Die Kinder dürfen die Jahresringe an einem gefällten Baumstamm zählen und herausfinden, wie alt das Individuum ist. Ältere Kinder können dabei auch auf besonders dicke oder dünne Ringe achten und versuchen, dies mit Ereignissen im Baumleben zu verbinden. Ein „dünnes“ Jahr könnte zu trocken gewesen ein. Ein plötzlicher Anstieg der Dicke kann mit einer vermehrten Zufuhr von Licht einhergegangen sein, weil vielleicht der Nachbarbaum gefällt wurde. Es geht nicht darum, dass alles unbedingt richtig ist, sondern darum zu erkennen, was das Leben eines Baumes beeinflusst. Nebenbei erwähnt: In der Wissenschaft kann über diese Dendrochronologie (eine ununterbrochene Reihe von Wachstumsringen aus einem Gebiet) sogar das Alter von Funden bestimmt werden, die Hunderttausende Jahre alt sind, wie in der Archäologie, Ökologie und Geologie.

Spuren im Wald

Tiere hinterlassen unterschiedliche Spuren im Wald. Menschen auch? Man versucht, die Gruppenmitglieder an ihren Spuren zu erkennen. Eine matschige Stelle erleichtert das Spiel.

Schleichen

Wildkatzen, Mäuse und Rehe bewegen sich leise. Die Kinder dürfen versuchen, so leise wie möglich durch das Unterholz zu schleichen, ohne dass es knackt, und dabei die Bewegungen der Tiere nachahmen.

Gefahren

In Kindergruppen sollte man die Losung ausgeben, dass die Kinder auf ihre jeweiligen Nachbarn aufpassen sollen und niemand verloren gehen darf.

Potenzielle Gefahren sind zum Beispiel Zecken, die man beim Spiel von ihren Sitzwarten an Grashalmen oder Ästen abstreifen kann und dann auf dem Körper herumkriechen und nach einer für sie geeigneten Stelle suchen, um sich einzubohren. Gegen die von Zecken übertragene Kinderlähmung kann man Kinder und Erwachsene impfen lassen. Auch die Lyme-Borreliose kann von Zecken übertragen werden. Sie wird in der Regel erst nach ca. acht Stunden des Einbohrens übertragen. Wer die Zecken vorher findet, kann das Risiko einer Infektion stark minimieren. Kinder und Erwachsene sollten lernen, sich selbst spätestens im Anschluss an einen Waldbesuch auf Zecken zu kontrollieren, und schon während des Waldbesuches auch mal ein Blick auf ihre Kleidung werfen, ob da etwas rumläuft. Zecken bevorzugen warme Stellen wie Achseln, Bauch und innere Oberschenkel. Eine Zeckenzange ist billig, leicht zu verstauen und viel zuverlässiger als die Fingernägel.

Der Fuchsbandwurm ist eine weitere potenzielle Gefahr. Man sollte Kindern beibringen, keine Früchte in Bodennähe zu pflücken, die Hände vor dem Essen gründlich zu waschen und die Finger nicht ständig in den Mund zu stecken. Allerdings hilft es auch, sich die realen Zahlen vor Augen zu halten: Die vom Fuchsbandwurm ausgelöste Krankheit „alveoläre Echinokokkose“ hat in Deutschland jährlich nur etwa 50 Neuinfizierte. Eine Übertragung über nicht regelmäßig entwurmte Haustiere ist daher ungleich wahrscheinlicher.

In Eichenwäldern können sich manchmal Eichenprozessionsspinner massenhaft vermehren. Ihre durch den Wind verfrachteten Haare können zu Atemproblemen führen. Dann den Wald meiden.

Das Einmaleins des Waldes

Die Waldgeschichte im Kurzdurchlauf

Mit dem Ende der letzten Eiszeit begann der Wald, die auftauenden Flächen wieder zu besiedeln. Seine Samen, verteilt durch Wind, Eichhörnchen und Vögel, eroberten in ein paar Tausend Jahren Mitteleuropa zurück, und die Fläche des heutigen Deutschlands war bald zu größten Teilen dicht mit Urwald bedeckt. Jäger und Sammler konnten dem Wald wenig schaden. Doch mit der Sesshaftwerdung des Menschen begannen erste Rodungen, die sich über die Römerzeit bis ins Mittelalter mit immer größeren Flächen gerodeten Waldes ausweiteten. Waldweide und die Tatsache, dass der Betrieb von Salinen, Tagebau, Städtebau und das Heizen der Häuser über das Roden des Waldes bewerkstelligt wurden, sind Gründe für die immer stärker werdende Holzarmut in deutschen Wäldern im Hochmittelalter. Die Tatsache, dass fast alle Dinge des täglichen Lebens aus Holz gefertigt wurden, ist eine weitere Ursache. Schon im 15. Jahrhundert war der Wald auf seine heutige Fläche zurückgeschrumpft. Erste Forstordnungen lokaler Fürsten versuchten, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Aber erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts begann sich die Idee einer nachhaltigen Forstwirtschaft durchzusetzen und wurde an Universitäten gelehrt. Umgesetzt wurde dies mittels großflächiger Pflanzung von Fichten und Kiefern, die zum einen besser auf den mittlerweile degradierten Böden anwuchsen und zum anderen auch wirtschaftlich verlockend waren, da ihr hochwertiges Bauholz sehr gefragt war. Zum Pech für die Laubwälder weitete man das Konzept auch auf bestehende Bestände aus, sodass der Hauptbaumanteil deutschlandweit von Baumarten eingenommen wird, die von Natur aus eher in den Bergen wachsen. So wurde die Holzwirtschaft zwar nachhaltig und lieferte verlässlichen Nachschub des Rohstoffs Holz, doch gleichzeitig wurden große Teile des Waldes aus ökonomischen Gründen zu Holzproduktionsflächen degradiert. Durch die Ausbreitung von Fichte und Kiefer wurden echte Naturwaldflächen auf abgelegene, schwer zu bewirtschaftende Areale und wenige naturnah wirtschaftende Staatswaldbetriebe zurückgedrängt. Die heutige Baumartenverteilung weist daher einen Nadelbaumanteil von 60 Prozent auf. Ohne menschliche Eingriffe läge er eher bei 10 Prozent. Dass wir weiter eine starke Forstwirtschaft brauchen, ist fraglos, ihre Ausrichtung allerdings diskussionswürdig. Nachdem sich der streng wirtschaftlich auf Holzproduktion ausgerichtete Wald mit standortfremden Baumarten im Zuge der Klimaerwärmung und ihrer Herausforderungen immer mehr als Fehlkalkulation erweist, weil Fichten großflächig ausfallen und der Wald außerdem teuer neu aufgebaut werden muss, schwenkt die private Forstwirtschaft langsam auf einen natürlicheren Weg des Waldaufbaus ein. Ideen dazu gibt es schon seit einem halben Jahrhundert, nur konnten sie sich bisher nicht auf großer Fläche gegen die starken wirtschaftlichen Interessen durchsetzen, weil sie in der Summe immer weniger einbrachten als die Fichten-Monokulturen. In Zeiten des Klimawandels erscheint das nun auch aus wirtschaftlicher Sicht fraglich. Ziel ist es jetzt, langfristig auf einen stabilen Mischwald mit verschiedenen einheimischen standortgerechten Arten zu setzen, denn dieser hat sich als stabiler gegenüber Schadereignissen erwiesen. Fällt eine Baumart aus, dann hätte man immer noch die anderen.

Aber nicht nur die Fichte macht dem Forst Sorgen. In den letzten Jahrzehnten sind durch eingeschleppte Krankheiten und Käfer aus anderen Teilen dieser Welt – das geschah unbemerkt im Zuge des weltweiten Holz- und Pflanzenhandels – Baumarten wie die Ulme, Esche und Kastanie sehr stark dezimiert worden, sodass sie stellenweise komplett absterben und ihr Fortbestand im Forst fraglich ist. Da sie wegen ihres kleinen Anteils am Holzboden (so nennt man die mit Wald bedeckte Fläche Deutschlands) nur einen geringen Anteil der forstwirtschaftlichen Erträge ausmachen, war der Aufschrei aus der Forstwirtschaft in der Gesellschaft kaum zu hören und das Problem in der Bevölkerung quasi unbekannt. Mittlerweile gibt es auch wirtschaftliche Strömungen, die verstärkt auf ausländische Baumarten setzen, um wieder mehr Geld aus dem Wald quetschen zu können. Das könnte sich schnell zur nächsten Sackgasse im Forst entwickeln. Das Sinnvollste für die Zukunft scheint es zu sein, den Wald als eine Art „Gemischtwarenladen“ mit standortgerechten Baumarten zu entwickeln. Das wäre dann nicht nur wirtschaftlich ein Gewinn, sondern auch ökologisch.

Besitzverhältnisse in Deutschland

Die durchschnittliche Waldbesitzgröße in Deutschland beträgt 2,4 Hektar je Waldbesitzer. In Deutschland existieren ca. 2 Millionen Waldeigentümer. Den Besitz am Wald teilen sich private Personen, Körperschaften und der Staat.

45 % Privatwald

3,5 % Wald des Bundes

29 % Wald der Bundesländer

19,5 % Körperschaftswald

3 % Treuhandwald

Historische Waldbewirtschaftungsformen

In diesem Buch ebenso wie draußen im Wald werden Sie häufiger auf die Überbleibsel historischer Waldbewirtschaftungsformen stoßen. Es erscheint daher sinnvoll, diese hier kurz zu erklären. Sogenannte Hutewälder oder auch Hudewälder genannt, dienten der Waldweide. Kleinbauern trieben ihre Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner, Pferde oder Rinder in den Wald. Der Waldbesitzer erhielt dafür meist eine Bezahlung, die jene einer alternativen Holznutzung überstieg. Die Tiere fressen Knospen, junge Triebe, das frische Laub und auch die Keimlinge der Bäume und sorgen so mit der Zeit dafür, dass sich der Wald auflichtet. Wie schnell das passiert und wie weit sich der Wald lichtet, hängt von der Zahl und Art der Tiere sowie der Beweidungsdauer ab. So entstehen aus einem dichten Wald im Laufe der Zeit offene Wälder, parkartige Landschaften oder gar baumbestandene Wiesen. Besonders begehrt waren die Früchte von Buchen und Eichen unter den Schweinehirten. Mit Eicheln und Bucheckern lassen sich Schweine besonders gut mästen. Der Weidewald bekam daher auch den Namen Schmalzwald. Heutzutage wurden die allermeisten Hutewälder wieder in Hochwald überführt. Trotzdem findet man noch viele Stellen, an denen die ehemaligen Hutebäume in den neuen Baumbestand eingewachsen sind. Sie sind, im Gegensatz zu den geraden, schlanken Bäumen des Hochwaldes, breitkronig mit breiten, aber kurzen Stämmen, die nicht selten von den Beschädigungen durch die Weide mit Narben übersät sind. Ein Bespiel für einen eingewachsenen Hutewald ist der Urwald Sababurg (55). Ein aktiver Hutewald glich vielleicht dem Bestand in den Ivenacker Eichen (35).

Eine weitere historische Bewirtschaftungsform ist die Niederwaldwirtschaft. Hier wurde der Wald alle 15 bis 30 Jahre komplett bis auf einen Wurzelstock heruntergeschnitten. Austriebsfähige Baumarten wie Hainbuche, Eiche oder Rotbuche waren in der Lage, wieder auszutreiben, sodass nach der nächsten 15-jährigen Wuchsperiode wieder geerntet werden konnte. Solange der Austrieb noch keinen Schatten warf, konnte zwischen den Baumstümpfen mancherorts sogar für ein bis zwei Jahre Getreide ausgesät werden. Eine Sonderform des Niederwaldes war die Nutzung als Kopfbäume, bei der die alle drei bis vier Jahre geernteten Triebe zum Flechten für Korbwaren und das dabei mitgeerntete Laub als Einstreu in den Stall verwendet wurden. Ein Mittelwald ähnelt dem Niederwald, mit dem Unterschied, dass auf derselben Fläche auch noch einige Bäume – meist handelte es sich dabei um Eichen – unangetastet blieben, bis sie Bauholzdimensionen erreicht hatten. Das ganze System war extrem vielgestaltig, teils mit lokalen Anpassungen der Baum- und Erntearten für den Wein- oder Schiffbau. Mittelwälder wurden im Herbst außerdem von Schweinehirten aufgesucht. Auch heute noch gibt es vereinzelt Nieder- und Mittelwälder, die meist aus Tradition fortgeführt werden. Generell nahm mit der Erfindung von Kunstdünger und dem Umstieg von Brennholz auf Kohle die Bedeutung dieser Bewirtschaftungsformen des Waldes schnell ab und sind heute die Ausnahme.

Heutige Waldbewirtschaftung

Den einheimischen Wald zu bewirtschaften bedeutet, den Rohstoff Holz nicht aus Wäldern vom anderen Ende der Welt importieren zu müssen, was zum einen wegen der langen Transportwege wichtig ist, aber vornehmlich, weil das Holz dort oft nicht aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammt, sondern aus dem Raubbau von Urwäldern, wie zum Beispiel den Tropen oder den Taiga-Wäldern. Natürlich bietet die Forstwirtschaft auch eine große Zahl interessanter Arbeitsplätze.

In Deutschland wird der Wald in den allermeisten Fällen als schlagweiser Hochwald bewirtschaftet. Das bedeutet, dass die einzelnen Stämme aus Sämlingen oder gepflanzten Pflanzen dicht an dicht nebeneinander heranwachsen, um durch Konkurrenz das Wachstum gerader und für die Forstwirtschaft wertvoller Stämme zu forcieren. Dabei werden bestimmte Flächen – sogenannte Schläge – in der gleichen Weise behandelt und periodisch durchforstet, um die besten Stämme zu fördern. Es kann dabei zum Beispiel hinsichtlich wirtschaftlicher Gesichtspunkte nach den wertvollsten Stämmen, dem wüchsigsten Baum, aber auch nach Naturschutzkriterien ausgewählt werden. Bereits das Holz der späteren Durchforstung wird genutzt. Haben die Bäume ihre Zieldimensionen erreicht, werden sie geerntet. Je nach Baumart kann das zwischen 70 und 250 Altersjahren dauern, was bedeutet, dass Forstwirtschaft immer ein generationsüberschreitendes, nachhaltiges Denken verlangt. Mit der Ernte der Zielbäume wird spätestens an die Verjüngung der Fläche gedacht. Dabei kann neu gepflanzt werden oder im besten Fall Naturverjüngung genutzt werden. Die Nachwuchspflanzen keimen dann aus den Samen und Früchten, welche die Bäume in der Nähe ausgebildet haben, ohne weiteres Zutun des Försters. Geerntet werden die Zieldurchmesserbäume meist mittels Schirmschlages, was ein schrittweises Ausdünnen des Bestandes durch Entnahme einzelner Bäume über die gesamte Fläche verteilt bedeutet. Beim Saumschlag wird der Bestand in Streifen aufgelichtet. Beim Femelschlag werden aus kleinen Löchern langsam größere geschaffen. Wenn am Ende der Maßnahmen alle alten Bäume entnommen worden sind, ist die Fläche im besten Fall vollflächig verjüngt, weil die Maßnahmen über einen längeren Zeitraum schrittweise durchgeführt werden.

Ein Gegenmodell zur schlagweisen Waldwirtschaft ist der Plenterwald. Hier werden meist nur einzelne Altbäume entnommen und die Schicht darunter seinem Kronenbereich angepasst. So entsteht ein vielschichtiger Dauerwald, in dem Bäume aller Dimensionen nebeneinanderstehen.

Wirtschaftswald versus naturnaheWaldbewirtschaftung

Der Wirtschaftswald wird in der Regel in Richtung der Holzproduktion optimiert. Natürliche Strukturen bleiben nur dort erhalten, wo Standorterschwernisse, wie zum Beispiel steile Hanglagen oder ein mit Felsbrocken übersäter Boden, das Wirtschaften unrentabel macht. Besonders ausgeprägt und naturfern sind Wirtschaftswälder mit standortfremden Baumarten wie Fichten und Kiefern. Es können aber auch Laubwälder als reine Wirtschaftswälder behandelt werden.

Der naturnahe Waldbau integriert Naturschutzziele in die Bewirtschaftung, wie zum Beispiel durch die Förderung seltener Baumarten, den Schutz von Horst- und Höhlenbäumen, das Belassen von einem Anteil Alt- und Totholz oder die Aussparung von Gewässerrändern beim Einschlag. Dadurch wird die ökologische Vielfalt im Gegensatz zum Wirtschaftswald deutlich verbessert. Nicht nur Laubwälder, auch Fichten und Kiefern können nach diesem Konzept behandelt werden. Allerdings kann auch die naturnahe Bewirtschaftung Urwälder zur Erhaltung der ganzen biologischen Vielfalt nicht ersetzen, weil viele ökologische Nischen zur Entstehung einfach deutlich längere Zeiträume benötigen, als im Wirtschaftswald möglich. Darüber hinaus benötigen viele ökologische Strukturen und Prozesse auch mehr Platz (mehr, als beispielweise ein einzelner Totholzbaum leisten kann), um ihre positiven Wirkungen auf die Artenzusammensetzung und -zahl zu haben.

Urwald

Urwald ist ein Begriff für einen Wald, der vom Menschen niemals bewirtschaftet wurde und sich frei entwickeln konnte. Intuitiv werden gern besonders skurril gewachsene Wälder mit Urwald assoziiert, obwohl sie in der Regel Überbleibsel von Hutewäldern sind. In der freien Natur wären diese Wuchsformen sehr selten und auf extreme Standorte wie im Gebirge beschränkt. Wenn man es wertfrei betrachtet, gibt es in Deutschland und Europa keine echten Urwälder nennenswerter Größe mehr, weil immer irgendwie eingeschlagen oder beweidet wurde.

Ein Urwald ist aber sehr wichtig, weil nur hier ungestört evolutionäre Prozesse ablaufen können, denn im Wirtschaftswald werden diese durch ständige Selektion von Baumarten und Genotypen nach Kriterien der Wuchsleistung beeinflusst. Nur ein Urwald kann wegen seiner Habitatkontinuität alle Verfallsstadien und Mengen an Totholz liefern, die für vielzählige Arten den Lebensraum bilden, nur eine größere Urwaldfläche kann die dynamischen Prozesse der Natur ungestört ablaufen lassen.

Wollte man einen Wirtschaftswald in einen echten Urwald überführen, müsste man mehrere aufeinanderfolgende Waldgenerationen lang warten, also etwa 300 bis 500 Jahre. Über seine Erscheinungsform kann man in Deutschland nur qualifizierte Vermutungen anstellen. Es würde sich wohl ein Mosaik aus kleinräumigen Strukturen mit hallenartigen Beständen abwechseln, zumindest in den Buchenwäldern. Glücklicherweise wurden in den letzten Jahrzehnten immer mehr Waldflächen unter Schutz gestellt, die schon naturnah sind, und sich weiter in Richtung Urwald entwickeln dürfen. Meist haben sie aber noch eine große Strecke zurückzulegen, sind sie doch gewöhnlich nur ein paar Jahrzehnte, im besten Fall 100 bis 150 Jahre aus dem Wirtschaftskreislauf genommen worden. Das Verblüffende und zugleich Beflügelnde aber ist, dass sich schon in diesen Wäldern Strukturen eingestellt haben, die sie deutlich artenreicher und vielfältiger machen als reine Wirtschaftswälder.

Die Buchenwälder

Die Rotbuche, oft auch nur Buche genannt und wissenschaftlich als Fagus sylvatica definiert, kann aufgrund ihrer Schattenverträglichkeit unter den überwiegend bei uns vorkommenden Wachstumsbedingungen andere Baumarten auf lange Zeit hin ausdunkeln und so die Herrschaft im Wald übernehmen. Eine derart starke Dominanz einer einzelnen Baumart ist weltweit einzigartig.

Doch Buchenwald ist nicht gleich Buchenwald. Da sich Buchenwälder über die Baumschicht nur schwer unterscheiden lassen, dient stattdessen die Bodenvegetation als Gradmesser für die Unterteilung. Sie unterscheidet sich nach Feuchtegrad und Nährstoffgehalt des Bodens deutlich. Die Bezeichnungen der Buchenwälder werden daher anhand der Pflanzen in der Krautschicht vorgenommen, die sogenannten Zeigerpflanzen. In Wirklichkeit ist es etwas komplizierter, da meist eine Gruppe von krautigen Pflanzen und Gräsern als Zeiger dient, und nicht nur eine einzelne Art.

Hier kurz einige der wichtigsten Buchenwaldtypen, um einen Eindruck von den Unterschieden zu vermitteln: Der häufigste Typ ist der Hainsimsen-Buchenwald. Er stockt auf basenarmem oder saurem Untergrund und ist relativ arm an Pflanzenarten. Die Hainsimse sind ein anspruchsloses Binsengewächs am Waldboden. Den Waldmeister-Buchenwald findet man auf tiefgründigem basischem Untergrund mit einer ausgeprägten Krautschicht, in der auch Waldmeister wächst. Der Orchideen-Buchenwald wächst dagegen häufig auf Hängen in trockenen Südwestlagen über flachgründigen und kalkhaltigen Böden, auf denen Trockenheit ertragende Kräuter und Sträucher dominieren, zu denen auch Orchideen oder das Maiglöckchen gehören.

UNESCO-Welterbe Buchenwälder

Ohne Einflussnahme des Menschen wären große Teile Mitteleuropas von Buchenurwäldern bedeckt, in Deutschland wahrscheinlich 2/3 der Fläche. Der Anteil der Buche am deutschen Wald beläuft sich heutzutage nur noch auf knapp 16 Prozent. Das sind auf die Gesamtfläche (inklusive Äcker, Weiden, Bebauungen) berechnet sogar nur 4,8 Prozent. Auf die weltweite Verbreitung der Buche bezogen sieht es sogar noch schlechter aus. Deutschland liegt im Zentrum des natürlichen Rotbuchenverbreitungsgebietes und hat daher eine außergewöhnliche Bedeutung für die Erhaltung dieser Waldform. Aus diesem Grund hat die UNESCO Buchenwaldgebiete zum Weltnaturerbe ernannt. Dieses serielle Naturerbe mit dem Titel „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ umfasst zurzeit 94 Waldgebiete in 18 Ländern Europas. In Deutschland gehören die Waldgebiete der Nationalparks Hainich in Thüringen, Kellerwald-Edersee in Hessen, Jasmund und Müritz in Mecklenburg-Vorpommern sowie das Waldgebiet Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg dazu. Deutschland hatte sich dazu verpflichtet, auch darüber hinaus für alle deutschen Buchenwälder Schutz- und Bewirtschaftungskonzepte zu entwickeln, die im Sinne der Biodiversitätskonvention sind. Dazu gehörte unter anderem ein 5-Prozent-Ziel Waldwildnis. Die Umsetzung dieser Ziele wurde allerdings verfehlt, da bis dato gerade mal 3 Prozent Waldwildnis erreicht sind. Für die biologische Vielfalt in Naturwäldern wäre eine Beschleunigung dieser selbst gesteckten Ziele allerdings mehr als angemessen und ist dringend notwendig.

Weitere Waldtypen

Bei Wäldern, in denen die Buche nicht mehr konkurrenzfähig ist, handelt es sich meist um extremere Standorte. Wird es der Buche zu feucht, dominieren in sogenannten Bruchwäldern die Rot- und Grauerlen. Sie können für längere Perioden Überschwemmungen ertragen und wachsen see- oder flussuferbegleitend. Ist der Untergrund nur für kürzere Perioden überschwemmt, stößt man auf Auwälder. Hier wachsen Weiden, Eschen, Erlen, Ahorn und auch Eichen. Auch sie findet man flussbegleitend oder an Seeufern.

Trockenheit ist ein weiterer Faktor, der der Buche zu schaffen macht. Unter solchen Bedingungen stocken Eichenmischwälder, die meist mit Hainbuchen vergesellschaftet sind. Auch Kiefern können gut mit Trockenheit und Feuchtigkeit umgehen, kommen natürlicherweise aber nur punktuell auf trockenen Bergkuppen oder auch am Rande von Moorgebieten natürlich vor, da sie nicht so konkurrenzfähig sind. Ist das Terrain sehr steil und steinig und eventuell noch ständigen Hangrutschungen ausgesetzt, dominieren Eschen, Linden und Bergulmen sowie in südlichen Gebieten auch mal die Elsbeere in Hangwäldern und Schluchtwäldern. Fichtenwälder findet man von Natur aus nur in den Hochlagen der Alpen, an Moorrändern auch im Flachland und in den höheren Mittelgebirgen in der Übergangzone oft als Bergmischwald mit Tanne, Buche und Ahorn. In der Nähe der Baumgrenze kommt es durch hohe Minustemperaturen und Schneebruch dazu, dass es auch der Fichte zu extrem wird. Hier trifft man auf Lärchen- und Zirbelkiefernwälder mit meist schon extrem lichten Beständen. In der Realität gibt es viele Übergangsbereiche der Waldformen, und in der Natur findet man darüber hinaus auch noch vielfältige kleinräumige Standortwechsel, welche die Lebensbedingungen in die eine oder andere Richtung ändern können.

Essbares im Wald

Das Thema Essbares aus dem Wald füllt eigene Bücher. Hier sollen daher nur ein paar Anregungen gegeben werden. Wer sich damit beschäftigt, wird schnell lernen, wie lecker es im Wald zugeht. Jeder kennt die leicht an Waldrändern zu findenden Brombeeren und Himbeeren. Sie sind im rohen Zustand zu verzehren. In vielen Fichten- und Kiefernwäldern wachsen im Unterholz Blaubeeren (auch Heidelbeeren genannt). Schlehenfrüchte kann man ebenso wie Holunder und Hagebutten zu Marmelade einkochen oder Säfte und Sirup daraus machen. Der Bärlauch hat Knoblaucharoma und eignet sich hervorragend für Pestos oder einfach zum Braten in der Pfanne sowie roh in Salaten. Die Brennnessel ist reich an Eisen und kann wie Spinat zubereitet werden. Frische Blätter von Birken, Buchen und Linde können einen Salat schmackhaft aufwerten. Haselnusssträucher stehen an jedem Waldrand. Wenn die Eichhörnchen sie nicht geplündert haben, schmecken frische Nüsse besonders nach Wald. Meist am Waldrand findet man auch den ein oder anderen Walnussbaum. Die Früchte von Esskastanien werden auch Maronen genannt. Einfach angeschnitten und im Ofen zubereitet bekommt man einen genussvollen Snack. Bucheckern, die Früchte von Buchen, kann man in geringen Mengen roh essen. Nicht zu viel, weil sie geringe Mengen an Blausäure enthalten. Geröstete Eicheln können als Kaffeeersatz dienen. Waldpilze findet man in allen möglichen Formen und Farben. Nur ein kleiner Teil davon ist essbar. Beliebte Klassiker sind Pfifferlinge, Steinpilze, Austernsaitlinge und Safranschirmling. Da es hier Verwechslungsgefahr mit Giftpilzen gibt, sollten mindestens ein Grundwissen und ein gutes Pilzbestimmungsbuch oder eine Pilzbestimmungs-App vorhanden sein. Gibt es geringste Zweifel, sollte man den Pilz stehen lassen oder vor dem Essen einen Pilzkenner um Rat fragen. Wichtig ist auch, sich vor dem Sammeln generell mit dem Thema Fuchsbandwurm und Zecken zu befassen. Wer im Wald sammelt, sollte verantwortungsvoll vorgehen. Man erntet nie alles mit, sondern immer nur einen Teil. Wenn zu viele Menschen dasselbe an einer Stelle sammeln, sind die Pflanze oder der Pilz sonst bald verschwunden.

Tiere im Wald

Am leichtesten kann man Vögel und Säugetiere im Wald beobachten. Wer ein Reh, einen Fuchs oder einen Dachs auf einem Spaziergang sieht, sollte einfach ruhig stehen bleiben und das Treffen genießen, bis das Gegenüber von selbst die Szene räumt. Eine gewisse Gefahr geht von Wildschweinen aus. In der Regel aber nur, wenn die Bachen (Mütter) ihre Frischlinge führen und man unvermittelt auf so eine Rotte stößt. Dann sollte man sich besser schnell zurückziehen. Brunftiges Damm- oder Rotwild kann eventuell auch zu einem Problem werden. Auch hier besser Abstand halten. Wer von Luchsbeobachtungen träumt, muss entweder extrem viel Glück haben oder sich lange an dem Thema versuchen. Auch ich habe sie in unseren Wäldern noch niemals beobachten können. Wer Vögel im Wald sehen will, hat es mit einem Fernglas leichter. Am einfachsten bestimmen lassen sie sich aber über ihre Ruflaute, da man Vögel oft nur hört, weil sie sich im Unterholz verstecken. Generell gilt: Man rennt Tieren nicht hinterher, da man sie dadurch in zusätzliche Panik versetzt. Wer Spaß am Beobachten findet, sollte einen Förster fragen, ob er einmal in der Dämmerung (ohne Jagdabsichten) einen Hochsitz nutzen darf. Förster stehen solchen Wünschen im Allgemeinen sehr aufgeschlossen gegenüber.

Übernachten im Wald

Das deutsche Waldgesetz verbietet es explizit, im Wald zu zelten. Es gibt aber mittlerweile einige schöne Möglichkeiten, trotzdem in den Genuss von offiziell erlaubten Waldübernachtungen zu kommen. In Schleswig-Holstein gibt es ein System von wilden Übernachtungsplätzen, sogenannte Trekkingplätze, von denen sich einige auch im Wald oder an seinem Rand befinden (www.wildes-sh.de). Trekkingplätze findet man auch im Hunsrück (www.nationalpark-hunsrueck-hochwald.de), Steigerwald (www.trekkingerlebnis.de), Pfälzer Wald (www.trekking-pfalz.de/plaetze) und dem Schwarzwald (www.trekking-schwarzwald.de). Hier muss man Plätze im Voraus buchen und ein geringes Entgeld für die Nutzung zahlen. Manche Plätze haben eine Holzplattform für das Zelt, andere befinden sich unter Felsen oder innerhalb einer Burg, meist aber einfach tief im Wald versteckt. Im Elbsandsteingebirge kann man in ausgewiesenen Höhlen ohne Zelt und ohne Feuer für eine Nacht bleiben, das wird hier „Boofen“ genannt.

Top 5
Die schönsten Wälder

Die schönsten Wälder mit Blumenteppichen im Frühjahr

05 Ostholstein Bungsberg – Buschwindröchen

48 Heinsberg Hückelhvoven – Hasenglöckchen

72 Nationalpark Hainich – Bärlauch

119 Steigerwald Knetzberge-Böhlgrund – Bärlauch

157 Karwendel Drei-Seen-Wald – Krokusse

Die schönsten Winterwälder

23 Nationalpark Harz Nordteil

76 Thüringer Wald Großer Inselsberg

85 Elbsandsteingebirge Bielatal

134 Bayerischer Wald Großer Arber

161 Berchtesgaden Zauberwald

Die schönsten Herbstwälder

12 Friesland Neuenburger Urwald

42 Schorfheide Grumsin

52 Nationalpark Kellerwald Edersee

75 Kyffhäuser Hohe Schrecke

87 Nationalpark Sächsische Schweiz – östlicher Teil

Die schönsten Wälder in den Bergen

49 Rothaargebirge Bruchhauser Steine

101 Nationalpark Schwarzwald Südteil

135 Nationalpark Bayerischer Wald Lusen

143 Allgäu Aachrain

162 Nationalpark Berchtesgaden

Die schönsten Wälder am Meer

01 Flensburger Förde

02 Eckernförder Bucht

28 Nienhagen Gespensterwald

32 Rügen Nationalpark Jasmund

34 Usedom Steilküstenwald

Die schönsten Felsenwälder

81 Erzgebirge Geyerscher Wald

88 Nationalpark Sächsische Schweiz Bastei

94 Pfälzer Wald Dahner Felsenland

97 Odenwald Felsenmeer Lautertal

127 Fränkische Schweiz Streitberg

Die schönsten Wälder mit Burgen und Schlössern

62 Eifel Nerother Kopf

84 Erzgebirge Burg Kriebstein

92 Pfälzer Wald Trifels

148 Allgäu Eisenberg

150 Allgäu Königsschlösser

Kapitel eins

Wälder des Nordwestens

Der Nordwesten Deutschlands besitzt mit dem Nationalpark Harz ein echtes Mittelgebirge, in dem sogar die natürliche Baumgrenze erreicht wird.

Hier wachsen montane Fichten- und Buchenwälder rund um ausgedehnte Moorgebiete und in tiefen Schluchten. Ungeschlachte Felsformationen wollen im Wald entdeckt werden. Der Höhenzug des Teutoburger Waldes wartet mit rauschenden Bächen und bizarr gewachsenen Windbuchen am Gipfel auf. Im Wesergebirge verstecken sich besonders naturnahe Laubwaldgebiete, in denen der Mensch nicht mehr eingreift, und ein Hutewald, in dem wilde Pferde frei weiden dürfen. Nur wenigen dürfte bekannt sein, dass die Lüneburger Heide, die eigentlich berühmt ist für das Erblühen violetter Heideflächen Ende August, nur ein kleiner Teil eines riesigen Waldgebietes ist. Der Rest des Nordens ist weniger bekannt für seine großen Wälder. Hier gilt die Devise: klein, aber fein. Ihre Faszination kann man leicht in den ostfriesischen „Urwäldern“ entdecken, die allesamt aus Relikten mittelalterlicher Bewirtschaftung entstanden sind. Hier strecken mächtige Buchen und Eichen ihre ausladenden Kronen in den Himmel und trotzen seit Jahrhunderten Vieh, Mensch und Wetterunbilden. Wälder, die am Ufer der Ostsee wachsen, zeigen mit ihren Steilküsten und windgebeugten Bäumen einen ganz anderen Charme. Im Westen von Dithmarschen harren alte Buchen und forstliche Eskapaden ihrer Entdeckung.

Der Wernerwald grenzt als einzige größere Waldfläche direkt an das Wattenmeer und zeigt alte Kiefern und Eichenkrattwälder, deren dünne, verbogene Stämme zu tanzen scheinen. In den Seewäldern der Holsteinischen Schweiz brütet der Seeadler in einer bewaldeten Inselwelt. Es gibt also im Nordwesten reichlich zu entdecken.