Broder, Henryk Der ewige Antisemit

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ISBN: 978-3-492-99226-8

© dieser Ausgabe, Piper Verlag GmbH, 2018

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Ein tiefes und nachhaltiges Gefühl

Der Erste, der sich nach dem Erscheinen dieses Buches im Jahre 1986 zu Wort meldete, war der Intendant des Frankfurter Schauspiels, Günther Rühle. Er erwirkte eine Einstweilige Verfügung, mit der dem S. Fischer Verlag und mir untersagt wurde, die Behauptung zu verbreiten, Rühle habe im Zusammenhang mit der Aufführung des Stückes »Der Müll, die Stadt und der Tod« von Rainer Werner Fassbinder gesagt, die »Schonzeit« für Juden sei »vorbei«.

Ich hatte mir diesen Satz weder ausgedacht noch Rühle untergeschoben. So stand er u. a. in der NEW YORK TIMES und der TAZ, und als Urheber wurde jedes Mal Rühle genannt, ohne dass er sich dagegen verwahrte. Es kam zu einer Verhandlung vor einer Kammer des Frankfurter Landgerichts, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Richterzimmer stattfand. Sie endete mit einem »Vergleich« zwischen Rühle auf der einen und dem Verlag und mir auf der anderen Seite. Rühle räumte ein, er habe gesagt, der »Schonbezirk« für Juden sei »vorbei«, der Verlag und ich erklärten, wir würden die Behauptung, er habe gesagt, die »Schonzeit« für Juden sei »vorbei«, nicht weiter verbreiten. Die entsprechenden Stellen wurden geschwärzt, das Buch durfte wieder verkauft und gekauft werden.

So wird auf ewig ungeklärt bleiben, ob Rühle »Schonzeit« oder »Schonbezirk« gesagt oder ob er vielleicht »Schonzeit« gesagt, aber »Schonbezirk« gemeint hat. Das eine würde bedeuten, dass man Juden wieder jagen darf, das andere, dass es nur außerhalb eines bestimmten Gebietes erlaubt ist, also zum Beispiel im Westend nicht, nebenan in Bockenheim aber schon.

Aus dem Abstand von 32 Jahren betrachtet, mutet das, was ich in diesem Buch beschreibe – den fortschrittlichen Antisemitismus der aufgeklärten, linksliberalen Kreise – geradezu idyllisch an.

Die Frage, die damals diskutiert wurde, lautete: Gibt es einen linken Antisemitismus, kann es ihn überhaupt geben? »Linke können keine Antisemiten sein!«, postulierte Gerhard Zwerenz als elftes Gebot; Alice Schwarzer und andere maßgebliche Kultur-Linke waren derselben Meinung. Antisemitismus galt als eine Domäne der Rechten, mehr noch: Auschwitz, Endlösung, Holocaust. Inzwischen kann man sogar in der TAZ lesen, dass es einen linken Antisemitismus gibt, ganz abstrakt, der sich als »Israelkritik« ausgibt. Allerdings vermag niemand zu sagen, wo die »legitime Israelkritik« aufhört und der Antisemitismus anfängt. Die Grenzen sind fließend wie bei Mord, Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge, wobei es dem Opfer egal sein kann, ob es vorsätzlich, fahrlässig oder zufällig vom Leben zum Tode befördert wurde.

Um ihn vom finalen Antisemitismus der Nazis abzugrenzen, sprechen Wissenschaftler gerne von einem »neuen Antisemitismus«, der freilich so neu ist wie die Plissee-Röcke, die in diesem Sommer wieder modern sind. Man nennt ihn auch »sekundären Antisemitismus« oder »Schuldabwehr-Antisemitismus«, wobei diese Begriffe vor allem der Verschleierung der Tatsache dienen, dass es den Antisemiten Spaß macht, Juden zu hassen, und dass sie es unter verschiedenen Vorwänden tun. Mal geht es gegen Juden, die sich als Deutsche, Franzosen, Polen, Russen, Ukrainer verkleidet haben, mal gegen Juden, die als separate Nation in einem eigenen Staat leben wollen. Der Jude kann es dem Antisemiten nie recht machen, denn es geht dem Antisemiten nicht darum, wie der Jude ist – links oder rechts, arm oder reich, klug oder dumm –, es geht darum, dass der Jude da ist. Das zu begreifen, fällt auch Juden schwer, weswegen sie immer den »Dialog« mit den Antisemiten und diese davon zu überzeugen versuchen, dass Juden »ganz normale Menschen« sind – von den vielen Nobelpreisträgern, die sich um den Fortschritt verdient gemacht haben, einmal abgesehen.

Für kaum ein anderes kulturelles Phänomen trifft die Bezeichnung »rasender Stillstand« so sehr zu wie für die »Wer-ist-ein-Antisemit-und-woran-erkennt-man-ihn?«-Debatte. In dieser Beziehung hat der Antisemitismus einiges mit Alkoholismus gemein. Nur wenige Alkoholiker geben zu, dass sie ein Problem mit dem Alkohol haben. Und mir ist noch kein Gegenwarts-Antisemit begegnet, der sich als solcher geoutet hätte. Der Wiener Bürgermeister Karl Lueger war ein ehrlicher, bekennender Antisemit, ebenso der Journalist Wilhelm Marr, der den Begriff Antisemitismus geprägt und die »Antisemitenliga« gegründet hat; der Berliner Hof- und Domprediger Adolf Stöcker gehörte derselben Spezies an. Aber schon bei Karl Marx, dessen 200. Geburtstag vor kurzem pompös gefeiert wurde, gehen die Ansichten auseinander, weil er selbst Jude war. Ja, Marx hat verächtlich über Juden geschrieben, aber war er deswegen gleich ein Judenhasser? Als könnte man seine Schrift »Zur Judenfrage« missverstehen, als würden Sätze wie »Die Judenemanzipation in ihrer letzten Bedeutung ist die Emanzipation der Menschheit vom Judentum« nicht die Anleitung zur Ausgrenzung und in letzter Konsequenz zur Ausrottung enthalten.

Heute will niemand ein Antisemit sein, nicht einmal Roger Waters, der bei seinen Konzerten ein heliumgefülltes Riesenschwein mit einem aufgemalten Hakenkreuz über der Bühne schweben lässt. Mit Antisemitismus habe das nichts zu tun, sagt der Pink-Floyd-Gründer, es sei Kritik an der »rassistischen« Politik Israels. Die Aussage würde ein wenig glaubwürdiger klingen, wenn ihm etwas Vergleichbares zu der rassistischen Politik eines anderen Staates eingefallen wäre, zum Beispiel der Chinesen gegenüber den Tibetern oder Uiguren. Dem »sekundären« Antisemitismus folgt ein tertiärer auf dem Fuße, es ist ein Antisemitismus ohne Antisemiten.

Es hat über 20 Jahre gedauert, bis sich die Erkenntnis etabliert hat, dass es doch so etwas wie einen linken Antisemitismus gibt, dessen Objekt Israel und dessen Ziel die Vernichtung des Judenstaates ist, der nicht nur für die Leiden der Palästinenser, sondern für alle Übel dieser Welt verantwortlich ist, einschließlich der Brutalitäten, die weiße Polizisten an schwarzen US-Amerikanern begehen. Das ist kein Witz, das ist eine Behauptung der »Black-Lives-Matter«-Bewegung, die sich auch in Deutschland verbreitet.

Es wird vielleicht nicht ganz so lange dauern, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass es doch so etwas wie einen muslimischen Antisemitismus gibt, der mit den Flüchtlingen, Geflüchteten und Schutzsuchenden ins Land geströmt ist. Diese offensichtliche Tatsache wurde eine Weile als »fremdenfeindlich« denunziert und bestritten, inzwischen wird sie widerstrebend anerkannt, wenn auch nicht als Ergebnis der Erziehung in einigen der Herkunftsländer, sondern als eine Abfolge von »Einzelfällen«, die keinen »Generalverdacht« rechtfertigen. So wie die Linke sich selbst idealisiert hat, so idealisiert sie jetzt die Flüchtlinge. Der deutsche Vormund braucht immer wieder ein Mündel, dessen er sich annehmen kann. Dabei geht ausgerechnet das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Berliner TU meinungsbildend voran. Eine langjährige Mitarbeiterin des Zentrums hat in einem TV-Interview festgestellt, es gebe »keinen muslimischen Antisemitismus«, sondern nur »einen Antisemitismus unter Muslimen«, »Einzelfälle« infolge der »medialen Aufmerksamkeit«.

Daraus ergibt sich: Es gibt auch keinen christlichen Antisemitismus, sondern einen Antisemitismus unter Christen; keinen nationalsozialistischen Antisemitismus, sondern einen Antisemitismus unter Nazis; keinen kommunistischen Antisemitismus, sondern einen Anti-semitismus unter Kommunisten. Wörtlich genommen bedeutet Antisemitismus unter Muslimen, dass es sich um eine innermuslimische Problematik handelt, dass Muslime sowohl die Träger als auch die Objekte des Antisemitismus sind. Das ist Wissenschaft auf höchstem Abstraktionsniveau.

Ein anderer Wissenschaftler beim Zentrum für Antisemitismusforschung treibt den Erkenntnisprozess noch weiter voran, indem er behauptet, so die FAZ, es gebe »keine belastbaren Zahlen für Unterschiede im Ausmaß antisemitischer Einstellungen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen sowie Flüchtlingen, Migranten und Deutschen«. Bis jetzt sei man, so der Forscher, »über anekdotische Beispiele von Antisemitismus« nicht hinausgekommen.

Theodor W. Adorno hat einmal gesagt, der Antisemitismus sei ein »Gerücht über die Juden«. Nun wird aus dem »Gerücht« eine Sammlung von Anekdoten ohne jeden empirischen Beweiswert. Da wird ein jüdisches Kind an einer Schule gemobbt, ohne dass es die Lehrer mitbekommen, dort ein Israeli verprügelt, weil er mit einer Kippa auf dem Kopf durch Friedrichshain spazierte. Die Anekdoten häufen sich, aber: Nur wo Antisemitismus draufsteht, kann auch Antisemitismus drin sein. Es wird eine der Aufgaben des neuen »Antisemitismusbeauftragten« der Bundesregierung und seiner elf Mitarbeiter sein, auf diesem Gebiet für Klarheit zu sorgen und Etikettenschwindel zu unterbinden. Optimal wäre es, wenn der »Antisemitismusbeauftragte« eine Art »Gütesiegel« verleihen würde mit einem, zwei oder drei gelben Sternen: von »antisemitismusverdächtig« über »leicht antisemitisch« bis hin zu »eindeutig antisemitisch«. Er hat damit bereits angefangen, indem er gleich zu Beginn seiner Tätigkeit kundtat, der Antisemitismus sei »unislamisch«.

Es ist noch nicht lange her, da hat man es geschafft, mit gnadenloser Genauigkeit festzulegen, wer ein Volljude, Halbjude oder Vierteljude war. Heute ist man schon froh, wenn man sich auf eine Antisemitismus-Definition verständigen kann, die so allgemeinkonkret ist wie der Satz, dass die Armut von der Poverte kommt. Der Antisemitismus, sagen die Konflikt- und Vorurteilsforscher, sei eine Form der »gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit«. Das ist nicht einmal falsch, aber was unterscheidet ihn dann von der Abneigung gegenüber Analphabeten, Schwulen, Veganern, Karnivoren, Rauchern, Radfahrern, Rentnern, Rockern und Alkoholikern? Sind das nicht auch Variationen »gruppenbezogener Menschen-feindlichkeit«? Und im Übrigen: Was spricht dagegen, bestimmte Gruppen von Menschen nicht zu mögen?

Ich zum Beispiel kann Männer nicht ausstehen, die Baseballmützen verkehrtherum tragen. Aber ich würde sie deswegen weder einsperren noch ausbürgern.

Der Antisemitismus gehört zum Weltkulturerbe. Sein Epizentrum liegt in Europa. Er ist das, was Juden und Judenhasser verbindet – ein tiefes und nachhaltiges Gefühl. Anzunehmen oder auch nur zu hoffen, man könnte ihn aus der Welt schaffen, ist Ausdruck eines modernen Aberglaubens, der auch dem Klima vorschreiben möchte, wie es sich entwickeln soll.

Als ich 1986 den »Ewigen Antisemiten« schrieb, lebte ich in Jerusalem und schaute aus meinem Arbeitszimmer über die judäische Wüste bis zum Toten Meer. Die grandiose Sicht hat auch meinen inneren Blick erweitert. Wenn ich heute lese oder höre, wir müssten »den Anfängen wehren«, finde ich das nur noch komisch. Noch lustiger ist nur die Feststellung, der Antisemitismus sei inzwischen »in der Mitte der Gesellschaft« angekommen – als ob er jemals irgendwo anders logiert hätte.

Dieses Buch ist eine Momentaufnahme aus den 80er Jahren. Es wurde mir damals vorgeworfen, ich würde hemmungslos übertreiben und überall Gespenster sehen. Rückblickend kann ich nur sagen: Ich habe untertrieben. Geschichte funktioniert wie ein Theaterstück. Das Ensemble ändert sich, aber die Vorstellung geht weiter.

Henryk M. Broder, 14. Juli 2018

Juden, wehrt euch, der Zionismus ist euer Unglück!

Ich hoffe dass sie noch leben wenn die Juden zu recht von den Arabern ins Meer getrieben werden und daran werden sie selber schuld sein!

anonym

 

Alsich vorfast 20Jahren, Ende 1985, den »ewigen Antisemiten« schrieb, da saß ich in meinem Arbeitszimmer in Jerusalem, schaute über die damals noch unverbaute judäische Wüste und genoss den freien Blick bis zum Toten Meer. Ich schrieb auf einer mechanischen Facit-Schreibmaschine, die ich 20 Jahre vorher zum Abitur geschenkt bekommen hatte, und da ich gegen Tipp-Ex allergisch bin, musste ich jede Seite zwei oder drei Mal tippen. Es gab damals weder Internet für private Nutzer noch E-Mail. Ich schickte meine Manuskripte mit der Post oder gab sie Freunden mit, die nach Deutschland flogen. Faxgeräte waren rar und unzuverlässig, Anrufbeantworter teuer und kompliziert zu bedienen.

Heute sitze ich in meinem Arbeitszimmer in Berlin und schreibe auf einem PowerBook von Apple, das drei Jahre alt und total überholt ist. Ich habe ein Faxgerät, das ich kaum noch benutze, weil ich fast alles, Briefe und Texte, per E-Mail verschicke. Ich habe ein Nokia-Handy und eine Digi-Kamera von Nikon, die mit allem Zubehör und zusammen mit dem Laptop in einen Rucksack passen. Und wenn ich demnächst einen neuen Apple mit eingebautem Wireless-Modem bekomme, kann ich meine Manuskripte vom Vatnajökull-Gletscher in Island ebenso verschicken wie vom Strand in Santa Monica, ohne nach einem Internet-Cafe mit Netzzugang suchen zu müssen.

Mein Leben ist schneller und dichter, aber auch einfacher und bequemer geworden. Nichts ist so, wie es noch vor 20 Jahren war. Nur eines hat sich nicht geändert. Der Antisemitismus mit seinen beiden ständigen Begleiterinnen, den Fragen: Wo kommt er her? Und: Was kann man dagegen tun? Bücher über den Judenhass füllen ganze Bibliotheken, weitere Bibliotheken werden noch gefüllt werden. Und obwohl sich alle, von Amery über Marx bis Sartre, an dem Thema abgearbeitet haben, hat noch niemand eine befriedigende Erklärung für das Phänomen gefunden oder eine Erfolg versprechende Therapie vorgeschlagen.

Die Beschäftigung mit dem Antisemitismus führt unweigerlich in metaphysisch-theologische Abgründe jenseits aller Ursache-Wirkung-Zusammenhänge, die man mit Hilfe der analytischen Vernunft konstruieren könnte. Antisemitismus hängt nicht von Bildung und Wissen ab, nicht von Religion und Erziehung, nicht von Armut und Reichtum, nicht von Geschlecht und Charakter, schon gar nicht hat er etwas mit dem Vorhandensein von leibhaftigen Juden zu tun. Am Ende des Tages taucht aus der Dämmerung ein schrecklicher Verdacht auf. Vielleicht ist an der Sache mit dem »auserwählten Volk« doch was dran, vielleicht hat Gott wirklich seine Hand im Spiel, vielleicht ist Gott selber ein Antisemit mit Sinn für Komik, vielleicht bilden Judentum und Judenhass eine organische Einheit, so wie Sexualität und Fortpflanzung. Man kann das Zusammenspiel manipulieren und streckenweise kontrollieren, ganz abstellen kann man es nicht.

Auf meinem Tisch liegt ein Stapel von Büchern, die vor kurzem erschienen sind. »Was ist Antisemitismus?« des klugen Wolfgang Benz, Leiter des Instituts für Antisemitismusforschung an der TU Berlin; »Antisemitismus von links«, eine umfangreiche Studie über »Kommunistische Ideologie, Nationalismus und Antizionismus in der frühen DDR« des Soziologen Thomas Haury; »Neuer Antisemitismus?«, eine Anthologie zur »globalen Debatte« über legitime Kritik an Israel und Antisemitismus von Dovon Rabinovici u. a. herausgegeben, und »Der neue Antisemitismus«, eine aktuelle Bestandsaufnahme »hinter den Kulissen der Normalität« des taz-Redakteurs Philipp Gessler. Sogar kafka, die »Zeitschrift für Mitteleuropa« des Goethe-Instituts, hat ein lesenswertes Heft zum Thema veröffentlicht.

Meine beiden Lieblingsbücher aber sind: »Ein Gerücht über die Juden – Die Protokolle der Weisen von Zion und der alltägliche Antisemitismus« des Politologen Stephen Eric Bronner (bereits 1999 erschienen) und »Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September«, eine Examensarbeit von Tobias Jaecker, der anhand einer Unzahl aktueller Beispiele aus dem publizistischen Mainstream nachweist, wie Gerüchte zu Tatsachen verdichtet, wie Verschwörungen erdacht und den Juden zugeschrieben werden.

So gut und so wichtig solche Bücher sind, so sehr sie sich um eine Antwort auf die Frage »Was wollen die Antisemiten?« bemühen, so sehr bleiben sie eine Antwort auf die Frage »Warum immer die Juden?« schuldig. Warum nicht mal zur Abwechslung die Linkshänder, die Vegetarier, die Raucher oder die Surfer? Warum immer und überall die Juden, sogar in Armenien, Japan und Zimbabwe, wo es praktisch keine Juden gibt? Und nun schreiben und reden alle vom »neuen« bzw. »sekundären« Antisemitismus, der sich vom »alten« bzw. »primären« dadurch unterscheidet, dass er ohne Juden auskommt und ein Reflex auf den Holocaust, den Nahostkonflikt, die Arbeitslosigkeit oder was auch immer sein soll. Es ist quasi ein abgeleiteter Antisemitismus, der aus einem Zuviel an Vergangenheitsbewältigung, zu viel Auschwitz im Fernsehen, zu wenig Selbstvertrauen und zu wenig »Empathie« resultiert.

Das mag alles im Ansatz stimmen, es handelt sich trotzdem um sinnlose Exerzitien. Wie hätten wir es gerne? Einer wird ein Antisemit, weil er in der Schule nichts über den Holocaust gehört hat, ein anderer, weil er zu oft mit Anne Frank bedrängt wurde. Und alle anderen, weil sie keinen Ausbildungsplatz gefunden haben?

 

Die akademischen Kontroversen ähneln der Antwort von Bill Clinton auf die Frage, ob er mit Monica Lewinsky Sex hatte: »It depends how you define sex.« Es kommt darauf an, wie man Antisemitismus definiert. Es ist schon seltsam: In einem Land, in dem die »Nürnberger Gesetze« alle Variationen von Voll-, Halb-, Viertel- und Achteljuden festlegten, in dem »Rassenschande« mit dem Tode bestraft wurde, in dem Einstein und Freud zu der Gattung »Untermenschen« gehörten, Himmler und Heydrich aber die »Herrenrasse« repräsentierten, in einem Land mit einem solchen Erbe tun sich Journalisten, Politiker und Wissenschaftler schwer, »Antisemitismus« und »Antisemiten« zu definieren.

War Möllemann ein Antisemit, oder vertrat er nur eine »israelkritische« Position, indem er sich im nordrhein-westfälischen Wahlkampf als Gegner von Ariel Scharon und Michel Friedman vorstellte, um Stimmen zu gewinnen? Offenbar war die Frage, wer die Regierung in Jerusalem führt, für die Wähler in Paderborn von entscheidender Bedeutung.

Ist Hohmann ein Antisemit oder nur ein Narr, wenn er die »Verbrechen« der Juden auflistet, um am Ende festzustellen, von einem »Tätervolk« könne man nicht reden – weder bei den Juden noch bei den Deutschen. Ja, da muss man wirklich »genau hinhören« und »sauber differenzieren«, bevor man sich ein Urteil bilden kann. Wirklich neu am »neuen Antisemitismus« ist nicht, dass er ohne Juden auskommt, sondern dass es faktisch keinen Antisemiten gibt, der sich selbst als Antisemiten empfinden würde. Seltene Ausnahmen bestätigen nur die Regel:

»Meister Broder, ich schicke gleich einmal voraus, dass ich Antisemit bin. Ich finde nämlich Juden unwahrscheinlich scheiße. Warum ich dies tue? Nun, ganz einfach: Leute, die an den satanischen Völkermordanstiftungsgötzen Jahwe und den Scheiß in Thora und Talmud glauben, sind geisteskranke Verbrecher, die man bis zu ihrem Tode in Zwangsarbeitslagern malochen lassen sollte. Und Leute, die nicht an den satanischen Völkermordanstiftergötzen Jahwe und den Scheiß in Thora und Talmud glauben, aber so tun – indem sie sich selbst als Juden bezeichnen –, sind infame, schmierige Lügner, die man ebenfalls bis zu ihrem Tode in Zwangsarbeitslagern malochen lassen sollte. Wie man es also dreht und wendet: Juden sind einfach scheiße. Außerdem haben Juden die beiden Weltkriege angezettelt (sie waren nicht nur die Hintermänner der Kriegstreibermächte GB und USA, sondern auch deren Anpeitscher – ich denke da unter anderem an die Juden Rosenfeld, Treumann und Eisenhauer) und die Deutschen beschuldigt, ihresgleichen zu Millionen ermordet zu haben, obwohl nahezu jeder Jude weiß, dass dies nur eine teuflische Lüge ist, um die Kriegsverbrechen der Alliierten zu bemänteln und die Deutschen zu unterdrücken und auszuplündern. Da auch Sie eine widerwärtige, verlogene Judensau sind, finde ich selbstverständlich auch Sie persönlich total scheiße. Ich hoffe, dass Sie möglichst umgehend an Hodenkrebs oder etwas Ähnlichem krepieren. Ab durch die Mitte! Als Kadaver sind Sie um vieles nützlicher als bis zu Ihrem Abgang.«

 

Diesen Brief fand ich Mitte Februar 2005 in meiner Post. Was immer es war, das den Absender angestachelt hat: Da sprach eine Seele, die sich nicht genierte, ein Antisemit zu sein. Normalerweise fangen antisemitische Briefe, die ich bekomme, mit dem Satz an: »Ich bin kein Antisemit, aber …« Dieser hier fing gleich mit dem Geständnis an, »dass ich Antisemit bin«. Das war nicht nur ungewöhnlich, es war vor allem ehrlich. Der Inhalt selbst war der klassische Mix: Thora und Talmud als Quellen allen Übels, jüdische Kriegstreiber, alliierte Verbrecher und deutsche Opfer und zum Schluss die guten Wünsche für die Zukunft. Man könnte sagen: Da tobte ein Kranker, aber das wäre zu einfach. Da tobte ein unheilbar Gesunder, der noch nie bei einem Therapeuten in Behandlung war, der sich nicht hinter Phrasen wie »Antizionismus« versteckte und nicht nach sauberen, politisch zulässigen Alibis für sein Ressentiment suchte. Bezeichnend ist, was in dem Brief nicht vorkommt: Israel, Palästina, der Nahostkonflikt. Das ist es nämlich, was die modernen Antisemiten (von denen die meisten nicht mal wissen, wie man Darfour schreibt) umtreibt: die Angst um den Frieden, das Mitgefühl mit den Palästinensern, die Sorge, die Juden könnten aus der Geschichte nichts gelernt haben. Über 60% der Deutschen halten Israel für die größte Bedrohung für den Frieden in der Welt, rund 50% sind der Meinung, Israel behandle die Palästinenser so, wie die Nazis die Juden behandelt haben. Da ist ein ehrlicher Antisemit, der die Juden einfach nur »total scheiße« findet, ein Lichtblick im Zwielicht der Heuchelei. Dass alte und neue Nazis die Juden nicht mögen, ist vollkommen normal und kann nur diejenigen überraschen, die den Antisemitismus für eine Nebenwirkung übertriebenen Alkoholkonsums halten.

 

Dennoch bricht jedes Mal die große Empörung aus, wenn die NPD ankündigt, dass sie demnächst am HolocaustMahnmal demonstrieren will. Politiker und Medien reagieren wie Missionare auf die Nachricht, dass sich die Kannibalen um das offene Feuer versammeln, statt Tofu-Schnitzel in die Mikrowelle zu schieben. Surprise, surprise! Mich interessiert nicht der Antisemitismus der alten und neuen Nazis. Ich finde Norbert Blüm interessanter, der an einer internationalen Konferenz »Stop the Wall!« teilnimmt und sich dabei schrecklich darüber aufregt, dass Israel den Terroristen ein Hindernis in den Weg stellt. Oder den evangelischen Theologen, Reisenden und Erfolgsautor Jörg Zink, der als Gast bei Jürgen Fliege viel Verständnis für die mutigen palästinensischen Selbstmordattentäter äußert.

Most exciting aber finde ich die Leserbriefe, die in der frankfurter allgemeinen Zeitung erscheinen und die fast immer von irgendeinem Prof. Dr. geschrieben werden, wie z. B. diesen vom 30. Dezember2004:

»Ich betrauere den ungeheuren und irreparablen Schaden, den das Dritte Reich durch die Vertreibung und Ermordung der sich als Deutsche fühlenden jüdischen Intelligenz angerichtet hat. Allerdings weigere ich mich, als Vater in der Verantwortung vor meinen Kindern eine deutsche Kollektivschuld im Sinne einer ewigen und unauslöschlichen Erbsünde der Deutschen anzuerkennen. Andererseits bin ich stolz darauf, dass das deutsche Volk sich letztendlich uneingeschränkt zur Verantwortlichkeit für den Holocaust bekennt, anders als beispielsweise das türkische Volk zum Völkermord an den Armeniern oder neuerdings der Staat Israel und die Mehrheit seiner Bürger zu der Diskriminierung und zu den alltäglichen völkerrechtswidrigen Verbrechen an den Palästinensern.

Auch in Deutschland wurde für 12 Jahre der Aberglaube geschürt, die Deutschen seien ein auserwähltes Volk, mein Volk hat diese ungeheure Arroganz und törichte Anmaßung bitter bezahlt. Die Juden hängen diesem Irrglauben der zur Rechtfertigung irdischer Untaten dienenden göttlichen Auserwählung seit mehr als 3000 Jahren unverändert und uneinsichtig an … Sind bereits Zweifel an dieser einzigartigen göttlichen Auserwählung Antisemitismus, sind Zweifel an der daraus abgeleiteten angemaßten Weltrichterrolle und der unverändert beanspruchten zukünftigen Weltherrscherrolle der jüdischen Gutmenschen Antisemitismus? Sobald die Juden zu der Einsicht kommen, dass es kein auserwähltes Volk gibt, sobald Juden in Deutschland letztendlich auch Deutsche sein wollen und als Deutsche in Deutschland gemeinsam mit an der Schuld für den Holocaust tragen, ist dem in Deutschland kaum vorhandenen Antisemitismus der Boden endgültig entzogen. Arrogant Schuldlose grenzen sich selbst aus in einem Volk der demütig Schuldigen, Arroganz ist Provokation.«

Professor Dr. med. H. F., Frankfurt am Main

 

Der moderne Antisemit leugnet nicht den Holocaust, er benutzt ihn als Argument gegen die Juden. Zuerst ein wenig Trauer und Scham über die Ermordung der jüdischen Intelligenz, die sich deutsch gefühlt hat (jüdische Arbeiter und Handwerker hatten von den Nazis nichts zu befürchten), und gleich darauf grenzenloser Stolz auf die Verantwortlichkeit für den Holocaust. Das soll uns erst mal einer nachmachen, den nahtlosen Übergang vom Brandstifter zum Feuermelder! Und während die Deutschen aus der Geschichte gelernt haben, machen die Juden mit ihrem gefährlichen Aberglauben weiter und erzeugen durch ihre Arroganz einen Antisemitismus, den es eigentlich nicht mehr gibt, statt »mit an der Schuld für den Holocaust (zu) tragen«.

 

Das ist nicht nur komisch, es ist auch ein verzweifelter Versuch, den Antisemitismus vom Hautgout des Judenhasses zu befreien. Man ist ein ehrbarer Antisemit, wenn man den Holocaust verurteilt, zugleich aber darauf hinweist, dass es die Juden sind, die durch ihr Verhalten die Antisemiten herausfordern. Man könnte eine solche Argumentation, die sich inzwischen weiträumig etabliert hat, auch »differenzierten Antisemitismus« nennen. Ich bekomme in der letzten Zeit auffallend oft Briefe von Lesern, die mir nicht nur mitteilen, dass sie keine Antisemiten sind, sondern sogar etliche Juden mögen, vorneweg Norman Finkelstein und Rafael Seligmann, und sich wünschen, ich sollte mir an diesen guten Juden ein Beispiel nehmen. Einige gehen noch weiter und tun so, als wären sie Juden, schreiben ein jiddelndes Deutsch und machen mich und andere schlechte Juden für den Antisemitismus verantwortlich.

Das ist nur auf den ersten Blick absurd und sinnfrei. Da es die Antisemiten sind, die sich als Opfer der Geschichte fühlen, ist es nur logisch, dass sie an Stelle der Juden zu treten versuchen. Das Tollste für einen Antisemiten müsste es sein, von einem anderen Antisemiten als »Saujude!« beschimpft zu werden, weil es der Beweis wäre, dass er kein Antisemit sein kann. War zu Bebels Zeiten der Antisemitismus »der Sozialismus der dummen Kerls«, so ist er heute der Paranoiker liebster Zeitvertreib. Die Juden sind überall, und wenn sie mal nicht da sind, so hat das auch einen besonderen Grund.

Angefangen bei der Geschichte über die 4000 Juden, die vom Mossad gewarnt wurden, am 11. September in das World Trade Center zu gehen, bis zu den Spekulationen über amerikanisch-israelische Joint Ventures, die zum Tsunami geführt haben – es dreht sich alles um Juden. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sehr die Antisemiten an den Juden kleben und welche Mühe sie sich machen, immer wieder einen neuen Einstieg in das alte Thema zu finden. Der eine macht sich Gedanken über den jüdischen Risikofaktor, der andere überlegt, wie man die tickende Zeitbombe entschärfen, die Juden quasi vor sich selbst retten könnte.

 

Am 1. Juni 2004 erschien im Politik-Teil der frankfurter allgemeinen ein Artikel (»Land gegen Land«) von Professor Doktor Erwin Häckel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Es war genau die Art von akademischer Sandkasten-Philosophie, wie man sie sonst auf der Leserbriefseite der frankfurter allgemeinen zeitung findet, nur länger und detaillierter. Ausgehend von der Erkenntnis, dass »auch Bush und Scharon es nicht fertig gebracht (haben), einen Ausweg aus dem scheinbar unlösbaren Palästina-Dilemma zu finden«, bot sich Häckel als Helfer in der Not an. Als Erstes müsse man »die physische Gestalt Israels als Fehlkonstruktion erkennen und zur Disposition stellen …«

Nun war ich immer der Meinung, dass man den Judenstaat in Bayern oder Schleswig-Holstein hätte gründen müssen, nicht in Palästina, so hätten die Deutschen die »jüdische Intelligenz« wieder bekommen, die sie so schmerzhaft vermissen, und der Nahostkonflikt wäre vermieden worden. Dafür ist es jetzt zu spät. Was man freilich immer noch machen könnte, wäre: den Palästinensern ein Stück Land in Deutschland zur Verfügung zu stellen, z. B. ist Mecklenburg-Vorpommern inzwischen so entvölkert, dass man dort mühelos zwei bis drei Millionen Neusiedler unterbringen könnte. Aber das ist es nicht, was Prof. Dr. Erwin Häckel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, möchte. Er schreibt:

»Der Weg zur Gründung eines lebensfähigen, zusammenhängenden, souveränen und unabhängigen Palästinenserstaates führt über eine Neugründung des Judenstaates.« Und zwar in Palästina, das man nur anders als bisher portionieren müsste. »Der 400 Kilometer lange, aber durchschnittlich nur siebzig Kilometer breite Landstrich … lässt sich nicht vernünftig in Ost und West teilen, wie es seit 57 Jahren vergeblich versucht wird, aber sehr gut in Nord und Süd. Dazu muss nur der israelische Negev gegen das arabische Samaria getauscht werden.«

Häckels »Land-gegen-Land«-Plan wäre von Vorteil für alle. Der Negev, schreibt Häckel, »ist weder ein natürlicher noch ein gottgewollter Teil Israels«, die Palästinenser aber bekämen genug »Platz für alle rückkehrwilligen Flüchtlinge«; Samaria dagegen ist für Israel »wertvoller, weil es ihm die Jordangrenze gibt«. Um den Plan zu realisieren, müsste man nur einen »Bevölkerungsaustausch« vornehmen, »die umzusiedelnde Bevölkerung auf beiden Seiten (ist) ungefähr gleich groß«, etwa 900.000 Israelis würden aus dem Negev nach Samaria ziehen und etwa 1,2 Millionen Araber aus Samaria in den Negev. Die auf beiden Seiten vorhandene Infrastruktur würde »nur den Besitzer« wechseln. Häckel hat auch ausgerechnet, was eine solche Aktion kosten würde: »125 Milliarden Dollar oder ein Zehntel dessen, was Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren in seinen Osten investiert hat«. Die Kosten müssten sich die USA, die EU und die Ölstaaten am Persischen Golf teilen. Ja, billiger war der Frieden noch nie zu haben.

Man kann einen solchen Plan mit zweierlei Blick lesen. Einmal als die Allmachtsphantasie eines Stubenhockers, der nicht begriffen hat, dass es im Nahen Osten um mehr als nur die Aufteilung des Kuchens geht. Zum anderen als eine Fata Morgana aus jenen Tagen, da im Berliner Reichssicherheitshauptamt größere Umsiedlungen und die Neuordnung der Ostgebiete geplant wurden. Und nur dank der Gnade der späten Geburt wurde Prof. Dr. Erwin Häckel wissenschaftlicher Mitarbeiter der DGfAP und nicht des RSHA.

Es ist atemberaubend, wie viele Menschen in Deutschland eine umfassende Lösung des Nahostkonflikts zu ihrer Lieblingsaufgabe gemacht haben, noch bevor das Problem der Gewalt an Berliner Schulen gelöst werden konnte. Gäbe es eine Möglichkeit, die dabei entstehenden Energien zu bündeln, könnte man mit dem Output schon eine mittlere Stadt wie Koblenz erleuchten. Oder wenigstens den Wallraffplatz vor dem WDR in Köln.

Am 2. Mai 2004 sendete der WDR in seinem fünften Hörfunkprogramm die »Ungehaltene Rede des Ariel Scharon«, geschrieben von dem Autor Ulrich Harbecke, der für eine halbe Stunde in die Rolle des israelischen Regierungschefs schlüpfte, um die Rede an die Israelis und Palästinenser zu halten, die jener eigentlich halten sollte, wenn er so klug und so vernünftig wie Ulrich Harbecke wäre.

Harbecke, alias Scharon, begann seine Rede mit den Worten: »Liebe Landsleute, was ich Ihnen zu sagen habe, ist schwierig und einfach zugleich. Es ist schwierig, weil es so einfach ist.« Damit hatte er die Richtung vorgegeben, obwohl nach allen Regeln der digitalen Logik eine Aufgabe nur schwierig oder einfach sein kann, aber nicht beides zugleich. Harbecke holte weit aus:

»Vor einigen Tagen las ich in einem Buch, das uns allen gemeinsam gehört und das von unserem Stammvater Abraham erzählt, von Ismael und Isaak, die beide in diesem Land ihre Heimat haben. Ich stieß auf eine erstaunliche Tatsache. Die Passagiere in Noahs Arche kamen offenbar auf engstem Raum gedeihlich miteinander aus. Der Löwe lag neben dem Lamm und unterdrückte seinen Heißhunger. Der Habicht übte sich in Null-Diät, während Mäuse und Kaninchen vor ihm spielten. Katze und Hund sahen in die andere Richtung, wenn sie einander begegneten. Sie alle hatten einen guten Grund für ihr abartiges Verhalten: Es war der gemeinsame Feind, die Flut. Wenn das Wasser steigt, werden die Nichtschwimmer friedlich. – Uns allen steht das Wasser schon am Hals.«

Und wenn die Sonne hinter dem Kölner Dom untergeht, werfen auch Zwerge lange Schatten, vor allem wenn ihnen das Kölsch aus der Sion-Brauerei bis zum Hals steht. Harbecke, bislang weder als Weltenlenker noch als Krisenmanager hervorgetreten, steigerte sich von Absatz zu Absatz, etwa auf halber Strecke, nachdem er über den »Zauber des Redens« und die »Dämonie des Zerredens«, die »Kunst des Erinnerns« und die »Kunst des Vergessens«, über »Phantomschmerzen« und »Kain und Abel« räsoniert hatte, ließ er Scharon, seinen Scharon, endlich zu Potte kommen, mit einer neuen, »einer besseren Idee«, die ihm »nach langem Nachdenken« gekommen war:

»Ab morgen gehört das ganze Land allen. Sie haben richtig gehört. Jeder darf siedeln und wohnen, reisen und arbeiten, wo er will. Jeder darf leben, wie er es mag, seine Feste feiern, nach seinen Rezepten kochen. Alle Wege stehen offen. Schulen und Universitäten, Betriebe und Sportvereine, Kinos und Kirchen sind zugänglich für jeden. Das Land ist kein Flickenteppich mehr, wo jeder voller Angst und Hass ein paar Quadratmeter verteidigt. Ab morgen ist es ein großer, gemeinsamer Lebensraum. Warum teilen, wenn man das Ganze haben kann? Warum sich mit Wenigem bescheiden, wenn man das Viele und Weite genießen darf? Warum angstvoll hinter Zäunen, Gräben und Mauern hocken, wenn man die kleine Zeitspanne des menschlichen Lebens in Würde, Freiheit und Freude verbringen kann? Niemand verliert etwas. Alle gewinnen. Das ist ein guter Handel, denke ich.«

Der WDR-Mann steigerte sich dermaßen in seine Rolle hinein, dass ihm nicht einmal auffiel, mit welcher Leichtigkeit er das Wort »Lebensraum« benutzte, über den er verfügte, als wäre es sein Schrebergarten in Köln-Nippes. Alles sollte einfach allen gehören! Mich erinnerte das an eine Anarchisten-Demo in Reykjavik, bei der Transparente mit der Parole »Island für alle!« getragen wurden. Aber diese isländischen Anarchisten waren liebe Menschen, die etwas verteilen wollten, das ihnen gehörte, während Ulrich Harbecke nach Immobilien griff, die nicht auf seinen Namen im Grundbuch eingetragen waren. Damit nicht genug, ließ er sogar Scharon über seinen eigenen Schatten springen und um Entschuldigung für einen »furchtbaren Fehler« bitten, als er auf den Tempelberg »marschierte«, noch bevor er sein Amt als Ministerpräsident angetreten hatte.

»Ich bitte euch um Vergebung für alles, was geschah, vor allem euch, die arabischen Mitbewohner unserer wunderbaren Stadt, denn sie habe ich damals ins Herz getroffen. Immer wieder rieb ich Salz in ihre Wunden und goss Öl ins Feuer. Ich bitte um Vergebung auch meine israelischen Bürger und Wähler. Ich habe ihnen nicht zugetraut, einen Weg des Friedens zu gehen. Sie, die an einen gewaltigen und verschwenderisch reichen Schöpfergott glauben, habe ich für kleinlich und geizig gehalten. Ich bitte auch diejenigen um Vergebung, die sich schon lange für den Frieden einsetzen und die ich beschimpft und verfolgt habe. Und zuletzt bitte ich mich selbst um Vergebung. Ich habe die historische Stunde nicht genutzt und schwere Schuld auf mich geladen. – Ich glaubte, für das Recht zu kämpfen, und habe doch nur Rache geübt. Aber das Recht darf nur in Anspruch nehmen, wer auch bereit ist, sich dem Recht zu unterwerfen.«

Und dann lässt Harbecke den israelischen Ministerpräsidenten ein zweites Mal zum Tempelberg gehen, Scharon opfert sich für den Frieden. Kommt uns die Geschichte nicht bekannt vor? Hat sich nicht gleich nebenan, auf Golgatha, vor 2000 Jahren etwas Ähnliches zugetragen?

»Liebe Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, morgen werde ich abermals den Tempelberg besteigen, aber ich werde allein sein und komme mit offenen Händen. Ich möchte den Boden küssen, weil er euch so heilig ist. Ich möchte um Vergebung bitten für die vielen Wunden und Kränkungen, die wir euch zugefügt haben. Ich weiß nicht, wie ihr mich empfangen werdet. Vielleicht wollt ihr nur Rache und keine Zukunft. Vielleicht geht euer Zorn über alle Kraft. Dann will ich lieber auf dem richtigen Weg scheitern, als auf dem falschen zu siegen. Wenn ihr mich verfolgt, möchte ich bei euch Zuflucht suchen.«

Und wenn er sich in der Altstadt nicht verlaufen hat, dann hockt Scharon längst bei einer palästinensischen Familie, die ihm Zuflucht gewährt hat, raucht Wasserpfeife und genießt sein entschuldetes Leben, während Ulrich Harbecke, als Scharon verkleidet, mit Mahmud Abbas über ein Ende des Konflikts verhandelt. Diese original kölsche Mischung aus Christentum für Spätaufsteher, Kitsch und Größenwahn muss wie eine Bombe eingeschlagen haben. Die Telefonleitungen glühten, die Redaktion musste Überstunden einlegen. Auf der WDR-Homepage konnte man lesen:

»Das überraschende Friedensangebot in der fiktiven Rede Ariel Scharons hat die Menschen stark berührt. Mehrere hundert Hörer, die den Beitrag auf WDR 3 und 5 verfolgten, haben sich bislang per Telefon, Post oder Mail beim Sender gemeldet, um ihre Zustimmung oder Anteilnahme zu bekunden. Seit der Beitrag von Ulrich Harbecke am 2. Mai 2004 ausgestrahlt wurde, sind bei der Redaktion Lebenszeichen mehr als 300 Anfragen nach dem Manuskript eingegangen – ein absoluter Rekord. ›In den ersten Tagen stand das Telefon nicht still‹, sagt der zuständige Hörfunk-Redakteur Ekkehard Pohlmann-Heinze zu wdr.de. Die ganze Woche sei er damit beschäftigt gewesen, Post zu beantworten, um Stellung zu inhaltlichen Dingen zu beziehen. Und täglich kämen weitere Reaktionen der Hörer auf seinen Tisch.«

Es gab Hörer, die den Text der Sendung »jüdischen Freunden in den USA oder Israel schicken« wollten, andere boten an, das Manuskript ins Englische zu übersetzen oder die Kosten der Übersetzung ins Arabische oder Hebräische zu übernehmen. Einer schrieb: »Der Beitrag war zum Heulen und wäre wirklich die Lösung für das Kriegsproblem.«

Zeugte der Beitrag vom subtilen Antisemitismus eines marodierenden Gutmenschen oder nur von einer unglaublichen Selbstüberschätzung und Naivität des Autors und seiner Hörer? Je nachdem, wie man Antisemitismus definiert. Ulrich Harbecke hätte ja auch eine ungehaltene Rede des Jassir Arafat schreiben können, der sich bei den Palästinensern und bei den Israelis für seine Politik der Gewalt entschuldigt und am Ende Zuflucht bei den Israelis sucht, weil er lieber auf dem richtigen Weg scheitern als auf dem falschen siegen möchte.

Aber das hat Harbecke nicht getan, er hat es nicht einmal erwogen. Die Geschichte ergibt nur einen Sinn, wenn Juden geopfert werden. Und wie wäre es, wenn Harbecke eine Rede für Gerhard Schröder schreiben würde, der alle Entrechteten und Heimatlosen einlädt, nach Deutschland zu kommen, mit den Deutschen Grund und Boden, Essen und Trinken, Frauen und Männer zu teilen? Wären die Hörer des WDR in einem solchen Fall ebenso berührt und begeistert?

Etwa zur selben Zeit, da der WDR sich anschickte, den Nahostkonflikt zu lösen, hielt der ehemalige französische Ministerpräsident Michel Rocard, ein Sozialist, eine Rede in der Alexandrina-Bibliothek in Alexandria, in der er die Gründung eines jüdischen Staates einen »historischen Fehler« nannte. Rocard, heute Abgeordneter im Europaparlament, sprach von einer »Abnormalität in der Welt«, die eine »Bedrohung für ihre Nachbarn bis zum heutigen Tage« bedeutet. Schon zwei Jahre vor seinem Auftritt in Alexandria stellte Rocard in einem offenen Brief an Ariel Scharon fest, dieser würde mit seiner Politik »weltweit Antiisraelismus produzieren«. Rocard vermied den Begriff Antisemitismus, er kleidete seine Anklage in einen Mantel aus Fürsorge.

»Sie führen einen Krieg, den sie nicht gewinnen können. Jede Aktion (der israelischen Armee) ruft ein Dutzend neuer Terroristen auf den Plan. Es gibt zwei Millionen Palästinenser, wie viele werden Sie töten müssen? Einige Hunderttausend? Eine halbe Million?«

Das ist das wirklich Neue und Schöne am »neuen Antisemitismus«: dass er sich fürsorglich gibt wie ein Gefängniswärter, der darauf achtet, dass der Todeskandidat nicht Selbstmord begeht, bevor er hingerichtet werden soll. Wenn die Palästinenser Selbstmordattentäter losschicken, dann handeln sie aus »Verzweiflung« und weil sie sich anders nicht helfen können. Wenn die Israelis aber die Attentäter an der Ausführung ihrer Pläne hindern und die Auftraggeber gezielt liquidieren, dann verstoßen sie nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern zerstören auch den Friedensprozess. Da heißt es wieder »sehr genau hinsehen und hinhören« und »aufpassen«, denn »was derzeit im Westjordanland unter dem Vorwand der ›Sicherheitspolitik‹ geschieht, ist nicht mehr und nicht weniger als die gezielte Vertreibung«, schreibt Freimut Duve in der süddeutschen Zeitung. Er müsste wissen, wovon er spricht, denn der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete war viel auf dem Balkan unterwegs, zuletzt als »Medienbeauftragter der OSZE« mit Sitz in Wien.

»Gezielte Vertreibung« im Westjordanland? Warum nicht gleich »ethnische Säuberung«? Oder noch besser: Die gute alte Brunnenvergiftung, wie sie von den Juden gerne praktiziert wurde, bevor sie beschlossen, sich Palästina anzueignen und die Einheimischen zu vertreiben. Duve sagt, worauf »wir Europäer dieser Tage« achten müssen:

»Der Friede im Nahen Osten und die Zukunft Israels haben nur eine Chance, wenn auch der israelische Staat und seine Bürger auf Verhalten verzichten, das den Terror noch befördert. Europa hat Erfahrungen mit einer grausamen Terror- und Vertreibungspolitik gemacht. Alle, denen an einer friedlichen Zukunft im Nahen Osten gelegen ist, müssen auch Israel daran erinnern.«

Duve verliert kein Wort über die palästinensischen Terroristen, denn auch er geht ganz selbstverständlich davon aus, dass es der israelische Staat und seine Bürger sind, die den Terror durch ihr Verhalten provozieren. Deswegen werden nur die Israelis abgemahnt, die Palästinenser verschont. Tröstlich an solchen Lageanalysen ist allein, dass Mahmud Abbas nach nur vier Wochen im Amt schon weiter war als Duve am Ende seiner langen Karriere als weit gereister EuroFriedensengel.

 

Unter allen bürgerlichen Zeitungen der Bundesrepublik ist die süddeutsche zeitüng, in der auch Duves Text erschien, diejenige, die sich durch eine besonders »israelkritische« Haltung hervortut. Man muss nur das Münchener Blatt lesen, um zu wissen, wo der Antizionismus der radikalen Mitte inzwischen angekommen ist. Unmittelbar nach dem Tode Arafats veröffentlichte die süddeutsche zeitüng einen Beitrag des palästinensischen Autors Elias Khoury: »Jassir Arafat ist und bleibt das Geheimnis Palästinas«. Der Text las sich so wie die schleimigen Nachrufe auf Stalin, die von seinen Bewunderern nach dem Tode des großen Diktators in die Welt gesetzt wurden (»Jassir Arafat hat für immer seine Augen geschlossen …«), außerdem insinuierte Khoury, dass »der tapfere Ritter«, wie er Arafat zärtlich nannte, nicht an Alters- oder Immunschwäche gestorben ist. Khoury fabulierte über das »Geheimnis einer rätselhaften Krankheit, die einer Vergiftung gleicht …« Arafat »wehrte sich mit vereinten Kräften gegen eine Krankheit, die kein Arzt diagnostizieren konnte, und ließ sich auf lange Verhandlungen mit dem Tod ein … Bis ins Koma hat dieser Mann das Vertrauen seines Volkes bewahrt und bis zum Schluss gekämpft. Und genau dies ist der Grund, warum Israelis und Amerikaner sich seiner gerne entledigt hätten. Vielleicht hatten sie nun Erfolg, denn seine Krankheit trug einen geheimen Namen und war von Niedertracht geprägt …«

Warum die süddeutsche zeitüng einen palästinensischen Autor, der »in jungen Jahren an der Seite Arafats kämpfte«, schreiben lässt, statt den hauseigenen Wahrsager aus dem Kaffeesatz lesen zu lassen, ist schnell erklärt. Es geht um den Anschein des Authentischen. Deswegen wird auch Juden Platz gegeben, authentische jüdische Positionen zu vertreten, z. B. dem Münchener Empathieexperten Richard Chaim Schneider. Er stellt in der süddeutschen zeitung die Frage »Was machen wir Juden eigentlich falsch?« und beantwortet sie in bester jüdischer Tradition mit weiteren Fragen:

»Ist es nicht inzwischen die brutale Gewalt des jüdischen Staates, die diesen an den Rand des Abgrunds bringt? Und warum erkennt die israelische Gesellschaft nicht den fatalen Weg in den Abgrund, den Ariel Scharon konsequent verfolgt?«

 

Ganz im Gegensatz zu Richard Chaim Schneider, der sich Ariel Scharon konsequent in den Weg stellt und gar nicht mehr aufhören kann, Fragen über Fragen zu stellen: »Hat Auschwitz wirklich blind gemacht für das Leiden des Anderen…? Wie psychisch deformiert sind Israelis, wenn sie am Strand von Tel Aviv nicht wissen wollen, aber oftmals auch tatsächlich nicht wissen, was rund dreißig Autominuten entfernt in den besetzten Gebieten vor sich geht? Wie blind sind jüdische Funktionäre in der Diaspora, wenn sie eine geradezu hündische Treue gegenüber jeglicher israelischer Politikbewahren, ohne auch nur einen Moment des Zweifels?«

Während Richard Chaim Schneider von den Münchener Isarauen aus ganz genau weiß, was in den besetzten Gebieten vor sich geht und seine Absage an »hündische Treue« mit der Forderung nach einem Verbot der religiösen und nationalreligiösen Parteien in Israel verbindet – ein Verlangen, das zu ignorieren sich keine israelische Regierung auf die Dauer erlauben kann.

Der doppelte Denkfehler, dassJuden erstens besonders intelligent und zweitens gegen antisemitische Versuchungen immun sind, führt die süddeutsche zeitung immer wieder dazu, Juden gegen den Einsatz der Antisemitismuskeule und für einen sauberen Antizionismus schreiben zu lassen. Ein in Deutschland so gut wie unbekannter Historiker aus Montreal, Yakov Rabkin, sieht eine »zionistische Bedrohung«, die »jede jüdische Gemeinde in der ganzen Welt« betrifft, und beruft sich seinerseits auf einen ebenso unbekannten »israelischen Intellektuellen« namens Noah Efron, der in einem Buch über jüdische Identität geschrieben hat: »Der Staat Israel entsteht und löst sich auf, wie alle anderen Staaten auch. Auch der Staat Israel wird in hundert, dreihundert, fünfhundert Jahren verschwunden sein. Aber ich vermute, dass das jüdische Volk so lange existieren wird, wie es eine jüdische Religion gibt, und das mag noch für Jahrtausende der Fall sein. Die Existenz dieses Staates hat keine Bedeutung für das jüdische Volk.«

Das klingt weise, ist aber nur pompös und prätentiös. Aus dem Weltraum und der Distanz einiger Lichtjahre betrachtet ist die Erde eine Murmel, die irgendwie entstanden ist, irgendwann wieder verschwinden wird und deren Existenz ohne Bedeutung für das Universum ist. Gleiches gilt für die süddeutsche zeitung: In hundert, dreihundert oder fünfhundert Jahren wird sie vom Markt verschwunden sein. Warum also nicht den natürlichen Prozess beschleunigen und das Blatt gleich einstellen?

 

Wenn es um den Globus oder nur die süddeutsche zeitung geht, wird jeder, der bis zwei zählen kann, den Unsinn einer solchen Argumentation einsehen. Aber wenn es um Israel geht und wenn es Juden sind, die solchen Stuss verbreiten, steht das Feuilleton der süddeutschen Zeitung stramm und salutiert. Nur weil es Juden gibt, die ihrerseits ein Problem mit Israel haben, das sie durch öffentliche Distanzierungen loswerden möchten. Dabei kommt es auf eine Kohärenz in der Argumentation nicht an. Der eine, Schneider, möchte die religiösen Parteien verbieten, um den Staat zu retten, der andere, Efron, möchte den Staat aufgeben, weil die Religion wichtiger ist.