White, Patrick Der Maler

PIPER

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Übersetzt aus dem Englischen von Wilhelm Borgers und Erwin Bootz

 

Neuauflage einer früheren Ausgabe

ISBN 978-3-492-97903-0

© Piper Verlag GmbH, München 2017

© Patrick White 1970

Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Vivisector«, Jonathan Cape Ltd., London 1970

© der deutschsprachigen Ausgabe: Piper Verlag GmbH, München 1989

Lizenzausgabe der claasen Verlag GmbH, Düsseldorf 1972

Covergestaltung: zero-media.net, München

Covermotiv: FinePic, München

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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Für Cynthias und Sidney Nolan

 

So wie ich das sehe, ist Malen

und religiöses Erleben ein und

dasselbe, und unsere ganze Suche gilt

dem Verständnis und

der Verwirklichung des Unendlichen.

Ben Nicholson

 

Die Grausamkeit hat ein Menschenherz,

Die Eifersucht ein Gesicht,

Der Terror die göttliche Menschenform,

Ohne Kleid ist die Heimlichkeit nicht.

 

Und eisengeschmiedet das Menschenkleid

In der Seele, dem Feuerrostmund,

Das Antlitz die verrammelte Ofentür

Und das Herz der gierige Schlund.

William Blake

 

Die Menschen lieben die Wahrheit,

wenn diese sich selbst offenbart,

aber sobald sie die Menschen bloßstellt,

dann hassen sie die Wahrheit.

Hl. Augustin

 

Jenseits aller anderen wird er der

große Kranke sein, der große Ver-

brecher und der große Verdammte –

und der übergroße Wissende.

Denn er gelangt ins Unbekannte.

Rimbaud

I

Es war Sonntag, und Mumma war mit Lena und den Kleinen zum Nachbarn gegangen. Unterm Pfefferbaum im Hof zählte und sortierte Pa die leeren Flaschen, die er verkaufen wollte: das machte klingkling, wenn Pa sie auf einen Haufen stapelte. Im Staub und in der Sonne schüttelte das Geflügel sein Gefieder. Das krummhalsige, weiße Hühnchen – Mumma sagte immer, wenn sie sich nur traute, würde sie ihm eins über den Kopf geben, aber sie traute sich eben nicht. (Mumma war es, die die Hühner schlachtete, wenn sie so alt geworden waren, daß man sie nur noch essen konnte.) Und so lief also das weiße, schiefhalsige Ding, weiß auch um die Kehllappen herum, immer noch hin und her und pickte nach allem, was es kriegen konnte, aber irgendwie immer nur so von der Seite.

»Warum hacken die andern Hühner nach ihm, Pa?«

»Weil sie’s nich riechen können. Weil es anders is.«

O dieser lange, sich hinschleppende Sonntag mit Pa und seinen leeren Flaschen. Neben der Waschküche stand ein alter Ofen, den hatte Pa irgendwann mal gekauft, nur so aus Spekulation, hatte er gesagt. Der Rost blätterte in großen Scheiben ab, und man konnte so eine Scheibe in den Mund nehmen, probieren, wie das schmeckt. Was sollte man sonst schon tun?

»Wie lange noch, Pa, bis wir die Schachtel runterholen können?«

Pa gab keine Antwort. Er war ja mit seinem Flaschenkram beschäftigt. Und sowieso, meist war es Mumma, die das Reden besorgte; Pa war die Ruhe selbst.

Also konnte man nur warten und dem dicken alten, rostigen Ofen mit dem Fuß in die Seite ballern. Warten, bis Pa endlich die Schachtel runterholte, was er fast immer tat, wenn Mumma und die Kinder sonntags nicht da waren. Erst aber zählte Pa noch die letzten leeren Flaschen, und dann kratzte er noch die Asche aus seiner Pfeife, preßte ein paar frische Tabakkrümel hinein und zündete das an. Und dann, nach ein, zwei Zügen, war es soweit. Dann holte er die Schachtel herunter vom Brett, wo sie mitten unter den Konservenbüchsen mit Schmierseife, den Flaschen mit Terpentin und den Salben zum Einreiben und den Nadeln, womit er das Pferdegeschirr ausbesserte, ihren Platz hatte – außer Reichweite.

Natürlich war einem längst bekannt, was Pa in der Schachtel aufbewahrte, aber wenn man alles Stück für Stück wieder durchsah, wurde die Sache nur interessanter. Allerdings war auch ein Haufen langweiliges Zeug dabei – die alten Familienpapiere, besonders die Dokumente.

»Was sind das, Dokumente – Pa?«

Aber Pa wollte nichts dazu sagen; er meinte nur, keins von diesen verdammten Papieren hätte ihm jemals etwas genützt.

Also, was sollte man sie weiter beachten? Warén noch viel weniger interessant als etwa die Haare, die Haare von toten Leuten. Zum Beispiel das Medaillon mit der Locke von Pas Schwester Clara. Die war während einer Schiffsreise gestorben und auf See begraben worden. Und dann die Photographien. Ein Bild von Oma Duffield mit Spitzenhaube: die Hände vor dem Rock gespreizt, damit man auch ihre Ringe bewundern konnte. Diese ihre hohlen Augen hatten dich nie gesehen.

»Wann ist sie gestorben?« Als ob man das nicht längst wüßte, aber es gehörte eben zum Sonntagsspiel.

»Sechs Monate nach der Landung. In Sydney. An Tuberkulose.« Pa paffte seine Pfeife.

»Und du bist bei Opa geblieben?«

Dazu wollte Pa nichts sagen, er zog nur an seiner Pfeife.

»Oma – war die in Ordnung?«

»’türlich war sie in Ordnung. War doch meine Mutter!«

»Sieht aber komisch aus.«

»Komisch?«

»So ganz anders.«

»Deine Oma war ’ne Dame. Ihr Vater war’n Pfarrer«, setzte Pa hinzu und zog wieder an seiner Pfeife. Bah, wie das roch!

»Is Mumma auch ’ne Dame? Und Mrs. Burt?«

»Klar, alles Damen! Was denn sonst?« Pa rauchte so heftig, daß sein Adamsapfel rot und zornig hervortrat.

Opa Duffield war eigentlich der Interessanteste von allen. Er hatte eine große Nase, und die hatte einen Rücken, scharf wie ein Hackmesser. (Mumma sagte immer, Opa, der war einer vom Adel, kannst du ihm schon an der Nase ansehen.) Und große, geradezu leuchtende Augen hatte er. Sein Haar war toll frisiert, wenigstens für diese Aufnahme, so ganz nach alter Mode. Irgend jemand hatte mit brauner Tinte auf die Rückseite geschrieben: »Hertel Vivian Warboys Duffield.«

»Das ist ja mein Name!« Verträumt, als ob sie beide es nicht schon längst wüßten. »Warum heiß ich nich auch ›Vivian Warboys‹?«

Pa paffte. Dann sagte er: »Ein Vorname is genug für’n Menschen hier in Australien.«

Mehr brauchte man gar nicht zu wissen. Alle kannten ja inzwischen seinen Namen, wenigstens die Leute in der Cox Street, aber wenn ein Fremder ihn hörte, der lachte darüber. »Hurtle? Was ist das für ein komischer Name!« Und dann fingst du an zu maulen, wie Mumma das nannte, nur, warum sollte man immer wieder allen Leuten erklären, daß »Hurtle« der Name von einer Ausländerin war, die in Opas Familie hineingeheiratet hatte? Nur hieß es richtig »H-e-r-t-e-l« und nicht »H-u-r-t-l-e«. Als man getauft wurde, hatte der Pastor es falsch eingetragen, und so mußte man denn mit einem Namen herumlaufen, der so was wie »stoßen, anprallen« bedeutete, besonders ganz kurz, »Hurt«, das klang nach »verletzen, weh tun«.

All diese geheimnisvollen Sachen lagen da in der Schachtel aufbewahrt. Und auch der Ring. An dem Ring war eine Art Vogel, der die Zunge herausstreckte. Gleich unter dem Hals, da war der Vogel fast ganz abgebrochen. Der Rest sah aus wie etwas, das man bei Tisch auf dem Teller liegen läßt.

»Hat deinem Opa gehört, der Ring. Hat mir der Polizist gegeben, damals als ich nach Ashfield mußte, um die Leiche zu ’dentifizieren.«

»Als Opa vom Maulesel gefallen war?«

»Jawoll. Starb am Schlagfluß, draußen auf der Straße nach Paramatta.«

»Was is das, Schlagfluß?«

Pa überlegte sich das. »Dein Blut hört mit’m Schlag auf zu fließen.«

Opa Duffield sah nun, mit seinem frisierten Haar und den wäßrigen Augen, noch unheimlicher aus als vorher. Man konnte sich einfach nicht sattsehen.

»Was wollte er denn auf dem Maulesel?«

»Ach Gott, Hurt, hab ich dir doch schon oft genug erzählt! Hatte ihn ausgeliehen. Wollte tief rein nach Australien damit. War doch, wovon er immer träumte!« Danach hörte man nur noch das Röcheln von Pas Pfeife.

»Und was is mit dem Esel passiert?«

»Hab ich dir doch gesagt! Der war verschwunden! Und ich mußte ihn abzahlen, hinterher, das hat vielleicht ’ne lange Zeit gedauert!«

So saßen sie da und erzählten sich die Familiengeheimnisse. Was sollte man sonst auch tun, am Sonntag! Man konnte höchstens den Ring mit dem Zungenvogel auf den dicksten Finger stecken, ein paarmal hintereinander, und wieder herunterziehen. Und Pa rauchte dabei und tat so, als ob er nichts davon merkte.

Aber sobald Mumma kam mit Lena, Edgar, Will, Winnie und Flo und sich durch die Lücke im Zaun quetschte, dann machte Pa die Schachtel zu. Geheimnisse waren eben nicht für jeden. Und Mumma fing an zu erzählen, was sie bei der Nachbarin gehört hatte, und die Kleinen stopften sich mit Mrs. Burts kalten Armen Rittern voll. Mumma sagte immer, so ’ne gute Seele wie Mrs. Burt, die will niemals glauben, daß andere Leute genug zu essen haben.

Du sollst deine Mitmenschen lieben, das bekam man immer gesagt, aber dauernd? Andauernd konnte man es nicht, besonders wenn sie sich von oben bis unten vollgeschmiert hatten. Mumma war Mumma. Aber mit Will war das anders, mit dem mußte man in einem Bett zusammen schlafen. Will war’n hoffnungsloser Fall.

»Ich könnte direkt auf der Stelle umfallen«, sagte Mumma, »aber was hab ich nich alles noch zu tun! Könnt ihr Bälger einem nich mal von den Füßen gehen?«

Pa war in den Schuppen gegangen, wo das Pferdegeschirr hing; er wollte die Schachtel wegstellen. Bonnie wieherte in ihrem Stall. All das Federvieh und die Katzen hatten Reißaus genommen, als sie die Kinder zurückkommen sahen.

»Komm, Hurt«, rief Lena, »solln wir mal runtergehn zu Abrams Torweg und Hinkeln spielen?« Bei Abrams Torweg war der Boden hart und flach, dort waren keine Karrenfurchen wie mitten auf der Straße.

Besonders Lena konnte er nicht ausstehen. Sie war vier Jahr älter als er. Zwischen ihnen beiden waren Mumma drei Fehlgeburten passiert, hatte Mumma der Mrs. Burt erzählt.

»Hinkeln? Hab keine Lust dazu. Schon gar nich mit dir! Du bist ja nich mal mehr dünn, du bist’n Klappergestell!«

Lena explodierte. Sie ging auf ihn zu und klebte ihm eine mit ihrer knochigen Hand: Oma Duffields Hand, aber ohne die Ringe, doch das brannte wie ein Schlag mit dem Lederriemen.

Er machte sich aber nichts draus. Dafür trat er ihr gegen die dünnen Schienbeine, und Lena schob ab. Dabei tat sie so, als ob sie gar nicht weinen müßte, weil sie ja schon ein großes Mädchen war.

O diese Sonntagabende.

Mumma sagte, sie wollte Abendessen machen, aber erst müßte sie mal’n Augenblick Luft schnappen. Was sie auch tat. Im alten, zerfransten Rohrstuhl. Auf der Veranda zur Cox Street hinaus.

Nun lärmten die Kinder, spielten Ball und Seilspringen; Florrie hatte ihr letztes Stück Armen Ritter in den Dreck fallen lassen; Zimperliese Lena hörte man im Stimmenduett mit Elsie Abrams unten auf dem Hinkelplatz, wo der Boden hart und flach war, bei der Einfahrt zu den Mietställen.

Er selbst trieb sich bei Mumma herum, wartete darauf, daß sie sich beruhigen würde, und sie scheuchte ihn nicht fort. Es war ihr sogar ganz behaglich, das spürte er sehr wohl, im schweren Abendlicht, dort bei den drei, vier großen, sich neigenden Sonnenblumen, deren Blütenblattkranz von der Hitze des Tages schlaff hing.

Manche Häuser in der Cox Street hatten saubere, hübsche Gärten, und die Häuser selbst waren neu gestrichen. Nich wie unsere olle Bude, beklagte er sich einmal bei Mumma. Aber Mumma sagte, daß sie froh sein könnten, für so billige Miete überhaupt ein Dach überm Kopf zu haben, und wer würde wohl so dumm sein und ein gemietetes Haus auch noch anstreichen, selbst wenn man Zeit dazu hätte, und die hätten sie beide doch nicht – sie selbst nicht und auch nicht Pa. Sie müßte Wäsche waschen für andere Leute, und Pa müßte losgehen und leere Flaschen sammeln, um damit Geld zu verdienen. Punkt Schluß. Und so wirklich wichtig war es auch gar nicht, wo er doch die zwei gelben Farben vor den Augen hatte, das Gelb von der Sonne und von den Sonnenblumen, das spielte miteinander, und dazu kam noch das klebrige Grün der welkenden Blätter.

Er strich um Mumma herum. »Ach, was bin ich doch kaputt, Hurt, mein Junge!« seufzte sie, aber sie lachte dabei und zog ihn auf den Schoß, trotz des neuen Babys in ihr. »Bist mir viel zu groß.« Aber sie beklagte sich nicht. Er war ihr Bester, hoffentlich. Aber ’n Muttersöhnchen, das war er nicht! Rennen, schreien – all das konnte er –, spielen, sich rumschlagen, hatte Schorf an den Knien und zweimal Billy Adams die Lippe blutig gehauen, und der war zwei Jahre und soundsoviel Monate älter als er.

Als er endlich bequem saß, kam nun die Zeit für die verträumten, vertraulichen Fragen, und er wollte wissen: »Was hat Opa Duffield denn damals Schlimmes getan?«

»Nee, Schlimmes hat er eigentlich nich getan. Er war eben ’n Gentleman und ’n bißchen zuviel!«

»Is Pa denn auch einer?«

»Tja, Pa is ganz anders, bei ihm sieht man das nich so von außen. Oh, ja, Pa is auch ’n Gentleman!«

»Aber warum is er denn anders als Opa Duffield?«

»Tja, weißt du, Pa hat ja keine richtige Ausbildung gehabt. Er mußte immer Säcke mit Kartoffeln und Zwiebeln schleppen für die Cartwrights da unten in der Sussex Street, um für seinen eigenen Vater das Brot zu verdienen. Opa redete ja immer sehr gern. Und er konnte dabei auch solchen Spaß machen. Und was für ’ne schöne Hand er nich schrieb! Wunderbar, wie er Briefe und so was abschreiben konnte, wenn jemand ihn dazu bestellte. So’n paar Shillinge nebenher. Aber das Geld ging so schnell weg wie es kam. Und der Monatswechsel auch.«

Der Monatswechsel – das war eins der Geheimnisse zwischen dir und Mumma, du hättest gern mehr darüber gewußt, vor allem darüber, wie Opa den Monatswechsel durchbrachte, aber du trautest dich nicht. Mumma jedoch, die traute sich, an solch einem schweren Sonntagabend.

»Opa brauchte eben seinen Schnaps! Das war sein Schicksal. Und darum hat dein Pa auch nie ’n Tropfen angerührt.«

Sie ließ den Kopf hängen. Wegen der vielen Wäsche, die sie immer waschen mußte, war ihre Haut weiß und irgendwie dampfig geblieben.

»Hör auf, Hurtle! Ah, mein Genick. Du tust mir weh, Junge!« Sie mußten sich beide erst wieder richtig hinsetzen. »Opa war’n schöner Mann!« Mumma seufzte.

»Und Pa auch?«

»Nee«, sagte sie nach einem Augenblick.

»Und du – bist du denn schön gewesen?«

Er konnte spüren, wie Mumma und ihr kommendes Baby zusammenstießen. »Tja, das kann man selber schlecht sagen.« Und als sich ihr Leib wieder beruhigt hatte, meinte sie: »Nee, ich glaube, dein Vater hat mich nur geheiratet wegen der Ohrringe. Das waren Kar-ne-ole. Die hat mir Mrs. Apps gegeben, als ich mal für ihren kleinen Jungen ’nen Anzug gemacht hab. Das ganze Personal hat immer gerufen: Da kommt dein junger Mann, Bessie, mach schnell die Ohrringe an! – Einen davon hab ich verloren, später.«

»Fand Opa Duffield die Ohrringe auch so schön?«

»Nee. Oder wolln mal sagen: weiß nich. Opa konnte seinem Jim eben nie verzeihen, daß er Bessie Tozer geheiratet hat. Damals hab ich noch in der ›Lokomotive‹ gearbeitet, also nich in der Kneipe selbst – nee, vielen Dank! Ich war Stubenmädchen. Und im Speisesaal hab ich auch ausgeholfen.«

Es war so wunderschön auf der grauen, splittrigen alten Veranda kurz vor Sonnenuntergang.

»Werde ich auch mal ’n Gentleman?«

»Kommt ganz auf dich selbst an.«

»Und so’n schöner?«

»Hoffentlich nich!« rief Mumma. »Du bist schon frech genug, noch mehr davon, das wär zuviel.«

Sie rangelten noch ein bißchen und knutschten sich ab, dann seufzte sie auf und sagte: »Die Ausbildung, darauf kommt alles an!«

Das klang sehr feierlich, und er verstand überhaupt nicht, was sie damit meinte. Wollte er auch nicht. Vor allem jetzt nicht, wo Sonne und Sonnenblumen in eins schmolzen und er an Mummas weißem, seifigen Hals lag.

Es gab so viel Fremdes an ihm, was ihn von seiner Familie absonderte. Man beobachtete ihn, das wußte er wohl, und man wollte ihm auch immer Fragen stellen. Manchmal tat man es auch wirklich, und dann gab er Antwort. Aber seine Antworten fielen nicht nach dem Geschmack der anderen aus. Man war verlegen, man fühlte sich vor den Kopf gestoßen.

Und wenn das Spiel mit den anderen Kindern noch so aufregend war, mit Billy Abrams aus der gleichen Straße, oder mit Bill Cornish, William White, Terry O’Brien – mit einmal hatte er es dann satt und ging ziellos seiner Wege, allein. Begann aus lauter Verzweiflung zu lesen. Schmökerte in »Pears Cyclopaedia« herum, buchstabierte die Zeitung und Mrs. Burts Bücher (Eustace Burt hatte ein Wörterbuch, Eustace war Lehrer), und auch Oma Duffields Bibel. Die Bibel war das schwerste. Das konnte man kaum verstehen, wenigstens nicht alles, was drin stand. Die Geschichten darin hatten es ihm angetan – Blutvergießen und Donner. Er fing auch an zu zeichnen, im Staub auf dem Hof und an den Wänden. Eigentlich war es das Zeichnen, was er am liebsten mochte.

»Du und dein Gekritzel, Hurtle! So’n großer Junge wie du! Ich sag Pa, daß er dir ’n paar überzieht, mit’m Lederriemen, wenn du das nochmal machst.«

Als ob Pa so was jemals tun würde.

Während Mumma die Wand wieder sauber schrubbte, wodurch das Grau nur noch häßlicher wurde, saß er selbst mit hängendem Kopf da und überlegte sich was.

»Was hast du denn jetzt wieder vor?«

Er sah zu, wie sie die Seifenlauge umrührte, wie sich die Lauge dann über die Fußbodenbretter ergoß, Mumma schob sie beim Scheuern vor sich her, fast hatte sie schon die Insel seines Stuhles erreicht.

»He«, fragte sie, »bist du schwerhörig, was machst du da?«

»Lesen«, sagte er, als es sich nicht länger vermeiden ließ, aber er sagte es so, daß es sich besonders bescheiden anhörte.

Obwohl Mumma vor ihm auf allen vieren kroch, merkte er, was für einen Schlag ihr seine Worte versetzten. »Lesen?! Hast du doch gar nich gelernt, bist doch viel zu klein zum Lesen, du Krotz!«

Er sagte nichts darauf, nahm nur seine Stiefel hoch und stellte sie aufs Querholz seines Stuhls. Das »Lesen« hätte ihr eigentlich längst auffallen müssen, aber Mumma war vor lauter Arbeit mit ihrem Kopf immer ganz woanders.

Während sie weiterschrubbte und wischte, sagte sie betont freundlich, um sich bei ihrem »Krotz« einzuschmeicheln: »Sag mal, was liest du denn da, Hurt?«

»Bibel«, mußte er zugeben.

Auch Mumma blätterte oft in der Bibel oder saß vielmehr so da und hatte sie im Schoß, wenn sie müde war.

»Soso«, meinte sie voller Zweifel und scheuerte mit der Bürste, die fast schon kahl war, an einer Bohle herum. »In der Bibel – da steht vieles, was interessiert dich denn so?«

Er wollte sich einen noch bescheideneren Ton geben als beim erstenmal:

»Ich lese gerade, wie sie ihn mit dem Zeltpflock totschlug.«

»Wo steht denn das?« Der Bügel ihres Eimers quietschte vor Entsetzen. Ihr wären alle Glieder »morsch«, sagte sie, als sie sich mühsam vom Boden erhob.

»Hau ab!« rief sie. »Lauf raus, geh an die frische Luft, spiel lieber mit den andern.«

Er blickte sie an und spürte, daß sie sich vor etwas fürchtete.

»Na, wird’s bald?« Fast klang es wie ein Wimmern, was Mumma da von sich gab.

Er legte das Buch hin und lief sofort hinaus, schon aus dem einzigen Grund, um dem Griff ihrer nassen, geschwollenen Hände auszuweichen. Er wollte sich nicht hineinziehen lassen in die weinerlichen Stimmungen der Erwachsenen.

Nicht lange danach kam es zu einer Abmachung mit Mr. Olliphant. Das Saubermachen in der Kirche gehörte bereits zu Mummas Obliegenheiten. Aber nun verpflichtete sie sich auch noch, als Gegenleistung für den Unterricht, den Mr. Olliphant ihrem Jungen bis zum Schulbeginn erteilen sollte, die Halle des Gemeindehauses zu scheuern. Mrs. Burt und die anderen Damen der Nachbarschaft schwiegen sich zwar darüber aus, aber ihre Seufzer waren sehr vielsagend.

Sicherlich war es recht ungewöhnlich, ja, eigentlich merkwürdig, was für eine Bevorzugung Jung Hurtle Duffield da erfuhr. »Aber versteht ihr denn nich«, rief Mumma über den Zaun, »der Junge is eben anders als andere Kinder!«

Nur Pa wagte es als einziger, Mumma die Meinung ins Gesicht zu sagen. »Wenn der so anders is, dann wolln wir nur hoffen, daß der mal nich noch ganz anders wird! Noch so’n Faulpelz dazu!« Pa hatte letzten Endes seine Erfahrungen mit Opa Duffield.

Jedenfalls ging es nun hinüber zum Pfarrhaus, und wenn Mr. Olliphant auch nicht immer Zeit genug zu regelrechtem Unterricht fand, so gab er einem doch wenigstens Bücher zu lesen, falls ihn seine Amtspflichten am Unterricht hinderten. In des Pfarrers Studierzimmer konnte man sitzen und lesen, ohne immerzu anhören zu müssen, wie ungesund und verrückt das sei. Trocken wie ein Zwieback, so sah dieser Pfarrer aus, als ob er und Mrs. Olliphant nur von Zwieback lebten. Sie sollten mal ein Baby gehabt haben, aber das wäre sehr bald gestorben.

Manchmal, mitten zwischen seinen geistlichen Verrichtungen, kam der Pfarrer für einen Augenblick hereingerauscht und murmelte etwas vor sich hin – einen Zwieback lang – über Arithmetik. Arithmetik! So was Trockenes, wie sollte man sich dafür erwärmen. Amo, amas, amat – das war schon besser. Wie man das aussprach, das schien Mr. Olliphant zum Lachen zu bringen. Und dann Maître corbeau, sur un arbre perché – stammte aus den Fabeln. Und die Fabeln waren fabelhaft, wegen der Bilder. Man konnte solch einen Fuchs malen, mit einem buschigen Schwanz wie bei einem Damenpelz. Doch dabei wurde man von Mr. Olliphant überrascht, der ins Zimmer kam und einem sagte: Hoffentlich wirst du nicht so ein Liederjan, Hurtle! Bleib gewissenhaft und treibe kein Allotria hinterm Rücken deines Lehrers!

Also, was blieb einem übrig, als Mr. Olliphants Stimme nachzuäffen, beim Rechnen – ob nun beim Malnehmen oder beim Teilen –, beim Aufsagen der französischen Fabeln oder der lateinischen Verben, und darin bekam man solch eine Fertigkeit, man konnte sich selbst reden hören wie ein Buch.

Zu Hause durfte man natürlich nicht mit dieser Stimme reden, höchstens, wenn man jemand etwas heimzahlen mußte.

»Vielleicht werde ich bald so gebildet sein«, sagte er einmal mit Mr. Olliphants Stimme, »daß ich es nicht nötig habe, auf eine gewöhnliche Schule zu gehen.«

»Gebildet! Wenn du nich mal lernen kannst, daß man die Wände nich beschmiert!«

»Is nich Beschmieren, is Zeichnen!« Das kam mit seiner eigenen Stimme aus ihm heraus.

Manchmal schien es so, als ob Mumma ihn zwar nicht weniger liebhatte, aber er machte sie wohl nervös, offenbar hatte sie die Gewalt über ihn verloren, schlimmer noch, die Kontrolle über seine Gedanken. Manchmal starrte sie ihn derart an, als ob er krank wäre. Bis er sich dann bei ihr anschmiegte. So was zog bei seiner Mutter immer, hatte er herausgefunden, so was zog auch bei Lena und den andern Mädchen. Bei seinem Vater hatte er das nie ausprobiert.

Pa ließ sich nicht gern anfassen. Man sah auch niemals, daß er Mumma anfaßte, außer wenn sie im Bett waren. Aber wenn Pa sich mit Sachen beschäftigte, die er gern hatte, dann wurde er ganz sacht, richtig zärtlich – so faßte er die braune, halbblinde Stute Bonnie an, auch den gefederten Karren, wenn er die leeren Flaschen heimbrachte, und die Stücke vom alten Pferdegeschirr, überhaupt das Werkzeug und alles. Vielleicht mochte er auch die Formen der leeren Flaschen besonders gern. Jedenfalls fummelte er immer daran herum.

Wenn man allein war mit Pa, dann bekam er so was Gejagtes im Blick. Die Linien von der gelben Nase bis fast herunter zum blauen Kinn wurden immer tiefer, die Augenbrauen sträubten sich noch mehr, und die Schokoladenaugen fingen an zu flackern. Man konnte Pa ansehen, wie er darüber nachdachte, was er wohl sagen sollte. Einem selbst fiel meist dabei auch nichts ein; aber wozu war ein Vater denn da, wenn ihm nichts einfiel? Also mußte man abwarten, ohne geradezu hinzustarren, aber man merkte doch, wie bei Pa die Gedanken hin und her rasten und der Adamsapfel ruckte.

»Nun sag doch mal endlich«, kam es schließlich aus ihm heraus, »wieviel Stunden muß denn dein Pfarrer noch brauchen, bis er aus dir ’n feinen Herrn gemacht hat?« Einmal aber fügte er ganz überraschend hinzu: »Dein Pfarrer wird das nich gern hören, aber ich sag dir, dein Vater könnte dir noch viel mehr beibringen. Das liegt am Blut, verstehst du?« Wenn Pa sich aufregte, was nur sehr selten passierte, dann flog auch gleich die Spucke.

Aber nun sprach er leiser und wollte es genau erklären. »Paß auf, ich zeig dir, wie man die Seife schmiert.« Er stand auf dem Hof und wusch den alten schwarzen, oft geflickten Sattel der Stute mit Schmierseife; dabei wurde ihm der dünne Mund wäßrig.

»’n alter Sattel is immer besser als ’n neuer.«

»Warum denn?«

Diese Frage wollte Pa nicht beantworten.

»Is eben ausprobiert«, sagte er nur und riß an einem Gurt, als wollte er mit dem Ausprobieren weitermachen.

Die einzelnen Stücke des Geschirrs hängte er an langen, rostigen Drahthaken auf, unter den Ästen des Pfefferbaums. Vom aufgeweichten Leder ging wie Balsam ein Duft aus.

»Laß mich das Messing putzen! Kann ich?«

Pa wollte zuerst nicht recht, aber dann gab er brummend nach. Ihm zitterten die Hände, wenn er mit Sachen umging, an denen sein Herz hing.

So interessant wiederum waren die alten Messingmedaillen, die am Geschirr blinkten, gar nicht, aber es machte doch Spaß, das Licht aus ihnen herauszulocken. Das klappte ganz gut, und Pa brummelte vor sich hin, vielleicht kam ihm der Verdacht, daß sein Sohn doch nicht so ganz und gar untauglich war.

»Du mußt ’n tüchtiger, ehrlicher Handwerker werden, ’n Handwerk lernen. Lesen und Schreiben – alles ganz schön und gut, aber nur nich übertreiben!«

Was sollte man darauf schon als Antwort sagen, da konnte man einfach nur weggehen. So sehr lag einem gar nicht an diesen Büchern, aber wie sollte man es seinem Vater klarmachen, daß einem am »ehrlichen Handwerk« auch nichts lag? Woran lag einem denn eigentlich? Auf diese Frage hättest du wahrhaftig keine Antwort geben können.

Glatte Steine zu befühlen, so was war schön, auch eine Blume zerpflücken, um zu untersuchen, was drin war. Der Pfefferbaum, auch der war schön, wenn seine Krone im Sonnenlicht aufleuchtete; und das weiße Hühnervolk, das bei Mondschein im schwarzen Geäst raschelte, und das schläfrige Platschen der herunterfallenden Hühnerscheiße. Aber mit all dem konnte er noch gar nichts anfangen. Noch nicht. Er konnte es nur mit sich herumtragen, im Kopf. Und nicht darüber sprechen. Das hätten Mumma und Pa nicht verstanden. Sie redeten immer darüber, was »recht« und »anständig« war und was die Dinge kosteten, aber guck nur, wie betreten die Leute auf ihre Teller schauen, wenn du einmal sagst, irgendwas sei »schön«. Darum bekam Pa auch seinen erschrockenen Blick, wenn man mit ihm zusammen war, und er konnte nicht mehr herumfummeln an irgendeinem alten Ding. Da hatte Mumma es leichter, die genierte sich nicht, drauflos zu schwatzen, einen anzufassen und abzuknutschen.

 

Die ganze Zeit hatte Mumma zu tun mit der Wäsche für alle die reichen Leute aus den umliegenden Wohnvierteln. Kutscher kamen vorgefahren und lieferten Körbe mit schmutziger Wäsche ab. Fast immer hing hinten im Hof auf der Leine modisches Luxuszeugs. Man mußte sich immer die Leute vorstellen, die in diese zarten Wäschefähnchen hineingehörten, besonders die Damen.

Abends plättete Mumma draußen in der Waschküche, während die Kinder überall herumspielten.

»Nur nich anfassen, Winnie!« mochte sie wohl sagen. »Mrs. Ebsworth kann das gar nich haben, wenn sie deine dreckigen Finger auf ihrem guten Musselin sieht.«

Abends war immer Dampf in der Küche draußen, da hing der Geruch von Mummas Plätten und ihren erbitterten Selbstgesprächen, wenn sie etwas versengt hatte oder der Dutt sich löste und das Haar in Strähnen herunterfiel.

»Gottogott«, sagte sie, wenn sie es wieder aufsteckte, »wir werden immer arme Leute bleiben!«

Solch ein Abend war es, als Mumma von Mrs. Courtney erzählte und ihrem Angebot. Hurtle kam gerade vom Hof herein und da hatten sie sich schon beinahe in den Haaren. Pa saß mit aufgestützten Ellbogen am Tisch, er war gerade mit seinem Abendbrot fertig. Schwarz sah er aus, genau wie der Ofen. Und Mumma fuhrwerkte in der Waschküche mit dem Bügeleisen auf dem Plättbrett herum.

»Aber das Geld is auch nich zu verachten Jim!« Es war sehr selten, daß sie ihn beim Vornamen nannte. »Montags waschen, dienstags plätten. Die Courtneys – das sind eine von den besten Familien, haben Geld wie Heu. Hörst du auch zu? Und Mrs. Courtney kann nich haben, daß ihre Sachen außer Haus gewaschen werden. Nur montags und dienstags, Jim.«

Pa saß da mit schiefem, herabsackendem Mund, als ob er es wäre, den alle Schuld träfe.

»Jim? Und Mrs. Burt hat mir auch versprochen, daß sie auf die Kleinen aufpaßt. Und Lena geht doch schon zur Schule.« Die alberne Lena setzte eine wichtigtuerische Miene auf. »Und Hurtle hat doch Mr. Olliphant.« Damit war es also entschieden, nicht gleich an diesem Abend schon, aber es war so gut wie sicher.

Morgens, wenn Mumma sich auf den Weg nach Rushcutters machte, wo diese Courtneys wohnten, dann nahm sie eine ganz andere Art zu gehen an; sie versuchte wohl, den Gang der reichen Leute nachzuahmen, für die sie nun arbeitete. Sie hielt sich sehr gerade, sogar jetzt noch, wo es schon ziemlich weit mit ihr war; dabei summte sie immer vor sich hin oder sang eine Melodie und achtete darauf, daß sie nicht in die tiefen Rillen der Cox Street geriet. Die paar Sachen, die sie mitnahm, hatte sie in ein sauberes Handtuch gebunden – einen Kamm, ein Stück Spezialseife, auch Familienphotos und was gegen die Kopfschmerzen, gegen Atemnot und dann die kleine Geldbörse für den Lohn, den Mrs. Courtney ihr zahlte.

»Wie sieht die aus?«

»Hab sie noch nie gesehn. Mrs. Courtney ist ’ne große Dame. Hat immer viel zu tun mit Einladungen zum Essen, geht auf Bälle und zu solchen Komitees. Ich kriege mein Geld immer von Edith, wenn ich nach Haus geh – das ist das Stubenmädchen.«

»Was haben die denn für ein Haus?«

»Ah ja – das Haus!« Mumma seufzte und preßte ihr Bügeleisen aufs Plättbrett.

»Und was ist mit Kinderchen?« Lena sagte es geziert, als ob sie mit einem Baby spräche.

»Nur ’n kleines Mädchen. Heißt Rhoda.«

»Was? Roder?« Nie gehört, das klang nach Landstreicher oder Waldarbeiter. Allen sah man das Mißtrauen gegen einen Namen an, den man noch niemals gehört hatte.

»Er steht in der Bibel«, sagte er.

»Ach du – Hurtle!« Lena haßte ihn wahrscheinlich genauso, wie er selbst Lena haßte.

»Is sie hübsch, Mumma?«

»Rhoda ist sehr fein« war alles, was Mumma von sich gab, als hätten sie ihr bei den Courtneys beigebracht, wie man sich als Lady benehmen muß.

Aber sie war gern dazu bereit, sich über »die Mädchen« auszulassen.

»Welche Mädchen?«

»Na ja, die Mädchen! Die bei Mrs. Courtney in Stellung sind!« Mumma hörte es nicht gern, wenn die Bemerkung fiel, daß jemand anders »arbeite«. Sie selbst arbeitete, und wie! Sie arbeitete ohne Pause, und ohne Pause sprach sie auch davon. Aber jemand anderen dieser Tätigkeit zu bezichtigen, war eine gemeine Verleumdung.

Er fühlte sich so hilflos, daß er begann, an sich selbst zu spielen. Einmal geschah das in Mr. Olliphants Studierzimmer, und plötzlich kam seine Frau herein. Sie rümpfte die Nase, als ob sie Schnupfen hätte.

 

Mr. Olliphant wurde krank. Sonntags beteten sie für ihn in der Kirche. Mrs. Burt sagte, der arme Kerl macht es nicht mehr lange. Als Vertreter kam dieser Mr. Ruffles, der zwar sein Bestes tat, aber auch nicht viel mehr Ahnung hatte als jedermann sonst.

Eine Zeitlang wußte man mit Hurtle nichts anzufangen. »Vielleicht sollte man ihn vorübergehend zu den ›Kleinen‹ stecken?« Aber Mumma wollte nicht so recht.

Eines Morgens, es war an einem Montag, bürstete sie ihm das Haar, obwohl er das längst allein konnte. »Setz die Mütze auf, Junge«, sagte sie, »ich nehm dich heute mit zu den Courtneys. Aber nur, wenn du artig bist. Du weißt ja, wie du dich benehmen mußt, ein paar von den Mädchen sind ganz fein erzogen und wollen mit ’nem frechen kleinen Jungen nix zu tun haben.«

Er sagte nichts dazu, setzte aber seine Mütze auf. Mumma gab ihm einen feuchten Kuß.

Sie packte ihn bei der Hand, und so zogen sie durch die Straßen, erst ziemlich schnell, dann immer langsamer, wegen des Babys. Mumma summte etwas, mit ganz falscher Stimme. Es gelang ihm, seine Hand wegzuziehen.

»So ein Tag, darauf kann man stolz sein!« sagte sie. »Sie wollen mir ja immer nich glauben, und wenn ich ihnen das Bild zeige, sehen sie nur halb hin. Die sind so eingebildet, daß sie einem nur was glauben, wenn man ihnen die Sache vorzeigt!«

»Ich will aber nich gezeigt werden!« Er spürte, wie ihn ein Zehnagel drückte.

»Diese Mädchen, manche hören nich mal zu, wenn man was übers Wetter sagt«, redete Mumma weiter und fing gleich an zu ermahnen, »geh mir nur nich rum nach vorne, hörst du? Oder in den Geräteschuppen! Oder ins Treibhaus! Und machst mir Mr. Thompsons Begonien kaputt? Aber eins kann ich dir sagen, die May, die hat ’n Herz für einen, die wird dir bestimmt was Feines zum Abendbrot machen.«

Trotz des Babys in ihrem Bauch sprang Mumma über eine Pfütze, dermaßen regte sie ihr Unternehmen auf.

Weiter ging es, die Straße entlang, er selbst etwas abseits von Mumma, mit den eigenen Gedanken beschäftigt – und nun kam man in die Gegend, wo die besseren Häuser anfingen. Er quetschte die Blätter der glänzenden Büsche, um mal zu probieren, ob sie sich auch so fleischig anfühlten, wie sie aussahen. Manche Blumen dufteten wie Puder von Damen. Und wie die Vögel auf und ab schwebten in der Luft, das sah aus wie die Noten in Surry Hills, in den Musikgeschäften.

Als sie das Tor erreichten mit dem Schild

SUNNINGDALE

Eingang für Lieferanten,

 

nahm Mumma ihn wieder bei der Hand. Sie stiegen die Stufen hinunter, wobei Mumma sich mehr an ihn drückte, als daß sie ihn führte. Er hörte über sich ihren Atem.

»Mach mir nur keine Schande!« keuchte sie und zischte zu ihm herunter.

»Benimm dich ja so, wie ich es versprochen hab!«

Er spürte, wie ihm das Blut vor Scham ins Gesicht schoß.

»Pa und ich, wir können uns ja nich so benehmen – aber du mußt das können!« Das letzte kam nur noch im Flüsterton.

Er hätte sich gern von ihr losgerissen, aber es gab rundherum so vieles zu sehen, er kam erst gar nicht dazu.

Alles bei den Courtneys sah ganz neu aus. Sogar der Bananenbaum. Die welken Blätter mußte jemand abgemacht haben, die lebendigen sahen aus wie lackiert. Und die Müllkästen glänzten wie Silber. Dieser Bananenbaum hier, wie der schwoll! – und seine Früchte so reif, so tief purpurn! Der zu Hause war viel blasser, erinnerte er sich. Und gleich mußte er an Pas runzligen, häßlichen alten Hahn denken.

Die Mädchen hatten gerade Frühstückspause, sie wurden schnell munter beim Anblick von Mrs. Duffields Mitbringsel. Da saß eine alte Schildkröte und daneben so eine Stocksteife ohne Vorderbau, die tauschten mißbilligende Blicke aus. Und dann eine ganz Dicke, die hatte ihr Kinn rasiert und kicherte und kicherte.

Die Schildkröte leckte sich über die Lippen und sagte: »Madam hat gesagt, Kinder sind hier verboten.«

Und die Stocksteife schüttelte bestätigend ihren Finger.

»Ist das dein Junge, Duffles? Also, was soll man da sagen! Der ist ja noch hübscher als auf dem Bild!« Die ihn nun derart bewunderte, hatte ein Muttermal über der Lippe. Sie war ganz wild darauf, ihn abzuknutschen; er wollte aber nicht.

»Ich bin Lizzie«, schmeichelte sie sich ein. Sie trug einen steifen, glänzenden Kragen, und er spürte durch ihre gestärkte lila Tracht den nicht unsauberen Körpergeruch.

Der Eßraum für das Personal glänzte gelblich braun im Widerschein des gebohnerten Linoleums.

Für einen Augenblick tauchte aus ihrem Sessel am Kopfende des Tisches eine Frau auf, ihr Gesicht verschwand gleich wieder hinter einer Zeitung, die Zeitung war von gestern. Diese Frau war hier im Kreis der einzige Mensch von Bedeutung. Ausgenommen er selbst. Es war ein schmutzigbraunes Gesicht, dicke Augenlider, rot in den Winkeln. Stumpfe Augen, aber interessant, mit kleinen gelben Flecken im Weißen.

»Er wird Ihnen keinen Ärger machen, May«, beteuerte Mrs. Duffield. »Hurtle soll ja auf ’m Hof spielen, so ein ruhiger und vernünftiger Junge.« Mumma schlürfte den heißen Tee, den ihr die Frau mit dem rasierten Kinn eingegossen hatte, und atmete dabei schwer, lächelte mit verkniffenen Mundwinkeln; so hatte er Mumma noch nie erlebt.

»Und was beliebt Eurer Lordschaft?« Lizzie gab ihm ein Stück Kuchen, auf dem sich die geschmolzene Butter in leckeren Knötchen wieder verfestigt hatte.

Lizzie war ihnen also gut gesonnen.

May legte die Zeitung fort und erhob sich vom Kopfende der Tafel. Sie bestrich einen Brotkanten mit Butter und tat dann dick eingekochte, dunkelrote Marmelade darauf. »Hier, das haben Jungens gern.« Sie gab ihm den Kanten.

»Und jetzt muß Brot und Butter für ›drinnen‹ fertig gemacht werden, Delia, aber schneide ja das Brot hauchdünn!« befahl sie der Frau mit dem haarigen Kinn. »Kann gar nicht dünn genug sein, die möchten es am liebsten vom Tablett husten können.«

May selbst war schon in der Küche und wühlte mit beiden Händen in den Nieren; die Nieren landeten mit sanftem Plumps auf dem Küchentisch. Sie hielt sich ein oder zwei Stücke nah vor die Augen und warf dann das Fleisch in den Abfalleimer.

»Das is unsere Köchin, diese Dame«, erklärte Mumma nun, obwohl es gar nicht mehr nötig war, »wenn du mit ihr sprichst, mußt du ›Mrs. Noble‹ sagen.«

Nachdem die Mädchen noch eine Weile ihre Verschnaufpause verlängert und sich über die Zustände im Hause beklagt hatten, verstreuten sie sich in die verschiedenen Räume, und Mumma nahm ihn mit in die Waschküche, wo sie unter dem Kupferkessel Feuer anmachte und die Waschzuber füllte. Er sah sich unterdessen im Geräteschuppen um, zog aus dem Schulterpolster eines alten Mantels ein Pferdehaar und steckte es einer Fliege in den Arsch. Es war eine ziemlich große, gestreifte Fliege, die summend an der Fensterscheibe hinaufschwirrte. Im Treibhaus brach er eine Begonie ab, quetschte das Stück aber wieder in die Rinde zurück, aus welcher der fleischige Stengel sproß. Dann warf er noch einen Stein nach einer Katze, einem mageren Kätzchen mit rotem Halsband.

Aber dann wußte er wirklich nicht mehr, was er noch tun sollte.

Ab und zu kam Mumma heraus und hängte nasse Wäsche auf die Leine. Dann und wann ging er selbst auch in die Waschküche, atmete den Rauch vom Holz unterm Kupferkessel ein, und da stand Mumma und rubbelte die Wäsche im blauen Wasser, in dem ihre Haut noch zu weißerem Weiß gedunsen erschien. Obwohl Lizzie und Delia sich beim Frühstück über die Schinderei im Hause beschwert hatten, sah Mumma hier bei den Courtneys viel glücklicher aus als irgendwann sonst.

Lange nach dem Elf-Uhr-Tee, kurz vor der Mahlzeit, die man »Luncheon« nannte, kam Lizzie gelaufen und sagte zu Mumma: »Komm mal mit, Duffles, ich lade dich zu einer Privatführung ein durch das Millionärsnest.«

Mumma schüttelte sich das Wasser von den Handgelenken und konnte gar nicht damit aufhören, so verlegen war sie auf einmal. »Ach Lizzie, ich weiß nich. Und wenn sie plötzlich kommt und uns dabei sieht?« Dabei konnte man Mumma ansehen, daß sie sich nichts sehnlicher wünschte, als einmal einen Blick in das Innere des großen Hauses zu werfen.

»Sie kommt doch heute erst spät zurück«, sagte Lizzie, »das weiß ich genau.

Sie ist nach Salong Desireh gegangen, da will sie das neue Kleid anprobieren, daß gerade für sie angekommen ist.« Sie kriegte Mumma beim nassen Handgelenk zu fassen und zerrte sie mit.

Von ihm selbst war dabei keine Rede; aber er sorgte schon dafür, daß er nicht übergangen wurde. Hinter den dreien schloß sich – ffft – die mit grünem Filz ausgepolsterte Tür, die den Küchenlärm vom übrigen Hause fernhielt.

Mumma war immer noch so eingeschüchtert, daß sie in ihren alten Latschen nur zaghaft hinter Lizzie herschlurfte. Beim Anblick jener stocksteifen Person, die Edith hieß und die in der Anrichte – mit Handschuhen – Silber putzte, wurde sie noch verwirrter.

Lizzie, das Stubenmädchen, lieferte, während sie durch die Räume gingen, zu allem Erklärungen. Mumma sah immer hinunter auf die gemusterten Teppiche und traute sich erst kaum, die Augen hochzuheben; aber er selbst, er war ja nur ein Kind, er war ja von alledem nicht betroffen, was die Lizzie ihnen zeigen wollte – das »kostbare Porzellan«, die nackten Damen in den Goldrahmen.

»Sie ist toll auf die Kunst!« erklärte Lizzie.

»Achdumeinegüte!« Mumma schnupperte in der Luft und wäre vor Kichern beinahe losgeplatzt.

»Aber ich kann dir sagen, der Chef – der ist mehr für die nackten Titten als für die ollen Kunstwerke!«

Mumma gab glucksende Töne von sich.

»Das ist einer, sag ich dir, ’n richtiger Mann!« fuhr ihre Freundin fort.

»Und Alfreda weiß genau, dem darf sie nicht allzu oft in den Schwanz kneifen. Sie ist ganz verknallt in ihren Harry.«

»Haben sie hier denn nich auch ’n Bild von dem kleinen Mädchen?« wollte Mumma wissen.

»Neenee, von der haben sie lebendig schon genug. So ’n Bild würde nur peinlich sein.«

Plötzlich änderte Lizzie ihren Ton: »Na, wie gefallen denn Hurtle Duffield die nackten Frauen?«

»Nee –«, sagte er. Diese dicken Brüste, die waren schon seltsam, aber nicht lebendig.

»Und warum nicht?« fragte sie kampflustig.

Das wußte er auch nicht so genau. »Alles kalter Pudding.« Mehr brachte er nicht heraus.

Lizzie wollte fast zerspringen vor Vergnügen, und auch Mumma, die ganz rot geworden war, mußte lachen.

»Du bist vielleicht ’n komischer Kerl!« wunderte sich Lizzie kopfschüttelnd. Sie kamen in einen runden, mit einer Kuppel überwölbten Raum.

»Wetten, du hast sicher im Leben noch nie so was wie ’n Kandelaber gesehn!« protzte Lizzie.

Er antwortete nicht. Natürlich hatte er noch keinen gesehen. Aber als er aufschauend darunter stand und durch die Glasfrucht in das Flimmern der gebrochenen Regenbogenfarben blickte, wußte er mit einemmal alles über einen Kandelaber – vielleicht, weil er davon geträumt hatte und nun seinen Traum wiedererkannte.

Sie stiegen die weiche Treppe aufwärts – alles war hier so weich, so weich, alles so ruhig und so sauber –, man konnte sich kaum vorstellen, daß hier, in diesen Räumen, überhaupt jemand wohnte.

Im Nähraum saß die alte Schildkröte und kramte in einem Sack voller Pelze. Ihre hoheitsvollen Augenlider drückten wieder deutlich Mißbilligung aus, aber sie war nicht so eine, die ihre Kolleginnen kritisierte.

»Das war Miß Keep, die Zofe«, erläuterte Lizzie, während sie weitergingen. »Ganz große Dame. Das bildet sie sich ein, die alte Giftnudel.«

Lizzie riskierte es, sich der Länge nach auf das riesige Ehebett der Courtneys hinzuwerfen, und lag nun da, mit spitzen Ellbogen, die Hände hinterm Kopf verschränkt. »So verheiratet sein, wie das wohl ist? Kann ich mir gar nicht richtig vorstellen.«

Mumma hätte es ihr genau erklären können, aber sie wurde nun immer ängstlicher. »Laß doch, Lizzie, wenn nun jemand kommt und uns dabei sieht!«

Aber Lizzie wurde immer verträumter. »Das möchte ich mal, mit Harry Courtney richtig rumknutschen. So’n hübscher Mann! Und was für tolle Beine der hat! Aber dem könnte man sich an den Schnurrbart hängen, der würde nix merken! Dienstmädchen existieren für den gar nicht!«

Mumma war außer Fassung, »Aber nun hört sich doch alles auf, Lizzie, sowas is keine Art zu reden! Noch dazu, wenn der Junge dabei is!« Als ob man durch das Leben zu Hause nicht längst über alles Bescheid wüßte.

»Sowas is nich moralisch!«

Lizzie sprang meckernd auf, und Mumma zog die Steppdecke glatt.

»Moralisch!« höhnte Lizzie. »Olle Kamellen! Moral ist doch nur von solchen erfunden, die selbst so lahm sind, daß sie keine brauchen.«

Lizzie rückte vor dem Spiegel ihre Haube zurecht, und dann ließen sie sich weitertreiben, kamen wieder an die Treppe und stiegen abwärts. Mumma hatte inzwischen mehr Übung bekommen; sie schritt fast genauso beherzt aus wie Lizzie.

»Sie gehen sicher viel aus und machen große Feste mit?« sagte Mumma mit einem hoffnungsschweren Ton in der Stimme.

»Na ja, warum sollen sie auch hier rumsitzen und sich gegenseitig anstarren«, antwortete Lizzie energisch.

Mumma bekam glänzende Augen, als sie darüber nachdachte; ihr Blick hatte etwas Entschlossenes, Rücksichtsloses.

Unten angekommen, zündete sich Lizzie eine Zigarette an, hielt sie mit steifen Fingern und paffte. »Das hier«, hustete sie, »ist das Zimmer, wo Madam ihre Briefe schreibt und wo man ausgeschimpft wird, wenn man was falsch gemacht hat.«

Es war ein kleineres Zimmer, ganz malvenfarben gehalten, die Möbel schwarz mit eingelegten Perlmuttstreifen. Irgendwie duftete es sogar wie »malvenfarben« – das kam von einem riesigen Veilchenarrangement in einer Silberschale. Aus dem Blumengeschäft, wie er sich sagte. Bunte Bücherborte und Photographien in kostbaren Rahmen gaben dem Raum ein bewohntes Aussehen, zugleich aber auch eine besondere Note. Eine Haarnadel lag auf dem Teppich, und in einem goldenen Käfig saß ein weißer Vogel mit rotem Schnabel, der sie kalten Auges musterte.

Hier hätte er gern herumgestöbert, aber er ahnte, daß Lizzie es nicht erlauben würde. Sie war nervös, ihr Glimmstengel ärgerte sie. Hustend und Rauch ausstoßend drückte sie ihn in dem kleinen, marmornen Aschbecher aus.

»Und das«, hustete sie und stieß eine andere Tür auf, »ist Harry Courtneys Studierzimmer. Die hocken ganz schön nahe zusammen, auch wenn sie sich mal über sind.«

Mumma stöhnte: Solch ein Glanz von Mahagoni, solch ein Leuchten von karmesinrotem Leder, und diese ausgestopften Vögel in den Glaskästen – das mußte ja den lebendigen in Mrs. Courtneys Zimmer richtig erschrekken!

»Alle diese Bücher!« Mumma schnappte nach Luft. »Was muß das für’n studierter Herr sein, dieser Mr. Courtney!«

»Ach was, lesen tut der gar nicht. Der Chef sammelt Austra-li-ana. Irgendwas muß er ja anfangen mit seinem Geld, und Alfreda paßt schon auf, daß er es nicht rausschmeißt mit Weibern.«

Mit einmal sah es aus, als ob Lizzie sich krank ärgern wollte über alles. Sie lief in Mrs. Courtneys Zimmer zurück, wo sie wütend und barbarisch auf dem weichen, mauvegrauen Teppich herumstampfte. Vielleicht ärgerte sie sich auch darüber, daß sie ihre wertvolle Zeit mit dieser Waschfrau und dem Jungen verschwendet hatte.

»In der ersten Stellung, die ich hatte«, erzählte sie dann, »damals war ich sechzehn, da war ein alter Kerl – bah, sie sagten alle, den hätten sie mit der Teerbürste frisiert –, der versuchte, in mein Zimmer zu kommen! Da bin ich gleich in der Nacht noch weggelaufen.«

Sie war derart hingerissen von der Erinnerung an ihr böses Erlebnis, und Mumma stand so sehr im Bann der neuen Umgebung, daß man ganz überrascht wurde von dem Geräusch im Rücken.

»Wer sind Sie?« fragte die Dame. Sie warf nur einen flüchtigen Seitenblick auf das Kind. Sie schaute unentwegt Mumma an, ihren dampfschlaffen Rock, ihre weißen Handgelenke, ihre roten Hände.

»Ich bin Mrs. Duffield«, antwortete Mumma.