Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

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Autorin: Simone Naumann

Herausgeber: Ulrich Dorn

Programmleitung, Idee & Konzeption: Jörg Schulz

 Prolog

»Ich gebe dem Moment Dauer«, dieser Satz von M. A. Bravo hat mich in der Vorbereitung dieses Buchs ständig begleitet, weil er so unübertrefflich das zusammenfasst, was Familienfotografie ausmacht – die wunderbaren, schnellen, turbulenten Momente des Lebens mit Kindern, Familie und Freunden für immer für uns festzuhalten. Kinder werden geboren, sie werden getauft, feiern Feste, Familien unternehmen Ausflüge, es wird geheiratet, gelacht und geweint, und alles ist ständig in Bewegung und lässt sich weder wiederholen noch festhalten. Daher liebe ich es genau wie Sie, diese einzigartigen emotionalen Momente mit meiner Familie mithilfe der Fotografie zu bewahren, und es ist immer noch nach vielen Berufsjahren etwas Besonderes, auch professionell in diesem Bereich zu arbeiten.

Familienfotografie birgt einen ganz besonderen Zauber, aber auch, und das werden Sie auch schon festgestellt haben, besondere Herausforderungen. Kinder posieren in der Regel ungern, und ehe man sich versieht, ist das nette Zwiegespräch mit dem Opa auf der Gartenbank auch schon wieder vorbei, noch lange bevor die Kamera endlich in den richtigen Einstellungsmodus gebracht wurde. Die Nichte feiert ihre Traumhochzeit in einem Saal mit lauter Fenstern, das ist sehr schön und hell, denkt sich der Fotograf, aber dann entdeckt man auf den Bildern überall diese unschönen Spiegelungen. Und war eigentlich der Urlaub 2003 auf Juist oder Amrum, und was macht man nun mit den 243 Strandaufnahmen von Sandburgen und Strandkörben?

Auf viele dieser Fragen, und natürlich noch auf viel mehr, finden Sie in diesem Buch die passenden Antworten. Ich möchte mit Ihnen meine Passion für die Familienfotografie teilen und Sie mit einigen Tipps und Tricks der Profifotografen vertraut machen. Unterstützt durch viele Fotografien aus meinem Portfolio, werden Sie Wichtiges zum Thema Ausrüstung, Einrichtung eines eigenen kleinen Fotostudios und der anschließenden Bildbearbeitung erfahren. Aber auch die Themen »Auswahl der Aufnahmen« und »Organisation eines Bildarchivs« werden nicht zu kurz kommen.

Viel Aufmerksamkeit habe ich den Bereichen Technik, Kameraeinstellung und Licht gewidmet, um Sie mit dem nötigen Wissen auszustatten, in Aufnahmesituationen schnell und routiniert die tollsten Bilder schießen zu können. Gern zeige ich Ihnen in diesem Buch auch, wie Sie mit dem angesagten Marketinginstrument »Visual Storytelling« neuen Schwung in bereits vorhandene und zukünftige Familienaufnahmen bringen. Außerdem finden Sie viele Anregungen dazu, die Familienfotografie auch mal ganz anders anzugehen – mit fotografischen Projekten für die ganze Familie oder kleinen Fotosets schon für die Nachwuchsfotografen.

Lassen Sie sich inspirieren und uns gemeinsam dem Moment Dauer geben.

Mit fotografischen Grüßen

Simone Naumann

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1. Neueste Technik ist nicht alles

»Wow! Was für ein tolles Bild, mit welcher Kamera hast du das gemacht?« Eine Frage, die Fotografen sehr oft gestellt wird. Ich stelle mir dann immer die Frage, wer das Bild denn eigentlich macht, die Kamera oder der Fotograf mit seinem geschulten Auge und fotografischen Wissen. Diese Frage ist nicht ungewöhnlich, es denken tatsächlich viele Menschen, dass die Technik die wichtigste Voraussetzung ist, um perfekte Bilder zu machen.

Gute Bilder auch ohne teure Kamera

Zugegeben, großformatige Aufnahmen können nun mal nicht mit dem Smartphone gemacht werden. Und Ihre neue Spiegelreflex eignet sich vielleicht auch nicht so gut für Unterwasserfotografien. In dunklen Räumlichkeiten wäre ein lichtstarkes Objektiv besser geeignet als die eingebaute Linse einer kleinen Kompaktkamera. Aber gute Bilder sind nicht abhängig von teurer Technik. Gute Bilder machen Sie hauptsächlich mit Ihrem geschulten Auge, Ihren eigenen Ideen und der persönlichen Kreativität, mit Ihrer großen Begeisterung für Fotografie und Ihrem wachsenden fotografischen Wissen.

Und welche Kamera soll es sein?

Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, welche Kamera Sie sich anschaffen sollen, dann denken Sie zunächst am besten an Ihre Interessen: Was möchten Sie in Zukunft fotografieren, und wo und wie wollen Sie Ihre Bilder präsentieren? Wissen Sie genau, wohin die Reise gehen soll, fällt Ihnen die Entscheidung nach der passenden Ausrüstung nicht so schwer.

In vielen Familien passiert es auch, dass Kinder und Eltern dieselbe Kamera nutzen, sich aber für unterschiedliche Genres der Fotografie interessieren. Dann bräuchten Sie vielleicht das super Allroundmodell, die sogenannte Eier legende Wollmilchsau. Nur leider gibt es diese (noch) nicht, und wir werden uns gemeinsam durch den Dschungel der Hersteller und Angebote kämpfen. 

Vieles gelingt schon mit dem Smartphone

Ein Smartphone mit einer ansehnlichen Kamera besitzt heutzutage fast jeder. Zurzeit werden auf dem Markt Smartphones mit einer Kameraauflösung von 8 bis 16 Megapixeln angeboten. Diese Technik wird sich im Laufe der Zeit noch rasant entwickeln. Die Qualität der Aufnahmen werden ständig brillanter, Kamera-Apps und Apps zur Bildbearbeitung immer vielseitiger.

Das iPhone zum Beispiel bietet eine Bildauflösung 3.265 × 2.448 Pixeln, das entspricht einem Bildformat von 4:3.

Bei einer Auflösung von 300 dpi können Sie sich schon einen wunderbaren Ausdruck in der Größe von 26 x 20 cm einrahmen und an die Wand hängen.

Das passende Zubehör wie Stativ, LED-Licht und diverse Objektive können Sie bei verschiedenen Anbietern erwerben. Smartphone-Photography ist sehr beliebt, die Fotos sind schnell gemacht, bearbeitet und im Netz veröffentlicht.

Auch ich nutze diese Art der Fotografie sehr gern und oft für mein Business, aber man darf natürlich keine fotografischen Wunder erwarten. Der Sensor dieser Kamera ist sehr klein, sodass die Auflösung der Bilder auch in Zukunft nicht groß wachsen kann. Große fotografische Kreationen wie Langzeitbelichtung oder Bewegungsunschärfe lassen sich ebenfalls noch nicht gut umsetzen. Für Aufnahmen in dunkleren Räumen sind Smartphone-Kameras gänzlich ungeeignet. Das Bildrauschen lässt noch sehr zu wünschen übrig. 

Intuitive Kompaktkameras für jedermann

Kompaktkameras sind gute Kameras als kleine tägliche Begleiter in kompakter Bauweise. Für Familien ist eine Kompaktkamera sehr gut geeignet. Jeder kann diese Kamera ohne eine komplizierte Einweisung bedienen. Viele Kinder und Jugendliche, die meine Fotoworkshops besuchen, entdeckten mit diesen Kameras ihre fotografische Leidenschaft.

Die einfache Bedienung hat allerdings auch beschränkte Einstellungsmöglichkeiten. Der Sensor ist ebenfalls nicht sehr groß und erzeugt bei Aufnahmen in dunklerer Umgebung viel mehr Bildrauschen als bei Bildern aus einer Bridge- oder Spiegelreflexkamera. Kompaktkameras verfügen allerdings über einen Zoom mit besserer Bildqualität als bei einer Smartphone-Kamera.

Die Kompaktkamera ist ein gutes Einstiegsmodell für alle, gerade wenn zu Beginn die Leidenschaft für Bilder größer und der Sinn für fotografische Technik eher klein ist.

Universelle Bridgekameras mit Superzoom

Mit einer Bridgekamera sind Sie etwas flexibler als mit einer Kompaktkamera. Diese Kameras erzielen eine bessere Bildqualität, auch der Zoombereich ist dem einer Kompaktkamera deutlich überlegen. Bei vielen Modellen lässt sich ein externer Blitz an die Kamera anschließen. 

Mit einer Bridgekamera haben Sie umfangreiche Bedienfunktionen, die vergleichbar mit den Möglichkeiten einer Spiegelreflexkamera sind. Nur Objektive wechseln können Sie bei dieser Kameragattung nicht.

Kameras mit Wechselobjektiv für Anspruchsvolle

Wunderbar geeignet für die anspruchsvollere Fotografie für unterwegs sind die spiegellosen Systemkameras. Diese Gattung  mit Wechselobjektiv hat sich neben den Spiegelreflexkameras als ernst zu nehmende Alternative für Fotoenthusiasten und Profis etabliert. Durch das Weglassen des Spiegels ist das Kameragehäuse wesentlich kleiner und leichter als das einer Spiegelreflexkamera. Statt eines Spiegels wird zur Fokussierung und Belichtung das Signal des Bildsensors genutzt.

Mehr und mehr Profifotografen entdecken die Spiegellosen für sich und setzen sie parallel zu ihren Spiegelreflexboliden ein. Fujifilm, Sony, Olympus und Panasonic bilden die Speerspitze dieser Geräteklasse.

Wer die fotografische Aufnahmetechnik komplett ausreizen will und Wert legt auf hohe Bildauflösung und kreative Bildgestaltung, entscheidet sich früher oder später für eine Spiegelreflexkamera (DSLR). Spiegelreflexkameras überzeugen in der Regel durch einen sehr schnellen Autofokus und den Blick durch einen optischen Sucher, der das Motiv praktisch unverändert zeigt. Vor allem die manuelle Fokussierung klappt mit einem optischen Sucher deutlich besser als mit einem elektronischen Sucher oder über einen Monitor.

Die Canon EOS 5D Mark II, eine Vollformatspiegelreflex, ist das Werkzeug vieler Profifotografen und Fotoenthusiasten.

Und welche dieser Kameras passt zu mir? 

Jetzt kennen Sie die unterschiedlichen Kameramodelle. Bleibt nur noch zu klären, welches Modell zu Ihnen passt. Familienfotografie kann sehr vielseitig sein. Da sind Einzelporträts und Gruppenporträts gefragt, Aufnahmen von Ihren Kindern beim Spielen oder bei sportlichen Tätigkeiten, vielleicht auch Aufnahmen vom geliebten Familienhund, wenn er kräftig sein nasses Fell ausschüttelt. Lieben Sie es, mit Ihren Kindern interessante Insekten und seltene Pflanzen zu fotografieren oder im Urlaub die selbst gebauten Sandburgen? Es gibt so viele Gelegenheiten, schöne Momente für immer festzuhalten, um sie mit Familie und Freunden immer wieder teilen zu können.

Als Einsteigermodell empfehle ich eine gute Kompaktkamera oder eine Bridgekamera. Wenn sich die Liebe zur Fotografie dann zu einer großen Leidenschaft entwickelt und Sie und die ganze Familie immer öfter zur Kamera greifen, wenn Sie vielleicht ein eigenes Fotoblog betreiben oder sehr gern kreative Fotoprints und Geschenke erstellen, sind Sie jedoch weitaus besser beraten mit größeren Modellen wie einer spiegellosen Systemkamera oder eine Spiegelreflexkamera.

Brennweiten und ihre Charakteristik

Sie sollten wissen, dass jede Brennweite ihren eigenen gestalterischen Charakter besitzt. Mit welcher Brennweite Sie arbeiten, hängt also von Ihrem Bildmotiv und Ihrem ganz persönlichen Geschmack ab. Die Brennweite wird in Millimetern gemessen und ist die Bezeichnung der Entfernung des Linsensystems zu ihrem Fokus, dem Brennpunkt. Die Wirkung von bestimmten Brennweiten ist auch abhängig von der Größe des Sensors. Kompaktkameras und Bridgekamera verfügen über ein eingebautes Zoomobjektiv, bei spiegellosen Systemkameras oder einer Spiegelreflex haben Sie die Qual der Wahl. Das Thema Familienfotografie ist sehr vielseitig, da ist man mit einem Zoomobjektiv gut beraten. Ich selbst besitze ein 24-104 mm von Canon. Damit decken Sie alles ab – von Weitwinkel über normale Brennweite bis hin zu leichtem Tele.

ISO 100 :: 105 MM :: F/6.3 :: 1/640 S

Schon ganz nah ran mit leichter Telebrennweite.

Weitwinkelbrennweite bis 50 mm

Die Brennweiten bis 50 mm gelten als Weitwinkelbrennweiten. Sie eignen sich gut für Gruppenaufnahmen, Gebäuden und Landschaften.

ISO 200 :: 32 MM :: F/7.1 :: 1/200 S

Je kürzer die Brennweite, desto größer ist der Bildwinkel. Damit lassen sich auch sehr witzige Aufnahmen machen, da die Motive völlig anders wirken, als sie wirklich sind.

ISO 100 :: 35 MM :: F/8 :: 1/200 S

Der Körper des Mädchens wirkt viel kleiner, als er ist.

ISO 100 :: 28 MM :: F/8 :: 1/200 S

Und hier mutiert eine Spielzeugschaufel plötzlich zur Riesenschaufel.

Normale Brennweite gleich 50 mm

Als Normalbrennweite bezeichnet man 50 mm. Dies entspricht ungefähr unser Sehgewohnheit, dem Blickwinkel unserer Augen. Es gibt berühmte Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, die nur mit dieser Brennweite gearbeitet haben. Ich selbst benutze diese Brennweite auch sehr gern und häufig, zum Beispiel für Gruppenporträts mit mehr als zwei Personen.

ISO 250 :: 50 MM :: F/5.6 :: 1/250 S

ISO 100 :: 50 MM :: F/2 :: 1/2500 S

Auch für Einzelporträts kann man die 50-mm-Brennweite verwenden. Nur müssen Sie dann etwas mehr Abstand zu Ihrem Motiv haben, ansonsten entsteht ein leichter Weitwinkeleffekt, bei dem Ihr Model meist eine etwas zu große Nase bekommt.

Telebrennweite ab 60 mm aufwärts

Ab 60 mm aufwärts begeben wir uns in den Bereich der Telebrennweite. Diese Brennweiten eignen sich sehr schön für Einzelporträts bzw. die Darstellung von kleineren Gegenständen, kleineren Bildausschnitten und vieles mehr.

ISO 100 :: 100 MM :: F/3.2 :: 1/640 S

Je länger die Brennweite ist, umso mehr können Sie auch mit Unschärfe spielen. Während ein Weitwinkel einen relativ kleinen Unschärfebereich hat, haben Sie mit längeren Brennweiten ab 50 mm die Möglichkeit, Ihre Motive durch einen unscharfen Hintergrund freizustellen.

DER UNTERSCHIED

Mit einer kurzen Brennweite erzeugen Sie einen Weitwinkeleffekt und können Motive größer darstellen, als sie tatsächlich sind, Teleobjektive ziehen dagegen Ihre Motive optisch zusammen.

Fotozubehör, das man wirklich braucht

Sie können ein Vermögen dafür ausgeben und Ihre Schränke damit vollpacken. Sie können aber auch, genau wie bei der Wahl der richtigen Kamera, vorab überlegen, was Sie tun möchten und welche zusätzliche Ausrüstung Sie dafür benötigen. Die einen möchten am liebsten nur eine praktische kleine Kamera für ihre Hosentasche haben, andere denken über ein kleines Fotostudio in den eigenen vier Wänden nach. Ich habe kein Talent zur Kaufberatung, aber ich möchte Ihnen doch eine paar Tipps mitgeben, welche Produkte Ihre Zubehörliste bereichern und worauf Sie bei der Anschaffung achten sollten.

ISO 100 :: 50 MM :: F/1.8 :: 1/5000 S

Das Angebot an fotografischem Zubehör ist unendlich groß und die Auswahl fast unüberschaubar. Stative, Blitze, Lichtformer, Fernauslöser, Taschen, Tragegurte, ja selbst die farblich und jahreszeitlich passende Outdoorkleidung ist in allen Varianten zu haben.

Brauche ich ein Stativ?

Früher war ich kein großer Freund von Stativen, mir dauerte alles zu lange – Aufbau, Motiv einrichten und auslösen. Aber diese frühe Abneigung war nicht von Bestand. Ziemlich schnell merkte ich, wie praktisch ein Stativ ist. Ich kann ohne große Mühe Aufnahmen mit Selbstauslöser machen. Bei Gruppenaufnahmen kann ich mich komplett auf die Menschen konzentrieren, denn meine Kamera steht ja schon eingerichtet neben mir auf dem Stativ. Langzeitbelichtungen gelingen mir sowieso nur mit einem Stativ. Zudem kann ich die Kamera an Stellen positionieren, an denen ich selbst nicht so leicht hinkomme.

Die Stative für Smartphone-Kameras und Kompaktkameras sind zum Glück recht klein und leicht. Da gibt es leichte Ministative oder Gorillapods in diversen Ausführungen.

Stative für größere, schwere Kameras sind leider keine Fliegengewichte. Diese Stative müssen das Gewicht der Kamera plus Objektiv tragen können und dürfen beim Auslösen der Kamera nicht wackeln.

Wenn Sie klein anfangen, sich aber ganz sicher sind, in Zukunft Ihre Ausrüstung vergrößern zu wollen, also eine größere Kamera und Objektive anschaffen möchten, schauen Sie gleich nach einem entsprechenden Stativ. Gute Stative sind zwar teuer, doch ihre Anschaffung lohnt sich, und Sie behalten sie Ihr ganzes Leben. Beschäftigen Sie sich mit Architekturfotografie, ist ein stabiles Stativ, das kräftigerem Wind standhält und sehr hoch ausfahrbar ist, sicherlich praktisch.

Freunde der Blumen und Insekten brauchen ein Stativ mit einer verstellbaren Mittelsäule, damit sie die Kamera horizontal ausrichten können. Hier ist es auch nicht unerheblich, wie tief Sie das Stativ absenken können, damit Sie mit Ihrem Makro der Welt der Ameisen ganz nahe sein können.

Überlegen Sie sich möglichst genau, in welchen Szenarien Sie ein Stativ einsetzen möchten, und lassen Sie sich dann im Fachhandel beraten, welches Stativ für Ihre fotografischen Interessen und Ihr Kameramodell geeignet ist. 

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Dreibeinstativ mit verstellbarer Mittelsäule und Drehverschlüssen.

Kamerabedienung auf Abstand

Fernauslöser sind nicht nur praktisch, wenn der Fotograf selbst mit auf das Familienfoto gehört, sondern auch wenn Sie mit Langzeitbelichtungen arbeiten wollen. Dann darf überhaupt nichts mehr an der Kamera wackeln, auch nicht Ihr Finger auf dem Auslöser. Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, die Kamera auf Abstand auszulösen: über das Smartphone per Bluetooth, per Kabel oder Funkauslöser, per Infrarot und natürlich mit dem Selbstauslöser. Letzterer ist in jedes Kameramodell integriert, selbst Smartphone-Kameras sind heutzutage mit Selbstauslöser ausgestattet. 

Kabelfernauslöser für Langzeitbelichtungen.

Künstliche Lichtquellen zum Ausleuchten

Die meisten gängigen Kameras sind mit einem eingebauten Blitz ausgestattet. Größere Spiegelreflexkameras verfügen über einen Blitzschuh zur Befestigung eines externen Blitzes (Aufsteckblitz) oder einer LED-Leuchte. Blitzlicht ist vor allem dann vorteilhaft, wenn Sie für Ihre Porträtaufnahme zu wenig Licht haben, wenn Sie im Gegenlicht fotografieren oder wenn Sie Bewegungen mithilfe von kurzer Belichtungszeit festhalten (einfrieren) wollen.

Für die Ausleuchtung von Umgebungen, Räumen etc. werden heute immer häufiger LED-Leuchten verwendet. Im Gegensatz zum Blitz können Sie mit LED schon vorab sehen, welche Wirkung das Licht erzielt, und die Kamera darauf einstellen. Jetzt haben Hersteller eine LED-Lampe entwickelt, die selbst als Blitz einsetzbar ist. Sie können, während Sie die Kamera auf Ihr Motiv einstellen, den Aufnahmeplatz bereits ausleuchten. Beim Auslösen der Kamera leuchtet diese LED-Lampe viermal so stark wie normal. Wir dürfen auf weitere Entwicklungen in diesem Marktsegment sehr gespannt sein.

Wer sich zu Hause ein kleines Fotostudio einrichten will, dafür aber keine Blitzanlage kaufen möchte, kann zum Beispiel auch mit den Tageslichtlampen von Quenox arbeiten. Ich nutze diese Lampen sehr vielseitig für die Produkt- und Porträtfotografie. Wenn ich mal nicht fotografiere, leuchten Sie meinen Arbeitsplatz aus. 

Reflektoren für die gezielte Lichtsteuerung

Reflektoren und Aufheller sind immer ein sehr praktischer Teil Ihrer Ausrüstung. Sie reflektieren das Licht zurück auf Ihr Model oder Motiv. Reflektoren gibt es in verschiedenen Ausführungen und Modellen zu kaufen. Viele Modelle sind prima für unterwegs, sie sind faltbar und passen in jede Fototasche.

Zu Hause reichen aber auch Styroporplatten aus dem Baumarkt. Es sind ideale Aufheller, die ich hauptsächlich im Studio für die Porträt- und Produktfotografie nutze.

Wollen Ihre Kinder ihre selbst gebauten Science-Fiction-Welten fotografieren, können sie sich mit Styroporplatten auch ein kleines Lichtzelt bauen.

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2. Kleine Fotoschule für gute Bilder