image

 

 

image

RAINER MANTHEY

FAST
ALLES
ÜBER
OPEL

EIN SAMMELSURIUM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DELIUS KLASING VERLAG

Fast alles über Opel

Opel feiert im Jahr 2019 sagenhafte 120 Jahre Automobilbau. Nur wenige Hersteller können auf eine derart lange wie abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken – und Abwechslung gab es bei Opel wahrlich genug. Oft war es der technische Fortschritt, manchmal aber auch das wirtschaftliche oder politische Umfeld, das dafür sorgte, dass es bei Opel in Rüsselsheim, später in Europa und schließlich in aller Welt stets spannend blieb.

Natürlich können wir immer nur Ausschnitte und Anekdoten aufbereiten, von denen wir meinen, dass sie von Interesse oder von zentraler Wichtigkeit sind. 120 Jahre Automobilbau lassen sich eben nicht in Kürze darstellen. Doch dieses Buch soll dazu einladen, weitere und sogar neue Facetten rund um die Marke Opel zu entdecken. Denn der positive Zuspruch vieler Leser zeigt, dass es weitaus mehr Freunde der Marke Opel gibt, als es Umfragen jemals ermitteln könnten. Wir wünschen allen Lesern an dieser Stelle viel Spaß beim Schmökern.

Rainer Manthey

image

 

 

 

image

Fließbandfertigung

image

Fließbandfertigung von Opel-Wagen des Typs 4/16 PS im Jahr 1926 in Rüsselsheim. Verschiedene Aufbauten ließen sich am selben Band montieren.

Etwa 120.000 Exemplare des kleinen Opel-Wagens vom Typ 4/12 PS wurden von 1924 bis 1931 in Rüsselsheim hergestellt, und zwar am Fließband. Denn Opels erster echter »Volkswagen«, der wegen seiner meistens dunkelgrün lackierten Karosserie schnell den Spitznamen »Laubfrosch« erhielt, war das erste Automobil eines deutschen Herstellers, das in großer Stückzahl am Fließband hergestellt wurde. Doch bis die Fließbandproduktion bei Opel aufgenommen werden konnte, war es ein langer Weg. Bereits im Spätherbst 1909 reiste Wilhelm Opel nach Nordamerika, um dort bei diversen Herstellern die damals modernsten bzw. rationellsten Fertigungsmethoden der florierenden industriellen Automobilproduktion zu studieren.

Wussten Sie schon, …

dass alle Opel und Buick Cascada Cabriolets im polnischen Werk Gliwice produziert werden?

Er besuchte dabei auch den gerade von General Motors aufgekauften Hersteller Olds Motor Works (später Oldsmobile) in Lansing/Michigan. Die 1897 als R. E. Olds Motor Car Company von Ransom Eli Olds gegründete Firma war der erste kommerziell erfolgreiche Hersteller in den USA, der in Großserie produzierte. Schon 1902 führte Oldsmobile in der Produktion die sogenannten »Wheeled Cars« ein. Das waren mobile Holzgestelle, auf denen die Fahrzeuge von Station zu Station verschoben und aufgebaut wurden. Ford in Detroit/Michigan verfeinerte und mechanisierte das System von Oldsmobile, startete allerdings erst 1913 mit der Fließbandproduktion für sein berühmtes Ford T-Modell.

Zurück in Rüsselsheim begann Wilhelm Opel, die in den USA gewonnenen Erkenntnisse in die eigene Produktion einfließen zu lassen. Es begann bei der Vereinheitlichung von Fahrgestellen und Bauteilen sowie mit der Einführung der Linienfertigung, bei der an mehreren Exemplare eines Typs oder ähnlicher Modelle gleichzeitig gearbeitet bzw. die gleichen Teile verbaut wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten erste Teilfertigungen an bereits rollfähigen Fahrzeugen, die hintereinander an Stationen vorbeigeführt wurden. Die Einführung der innerhalb von 48 Stunden trocknenden (zunächst nur schwarzen) Nitrozelluloselacke Anfang der 1920er-Jahre beschleunigte die Produktion so nachhaltig, dass von nun an eine laufende/fließende Produktion am Band möglich war.

image

Der kleine Opel vom Typ 4/12 PS, im Volksmund »Laubfrosch« genannt, war der erste deutsche Wagen, der in Großserie am Fließband hergestellt wurde.

Produktionszahlen

image

Dieser Diplomat A feierte 1965 im Werk Rüsselsheim »Hochzeit«, als Achsen und Antrieb in das Fahrzeug von unten eingebaut wurden. Der 4,6 Liter V8-Motor war eine Entwicklung der GM-Tochter Chevrolet.

In den ersten 50 Jahren des vergangenen Jahrhunderts stieg Opel von einer kleinen Manufaktur zu einem der größten europäischen Massenhersteller für Automobile auf. Vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich Opel dabei zu einem der wenigen Vollsortimenter, der in der Lage war, Personen- und Lieferwagen sowie Lastkraftwagen in unterschiedlichen Größen zu produzieren. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion mit damals modernster Fertigungstechnik und wegweisenden Konstruktionen weiter in Richtung Massenproduktion getrimmt. Die Aufnahme der Fließbandproduktion (1924) sowie die Einführung der selbsttragenden Ganzstahlkarosserie (1935) waren Belege dafür.

Wussten Sie schon, …

dass Opel schon 1924 die Fließbandfertigung beim Modell 4/12 PS »Laubfrosch« einführte?

Nach der Übernahme durch General Motors (1929) entwickelte sich Opel zu einem hochmodernen Großserienhersteller mit einem breit gefächerten Angebot. Die Zahl der produzierten Fahrzeuge war seit jeher Gradmesser für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. In den Anfangsjahren der Automobilproduktion vielleicht noch mehr, als das zum Beispiel aktuell der Fall ist. Legte man damals mehr Wert auf den technischen Fortschritt, werden die Produktionszahlen heute als Abbild für die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens verwendet. Beides kann man kritisch sehen. Doch da Zahlen seltener lügen, lassen sich die wechselhaften Dekaden der Opel-Geschichte damit recht gut abbilden.

image

Linienfertigung von Fahrgestellen verschiedener Fahrzeugmodelle im Jahr 1912 im Werk Rüsselsheim. Die Vereinheitlichung von Bauteilen und Baugruppen ließ die Produktion beschleunigen.

image

Endmontage einer Insignia-Limousine »Grand Sport« (Anfang 2017) im Werk Rüsselsheim. Für die Fertigung dieser technisch komplexen Fahrzeuge wurden die Fließbänder umfangreich modernisiert.

 

Produktionszahlen

Produktion Opel Personenwagen + Nutzfahrzeuge

Jahr

Stückzahl

 

1899

11

**

1900

24

**

1901

30

**

1902

64

***

1903

178

****

1904

252

 

1905

358

 

1906

518

 

1907

478

 

1908

500

 

1909

845

 

1910

1.615

 

1911

2.251

 

1912

3.202

 

1913

3.081

 

1914

3.519

 

1915

1.908

 

1916

1.366

 

1917

2.005

 

1918

1.565

 

1919

975

 

1920

1.154

 

1921

1.630

 

1922

1.901

 

1923

910

 

1924

4.571

 

1925

16.466

 

1926

12.383

 

1927

39.046

 

1928

42.771

 

1929

34.578

 

1930

26.127

 

1931

26.689

 

1932

20.982

 

1933

39.193

 

1934

72.061

 

1935

102.293

 

1936

120.852

 

1937

130.267

 

1938

140.580

 

1939

118.794

 

1940

25.592

 

1941

19.432

 

1942

18.869

 

1943

23.243

 

1944

16.146

 

1945

0

 

1946

839

*****

1947

3.239

 

1948

13.091

 

1949

39.564

 

1950

72.746

 

1951

76.955

 

1952

87.934

 

1953

105.792

 

1954

167.650

 

1955

185.340

 

1956

207.010

 

1957

228.903

 

1958

315.945

 

1959

331.520

 

1960

370.073

 

1961

382.738

 

1962

379.311

 

1963

570.293

 

1964

688.575

 

1965

631.137

 

1966

662.348

 

1967

549.281

 

1968

656.718

 

1969

801.205

 

1970

820.852

 

1971

838.718

 

1972

877.963

 

1973

874.355

 

1974

583.645

 

1975

657.539

 

1976

921.696

 

1977

925.167

 

1978

956.455

 

1979

968.466

 

1980

792.800

 

1981

816.648

 

1982

982.906

 

1983

1.201.332

 

1984

1.055.442

 

1985

1.215.172

 

1986

1.209.732

 

1987

1.193.478

 

1988

1.237.361

 

1989

1.347.189

 

1990

1.048.772

 

1991

994.920

 

1992

1.085.963

 

1993

856.291

 

1994

830.829

 

1995

839.389

 

1996

876.006

 

1997

872.834

 

1998

876.400

 

1999

878.311

 

2000

992.948

 

2001

1.479.900

*

2002

1.148.000

 

2003

1.111.100

 

2004

1.782.200

*

2005

1.796.700

*

2006

1.617.530

*

2007

1.642.192

*

2008

1.474.012

*

2009

1.121.019

*

2010

1.253.014

*

2011

1.277.949

*

2012

1.066.579

*

2013

1.057.000

*

2014

1.114.792

*

2015

1.139.478

*

2016

1.206.175

*

2017

1.117.331

*

 

 

 

*

=

inkl. Vauxhall

**

=

Patent-Motorwagen »System Lutzmann«

***

=

Opel Darracq Motorwagen

****

=

inkl. Opel 10/12 PS

*****

=

nur Lastwagen Typ Blitz

Die Admiralität

image

2017 trafen sich Admiralfahrer anlässlich des 80. Geburtstages bei Opel in Rüsselsheim. In der ersten Reihe steht ein Werkscabriolet, eingerahmt von vier Limousinen.

Nachdem Opel seit 1931 eine vollwertige Tochter von General Motors (GM) geworden war, stieg die Firma anschließend zum größten Automobilhersteller Europas auf. Trotz der US-amerikanischen Eigentumsverhältnisse, konnte Opel im nationalsozialistischen Deutschland sein Fahrzeugprogramm nicht nur radikal modernisieren, sondern sogar noch ausbauen. Personenwagen wie Kadett, Olympia, Kapitän und natürlich die Lastwagen vom Typ »Blitz« mögen dafür stehen. Deutschland ging es, vordergründig betrachtet, gut. Sogar so gut, dass man sich ca. Anfang 1936 wieder an die Entwicklung eines richtig großen Opel-Wagens wagte. Zwar war das radikale Einstampfen des ersten großen Opels (Regent, 1929, s. S. 36) durch GM vielen Opelanern noch in schlechter Erinnerung. Doch GM hatte nun wohl ein Einsehen, dass ein großer Opel den eigenen US-Produkten primär auf dem deutschen Markt wohl kaum mehr Konkurrenz machen würde. Entsprechend der neuen Opel-Militärnomenklatur wurde der neue Wagen »Admiral« getauft.

Wussten Sie schon, …

dass der Opel Olympia von 1935 der erste Pkw mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie und vorderer Knautschzone war?

Dabei gab es zunächst konstruktive Dinge zu klären. Denn ein Fahrzeug mit knapp 5,3 m Länge, ca. 3,1 m Radstand, gut 1,6 t. Gewicht und einer Zuladung von knapp 700 kg würde man (noch) nicht auf Basis einer selbsttragenden Ganzstahlkarosserie realisieren können. Zumal eine Cabriolet-Variante Bestandteil der weiteren Entwicklung werden sollte. So entschied man sich für einen traditionellen Karosseriebau mit separatem Rahmen aus Stahlkastenprofilen (inkl. zentraler Auskreuzungen zur Reduktion der Verwindung, insbesondere bei offenen Aufbauten). Der Aufbau wurde von Holzrahmenprofilen verstärkt, die mit Karosserieblechen beplankt waren. Hierbei zeigten sich die Fortschritte bei der Fertigung von Karosserieblechen der letzten Jahre. Denn ihre Formgebung war innovativ wie formschön zugleich, bestimmt durch modische Elemente aus Stromline und Art Déco. Als Antrieb fand der 3,6 Liter Reihensechszylindermotor (hier 75 PS bei 3.200 U/min.) aus dem Lastwagen »Blitz« Verwendung, der über ein Dreigangschaltgetriebe sein max. Drehmoment (hier 210 Nm bei 1.700 U/min.) an die starre Hinterachse lieferte.

image

Das viertürige Admiral Werkscabriolet war eine imposante Erscheinung. Es war durchaus mit den großen offenen Wagen von Mercedes und Horch vergleichbar, nur deutlich preisgünstiger.

image

Ein Werbemotiv für den Opel Admiral von 1937. Die idealisiert gezeichnete Silhouette des Wagens unterstrich den Anspruch und seine Eleganz.

Bereits im Februar 1937 konnte die viertürige Admiral-Limousine auf der 27. Int. Automobil- und Motorradausstellung in Berlin erstmalig präsentiert werden. Die Produktion der viertürigen Limousine (6.500.- RM) begann im Herbst 1937, kurze Zeit später gefolgt von einem ebenfalls viertürigen Cabriolet (7.100.- RM). Die gewählte Konstruktionsweise erlaubte ferner die Herstellung von fahrbereiten Windlauffahrgestellen, bei denen der Vorderwagen inkl. Spritzwand, Scheibenrahmen und Trittbrettern denen der werksseitig gefertigten Fahrzeugen glichen. Diese Fahrgestelle konnten von Kunden gekauft werden, die sich von Karosseriebaufirmen andere Aufbauten fertigen ließen. Besondern hervorheben möchte ich hier die Firma Gläser aus Dresden, die u. a. ein wunderschön gezeichnetes, zweitüriges Cabriolet karossierte. Die Fertigung des Admiral wurde im Oktober 1939 nach 6.404 produzierten Wagen eingestellt, da die Motoren für die Lastwagen vom Typ »Blitz« der Wehrmacht benötigt wurden. Denn es war Krieg!

Wussten Sie schon, …

dass Opel am 23. April 1964 den zweimillionsten Exportwagen auslieferte?

Herzlichen Glückwunsch!

image

Ein Opel-Pressebild von 1970 zeigt den Opel Manta A an der Ostseeküste in Timmendorfer Strand. Was mag typischer sein? Der Manta A verkaufte sich weltweit fast 500.000-mal!

Opel feiert 2019 zwar 120 Jahre Automobilbau. Doch 2020 gibt es noch ein weiteres Jubiläum im selben Hause zu feiern. Die Modelle Opel Ascona und Manta A werden 50 Jahre alt! Im Herbst 1970 wurden diese beiden technisch eng verwandten Modelle als »Neue Klasse« (dieser Slogan wurde vom Opel-Marketing dreist bei BMW geklaut) vorgestellt. Das Coupé Manta und die Ascona-Limousinen (beide intern als Baureihe A bezeichnet) nebst Caravan, »Voyage« genannt, sollten die große Lücke im Modellprogramm zwischen dem Kadett B (untere Mittelklasse) und dem arrivierten Rekord C (obere Mittelklasse) für den Wettbewerb in der echten Mittelklasse schließen. Eigentlich war die Entwicklung der beiden neuen Modelle als Fortsetzung der Kadett B-Baureihe ab 1971 geplant. Doch das bereits 1969 von Ford lancierte Coupé mit Namen »Capri« sowie das Marktumfeld in der Mittelklasse brachten Opel in Zugzwang.

image

Diese Werbeaufnahme aus England von 1973 zeigt alle Karosserieversionen des Ascona A auf einen Blick. Der Wagen wurde in ganz Europa sowie in den USA mit großem Erfolg angeboten und verkaufte sich rund 670.000-mal.

Kurzerhand wurde die Einführung des neuen Kadett C um zwei Jahre auf 1973 verschoben, und seine bisherigen Entwicklungsergebnisse für die vorgezogene Präsentation von Ascona und Manta in ganz Europa verwendet. Ein vordergründig kluger Schachzug, wenngleich in der Realität mehr aus der Not geboren. Der neue Opel Manta A kam am 25. September 1970 zu den Kunden, während der Ascona A erst am 20. November 1970 seine Premiere feierte. Beide Modelle waren technisch identisch. Nur ihre Karosserien waren grundverschieden. Während das Coupé Manta mit langer Front und kurzem Heck klar den damaligen Zeitgeist widerspiegelt, wurde der Ascona als klassische Stufenheck-Limousine vorgestellt. Beide Wagen zeigten, auf europäische Normen zurückgeführt, viele Elemente des damaligen US-Geschmacks, den wir heute mit den Modellen von Chevrolet mit Namen Camaro und Chevelle verbinden.

Wussten Sie schon, …

dass Adam Opel allein im Jahr 1868 rund 12.900 Nähmaschinen verkaufen konnte?

Ein Sonderfall war dabei das Caravanmodell des Ascona namens »Voyage«. Es gab diesen Kombi nur dreitürig und in vergleichsweise hochwertiger Ausstattung. Ein Novum, waren die bisherigen Caravanmodelle von Opel doch in erster Linie Lasttiere des Handwerks und nicht »Lifestylekombis«. Die Kunden sahen das ebenso und verschmähten dieses Experiment. Die Zeit war einfach noch nicht so weit. Doch die Limousine Ascona (zwei- und viertürig) wusste zu überzeugen. Eine völlig andere Zielrichtung verfolgte hingegen das Coupé Manta. Es hatte nicht nur gegen den »Capri« des »Erzfeindes« Ford (erfolgreich) anzutreten, sondern musste auch für frischen Wind im doch schon etwas angestaubten Modellprogramm von Opel sorgen. Diese Rolle übernahm der Manta souverän. Er ist übrigens bis heute enger als viele andere Modelle mit der Marke Opel verbunden. Dafür sorgten allerdings nicht die lächerlichen Mantafilme der frühen 1990er-Jahre, sondern seine zahlreichen Fans, die diesem Coupé bis heute die Treue halten. Mehr Informationen unter: www.manta-a-online.de.

Erfolgswagen

image

Ein Opel »Laubfrosch« (Typ 4/12 PS) als offener Zweisitzer Ende der 1920er-Jahre in gebrauchtem Zustand. Heute sieht man nur noch restaurierte Exemplare, die teilweise besser als neu sind.

Das »Auto für den Jedermann« oder der »Wagen für das Volk« sind nicht etwa eine Erfindungen der Volkswagenschmiede in Wolfsburg. Vielmehr war es die Firma Opel, die bereits 1924 mit einem erschwinglichen Vollwertautomobil aus Großserienproduktion den Grundstein für die Massenmotorisierung in Deutschland und Europa legte. Opel war damals erfolgreich auf dem Weg zum größten kontinentalen Automobilhersteller. Bis andere Automarken (z. B. 1936 der Fiat 500 »Topolino«) hier nachziehen konnten, liefen in Rüsselsheim bereits Wagen vom Band, die den Namen Volkswagen wirklich verdienten. Aus den vielen Modellen habe ich diejenigen herausgesucht, die aus meiner Sicht technisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich oder monetär echte Erfolgswagen waren. Dass es sich dabei um Kleinwagen aus heutiger Sicht handelt, liegt in der Natur der Sache.

Wussten Sie schon, …

dass Adam Opel 1887 insgesamt 32 Hochrad-Exemplare herstellte?

image

Wie der bereits 1935 vorgestellte Opel Olympia verfügte auch der preiswertere Opel Kadett von 1936 über eine selbsttragende Ganzstahlkarosserie.

image

Die Varianten des neuen Opel Kadett von 1938 zeigt dieser niederländische Prospekt. Von oben: Standard- und Luxus-Limousine zweitürig, Luxus-Cabriolet-Limousine zweitürig und Luxus-Limousine viertürig.

Den Anfang machte der Opel vom Typ 4/12 PS, der ab Mai 1924 im Volksmund aufgrund seiner überwiegend grünen Farbgebung schnell »Laubfrosch« getauft wurde. Während seiner siebenjährigen Bauzeit stieg die Motorleistung stetig an. 1924–1925: 4/14 PS, 1925–1926: 4/16 PS, 1926–1930: 4/18 PS sowie 1929–1931: 4/20 PS. Im Lauf der Serie wurde der zunächst nur als offener Zweisitzer lieferbare Wagen in weiteren Karosserieformen angeboten. 1924: offener und geschlossener Dreisitzer, geschlossener Lieferwagen mit Hecktür, 1925: offener Viersitzer, geschlossener Viersitzer sowie offener Luxuszweisitzer mit geändertem Heck. Der ursprüngliche Verkaufspreis halbierte sich im Laufe der Bauzeit durch eine immer rationellere Fertigung. Bis zum Juni 1931 wurden insgesamt 119.484 Opel »Laubfrosch« gebaut. Zwischen Juli 1931 und September 1935 folgten 101.563 Exemplare des Modells Opel 1,2 Liter (erstmals nach der Hubraumgröße benannt). Diesem folgten von September 1935 bis Dezember 1937 65.864 Exemplare des technisch verwandten Modells Opel P4 (P4 = Wagen für vier Personen).

image

Biederer bzw. spießiger konnte ein Pressefoto kaum sein. Doch das Häuschen und der eigene Wagen waren Traum vieler Familien. Dieser frühe Kadett A in Normalausstattung war in der Farbe »Karibagrün« lackiert, die von einigen Kunden spöttisch »Kohlrabigrün« genannt wurde.

Wussten Sie schon, …

wie man die Unterhose eines Opel-Fahrers nennt? Rüsselsheim!

Der zweite Erfolgswagen war der neue Opel Kadett mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie, der im Dezember 1936 vom technischen Berater der Opel Verkaufsabteilung Heinrich Nordhoff (ab 1948 Generaldirektor Volkswagenwerk) präsentiert wurde. Der Kadett basierte technisch auf dem knapp zwei Jahre zuvor lancierten Opel Olympia. Allerdings stammte der Motor (1,1 Liter, 23 PS) noch aus dem alten Opel P4. Zunächst wurde der Kadett zweitürig als Limousine und als Cabrio-Limousine zum selben Preis von 2.100.- RM angeboten. Im Januar 1938 folgte für 2.350.- RM eine viertürige Limousine. Im Juni 1938 schob Opel eine preiswertere Variante des Kadett (Normal-Limousine zweitürig, Typ KJ 38) für nur 1.795.- RM nach. Dieses Modell verfügte über die Vorderachse des alten Opel P4 und ihm fehlten die hinteren Ausstellfenster, Radkappen, Chromzierrat sowie die Stoßstangen. Der Wagen wurde als Antwort auf den kommenden »KdF-Wagen« (Volkswagen Käfer) auf den Markt gebracht, was von der NS-Führung nicht gern gesehen wurde. Heute wissen wir, dass der »KdF-Wagen« vor dem Krieg nicht mehr kam und der Opel Kadett ein Erfolg wurde. Bis Anfang 1940 wurden 107.608 Fahrzeuge gebaut.

image

Der Kadett A in Luxusausstattung verfügte über anders geformte Kotflügel und Grill vorn. Die Zweifarbenlackierung (Chamonixweiß mit schwarzem Dach) traf den Zeitgeschmack.

Erst im Juni 1962 gab es wieder einen Opel Kadett in Form des Modells »A«. Für seine Produktion wurde eigens ein neues Werk in Bochum errichtet. Zu Beginn gab es den völlig neu konstruierten Kadett A als zweitürige Limousine in Normal- und Luxusausstattung (u. a. mit mehr Chrom und Ausstattung). Beide Modelle verfügten über einen ebenfalls neuen Vierzylindermotor mit 1,0 Liter Hubraum mit einer Leistung von 40 PS. Im September 1962 wurde ein Coupé vorgestellt, das über andere Kotflügel und Kühlergrill sowie über einen leistungsgesteigerten »S«-Motor mit 48 PS Leistung verfügte. Die Modellpalette wurde im März 1963 mit dem dreitürigen Kombimodell (Caravan 1000) mit dem Basismotor vervollständigt, das es auch als luxuriöseres Modell »Privat« gab. Dem Wunsch der Kunden nach mehr Leistung kam Opel im September 1963 nach, indem der »S«-Motor auch in Limousinen und im Caravan zu haben war. Im Februar 1964 erhielt das Luxusmodell die Frontgestaltung vom Coupé. Ab Mitte 1963 wurden exportierte Bausätze in Südafrika, Südamerika sowie in Portugal, Belgien und Dänemark montiert. Zwischen Februar 1964 und August 1965 wurde der Kadett A auch in den USA über die GM-Tochter Buick angeboten. Innerhalb von nur drei Jahren liefen insgesamt 649.512 Kadett A vom Band. Selbstverständlich