Carl-Auer

Frank Eger

Einführung in die lösungsorientierte Soziale Arbeit

2016

1  Einleitung

Lösungsorientierung erhält, ausgehend von systemischen Grundlagen der Beratung und Begleitung, bei unterschiedlichen Trägern Sozialer Arbeit zunehmend Relevanz. Davon zeugen die entsprechenden Positionierungen in Konzeptionen von Einrichtungen und Diensten. Unterstützung erhalten diese Träger Sozialer Arbeit von Vertretern des systemischen Paradigmas der Beratung, z. B. von Paul Watzlawick. Er bezweifelte, dass Probleme eher dadurch gelöst werden, dass man sich intensiv mit ihnen beschäftigt. Insbesondere die lösungsorientiert-systemische Linie verweist in diesem Zusammenhang auf die Gefahr einer Problemtrance und praktiziert stattdessen die Auseinandersetzung mit Zielen und Ressourcen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Demgegenüber bestimmt Soziale Arbeit in einigen ihrer Theorien und Konzepte (Engelke 2004; Lambers 2013) personale und soziale Probleme als Gegenstand ihrer Disziplin und Profession. Soziale Arbeit wird infolgedessen tätig, sobald auf der Grundlage einer intensiven Problemanalyse Hilfebedarf aufgezeigt wird.

Lösungsorientierte Soziale Arbeit zeichnet sich durch das Bekenntnis aus, personalen und sozialen Systemen auf der Basis ihrer Anliegen und unter Würdigung ihrer Strategien zu helfen, ohne sie zu pathologisieren. Damit knüpft lösungsorientierte Soziale Arbeit in einer ihrer zentralen Aussagen an das »Milwaukee-Axiom« des lösungsorientierten Beratungsansatzes an (Bamberger 2010, S. 11), dem zufolge Lösungen erreicht werden, indem die Konzentration von Anfang an auf Ressourcen und Ziele gerichtet ist.

Lösungsorientierte Soziale Arbeit bedeutet mehr als eine partielle Anwendung von Instrumenten. Sie erfordert eine konstituierende Ausrichtung auf Ressourcen und Ziele. Denn lösungsorientierte Soziale Arbeit wird von der Überzeugung getragen, dass Entwicklungsaufgaben sowohl personaler als auch sozialer Systeme mit der entsprechenden Fokussierung als Herausforderung betrachtet werden können. Ressourcen werden bei lösungsorientierter Sozialer Arbeit prinzipiell als vorhanden vorausgesetzt, und im sozialarbeiterischen Handeln wird eine Erwartung darauf aufbauender Veränderung geschaffen.

Nach vorliegendem Verständnis wird lösungsorientierte Soziale Arbeit infolge der personalen und sozialen Entwicklungstatsache tätig, wonach personale und soziale Systeme in ihrer Entwicklung laufend mit Aufgaben konfrontiert werden. Im Kern widmet sich Soziale Arbeit dabei Inklusions- und Exklusionsthemen. Die Funktion Sozialer Arbeit liegt nun darin, personale und soziale Systeme in Anbetracht ihrer Entwicklungsaufgaben ressourcen- und zielfokussiert anzuregen.

Diese Perspektive birgt ein außerordentliches Potenzial für eine Veränderung Sozialer Arbeit hinsichtlich ihrer basistheoretischen Grundlegung, ihres Gegenstandes, ihrer gesellschaftlichen Funktionsbestimmung sowie ihrer relevanten Handlungsmuster.

In den folgenden Kapiteln sollen Implikationen, wie sie sich mit einer lösungsorientierten Perspektive auf Soziale Arbeit ergeben, einführend behandelt werden. Dabei werden Grundzüge aus Eger (2015b) weitergeführt und vertieft.